Ist der Ausstieg der Einstieg in die Atomkraft?

F. Malik am Donnerstag, 02.06.2011 um 10:02 Uhr
« Vorheriger Artikel / Übersicht / Nächster Artikel »

Ist der Ausstieg der Einstieg in die Atomkraft?


Es ist gut möglich, dass der heutige Ausstieg aus der Atomkraft durch Kernspaltung zuerst noch einmal zu einem Einstieg in diese wird, und dass diese erst im Jahr 2090 ihren höchsten Anteil erreichen wird. Falls das so ist, wird es u. a. möglich durch neue Reaktortypen, die die nötige Sicherheit nochmals deutlich verbessern werden.

 

Erst weit später würden dann die alternativen Energien (Solar und Kernfusion, vielleicht auch Wind) die Dominanz erlangen. Es ist wahrscheinlich, dass wir dann die endgültige Energielösung im Wasserstoff gefunden haben werden.

 

In meinem neuen Buch über Strategie behandle ich dazu ab Seite 219 einige überraschende Ergebnisse der Systemanalysen von Cesare Marchetti. Das Buch ist lange vor Fukushima geschrieben worden, nämlich im April 2010 und war im September 2010 fertig. Es wurde im Januar 2011 publiziert.

Tags:

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichen

6 Kommentare

  1. Ulrike Elisabeth Luecke-Bongartz

    Nun ja, fragen werden Sie ja wohl noch dürfen, aber auch da gilt: der Resonanzboden bestimmt das Ergebnis und nur fürs Guinessbuch der Rekorde…ich weiß nicht, ob das so klug ist! Denn bei aller Liebe, aber bis 2090 wollen die jungen Leute und die Atomgegner generell heutzutage bestimmt nicht warten!!! Außerdem ist die größte Schwachstelle der Mensch und das wird sich so schnell nicht änder!! Trotzdem danke für den Hinweis auf Marchetti und sein Buch. D/I/E ULB

    • Fredmund Malik

      Mein AKW-Posting ist vorerst keine Prognose, sondern eine Information über eine Sytem-Analyse von Cesare Marchetti. Es ist klar, dass Marchettis Ergebnisse zur Zeit nicht in das Mainstream-Denken passen. Andererseits ist Mainstream so oft Wrongstream, dass es für Führungskräfte nützlich ist, auch Alternativen zu kennen. Marchetti hat bisher mehr als 3000 Fälle mit derselben Methode analysiert. Warum ich das für wissenswert halte, und was man noch mehr wissen sollte, steht in meinem Strategie-Buch.

  2. P.A.Gessner

    Sytem-Analyse, genau das ist das richtige Stichwort. Eine theoretisch-experimentelle Methode im technischen Bereich zeigt einen Möglichkeitsraum für eine Entwicklungsperspektive neuer AKWs auf. Dabei wird das AKW System schrittweise in seiner Größe halbiert (Simulation, Planung). Dabei sinkt natürlich der Energieertrag der Systemeinheit. Um die geplante Energiemenge wieder zu bekommen, muss das System so oft dupliziert werden, bis der Planoutput wieder zur Verfügung steht. Über viele dieser Iterationen hinweg erhält man am Ende dieses Simulationsprozesses Kühlschrankgroße Reaktoren, die dann je nach Energiebedarf vervielfältigt werden. Man bekommt eine Art zelluläres AKW. Interessanter Weise sinkt der Systemaufwand für so eine Mikro-AKW-Zelle, während die Systemsicherheit steigt. Brennstäbe müssen nicht mehr ausgetauscht werden, sondern es werden gleich die fertigen Mikroeinheiten von der Wiederaufbereitungsanlage geliefert. Bei diesen Überlegungen habe ich bionische Analogien als Denkanstoß verwendet. Viele Zellen (Mikrokraftwerke) ergeben dann die Makrostruktur sowie ein ganz neues Systemmanagement. Kybernetisch findet eine Dezentralisierung des Systemkerns statt. Die Entwicklung von Röhren zu Transistoren zu Mikroelektronik ist dabei ein weiteres Beispiel. Kühlschrankgroße Reaktoren sind schon bekannt. Die Frage ist, warum noch keiner auf die Idee gekommen ist, diese zellulär zu ein AKW zu verbinden. Nun, ein Hauptgrund dafür könnte sein, das hier das umgekehrte Kleiber-Gesetz wirkt. Dabei müsste mit jeder Halbierung, der Wirkungsgrad gegenüber dem gegenwärtigen AKW System um 30% abnehmen. Bezieht man jedoch die Gesamtsystemkosten mit ein, z. B. für Austausch, Entlagerung und Wartung, könnte am Ende eine schwarze Null in der Kostenrechnung stehen, bei gleichzeitigem Sicherheitsgewinn. Kurzum, eine System-Analyse könnte durchaus zu einem neuen System führen, das technologisch im inneren ganz anderes funktioniert als heutige AKWs. Ich denke was wir heute als AKW haben, ist die Titanic von damals. Sie ist gesunken. Dann erklärt man den Großschiffbau für tot. Neue leistungsfähige Kleinstsysteme folgen, mit denen plötzlich föllig neu Erfahrungen machen kann. Neue Materialen werden entwickelt. Zwischenzeitlich werden dann wieder große Systeme gebaut und ggf. wieder ausselektiert. Emergent führen alle Bemühungen dazu, das funktionsfähige Systemskalen entstehen. Viele Grüße, P.A.Gessner

    • Fredmund Malik

      Eine interessante Perspektive, die denselben Weg zeichnet, wie er bei Computern gegangen wurde. Heute kann sich kaum noch jemand erinnern, dass es noch bis vor rund 25 Jahren so gut wie nur Mainframes gab und sich kaum jemand vorstellen konnte, dass schon kurze Zeit später die Entwicklung voll in die Richtung schwenkte, dass jeder von uns seinen eigenen PC, Tablet, Smartphone etc. hat, von denen jedes einzelne Gerät eine bis zum millionenfachen höhere Leistung hat, als die früheren „Wundermaschinen“. So ähnlich war es in vielen Technologien, wie Telefon, Foto, Audio, Film/Video, Werkzeugmaschinen, ja ganze Fabriken.

  3. E.W.I

    Beim Betrachten der Marchetti-Grafik kam mir spontan die Idee, daß man anstelle der Kernkraft auch die erneuerbaren Energien einsetzen könnte. Der Beginn liegt annähernd zur selben Zeit, und die Kurve erscheint (bisher) S-förmiger als der durch Unfallfolgen und damit (temporär) mangelnder Akzeptanz unterbrochene Ausbau der Kernkraft.
    Was spräche dagegen?

    • Fredmund Malik

      Den nach der Kernkraft einsetzenden Technologie-Schub für Energie nennt Marchetti „Solfus“ und lässt dabei offen, ob es Solar, Fusion oder beides ist.
      Prinzipiell kann man für alle Energiearten S-Kurven rechnen.