Preiszerfall verstärkt und beschleunigt sich

F. Malik am Donnerstag, 15.12.2011 um 14:39 Uhr
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Die gestrigen Preisrückschläge an den Aktienmärkten, Rohstoffmärkten und Edelmetallmärkten sind klare Indizien dafür, dass nun die Talfahrt weiter geht und sich massiv beschleunigt. Der letzte Rest an Aufschwung ist damit zu Ende. Dieser hat zwar die Zeitstrecke von minimaler zu maximaler Dauer voll ausgenützt, aber es gab für mich nie einen Zweifel daran, dass der Preiszerfall weiter gehen wird. Dieser tritt nun in eine seiner kritischsten und stärksten Phasen. Dies ist Fortsetzung und Verstärkung der Deflation. Ebenso steigt, wie lange vorhergesagt, der US-Dollar-Index weiterhin mit zunehmender Kraft.

Dies alles bestätigt erneut mein Basis-Szenario: Deflation und Depression. Auch mit noch so viel Einsatz alter Methoden und Mittel lässt sich das nicht ändern.

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28 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Ja, das war ein echter Schlag gestern, besonders bei den EM, die ja als Retter in letzter Not gelten.
    Dieser Nimbus ist tief verwurzelt. Ich konnte schon vor Tagen meiner 85 jährigen Schwiegermutter, die wahrlich nicht auf den Kopf gefallen ist, nicht beibringen, das sie ihre wenigen „Nuggets“, (vor mehr als 40 Jahren erworben), auf Verkauf stellen soll. Üblicherweise kriegt der DAX in solchen Phasen die meiste Dresche. 2003 sogar über 70% vom Hoch. Der DOW und Konsorten kommt meist viel besser weg. Der Schuldensumpf ist aber in den USA noch viel ausgeprägter als in der Eurozone. Man leistet sich ein Haushaltsdefizit von cirka 10 % des BSP und fast die Hälfte aller Ausgaben sind neue Schulden. An Sparpaketen ist man grandios gescheitert. Nur beim Hochsetzen des Schuldenlimits hat man Einigkeit erzielen können. Eigentlich müssten jetzt die automatischen Kürzungen kommen. Aus meiner Sicht könnte der DOW & Co mehr absaufen als DAX & Co. Wie sehen Sie das ?
    Sie trauen sich ja viel und ich liebe Klartext mehr, als das herumgeeiere um den jetzigen Stand. Kursziele ?

    • Fredmund Malik

      Heute das Gold zu verkaufen wäre eine sehr gute Idee. Ob Dow oder Dax ist nicht ganz so wichtig. Beinahe alle Indices werden sich im gleichen Modus bewegen, aber %-uell kann es Unterschiede geben. Ein paar asiatische Märkte werden sich wahrscheinlich eine Zeitlang noch besser schlagen, ja sogar vermutlich noch letzte All-Time-Highs erzielen.

      • Robert Baumann

        Ja, die Cash-Strategie hat manches für sich, aber in welcher Währung? In US-Dollar, der sehr
        fälschungsanfällig ist, oder in Noten der der Schweizer Nationalbank? Und wie wäre es Gold auf
        Termin zu verkaufen? In Chicago? Leider habe ich nur noch ein einziges Girokonto bei einer
        deutschen Bank – für den Zahlungsverkehr. Kein Brokerkonto mehr. Was raten Sie mir, geschätzer
        Herr Prof. Malik
        R. Baumann

        • Fredmund Malik

          Ohne Ihre Lebensumstände zu kennen, kann ich nicht raten.
          CH-Franken sind noch für längere Zeit eine gute Wahl.

  2. Tonio Müller

    Wer davon ausgeht, dass die Defla kommt, muss diese nicht unbedingt als Negativszenario auffassen. Man kann mit den entsprechenden Instrumenten (Put-Optionen o.ä.) die Krise auch als Chance begreifen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn diese Richtung mehr Diskussionsspielraum erfährt. Gehen Sie, sehr geehrter Herr Prof. Malik, selbst aktiv short im Markt ?

    Schöne Grüße aus München
    Tonio Müller

    • Fredmund Malik

      Sie habe ganz recht. Die meisten Leute glauben, dass nur steigende Kurse gut seien. In Bear-Markets wird aber schneller und leichter verdient als in Bull-Markets, allerdings muss man die nötigen Techniken, wie eben Puts, beherrschen.
      Letzte Frage: Ja.

      • Thomas Moroder

        Aber sicher mit Futures und nicht mit Puts bei der derzeitigen Volatilität, oder?

        • Fredmund Malik

          Optionen verwende ich selten. Straight futures sind für meine Zwecke die besseren Vehikel.

          • M.W.

            Guten Morgen in die Runde. Lieber Herr F. Malik und Herr T. Müller, ich las gerade Ihre Postings. Interessant und zugleich nicht trivial. Bitte die LeserInnen darauf hinweisen, dass der Umgang mit diesen Anlagestrategien nur erfahrenen AnlegernInnen zu empfehlen ist. Dies war mir zu kurz angerissen, obwohl dies selbstverständlich erwähnt wurde. Es lässt sich auch Geld verlieren! Insbesondere falls eine Nachschusspflicht besteht.

            Also stets genau aufpassen und lesen, ob es sich um Waves, Waves Unlimited, Futures, Mini- Futures, … handelt – Call und Put ist nicht dasselbe, ect. Ebenfalls sind Bezeichnungen der Produkte nicht immer übertragbar und können vom jeweiligen Anbieter frei gewählt werden! Will heißen, z.B. Mini Futures bei A müssen nicht bei B genauso aufgebaut sein.

            Für den Einstieg ist wohl am „sichersten“ Knock- Out kombiniert mit Stop- Loss- Barriere. Dennoch müssen dann noch lange keine großen Gewinne drin sein. Timing ist hierbei wichtig! Und unbedingt die Emissionsbedingungen der Emittenten lesen!

            Ich wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachten und verbleibe mit besten Grüßen.

            M.W.

            • Fredmund Malik

              Nach mehr als 40 Jahren Erfahrung mit fast täglichem Futures-Trading (ausser wenn ich grosse Bergexpeditionen gemacht habe) bin ich mit den Technicalities vertraut. Daher gebe ich so gut wie nie konkrete individuelle Empfehlungen.

          • Jürgen Clasen

            Wie beurteilen Sie die gegenwärtige, Jahresendrallye ? Erneute Bullenfalle ?Liefert die EZB dazu möglicherweise die Mittel? Sie versucht ja über 3 jährige
            Liquititätsspenden die Banken zu revitalisieren. Die Banken können sich angeblich unbeschränkt zu 1% versorgen. Es würde passen, das sie ihrerseits diese Mittel nicht ausleihen, sondern dafür lieber einen Zock an der Börsen machen. Daneben könnte es auch dazu verführen mit Staatsanleihen zu spielen, weil ja eine Gläubigerbeteiligung ausgeschlossen wurde und das Ganze damit auf risikolos gestuft ist. Inzwischen habe ich ehrlicherweise auch den Überblick verloren, über die vielen Töpfe mit denen die Märkte noch mit Aufgüssen überschüttet werden. EFSFmit Hebelchen, ESM, ELA, IWF, bilaterale Hilfen, Targetkredite der Buba. Es erinnert mich an Prof. Schiller. Die Pferde
            sollen zum saufen gebracht werden.
            Ja ist so, wie Sie Herr Prof Malik, es zu sagen pflegen: unbeschreiblich!

            • Fredmund Malik

              Das Jahresende ist, wie Sie selbst zu wissen scheinen, häufig positiv. Die grundlegenden Jahrestendenzen werden oft im Januar erkennbar, wobei ich mich darauf nicht allzusehr verlasse. Aber es kann ein Indikator sein. Aus den Banken wird, wie schon aus den bisherigen Programmen, eher wenig Nettowirkung in die reale Wirtschaft fliessen. Denn es braucht Kredit-Angebot und auch Kredit-Nachfrage! Sie weisen selbst auf Keynes‘ Pferde hin …

  3. Jürgen Knoll

    Herr Malik, Sie sagen, dass die meisten Schulden in Dollar notiert sind. Damit sie zurückgezahlt werden können, müssen Dollars gekauft und dafür das Tafelsilber (z.B. Aktien, Gold und Immobilien) verkauft werden. Was ich nicht verstehe: Die Staaten zahlen doch ihre Schulden gar nicht zurück, sondern im Gegenteil: sie machen immer noch mehr Schulden. Wie passt das zusammen?

    • Fredmund Malik

      Es geht nicht nur um Staatsschulden, sondern um die weit grösseren Schulden im gesamten Finanzsystem.

  4. Marco Fässler

    Sehr geehrter Herr Malik
    Ich bin im Moment ziemlich start in CH Franken aufgestellt. Liquidität auf Schweizer Banken – hauptsächlich Kantonalbank TG). Wie beurteilen Sie die Situation der Kantonalbanken – bleibt genügend Zeit Geld in bar zu beziehen? Wäre ein Kauf von Kanadischen und Australischen Dollars sinnvoll?

    • Fredmund Malik

      Zur Zeit würde ich im sfr bleiben und enen Teil in bar in den Tresor legen.

      • Jürgen Clasen

        Es ist vielleicht ein bischen verwegen. In der Wiwo gibt es unter:
        http://www.wiwo.de/finanzen/vermoegensverwalter-felix-zulauf-zerfall-der-gesamten-finanzarchitektur-/5139914.html
        „Zerfall der gesamten Finanzarchitektur“ ein umfassendes Interview mit Felix Zulauf. Ich würde mir sehr wünschen, dieses Gespräch hätte man auch mit Ihnen, Herr Prof. Malik gesucht und es hätte
        einen ähnlich langen intensiven Verlauf genommen…
        Jedenfalls liegen die Positionen aus meiner Sicht nicht weit auseinander.
        Wiwo: „Herr Zulauf, stirbt der Euro?
        Zulauf: Vermutlich ja, weil er von Beginn an eine Fehlkonstruktion war.“
        Dann werden die SFR denen helfen, die in eine Weichwährung gehen. Ein Grieche dürfte einen netten Schnitt machen, wenn er seine SFR in neue Drachmen tauscht. In D sieht es umgekehrt aus.
        Die neue DM wird gegen alle anderen Währungen drastisch aufwerten einschließlich EM!
        Natürlich wissen wir nichts über die Tauschverhältnisse gegen Euro und ob es zuvor oder damit
        zu Haircuts kommt.Die Wettbewerbsungleichgewichte in der EWU können natürlich nicht mit
        Marschallplänen beseitigt werden. Römisches Reich deutscher Nation? Das geht garnicht.

        • Fredmund Malik

          Zulaufs Meinung kenne ich, und ich freue mich für ihn, dass er diese Plattform nutzen konnte.
          Sein Problem ist, dass er keine Lösungen hat… so wenig wie die WiWo selbst… – die übrigens jahrelang eines der Triebwerke für den heutigen Finanzwahnsinn war. Mit ihrem früheren Chefredakteur habe ich mehrfach die Klingen gekreuzt.

          • Thomas Amstad

            Philip Hildebrand, SNB, sprach letzte Woche von „deflationären Tendenzen“, ich habe das Gefühl, er ahnt bzw. weiss viel mehr als er Preis gibt, was meinen Sie dazu? Ebenso weiss er vermutlich auch, dass seine Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

            • Fredmund Malik

              Ich kenne ihn persönlich nicht, aber ich hoffe es, dass er etwas von Deflation ahnt, obwohl er selbst und so gut wie alle CH-Ökonomen in Zusammenhang mit der SNB-Politik dauernd von Inflation sprachen. Ich habe viele Indizien dafür gesammelt, dass dies nicht nur Taktik ist, sondern dass diese Experten effektiv an ihre eigenen Aussagen auch glauben. Vor dem Hintergrund meiner eigenen Szenarien wirft das ein bemerkenswertes Licht auf die Ökonomen-Zunft.

  5. Matthias Gertz

    Hier mal ein Ökonom, der Ihr Basisszenario zu teilen scheint, Herr Malik.

    Schon fast ein Jahr alt aber aktueller denn je.

    Im Gespräch: Steve Keen
    „Wir sind in der größten Finanzblase aller Zeiten“ – FAZ

    http://www.faz.net/aktuell/im-gespraech-steve-keen-wir-sind-in-der-groessten-finanzblase-aller-zeiten-1236141.html

    • Fredmund Malik

      Keen ist einer der wenigen, richtig, aber er ist spät gekommen.
      Wichtiger ist aber: Er hat keine Lösungen ..

  6. Matthias Gertz

    Wenn ich das richtig verstehe schlägt Keen grob gesagt folgendes vor:
    1. Abschreibung der Schulden
    2. Bankrott der Banken
    3. Verstaatlichung der Geldschöpfung
    4. Neustart mit Fiat-Geld.

    Und wenn ich das weiter richtig verstehe, bringt die Syntegration alle möglichen Privaten und Öffentlichen Organisationen zum (besseren) Funktionieren. Ich würde mal sagen schwerpunktmäßig betrifft das die sogenannte „Realwirtschaft“ und die politischen Prozesse.

    Ein neues Finanzsystem brauchen wir doch wohl aber auch, denke ich.
    Sind die Vorschläge von Keen geeignet aus Ihrer Sicht?
    Keen sieht ja zudem das Problem, dass seine Vorschläge erst durchsetzbar wären, wenn das Leid sehr groß geworden ist. Vielleicht hilft die Syntegration, das vorher zu bewerkstelligen?

    • Fredmund Malik

      Keen würde die Welt zuerst mal kaputt machen, in der Hoffnung dass diese dann neu entsteht. Letztes Mal, als das so gemacht wurde, führte das zum 2. Weltkrieg und zum Schlachten von 50 Mio Menschen …
      Mit unseren Lösungen hingegen stoppen wir die Krise bevor es zur Katastrophe kommt, drehen sie um, und bringen die Gesellschaft rasch auf einen Pfad zu einer positiven Entwicklung. Das betrifft auch das Finanzsystem, das damit aber neu entstehen wird.

  7. Tonio Müller

    Der Ifo Index ist zum 2. Mal in Folge gestiegen. Bleibt Deutschland verschont von einer Rezession ?
    Wie ist Ihre Meinung zur Entwicklung des Ifo Index ?

    Schöne Grüße aus München

    • Fredmund Malik

      Der Ifo-Index hat wenig prognostische Zuverlässigkeit. Die Unternehmer sind zumeist Extrapolierer, wie die meisten Menschen. Sie sagen voraus, was schon passiert ist.

  8. Martin Bodmer

    Hildebrand / SNB sprechen seit mehr als einem halben Jahr von „deflationären Tendenzen“ und dass keine Inflationsgefahr besteht.
    Aber ob sie auch Lösungen haben?

    • Fredmund Malik

      Das ist halt ein bisschen spät. Und auch die Schweizer Medien sind mehrheitlich voll von Inflationsängsten.