Ifo-Konjunkturindex voraus oder hinterher ..?

F. Malik am Donnerstag, 23.02.2012 um 12:04 Uhr
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Der IFO-Konjunkturindex ist zum 4. Mal in Folge positiv und gibt „Grund zur Hoffnung“. Die Geschäftsergebnisse brechen aber bereits ein. Wie das?
Solche Indices, die auf Umfragen beruhen, bilden zumeist die Vergangenheit ab, aber nicht die Zukunft. Als im März 2009 nach dem Lehman-Debakel der Aufschwung begann, der nun fast 3 Jahre anhielt, hat diesen kaum jemand vorausgesehen. Warum nicht? Weil die meisten auf die Vergangenheit schauen und diese mit der Zukunft verwechseln. Sie betreiben Trend-Extrapolation und werden blind für Trend-Änderungen! Unter anderem deshalb, weil ihnen die richtigen Tools fehlen.

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8 Kommentare

  1. NJP

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik, es wäre alles nicht so fürchterlich, wenn solche „Indices“ nicht so gravierende Fehlsteuerungen zur Folge hätten. „Hoffnungen“ hatte schon oft der amtliche Baupreisindex auslöst. Der wird gebildet, indem Unternehmen (Kalkulatoren) nach „Marktpreisen“ gefragt werden. Geantwortet wird mit Wunschdenken, also Preisen, die Unternehmen gerne hätte, um „kostendeckend“ zu wirtschaften. Das ganze wird kunstvoll statistisch bearbeitet und gaukelt eine falsche Realität vor. Denn werden echte Marktpreise dort abgefragt, wo sie unter Wettbewerbsbedingungen entstehen, bietet sich ein vollkommen anderes Bild. Und zwar so dramatisch, dass je nach konjunktureller Phase eine ganze Branche irregeführt wird. Der (kybernetische) KOPF-Baupreisindex hatte das Phänomen schon in den 1970er Jahren aufgezeigt. Wenige Unternehmen haben die Kenntnisse zu ihrem Vorteil genutzt. Die Allermeisten wurden von definitiv vorhersehbaren Preissteigerungen oder -abstürzen „überrascht“ und gingen größtenteils daran zugrunde.

    Welche Auswirkungen wohl der IFO-Index haben wird?

    Mit freundlichen Grüßen
    NJP

    • Fredmund Malik

      Sehr geehrter Herr Puls, danke für die wertvollen Hinweise, besonders auch auf die Methoden der Baukybernetik. Der IFO Index wird, verstärkt durch einige der besten Unternehmensergebnisse riesigen Optimismus erzeugen. Daher werden so viele Menschen so tragisch von der völlig unerwarteten Umkehr der Wirtschaftsentwicklung überrascht sein.

      • HB

        Sehr geehrter Prof. Malik,

        sehen Sie schon einen eingegrenzten Zeitraum, wann über „Nacht“ die allgemein völlig unerwartete Umkehr eingeläutet wird?

        Frühjahr oder Herbst 2012?

        Danke für Ihre ehrlichen und publizierten Prognosen und Beste Grüße

        • F. Malik

          An den Finanzmärkten haben wir es immer mit Wahrscheinlichkeiten zu tun, und nicht mit Sicherheit.
          Ich selbst bin darauf eingestellt, dass die Umkehr jederzeit beginnen kann: morgen, übermorgen, nächste Woche – oder auch in 6 Monaten… Darauf bin ich vorbereitet. Das Risiko bei dieser Strategie ist am geringsten. Ob ich nämlich mit den letzten Kurssteigerungen ein paar Prozente Gewinn heraushole oder nicht, ist mir egal. Ob ich aber innerhalb weniger Tage 20, 30 oder gar noch mehr Prozent Verluste einfahre, ist mir nicht egal.
          Nathaniel Rothschild hat gesagt: Ich lasse dir das erste Drittel der Hausse und das letzte Drittel. Gib mir das mittlere Drittel …

  2. Karl Heinz Schery

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,
    Sie habe ich als unabhängigen, analytischen Geist schätzen gelernt, der mit seinen offenen Worten immer wieder großen Mut bewiesen hat. Als kleines Spezialunternehmen für Projektentwicklung, Marketing und Vertrieb von Bauträgermaßnahmen setzen wir wegen explodierender Grundstücks- und Subunternehmerpreisen auf Geschäftsaufgabe. Wir sind nicht mehr bereit, diese Preise zu bezahlen. Das Risiko von Baubeginn bis Fertigstellung ist zu hoch. 1 bis 2 Jahre sind in der jetzigen Lage unüberschaubar und unkalkulierbar geworden. Unsere Preiskalkulation beruht nicht auf einem Index der nur die Vergangenheit aufzeigt, sondern auf „Marktpreisen“ welche von unserer Zielgruppe auch bezahlt werden kann.
    Die Differenz zwischen Grundstückspreisvorstellung der Verkäufer und tatsächlicher Nachfrage ist für 90% unserer Zielgruppe zu groß geworden.
    Zu Ihrem heutigen Artikel im Handelsblatt: Herzlichen Glückwunsch, auch wenn Banken, Vermögensberater und Politiker zwangsläufig eine andere Meinung vertreten… Mit freundlichen Grüßen Karl Heinz Schery

    • F. Malik

      Besten Dank, ich wünsche Ihnen, dass Sie dennoch gut über die Runden kommen.

  3. Ändern müsst sich schon was, nur tun können wir nix?

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik und sehr geehrte Blogger,
    Die Tools der Vergangenheit werden für die Zukunft angewandt, Fachwissen und Erfahrung kaum mehr abgefragt; hinzu kommt das es nicht mehr so wichtig ist was man sagt, sondern wie man es sagt…
    Viele möchten immer wieder ganz Neue, Bahnbrechende, Aussergewönliche Konzepte aufstellen (das ist okay) und es wird beraten und besprochen, und das Ergebnis, was rauskommen soll, schon mal im kleinen Kreis zuvor abgesprochen…, dann das Ergebnis „Mittelmaß“ bzw. die Wiederholung von dem 380 / 600 / 900 Tagen „Ausprobierten“ und nun wieder mit einem „anderen Anstrich“ präsentiert wird und als der „große Wurf“ bezeichnet wird. Also alles neu oder etwas Altes neu präsentiert? Verliert es sich auch wieder nach 380 Tagen? Es kommt einem Brontosauraus gleich, der Sonnenuntergang sich nicht mehr erinnern kann, was er zu Sonnenaufgang verspeist hatte (nur das es im Unternehmerischen Fall keine Blätter sind).
    Lieber werden täglich, monatlich und jährlich Kosten versenkt, als das man innovativ Strukturen nachhaltig auf Zukunft einstellt.
    Es hat sich jedoch in 20 Jahren Beruf nix verändert, nur das die Qualität im breiten Ausmaß sank.

    • F. Malik

      Eine treffliche Beschreibung des Verhaltens jener, die – bewusst oder nicht – die Alte Welt um fast jeden Preis aufrechterhalten wollen.