Die Verständnisprobe

F. Malik am Dienstag, 11.10.2011 um 1:22 Uhr
« Vorheriger Artikel / Übersicht / Nächster Artikel »

Heute hat eine typische Bear-Market Erholung begonnen. Sie wird einen guten Teil des bisherigen Preiszerfalls an den Börsen wieder zurückgewinnen. Das gibt ein Aufatmen und die meisten werden glauben, die bisherigen und bevorstehenden Massnahmen hätten die Erholung verursacht und die Krise sei nun ausgestanden.

Jetzt kann jede/r ausprobieren, ob er/sie das richtige Verständnis für die Vorgänge hat, denn das Gegenteil ist richtig. Ist es der Beginn eines neuen Bullmarkets oder eine Pause im Bearmarket? Es wird Nerven und Stehvermögen brauchen, um das zweite zu vertreten, denn man hat immer die Mehrheit gegen sich.

Das ändert aber nichts an den Tatsachen: Der Bearmarket kehrt zurück, die wirklich dramatischen Crashes kommen, sobald die Erholung zu Ende ist, die zwischen ein paar Tagen und ein paar Wochen passieren kann.

Tags:

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichen

26 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Ja, Sie haben recht, Verständnisprobe. Nur, was haben die Anleger eigentlich drauf ? Wir haben hier Titel wie
    France Telecom die mit angesagten Dividenden von 1,40 Euro arbeiten und mit den augenblicklichen
    Notierungen bei einer Dividendenrendite von sagenhaften 11 % rentiert. Die zweijährigen Bundesanleihen
    bringen dagegen gerademal 0,65%. Selbst zehnjährige Bundesanleihen sind im Vergleich hoffungslos unterlegen.
    Natürlich werden Sie recht bekommen, wenn Ihre (sehr düstere) Prognose eintrifft, und am Ende keiner mehr was verdient. Oder untersuchen wir mal, soweit wir das können, VW. Die Nettoliquitität übertrifft die Marktkapitalisierung der VW Vz. Der Wert der Tochter Audi deckt die VW St vollständig ab. Den VW Kern mit allen, auch wertvollen
    Beteilgungen, gibt es zum Nulltarif. Ohne solche Überlegungen hätte es Warren Buffet nicht zum Starinvestor
    gebracht. Warten auf die deflationäre Entwicklung ? Der Mensch irrt solange er lebt. Besonders an den Wertpapierbörsen. Andre Kostolany hat es verstanden: 2 + 2 = 5 ???? ….. -1 !
    Glück auf, aus dem Kohlenpott !

  2. Funktionieren

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

    Vielen Dank für Ihren Einsatz für die interressierte und hinterfragende Öffentlichkeit.

    Nun arbeite ich, wie viele Andere, die in Führungspositionen sind, 12 – 16 Std. Tage _ 6 -7 Tage die Woche, Urlaub und Feiertage unwesentlich bzw. nicht konsumiert.
    Nur noch am Anschlag, die Facharbeiter, kündigen wöchentlich und suchen sich derzeit etwas vermeintlich ruhigeres, besser bezahltes Arbeiten. Facharbeiter Markt (mit Knowledge u ausserordentlicher Leistungsbereitschaft) ist kaum noch aufzufüllen.
    Ich setze nun wieder auf ältere Mitarbeiter, teilweise mit fundierten Wissen, vielen Erfahrungen und mir der richtigen Einstellung und Dienstleistungbereitschaft.

    Täglich kommen neue Tools, die kaum wirksam (teilweise unwirksam) sind, um grundlegend etwas zu verändern. ausser Zahlen um sichtbar zu machen, wie man Knowledge Gaps, welche sich in den letzten Jahren, drastisch aufgebaut haben, zu überbrücken, und so werden gute Führungskräfte, welche (noch) über obengenannte Erfahrungen verfügen, verlangsamt, aus operativen Geschäft, Produktion, Sales Aktivitäten, Kundenbindung und kreativer Weiterentwicklungen herausgezogen werden – Textfeld Ende –

    • Fredmund Malik

      Sie beschreiben weit verbreitete Schwierigkeiten. Diese gehören zu den Kosten der Schieflage des gesamten Systems. Sie addieren sich auf Tausende von Milliarden, aber viel empfinden das als normal oder als unveränderbar. Weder ist es normal, noch ist unveränderbar. Sondern gerade wegen solcher Zustände sprechen wir von „Doppelt so gut funktionieren, mit der Hälfte des Geldes“. Das ist mit unseren Instrumente überall machbar.

  3. JB

    Es würde (zumindest mich) interessieren, wer von uns hiesigen Frequentanten nach dieser eindeutigen Diagnose seine verfügbaren Sachwerte (insb. Depot-Wertschriften) tatsächlich effektiv liquidiert, wann, und mit welchen Überlegungen und Bauchgefühlen.

    • Fredmund Malik

      Es gibt unter den Postern solche, die es gemacht haben. Aber für viele ist es Neuland, und es ist schwer sich von bisherigen Überzeugungen zu trennen. Kommt auch auf die Wertschriften an. Wenn Sie cashnahe Obligationen haben, können Sie diese weiterhin halten. Hingegen würde ich die soeben laufende Erholung zum partiellen Verkaufen nützen.

      • Jürgen

        Empfehlen sie derzeit einen Kauf von Immobilien zu erhöhtem Preis oder zu Bargeld auf der Bank? Ist das Bargeld auf der Bank sicher?

        Was ich nicht verstehe ist, wenn ich einen Kredit derzeit unter diesen günstigen Konditionen aufnehmen würde; eventuell Bausparer mit 6% gedeckelt! Künstliche Inflation, damit die Staaten von ihren Schuldenbergen herunterkommen; was kann mir eigentlich passieren?!? Vertrag ist Vertrag oder?
        Oder raten sie zu zuwarten?

        Wenn die Bank eingeht, zahl ich halt an den Staat zurück?!?

        Danke für die Antwort!

        • Fredmund Malik

          Zu dieser Frage finden Sie viele Einträge und klare Antworten im Blog. Es gibt keine künstliche Inflation.

  4. Christian D.

    S.g.Hr. Prof. Malik,

    ich verfolge Ihre Ansätze nun bereits seit Jahren und versuche, diese sowohl beruflich als auch privat weiterzuverbreiten. Die Klarheit Ihrer Diagnosen ist kaum zu übertreffen.
    Meine konkrete Frage für folgende Situation:
    Ein Unternehmen möchte signifikante Liquiditätsreserven als Krisenvorsorge halten. Es geht um Risikominierung, nicht um Ertrag. Die Summen sind zu groß für ein Schließfach. Bankeinlagen sind rein obligatorische Forderungen (als Jurist schätze ich Ihre klare Positionierung diesbezüglich). Aus meiner Sicht verbleiben noch deutsche Bundesanleihen. Übersehe ich dabei etwas? Bitte um Ihre Meinung dazu. Hochachtungsvoll, Christian D.

    • Fredmund Malik

      Kurzlaufende Bundesanleihen sind relativ nahe an Bargeld, daher eine der wenigen Optionen, die man noch hat. Aber kann es wirklich sein, dass die Summen so gross sind, dass nicht einmal ein Tresorraum genügt?

  5. Stefan Ludwig

    Auch so eine Art Verständnisprobe:
    Jetzt reicht es! Da behauptet Nouriel Roubini im Stern-Interview die Abwehr des weltweiten Zusammenbruchs der Finanzsysteme hinge allein von Deutschland ab. Und der Rettungsschirm müßte auf 2 Billiarden Euro aufgeblasen werden. Nach allem was ich bisher an Verständnis für die Krise entwickelt habe wäre das nur ein Verschärfen der Krise weil noch mehr Schulden angehäuft werden.

    Ich finde: Jetzt ist eine – auch in den Medien – groß angelegte Darstellung des Gesamtverständnisses notwendig!
    Herr Malik, in einem früheren Posting haben Sie ein Telefoninterview mit der FTD erwähnt. Bis jetzt war davon nichts zu lesen. Woran liegt das?
    Thesen
    1.) Meint die FTD ihre Meinung seinen Lesern nicht zumuten zu können?

    2.) Hat das Interview gar nicht stattgefunden?

    3.) Habe ich da was falsch verstanden?
    mit freundlichen Grüßen Stefan Ludwig

    • Fredmund Malik

      Das Interview hat stattgefunden, meine Genehmigung der daraus zitierten Passagen auch, erscheinen sollte es diesen Freitag. 😉

      • Karin Binder

        Herr Prof. Malik,
        wir gratulieren – wunderbar – vor allem das Interview in der Handelszeitung !
        Gut, wenn Ihre Gedanken immer mehr in die Welt kommen –
        wir senden es Freunden !
        herzlichst Karin Binder

        • Fredmund Malik

          Liebe Frau Binder,
          herzlichen Dank, das freut mich.

  6. A.I.

    Ich habe ein Verständnisproblem, leider keine Probe. 🙂 Vielleicht kann mir jemand erläuternd helfen.

    Wenn ich es richtig verstanden habe, kommen Dollars in Umlauf, indem das US-Schatzamt Anleihen emittiert, die dann an den Finanzmärkten verkauft werden. Diese können dann erworben werden, und wenn man diese bei der FED hinterlegt, bekommt man Dollars gutgeschrieben. Hinzu kommt noch die Giralgeldschöpfung der Banken.

    Wie ist es nun mit der EZB? Offensichtlich kann eine Bank bei der EZB einen Kredit aufnehmen. Geschieht das einfach so, oder muss eine Bank ebenfalls Staatsanleihen, die auf Euro lauten, bei der EZB hinterlegen, um Geld in Euros zu bekommen?

    • Fredmund Malik

      Sie muss auch hinterlegen. Zur Zeit nimmt die EZB aber auch viel Ramsch ins Portfeuille.

  7. Franz Gans

    deflation klingt bedrohlich! was ist die wirksamste strategie sich gegen risiken zu schützen?

    ist es sinnvoll, größere mengen bargeld zuhause zu halten?
    sollte man in fremdwährungen gehen? wenn ja, welche währung?
    wie sicher ist tagesgeld? welchen schutz bietet der einlagensicherungsfond?
    wird die deflation auch in ländern wie österreich, schweiz und deutschland zu fallenden immobilienpreisen führen?

    • Fredmund Malik

      Die Antworten auf Ihre Fragen finden Sie in zahlreichen Postings in diesem Blog.

  8. Franz Gans

    Wenn ich Sie richtig verstehe, hängt die Geldmenge und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes von der Kreditvergabepraxis der Banken ab. Vergeben diese weniger Kredite, dann sinkt die Geldmenge und es kommt zur Deflation. Aber Inflation und Deflation hängt doch auch von der Stärke bzw. Schwäche einer Währung ab.

    Was passiert, wenn es durch eine noch expansivere Geldpolitik der EZB zu einer Abwertung des Euros kommt. Wenn der Außenwert einer Währung sinkt, werden doch alle importierten Produkte und Rohstoffe teurer. Es ist recht wahrscheinlich, dass der Euro gegen den Dollar stark abwerten wird. Auch Sie rechnen damit. Automatisch würden doch dann vor allem die in Dollar fakturierten Rohstoffe und Edelmetalle im Euro-Raum teurer werden. Der Effekt wäre importierte Inflation. Oder hat diese Form von Preissteigerung einfach nichts mit ihrer Definition von Inflation und Deflation zu tun? Dann wäre es aber letztlich eine sehr akademische Definitionsfrage….

    • Fredmund Malik

      Eine Abwertung des Euros durch eine expansive Geldpolitik gibt es vorerst nicht. Die Binnenkaufkraft des Euro ist bisher bemerkenswert stabil. Der Dollar steigt aus Gründen, die ich im Blog mehrfach besprochen habe. Dadurch können theoretisch $-notierte Importe teurer werden. In Wahrheit werden diese billiger, weil die Preise fallen werden – Rohöl auf unter 20$, Getreide usw. werden massiv zurückgehen – das eben ist(!) Deflation.
      In dieser Situation gelten alle bisherigen ökonomischen Überlegungen nicht mehr, sondern müssen auf den Kopf gestellt werden. Vergleichen Sie es mit dem Linksverkehr in London.

      • Stefan Ludwig

        Ab wann werden denn die Preise deutlich fallen?. Läßt sich das abschätzen?

        • Fredmund Malik

          An den Rohstoff- und Immobilienmärkten ist der Prozess bereits dramatisch im Gange. Bei Aktien ist vor kurzem eine vorübergehende Zwischenerholung eingetreten, die entweder heute zu Ende ging oder noch in den November hinein geht. Beachten Sie bitte, dass Defla eine Sachgüter-Phänomen ist, das sich allerdings in späteren Stadien auch in die Konsumgüterpreise einfrisst. Der Start liegt aber bei den Sachwerten.

  9. Marco Faessler

    Sehr geehrter Herr Malik
    Ein Deflationszenario scheint tatsächlich am warscheinlichsten. Ist die Schweiz eigentlich nicht speziell gefährdet? Die teilweise überhöhten Preise für viele Güter kommen doch speziell in der Scheiz unter Druck, das bedeutet das längerfristig die Preise sich dem Ausland annähern. Die Auswirkungen z. Bsp. auf den Immobilienmartk wären verherend. Oder übersehe ich das etwas?

    • Fredmund Malik

      Sie sehen das richtig. Die Schweiz hat aber den Vorteil eines von wenigen bisher politisch stabilen Länder zu sein.

  10. Stefan Ludwig

    Ich interpretiere die Artikel d. FTD als Strategie der langsamen Annährung an die neuen
    Erkenntnisse. Dani Rodrik zeigt in einem Artikel auf wo Friedmann irrte.
    http://www.ftd.de/politik/international/:top-oekonomen-dani-rodrik-was-der-zauberer-friedman-vergessen-hat/60115550.html

    Zitat:
    ..Tatsächlich aber sind die für
    moderne Ökonomien notwendigen Märkte nicht selbsterschaffend, selbstregulierend,
    selbststabilisierend oder selbstlegitimierend..

    ..Angesichts des Erfolgs Chinas fällt es schwer, den Beitrag staatl. Industriepolitik in Abrede
    zu stellen..

    ..Denker wie Friedman hinterlassen ein zwiespältiges Vermächtnis, weil in der
    Wirtschaftsgeschichte die Interventionisten dort erfolgreich bleiben, wo es wirklich darauf
    ankommt..Zitatende

    Was ich bisher über China weiß ist, dass der chinesisches Staat
    steuernd eingreift. Manchmal sehr schnell Anf. Okt. gab es eine Meldung, dass eine Rohstoffsteuer eingeführt
    wird. Innerhalb von 4 Wochen! Diese soll den armen Regionen in denen die Rohstoffe abgebaut werden zugute kommen.
    In der westl. Welt wäre mit den alten Methoden selbst vier Monate ein ehrgeiziges Ziel. Realistisch wären wohl 1 Jahr 4 Monate. mfG S.Ludwig

    • Fredmund Malik

      Gaaanz langsam kommt den Säulenheiligen der Ökonomie und ihren medialen Sprachrohren zur Erkenntnis, wie falsch ihre Theorien sind, und immer waren. China ist anders, ja, aber nicht unbedingt besser dran.

  11. Elmar Hagen

    Sehr geehrter Prof. Malik,
    Könnten Ihre Überlegungen in der Übergangsphase vom alten System ins neue System eine Lücke haben? Derzeit besitzen wir Anteile an der alten übermässig aufgeblähten Firma, können diese aber nicht in die neue Firma hinüberretten, weil der Konkursverwalter alle alten Forderungen streicht. Dies als Gleichnis.
    Kann wirklich Bargeld alles, alle Manipulationen, alle Eingriffe überleben und es ermöglichen sich an der „neuen Firma“ wieder zu beteiligen. Können wir umsteigen, wenn die Aktienwerte bei den 32% angelangt sind und wir sie zu diesem Zeitpunkt oder etwas früher kaufen? Tun die Aktienwerte das zu einem Zeitpunkt noch vor dem Konkurs?
    Viele Grüße 
    E. H.