Staatsbankrotte – ganz normal

F. Malik am Montag, 27.06.2011 um 23:19 Uhr
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Staatsbankrotte – ganz normal

Für die meisten scheint ein Staatsbankrott etwas ganz Aussergewöhnliches, wenn nicht sogar Unmögliches zu sein. Tatsächlich ist der Staatsbankrott aber die Regel. Mit Ausnahme der USA und der Schweiz gab es noch keinen Staat, der noch nicht bankrott gemacht hätte.
Für Amerika kommt die Stunde der Wahrheit jetzt. Die Schweiz wird aber vermutlich auch diesmal am längsten durchhalten.

Schulden, Zins und Zinseszins – und darauffolgend der Staatsbankrott definieren nachgerade den Staat. Die Erscheinungsformen der Bankrotte können zwar je ganz verschieden sein. So war etwa die elegant bezeichnete deutsche Währungsreform von 1948 schlicht ein Staatsbankrott.

Staatsbankrott muss aber nicht immer Inflation heissen, sondern ist öfter Deflation. Das heisst, man bezahlt einfach nicht. Die Gläubiger haben das Nachsehen. Mal sehen, welche Wege diesmal von der konventionellen Denkweise gewählt werden.

Mit neuen Denkweisen und Tools könnte man das ganze Desaster aber auch vermeiden.

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12 Kommentare

  1. M.W.

    Das sind feine Gedanken. Zutreffend, wobei ich als Deutscher einige Konzepte der Schweizer toll finde. Die Währungsreformen erfüllten offenbar den von Ihnen gemachten Gedanken, ja jedoch zu welchem langfristig gesehenen Preis?

    Gläubigerverzicht bahnt sich auch derzeitig an, in der einen oder anderen Konstellation, eben wie immer, wie gewohnt, wenn Menschen ein wenig Studium und Selbsterkenntnis betreiben wollen, fern öffentlich verbreitetem Konsens, so wird dies sehr leicht erkennbar sein.

    Sie wissen Herr Malik, dass ich Tools relativ beurteile, Ihre Ansichten und Schlüsse jedoch richtig werte, was eine signifikante Voraussetzung für eine alternative Toolentwicklung ist.

    • Fredmund Malik

      Ohne Verzicht der Gläubiger wird es nicht gehen. Für dessen technischen Vollzug gibt es mehrere Möglichkeiten. Meine Tools, besonders die Syntegrationsverfahren setzen dort an, wo wir viel besser und wirtschaftlicher funktionierende Organisationen brauchen. Doppelt so gut funktionieren, mit dem halben Budget … Damit ist z. B. die Finanznot von Städten sofort gelöst, was wir ja bereits gemacht haben.

  2. Jürgen Kusche

    Sehr geehrter Prof. Malik,
    aufgrund Ihrer Warnungen vor einer möglichen Deflation habe ich mich weitestgehend vom Aktienmarkt verabschiedet. Doch wie schützt man sich vor einer möglichen Währungsreform? Ich weiß nur noch, 1948 waren bei uns die Geldwerte out und die Sachwerte in. Also genau umgekehrt wie bei einer Deflationsstrategie. Können Sie da aufklären?
    Mit freundliche Grüßen
    Jürgen Kusche

    • Fredmund Malik

      Es ist wahrscheinlich, dass am Ende der Deflation eine Währungsreform steht. Diese könnte man theoretisch schon am Anfang einer Deflation machen, aber das hält politisch niemand durch. Daher ist bisher diese Lösung immer erst am bitteren Ende gekommen. Wenn sich dieses Muster wiederholt, dann wird man das früh genug erkennen. Wenn es so weit ist, dreht man die Strategie und kauft mit dem Bargeld zu günstigten Preisen Sachwerte. 1948 war es so, dass die Sachwerteigentümer noch bis 1974 eine recht hohe Steuer, die sogenannte Lastenausgleichsabgabe zu bezahlen hatten, was allerdings wegen des Wirtschaftswunders später immer leichter fiel.

      • A.I.

        Als Nicht-Ökonom hätte ich da zwei Fragen:

        1. Würden Sie die Einführung des Euro als Währungsreform werten oder nur als nominale Umdefinition von Währungen innerhalb des früheren EWS?

        2. Woran erkennt man, dass eine Währungsreform bevorsteht?

        • Fredmund Malik

          Die Euro-Einführung war keine Währungsreform im üblichen Sinne, sondern, wie Sie richtig sagen, eine Umdefinition. Die Bewertungen von finanziellen Grössen hat sich dadurch nicht verändert.
          Die Umstände müssen so sein, dass Regierungen von Volk und Medien als Retter angesehen werden, wenn sie eine Währungsreform durchführen. Unter anderem: Darniederliegen der Wirtschaft, Arbeitslosigkeit im hohen 2-stelligen Bereich, erdrückende Schulden- und Zinsenlast die die Menschen nicht mehr leisten können. Sachgüterpreise sind auf historischen Tiefständen, Bargeld ist so knapp wie nie zuvor.
          Währungsreformen können wegen galoppierenderInflation oder wegen alles erdrückender Deflation notwendig werden. Ich rechne mit Deflation, wie hier im Blog zu lesen ist.

      • M.W.

        Kurz und knapp, dem füge ich momentan nichts hinzu, da es mit hoher Wahrscheinlichkeit so kommen wird.

        Viele der in diesem Forum von mir gelesenen Beiträge haben Potential, Gedanken weiter zu Denken, fein.

        Ich bemühte mich bestimmte Themen an zu schneiden, wenngleich die detaillierte Ausführung sehr umfangreich werden würde.

        Die menschliche Spezies ist eine junge Spezies, die noch viel lernen muss, derzeitige Entscheidungsträger sind aus dem einen oder andern Grund nicht befähigt Änderungen zu bewirken, wobei ich dafür teilweise Verständnis zeigen kann.

        Kommt es anders, besser, kongruent und eher weniger im disjunkten Vorgehen und Agieren befangener Handlungsspielräume, so wäre es ein Anfang, denn eine „Kernschmelze“, wie es Ihr ehemaliger Studienkollege nannte, ist vermeidbar.

        Ein Anfang, mehr jedoch erst einmal nicht.

        • Fredmund Malik

          Besten Dank für Ihre immer interessanten und ungewöhnlichen Postings. Sie antworten hier auf meinen Eintrag zum Staatsbankrott. Ich weiss daher nicht, wen Sie als meinen Studienkollegen meinen, denn den Ausdruck von der „sozialen Kernschmelze“ habe nach meinen Kenntnissen in Zusammenhang mit der Wirtschaftslage nur ich verwendet, lange vor dem japanischer Reaktorunglück. Er steht in meinem Buch über „Strategie“, das 2010 geschrieben und 2011 im Januar publiziert wurde.
          Im übrigen haben Sie aber recht, allerdings bin ich insofern optimistisch, als wir heute Tools und Methoden haben, die eine durchschlagende Change-Wirkung haben. Damit können historisch erstmals Veränderungen im Funktionieren der Gesellschaft und ihren Organisationen herbeigeführt werden, die vorher unmöglich waren.

          • M.W.

            Gut, etwas ergänzender Text ist wohl besser. Ich lese gern quer, daher stammt die Terminologie „Kernschmelze“ wohl zuerst aus Ihrer Feder.

            Der Ausdruck wurde kürzlich von Herrn Josef Ackermann verwendet. Falls mein Gedächtnis noch funktionell ist, erwähnten Sie vor Jahren in Spiegel, FAZ oder einer anderen Zeitung, dass Herr Josef Ackermann Ihr Studienkollege war.

            Interessant beide Entwicklungen.

            Ihre Tools sind ja auch nicht das Problem. Wobei mir dazu folgender Vergleich einfällt.

            Bei einer Reise in die Berge stelle ich ein 4- köpfiges Team vor die Wahl, zwischen einem 45 PS Pkw und einem Jeep mit Allrad und 200 PS zu wählen. Entscheiden wird sich das Team jedoch für den ersten Pkw.

            Die weitere Ausrüstung ist ebenfalls vorhanden, bleibt jedoch in der Garage liegen.

            Mag sein der Vergleich hingt etwas, macht jedoch einiges deutlich.

            • Fredmund Malik

              Josef Ackermann und ich sind Studienkollegen, das ist richtig, und wir waren sogar gemeinsam Tutoren in Volkswirtschaftslehre beim damals grossen Mann der St. Galler Ökonomie, Prof. Walter A. Jöhr.
              Mit Tools kann man geschickt oder weniger geschickt umgehen, da haben Sie recht. Aber genügend Menschen lernen schnell, damit umzugehen.

  3. Georges Martinet

    Die USA hatten bereits 2 Zahlungsausfälle im vorigen JH: 1933 und 1971.

    Was halten Sie von Norwegen? Laut einer Studie von BlackRock bietet es noch mehr Sicherheit als die CH:

    https://www2.blackrock.com/webcore/litService/search/getDocument.seam?venue=PUB_IND&source=GLOBAL&contentId=1111142235

    • Fredmund Malik

      Norwegen ist ähnlich wie die Schweiz, allerdingsl ist der Schweizer Franken als Währung bedeutsamer als die Krone.