Keine Angst vor Inflation

F. Malik am Montag, 24.01.2011 um 22:44 Uhr
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Keine Angst vor Inflation

In vielen Postings wird eine Inflation befürchtet. Dazu drei Hinweise:

1. Die für die Zukunft befürchtete Inflation hatten wir in der Vergangenheit. Sie trat in Form der verschiedenen Bubbles auf – in Aktien, Immobilien, Rohstoffen usw. Da und dort ist sie noch im Gange, aber in den letzten Zügen.

2. Würde eine neue Inflation beginnen, würden wir das rechtzeitig genug sehen, denn Inflationen (ausser in Form einer Währungsreform) kommen nicht über Nacht. Deflationen können aber aus dem heiteren Himmel kommen. Daher sind sie viel gefährlicher.

3. Die meisten wissen, wie man sich in einer (moderaten) Inflation richtig verhält, denn damit haben wir Erfahrung und darüber haben wir auch im Studium an den Universitäten gelernt. Aber kaum jemand hat Erfahrung mit einer Deflation, denn die letzte war in den 1930er Jahren. Wer diese Zeit bewusst und aktiv erlebt hat, ist heute weit über Neunzig. Daher werden die meisten keine Ahnung haben, wie man in einer Deflation handeln muss.

Es wird sein, als würde man in Sekunden nach England in den Linksverkehr gebeamt.

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12 Kommentare

  1. Desiree

    Super Seite, sehr informativ und schoen gemacht.

  2. Günther Czerkus

    Guten Tag Herr Prof. Malik,
    offensichtlich gibt es genügend Menschen, die weder das eine noch das andere fürchten.
    Haben die sich in ihrem System verrannt oder ist es Absicht? Wissen sie noch, was sie tun?
    Oder handelt es sich um eine gezielte Falschmeldung?

    Vielen Dank für Ihre Beiträge und Antworten
    Günther Czerkus

    [Fredmund Malik:] Es gibt nur wenige, die sich in der Wirtschaft gut genug auskennen, um sich zurechtzufinden, vor allem auch in der Wirtschaftsgeschichte, denn ohne diese tut man sich besonders schwer. Mit gezielten Desinformationen ist auch zu rechnen, aber die Meinungen sind weit von Unkenntnis als Absicht geprägt.

    CEO Survey 2011: Optimismus weltweit, Euphorie bei deutschen Managern

    Davos, 25. Januar 2011
    14th Annual Global CEO Survey von PwC: Zuversicht der weltweiten Managementelite erreicht Niveau der Boomjahre / Nur Inder sind optimistischer als deutsche CEOs / Wachstumsrisiko Rohstoffknappheit

    Die globale Managementelite beurteilt die Wachstumsperspektiven für 2011 und die kommenden Jahre so optimistisch wie seit 2007 nicht mehr. Dabei gründen sich die Hoffnungen auf Umsatzsteigerungen in erster Linie auf die Konjunkturentwicklung in China und in anderen großen Schwellenländern. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „14th Annual Global CEO Survey 2011“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, die im Rahmen des World Economic Forum in Davos vorgestellt wird.

    [Fredmund Malik:] Wir werden sehen, wie es kommt. Ich glaube dieser Studie nicht.

  3. Thomas Schreier

    Sehr geehrter Herr Malik,

    wenn ihre Prognosen eintreten und es zu einer Deflation kommt, wie müsste dann gehandelt werden (seitens der Regierungen, Kommunen, Unternehmen und der privaten Haushalte), wie wird ihrer Meinung nach gehandelt werden und welche Auswirkungen wird dieses Handeln haben?

    Herzlichen Dank für die wertvollen Informationen die Sie über diesen Blog allen Interessierten zugänglich machen, sowie die Klarheit und Präzision ihrer Aussagen.

    Thomas Schreier

    • Fredmund Malik

      Das sind viele Fragen auf einmal. Ausführliche Antworten auf einige würden Sie in meinem neuen Buch „Strategie“ finden.

      Hier daher nur kurz: Liquidität halten, um zahlungsfähig zu bleiben, und immer günstiger kaufen zu können. Jede unnötige Ausgabe aufschieben, Verträge neu verhandeln und günstiger abschliessen, die Aktivseite der Bilanz auf Werthaltigkeit und Einbringlichkeit prüfen. Die neuen Strategien (siehe Buch) anwenden, und vor allem unsere Syntegrations-Verfahren frühzeitig zur Anwendung bringen.

      Tut mir leid, dass dies nach „Verkaufen“ klingt, aber wir haben genau für die bevorstehenden Zeiten rechtzeitig unsere Tools entwickelt. Daher will ich gar nicht etwas verkaufen, wohl aber möglichst viele darüber informieren, dass es neue Tools gibt.

      • M. Stepanik

        Sehr geehrter Herr Professor Malik,

        Ihr Buch habe ich bestellt, trotzdem eine Frage.

        Ihre Empfehlungen scheinen mir jene Verhaltensweisen zu sein, die das allgemeine Verhalten in einer Deflation und somit quasi die Deflation an sich beschreiben.

        Gibt es keine bessern Möglichkeiten als in dieser Negativspirale die Deflation noch weiter zu verstärken und so auch zu verlängern.

        Liebe Grüße aus Wien,

        M. Stepanik

        • Fredmund Malik

          Sie beschreiben zutreffend das klassische Dilemma der Wirtschaft: Was auf der Mikroebene für den Einzelnen zwingend und richtig ist, führt auf der Makroebene zur Katastrophe. So ist es im herkömmlichen Denken der Ökonomie. Aber vielleicht ist sie ja falsch und benützt das als Ausrede, statt Wege aus dem Dilemma zu finden. Man hätte eben vorher die Fehler des Schuldenmachens und der sinnlosen Anbetung der Finanzwirtschaft vermeiden sollen, dann wäre die heutige Situation gar nicht entstanden.

          Aber es gibt durchaus Lösungen. Im vorausgehenden Blog habe ich die Lösung beschrieben, aber diese ist eben keine ökonomische, dafür eine wirksame, passt aber nicht in das heutige Denken, sonder gehört zu dem, was ich die Neue Welt nenne. In meinem Buch werden Sie mehr dazu finden.

  4. Henning

    Guten Tag Herr Malik,

    „Es wird sein, als würde man in Sekunden nach England in den Linksverkehr gebeamt.“
    Wenn ich ihrem Vergleich folge, dann ist es eigentlich völlig unerheblich wie vorausschauend ich fahre und wie gut ich mich dieser Situation anpassen kann. Es reicht ja schon ein Unfall und der ganze Verkehr ist lahm gelegt. Können sie mir aufzeigen wie ihre Handlungsweise hier ansetzt? Das Beispiel zeigt nur, dass wir alle in einem Beziehungsgeflecht leben, in dem es egal ist wer der schnellste und klügste ist, da es alle berührt.
    mfG Henning

    • Fredmund Malik

      Im Bild bleibend: Es genügt die Information „Wechsle die Fahrspur!“ – Ein bit an Information, und schon ist alles in Ordnung und der Flow stimmt wieder. Nach diesem Muster arbeiten die Tools für das Meistern von Komplexität, z. B. unsere SuperSyntegrations-Methode. Systeme werden durch ihre innere Kybernetik, d. h. die Regelkreise gelenkt. Hier sind die Schalthebel, die man herumlegen muss, damit das System urplötzlich in eine andere Dynamik kommt.

  5. Thomas T.

    Sehr geehrter Herr Professor Malik,

    Ihre Argumentation für das sehr wahrscheinliche Eintreten einer deflationären Phase aufgrund des durch hohe Verschuldung erzeugten Wirtschaftswachstums der letzten Jahre ist stringent und plausibel. Ein Aspekt ist mir persönlich allerdings bislang in Ihren M.o.M Publikationen und in Ihren Blogs zu vage geblieben (vielleicht habe ich das aber auch nur übersehen): Die nicht unwesentliche Unterscheidung zwischen Staatsschulden auf der einen Seite und den Schulden der Unternehmen und Privathaushalte auf der anderen Seite.

    Es gibt Länder, dazu gehören v.a. die USA, in denen sowohl die öffentlichen als auch die privaten Schuldner gleichermassen in unverantwortlicher Weise auf Kredit gewirtschaftet haben. Es gibt allerdings auch Länder, in Europa etwa Italien, in denen die hohen Staatsschulden zwar zurecht kritisiert werden dürfen, in denen aber gerade die Privathaushalte eine außergewöhnlich geringe Verschuldung aufweisen (zumindest lt. offiziellen Statisken).

    Mein Gedanke hat folgenden Hintergrund: Wird von den richtigen Massnahmen auf eine drohende Deflation gesprochen, so werden – nach meiner Wahrnehmung – im allgemeinen nur die probaten Handlungsweisen für Unternehmen und Privathaushalten dargestellt, d.h. insbesondere Schulden rasch tilgen, unnötige Vermögenswerte liquidieren und Bargeld solange horten bis die Sachwerte (Immobilien, Aktien) auf etwa 10-30% des heutigen Standes gesunken sind.

    Frage:
    Wie werden Ihrer Meinung nach aber die (a) wahrscheinlichsten Handlungsweisen der öffentlichen Hand aussehen, wenn selbst den blauäugigsten Politikern und Wirtschaftsweisen klar werden wird, daß die Deflation in Europa und in den USA Realität ist? Und welches wären im Gegensatz dazu die (b) richtigen Handlungsweisen?

    Vielen Dank und freundliche Grüsse

    Thomas T.

    • Fredmund Malik

      Zur Zeit versuchen Regierungen die Staatshalte auf zwei Wegen zu sanieren, durch Sparen und durch Wirtschftswachstum. Beides wird heute in der früheren Weise nicht mehr gelingen, weil die Zeiten und Bedingungen anders geworden sind, was
      aber fast niemand bemerkt oder nicht wahrhaben will.
      Sparmassenahmen strangulieren die Wirtschaft. Wachstum ist illusorisch. Warum: Überkapazitäten, Konsumsättigung, Konsumverzichtsmöglichkeiten; unsichere Zukunft, daher sparen. Wenn die Einsicht kommt,dass es so nicht geht, werden viele Regierungen zu konfiskatorischen Lösungen greifen. Verbot von Aktienbeständen in Pensionsdepots, weil „Aktien doch so riskant sind“, das wir die Sprachregelung sein, dafür T-Bonds, „weil diese doch so sicher sind“ – und eben den Staat sanieren. Zwangsanleihen anderer Art, in letzer Konsequenz Goldbesitz verbieten und Ablieferung vorschreiben wie 1933. Aufgehoben wurde das erst 1974. Es hat die Reichen getroffen, denn die gewöhnlichen Bürger hatten damals kaum nennenswerte Bestände.
      Richtig ist: Eine durchgreifende Reform aller gesellschaftlichen Organisationen, damit diese doppelt so gut funktionieren, aber nur die Hälfte des Geldes brauchen. Das ist möglich und von uns mit den neuen Tools der Syntegrationsverfahren bereits mehr als 500 mal gemacht worden, z. B. bei der Haushalts-Sanierung einer deutschen Stadt, vorwiegend aber Wirtschaftsunternehmen. Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Kommunen und Verwaltungen sind heute nicht mehr zeitgemäss organisiert. Dort liegt ein bisher völlig unerkanntes Potential. Mit weiterer Geldzufuhr werden die alten Zustände weiterhin finanziert und verfestigen sich noch mehr. Man muss ihnen also das Geld kürzen, damit sie die kostenlosen Ressourchen Intelligenz und Kreativität zu nutzen beginnen. Mit neuen Methoden geht das hervorragend. Mehr siehe in meinem aktuellsten Buch über „Strategie“.

      • Thomas Schreiber

        Sehr geehrter Prof. Malik,

        es ist schon sehr erstaunlich einerseits und erschreckend andererseits, wie sehr Ihre Erfahrungen und Ergebnisse in der großen Politik unterdrückt und mißachtet werden.
        Leider ist es wie mit so vielem z.B. der Medizin, das was wirklich wichtig ist wird durch die Mainstream Journalisten nicht verbreitet. Wenn ich mir die Vereidigungsformel der Minister und der Kanzlerin in Deutschland ansehe, „alles zum Wohle des deutschen Volkes“ sieht man wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderdifferieren. Da tut es gut zu Wissen, das es Männer und Frauen gibt die mahnend die Stimme erheben und in der Lage sind Alternativen aufzuzeigen und zu begründen. (fundierte Begründungen für die kopflosen Aktionen der Regierungen weltweit habe ich, im Gegensatz zu Ihnen, nirgends gefunden). Ich wünsche Ihnen die Kraft durchzuhalten uns Allen zum Nutzen.

        PS. Beste Grüße an Mario Colombo

        • Fredmund Malik

          Meine Ansichten sind einigen der wichtigen Politiker seit längerem bekannt und sind von diesen auch verstanden.
          Sie werden nicht unterdrückt, sondern man weiss nicht, wie man damit umgehen soll, denn es fehlt heute in der Politik schlichtweg die organisatorische „Maschinerie“, um grundlegend Neues überhaupt wirksam aufzugreifen. Selbst die besten Politiker können ohne geeignete Systeme kaum etwas bewegen, so wie ein Autorennfahrer ohne das beste Auto kein Rennen gewinnen kann.