Selbstmord des Finanzsystems …

F. Malik am Dienstag, 19.07.2011 um 9:59 Uhr
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Selbstmord des Finanzsystems…
Meine regelmässigen Blog-Postings, dass sich das Finanzsystem selbst umbringt, wenn man bei den herkömmlichen Methoden und Massnahmen bleibt, nehmen immer schneller Konturen an. Da gibt es nichts Isoliertes oder Punktuelles mehr in diesem System, wo man noch wirksam eingreifen könnte. Alles hängt in einem nicht mehr zu überblickenden Gestrüpp zusammen, und Massnahmen haben unzählige unbeabsichtigte Nebenwirkungen.

 

Jeder monokausale Eingriff, selbst in ganzen Massnahmenbündeln, verschärft nur das Problem und beschleunigt die Krise. Mit den neuen Methoden hingegen kann man das Ruder herumreissen, weil diese umfassend ganzheitlich vernetzt wirken, und simultan statt sequentiell funktionieren. Daher treten die Wirkungen um das 100-fache beschleunigt ein und mit multiplikativer Anwendung noch viel schneller.

 

Details zu diesem Posting stehen in meinen Büchern, besonders im neuesten 2011 über Strategie, wo ich auch die Syntegrationen beschreibe.

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17 Kommentare

  1. Heinz Peter

    Sehr geehrter Herr Malik, inzwischen wird der Selbstmord der Finanzsysteme zunehmend real. Mir kommt es so vor, als ob das zu viele Köche den Brei verderben, wenn man das mal auf die EU bezieht. Innerhalb der EU wird kein Konsens gefunden, einen Königsweg aus der Krise gibt es faktisch nicht mehr. Was bleibt, ist nur die Wahl des kleineren Übels. Das Grundproblem der Finanzkrise liegt aber doch am Konstrukt der EU selbst. Es gibt keine Mechanismen, die nicht übergangen worden sind, bzw. jetzt noch etwas nützen (z.B. Stabilitätspakt). Es macht auch keinen Sinn über Fakten zu streiten, weshalb es so weit kommen konnte. Viel wichtiger ist doch nun, wie man das Problem lösen kann. Ein Sensitivitätsmodell nach Vester wird wahrscheinlich recht komplex sein, aber doch nur das Regelwerk mit den heutigen Problemen aufzeigen. Eine Syntegration innerhalb der EU stelle ich mir auch etwas schwierig vor, da der Kreis einer Teilnehmerrunde wohl sehr gross sein wird und ein Konsens daher nicht leicht zu finden sein wird. Glauben Sie, dass diese Modelle tatsächlich eine Lösung hervorbringen können oder löst sich das Problem nicht selbst? In den 30ern des letzten Jahrhunderts gab es diese Modelle auch nicht.

    • Fredmund Malik

      Sie stellen zwar die richtigen Überlegungen an, haben aber vermutlich noch nicht die Information über die exponentielle Wirkkraft unserer Syntegrationsverfahren. In meinem Buch über „Strategie“ 2011 ist im letzten Kapitel genau beschrieben, wie man grosse Massen mit Syntegration bewegt und wie schnell das geht.

  2. Martin Bodmer

    Wie soll ganzen Gesellschaften das Wissen vermittelt werden (bez. Verständnis für die Massnahmen?).
    Stehen da nicht Denkblockaden aus verschiedensten Interessengruppen, Parteifarben usw. im Wege?

    Für ein Unternehmen kann ich die Prozesse nachvollziehen.
    Aber ist das auch (schnell) auf eine Gesellschaft in kurzer Zeit übertragbar?

    • Fredmund Malik

      Es müssen nicht gleich „ganze“ Gesellschaften sein. Es genügen vorerst mal die 0.5 – 1% Politiker, evt. Medien und andere Personen mit Einfluss. Es geht – wie in der Physik – um die kritische Zahl/Masse. Gerade die Gräben, die durch die herkömmlichen Methoden entstanden sind, werden durch die Neuen Syntegrationsverfahren teils überwunden und teils lösen sie sich auf, weil ganz neue Perspektiven auftauchen.

  3. Uwe Weissman

    Sehr geehrter Herr Malik,

    ich wende Ihre weithin anerkannten und publizierten Konzepte – in meiner eigenen, bescheidenen Interpretation – bereits seit längerem erfolgreich in meinem Führungsalltag an. Dennoch kann ich mir nicht im Ansatz vorstellen, wie diese äußerst zerfahrene, höchst komplexe Situation (Finanz-, Politik- und Gesellschaftskrise) auch nur langfrisitig (geschweige denn mittel- oder gar kurzfristig) ohne große Schnitte bewältigt werden kann. Als solche möchte ich die von Ihnen prophezeite Deflation bezeichnen, gleichermaßen aber auch das von anderen prophezeite Inflationsszenario.

    Was sollte Ihrer Ansicht nach in Bezug auf die aktuellen Krisenländer und -regionen als Sofortmaßnahme in Angriff genommen werden? Was würde ein Haircut im Falle Griechenlands Ihrer Meinung nach auslösen, was würde in der Folge der Zahlungsunfähigkeit der USA passieren?

    Vielen Dank für Ihre geschätzte Stellungnahme.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Uwe Weißmann

    • Fredmund Malik

      Ohne Schnitte geht es tatsächlich wahrscheinlich nicht mehr. Nun habe ich ja im Blog schon geschrieben, dass es inzwischen kein Schuldnerproblem mehr ist – sondern ein Gläubigerproblem. Darüber wird aber öffentlich noch kaum gesprochen. Dieses ist viel brisanter. Stellen Sie sich nun aber vor, dass gewissermassen durch „Zauberhand“ alle wichtigen Organisationen doppelt so gut wie bisher funktionieren würden und dafür nur noch die Hälfte des bisherigen Budgets brauchen würden. Damit wäre alles gerettet. Die faulen Schulden würden zwar abgeschrieben, aber das wäre völlig egal, weil das „Geld“ nicht mehr gebraucht würde und die Systeme in Staat und Wirtschaft hervorragend funktionieren würden. In meinem Buch über „Strategie“ 2011 ist im letzten Kapitel genau beschrieben, wie man das macht.

      • Stefan Ludwig

        Wenn es ein Gläubigerproblem ist warum drängen dann die entsprechenden Banken icht auf andere Lösungen? Wird es in den Bankenkreisen nicht als Gläubigerproblem erkannt?

        • Fredmund Malik

          Viele der betroffenen Banken lassen sich eben deswegen zur Zeit von den Regierungen helfen.

      • E. Biehler

        Sehr geehrter Herr Malik,

        die Gläubiger müssen Ihre Schulden (ob in Euro, Dollar, Jen etc.) in großen Teilen abschreiben und das tritt vermutlich in nahezu allen Ländern der Welt ein. Die Sachgüter verlieren grundsätzlich überall an Wert, weil die Kaufkraft und damit die Nachfrage fehlt. Sie sprechen teilweise von Wertminderungen von 90% und mehr.

        Meine Fragen dazu sind:

        Da diese Krise weltumspannend abläuft, sind die Auswirkungen sicherlich fast identisch. Hätten wir selbst dann noch eine Deflation, wenn überall die gleichen Zustände herrschen? Würde dies dann nicht der „Normalzustand“ sein? Ist Deflation nicht ein relativer Zustand von Werten?

        Zu Ihrer Aussage „….alle wichtigen Organisation doppelt so gut funktionieren und dafür nur noch die Hälfte des Budgets…“
        Der Großteil eines Budgets einer Organisation besteht (derzeit) aus Personalmitteln und ist damit ziemlich fix. Damit stimmen Sie sicher überein. Wenn Sie das Budget einer Organisation halbieren, sind die kompletten Sachmittel und ein Teil der Personalmittel bereits aufgebraucht. Um hier wieder eine Handlungsfähigkeit herstellen zu können, müssten Sie entweder Personal in Schaaren entlassen oder Ihr Vorhaben mit Fremdmitteln stützen.
        Dies ist zumindest meine „alte“ Denkweise und ich habe keine Lösung dafür, wie eine Organisation die Personalkosten in einem vertretbaren Zeitraum so senken kann, dass es ermöglicht wird, den von Ihnen beschriebene Effekt (halbes Budget, doppelt so gut funktionieren) zu erzielen.
        Wie soll das konkret gehen?

        • Fredmund Malik

          Zum Funktionieren von Organisationen bei Halbierung des Budgets gibt es im Posting von Stefan Ludwig vom 21. 7. ein paar Beispiele. Zu Einschnitten im Personal wird es in vielen Organisationen aber beim Fortgang der internationalen Schuldenkrise ohnehin kommen. Das sieht man jetzt schon an den z. T. drastischen Sparprogrammen der davon betroffenen Ländern, wie Griechenland, aber auch in vielen US-Staaten, die öffentliche Dienste reduzieren. Jedoch deren Organisationen verharren im alten Funktionieren. Damit werden die sozialen Zwecke oft weit verfehlt. Es entsteht also doppelter Schaden mit zahlreichen Folgewirkungen.
          Schon ein doppelt so gutes Funktionieren allein ist ein grosser Erfolg, und relativ dazu wäre das Budget rein rechnerisch ohnehin schon halbiert. Aber tatsächlich kommt man auch mit geringeren absoluten Budgets aus, denn z. B. sinken u. a. die Kapitalkosten und der Kapitalbedarf durch Reduktion des Umlaufvermögens. Alle grossen Transformationen haben aber auch wiederum Arbeitsplätze geschaffen, nur eben in anderen Bereichen.
          Zu Ihrer ersten Frage: Deflation ist ebenso relativ wie Inflation, „relativ“ jedoch wozu.
          Bargeld wird in einer Deflation am wertvollsten sein, weil Sachgüter gegen Bargeld billiger werden, das Geld also an Wert gewinnt.
          Nicht alle Bevölkerungskreise sind aber durch diese Relativität in gleicher Weise betroffen. Manche sind grosse Gewinner, viel mehr jedoch sind noch grössere Verlierer. Hinzu kommt, dass der Prozess hin zu den letzlich eintretenden Relationen sehr ungleich, in unterschiedlichem Mass und Tempo verläuft. Fast alle verlieren vieles, aber nicht alle gleich viel. So können sich die Relationen also in vielfältiger Weise immer wieder neu und unvorhergesehen verschieben.

          • E. Biehler

            Mit „Deflation ist relativ“ war gemeint, dass wenn das verfügbare Einkommen und die Sachwerte sich nivellieren werden, keine Deflation mehr herrschen würde. Die wenigen, die in diesen Zeiten über viel Barvermögen verfügen, werden sicherlich die Gewinner der Krise sein.

            • Fredmund Malik

              Herr Biehler, im Grundsatz haben Sie recht, aber das Kernproblem sind die Schulden, die auf den Sachwerten lasten. Diese müssen trotz sinkender Sachgüterpreise nominell in der früheren Höhe bezahlt werden. Wir haben dann zwar niedrige Sachgüterpreise, z. B. Immobilien, aber nur noch wenige haben Geld um zu kaufen. Es geht dabei weniger um das Einkommen, sondern weit mehr um die Vermögensbestände auf Aktiv- und Passivseite, die auch bei Privaten besteht, obwohl diese nicht bilanzieren müssen.

        • Stefan Ludwig

          Ich denke ein Teil der Lösung ist niedrigere Löhne. Wenn die Alternative dazu niedrigerem Lohn halbes Harz-4 ist, weil auch dort gespart werden muss, und dies mit den niedrigen Preisen begründet wird, dann ist 50% des bisherigen Lohns wieder hoch attraktiv.

          Eine Syntegration scheint, nach den Beschreibungen von Herrn Malik, eine breite Zustimmung zu den beschlossenen Maßnahmen zu erzeugen. Ich habe selbst noch keiner beigewohnt um das persönlich bezeugen zu können. Was ich mir von Herrn Malik an dieser Stelle wünsche sind konkret und detalliert beschriebene Beispiele.

          Darüber hinaus wird eine Syntegration eine Menge Möglichkeiten zu Tage fördern wie die Produktivität gesteigert werden kann. Doppelt so gut funktionieren bei halbierten Kosten bedeutet doch vervierfachte Produktivität. Wenn denn tatsächlich vervierfachte Produktivität erreicht wird steht dieses Unternehmen viel besser da als die Konkurrenz. Und/oder neue Möglichkeiten wie innerhalb der Organisation Leistungen erbracht werden können die den Mitarbeitern direkt nutzen ohne Geld zu kosten.

          DIe Fabrik ist nicht mehr ausgelastet also verwendet einen Teil der Räume zur Kinderbetreuung vor Ort anstatt für den Kindergarten zu bezahlen mit daran interessierten Mitarbeitern die sonst auf die Straße geschickt werden müßten.

          Das mag ein nur begrenzt realistisches Beispiel sein und soll im wesentlichen auch nur aufzeigen was für neuartige Ideen und Synergien in einer Syntegration entwickelt werden können.

          Die neuen Ideen entstehen meiner Einschätzung nach durch die besondere Struktur der Syntegration. Das in der Organisation alle Teilnehmer erfahren von dem in der Organisation verteilten Wissen und der Potentiale und daraus erwachsen ganz neue Ideen.

          Ich selbst bin kein Wirtschaftswissenschaftler und auch kein Unternehmensberater deshalb möge man mich, wenn ich mit dieser Argumentation falsch liege, korrigieren.
          Ich bitte sogar ausdrücklich darum.

          Ich selbst komme aus dem Ausbildungsbereich. Eine Idee zu diesem Bereich ist, wie sich Auszubildende im Ausbildungsprozess selbst gegenseitig Ausbildungshilfsmittel erstellen können um das halbierte Budget der Ausbildungsmittel wieder aufzufangen. Dazu ist zusätzliche Kommunikation nötig die ebenfalls oft ausbildungsrelevant ist. D.h ganz realistische Kommunikation mit echter Verantwortung anstatt Kommunkations“Spiele“.

          In Kanada ist es zum Beispiel ganz normal, dass die Schüler Ihr „Mathebuch“ selbst erstellen. Es entstehen keine Kosten für Mathebücher. Die Pisa-Ergebnisse von Kanada sind sind sehr gut. Das ist für mich ein Beispiel für doppelt so gut funktionieren mit dem halben Budget.

          Die Industriemechaniker Azubis erstellen keine „Klötze für die Schrottkiste“ sondern Experimentiersets für die Mechanik im Physikunterricht: Hebelgesetz, Getriebe usw. samt Experimentieranleitung. Ich bin mir absolut sicher diese Industiemechaniker werden bedeutend besser qualifiziert sein als standard Ausgebildete. Wer sich da mit Organisationstalent hervortut könnte nach der Ausbildung gleich als Projektmanager weiterarbeiten und bisherige Ausbildungsstufen (die Geld kosten) überspringen.

          • Peter Unterluggauer

            Zum Ausbildungsbereich gibt es den Ansatzpunkte

            Internetuniversität und Internet-Oberschule. Ein sehr großer Teil der Ausbilungsinhalte kann damit abgedeckt werden.

            Wir haben alle sehr viel an Faktenwissen im Selbststudium aus Büchern gelernt.

            Die Lehrer und Trainerunterstüzte Ausbildung reduziert sich dann auf die erforderlichen Trainings, praktische Ausbildung und Persönlichkeitsbildung.

            Dies ist didaktisch möglicherweise nicht die effizienteste Vorgangsweise aber mit Sicherheit erheblich kostengünstiger.

            Insbesondere wenn die erforderlichen Unterlagen und Interent-Systeme für Deutschland nur einmal erstellt werden müssen.

            Für die Lehr- und Wissensindustrie bedeutet dies natürlich erhebliche Kürzungen an Personal- und Infrastrukturkosten, was daher energisch abgelehnt wird. Gleichzeitig könnten diese Ressourcen wesentlich besser eingesetzt werden.

            Diese Revolution in der Bildungsindustrie steht uns bei knappen Kassen noch bevor.

            • Fredmund Malik

              Gemessen am enormen Bildung- und Ausbildungsbedarf von immer mehr Menschen werden die Lehrer nicht arbeitslos, ausser sie gehen mit dem Web-Fortschritt nicht mit. Meine Organisation ist bereits mitten in dieser Revolution. So haben wir z. B. im Zuge der 5. Ecopolicyade von September 2010 bis Juni 2011 rund 175 000 deutsche Schülerinnen und Schüler im vernetzten Denken trainiert. Die junge Generation lernt das mit unserern modernen Didaktik-Tools innerhalb von Wochen, wofür sonst mehrere Semester nötig sind.

  4. Ina

    Das Finanzsystem hängt an seinen letzten Atemzügen und niemals merkt es richtig, ich frage mich ob die Politiker schon gemerkt haben, dass sie eigentlich vor einem unlösbaren Problem liegen, welches man nur noch nach hinten verschieben kann.

    • Fredmund Malik

      Vor allem sehen Sie die neuen Methoden nicht, die innovativen Sozial-Technologien des kybernetischen Syntegrierens. Die Politik steht gar nicht vor einem unlösbaren Problem, sondern sie hantiert mit untauglichen Werkzeugen.