Die zu späten Schulden-Entdecker

F. Malik am Mittwoch, 24.08.2011 um 7:53 Uhr
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Die zu späten Schulden-Entdecker

Wie die Leute nun endlich die Schulden-Gebirge entdecken. Zu spät… und noch immer nicht die volle Wahrheit. Moody’s kommt drauf, dass Japan Schulden hat, und der Spiegel berichtet lobend darüber, statt dass er Moody’s dafür abstraft, dass die 20 Jahre lang geschlafen haben. Ohne das allgemeine Verschlafen hätte die Krise überhaupt nicht entstehen können.

 

Mehr über Japan in meinem Buch darüber, aus sage und schreibe dem Jahr 1991. Es lag bereits auf der Hand, dass das in ein Debakel führen würde, falls keine neuen Lösungen gefunden werden. Die Japan-Börse hatte bereits Ende 1989 gedreht, ihr Bullmarket war zu Ende, und seither ist dort Siechtum. Mit den Mitteln der modernen Systemanalyse alles leicht erkennbar. Mit Ökonomie leider kaum.

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10 Kommentare

  1. A.I.

    Ich bin sowieso nicht so ganz überzeugt davon, dass es sich bei Ökonomie um eine Wissenschaft handelt.

    Die Verbrämung des Inhaltes mit komplizierter Mathematik beeindruckt nicht jeden.

    Mathematik ist kein Garant für richtige Erkenntnis. Man kann auch falsche Grundannahmen mathematisch formulieren. Der Einsatz leistungsfähiger Rechner macht das Ergebnis am Ende nicht richtiger.

    Herr Prof. Malik, haben Sie geschrieben: „Daten sind keine Information“? Auf jeden Fall unterschreibe ich diesen Satz vorbehaltlos, sowohl aus naturwissenschaftlicher als auch aus neuropsychologischer Sicht.

    • Fredmund Malik

      Ihre Skepsis bezüglich dem wissenschaftlichen Charakter der Ökonomie teile ich – bezogen auf Mainstream. Es gibt aber auch ausgezeichnete ökonomische Theorien, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten, wie etwa der Debitismus von Heinsohn und Steiger. Auch Friedrich von Hayek und andere Vertreter der Österreichischen Schule erfüllen diese Standards.

      Ich habe geschrieben: „Daten sind noch(!) keine Information .. “ Aus Daten muss man Information erst gewinnen.

      • A.I.

        Danke für den Hinweis, Heinsohns Buch ist bereits vorgemerkt. Aufgrund Ihrer Bemerkungen im Blog habe ich bereits Paul C. Martin gelesen. Wenn man die überreichlich vorhandene Polemik ignoriert, dann kann man sehr interessantes lernen.

        Ganz besonders interessant finde ich die Betrachtungen zum Geld. Man bekommt vermittelt, Geld sei ein abstrahiertes Tauschmittel. Dann kann ich allerdings nicht begreifen, wie man Geld aus dem Nichts erschaffen kann.

        Betrachtet man Geld aber als Schuldforderung, dann findet eine kopernikanische Wende im Denken statt. Das ist ein Thema, das mich seit Ausbruch der Finanzkrise brennend interessiert. In der Physik spricht man bei so einem Sachverhalt vom „Zusammenbruch einer Theorie“.

        Sie kritisierten die mediale Präsentation ziemlich harsch – vermutlich zu Recht, denn vieles von dem finde ich nicht besonders schlüssig argumentiert. Was halten Sie in diesem Zusammenhang von Prof. Flassbeck? Auch er hadert gewaltig mit den Mainstream-Ökonomen, zu Recht, wie ich finde.

        Kann es sein, dass den Vertretern des Geldsystems solche Systemzusammenbrüche durchaus bekannt sind, aber achselzuckend als nötiges Übel in Kauf genommen werden?

        • Fredmund Malik

          Die sogenannte Theorie des Debitismus ist tatsächlich eine Kopernikanische Wende: Totale Absage an die Tauschtheorie des Geldes und damit auch die Tauschtheorie des Wirtschaftens; Geld als umlauffähig gemachte Schulden; und viele andere Widerlegungen der Mainstream-Ökonomie. Die mediale Berichterstattung verhindert das Verstehen der tatsächlichen Vorgänge und leistet daher Vorschub für falsche Massnahmen, die dem System statt zu helfen noch zusätzlich schaden. Auf diese Dinge kommt man u. a. durch richtige Systemanalyse.

  2. Jan Berdnik

    Über die Wirtschaftsprüfungsfirmen wurde genug gesagt.

    War die lokale wirtschaftliche Vorherschaft Japans nachhaltig begründbar oder eine historisch-temporäre Ausnahme?

    • Fredmund Malik

      Sie war nicht nachhaltig, sondern auf Schulden gebaut, insbesondere Immobilien und Versicherungsgesellschaften. Seit rund 15 Jahren siecht Japan dahin, trotz etwa 15 Regierungsprogrammen, die alle mit zum Teil drastischen Massnahmen die Wirtschaften anzukurbeln versuchten. Dennoch gibt es florierende Firmen, wie Sony und Toyota. Der Westen hat leider von Japan bisher wenig gelernt.

      • GS

        Nach meiner Einschätzung konnte sich Japan dank der starken Exportwirtschaft über die letzten Jahre über Wasser halten. Die angelsächsischen Staaten wie die USA und Grossbritannien haben in den letzten 15 Jahren fast die ganze Produktion verloren resp. an Asien und auch Europa abgetreten und werden deshalb kaum aus eigener Kraft aus der Misere retten können. Deshalb müssen wir dem Werkplatz Europa Sorge tragen und innovativ bleiben. Die Aussage ‚Asien produziert und der Westen konsumiert ‚ geht nicht auf.

        • Fredmund Malik

          Dies trifft im wesentlichen zu. Die japanische Wirtschaft hat heute wegen ihrer Fehlentwicklungen in den 1980er Jahren nur noch einen Bruchteil ihrer früheren Kraft, trotz der noch gegebenen Exportentwicklung. Darüber wird in Japan geschwiegen. Die westlichen Notenbanken und Regierungen lancieren genau dieselben Programme wie Japan erfolglos seit 20 Jahren. Die „Gelder“ kommen in der Wirtschaft nicht an, weil in einer deflationären Wirtschaft kaum jemand neue Kredite braucht, ausser für die Umschuldung, wodurch aber netto nicht hinzukommt. Man hat aus den Fehlern Japans nichts gelernt. Die Ökonomie scheint völlig blind zu sein, obwohl sich Japan vor ihren Augen abspielt. Die westlichen Programme werden ebenso scheitern, wie die japanischen.

          • A.I.

            Begann die Krise in Japan nicht ebenfalls aufgrund einer geplatzten Immobilienblase? Ich meine, vor Jahren, noch vor der jetzigen Krise, so etwas gelesen zu haben.

            • Fredmund Malik

              In meiner Antwort auf einen gestrigen Kommentar zu Japan hatte ich das geschrieben: Gründe für Japans Siechtum sind unter anderem die in den 1980er Jahren Schulden im Immobilien- und Versicherungsbereich.