Firmen, die in „Liquidität“ schwimmen

F. Malik am Dienstag, 06.09.2011 um 22:35 Uhr
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Täglich wird mir gesagt, wie gut es in der Wirtschaft gehe, weil viel Liquidität da sei und die Firmen volle Kassen haben. Damit glaubt man ein positives Bild der Wirtschaft zu zeichnen. Das Gegenteil ist der Fall.

  1. Die Liquidität ist „in der Kasse“, weil man nicht investieren will. Vielleicht fehlt die Notwendigkeit, oder die Gelegenheit oder der Wille dazu. Vielleicht hält man die Risiken für zu hoch, oder die Chancen für zu gering. Auf vielen Märkten gibt es ohnehin Überkapazitäten, oder das Wachstum ist zu klein u. dgl. Warum sollte man also investieren? Das heisst also, dass es gar nicht so gut geht, und daher die Wirtschaft stagniert.
    Allerdings kann diese Liquidität dann wieder ein grosser Vorteil sein, wenn sich später die deflationäre Chance zum viel billigeren Kaufen bietet.
  2. Das Geld in der „Kasse“ ist in der Regel aber kein Geld, denn es liegt kaum im Tresor, sondern ist irgendwo in Finanzanlagen angelegt. Somit hat die Firma kein Geld, sondern sie hat Forderungen gegenüber den Schuldnern der Finanztitel. Diese Forderungen sind genau so gut, wie die Schuldner. Wer Forderungen gegen Lehman hatte, bekam so gut wie nichts mehr. Ausserdem können die Finanztitel schon morgen an den Börsen sinken und Verluste produzieren.

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10 Kommentare

  1. Karin Binder

    Lieber Herr Malik,
    seit 10 Jahren sind wir zunehmend begeistert von Ihren Beiträgen.
    Wunderbar , daß es Sie gibt. Wir haben neben lange schon bezahlten!!! Wohnungen
    i. Triple-A München …die Notbremse gezogen und leben nun aus unserem
    Garten über dem ligurischen Meer. Im künstlerischen Bereich der Photographie
    arbeitet mein Mann noch, ich drückte den Delete-Button im Investmentbereich
    Immobilien (London etc.). Es wird sehr spannend wie eine Neue Zeit sich
    anbahnen wird und wir verfolgen alles sehr genau. Wir freuen uns, daß Sie
    dabei so umsichtig und weitsichtig mitgestalten. Cordiali saluti ! Karin-Maria Binder

    • Fredmund Malik

      Liebe Frau Binder, schade, dass wir uns nie begegnet sind. Sie scheinen wirklich alles richtig gemacht zu haben.
      Herzliche Gratulation. Jetzt würde mich nur noch interessieren, in welchem Alter Sie und Ihr Mann sind, aber das wollen Sie sicher für sich behalten.
      Alles Gute weiterhin und bleiben Sie gesund.

      • Karin Binder

        Sehr geehrter Herr Prof. Malik,
        danke, Ihre Antwort haben wir mehr als geschätzt – ja Ihnen persönlich zu begegnen wäre wirklich sehr schön gewesen ! Wir empfehlen allen interessierten Freunden/studierenden Kindern bei Ihnen in “jede mögliche Art der Lehre“ zu gehen oder wenigstens im Internet Ihre Beiträge zu verfolgen um zur Multiplikation dieser Gedanken beizutragen. Gerne beantworten wir Ihre verständliche Frage. Uns wurde durch die Arbeit mit den “Anglosachsen“ im Bereich Private-Equity schon 2006 schmerzlich klar, daß alles “ irgendwie auf- oder zerbrechen“ wird . So haben wir vor drei Jahren – ich mit 60 Jahren, mein Mann mit 70 Jahren – das Haus über der wunderschönen Bucht von Alassio mit 4ha Land, 120 Oliven, Obstbäumen u.v.m. übernommen und wollten wissen, wie ein einfaches, gesundes Leben funktioniert und was wir noch Neues daraus gestalten können. Wir sind sehr froh, dieses Experiment begonnen zu haben. Passen Sie auch gut auf sich auf, Sie werden für eine menschlichere Wirtschaft so gebraucht ! herzlichst Karin Binder

        • Fredmund Malik

          Liebe Frau Binder, vielen Dank für Ihre so liebenswürdigen und mich rührenden Zeilen, über die ich mich sehr freue. Sie haben rechtzeitig gemeinsam das kranke System durchschaut und auch richtig gehandelt. Das erforderte grosse Weitsicht, viel Kraft und beispielgebende Zivilcourage. Umso mehr werden Sie nun mit grosser Freude die Früchte Ihrer mutigen Entscheidungen geniessen können. Dazu gratuliere ich Ihnen herzlich.
          Meine besten Grüsse auch an Ihren Mann, Ihr Fredmund Malik

  2. Stefan Ludwig

    Sehr geehrter Herr Malik,

    wann rechnen Sie damit dass man – bei Rückkauf von Versicherungen um aus Forderungen physisch vorhandenes Bargeld zu machen – droht leer auszugehen?

    Wird es so weit kommen und wenn ja – wann wird der Zeitpunkt erreicht sein, zu dem Versicherungen noch nicht einmal die gesetzlich zugesicherte Mindestverzinsung auszahlen können?

    • Fredmund Malik

      Schwer zu sagen. In den 1930er Jahren waren Versicherungen relativ robust. Es kommt darauf an, wo die Versicherungen ihre Mittel veranlagen. So etwas, wie gesetzliche Mindestverzinsungen wird es in Hinkunft kaum noch geben, denn das sind Erfindungen aus inflationären Zeiten bzw. solchen, wo die Ökonomie glauben machen konnte, sie hätte die Wirtschaft unter Kontrolle. Um 2014-16 herum wird es auch für die Versicherungen sehr eng werden.

  3. Martin Bodmer

    Ist es denn ratsam, seine „Forderung gegenüber der Pensionskasse (2. Säule)“ jetzt zu verflüssigen und damit die Hypothek auf der Immobilie zu reduzieren? Mehr Spielraum lässt der Gesetzgeber ja nicht zu.

    Damit wäre der Verlust/das Risiko wahrscheinlich minimiert und der Druck aus den Zinszahlungen während der Deflation etwas geringer?

    • Fredmund Malik

      Ja, das ist ratsam. Wenn Sie in Bargeld gehen, brauchen Sie vorerst die Hypothek nicht zu reduzieren, den Sie können diese
      ja jederzeit bedienen. Flexibel bleiben …

      • Yang Gao

        Sehr geehrter Herr Malik,

        das geht mit der Pensionskasse (2. Säule) leider nicht. Man kann dort nur Gelder abziehen, wenn damit eine Hypothek getilgt wird.

        Wäre unter diesen Umständen die Tilgung der Hypothek sinnvoll?

        • Fredmund Malik

          Man müsste die ganze Vermögenslage kennen, um eine Antwort auf ihre Frage zu geben. Es könnte aber eine gute Entscheidung sein, um aus dem Risiko der PK herauszukommen.