Warum der Dollar steigt und das Gold sinkt …

F. Malik am Dienstag, 19.10.2010 um 14:24 Uhr
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Der Dollar steigt, weil die US-Wirtschaft immer schwächer wird. Die meisten Ökonomen protestieren vehement gegen diese Auffassung, denn sie erscheint ihnen völlig absurd. Schon deshalb, weil sie an der Universität so was nicht gelernt haben.

Die Lösung ist aber ganz einfach, vorausgesetzt man kennt sich in der Schuldenwirtschaft aus. Die meisten Schulden der Welt sind in Dollars denominiert. Um Schulden zu zahlen, braucht man also Dollar. Wenn man keine hat, muss man sie kaufen. Der Dollar steigt also umso stärker, je mehr faule Dollarkredite es gibt.

Wie bekommt man das Geld um Schulden zu zahlen? Falls man keine Reserven mehr hat, indem man etwas verkauft, zum Bespiel Gold. Daher sinkt das Gold. Oder Aktien. Daher sinken Aktien. Oder Immobilien, daher sinken Immobilien. Man verkauft zu jedem Preis, denn man braucht Liquidität, weil man seine Schulden zahlen muss, und dafür Dollar kaufen muss … Das nennt man Deflation, oder ein sich selbst zerstörendes System.

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13 Kommentare

  1. A. Hirner

    Sehr geehrter Hr. Prof. Malik,

    Sie konkretisieren Ihre bereits zurückliegenden und allgemeiner gefassten Deflationsprognosen anhand der oben beschriebenen Einflussfaktoren spezifisch für den Dollar. Ich stelle als Umkehrschluss fest, dass sich deflationäre oder teildeflationäre Vorgänge auf den Dollar Raum beschränken. Welche
    Verhaltensweisen legen dann andere Währungs- und Wirtschaftsräumen an den Tag?
    Und ist eine Reduktion auf diese Einflussfaktoren nicht zu simpel geraten um solche Abläufe deterministisch zu sehen?

    Grüße aus AUT

  2. sebastian

    wieso hört eigentlich keiner zu? die von Ihnen hier vertretenen auffassungen sind doch klar und nachvollziehbar. ich habe deren richtigkeit schon lange erkannt und bin in der vergangenheit schon einige male vor schlimmen fehlern bewahrt worden – danke!
    viele meiner kollegen wollen derzeit ein haus kaufen, sich als junge familie hoch verschulden, ihre zinslast bis an die grenze ausreizen. wenn ich dann warne, u.a. mit Ihren argumenten, dann ernte ich nur kopfschütteln (von derberen reaktionen einmal abgesehen…)
    ich kann nur jedem raten, zuzuhören und danach zu handeln. es ist mir gut bekommen. ich habe sämtliche früheren verpflichtungen in aktien aufgelöst. früh aufgelöst – zum glück: der hedgefonds, in den ich damals investiert hatte (sic! jeder macht fehler), hat sich in schall und rauch aufgelöst. wenige monate, nachdem ich dort ausgestiegen bin…
    herr professor, ich danke Ihnen für Ihre weitsicht und Ihren mut, die dinge beim namen zu nennen!
    herzlichst, Ihr sebastian

  3. F. Malik

    Sehr geehrter Sebastian,

    Danke, es freut mich, dass Sie
    richtig gehandelt haben, und dass meine Informationen Ihnen dafür nützlich waren.

    Ihr F. Malik

  4. F. Malik

    Sehr geehrter Herr Hirner

    Die Deflation ist bereits im Gange und wird weltweit stattfinden,aber das Zentrum und die Ursache des Debakels sind die USA. Sie müssten mir genauer sagen, welche Wirtschaftsräume bzw. Währungen sie interessieren. Jedoch: Der Dollaranstieg wird gegenüber allen Währungen stattfinden, aber in unterschiedlichem Masse. Dies hängt von vielen Faktoren ab, die aber letztlich nur lokal von Bedeutung sind. So wird z. B. der Euro sinken, aber nicht weil der Euro als Währung schwach ist (obwohl Mainstream-Economics und Medien das so sehen werden), sondern weil im Dollar Verzweiflungskäufe stattfinden.
    Die Schuldenmechanik ist unausweichlich. Andere Aspekte spielen hier hinein, v. a. die Massenpsychologie mit Hysterie und Panik, sowie Medien, die Suche nach personifizierten Sündenböcken und viel Beschwichtigungsoptimismus. Entscheidend ist aber, den eigentlichen System-Kern zu kennen, und das ist die Schuldenmechanik.

    Ihr F. Malik

    • chris-k

      Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

      Wenn der Dollar steigt, rechnen sie dann mit einem Fall des Franken gegenüber dem Euro (Wechsel der Anleger von Franken auf Dollar), od. schätzen Sie, dass das Verhältnis Franken/Euro stabil bleibt bzw. sich sogar auf das derzeit seitens der Schweiz definierte Minimum 1:1,2 (od. eben weniger wenn möglich) nähert?
      Wenn der Dollar steigt dürfte das auch die Wechselkurspolitik der Schweiz beeinflussen, welche durch den starken Dollar dann wieder freier werden könnte – was erwarten Sie?

      Vielen Dank,
      C.K.

      • Fredmund Malik

        Dollar und Franken können können gegenüber dem Euro gleichzeitig steigen, aber aus je verschiedenen Gründen.
        Der Dollar steigt, weil man für Bedienung Tilgungn nötigen Zahlungsmittel für die in Dollars abgeschlossenen Kredite beschaffen, also Dollars kaufen muss. Franken kauft man, um Reserven in einem der politisch stabilsten Ländern zu halten. In welchem Verhältnis dies allerdings geschieht, kann ich nicht vorhersagen. Ebenfalls nicht vorhersehbar ist es, was die Schweiz gegen eine zu starke Nachfrage nach Franken unternehmen wird.

  5. Sascha

    Kia Ora Hr. Prof. Malik,

    vorab möchte ich mich für Ihre Mühen bedanken. Vor weit mehr als einem Jahrzehnt durfte ich Ihre Arbeiten auch in meiner Diplomarbeit verwenden (’sehr gut‘) – auch dafür einen Dank.

    Meine Familie lebt nun seit mehr als einem Jahr in Neuseeland, auch um kommendes eventuell abzumildern und parallel unseren Kindern einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. Ihre Meinung bzgl. Gold und Deflation ist bestechend logisch, auch wenn ich für Gold noch einen kurzfristigen weiteren Höhepunkt für möglich erachte.

    Meine Frage betrifft das Bargeld und Ihre Empfehlung dazu (bzw. wenn man Gold umtauscht noch mehr Bargeld hat). Halten Sie das Risiko Bargeld in hohen Summen zu Hause aufzubewahren für tragbar (Kriminalität) und empfehlenswert, auch in einem Fall Neuseeland und den dortigen wirtschaftlichen Verhältnissen? Also im internationalen Vergleich eine niedrige Staatsverschuldung aber hohe private Verschuldung (hier gibt es ja noch Zinserträge auf bspw. Tagesgeldkonten)?

    Herzliche Grüsse
    Sascha

  6. Sascha

    Kia Ora auf ein zweites Herr Prof. Malik!

    Ihnen wird mein allererster Eintrag wahrscheinlich verloren gegangen sein und inzwischen haben sich auch einige Fragen nach Studium des Blogs erledigt. Wenn ich aber noch einmal fragen darf, wie sehen Sie die Situation eines Landes wie Neuseeland? Die Privatsverschuldung ist dort auch Dank einer regionalen Immobilienblase hoch (Auckland), die Staatsverschuldung im Vergleich sehr niedrig.

    Herzliche Gruesse & vielen Dank fuer Ihre ausdauernden Muehen!
    Sascha

    • Fredmund Malik

      Neuseeland kenne ich zu wenig, tut mir leid.

  7. Robert Baumann

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

    natürlich haben Sie Recht: Die meisten Schulden in der Welt sind in $ fakturiert und deshalb wird diese Währung noch einmal eine hübsch anzusehende, gewaltige Scheinblüte erleben. Dies denke ich schon seit Langem, exakt seit dem Jahr 1987, wo ein erstes Wetterleuchten mich dazu bewog, mich aus allen staatlichen Schuldpapieren zu verabschieden. Stattdessen präferierte ich in wachsendem Maße Gold, zuletzt massiv 2008, und stehe heute besser denn je da (bei Kaufkursen von 380, 620 und 870$/Feinunze) Nur was soll ich jetzt machen? Ich dachte mit diesem Polster meinen Lebensabend zu finanzieren – ich bin inzwischen 59 Jahre alt. Und mir war dabei immer klar, daß auf Inflation gewissermaßen naturgesetzlich Deflation folgen muß. Davor schützt mich auch all mein Edelmetall nur bedingt. Insgeheim hoffe ich noch immer auf die sog. „Goldene Lösung“, von der doch schon vor vielen Jahren u.a. James Baker (US-Finanzminister) fabulierte. Was halten Sie davon? Könnte sie kommen?

    Herzliche Grüße aus Nürnberg
    Robert B.

    • Fredmund Malik

      Ich kann Ihnen keinen Rat geben, weil ich Ihre Umstände viel zu wenig kenne. Aber ich kann Ihnen sagen, was ich tun würde: Alles ausser 15% (als absolute Notreserve in kleinen Stückelungen) glattstellen .. Sie haben einen enormen Gewinn auf ihren Beständen, den sie in Cash am ehesten über die Zeiten retten.
      Es gibt Variationen: Warten Sie bis der Kurs unter 1300 geht.Dann ist ihr Gewinn immer noch hervorragend. Sie sehen dann aber klarer, ob meine Überlegungen stimmen oder nicht.

      • Robert Baumann

        Sehr verehrter Herr Prof. Malik,

        danke für Ihre Antwort. Meinen Sie mit Cash Noten der Zentralbanken (EZB, Schweiz, USA ect.)
        womöglich als effektive Stücke fern des kränkelnden Bankensystems? Dies ist nämlich derzeit Teil meiner Strategie (ca. 10% meines Gesamtvermögens halte ich auf diese Weise , Bank-konten habe ich im Inland wie im Ausland fast vollständig liquidiert).
        Fällt Ihnen noch etwas zur sog. „Goldenen Lösung“ ein? Die Staaten dieser Welt sind zu allem fähig – grenzenlos!
        Wußten Sie übrigens, daß der deutsche Staat längst deflationäre Zeiten antizipiert hat, in denen
        wir kurzzeitig zur primitiven Tauschwirtschaft zurückkehren werden? Nun, dann lesen einfach mal nach im § 1 Abs. 3a des ZollVG. Dort liest man „Edelmetalle und Edelsteine sind den Barmitteln (vulgo: Bargeld) gleichgestellt“. Mir wurde dies Anfang des Jahres zum Verhängnis.
        Liebe Grüße
        R. Baumann

        • Fredmund Malik

          So gut wie alle Ihre Fragen sind in vielen Postings bereits beantwortet. Daher nur kurz: ja, Noten, fern vom Bankensystem.
          Gold u. a. Edelmetalle werden stark sinken. Eine „Goldene Lösung“ halte ich zur Zeit noch für wenig wahrscheinlich.
          Die Herausforderung liegt derzeit weniger an Währungen und Zahlungsmitteln, als viel mehr in der Bewältigung der Schuldenberge.