Unisono Aufschwungs-Euphorie

F. Malik am Sonntag, 26.12.2010 um 11:46 Uhr
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Mit wenigen Ausnahmen gehen die Ökonomen weltweit erneut ins Risiko, die Lage falsch einzuschätzen und damit Regierungen irrezuführen. Sie glauben an das Ende der Krise und an die Fortsetzung des Aufschwunges – so praktisch unisone in Deutschland und Amerika. Schön, wenn dieser Plan A eintritt.
Weit und breit ist in der öffentlichen Diskussion aber kein Plan B zu erkennen. Was, wenn Plan A nicht eintritt? Für jede Dorffeuerwehr gehört die Erstellung eines B-Planes zur elementaren Pflichtausbildung Zum Denkzeug heutiger Ökonomie und darauf gestützter Regierungsberatung scheint das nicht zu gehören. Das ist einer der Gründe, weswegen die Ökonomen noch im Juni 2008 einhellig 3% Wachstum für 2008 vorhersagten.

In meinem vorherigen Posting plädiere ich für Geschichtskenntnisse. Daraus wäre zu lernen, dass es in jeder bisherigen Krise nach dem ersten Absturz (1. Akt) eine Erholungs- und Aufschwungphase (2. Akt) gab. Danach erst begann aber die eigentliche Krise erst, ihr 3. Akt, der die Welt bisher regelmässig ins Chaos stürzte. Ein Plan B ist also eine zwingende Vorbereitung für richtiges Handeln und auch für das Überleben.

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7 Kommentare

  1. Christian A. Wittke

    Ich teile Ihre Ansicht; der mainstream klammert jedwedes Scheitern vollkommen aus; liegt das nun an einem Mangel an Intelligenz oder eher daran, daß im Korsett der neoliberalen Globalisierung kein Raum für laterales Denken ist? Der gute Feuerwehrkommandant hätte auch noch Plan C im Hinterkopf und über flexible Varianten der Pläne B und C bereits nachgedacht, bevor Muster A alle Werte verliert.

    • Fredmund Malik

      Beides spielt mit. Vieles liegt auch am beinahe unbeschränkten Machbarkeits-Glauben, denn vordergründig und scheinbar haben die bisherigen Massnahmen ja gewirkt. Also macht man „mehr vom selben“. Inwiefern die Massnahmen für die Erholung kausal sind, wird so gut wie gar nicht diskutiert. Deswegen ist auch das fast blinde Vertrauen in die Fachkompetenz der Wirtschaftswissenschaften wieder zurückgekehrt. Schon früh hat gerade Friedrich von Hayek von der Anmassung der Wirtschaftswissenschaften gesprochen und auch Peter Drucker hat eine ähnliche Meinung gehabt.

  2. Rolf Mayenberger

    Die Menschen stellen nach wie vor die falschen Fragen Herr Malik. Es ist ihnen wohl in der jetzigen Situation, denn ihr „Vermögen“, ihre Illusionen funktionieren doch nach wie vor. Wer schon in einer Normalverteilung „System Mensch“ denkt an einen Plan B, wenn das Wasser aus dem Hahnen kommt, die Regale der Supermärkte jeden Tag gefüllt sind… Das taten (geschichtlich) und tun nur ein paar Wenige. Die Politik ist ein Getriebener ihrer eigen prouzierten Systeme, was heisst es an die Wahlurne zu geben – man gibt seine Stimme ab, in eine Urne, man begräbt sie – nichts anderes. Was sind unsere poltischen „Eliten“, es sind doch nur noch degenertierte, sich selbsterhaltenden Lobbyisten. Es ist ein Morast – und ich bitte meine drastischen Worte zu entschuldigen, aber mir fällt da nichts besseres mehr ein. Wir müßten nur einmal die richtigen Fragen stellen, WAS wollen wir denn wirklich? Konstrukt Mensch. Was nutzen dies volkswirtschaftlichen Konstrukte jeglicher Couleur von Hayek über Mises, über Keynes! Es sind Zwecksysteme um bestimmte Umverteilungen zu ermöglichen. So würden Poltiker den Weg des ewigen Verteilens und Umverteilens nicht mehr gehen – würden sie nicht mehr gewählt. Ich bin mir sicher, Frau Merkel und ihre Vertreter weltweit wissen sehr wohl, was hier kommen wird. Jedoch, verkaufen könnten sie das niemandem, weil der Mensch dies eben nicht hören will. Dafür ist NOCH viel zu wenig passiert. So wandern wir weiter von der Finanzkrise zur Wirtschaftskrise, zur Materialismuskrise, zur Kapitalismuskrise, zur finalen SINN-krise. Welche die schwerste werden wird.

    Die kommende Deflation wird nach meiner Auffassung die härteste die wir geschichtlich je gehabt habe. ALLES ist systemisch vernetzt, hochkomplex, eben weil die Politik NIE die Systeme gesunden lies – es wäre den Wählern nicht zu verkaufen gewesen. Das ist das Novum an einer „Demokratie“. Nur lösbar durch die harte Erfahrung in der Nachbetrachtung. Man hätte heute noch die Chance die Systeme kontrolliert step by step herunter zu fahren. Macht man aber aus beschrieben Gründen nicht, NEIN, man spannt die gleichgeschalteten Medien ein zur großen „Vertrauens-system- lüge“. Man lässt die richtigen Fragen gar nicht zu, denn die Antworten wäre nicht gerade erfreulich.

    Den Plan B und C haben schon etliche Menschen, die Masse aber nicht. Hatte sie geschichtlich nie – aus purer Bequemlichkeit wie ich anmerken darf. Zentrales heizen ist bequem.

    Ich würde mich freuen, wenn Ihnen mehr zuhören würden Herr Malik. Vor allem die Entscheider, denn ansonsten werden die Fallhöhen nur noch größer. Längst ist es keine Frage mehr des „ob oder nicht“ sondern nur noch „wann“.

  3. Fredmund Malik

    Für ein erstes Umdenken und Umschwenken genügt die „kritische Zahl“ der Entscheider. Wo diese genau liegt, lässt sich vorerst nicht genau bestimmen, aber 10% genügen für einen Beginn der Richtungsänderung. Da ich mit solchen Menschen fast täglich zu tun habe, auch ausserhalb Europas, bin ich zuversichtlich. Denn sobald solche Personen von den neuen Methoden und Instrumenten Kenntnis erhalten, mit denen „Mega-Change“ gerade in vernetzten „Mega-Systemen“ herbeigeführt werden kann, ändern sie sehr schnell ihre bisherigen Meinungen. Viele dieser Personen haben dieselben Sorgen um die Zukunft und sehen die Fakten mehr als deutlich. Jedoch fehlen ihnen die Informationen über die Mittel und Wege. Sie wissen auch, dass mit herkömmlichen Denkweisen keine Lösungen möglich sind. Daher sind sie aufgeschlossen gegenüber den Neuerungen. Viele sehen darin die Rettungsringe, oder sogar die „Arche Noah“ für die Neue Gesellschaft.

  4. H-Wilhelm Meyer

    Sehr verehrter Herr Malik, nachdem ich Sie auf dem Willow Congress in Karlsruhe gehört habe, verfolge ich Ihren Blog und habe erste Bücher erstanden. Als Leiter eines Familienunternehmens mit Lebensmitteln und eines Dienstleisters, bin ich seit jeher auf der Sinn-suche, um andere Wege zu gehen. In Verantwortung vor Gott und den Menschen muß es einen Weg geben, den Mitarbeitern und der Umgebung so zu dienen, das alles harmoniert. Da wir nur ein kleines Familienunternehmen haben, können wir uns teure Lösungen nicht leisten. Wo ist der Ansatz um den 3.Akt zu überstehen. Ich habe das Gefühl, das nur noch der richtige Auslöser gesucht wird, um zu beginnen. Herr Malik, auf was oder wen sollen wir unser Augenmerk richten.
    Hochachtungsvoll Heinz-Wilhelm Meyer

    • Fredmund Malik

      Besten Dank, Herr Meyer. Auf meinen Vortrag auf dem Willo Congress habe ich enorm viele ähnliche Reaktionen bekommen, die mich alle sehr freuen. Schicken sie mir die wichtigsten Eckdaten Ihrer Firma, dann kann ich Ihnen vielleicht ein paar Hinweise geben. Vor dem 10. Januar wird das aber eher nicht sei, daher bitte ich um etwas Geduld.

  5. Herbert Zech

    Sehr geehrter Herr Malik!

    M. E. müssten die Banken bereits real negative Zinsen verrechnen. In einer deflationären Situation müsste m. E. über einen sehr langen Zeitraum Bilanzverkürzung betrieben werden bis auf der Aktivseite die aufgeblasenen Werte den tatsächlichen realen Werten entsprechen.
    So ist es. Der Zeitraum wird eher kurz sein, denn die Abschreibungen werden schockartig erfolgen müssen.
    Die Passivseite (Schulden, Sparguthaben der Bevölkerung sind Schulden der Banken) wird dabei ebenfalls verkürzt. Dies sollte durch erhöhte jährliche Abschreibung der aufgeblasenen Werte (Teilwertabschreibung, Wertberichtigung) und durch die Erträge, die sich durch die Negativverzinsung der Schulden ergeben und somit die Schulden verkürzen, erfolgen.
    Unter anderem muss der Staat die Sparguthaben unlimitiert garantieren, sowie auch Pensionsguthaben und ähnliche nominelle Forderungen.

    Den Menschen zu kommunizieren, dass sie für ihre Schulden/Sparguthaben Negativzinsen erhalten werden, wird allerdings sehr schwer zu verkaufen bzw. nicht umsetzbar sein. Deshalb kommt es nur zur den Abschreibungen und Wertberichtigungen auf der Aktivseite der Bilanzen und die Schulden/Sparguthaben werten sich auf. Dies funktioniert nur bis das Eigen- und Nachschusskapital durch die abschreibungsbedingten Verluste aufgebraucht ist. Danach bzw. schon vorher müssen neue Lösungen her – so wie Sie sie beschreiben. Ich werde ihre diesbezüglichen Ausführungen genau durchlesen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Herbert Zech