Mehr desselben ist nur selten eine Lösung

F. Malik am Sonntag, 03.07.2011 um 13:33 Uhr
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Mehr desselben ist nur selten eine Lösung

Aus der Theorie komplexer Systeme wissen wir, dass mehr desselben so gut wie immer falsch und systemzerstörend ist. Vor allem gilt das dann, wenn es gerade bisherige Denk- und Handlungsweisen waren, die zur heutigen Misere führten, wie etwa bei der Staatsverschuldung. So wie noch mehr Drogen keine Lösung für die Drogensucht sind, sind noch mehr Schulden kein Mittel gegen den Staatsbankrott. Dies insbesondere dann, wenn neue Schulden aufgenommen werden, um den Zins auf die alten Schulden zu bezahlen, denn das führt zum Zinseszins, der bisher immer einer der Kerntreiber von Finanzkrisen war.

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8 Kommentare

  1. Stefan Müller

    Sehr geehrter Prof. Dr. Malik

    ist diese Sichtweise zu einfach, um von den mächtigen Ökonomen dieser Welt akzeptiert zu werden?

    Schon von meinen Grosseltern habe ich gelernt, niemals Geld auszugeben, welches einem nicht gehört .
    Denn Schulden sind kein Vermögen, sondern Fremdkapital. Und über die doppelte Buchaltung ist alles miteinander vernetzt. Am Ende vom Tag haften die Unternehmer und Immobilienbesitzer mit Ihrem Hab und Gut, oder die Arbeitsleistung, die noch bleibt.

    Gesamtheitlich betrachtet sind die Folgen dieses komplexen Zusammenspiels fast zu einfach……

    Beste Grüsse!

    Stefan Müller

    • Fredmund Malik

      Für die meisten ist es unverständlich komplex, aber wenn man die Lösung hat, ist es recht einfach. Dieses Wissen ging aber historisch immer wieder verloren. Den „Grosseltern“ steckte es in den Knochen, den „Kindern“ geht es wieder besser, und die „Enkel“ haben es vergessen, womit die Bedingungen für die nächste Desaster-Wirtschaft wieder erfüllt sind.

  2. Student

    Ist zu erwarten, dass in Zukunft ein System vorherrschen wird, welches mehr am Eigentum orientiert ist und somit das ständige Aufschulden ein Ende hat oder kommt es lediglich zu einem Schuldenschnitt und es wird so weiter gewirtschaftet wie bisher?

    • Fredmund Malik

      Ich rechne mit der Verbreitung von Lösungen, die weit über die bloss ökonomischen Sicht hinausgehen, diese aber mit umschliessen. Solche Lösungen haben wir entwickelt. Sie funktionieren ganz ausgezeichnet.

    • Fredmund Malik

      Nach dem Schuldenschnitt, der in einigen Bereichen unvermeidlich kommen wird, bleibt Eigentum weiterhin wichtig, denn es schützt uns vor dem Kollektivismus. Mit den herkömmlichen Denkweisen und Nutzungsformen von Eigentum wird sich aber eine neue Katastrophe anbahnen, die 60 Jahre später zuschlagen wird, so wie es bisher regelmässig war. Mit neuen Methoden hingegen wird auch ein neuer Gebrauch von Eigentum möglich. Eigentum schützt uns einerseits vor der Willkür des Staates, und es ermöglicht uns andererseits exzessive Verschuldung. Das erste ist positiv, das zweite muss inskünftig vermieden werden.

      • Student

        Die aktuellen Methoden erscheinen mir wenig ausgereift. Dies möchte ich mit einem Beispiel verdeutlichen. Das „Lehrbuch“ Mankiw/Taylor – Grundzüge der Volkswirtschaft schreibt zum Thema Wirtschaftprognose sinngemäß „Wachstum kann prognostiziert werden – Krisen hingegen nicht“.
        Damit stellen sich die Autoren das Zeugnis der eigenen Unfähigkeit. Solche irrsinnigen Aussagen ziehen sich durch das ganze Studium…
        Nun bewegen mich vor allem die Fragen, wo ich die neuen Methoden finde und wie kann ich von jenen profitieren?
        Vielen Dank für Ihre Antwort vorab.

        • Fredmund Malik

          Diese „unausgereiften“ Methoden haben in der Alten Welt, wie ich sie nenne, sehr gut, ja perfekt funktioniert. Hingegen sind sie in der Neuen Welt hoffnungslos ohnmächtig, so wie ein Schiff an Land das Untauglichste ist, was man sich vorstellen kann, während es im Wasser gute Dienste leistet. Es wäre daher unsinnig, die Alt Welt-Methoden noch „ausreifen“ zu lassen.

          Über die neuen Methoden finden Sie einiges auf unserer Homepage. Weit mehr finden Sie in meinen Büchern, besonders in meinem jüngsten über Strategie und dort im 6. Teil.

  3. Martin Bodmer

    Spannend ist die Kritik an den Rating-Agenturen nach dem Entscheid, Protugal herabzustufen.

    Portugal argumentiert damit, dass in zwei Jahren die Neuverschuldung auf unter 3% gedrückt werden soll.
    Dies scheint aus politischer Sicht als Leistungsausweis zu genügen.

    Ich bin übrigens nicht so sicher, ob die Schweiz wirklich länger durchhalten kann.
    Der Bankensektor ist doch ein Risiko und die Entwicklung des Euro und US$ dürfte unsere Wirtschaft einiges Kosten. Die Nationalbank ist nahezu handlungsunfähig und bangt um ihr Eigenkapital.