Soziale Kernschmelze oder Neues Wirtschaftswunder

F. Malik am Sonntag, 09.01.2011 um 10:48 Uhr
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Soziale Kernschmelze oder Neues Wirtschaftswunder

Die erste volle Arbeitswoche 2011 beginnt. So gut wie alle Finanzmärkte sind überrreif für massive Rückschläge von vorerst 20, 30 und mehr Prozent. Der Dollar hingegen wird rasant steigen. Die Schuldenkrise wird voll wirksam. Ihr Zentrum sind die USA sowohl im öffentlichen wie in den privaten Bereichen. Die Deflation verstärkt sich weltweit massiv.

Aber die Krise ist keine ökonomische, sondern eine gesamgesellschaftlich-systemische. Die ökonomischen Mainstreamtheorien müssen als Krisenerklärung aufgegeben werden. Weiter festzuhalten an diesen Träumereien aus dem vorigen Jahrhundert und aus geschützten Werkstätten von Akademia , verschärft die Krise. Fast alles wird anders kommen, als Mainstream-Ökonomen und -Kommentatoren bisher meinen. Mit ihren Mitteln können sie den den Charakter der Krise nicht verstehen.

Daher hat so gut wie niemand aus dem Mainstream-Lager auch nur die Spur von Lösungen. Diese kommen aus einem systemisch-kybernetischen  Verständnis und sind deshalb auch durchschlagend wirksam. Sie sind eine neue Sozialtechnologie des Meisterns der geschichtlich grössten wirtschaftlich-gesellschaftlichen Transformation. Soziale Kernschmelze oder Neues Wirtschaftswunder? Die Methoden entscheidet es … Mehr dazu in meinem neuen Buch, das ab 17. im Handel ist, sowie auf unserer Website, im Management Letter und Malik Journal.

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15 Kommentare

  1. Michael Iff

    Sehr geehrter Herr Malik,

    sind nach Ihrer Ansicht Unternehmen wie Google oder Facebook wesentlicher Bestandteil bzw. sogar treibende Kraft eines „Neuen Wirtschaftswunders“, oder sind es eher die technischen Fortschritte im Nanotechnologiebereich, die sehr wahrscheinlich die Energiekosten (zb durch hocheffiziente Sonnenkollektoren) ins Bodenlose fallen lassen bzw. der BioTech Bereich und die Genforschung die den Umgang mit Krankheiten wesentlich ändern werden?
    Einen entscheidenden Beitrag zur Wohlstandsentwicklung hatte Einführung der Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die eine neue Form des Wirtschaftens ermöglichte – werden wir in Zukunft auch auf institutioneller Ebene Veränderungen benötigen? Und wie könnten diese aussehen?

    Danke & mit besten Grüßen

    Michael Iff

  2. Robin

    Ich bin gerade eben durch Zufall auf den Blog gekommen. Gefaellt mir ziemlich gut.

  3. oliver koepke

    Sehr geehrter Herr Professor Malik,
    ich stimme Ihnen zu, dass die Maerkte vor einer Korrektur stehen sollten.
    Aber wieso wird der USD steigen, wenn die USA das Zentrum der Schuldenkrise sind?
    Ist das Vertrauen in den EUR so gering geworden?
    Vielen Dank.
    Mit freundlichem Gruss
    Oliver Koepke

    • Mihajlo Jurišić

      Schulden sind im US$ – die nachfrage steigt

  4. Andreas Leopold

    Sehr geehrter Herr Malik,
    ein mögliches neues Wirtschaftswunder macht insbesondere den Deutschen Mut, weil ein solches ja schon nach dem 2. Weltkrieg erarbeitet wurde und den Generationen seither eigentlich nur stetig wachsenden (zumindest gefühlten) Wohlstand gebracht hat.
    Wo soll aber das neue Wirtschaftswunder herkommen: In dem von Ihnen beschriebenen Deflationsszenario werden eigentlich alle Asset-Klassen an ´Wert´ verlieren, so dass Lebensversicherungen, das eigene Häuschen, die vermietete Immobilie, Anleiheportfolien oder Aktien (und mit Einschränkungen auch Gold & Silber) als langfristige Absicherung für das Alter immer weniger sinnvoll sind. Außerdem haben viele Menschen in erheblichem Umfang langfristige Forderungen an die Soz.-Vers.-Systeme (Renten- & KrankenVers.) aufgebaut, die mittelfristig bestimmt auch einen größeren Teil der gemachten Zusagen nicht mehr werden einhalten können.
    Außerdem scheinen mir Ihre Aussagen in diesem Blog auch eine Währungsreform (welcher Ausgestaltung auch immer) immer weniger auszuschließen.
    Deshalb meine Frage: Wo soll das Wirtschaftswunder herkommen, wenn eigentlich zunächst eine ´Enteignung´ (der heute gefühlte Wohlstand wird sehr drastisch sinken => soziale Kernschmelze) der breiten Mittelschicht der Bevölkerung bevor steht.
    Aus meiner Sicht wird erst im Anschluss (s. Spätphase der Deflation) daran wieder eine Aufbruchstimmung erzeugbar sein, die den Menschen Hoffnung gibt, den eigenen Lebensstandard durch harte Arbeit zu steigern und Vermögen aufzubauen.

  5. Jürgen Knoll

    Herr Malik, Sie prognostizieren seit vielen Monaten das rasante Ansteigen des Dollars und eine massive Deflation. Hauptgrund sind die weltweiten Schulden, die in Dollar bedient werden müssen. Das klingt plausibel und müsste eigentlich jedem Ökonomen einleuchten.

    Zwei Fragen von einem Nicht-Ökonomen: Wer genau sind die Schuldner mit Dollar-Krediten und wer die Gläubiger? Und warum müssen die Schulden in nächster Zeit so plötzlich zurückgezahlt werden?

    Herzlichen Dank für Ihre Antwort vorab.

    • Fredmund Malik

      Die Gläubiger sind in ihrer Ganzheit nicht erfassbar. Das ist Element der Komplexität der Neuen Welt. Aber es gehören dazu etwa China, Pensionskassen, Versicherungen uvm.
      Warum zurückzahlen? Weil die Schulden durch die ursprünglichen Sicherheiten nicht mehr gedeckt sind, und weil die Gläubiger ihrerseits wiederum Schulden haben, die ebenfalls notleidend werden – die Kettenreaktion, die systemisch im Wirtschaftssystem programmiert ist.

  6. Tobias Illig

    Lieber Prof. Malik,

    dass die Krise nur ein Symptom einer gesamtgesellschaftlichen Transformation ist, ist bekannt. Ulrich Beck benennt in „Weltrisikogesellschaft“ die wesentlichen Themen, die uns global beschäftigen werden und Otto Scharmer vom MIT beschreibt in Theorie U die notwendige Form des Umdenkens, die wir dazu brauchen. Konkret: Was liefert Kybernetik, Bionik und Systemtheorie direkt an Lösungen? Dass alles komplex (nicht kompliziert!) zusammenhängt, ist volkstümlich bekannt. Was aber sind praktische Lösungen aus Ihrer Sicht? UgUs sind nur betriebswirtschaftliche Formeln für (!) Nachhaltigkeit und gegen (!) den kurzfristigen Shareholder-Value. Damit bin ich einverstanden. Das ist nur ein Rädchen aus Sicht der BWL im komplexen Gefüge der Welt. UgUs lösen keine Finanzkrise, keine Klimakatastrophe, keine demographische Krise, produzieren nicht mehr Kinder für ein gesundes Bevölkerungswachsum, lösen keine Integrationsprobleme, keinen Burn-Out von Managern, kitten keine Korruption, sorgen nicht für soziale Solidarität und machen die Welt nicht paradisischer. Oder doch? Was sagen Sie dazu?

    Kritisch-kollegiale Grüße,
    Tobias Illig

    • Fredmund Malik

      Sehr geehrter Herr Illig
      Sie haben Recht: Beschrieben wurde von Vielen Vieles – nicht immer zutreffend, aber relevante Facette sind häufig auch darunter. Überwiegend kommt es zu spät und meistens sind es herkömmliche Denkweisen.

      Es fehlen aber die Lösungen! Bisherige ökonomische und Regierungsmassnahmen und so gut wie alle Vorschläge in diese Richtung sind nicht die Lösung, sondern diese sind das Problem. Die vor sich gehende Grosstransformation von Wirtschaft und Gesellschaft erfordert Lösungen auf der Ebene der Funktionsfähigkeit aller Arten von gesellschaftlichen Organisationen, seien es Unternehmen, Krankenhäuser, Universitäten oder die Verwaltung. Die Krise ist massgeblich eine systemisches Versagen der Institutionen, insbesondere auch jener der Demokratie.

      Diese Lösungen habe ich mit meinen Leuten erarbeitet und nach jahrelanger Entwicklungsarbeit und Praxis-Erprobung funktionieren sie mit beinahe magischer Präzision und Zuverlässigkeit.
      Lösungen mobilisieren soziale Energie, sofortigen Stimmungsumschwung, sie vervielfachen die Wirkkraft der obersten Führungsorgane exponentiell, beschleunigen Entscheidungen um bis zum 100fachen und verstärken Teams um mehr als das 80fache. Zum Wichtigsten gehört, dass meine Lösungen mit „Lichtgeschwindigkeit“ funktionieren – Innerhalb von 3 Tagen transformieren wir eine Organisation und innerhalb von wenigen Wochen einen Grosskonzern oder eine Stadt.

      Möglich ist das durch eine neue Anwendung der Komplexitätswissenschaften, so wie ich sie verstehe: Systemik, Kybernetik und Bionik.
      Bezeichnend ist, dass Länder wie China und Brasilien diese neuen Lösungen schneller einsetzen, als Deutschland.

      In meinem soeben erschienenen Buch „Strategie: Navigieren in der Komplexität der Neuen Welt“, Campus, finden Sie mehr.

  7. Oliver

    Hallo Herr Malik,

    ich verstehe nicht wie sie zu der oben beschriebenen Aussage kommen. Ich sehe derzeit keinerlei Deflation. Ganz im Gegenteil: Rohstoffe steigen erheblich in letzter Zeit. Dies ist normalerweise ein Vorbote der Inflation. Ich kann mir eine Stagflation vorstellen, aber eine Deflation sehe ich nicht.

    Ich vertrete die Meinung, dass Währungen wie der Dollar aufgrund schlechter Haushaltslage gegenüber Rohstoffen langfristig abwerten wird und deshalb Rohstoffe (relativ) steigen. Durch diese Abwertung entsteht eine Inflation, die wir jetzt langsam zu spüren kriegen.

    Vg Oliver

    • Fredmund Malik

      In einigen meiner Postings habe ich geschrieben, wo man hinschauen muss, damit man die Deflation sieht.

    • Oliver

      Auf der anderen Seite wundert es mich schon ein bischen, dass der Baltic dry index einen neuen Tiefststand erreicht hat…

      • Stefan Müller

        Sehr geehrte Damen und Herren
        ohne ein Fachmann in diesem Gebiet zu sein, möchte ich spontan zwei Thesen aufstellen:
        a) Konjunktur(aussichten) schächen sich ab, dadurch weniger Schiffbuchungen (vor allem mit Rohstoffen) => als ein Indikator für mögliche anstehende Deflation.
        b) die Reedereien haben vor einigen Jahren in einer irrationalen Euphorie die Kapazitäten deutlich erhöht, welche jetzt brach liegen.
        Was sagen die Fakten?
        Gruss!
        S. Müller

        • Oliver

          Das ist meiner Meinung genau richtig. Nur bin ich mir nicht im Klaren, ob die Irrationalität, also das Angebot an Schiffen, überwiegt oder ob die Änderung nachfragebedingt ist. Ich habe mal vor einiger Zeit etwas über ein Reederunternehmen recheriert und alleine dieses hatte noch 10+ Schiffe im Bau. Die Irrationalität hatte 2006/2007 schon teils wahnsinnige Ausmaße erreicht. Ähnlich wie bei Immobilien treffen Schiffe 2 bis 3 Jahre später aufgrund der langen Herstellungszeit erst verzögert auf den Markt. Das wäre dann also etwa 2009/2010, nehme ich an. Aber der relativ plötzliche Einbruch Ende 2010 deutet eher auf einen plötzlichen Nachfragerückgang hin. Es wäre schon merkwürdig, wenn auf einmal alle Schiffe Ende 2010 auf den Markt kämen.

          Rohstoffe stellen hier meines Wissens einen großen Teil der Nachfrage dar. Den Medien kann man entnehmen, dass die großen Nachfrager nach Rohstoffen die Emerging Markets, allen voran China, ist. Sofern dem so ist, gerät vielleicht gerade das letzte Zugpferd ins Stocken.

          Aber bin kein Schiffsprofi…kenn mich in dem Markt nicht so aus.

      • Fredmund Malik

        Das ist einer der Orte, wo es sich hinzuschauen lohnt