Tiefenschwindel …

F. Malik am Freitag, 18.11.2011 um 0:13 Uhr
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Die heutige Aktion an den Finanzmärkten brachte einen entscheidenden Schritt in Richtung freier Fall. Ich erinnere daran, dass ich im Blog die Fallhöhe im Dow Jones auf 1000 und darunter projizierte. Kein Wunder, dass die Tiefenschwindel-Gefühle immer stärker werden.

Und selbstverständlich bedeutet die heutige Aktion mehr Deflation, fortschreitende Zwangs-Liquidation von Schulden, sich beschleunigenden Selbstmord des bisherigen Finanzsystems und die immer schnellere Abdankung der Mainstream-Ökonomie. In 2 – 3 Jahren wird man sich an den Kopf greifen.

Da ist es sehr erfreulich, dass immer mehr Unternehmen sich rechtzeitig entschliessen, sich mit Syntegrations-Verfahren auf Topebene neu aufzustellen und zu einem neuen Funktionieren zu kommmen.

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26 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Tiefenschwindel ? Das Wort noch nicht gehört. Natürlich dann geforscht und auf das Werk von Dieter E. Zimmer gekommen. Trugschlüsse…ja, die gibt es in dieser Welt zuhauf. Oh, ich lerne hier noch eine Menge dazu und bedanke mich dafür und hoffe weitere Erkenntnisse.

    • Fredmund Malik

      Richtig! Gratulation .. D. E. Zimmer behandelt dort aber die Psychoanalyse von Siegmund Freud – und entlarvt diese als eben „Tiefenschwindel“. Ein phantastisches Buch, so wie fast alles von Dieter E. Zimmer.
      Mein Gebrauch ist allerdings realistisch , und nicht metaphorisch gemeint, nämlich, dass einem schwindlig wird, wenn man
      in die Tiefe des Schuldenabgrundes blickt.

  2. Tonio Müller

    Meinen Sie damit, dass Staatsanleihen nicht mehr automatisch als risikolos eingeschätzt werden und die Konsequenzen daraus, wie z.B. Deleveraging , also massive Bilanz- und Geschäftseduzierung bei den Banken ?

    Schöne Grüsse aus München
    Tonio

  3. Horst Klein

    Sehr geehrter Herr Professor Malik,

    gibt es wieder Probleme mit den Postings Ihrer Leser ? Habe Ihnen am 16.11.2011 ein zugegebenermassen
    kritisches Posting gemailt, das offenbar noch nicht frei geschaltet wurde oder gar verloren ging.
    Daher hier nochmal in Kürze meine Anliegen:
    Wie war es möglich, dass trotz des Einsatzes Ihrer Tools Sie sich in 2002 krass geirrt haben.
    Sie erwarteten damals exorbitant steigende Zinsen und das Ende des Dollars.
    Das Gegenteil ist dann eingetreten, der Dollar wird von Ihnen heute sogar als Währung gesehen, die steigen soll.
    Was also lief damals falsch ?

    Viele liebe Grüße aus Bonn
    Horst Klein

    • Fredmund Malik

      Herr Klein, Ihr Posting ist nicht verschwunden, aber ich wollte zuerst nochmals nachsehen, was ich damals wo gesagt habe, da Sie mir keinen Quellenhinweis gaben. Getäuscht habe ich mich bezüglich der Zinsentwicklung. Die Zinssenkungspolitik von Greenspan habe ich unterschätzt, war effektiv und hat die Bond-Blase und die Immobilien-Blase gebracht. Hingegen der Dollar ist (im Dollar -Index gemessen) von Anfang 2002 bis vor ganz kurzem gefallen, von rund 130 auf 75, hat also gegenüber dem Korb anderer Währungen nicht ganz die Hälfte eingebüsst. Zwischen 2000 und 2003 ist, wie ich vorhergesagt hatte, die New Economy zusammengebrochen und der Finanzplatz Schweiz war dem Kollaps nahe. Credit Suisse, Zürich Versicherungen, und Swiss Life mussten mit je 3 – 4 Milliarden vor dem Bankrott gerettet werden.
      Heute sehe ich den Dollar als Währung, die steigen wird, richtig. Aber lesen Sie bitte im Blog nach, wo ich sage, dass diese falsch interpretiert werden wird, nämlich als Wiedererstarkung der US-Wirtschaft. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der Dollar steigt, weil die Schulden weltweit zu 70% im Dollar denominiert sind, und daher Dollars nachgefragt werden, um Schulden zu bezahlen. Mein Szenario ist, dass der Dollar tatsächlich als Weltleitwährung abdanken wird.

  4. chris-k

    Na das wird spannend.
    Wir haben heute im Unternehmen (KMU, ca. 50MA) erstmals eine Absage bzgl. Finanzierung einer Bank bekommen, wobei es um keine hochtrabenden Summen (also deutlich unter 7 Stellen) gegangen ist. Begründung: unsere Branche = Automobilindustrie. Allerdings nicht unsere Hausbank.
    Es geht los.

  5. Jürgen Clasen

    Sorry, korregierte Fassung!

    Nur noch einige Anmerkungen zum Thema “Schwindel”. Zimmer nimmt die gesamte Psychoanalyse hopps und man fragt sich, wieso ist man da nicht schon früher draufgekommen. Diejenigen, die diese Dinge im wahrsten Sinne
    für ihr Einkommen und gesellschaftliche Stellung verkaufen, haben kein Interesse, sich selbst den Ast abzusägen.
    Ähnliches geht doch in Sachen Religion ab. Ich möchte hier keinen überflüssigen Streit anfangen. Von mir aus soll jeder nach seiner Façon seelig werden. Es dient mir nur als Beispiel, wie lange und hartnäckig sich völlig unhaltbare Anschauungen halten. Natürlich auch interessengetrieben, denn wer das Kreuz hat, segnet sich seilbst zuerst. So könnte es auch sein, das die unhaltbare Verschuldungsorgie sich viel länger hält, als man glaubt. Ich jedenfalls, habe schon vor 10 Jahren angenommen, so geht es nicht weiter. Und dieser Gaul wurde doch noch weitergeritten. Alle Manien laufen weiter und höher als man mit gesundem Menschenverstand annimmt. Oder gibt hier eindeutige Zeichen, das hier doch bald der Ofen ausgeht?

  6. A.I.

    Ich finde das sehr schlüssig. Da Wohlstand nur durch Innovation und Produktivitätsgewinn entstehen kann, aber nicht durch Schuldenpyramiden, ist es absolut folgerichtig, massiv produktivitätssteigernde Tools unter die Leute zu bringen, so wie Prof. Malik das tut.

    Durch Nullzinsen und die dadurch ausgelöste Kreditblase kann man nur Preise aufblähen, aber kein Wachstum und keinen Wohlstand generieren.

    Es scheint, als müssten wir alle das von neuem auf die ganz harte Tour lernen.

  7. M.W.

    Ihre Chronologie gefiel mir gut – 2002 September, Hedonic Price Indexing

    Deutschland „importierte“ dieses Prinzip von Amerika, im Jahre 2002. Folgende Überlegungen zum Diskurs?

    Die Funktionen basieren zum einen auf dem Zeitfaktor (t), es müssen daher, um sie zu bewerten, ständige Geldgeschäfte – Betonung auf Geldgeschäfte – stattfinden. Die Betrachtungen von Preisänderungen zum Vormonat sind praktisch nicht qualitätsbereinigend. Pardon dazu die Imputationsmethode, die zur Zeitbetrachtung ausgleichende Analysemethodik. Die zusätzliche Kombination der Neubestückung des Warenkorbes versprach „doppelten virtuellen Gewinn“. Die Vermengung imaginärer und realer Bezugsgrößen ist Unsinn, insbesondere dann wenn mit dem BIP verrechnet.

    Qualitätsbereinigung, für wen und was genau?

    Die Reaktionen der Bevölkerung, gerade auch Griechenland, sind verständlich und werden umso heftiger sein, je länger der Nebel bestehen bleibt.

    Es gilt, die Verhinderung realer Wertebildung hat nur Gültigkeit in unseren Träumen – kein Traum währt ewig. Willkommen in der Nacht danach …

    Nach S. Freud kommt die Psychoanalyse von C.G. Jung, diese ebenfalls Propädeutik ist – lesen Sie bei Interesse mehr.

  8. Gunter Wolf

    Ich muß gestehen, daß ich zunächst auch nicht verstand, was Sie meinten.
    .
    Und genau genommen ist das doch auch nicht wirklich neu. Das die vermeintlich erste, wohl aber an- und fortdauernde Krise genau in den unregulierten Märkten der Immobilien- und dann der Staatsfinanzierung ihren Anfang nahm, ist bekannt.
    .
    Der Witz dabei ist, daß es das angloamerikanische dominierte Basel II war, das das ganze erst ermöglichte, von den Angloamerikanern gar nicht umgesetzt wurde, und die Europäer bei Basel III in die gleiche Falle zu tappen drohen. Aber da die „Experten“ bei der BIZ in Basel sowieso nicht verstehen, was vor sich geht, wird es bei Basel IV bis MM… auch nicht besser werden.
    .
    Damit wird dann auch klar, warum das ESZB zunächst rechtswidrig – völkerrechtliche Verträge interessieren ja keinen mehr – als Staatsfinanzier einspringen muß, es wird kein anderer mehr machen… durchzuhalten ist das aber nicht.
    .
    Und die „Wirtschaftsweisen“ Franz, Bofinger, Weder di Mauro etc. werden mit ihren Plattitüden auch nicht weiter kommen. Als ob die Gefahr in der Eurozone liegt, dieser Krieg wird in Amerika verloren…
    .
    Klingt leider pessimistisch, ermöglicht aber resilienten Menschen viel…

    • Fredmund Malik

      Ich kann nicht recht erschliessen, was Sie „zunächst“ nicht verstanden, und auch nicht was dann „nicht wirklich neu“ ist.

  9. Elmar Hagen

    Versuche die Abläufe zu verstehen. Bin in meiner Analyse der Wirklichkeit noch immer am besten davon gekommen, wenn ich versuche die Zusammenhänge auf den Kern zu reduzieren. Denn jeder noch so komplizierten Überlegung liegen Basiswerte zugrunde, die unbedingt stimmen müssen.

    Die Produktion von Gütern ist auf diesem heutigen hohen Niveau angelangt, weil über viele Jahre mittels Krediten, aufgenommen durch Staaten und auch Private die Nachfrage ausgeweitet wurde, auch die Firmen haben über Kredite die Produktion sehr stark ausgeweitet, so sehr, dass heute vielfach Überkapazitäten vorhanden sind. Das Wachstum dieser Kreditaufnahmen ist eingebrochen.DieNachfrage sinkt in USA und Europa, daher bricht diese Pyramide zusammen, die andere Länder nicht auffangen können. Insgesamt also ein Abwärtstrend.
    Die Finanzwirtschaft baut aber auf den Daten der realen Wirtschaft auf, ist heute enorm kreditgehebelt und beim Sinken der Produktion sinken die Werte der Aktien und die Kreditrückzahlungen müssen erfolgen, ansonsten werden sie erzwungen. Durch diese Eigendynamik der Rückzahlung sinken die Aktienwerte weiter und weitere Kredite müssen zurückgezahlt werden indem z. B. Aktien verkauft werden

    • Andreas Koppe

      Ich hatte es schon einmal gepostet, es wurde allerdings nicht veröffentlicht. 2009 gab es einen sehr aufschlussreichen Podcast: „Wohin verschwindet unser Geld“.
      http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=2445660

      Der Faktor „realer Warenwert“ (wie wird das eigentlich objektiv gemessen?) und umlaufendes Geld gehen seit Jahrzehnten auseinander. Der Gap wird mit gedrucktem Geld gefüllt. Die im Beitrag genannte weltweite Abwertung aller Währungen um 30…40% könnte eine Lösung sein.

      Wenn ich also den Geldwert (wegen dem darin enthaltenen sozialen Sprengstoff ) nicht drastisch verringern darf, muss ich also mit mehr Produktivität schneller die „alte“ Relation Ware – Geld herstellen.
      Herr Malik: Ist das der Kerngedanke für den Einsatz Ihrer(s) Produktivitätstool/ Produktivitäts-Denkens)?

      Freundliche Grüße
      Andreas Koppe

      • Fredmund Malik

        Herr Koppe, bei der heutigen Wirtschaft und v. a. Wirtschaftskrise ist nicht umlaufendes Geld das Problem, sondern die bisher unvorstellbaren Kredit-Gebirge. Geld und Kredit ist nicht dasselbe. Kredit ist ein Anrecht auf Geld, aber kein Geld. Die meisten dieser Kredite können heute nicht mehr zurückgezahlt werden. Also muss der Gläubiger seine Forderung an den Schuldner abschreiben. Das ist die Vernichtung der vorher durch zu viel Kredit aufgeblähten Werte. Die Forderung verpufft, denn es gibt dafür keinen Gegenwert – es gab nur die Illusion eines Gegenwertes, d. h. ein substanzlose Zahl in einer Bilanz.
        Durch unsere Tools für ein besseres Funktionieren und daher auch höhere Produktivität bleiben die Gegenwerte für Forderungen aber erhalten oder erhöhen sich sogar.
        Ein Beispiel:70% der deutschen Städte sind zahlungsunfähig. Sie sind hochverschuldet. Ihre Schuldscheine (Kommunalobligationen) stehen auf der Aktivseite der Bilanzen in erster Linie von Landesbanken und Genossenschaftsbanken. Wenn nun die Städte durch ein besseres Funktionieren ihre Defizite verringern können, dann werden Forderungen der Banken im Wert erhalten. Ansonsten müssen sie diese irgendwann abschreiben.

    • Fredmund Malik

      In wichtigen Punkten haben Sie das richtig verstanden. Nur baut die Finanzwirtschaft eben gerade nicht
      auf den Werten der realen Wirtschaft auf, sondern auf ihren eigenen Fiktionen. In meinen Management Lettern finden Sie dazu die Details, die für die meisten geheimnisvoll und rätselhaft bleiben.

      • elmar hagen

        Kann ich diese Management Lettrer nachkaufen?
        Viele Grüsse
        E.H.

        • Fredmund Malik

          z. B. März 08

        • Fredmund Malik

          im Shop; ich schreibe jeden Monat einen seit 1993

      • Stefan Ludwig

        Hallo Herr Malik,

        können Sie bitte die Ausgabenummern dieser m.o.m-letter nennen?
        Ich möchte gerne genau das geziehlt nachlesen. mit freundlichen Grüßen Stefan Ludwig

        • Fredmund Malik

          z. B. die März Ausgabe 08

  10. Jürgen Clasen

    EU verlangt Ausgleichszahlung von Deutschland wegen niedriger Zinsen …
    Wir sollten nicht mehr um den heißen Brei reden. Es dreht sich um nicht weniger, als eine ausgemachte
    Gaunerei. Diese Brüsseler Gesellen wissen sehr wohl, das man sich niedrigere Zinsen verdienen muss und keineswegs ein Geschenk des Himmels sind. Hier wird keine Rettungsoperette mehr aufgeführt, sondern ein einzigartiges Schurkenstück : „Klau und klemm“.

  11. M.W.

    Lieber Herr Fredmund Mailk, besten Dank für Ihre Kommentare.

    Eines fällt mir immer wieder auf, nicht nur in diesem Forum. Der „Normalbürger“, was hierbei wirklich keine Wertung von gut/schlecht erhalten soll, denkt in seinen Kategorien.

    Für viele Menschen ist es praktisch unvorstellbar, dass sich eine Menge Geld bisher aus, wie ich es schon nannte, imaginären Bezugsgrößen bilden lassen kann. Das geht wirklich.

    Die Bank trägt nie das Risiko – bitte alle Anleger aufwachen – mein FAZ- Artikel beinhaltet mehr als beim ersten Lesen ersichtlich. Klare und unmissverständliche Aussagen kommen da zur Sprache

    Herr Malik, gehen Sie daher bitte darauf noch einmal sensibler ein, dies erscheint mir wichtig.

    Sollte ich mich irren, wie gesagt, ich muss nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, beabsichtige daher auch keinen Anspruch darauf zu erheben.

    Freue mich jedoch wirklich sehr, wenn das Wissen die Bevölkerung erreicht.

    Besten Dank für Ihre Geduld mit mir.

    • Fredmund Malik

      Schicken Sie mir den Link nochmals, bitte

  12. Stefan R.

    Zur Abdankung der „Mainstream Ökonomie“:
    http://www.amazon.de/Die-blinden-Flecken-%C3%96konomie-Wirtschaftstheorien/dp/3879984522/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1350063007&sr=8-1

    http://www.amazon.de/Nebel-Geld-Zinsproblematik-W%C3%A4hrungssysteme-Wirtschaftskrisen/dp/3879984565/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1350063007&sr=8-2

    Diese Bücher haben mir schon vor vielen Jahren die Augen geöffnet.
    Was hat man uns an der Universität in den VWL-Vorlesungen mit mathematischen Formeln malträtiert…vom Homo Oeconomicus und Pareto-Effizienz gefaselt.

    Bernd Senf hat echte Antworten auf die Zusammenhänge im Finanzsystem.

    • F. Malik

      Von Senf kann man lernen. Ich freue mich, dass Sie sich anscheinend früh genug schon mit Positionen befassen konnten, die nicht Mainstream sind. Das ist etwas sehr Wichtiges für das Schulen des Sehens und Denkens.