Leerverkäufe verbieten hat noch nie funktioniert

F. Malik am Freitag, 12.08.2011 um 19:21 Uhr
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Leerverkäufe verbieten hat noch nie funkioniert

Leerverkäufe verbieten ist nicht nur die Unwirksamste, sondern sogar eine der schädlichsten Massnahmen für den Markt. In der Geschichte hat man das x-mal versucht, und es hat nie funktioniert. Es raubt dem Markt sogar noch jene Liquidität, die als einzige stabilisierend wirkt, nämlich dann, wenn die Leerverkäufer zwangläufig ihre Positionen zurückkaufen müssen, und dabei oft noch die einzigen Käufer sind. Was als heroische Tat gegen die Spekulation verkündet wird, führt letztendlich den Kollaps erst recht herbei.

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6 Kommentare

  1. Peter Unterluggauer

    Das verstehe ich nicht. Ist das ein Test der Diskussionsteilnehmer?

    Zuerst wird wohl der Markt durch Leerverkäufe destabilisiert. Im besten Fall bremsen Leerverkäufe Preisübertreibungen des Marktes.

    • Fredmund Malik

      Welchen „Markt“ meinen Sie? Die allermeisten Verkäufe kommen in Bear Markets (und einen solchen haben wir) von jenen, die in Aktien long sind, also solche bereits besitzen. Warum verkaufen diese? Es gibt mehrere Gründe. Der wichtigste:
      Weil die Aktien auf Kredit finanziert sind, und sobald die Preise sinken (egal aus welchem Grunde) sind die Kredite ungedeckt. Daher muss liquidiert werden.
      Aber die gewöhnlichen Aktienmärkte sind ja nicht das Zentrum der Leerverkäufe, sondern diese tätig man an den Terminmärkten. Dort kann aber nicht unterschieden werden zwischen Leerverkäufen auf Grund von Hedging (Absicherungsbedarf) oder von reiner Spekulation. Würde man das Hedging im Sinne von Absichern verbieten, würden die Terminbörsen ihre wirtschaftliche Funktion verlieren, denn dazu sind sie entstanden – zur Risikoabsicherung.
      Regierungen haben zu allen Zeiten politisches Kapital aus dem Verbot von Leerverkäufen zu schlagen versucht. Funktioniert hat es aus den genannten Gründen noch nie.

      • Peter Unterluggauer

        2008 hat die SEC die ungedeckten Leerverkäufe gestoppt. Dies wurde folgendermaßen interpretiert:
        „Die SEC werde Missbrauch mit ungedeckten Leerverkäufen in keinerlei Weise tolerieren, erklärte der SEC-Vorsitzende Christopher Cox am Mittwoch mit. Die neuen Regeln gelten nicht wie zuvor nur für Finanztitel, sondern für alle Aktien. Bei einem ungedeckten Leerverkauf verkaufen Investoren Aktien, die sie nicht besitzen und noch nicht einmal ausgeliehen haben. Sie spekulieren damit auf fallende Kurse und können so den Abwärtstrend einer Aktie dramatisch beschleunigen.

        Kritiker von Börsenwetten auf fallende Kurse hatten immer wieder beklagt, dass Spekulanten die Notierungen so erst massiv nach unten treiben. Befürworter verweisen darauf, dass die Märkte so vor Übertreibungen nach oben geschützt werden – Shortseller könnten beispielsweise Spekulationsblasen zum Platzen bringen. Goldman Sachs selbst verdiente Milliarden, weil die Bank schon 2006 auf ein Ende des Immobilienbooms wettete und entsprechende Wertpapiere leerverkaufte.

        Das Volumen dieser Leerverkäufe liegt derzeit an den Börsen auf Rekordniveau. Die nun eingeführte Pflicht, den Aktienbesitz nachzuweisen, dürfte den Handel erheblich erschweren. “ aus 2008, manager-magazin.de mit Material von dpa, ap und reuters

        • Fredmund Malik

          Ja, schon, diese Dinge sind bekannt und wiederholen sich immer wieder. Es sind immer dieselben Argumente. Der Fallout ist dann erst Ende März 2009 zum Stillstand gekommen und der Markt hat gedreht. Was hat das Verbot also 2008 genützt?
          Wie hoch ist das Rekordniveau – und im Vergleich zu was ist es ein Rekordniveau – im Verhältnis zum gesamten Umsatz mengen- und geldmässig?
          Die Index-Terminmärkte sind damit ja nicht tangiert. Man hat ja auch ständig über den Sinn vor limit-up und limit-down Vorschriften diskutiert. In Wahrheit hält das weder einen Bull- noch einen Bear-Market wirklich auf. Der Bull-Market kommt ins Laufen, wenn und weil es billigen Kredit gibt, aus Gier und Massenpsychologie. Und er schlägt um in einen Bear-Market , wenn die Kredite nicht mehr gedeckt sind, Depots zwangsliquidiert werden müssen, aus Angst und Massenpsychologie. Schulden und Schuldenliquidierung, Gier und Angst, sowie der selbstansteckende Prozess der Massenpsychologie sind die entscheidenden Treiber. Alles andere kann vorübergehende Tageseinflüsse haben, aber keine dauerhaften Trends verändern. Das bilden sich die SECs und FEDs etc. auch gar nicht ein, aber sie tun so, als wären sei „in control“ – und die Medien greifen es auf und das Publikum glaubt es.

          • Peter Unterluggauer

            Ich beschränke mich hier auf das Finanzinstrument ungedeckte Leerverkäufe.

            Buffet bezeichnete Teilbereiche des Derivatemarkts als finanzielle Massenvernichtungswaffen. Ich zähle Finanzinstrumente wie ungedeckte Leerverkäufe mit minimaler Eigenkapitaleinsatz dazu, insbesondere wenn sie ein Vielfaches des Realmarktes betragen.

            Natürlich beendet eine Abrüstung der Atomwaffen nicht alle Kriege, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

            Man kann die Probleme des Finanzsystem ja nur lösen, indem man versucht bestmögliche Marktregeln zu entwickeln und gefährliche Finanzprodukte vom Markt zu nehmen.

            Mit freundlichen Grüßen

            • Fredmund Malik

              So gut wie die gesamte Ökonomie und sämtliche Neoliberale glaubten, mit ihrem Unfug gerade die Märkte zu verbessern. Wenn sie von mir hörten, dass das Gegenteil eintreten wird, waren sie schockiert, denn sie hielten sich für die Super-Markt-Experten.
              Mit denselben Argumenten müsste man auch die Kaufkontrakte mit Mini-Kapitaleinsatz (von oft weniger als 1%) verbieten. Denn auf welche Seite die Übertreibungen ausschlagen, ist fast egal. Durch die Verrücktheiten auf der Bull-Seite (wie jetzt als letztes noch beim Gold) ist es ja erst möglich gewesen, die Riesen-Kreditgebirge aufzutürmen. Man glaubte an Wertsteigerung und hat nicht gesehen, dass es heisse Luft ist.