Sind Aktien Realwerte?

F. Malik am Freitag, 23.12.2011 um 0:04 Uhr
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Aktien seien immer gut, weil sie Realwerte seien, meinte heute ein „Experte“ im CH-Fernsehen.

Stimmt das heute noch? Nein, sondern es ist eine typische Alte Welt-Auffassung. Ganz in ihrem innersten Kern haben Aktien zwar auch etwas Reales, aber zu den heutigen x-fach geleveragten Preisen steht dieses in kaum einem Zusammenhang. Aktienpreise sind heute genau so wie Immobilienpreise und auch die Rohstoffe in erster von der Kreditaufblähung determiniert, also von sehr unrealen und irrealen Einflüssen.

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6 Kommentare

  1. Grohwalt

    Hallo Herr Prof. Malik,
    zunächst vielen Dank für Ihre hochwertige und themenvielfältige Blog-Arbeit hier. Ich bin seit langem eifriger Leser.

    Deutschland scheint sich wirtschaftlich gesehen aktuell vom stark negativen Europatrend abzukoppeln. Arbeitslosigkeit niedrig, Steuereinnahmen hoch, günstige Refinanzierungsbedinungen der Staatsschulden, selbst die Wirtschaft soll leicht wachsen, die Aktienkurse halten sich gut.

    Sehen wir hier eine neu aufkommende Blase, weil viel Geld aufgrund fehlender Alternativen nach D fließt? Ist D nicht so betroffen, weil es keine Immo-Blasen wie in Spanien oder den USA gab? Wie lagne kann sich D trotz alter Methoden dem Eurotrend entziehen? Wie schätzen Sie die Lage für die kommenden 12 Monate für D ein? Ich bin auf Ihre Einschätzung gespannt.
    Ihnen und dem gesamten Team ein frohes Fest.

  2. Max Gmür

    Welche Realwerte haben wir aktuell überhaupt noch für die Sicherung von Schuldkontrakten?

    Können Firmen ihre Patente (Roche, Novartis, IBM, 3M, …) oder ihren Brand (Apple, Amazon, Google, Malik Management, …) zur Kreditsicherung einsetzen oder taugt hierzu nur „Hardware“?

    • Fredmund Malik

      In der Neuen Welt wird Soft-, Brain- und Mindware, intellectual property usw. immer wichtiger auch als Besicherungen werden.
      Den Eigentumsbegriff muss man weit fassen, und ich bin zuversichtlich, dass die Gesetze sich deswegen noch grundlegend ändern werden. Denn was z. B. Apple erfolgreich und wertvol macht, sind ja nicht Immobilien und auch nicht die Aktien. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gerade wegen der Krise einen massiven Schub an neuem Denken auch bei den Juristen bekommen werden. Im übrigen gab es Vorläufer schon sehr früh, denn das Wort des ehrbaren Kaufmannes hatte beträchtlichen Sicherheitswert.

  3. Jürgen Clasen

    Rund um die Aktien ist heute eine einzigartige Wertpapierindustrie entstanden. Wehmütig schaut man zurück, als es z. B. noch einen Kassamarkt gab, bei dem es eine gebündelte Abwicklung von Kleinaufträgen gab. Wir haben aber heute Zustände wie im alten Rom. Ein Stück kann schon einen Kurs machen. So geht es aber auch immer weiter. Auf jede Aktie kommen 1000te Produkte, Derivate usw. Eine echte Perversion, wo der letzte Idiot jemand ist, der wirklich Aktien im Glauben an einen realen Kern erwirbt. Allerdings bleibt der Grundgedanke richtig, denn nicht jeder kann eine ganze Firma oder wesentliche Teile daran erwerben und hat auch nicht die Möglichkeiten sie zu steuern und zu kontrollieren. Es ist mehr als schwer, diese wenigen Titel zu erkennen, deren Fundamente
    unerschüttlich sind und die Wiederbeschaffung ihrer Vermögenswerte jederzeit, also auch in einer deflationären
    Phase, ihren derzeitigen Preis rechtfertigt oder gar günstig erscheinen läßt. Natürlich unverschuldet unter dem Strich mit ordentlicher Dividende. Es gibt einen Titel in CH, der das alles erfüllt, macht Rheinwasser zu Strom…
    Trotzdem, viel Kasse halten für „Schnäppchen“. Frohe Weihnachten und danke für den Blog!

  4. Jürgen Clasen

    Aktien sind Firmenanteile. Den Marktwert einer Firma kann man leicht ermitteln. Man mulitipliziert die Summe dieser Anteile mit einem zeitnahen Börsenkurs. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann man auch einen „objektiven“ Wert, über das sogenannte Ertragswertverfahren ermitteln.Dieses Verfahren wiederum schwimmt als Floß auf einem Cocktail von Rahmenbedingungen (Gewinn, Zins, Risiko, Geschäftsaussichten…usw)
    Auch hier ist das Bild keineswegs mit vier Maurernägeln unverrückbar an die Wand genagelt. Nehmen wir ein Beispiel: Daimler. Dem Daimler fällt es ein, eine Fertigung für einen netten PKW mit 1 Mrd Kosten zu bauen.
    Die Börse kann dann den Firmenwert beliebig hoch und runter preisen. Im Ertragswert hängt es von den angesprochenen Rahmenbedingungen und vom erzielbaren Gewinn ab. Nur, was ist das Teil noch wert, wenn sich
    die Absatzverhältnisse drastisch verschlechtern? Damit sind wir wieder in den Zukunftsfragen.Kommt es zu der depressiven Deflation, kann man die Sache bestenfalls einmotten. Als Anleger darf man eben nie voll investiert sein, denn es kann ja anders kommen als man denkt und die Suche nach „unsinkbaren“ Booten ist unerläßlich.

    • Fredmund Malik

      Hinzu kommt, dass der Börsenpreis kein „Wert“ ist, sondern ein Preis. Mit dieser Unterscheidung tun sich die meisten Menschen enorm schwer. Im Gegesatz zum ganze Value-Gerede gibt es in der Wirtschaft keine Werte, sondern nur Preise. Der „Wert“ einer Sache ist der Preis, den der nächste Käufer bereit ist zu bezahlen. Diese Erkenntnis allein erklärt mehr als die meisten heutigen ökonomischen Lehren zusammen.
      Auch die betriebswirtschafltichen Ertragswertberechnungen sind letztlich bestenfalls Verhandlungsgrundlagen bei Kaufabschlüssen. So lange beide Parteien daran glauben, funktioniert es. Zu irgendeiner grundlegenden Werteberechnung taugen sie aber nicht.