Griechenland:Freiwillige Gläubigerbeteiligung ?

F. Malik am Sonntag, 19.06.2011 um 10:43 Uhr
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Griechenland: Freiwillige Gläubigerbeteiligung?
Eine geniale politische Idee oder pure Illusion? Was das wohl bringen wird?
Der neoliberale Egoismus ist gefordert, altruistisch zu handeln. Welche Gründe kann man ihm dafür geben? Wurden schon öffentliche Gründe gegeben? Mir sind keine bekannt geworden – ausser einer allgemeinen Vorstellung von gesellschaftlicher Verantwortung. Gibt es Gründe, die nicht öffentlich sein dürfen, damit sie umso wirksamer sein können? Immerhin wäre das vorstellbar und könnte dann auch zu Lösungen führen.

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9 Kommentare

  1. Die Katze aus dem Sack

    Ist nicht die genialste aller Ideen, die Verwirklichung der Illusion selbst? Oder ist die pure Illusion nur eine geniale Idee? Wir erleben ja ständig, ob eine geniale Idee nur pure Illusion, geniale Idee oder beides zusammen ist. Aber begreifen wir sie in dieser 3Dimensionalität? Denn wir wissen ja beide, das es das Eine nicht ohne das Andere gibt, und diese beiden dann, automatisch etwas Drittes, imaginäres schaffen, dass sich im praktischen materialisiert. Damit kommen wir zur Beantwortung des Wohls, welches dabei erzeugt wird. Das Wohl des einen, ist immer das Unwohl des Anderen, wenn es etwas gibt, dass sich wohl nicht teilen lässt aber dennoch geteilt werden muss (z.B. Platz, Nahrung, Bedürfnisentfaltung, etc.). Teilen? Divide et impera? Das aufgeklärte Eigenwohl steht offenbar(t), dem Allgemeinwohl entgegen, denn sonst gäbe es keine asymetrischen Vermögens- und Besitzverhältnisse zu Gunsten nur weniger Egoisten.

    Im Grunde müsste der neoliberal wirkende Wirtschaftsegoismus tatsächlich aufgefordert werden, altruistischer zu handeln, jedoch waren dazu weder das virtuell geschaffene Bewusstsein Gott in der Lage, noch die damit in Verbindung stehenden universellen Gesetze, die es kläglich auf unsere Erde geschafft haben. Es ist Egoisten, sie werden das aus der Praxis ebenfalls wahrgenommen haben, nicht möglich Altruismus als solchen selbst abzuholen, er muss geliefert werden. Einsicht ist das Maß des Egoisten, in mehrfacher Form. Die Einsichtigkeit (Fixierung auf das Eine) hat den Egoisten u.a. erst zu diesem gemacht. Diese Einsicht lässt sich mit Hoffnung in Verbindung bringen. Zu hoffen den Egoisten mit Einsicht und Nächstenliebe beizukommen ein Weg, genau wie das Hoffen und das Harren das Los des Narren ist. Ein anderer Weg ist es, den Altruismus zu bringen, da er es einfach nicht fertig bringt, selbst abgeholt zu werden. Nur zu lierfern, obwohl eigentlich gar nichts bestellt wurde, dass wiederum kennen wir auch aus der mehrschichtigen Praxis, ist auch sehr unangenehm für alle Mitwirkenden.

    Wenn der Egoist nicht zum Altruisten kommt nicht kommen kann, und der Altruist es nicht bis zum Egoisten schafft vorzudringen, dann ergibt sich daraus eine 3. Möglichkeit: Das sich beide in der Mitte treffen, und das so, obwohl sie garnicht aufeinander zugegangen sind. Freiwillige Beteiligungen von Gläubigen bzw. Gläubigern gegenüber den Schuldigen bzw. Schuldigern? Wir werden ja am Beispiel Griechenland erkennen und hoffentlich alle verstehen, dass das so nicht funktionieren wird, weil es gar nicht in diese Richtung funktionieren kann. Aber, auch im Altruismus versteckt sich die treibende Motivwirkung des Egoisten, nur mit dem Unterschied, dass er sich auf alle verteilt. Und in diesem Verteilen wiederum steckt die Herausforderung. Wer stellt sich schon zu den Verteilten, wenn er selbst verteilen kann? Verteiler?

  2. Die Katze aus dem Sack

    Ich beziehe mich auf Ihren Nachtrag: „Gibt es Gründe, die nicht öffentlich sein dürfen, damit sie umso wirksamer sein können? Immerhin wäre das vorstellbar und könnte dann auch zu Lösungen führen.“

    In einer echten Ochlokratie gibt es sicherlich jede Menge Gründe, die nicht öffentlich sein dürfen (weil nicht sein kann, was nicht sein darf). In einer falschen Demokratie ganz sicherlich auch. Aber innerhalb einer wirklichen Gesellschaft, da gibt es keine ehrenwerten Geheimnisse die geschaffen werden, um damit Gutes zu verrichten. Das ist in etwas so, als wenn ein schwerbewaffneter Soldat, wild umsichballernd alles in fetzen schiessend auf dem Feld, lauthals schreit: „Ich komme in frieden!“ Wenn also die Einflussreichen etwas wollen, dann sollen sie doch mitteilen was, ehe sich alle Beteiligten für Verschwörer halten und sich mit Vorwürfen eindecken die darin Ende, das niemand überhaupt Erwartungen erfüllt hat, gar nicht erfüllen konnte. Es sei denn, hier wird mit uns als Marionetten gespielt.

  3. M.W.

    Ein wirklich schwieriges Thema, bei diesem Sie Herr Malik Ihren Blog ganz schön fordern.

    Also gut, da ich bei diesen Fragen majoritär nicht mit Faktenwissen, sondern nur mit einer persönlichen Meinung antworten kann, weil sich mir die vollständige Durchdringung, schlicht die Reproduzierbarkeit und tatsächlichen Wirkzusammenhänge derzeit entziehen, weil diese nicht ohne ein tieferes Studium erkannt werden können.

    Was eine Illusion ist, sind eher Fragen der Neurowissenschaften (Buchempfehlung zum Herantasten, Neurowissenschaften – Ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie, ISBN 978-3-8274-2028-2).

    1. Mein Hauptargument

    Das EU Projekt war von Anfang an unzureichend gedacht – Chancen und den Glauben daran hege ich dennoch weiter, die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen, da es dem Projekt Amerika derzeit ebenfalls nicht viel besser geht, unter sehr wackligen Füßen stehend.

    2. Zeitfaktor – zu schnelles Vorgehen

    Die gewollte Vereinigung/Integration von Mitgliedstatten, die aus den wirtschaftlichen Notwendigkeiten, also einem Gelingen des Projektes heraus notwendig sind, wurden nicht tief genug betrachtend verstanden und beachtet. Ob sich momentan eine gesunde S Kurve ergibt, kann eventuell Herr Malik klären.

    3. Regeln

    Diese gab es nicht, es handelte sich um grobe Richtlinien, was eine Adaption unterschiedlicher Wirtschaftsprozesse, Rentensysteme, kultureller Lebenswelten, … von Beginn an großen Herausforderungen aussetzte.

    4. notwendige Kontrolle des Systems

    Transparentes Vorgehen wird/wurde als Bemühung ausgelegt, jedoch nicht als Pflicht, in dem Fall ethisches und moralisches Denken und Handeln.

    z.B. Target-Salden, Außenhandel und Geldschöpfung (Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts)

    Sollte es so sein, dass die EZB Ihre Targetsalden nicht verbucht, haben wir auch keine korrekte Bilanz, somit wären Diskussionen um Gläubiger/Schuldner- Konstrukte Unsinn. Sollte ich das richtig verstanden haben, dass sich hinter der Wortkonstellation „verzinste öffentliche Kredite“ die Idee der Staatsanleihe verbirgt, ist die Frage wer die Gläubiger sind bereits geklärt. Dazu bedarf es dann der neuen Wortschöpfung (private Gläubigerbeteiligung) nicht mehr, weil diese Tatsache bereits bei der Etablierung des Modells bekannt war. Damit sind die Targetsalden eben nicht nur ein Griechenlandproblem, selbst wenn wir uns in der öffentlichen Debatte teilweise so negativ über die Griechen äußern.

    Weiteres kann dann gern von Ihnen reflektiert werden bzw. sich im Diskurs entdeckend entfalten, um dessen Folgen und Zusammenhänge.

    Zu dieser, meiner Ansicht möchte ich Interessierte gern einmal aufmerksam darauf machen, was allgemein als geordnete Insolvenz eingestuft wurde, die Auswahl der Banken, zu erkennen am Beispiel der FED (Federal Reserve Bank) unter Einbeziehung des Federal Reserve System der USA.

    Angewandt auf die EU wäre man damit „fein“ raus. Ob es Gründe geben könnte, bestimmte Sachen nicht öffentlich zu besprechen. Nun, das lasse ich offen. Ob dieses Vorgehen zu neuen, nennenswerten Lösungen führt, darauf möchte ich mit Nein antworten.

    Ebenfalls ist es öffentlich verbreiteter Unsinn, zu sagen Deutschland oder ein anderes Land haften dafür, haften dafür werden stets die Bürger im Lande und die nachfolgenden Generationen – Wohlstand auf Pump.

    Gern gebe ich einen Teil meines Geldes für Griechenland. Jedoch, zu jeder Zeit ein barmherziger Samariter zu sein, weil die Systeme nicht miteinander verzahnt sind, davon distanziere ich mich auf das Schärfste.

    5. Welche Theorie?

    Ob wir nun die Klassische Nationalökonomie, den Neoliberalismus, mmmh Karl Popper 😉 oder den Keynesianismus oder Monetarismus und welche Axiome es noch so geben mag bemühen, ist mir schnuppe, ebenfalls für mich uninteressant wer zu wem kommen soll. Wenn das Wirtschaftssystem als solches langfristig gesehen funktioniert, akzeptiere ich alle umsetzbaren Lösungsmodelle.

    Über Punkt 4 denke ich noch nach. Die von Herrn Hans-Werner Sinn angesprochene Ansicht finde ich fein.

    „Per saldo hat sich weder in Irland noch in Deutschland die Zentralbankgeldmenge verändert,
    doch ist der Traktor gegen einen erzwungenen, kontokorrentähnlichen Kredit der Bundesbank an den irischen Bauern geliefert worden, der zu Lasten der Kreditvergabe an deutsche Kreditkunden geht. „Der Traktor ackert in Irland statt in Deutschland.“

    Darauf hinweisend, dass sich Komplexität damit auch unnötig erhöhen kann, vom Menschen hausgemacht wird.

    Also immer schön kuscheln oder auch mal die Harte Seite zeigen? Was meinen Sie?

    Abschließend bleibt zu klären. Habe ich das mit den Targetsalden überhaupt verstanden? Irgendetwas stimmt dabei noch nicht so gänzlich, so wie es mir scheint.

    Besten Dank für Ihr feedback.

    LG

    M.W.

  4. E.W.I

    Angst vor großen Verlusten (Systemzusammenbruch) versus Aussicht auf stabile Gewinne? Und nicht öffentlich wegen der Gefahr eines Bankrun?

  5. Christian A. Wittke

    … das Öffentliche daran ist das nicht öffentliche Interesse darin: dem Blödsinn einer Kunstwährung soll noch ein paar Monate länger eine Bühne gegeben werden; mindestens so lange, bis auch das letzte Ramschpapier im Portefeuille irgendeiner der Bad Banks liegt oder auch gleich der Worst Bank: auf Wiedersehen im öffentlichen Portemonnaie der EZB.

    Wären es Heilversuche wären sie jämmerlich; da es Verschleppungsversuche sind, sind sie kriminell, denn die Vorspannung erhöht sich weiter und damit auch der Fall.
    caw

  6. A.I.

    Ehrlich gesagt verstehe ich die Frage nicht genau.

    Das Ziel scheint zu sein, den Fortbestand des Euro zu sichern. Es scheint die Ansicht zu geben, dass die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands eine Bedrohung für eben diesen Fortbestand werden könnte.

    Verschiedene Ansätze sind im Gespräch: Transferunion, Schuldenschnitt, Austritt Griechenlands aus der Währungsunion, und noch einige andere absurde Vorschläge wie z.B. der Verkauf der Akropolis.

    Nun kommt als Stichwort die freiwillige Gläubigerbeteiligung hinzu. Leider bin ich kein Finanzexperte, sodass ich mir nur sehr schemenhaft vorstellen kann, was all die Stichworte in der Wirklichkeit tatsächlich bedeuten.

    Übrigens wird es immer ein Resultat geben, egal wie man sich entscheidet. Das Resultat kann für viele desaströs und für andere günstig sein. Insofern beinhaltet „Lösung“ eine Wertung: Eine Lösung ist ein Resultat im Sinne des vom Resultat Begünstigten.

    Daher sollte vielleicht folgendes geklärt werden: 1. Wenn man von Lösung spricht, welche Gruppen wünschen sich welches Resultat und warum? (Das könnte die Nicht-Öffentlichkeit erklären)

    2. Was haben moralisch-philosophische Kategorien wie Egoismus und Altruismus mit dieser Frage zu tun, was ich sowieso nicht verstehe – es sei denn, Sie sind ironisch, nachdem Sie sich bereits über die Zweck- bzw. Unzweckmäßigkeit der Ethik über Managergehälter ausgelassen haben?

    Oder möchten Sie einfach darauf hinweisen, dass Appelle an „moralisches Verhalten“ in dieser Frage völlig wirkungslos sind? Da wäre ich ganz bei Ihnen.

    • Die Katze aus dem Sack

      Und weil einige zu Wissen glauben, „dass Appelle an “moralisches Verhalten” in dieser Frage völlig wirkungslos sind“, haben sie neue, wirkungsvollere und durchschlagende Methodiken entwickelt um das Problem des fehlenden Moralverhaltens umzulenken, indem sie versuchen, subjektive Objekte in den Verständnisfokus zu setzen und darauf zu fixieren.

      Ich habe mal überlegt mit wem oder was wir es eigentlich insgesamt zu tun haben: Hat wenig Skrupel, besitzt kein „moralisches Verhalten“smuster, zeigt kein Mitgefühl sowie kein Mitleid, ist gierig und nimmersatt während mal brachial mal raffiniert vorgegangen wird. Ist das noch in irgendeiner Form mit dem Menschsein in Verbindung zu bringen, das uns letztlich von wilden Bestien unterscheidet?

      • A.I.

        Das Buch von Susanne Schmidt habe ich nicht ganz gelesen. Aber ich erinnere mich genau, wie sie die Londoner Banker als „amoralisch“ bezeichnet und das Wort klar abgegrenzt hat von „unmoralisch“.

        Demnach sind Moral oder Ethik im Denken dieser Leute überhaupt gar keine Kategorie. Sie setzen sich gar nicht über Moral oder Anstand hinweg, weil es gar nicht in deren Denken existiert.

        Wir alle tragen ein Modell von der Welt in unseren Köpfen herum, und das ist es, was unser Denken und Handeln bestimmt, und nicht etwa die Realität. Wenn in den Köpfen verquere Weltbilder stecken, dann treffen wir die schlechtesten denkbaren Entscheidungen.

        Da wäre es doch spannend zu erfahren, wie die SuperSyntegration das innere Weltmodell der Beteiligten beeinflusst, so dass diese zu wirksamen Entscheidungen und Handlungen gelangen.

        • Fredmund Malik

          Eines der Wirk-Prinzipien unserer SuperSyntegration ist eine spezielle, hochinnovative Verknüpfungslogik. 40 individuelle Köpfe funktionieren dadurch als wären sie ein einziger grosser Kopf. Mood Change und Mind Change gelingen so auch bei Menschen aus anderen Kulturen.