TT: Teilweise Themenwechsel ;-)

F. Malik am Montag, 29.08.2011 um 17:29 Uhr
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TT: Teilweise Themenwechsel 😉

Ich freue mich über das rege Interesse an der Finanzkrise, am Gold usw. Das richtige Verstehen des Wesens der Krise ist die Voraussetzung für richtiges Handeln.
Noch zu wenig habe ich die Diskussion auf ein anderes Thema gelenkt, nämlich auf bestimmte Ursachen der Krise, z. B. Warum wurden denn so viele Schulden gemacht? Oder : Warum wird das Wirtschaften mit Finanzmanövern verwechselt?
Dahinter steht ein ganzer Komplex an irreführenden und wirtschaftszerstörenden Theorien,z. B. die Theorie vom Shareholder Value. Mit im Boot sind die US-Coporate Governance Doktrin, ein Teil der Consulting-Industrie, die das verbreitet hat, ein guter Teil der Wirtschaftsprüfer, die Hand reichten zur Änderung der Bilanzierungsregeln, und viele Executive Searcher mit ihrer Personalsuche.
Dieses muss sich ändern, sonst nützen alle Staatsmassnahmen nichts.

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17 Kommentare

  1. M.W.

    Danke Herr Malik. Ich bin leider noch nicht dazu gekommen Ihr Buch Strategie zu lesen und die Theorien des Debitismus. Hole ich nach. Können Sie mir zu letzter genannten Theorie ein gutes Buch nennen? Bitte Originale, darauf lege ich besonderen Wert – keine kommentierten Texte von Fremdmeinungen. Besten Dank.

    • Fredmund Malik

      Eigentumsökonomik, von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger. Das sind die „Erfinder“, wobei wesentliche Beiträge auch von Dr. Paul C. Martin stammen.

      • Eric Deutcher

        Wie erklären Sie sich, dass auch der Debitismus hoch umstritten ist? Diese Theorie und auch Dr. Paul C. Martin werden z.B. auf der sonst lesenswerten nachdenkenseiten.de oder spiegelfechter.de regelmäßig in die Esoterik-Ecke diffamiert.

        Die gesamte Geldtheorie scheint ja nicht eindeutig zu klären zu sein und ist Bestandteil erheblicher Streitigkeiten.

        Haben Sie sich mit dem Debitismus befasst, um hier zur Aufklärung dieses Streits beitragen zu können?

        Danke im Voraus.

        • Fredmund Malik

          Alle neuen und besseren Theorien und Innovationen wurden von den Ewiggestrigen bekämpft. Es dauerte 60 Jahre, bis Einsteins Relativitätstheorie regulärer Studienstoff war. Das Auto benötigte mehr als 30 Jahre um sich durchzusetzen. Kopernikus wurde verlacht, Galileo haben sie beinahe und Giordano Bruno ganz umgebracht.
          Ausser P.C. Martin muss man auch Gunnar Heinsohn und Otto Steiger lesen. Dann hat man alle Bausteine beisammen. Der Debitismus ist bisherigen Theorien an Erklärungskraft weit überlegen.

  2. Andre Kuhn

    Sehr geehrter Prof. Malik, vielen Dank für diese wirklich wesentliche Frage, ich freue mich auf die Meinungen zu diesem Thema. Die Ursachen sind aus meiner Sicht zweigeteilt.
    Überschuldung in der Wirtschaft resultiert aus meiner Sicht in erster Linie aus den Prioritäten kapitalmarktorientierter Unternehmen in der Form 1. Wachstum 2. Profitabilität 3. Sicherheit im Gegensatz zu den Prioritäten langfristig orientierter Famlienunternehmen wie dem unsrigen in der Form 1. Sicherheit 2. Profitabilität 3. Wachstum welche automatisch zu einer völlig anderen Art der Verschuldung führen.
    In der Politik erlebe ich im Kleinen (unserer Kommune) wie im Großen (Europa) ein völliges Nichtwissen über selbst einfachste wirtschaftliche Zusammenhänge in Kombination mit einer extrem kurzfristigen Orientierung. Warum ist für ein politisches Amt nicht ein Mindestmaß an wirtschaftlicher Kompetenz vorgeschrieben wie es ansonsten in vielen Berufen der Fall ist?

    • Fredmund Malik

      Ich stimme teilweise zu, würde aber die Prioritäten für unternehmerisch geführte Unternehmen etwas anders setzen:
      1. Kundenorientierung. 2. Wettbewerbsfähigkeit. 3. Liquidität.
      Wenn ich mich nicht auf 3 beschränken müsste, würde ich 6 vorschlagen, in denen die soeben genannten enthalten sind.
      1. Marktstellung. 2. Innovationskraft. 3. Produktivität. 4. Attraktivität für die richtigen Menschen. 5. Liquidität und cash flow 6. Ertragskraft.
      Wer diese Faktoren im Griff hat, ist auf der sicheren Seite.
      Das Nichtwissen ist enorm, da haben Sie recht. Daher funktioniert, wie ich oft schreibe, die Demokratie heute immer weniger.

      • M.W.

        Sehr schön Herr Malik und Herr Andre Kuhn, so lässt sich im Forum auch einiges parallel besprechen. Stimme weitestgehend zu.

        Herr Malik, den Artikel ansprechend: http://malik-mzsg.net/ov?part=landingPage6&mimeType=text%2Fhtml&_uid=4055521061&m2u=G3RB4I0-1V2JW2T-1DM61A1X&mailing=1V2JW2T-AZ4117Z

        Finde ich passend, ebenfalls in der aktuellen Situation. Nun, schauen Sie, ich denke mal das es einigen von uns so geht. Was sind nun Prioritäten? Mich interessieren stets zick Dinge, ich kann das auch nicht filtern und trennen, no way. Jedoch korrekt, ich kann nicht alles auf einmal meistern. Da für mich aber alles wichtig ist, aus den Kenntnissen der Kybernetik, Bionik, … heraus, weil auch „unwichtige“ Dinge wichtig sein können, gibt es manchmal einige Problemchen. Was ist zu tun? Momentan mache ich schon vierteljährliche Terminpläne, was mir manchmal blöd vorkommt, da Ausnahmen keine Platz haben.

        • MI

          Sehr geehrter M.W.,

          ich hatte vor einigen Jahren ein Ziel-, Zeit- und Selbstmanagement Seminar bei Malik besucht. Und es hat mir sehr geholfen eine Struktur für Wichtiges und für meine Planung zu finden….
          Zumindest denke ich nun Wichtiges von Unwichtigem zu unterschieden und meine Zeit „richtig“ einzuteilen.

          Mit bestem Gruß

          MI

          • M.W.

            Danke für den Hinweis MI, ich konnte es dieses Mal selbst lösen. Teilweise durch die Möglichkeit einer angebotenen und notwendigen Aufgabenverteilung, wobei die zweite Basis wohl eine Selbstdisziplin bei der Erledigung der „unangenehmen“ Aufgaben sein wird.

            Das MZSG ist bestimmt die erste Wahl, was sich bisher lesen lies. Sicherlich in Kongruenz gedacht, eine Zielfindung und Neuausrichtung ohne Coach ist wohl die idealste Variante langfristiger Erfolge.

            Schön, dass der professionelle Rat bereits existent ist – schauen Sie sich einfach auf diesen Seiten näher um!

            Einen schönen Sonntag.

  3. Paul Freudensprung

    Sehr geehrter Herr Malik,
    Ich denke, der von ihnen angesprochene Punkt der Bildung ist der wichtigste um aus der heutigen Malaise wieder herauszufinden. Nur so kann Nichtwissen ausgemerzt und neues Wissen weitergegeben werden.

    Als Geograph habe ich in den frühen 90ern auch einige Fächer an einer Wirtschaftsuniversität belegt. Interessant war das sich alle Wirtschaftsabsolventen auf Jobsuche fixierten (Investmentbanken, Mgmt Consulting etc …) und kaum einer ein Unternehmen gründen und Jobs schaffen wollte. Die Headhunterindustrie hat das noch unterstützt. Das ist, sicher eine Ursache der heutigen Krise.

    Es wäre eine gute Idee wenn ihr Zentrum auch Fortbildungskurse fuer Lehrende anderer Universitäten anbieten würde!

    Mit bestem Gruss,

    • Fredmund Malik

      Wir konzipierten und betreiben die Management Academy der grössten deutschen Forschungsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft, die 30 000 Personen beschäftigt. Darunter sind zahlreiche Universitätslehrer. Jeder Hochschullehrer kann zu uns kommen, oder unsere Lehrmittel einsetzen.

      • Karin Binder

        Lieber Herr Prof. Malik,
        eine Frage beschäftigt mich immer wieder und ich möchte Sie Ihnen gerne gleich hinsichtlich der Zukunftsgestaltung einer menschlicheren Wirtschaft stellen. (Bewußt blicke ich nicht mehr detailliert zurück in viele erlebte Abgründe des amoralischen und die Regeln des ehrbaren Kaufmanns verhöhnenden Verhaltens von Managern der obersten Führungsebenen). Können Sie mit Ihren Tools für die Organisationen die momentan fast überall systemimmanente Kultur der Gerissenheit in der ach so smarten Wirtschaft bzw. die Logik/Ethik (?) auch positiv beeinflussen ? Das Vertrauen ist ja auf allen Ebenen zerstört. Es wäre schön, wenn sich mit Ihren Ansätzen – im Bereich des menschlich überhaupt Möglichen – wieder Vertrauen entwickeln würde. In London, Turin etc. konnten z.B.wir an partizipativen Planungsprozessen , Community-Plannings, durch das “Prince of Wales‘ Institut of Architecture“ mitwirken und uns wurde später berichtet, daß danach Vandalismus in großen Wohnanlagen zu 80% gemindert werden konnte. Die Bewohner fühlten sich ernstgenommen. Werden Manager durch systemische Veränderungen überhaupt menschlicher oder können wir damit erst rechnen, wenn alle zum Nachdenken durch Härten gezwungen werden ? Diese Frage entsteht natürlich vor allem aus den Entgleisungen in der Finanzwirtschaft mit den dazugehörigen -bereits erwähnten- Investmentbereichen. Unternehmergeführte Unternehmen sind eher Leidtragende dieser Entwicklungen ? Meinen fleissigen “Unternehmer-Vater“ habe ich verehrt und lange verwechselte ich in meiner Tätigkeit in der Wirtschaft noch Unternehmer und Manager – bis ich aufwachen MUSSTE. Kurzum : was kann sich in Systemen verbessern, wenn sich die geistig-charakterliche Haltung nicht von heute auf morgen mitverändern kann ? Dazu bräuchten wir einen neuen Codex !? ((Und einen der auch die ärmeren und einfacheren Menschen schützt !? Was wohl Sache der Politik wäre.)) Ohne Wunder zu erwarten oder mich als Gutmensch darzustellen, merke ich, daß sich uns diese Frage im Hinblick auf Ihre Tools immer wieder einmal stellt. Sie stellt sich sicherlich auch, weil man Ihre Arbeit und Ihre Auswirkungen auch persönlich erlebt müßte. Kundenorientierung z.B. verlangt in sich vielleicht auch schon nach Integrität ? ganz neugierig auf Ihre Antwort –
        mit besten Grüßen Karin Binder

        • A.I.

          Liebe Frau Binder,

          im Grunde berühren Sie da eine fundamentale philosophische Frage, die mindestens so alt ist wie die Antike: Ist der Charakter eines Menschen Anlage oder wird er durch Erziehung geformt?

          Diese Frage berührt im Kern auch die Wirksamkeit von Sozial-Tools.

          In meiner Erfahrung kann man nur Menschen gewinnen, die aus irgend einem Grunde empfänglich sind und von sich aus am selben Strang ziehen wollen.

          Es mag vielleicht auch Charismatiker geben, die die Menschen in ihren Bann ziehen können – persönlich bin ich jedenfalls noch keinem begegnet. Wernher von Braun soll so jemand gewesen sein – und er hat technologisch und organisatorisch unglaublich viel bewirkt. Amerikanische Ingenieure, die mit ihm arbeiteten, erzählen, dass man bloß 5 Minuten mit von Braun reden brauchte, und man wollte selber zum Mond fliegen. Aber das waren Ingenieure, die sowieso bereit waren, Großes zu leisten.

          Hätte von Braun dieselbe Wirkung z.B. auf Hippies gehabt, die der ganzen Sache ablehnend gegenüberstanden?

          • Karin Binder

            Liebe/r A.I.,
            die “alten Griechen“ und alle folgenden Philosphen haben mit Ihren Texten zu dieser wichtigen Frage geholfen, uns bis heute weiterzuentwickeln. Die Anlage + Umwelt wirken bestimmt immer gemeinsam ( + die “alten Asiaten“ würden den philosophischen Fragenkomplex noch erweitern !! ) . Daher können wir auf die Wirksamkeit der “erzieherischen“ Sozial-Tools -wie Prof. Malik oben ausführte – auch hoffen. Abgesehen von rettungslosen, selbstgefälligen Charakteren. Wenn die Systeme dieser globalisierten Wirtschaft lebensfähiger + nachhaltiger werden, kann sich der Mensch entfalten, seine Verantwortung SELBST tragen + schöpferisch+bewusst an kommender Transformation -auch via Internet- mitwirken. Männer mit Charisma (wie v.Braun) können dann “in der Not“ noch Mentoren mit Visionen sein, aber ich glaube, daß die Erde einer moderatenGraswurzelbewegung bedarf . Charisma hat oft nicht gehalten, was es versprach. (Hippies bevorzugten : “Imagine“ v. John Lennon.) Ich glaube, da ich die Geschehnisse oft als verwirrend empfinde, daß es Menschen wie Prof.Malik bedarf, die die Komplexität + Vernetzung für sich lange! studiert haben, um den Überblick zu behalten + als Wegweiser dienen

        • Fredmund Malik

          Liebe Frau Binder, tut mir leid, dass ich in Verzug bin mit meiner Antwort. Ich glaube, dass viele Menschen sich in ihren Haltungen kaum noch ändern können. Zu tief sitzen die Denk- und Werthaltungen aus der Zeit des Kasino-Wahnsinns. Die Zahl dieser letztlich bemitleidenswerten Menschen ist leider gross. Nun soll aber jeder wenigsten eine Chance auf Änderung haben. Ergreifen muss er/sie diese aber selbst.
          Meine Aufgabe sehe ich darin, jenen Orientierung zu geben, die sich ernsthaft ändern wollen(!), weil sie zumindest ahnen, dass etwas nicht stimmt, aber sich dieses noch nicht erklären können. Von der Politik erwarte ich mir nicht viel. Wenn Hilfe von dort kommt, umso besser. Aber PoltikerInnen stecken in einem sehr beharrlichen und änderungsresistenten System. Eine meiner Hoffnungen sind die vielen ganz „gewöhnlichen“ Menschen „da draussen“, die sich selbst und gegenseitig zu helfen wissen, ohne auf andere zu warten.
          Mit unseren Methoden erzielen wir hingegen enormen Erfolg. Menschen gewinnen Vertrauen zu sich selbst und anderen, weil sie nicht-hierarchisch auf gleicher Augenhöhe mitwirken können (Ihre Erfahrungen sind sehr typisch), aus Resignation wird Hoffnung und aus Lethargie wird Aufbruchswille. Diese Effekte treten ausnahmslos ein. Noch ist es eine Minderheit, aber sie wächst.
          Danke für Ihre wie immer hochinteressanten und berührenden Gedanken.

          • Karin Binder

            Vielen Dank Herr Prof. Malik,
            Ihre klärende, “geerdete“ und sehr schöne Antwort war mir wichtig. Vertrauen zu sich selbst, Aufbruchswille der sich aus dieser Haltung speist und sicherlich ein neues Verantwortungsgefühl für den kleinen, wichtigen Teil, den man im großen Räderwerk darstellt. Da können wir nur auf jeden Einzelnen hoffen. ( Vielleicht sogar auf den „100th monkey und seine kritische Masse“ sowie auf Rupert Sheldrakes Darstellungen, damit es sich beschleunigt – wer weiß ?) Eine erfreulichere, aufgeklärtere Wirtschaft und Gesellschaft wird bestimmt überwiegend auf/aus gleicher Augenhöhe erwachsen. Dann würden die geistigen Dinosaurier-Egos langsam aus dem “Neuen“ gedrängt. Diese Zeit ist sehr spannend. Wertvoll ist , daß Sie mit Ihrem Blog auch viele Menschen “da draußen“ erreichen und so Orientierung geben können. herzlichst und Alles Gute ! Karin Binder

            • Fredmund Malik

              Liebe Frau Binder, Sie beschreiben wichtige Teile der nötigen Prozesse auch diesmal wiederum sehr richtig. Mein Blog ist einer der Beiträge, um die von Ihnen erwähnten „morphogenetischen Felder“ von Sheldrake oder ähnliche Gedankenkonzepte, wie Strange Attractors u. dgl. informierend „aufzuladen“.
              Beste Grüsse, Fredmund Malik