Krisen-Beurteilungsfähigkeit geht gegen Null

F. Malik am Montag, 17.10.2011 um 21:55 Uhr
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In den sonntäglich Zeitungen und Fernsehsendungen waren die Selbstbezeugungen völliger Unkenntnis der heutigen Lage drastisch wie selten zuvor. Ich habe nicht einen einzigen Kommentar kennengelernt, der richtig gewesen wäre, gebe aber zu, dass ich nicht alle Medien konsumieren kann, die die wichtigsten aber schon.

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95 Kommentare

  1. Stefan Ludwig

    Nachdem sich jetzt namhafte Ökonomen aus der Deckung trauen und die Banken kritisieren, scheint die Zeit allmählich reif zu werden für die neuen Erkenntnisse.
    Im Grunde ist die Argumentation warum es eine Deflation geben wird einfach zu verstehen.
    Wenn es sonst keiner senden will: Was halten Sie von der Idee einmal der Kindernachrichtensendung LOGO ein kindgerecht aufbereitete Erklärung zu schicken? Eineseits finde ich die Idee reizvoll andererseits könnte das u.U. auch Glaubwürdigkeit kosten. Was meinen Sie?

    • Fredmund Malik

      Leider kenne ich diese Sendung nicht. Eine grosse Herausforderung, die Schulden für Kinder verständlich zu machen.

  2. Jürgen Clasen

    Die berühmten Irrtümer der Ökonomen:
    Diesesmal ist alles anders…. Es ist noch nie vorgekommen…
    Das kann man alles in die Tonne hauen. Die Frage ist, haben wir Drehbücher für die Krise und wenn ja, welches
    ist wohl das richtige. Irgendwo hat man den Eindruck jedermann liest nur im Kaffeesatz. Die Deflationsthese kommt bei mir an, wenn ich sie in den Regalen bei meinen Einkäufen auch nur ansatzweise sehe. Man hat beispielsweise
    der Autoindustrie im letzten Tief vorhergesagt, sie würde nach Produktionspausen nicht mehr aufsperren. Heute
    produziert man da bis zum Anschlag. Man kann nicht so schnell mehr schauen, wie die Dinge sich von Minus nach
    Plus drehen und umgekehrt.

    • Fredmund Malik

      Viele Dinge ändern sich schnell, aber nicht die grundlegenden. Die Autoindustrie produziert in erster Linie in und für China. Das EU- und USA-Geschäft läuft eher schwach. Geholfen hat v. a. auch die Verschrottungsaktion. Wenn die Deflation in den Regalen der Supermärkte ankommt, ist es zu spät.

      • Karin Binder

        Immobilien : eigentlich schreien es die Spatzen ja von den Dächern, aber im Norden Italiens, den wir kennen, ist die Deflation im Herbst “ erschreckend spürbar “ selbst in den absoluten Toplagen (die seit 60 Jahren! nur ein AUFWÄRTS id. Preisspirale kannten – was selten genug ist ) bereits angekommen – nichts geht mehr – die Leute sagen : il mercato é bloccato ! Auch in Genua z.b. überall Vermietschilder für Läden, Verkaufsschilder für 1000e v. Apartments a.d. ligurischen Küste …Diese Tendenz wird weiter nach Norden in die BRD wandern !? Im Supermarkt merkt man noch nichts von Deflation.

        • Fredmund Malik

          Danke, liebe Frau Binder, für diese wertvollen Informationen für die Blog-Gemeinde. Das illustriert auch schön, wohin man schauen muss, um die Deflation zu erkennen und damit die Zukunft besser zu verstehen. Der Supermarkt ist das letzte Glied in der ökonomischen Pipeline. Dort sind gerade die früheren hohen Preise angekommen. Die Immobilien stehen Anfang.

      • Florian Linse

        Eben: Könnte es nicht sein, dass so extreme Wachstumsmärkte wie China, Indien und andere, die ja auch noch riesengross sind, die in der ersten Welt einsetzende Rezession einfach „wegschlucken“?
        Wobei mir schon auch nicht ganz klar ist, wie der chinesische, indische etc. Verbraucher plötzlich so konsumfreudig bzw. kaufkräftig werden soll. Aber da es bei den Autos scheinbar klappt, warum dann nicht auch in anderen Bereichen?

        • Fredmund Malik

          Indien kenne ich weniger gut, China hingegen schon. Dieses Land hat enorme Schwierigkeiten, weil auch dort die Binnenverschuldung enorm ist. Bereits gibt es mafiöse Schuldeneintreiber, die die Menschen mit Gewalt in die Bankrotte treiben.

  3. Stefan Müller

    Sehr geehrter Dr. Malik
    letzte Woche hatte ich Gelegenheit mit Dr. William F. Miller (http://fsi.stanford.edu/people/williamfmiller) zu sprechen. Eine hochinteressante Persönlichkeit mit sehr viel Lebenserfahrung.
    Er sagte, dass immer weniger Geld im Herzen des Silicon Valleys ankommt, welches bekanntlich als Innovationshochburg der USA gilt. Die Milliarden der FED kommen offensichtlich im Silicon Valley nicht an, sondern würden zur Stabilisierung der Märkte genutzt.
    Eine Frage blieb offen, wie sollen sich Dollarmärkte stabilisieren, wenn sie nicht für Innovationskraft und damit zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit genutzt werden?
    Freundliche Grüsse!
    Stefan Müller

    • Fredmund Malik

      Millers Beobachtung bestätigt, was ich im Blog oft und früh gesagt habe: Das sogenannte Geld kommt in der realen Wirtschaft nicht an, sondern läuft in die Finanzwirtschaft.
      Der Dollarkurs hängt heute nicht von Innovationen ab, sondern von der Nachfrage nach Schuldentilgungswährung.

      • Stefan Müller

        Da ich Ihren Blog seit langem verfolge, konnte ich mir die Bestätigung vor Ort holen.

        Hinzu kommt, dass ein grosser Teil der Wertschöpfung im Ausland stattfindet und die Arbeitslosenquote bei fast 10% problematisch hoch ist (ganz zu schweigen von den Schattenzahlen und Billigjobs). Die Substanz des Dollars – also die Kraft der zugrunde liegenden Volkswirtschaft – wird sich vermutlich erst im Kurs widerspiegeln, wenn der Dollar als Leitwährung an Bedeutung verliert.

        Im Silicon Valley herrscht zwar immer noch reges Treiben. So wie ich es verstanden habe, haben die Venture Capitalists aber in den letzten Jahren mehr Geld verloren als gewonnen…. auch ein Indiz.

        • Fredmund Malik

          Mir ist nicht ganz klar, welche Länder Sie im einzelnen meinen, aber grundsätzlich haben Sie recht. Wertschöpfung ins Ausland (China, Vietnam etc. ) verlagern, im Inland Finanztransaktionen, die keine Wertschöpfung, ausser Bankkommissionen schaffen und auf Schulden aufbauen, die stündlich zusammenschrumpfen können – das ist der Kern der Destruktion. Wer immer mithilft, diese Zerstörung aufrechterhalten zu wollen, ist gesellschaftsschädlich. Dazu gehören auch Business Schools, Consultants, Headhunter, z. T. Medien, Wirtschaftsprüfer usw. Man kann gar nicht entschieden genug dagegen auftreten.

          • Stefan Müller

            Bei meiner Antwort bin ich immer noch von den USA ausgegangen.
            Ich denke, ich verstehe was Sie meinen. Die Gruppen, die sie nennen, stellen für mich Beeinflusser dar. Entschieden wird am Ende vom Tag von Managern in den Firmen. Für richtige Entscheidungen stellen Ihre Führungsgrundsätze und CPC eine sehr übersichtliche, leicht verständliche Orientierungshilfe dar.
            Besten Dank für diesen Austausch!
            Stefan Müller

            • Fredmund Malik

              Das richtige Navigations- und Steuerungs-Wissen zu haben, wird in den nächsten Jahren lebensrettend und erfolgsentscheidend sein. Viele werden es aber nicht haben. Es freut mich, dass Ihnen meine Konzepte nützlich sind.

  4. Bruno Gantenbein

    Lieber Herr Malik

    Eine Krisenbeurteilung ist heutzutage in der Tat ein komplexes Thema für sich. Und in der Analyse und der adäquaten Handlungsempfehlung von komplexen Themen bin ich in meinem Alltag leider nur ganz wenigen Menschen oder Gruppen begegnet. Wieso soll dies in den Mainstream-Medien anders dargestellt sein? In unseren westlichen kollektiven Denk- und Handlungsmustern ist der Bewusstseins-Schwerpunkt noch ganz tief im linearen Denken verwurzelt. Im kognitiven Bereich lässt sich diese Deffizienz, die einmal eine Erungenschaft war, relativ schnell weiter entwickeln. Dafür benötigen wir aber ganz andere Bildungsinstitutionen und mehr Querdenker Ihres Kalibers.

    Freundliche Grüsse und Danke für Ihr wertvolles Aufrütteln
    Bruno Gantenbein

    • Fredmund Malik

      Danke, freut mich

  5. Peter

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik!
    Ihre Beschreibung(en) bzw. Gründe warum eine Deflationskrise und nicht wie medial kolportiert eine Inflationskrise kommen wird kann ich nachvollziehen – ebenso Ihren schon bekannten Ratschlag nach Bargeldhortung (Aktien, Gold, Immobilien, … werden fallen). Nachdem der „ruhige“ Schlaf ab einer gewissen Bargeldmenge nun etwas „gestört“ ist – zB Wohnungsbrand :-(( – würde mich Ihre Meinung zu Investment in „Aktien kombiniert mit Am-Geld-Protective-Puts“ interessieren. Oberstes Ziel für mich ist „Kaufkrafterhalt“ … ich muss durch eine Krise nicht reich werden (die Armut möchte ich verhindern :-)) ).

    Konkret würde mich das Aktien+Put-Szenario aktuell für diverse Bankaktien interessieren – in dieser Kombination sind ja Gewinne (Kurserholung aufgrund Unterbewertung + unwahrscheinlichster Fall der Inflation) durchaus möglich – Kursverluste aufgrund des Puts nur äußerst beschränkt möglich.

    Was passiert jedoch bei einer Verstaatlichung einer Bank … mit dieser „sicheren Kombination“? (oder sollte man hier lieber ein DAX-Index-Zertifikat mit einem Put kombinieren (den DAX kann man ja schlecht „verstaatlichen“)).

    Vielen Dank für Ihr Feedback

    • Fredmund Malik

      Keine dieser Varianten empfehle ich Ihnen. Deponiern Sie Ihr Geld in einem Banksafe oder Schliessfach.
      Dann sind Sie die Wohnungsbrand-Sorge los. Sie müssen in Zukunft viel mehr damit rechnen, dass Ihnen Banken und Broker überhaupt nicht mehr zahlen, selbst wenn Sie Gewinne oder Kapitalansprüche haben.

      • Florian Linse

        Ist das wirklich Ihr Ernst – man soll sein Vermögen als Bargeld in Bankschliessfächern aufbewahren? Man hält dann ja immer irgendeine Währung. Aber wenn nun eine Währung den Bach runtergeht? Zur Absicherung müsste man das Bargeld ja auch noch in unterschiedlichen Währungen – Sfr, Dollar, Euo, Can-Dollar, Austro-Dollar etc – ins Schliessfach legen? Soll man wirklich so skurril (vielleicht ist’s ja gar nicht skurril) vorgehen?

        • Fredmund Malik

          Das ist mein Ernst, ja. Irgendeine Währung hat man in jeder Anlageform.
          Am besten Schweizer Franken.

          • JB

            Ich verstehe Ihre Präferenz für den Franken nicht, da er seit seiner Anbindung an den Euro zu den Risiken der Schweiz (Volkswirtschaft sehr bankenlastig) auch noch die Risiken der Euro – Zone mitträgt.
            Eine Rücknahme der Bindung an den Euro kann ich mir nicht vorstellen, da sich die Notenbank jeder Glaubwürdigkeit berauben würde und sich die zu erwartende Franken – Aufwertung verheerend auf die schweizer Wirtschaft auswirken würde.
            Die Währungsparität liegt auch über dem derzeitigen Niveau.
            Ich erwarte daher eher einen schwachen Franken.

            • Fredmund Malik

              Die CH-Notenbank hat keine freie Entscheidung über die Bindung an den Euro, dazu sind die Währungsmärkte zu gross. Was sie bisher „erreicht“ hat, ist schön, war aber eher Zufall, obwohl es in der kausalistische denkenden Welt anders gesehen wird. Präferenz habe ich daher nicht, sondern ich sage, dass es eine enorme Zahl an Menschen gibt, die die Schweiz für sozial und politisch stabiler ansehen, als andere Länder, und daher wollen sie ihr Geld lieber in der Schweiz haben, egal wie sonst die Konditionen sind.

          • Wolfgang Kirchner

            Wie beurteilen Sie die Lage des Euro? Dieser müsste ja ähnlich wie der Dollar steigen, da die Europäer grossteils in EUR verschuldet sind. Gibt es überhaupt eine „Euro-Krise“ von der auf den Titelseiten berichtet wird? Vielen Dank für Ihre Einschätzung.

            • Fredmund Malik

              Die Europäer haben ja bereits Euro. Das Währungs-Ausland ist im Euro nicht stark verschuldet.
              Umgekehrt beim Dollar. Dort sind Nicht-Amerikaner im Dollar verschuldet.
              Kommt darauf an, was mit Euro gemeint ist. Falls Europa, dann gibt es eine Krise – nicht nur eine …
              Meint man die Währung, dann zur Zeit nicht, denn der Euro hat seine Kaufkraft gehalten und ist legales Zahlungsmittel.
              Meint man die Gläubiger, die Euro-Schulden nicht mehr bezahlt bekommen, dann haben auch die ein Problem.
              Der Euro als Währung bekommt ein Problem, wenn eine Währungsreform als Lösung der beiden anderen Krisenherde
              in Betracht gezogen würde. So weit ist es derzeit noch nicht.

      • Peter

        Vielen Dank für Ihre Einschätzung. Eine hoffentlich nicht allzu dumme Frage hätte ich dann doch noch zur „Bankschliessfach-Variante“ … wie schaffe ich es dann NACH der Deflationshorror-phase wieder Aktien zu kaufen … Sobald ich auf ein Depot einzahle (um dann weiter Aktien zu kaufen) hat ja die Bank die Finger drin … Aktien gegen Barzahlung geht ja schlecht …

        • Fredmund Malik

          Nach der Defla-Phase gibt es deren spezielle Gefahren und Risiken ja nicht mehr. Wenn die Schulden beseitigt sind, gibt es wieder die Chancen eines langen Aufschwunges.

  6. Christoph Aigner

    Durch Instrumente wie den EFES oder der Selbstverpflichtung der Banken von der Politik soll vorrangig nicht Griechenland (als schwierigster Patient) gerettet werden. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass vor allem eines erreicht werden soll, nämlich Zeit gewinnen.
    In dieser Zeit vertraut man auf die Selbstheilungskräfte des Systems, d.h. zum Beispiel auf eine Verlängerung der Laufzeiten für die Anleihen der problematischen Staaten.
    Fraglich ist jedoch, ob die vorhandenen Selbstheilungskräfte ausreichen. Solange sich an der Steuerung des Systems selbst nichts ändert, wird die Krise nur hinausgezögert, aber nicht überwunden.

    Was denken Sie über diese Einschätzung?

    • Fredmund Malik

      Vor allem will man die Gläubiger schützen.

  7. Franz Gans

    Das Schüren von Inflationsängsten ist ja möglicherweise selbst ein Instrument zur Deflationsbekämpfung. Insofern wundert es mich nicht, dass von Politikern, Bankern und den Mainstreammedien wenig von Deflation zu hören ist. Setzt sich die Idee von fallenden Preisen einmal in den Köpfen fest, fallen diese tatsächlich und die Abwärtsspirale setzt ein.
    Kann es überhaupt eine Deflation geben, wenn keiner daran glaubt? Hängt nicht vieles auch von der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer ab?

  8. S. Ottomano

    Sie sagen, dass „Geld drucken“ durch die Zentralbanken, um eine Inflation herbeizuführen, unmöglich ist. Dies, da niemand dieses Geld „will“ bzw. in der Lage ist, sich weiter zu verschulden.
    Gesetzt den Fall, die Zentralbanken von Europa und USA (evtl. auch andere) kaufen
    – Staatsanleihen in unbeschränktem Umfang, damit die Staaten weiterhin die ungezügelte Ausgabenmaschinerie (und hier insbesondere die Sozialindustrie) am Leben erhalten können. Die Politiker dieser Staaten werden dankend zur Kenntnis nehmen, dass die Proteste und Unruhen zurückgehen.
    – div. Schuldpapiere (von Banken und evtl. anderen grossen Akteuren in den Finanzmärkten) um die Gläubiger zu befriedigen (welche ihrerseits ihre Gläubiger befriedigen können).
    Werden solche Massnahmen koordiniert (d.h. zumindest in den USA und Europa) durchgeführt, so müsste Deflation verhindert werden können.
    Gemäss Aussagen eines Exponenten der SNB kann ja eine Notenbank nicht „Pleite gehen“, da sie Geld in unbegrenztem Umfang für solche Massnahmen „erzeugen“ kann.
    Dass diese Massnahmen im heutigen Umfeld u.U. nicht erlaubt bzw. „statthaft“ sind, sehe ich nicht als Hinderungsgrund.

    • Fredmund Malik

      Wenn dies möglich wäre, dann stellt sich die Frage, warum tun die Notenbanken das nicht längst? Warum knebelt der IMF Griechenland bis zur Revolution, statt einfach für die Griechen „Geld zu drucken“? Da würde man sich doch die ganzen Mühen von internationalen Konferenzen etc. etc. längst sparen und die Welt würde in universellem Wohlstand schwelgen können.

      • S. Ottomano

        Sehr geehrter Herr Malik, ja, ich frage mich tatsächlich:

        Wieso ist dies nicht möglich?
        Was wären die Konsequenzen aus einem solchen Vorgehen?

        Dass alles seine Konsequenzen hat, ist klar. Free Lunch gibt es nicht. Aber welches sind die Konsequenzen bei einem Koordinierten (d.h. der grossen bzw. wichtigen Währungsräume) Eingriff dieser Art?
        Die Flucht der Vermögen in Sachwerte oder in diejenigen Währungsräume, die nicht mitmachen?

        • Fredmund Malik

          Es wird nicht gemacht, weil es tatsächlich unmöglich ist.

          • S. Ottomano

            Es tut mir leid, wenn ich weiter dumm Frage, aber Ihre vorherige Antwort ist für mich nicht verwertbar.
            Die Nationalbank machte dies mi UBS Anleihen, die EZB macht es auch, mit Staatsanleihen. Alles eher im kleinen Rahmen verglichen mit den Schuldenbergen, die da sind.
            Sie sagen, es ist nicht möglich im von mir beschriebenen Umfang. Können sie erläutern, warum es nicht möglich ist?

            • Fredmund Malik

              Ich werde dazu in Bälde einen Haupteintrag schreiben, dann wird die Sache klar.

  9. Jürgen Clasen

    Wenn allein schon die Krisenbeurteilungsfähigkeit mangelhaft ist, fragt man sich, wie grausam steht es erst um die Krisenbewältigungsfähigkeit. Für die Eurozone ist wohl eine nette Variante des EFSF vorgesehen. Hier spricht man von einer Hebelung auf 1000 Mrd oder gar 2000 Mrd Euro. Man versichert 20-25% der ausfallgefährdeten Bonds. Erst wenn die Rückzahlungsquote unter 75 bis 80% fällt, kommen für den Gläubiger Verluste auf. Man wird sehen,
    auf welchen Papiere solche Garantien ausgesprochen werden und ob sich damit für die Anleger ein akzeptables
    Risiko einstellt. Hohe Zinsen erziehen die Schuldner. Diese wichtige Erziehungskomponente wird wohl damit sehr
    relativiert und ich rechne damit, das Auflagen immer nur politische Auflagen sein werden. Im Zweifelsfall scheert
    mich mein Geschwätz von gestern nicht. Auf zu neuen Ufern mit noch mehr Schulden, Defiziten usw. Im besten Fall hat man damit ja den Stein der Weisen gefunden.Vielleicht kommt mir ja die Gnade einer frühen Geburt entgegen und ich muss es nicht mehr erleben, wenn es so kommt, wie ich befürchte.

    • Fredmund Malik

      Sie nehmen die Sache mit Humor, was eine gute Haltung ist.

  10. Stefan Ludwig

    In der FTD online steht ein Artikel mit Vorschlägen von George Soros wie die Krise bewältigt werden kann.
    Da es ja um eine Komplexitätskrise und nicht nur um eine Finanzkrise geht können finanztechische Vorschläge
    keine vollständige Lösung bringen. Trotzdem interessiert mich die Meinung von Fachleuten zu den Vorschlägen von Soros:

    Zusammengefasst
    1 Die Staaten bürgen für die Banken und sollen die Banken erst rekapitalisieren wenn die Krise abgeebbt ist.
    2 Zitat Der anderen Ursache, der fehlenden Mittel für die Staatsverschuldung, könnte sich die EZB annehmen, indem sie ihren Leitzins senkt; und in Bedrängnis geratene Länder anhält, kurz laufende Schuldverschreibungen zu begeben, sowie die Banken ermutigt, diese zu zeichnen. Diese kurzfristigen Schuldverschreibungen könnten jederzeit an die EZB verkauft werden und würden so Bargeld gleichkommen; solange die Banken mehr damit verdienen als mit Einlagen bei der EZB, wäre es für sie von Vorteil, diese zu halten Zitat Ende. Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:top-oekonomen-george-soros-europas-pfad-durchs-minenfeld/60117961.html

    Hr. Malik wie beurteilen Sie diese Vorschläge aus ihrem systemischen Verständnis heraus?

    • Fredmund Malik

      Der „Staat“ kann nur „bürgen“ mit der Steuerkraft seiner Bürger im „Rücken“ und letztlich mit den vorhandenen Ersparnissen der Bürger. Der „Staat“ selbst hat keine Mittel. Beide „Bürgschaftsmittel“ strangulieren die Wirtschaft und noch mehr die Gesellschaft. Steuern 60-70% und Zwangsanleihen (wie in der Kriegswirtschaft), die mit Ersparnissen zu kaufen sind … Konsum, Investition, Innovation kann man dann vergessen. Die Regierungen werden sich die Klinke in die Hand geben, und letztlich ist ein totalitärer Zwangsstaat programmiert. Es ist aussichtslos, mit finanzwirtschaftlichen Mitteln die realwirtschaftlichen Fehler zu kurieren.

  11. Ursula Schmidt

    Durch einen Hausverkauf erhalte ich Anfang November eine große Summe Bargeld. Dieses muss die Altersabsicherung für meine Mutter (74) sein. Nun bin ich durch die Finanzkrise extrem verunsichert und weiss nicht, wie ich das Geld anlegen soll. Man hat mir eine Sofortrente emfpohlen – oder einen Sparplan bei der Sparkasse. ABER: was, wenn alles zusammen bricht und ich nicht mehr an mein Geld komme?? Bitte helfen Sie mir! ich bin wirklich sehr verunsichert und kann Nachts kaum mehr durchschlafen…Meine Mutter erhält eine sehr geringe staatliche Rente und ist daher auf das Geld aus dem Hausverkauf angwiesen….

    • Fredmund Malik

      Bleiben Sie ruhig, legen Sie ihr Geld in Banknoten in einen Banktresor. Vertrauen Sie keinem Anlageplan, Rentenkonzept usw. Eine absolut garantierte Sicherheit gibt es auf der Welt zwar nicht, aber so sind sie auf der sichersten Seite, die es zur Zeit gibt. Hören Sie auf niemanden, sondern geniessen Sie das Leben zusammen mit ihrer Mutter.

      • Sven Buck

        Sehr geehrter Professor Malik,
        wenn jeder Bürger sein Geld von seinem Konto nehmen und es in bar in einen Banktresor legen würde, hätten die Banken doch zunächst einmal ein weiteres Liquiditätsproblem.
        Wirkt dieses Verhalten von daher nicht krisenverschärfend?
        Hochachtungsvoll,
        Sven Buck

        • A.I.

          Wenn es nicht alle gleichzeitig tun, würde es vielleicht sogar gehen. Die Leser dieses Blogs wären dann rechtzeitig dran.

          • Fredmund Malik

            So ist es, dann ist wenigstens meinen BlogleserInnen geholfen.

        • Fredmund Malik

          Leider stehen wir hier vor einem klassischen Dilemma der Wirtschaft: Was das Beste für den Einzelnen ist, kann schädlich für das Ganze sein und umgekehrt.

      • Martin Ackerman

        Sehr geehrter Herr Malik

        Ihr Ratschlag ist prinzipiell richtig, alleine das Bargeld ( welche Währung ?) einer Bank anzuvertrauen, halte ich für reichlich gefährlich. Wer weiss denn, welche Bank am Höhepunkt der Krise noch funktioniert und ob man noch Zugang zum Tresor hat. Sofern man das Bargeld nicht im eigenen, feuersicheren (das gibt es) Tresor lagern will, gibt es einige wenige Institutionen, die wahrscheinlich auch den worst case, der so sicher kommen wird , wie das Amen in der Kirche, überleben werden, die sind aber kaum in Deutschland zu finden.
        MfG
        M.Ackermann

        • Fredmund Malik

          Es wird vorübergehend so sein, dass man auch den Tresorraum in der Bank nicht herankommt.
          Hängt auch davon ab, in welchem Land Sie leben.

          • Martin Ackerman

            Also das heisst doch, dass die Dame, die auf ihr Geld angewiesen ist, dies sicher nicht in irgend einer Bank, und schon gar nicht in Deutschland, und auch sicherlich nicht in Euro, im Banktresor einschliessen soll. Wenn jemand Rat sucht , sollte man alle Aspekte berücksichtigen !
            MfG
            M.Ackermann

            • Fredmund Malik

              Was die Dame braucht, kann sie fast jederzeit aus dem Tresor herausholen. Individuelle Empfehlungen mache ich nicht, sondern ich zeige die Grundstrategie auf, denn mit Vermögensberatung befassen sich ja die, die es “ besser wissen“. Man nennt sie Bankberater. Meine Grundstrategie ist in diesem Falle goldrichtig.

  12. Thorsten Podlech

    Liebes Forum,

    meinen kleinen Beitrag für eine besser funktionierende Politik habe ich heute wieder geleistet.
    Mit einem Beitrag auf Lokalkompass.de von der WAZ Mediengruppe.
    Ich wurde aktiv nachdem heute in unserer Zeitung stand, dass in 2012 die bilanzielle Überschuldung meiner Stadt eintritt.

    Hier lesen und danach selbst aktiv werden: http://www.lokalkompass.de/hattingen/politik/hattingen-kann-schuldenfrei-werden-d101263.html/action/lesen/1/recommend/1/

    Herr Malik, ich hoffe mit dem Einsatz des Bildes im Interesse der Sache zu handeln. Falls nicht, tausche ich das Bild sofort aus.

    Gruß
    Thorsten Podlech

    • Fredmund Malik

      Ich habe den Beitrag gelesen. Das Bild ist ok. Was immer Sie zur Verbreitung beitragen, kann anderen helfen. Allerdings ist Ihre Stadt klein und wird sich u. U. eine volle Syntegration nicht leisten können. Wir könnten vielleicht eine Sonderlösung finden. Rufen Sie die Finanzreferentin, Dr. Amonn, in Fürth an. Sie wird Ihnen schildern, wie gut die Erfolge dort sind.

  13. M. A. Hugelshofer

    Werter Herr Prof. Dr. Malik
    Seit Monaten lese ich jeden Ihrer Beiträge (inkl. Kommentare). Viele meiner „sonderbaren“ Gedanken wurden dadurch bestätigt und oft lerne ich auch dazu.

    Das einzige Thema, das ich Systemmässig noch nicht ganz verstehe, ist die zu erwartende (Deflations-) Entwicklung der Hypo-Zinsen in der Schweiz.

    Hintergrund:
    Libor Hypotheken sind sowohl für Banken (aktuelle Details einer GrossBank) und auch für (private) Schuldner (seit längerem) sehr lukrativ.
    Das widerspricht meiner Logik! Wo liegt denn das Risiko für diesen „Gewinn“?
    Ich sehe keinen Spielraum für die Zentralbanken den Zins in den nächsten 2 Jahren markant zu erhöhen.
    Warum also sollte der Libor markant steigen?

    In welcher Reihenfolge werden die Zinsen ansteigen und warum?

    Intuitiv weiss ich, dass etwas nicht stimmt in meiner „Logik“. Welches wichtige Detail habe ich vergessen oder übersehen?
    Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie den Denkfehler aufdecken könnten und zum Verständnis der Deflation im Bereich Hypotheken beitragen könnten.

    Hochachtungsvoll
    M.A. Hugelshofer

    • N. Widmer

      Herr M.A. Hugelshofer,
      Ich glaube wir haben den gleichen Denkfehler und stecken wahrscheinlich bei der Immobilile in der gleichen Situation. Konnten Sie den Bericht von Hr. Walzers finden?
      Freundliche Grüsse aus der Zentralschweiz

    • Fredmund Malik

      Bitte lesen Sie den Kommentar zu Herrn Walzers Posting.

  14. M. A. Hugelshofer

    Ihre Antwort zeigt mir klar und deutlich, dass ich meine „Hausaufgaben“ nicht gemacht habe und hier eine nicht qualifizierte Frage gestellt habe. Das tut mir leid.

    Sie schrieben dort:
    „Je schlechter die Schuldner sind, desto höher steigt der Zins.“

    In der zweiten Antwort beschreiben Sie die Entwicklungen der Vergangenheit (welche mir schon bekannt waren).
    http://blog.malik-management.com/2011/10/bear-market-rallies-koennen-ein-feuerwerk-sein/#comment-4397

    ich habe nun über Mittag meine Wissenslücke beim Begriff LIBOR reduziert.

    Auf den Punkt gebracht:
    wer sein Haus nur mit LIBOR-Hypotheken finanziert hat, sitzt auf einer tickenden Zeitbombe!

    • Fredmund Malik

      Jede Erkenntnis über die wahre Situation ist heute Gold wert.

  15. Volker Schmitt

    Sehr geehrter Herr Professor Malik,

    als Absolvent Ihres Blended Learning Programmes, welches mir im Berufsleben schon enorm großen Nutzen gebracht hat, und fleißiger Leser der Blogkommentare, möchte ich einen Rat von Ihnen einholen. Wir haben uns
    vor 4 Jahren eine kreditfinanzierte Wohnung gekauft, der aktuelle Zinssatz ist für weitere 6 Jahre fix. Nun haben wir
    die Möglichkeit, den Kredit zeitnah durch Barmittel abzulösen, natürlich verbunden mit Extrakosten. Würden Sie uns dennoch in der jetzigen Situation zuraten?

    Vielen Dank und die besten Grüße
    Volker Schmitt

    • Fredmund Malik

      Freut mich, dass Sie etwas Praktisches bei uns lernen konnten.
      Ihre Frage: Ja, zumindest teilweise > 50% z. B. Die Strategie ist, nicht von der Bank abhängig zu sein und von dieser zu nichts gezwungen werden zu können.

  16. chris-k

    Sehr geehrter Herr Malik,

    Sie schreiben in den Blogs immer wieder, dass man das Bankvermögen als Bargeld in ein Schließfach legen soll.
    Konkret gibt es bei mir folgende Situation:
    – ich habe vor der Krise einen Kredit für ein Haus zu sehr guten Konditionen aufgenommen (würde ich heute in der Form nicht mehr bekomme).
    – andrerseits habe ich inzwischen wieder Sparvermögen aufgebaut, mit dem ich bisher die Schulden nur teilweise getilgt habe, da ich eventuell in Zukunft nochmals ein anderes Haus kaufen möchte und da lieber Cash einen Teil zahle und den günstigen Kredit mitnehmen möchte.

    Empfehlen Sie nun eher sofort so viel wie möglich zu tilgen (da ja der Sachwert eventuell den Kredit nicht mehr deckt), oder das Sparvermögen als Bargeld zu horten, da man damit in Zukunft leichter ein neues Eigenheim kaufen kann?
    Noch zur Info: Höhe des Kredites ist derzeit ca. 50% des derzeitgen Werts des Hauses. Eventuell wäre auch eine sofortige Totaltilgung des Kredits realisierbar.

    Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir dazu einen Denkanstoss geben bzw. Ihre Sichtweise darlegen können.
    Vielen Dank.
    C.K.

    • Fredmund Malik

      Brauchen Sie denn ein zweites Haus? Warten Sie zu, Sie werden es in 2 – 3 Jahren um Bruchteile des heutigen Preises kaufen können. Zahlen Sie die Schulden entweder zurück, oder halten Sie das Geld in bar, damit Sie allenfalls jederzeit abdecken können.
      In anderen Blogs sagte ich schon: Grundstrategie ist, nicht abhängig werden von einer Bank und zu nichts gezwungen werden können.

      • chris-k

        Nein ich brauche kein zweites Haus – ich möchte aus dem jetzigen raus und in ein anderes (noch nicht definiert).
        Die Frage ist: ist es besser die vorhandenen Schulden jetzt abzudecken, auch wenn man dadurch gute Konditionen verliert (da beim neuen Haus wieder ein neuer Kredit erforderlich wird)? Oder ist das Risiko das der Sachwert die Schulden (50% des dzt. Wertes) nicht mehr abdeckt gering und man sollte daher besser das Bargeld verfügbar haben?
        Vielen Dank.

        • Fredmund Malik

          Ohne Lage und Art des Hauses zu kennen, kann ich nicht viel dazu sagen, ausser dass die meisten Immobilien massiv einbrechen werden.

  17. Jürgen Clasen

    Wie man liest, hatten die MdBs keinerlei Durchblick, als sie über den EFSF abstimmten. Jetzt werden sie darüber informiert, das in dem Ding noch ein oder mehrere Hebel stecken. Ohnmächtig müssen sie jetzt zusehen wie
    sich jenseits aller Versprechungen ein neues Finanzungeheuer aufbläst. Obendrein soll es eine Banklizenz
    bekommen und den ganzen Anleihenschrott aufsaugen und in die EZB blasen. Sie sagen, garnicht schlecht diese
    Dinge mit Humor zu nehmen. Ich erinnere mich: Tolle Tage als meine Töchter endlich zu Weihnachten ihren
    Kaufmannsladen bekamen. “ Eine Dose Erbsen, bitteschön, macht 10 DM“. “ Ich nehme 2 für 30 Mark“. Alles war so einfach, leicht. Yesterday all my troubles seemed so far away …

    • Karin Binder

      das haben Sie schön geschrieben – ja wir müssen unseren Humor und Lebensfreude bewahren !

  18. Thorsten Podlech

    Hallo Forum,

    der US Präsidentschaftskandidat Ron Paul sagte in 2009: „we are in a massive deflationary crisis“.
    Er ist der einzige Politiker, der seit Jahren die Federal Reserve Bank abschaffen will, weil immer mehr Geld im Markt das Problem nicht lösen kann. Die Lösungen zeigt er in anderen Bereichen auf.

    Paul ist auch der einzige Politiker, der die US Truppen aus dem Ausland abziehen will um die lokale Wirtschaft zu fördern und aufhören will, sich durch Bomben in fremden Ländern unbeliebt zu machen. Das besondere an dem Politiker ist, dass er seit 30 Jahren immer auf seinem Kurs geblieben ist und bei der Jugend (OccupyWallStreet) als nahezu einziger Politiker wirklich beliebt ist.

    Hier sein 3min Deflations-Video:
    http://www.youtube.com/watch?v=42Svmh-BBYw

    Hier sein Wahlprogramm:
    http://www.ronpaul2012.com/the-issues/

  19. M.W.

    PERFEKT, die besten EINTRÄGE bisher. Das Geld nicht in der Realwirtschaft ankommt, ist keine tiefe Erkenntnis.

    Ich bin im Moment sehr nachdenklich. Ich dachte bisher, dass es Akteure der Wirtschaft geben könnte eine Inflation, anstatt der unliebsamen Deflation einleiten zu wollen. Ich irrte mich, es fehlt wahrhaft an der Kenntnis.

    Mmmh, das ist nicht gut. Mir wäre meine früher gedachte Variante fast angenehmer, denn jemanden zu täuschen beruht auf Gegenseitigkeit. Jedoch vor täuschen Bescheid zu wissen, um dann falsche Entscheidungen zu treffen – macht mich sehr nachdenklich.

    Eine Überlegung tat sich mir auf. Geld auf der Bank? Nun, gesetzt des Falles es kommt zum Szenario, welches so abrupt kommen wird, dass wir nicht mehr reagieren können. Hebe ich dann als erster mein Geld bei der Bank ab, so alles i.O. Jeder weitere Teilnehmer wird immer weniger erhalten, denn die Bank hat das Geld nicht! Herr J. Ackermann weiß dies bereits, das lässt sich in seinen Aussagen erkennen. Gläubigerschutz wird nicht funktionieren, es werden definitiv Banken Pleite gehen – Die Deutsche Bank vermutlich nicht betreffend.

    Ich gebe zu, den Unterschied Inflation vs. Deflation zu erfassen, ist wirklich nicht trivial – Sie beschäftigen sich schon Jahrzehnte damit. Ein Paradoxon, welches keines ist – supi Herr Malik. Respekt, ich schätze so was sehr.

    Vertrauen – Ihr Buch – wird somit zum Schlüsselfaktor.

    • Peter

      Sehr geehrter/geehrte M. W..
      … wie heisst denn das von Ihnen angesprochene Malik-Buch (im Shop gibt’s ja einiges). Besonders würde mich Literatur interessieren, die das derzeitige Deflationsszenario griffig erklärt (da tue ich mir schon noch ein wenig schwer).

      Danke und Grüße aus Wien sendet
      Peter

      • M. A. Hugelshofer

        @Peter
        Um die nicht so häufig stattfindende Deflation zu verstehen, hilft es sich grundsätzlich zum Thema einzulesen. Je nach Couleur des Autors werden gewisse Themen mehr oder weniger plausibel erklärt.

        Folgende Bücher kann ich empfehlen (ohne mit allem einverstanden zu sein):
        o Der Währungscountdown: Ursachen und Lösungen des verfehlten Geldsystems (Andreas Popp)
        o Die Deflation kommt: Wie die Inflationslüge Ihr Vermögen gefährdet (Günter Hannich)

        Danach sollten Sie in der Lage sein das Deflationsszenario zu verstehen.
        Und das regelmässige Lesen dieses Blogs hilft Ihnen den Horizont zu erweitern.

        Herzliche Grüsse nach Wien
        M.A. Hugelshofer

        • M. A. Hugelshofer

          @Malik
          Danke für die konkreten Vorschläge.

          „Der Kapitalismus: Ein System das funktioniert“ von Paul C. Martin
          Vorschau ins Buch: http://j.mp/tNHFQf
          oder ein link vom dasGelbeForum.net: http://j.mp/udOJI1 [PDF]

        • Fredmund Malik

          Diese beiden Bücher kenne ich nicht. Meine Empfehlung sind die Schriften von Paul C. Martin zum „Kapitalismus: Ein System das funktioniert“, sowie Gunnar Heinsohn über die Eigentumsökonomik. Man muss aufpassen, dass man der Sache wirklich auf den Grund geht, um allenfalls neue Missverständnisse zu vermeiden. In meinem Managementletter „Warum wirtschaften wir eigentlich“ finden Sie ebenfalls genügend, wenn auch nur kurz.

      • Jürgen Clasen

        An dieser Sache bin ich auch sehr interessiert, weil ich auch immer noch skeptisch bin bei dieser
        These und ich habe es nicht nötig zu sagen ich habs kapiert und habe es nicht geschnallt.
        Gleichwohl halte ich mich für fähig es zu verstehen und bin wiss-und lernbegierig.
        Nur ein kleiner Mosaikstein dazu: Laut FTD hebt die Allianz die Kfz-Tarife zum 1. Januar 2012 bei vielen Kunden deutlich an. Die Allianz bestätigte, dass es spürbare Anpassungen geben werden. „Erhöhungen von 15% sind keine Seltenheit“, sagte ein Allianz-Vertreter der FTD. Ein anderer sprach von mehr als 30%. Andere Blogger, die Preise beobachten bei den großen
        Discountern im Bereich der Grundnahrungsmittel, berichten über ähnliche Größenordnungen.
        Die Erhöhungen im Versicherungsbereich dürften nicht nur der „Gier“ der Gesellschaft geschuldet sein. In diesem Sektor dürfte es auch wettbewerbsmäßig noch einigermaßen ok sein. Für mich liegen da auch Preissteigerungen in einem breiten Spektrum drin von Löhnen über Ersatzteile, Transportkette usw.

        • Fredmund Malik

          Viele werden versuchen, ihre Preise zu erhöhen, weil sie unter Kostendruck kommen und ausserdem Abschreibungen auf Forderungen verkraften müssen. Vom Markt wird das nicht lange aufgenommen. Auch diese Preise werden zurückgehen, und zwar umso schneller, je eher jemand versucht, seine Preise zu erhöhen.

    • Fredmund Malik

      ok, freut mich. Sie scheinen einen entscheidenden Schritt im Verstehen vorangekommen zu sein. Damit werden Sie das Geschehen da draussen sehr gut einordnen und bestens navigieren können, und anderen weit voraus sein.

  20. Andreas Rott

    Beschleunigt man nicht die Hysterie, wenn nun alle Leute auf die Bank rennen und Bargeld zu horten beginnen?

    • Fredmund Malik

      Nicht die Hysterie wird beschleunigt, sondern das kluge Handeln. Der Bankenapparat ist darauf nicht vorbereitet und darin liegt das Problem, nicht am Handeln der Menschen.
      Die Mainstream-Ökonomen werden über „irrational“ jammern, weil sie als Staatsbeamte mit gesicherten Pensionen die Rationalität der Menschen gar nicht verstehen müssen und mit ihnen aus der Studierstube auch wenig Kontakt haben können.
      Wer auch nur ein bisschen Geschichte gelernt hat, konnte und musste wissen, dass genau das immer wieder passiert ist. Daher ist es verantwortungslos, eine Situation wie die heutige Finanzmisere herbeizuführen. Die Wut der Bevölkerung können sich die meisten Banker bisher nur schwer vorstellen.

  21. chris-k

    Sehr geehrter Herr Malik,

    ich habe das Thema Bargeld Reserve mit einem Bekannten diskutiert, der diesen Rat auch von anderer Seite gehört hat – allerdings mit dem Zusatz, dass man beim EURO darauf achten sollte mit welchem Buchstaben die Seriennummer beginnt, da diese zukünftig eventuell unterschiedlich bewertet/entwertet werden würden.
    Was sagen Sie zu diesem Thema? Wenn dem so ist, auf welche Buchstaben (Ausgabeländer?) sollte man sich konzentrieren?
    Vielen Dank für eine Antwort – ich denke, dass dürfte viele (Nicht-Schweizer und eventuell auch Schweizer) interessieren. Oder empfehlen Sie alls in Franken zu halten?

    • Fredmund Malik

      Davon habe ich bisher nichts gehört.

  22. VB

    Sehr geehrter Herr Malik,

    Soeben bei FOMC-Pressekonferenz folgende Aussagen von Fed-Präsident Ben Bernanke:

    „Die US-Notenbank wird weiterhin ihrem doppeltem Mandat folgen, nämlich die Preisstabilität zu sichern und das Wachstum zu unterstützen,
    Die langfristigen Aussichten sind unsicher,
    Die EU-Schuldenkrise belastet das Vertrauen,
    Das US-Wachstum geht frustrierend langsam voran,
    Die US-Notenbank wird weiterhin ihrem doppeltem Mandat folgen, nämlich die Preisstabilität zu sichern und das Wachstum zu unterstützen,
    Die US-Leitzinsen könnten auch über 2013 hinaus niedrig bleiben.
    Die Fed hält sich den Kauf von MBS-Papieren (verbriefte Hypotheken) als Option offen.
    Die US-Geldpolitik hat erfolgreich eine Deflation verhindert, stabile Preise gesichert und das Wachstum belebt,
    Die USA können sich nicht von Europa abkoppeln,
    Die zyklische US-Arbeitslosigkeit könnte zu einer strukturellen werden.“

    Können Sie diesen Aussagen etwas neues abgewinnen?
    Wie ich meine kommt das Wort „Deflation“ ja schon mal vor.

    Viele Grüße aus München

    • Fredmund Malik

      Bernanke hat früh nach seinem Amtsantritt schon verkündet, er werde eine Deflation um jeden Preis verhindern, notfalls auch Geldscheine aus Hubschraubern werfen lassen. Die Gefahr als solche scheint er also zu kennen. In seinen Aussagen ist für nichts neues zu finden. Er hat die Deflation mitnichten verhindert, denn Aktien, Rohstoffe und Immobilien sind weit tiefer als zum Zeitpunkt seiner Aussage. Nur im Konsumentenpreisindex zeigt sich die Defla erst schwach. Aber sie zeigt sich dramatisch in der US-Arbeitslosigkeit. Das alles ist Deflation.

      • Karin Binder

        Lieber Herr Prof. Malik,

        sehe ich richtig, dass die Senkung des Leitzinses auf 1,25% Deflation verhindern soll ?

        lg KMBinder

        • Fredmund Malik

          Liebe Frau Binder, einerseits Wirtschaft „ankurbeln“ durch noch billigere Kredite , was kaum gelingen kann, oder Umschuldung ermöglichen > teurere Kredite in billigere umtauschen. Dieses wäre temporär im grossen Stil gemacht , deflationsverzögernd, würde aber wieder die Bankeneinnahmen verringern.

        • JB

          Ich halte die Tatsache für viel bedeutender, daß Drucker – Draghi wohl recht zügig nach seinem Amtsantritt ins QE einsteigt. 40 Milliarden bis BBB- ist ja für den Anfang nicht schlecht, aber als inflationserprobter Italiener kann er das bestimmt noch viel besser. Und als Meisterstück kauft er irgendwann auch noch direkt vom Finanzminister. Wiederrechtlich? Wen interessiert das schon!

          Gruß

          JB

          • A.I.

            Die Frage treibt mich auch um: Wer kann die EZB daran hindern, Staatsanleihen direkt gegen Notenbankgeld umzutauschen?

            Und würde das nicht inflationsfördernd sein?

          • Wolfgang Kirchner

            Welche folgen hat es für die Staaten, wenn ihre Notenbanken pleitegehen? Bzw. Ist die EZB rechnerisch bereits jetzt pleite. Wäre das ein hinreichender Grund für eine Währungsreform?

            • Fredmund Malik

              Wenn die Notenbanken verschwinden, was sie ohnehin tun werden, dann ist damit auch eine der wichtigsten Ursachen für die heutige Katastrophe entschärft.

          • S. Ottomano

            Ja, an den Bericht (bzw. dass Sie ihn damals publiziert haben) kann ich mich erinnern. Leider ist mir der Inhalt nicht mehr sehr geläufig. In meiner Erinnerung war es weit und breit die einzige Arbeit, die dem EURO attestierte, dass er eine weiche Währung wird!

            • Fredmund Malik

              Richtig!

          • S. Ottomano

            „Notenbanken dürfen nur allerbeste Papiere entgegennehmen, und können nicht beliebigen Schrott zusammenkaufen.“

            Hmmm, die Frage die ich mir stelle ist, ob diese sich daran halten. Die EZB kauft doch Italienische Staatsanleihen, oder ist das eine Falschinformation der Mainstreammedien?
            Alternativ könnte man Italienische Staatsanleihen als „allerbeste Papiere“ bezeichnen. Dann ist auch alles regulär.

            • Fredmund Malik

              Sie halten sich nur teilweise daran, und diese immer weniger. Dadurch werden die Massnahmen eben auch verwässert. Deswegen werden auch viele Notenbanken in den kommenden 3 – 5 Jahren bankrott gehen.
              In Europa war das von Anfang an der entscheidene Konstruktionsfehler der EZB und des Euro-Systems. Dazu habe ich bereits im Februar 1999 einen Artikel der Professoren Heinsohn und Steiger publiziert. Sie gehören zu den besten Ökonomen, die es je gab und haben erstmals in der Geschichte eine echte Theorie des Wirtschaftens entwickelt.

          • S. Ottomano

            Ja, das ist eine für mich zentrale Frage.
            Was hindert die EZB (und die FED, etc.) daran, in riesigen Mengen (eigene oder gar fremde, über Kreuz) Staatsanleihen zu kaufen?
            Angst vor dem Zusammenbruch des Bondmarktes?
            Aber andere Gläubiger könnten sich so doch bestärkt fühlen, wieder in Bonds zu investieren?

            • Fredmund Malik

              So einfach ist das eben nicht – im Gegensatz zu anderslautenden Meinungen, die da herumgeistern. Notenbanken dürfen nur allerbeste Papiere entgegennehmen, und können nicht beliebigen Schrott zusammenkaufen.

  23. Jürgen Clasen

    „So einfach ist das eben nicht – im Gegensatz zu anderslautenden Meinungen, die da herumgeistern. Notenbanken dürfen nur allerbeste Papiere entgegennehmen, und können nicht beliebigen Schrott zusammenkaufen.“
    Leider fehlen mir da jegliche Einsicht. Die EZB kauft PIIGS Anleihen. Marktberichte sprechen davon und es besteht
    kein Grund daran zu zweifeln. Die BB scheint in diesem Spiel als Endlager zu dienen. Allerbeste Papiere, wären solche mit Triple A. Die gibt es im „Club MED“ seit geraumer Zeit garnicht mehr. Es wurden alle Versprechungen
    und Gesetze um den Euro rum gebrochen. Was ist aus den 3%, was ist aus den 60%, was ist aus der No-Bailout-Klausel geworden ? Staub ! Meine Prognose: Jeder der diesen Leuten die sich zu erst selbst belügen und dann
    andere, irgendetwas glaubt, wird schwer auf die Schnauze fallen, wie man hier im Kohlenpott sagt. Alles ist doch auf den Kopf gestellt. Nichtangriffspakte sind Kriegserklärungen!

    • Fredmund Malik

      bitte lesen dazu meinen Kommentar zu Herrn Ottomanos Posting.
      Von den „magischen Ziel-Grössen“ , die Sie erwähnen, habe ich nie etwas gehalten, und stimme Ihnen daher zu. Meine Aussagen stimmen trotztdem, denn so „einfach ist das eben nicht … “ Mit Schrott in der Bilanz können Notenbanken eben kaum etwas wesentliches bewirken.

  24. Funktionieren

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

    nun habe ich das „Ersparte und Erhaltene“ von der Bank in Deutschland in ein Schließfach in die Bank gelegt, das Gleiche werde ich mit meinem Ersparten auch in Österreich tun. Pensionsversicherungen (ausbezahlt), (eine läuft noch im Minimum, da es höhere 🙂 Zinsen am Konto gibt) und Kapitallebensversicherungen sind bereits in 2010 aufgelöst worden, Bausparer ruhen bzw. laufen noch minimal bis zur Auszahlung. Teil des Vermögens ist bereits gestreut in Divisen, Edelmetalle und -Steine. Fast keine bindenden Verträge mehr, nur ein sehr überschaubarer BaföG Kredit läuft noch etwas.
    Nun kaufen weiterhin viele Freunde und Bekannte fleissig riesige Autos und bebaute Grundstücke auf Kredit und ich freue mich über Bargeld und die damit verbundene Flexibilität. In einigen Jahren wissen wir mehr, wer richtig veranlagt hat bzw. wer es nicht veranlagt hat. Hoffentlich ist nicht von „Beiden“ alles weg.
    Beste Grüße und Danke für Ihre Zeit!

    • Fredmund Malik

      Ich gratuliere Ihnen zu diesem Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Erzählen Sie niemandem davon, sonst werden Sie ausgelacht und kommen unter Druck. Einfach ganz ruhig zuwarten. Die Edelmetalle würde ich vielleicht nochmals genauer anschauen. Wenn Sie billig gekauft haben, ist alles ok. Falls bei hohen Preisen, werden Sie Geld verlieren.