Nach erfolgreichen Rettungsaktionen sinkende Aktienkurse

F. Malik am Samstag, 11.02.2012 um 8:50 Uhr
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Griechenland ist nunmehr zum 8. Male „gerettet“ worden. Jedesmal waren Kommentatoren und Medien euphorisch oder zumindest hochzuversichtlich. Jedesmals hiess es, diesmal sei der Erfolg gesichert, dieses sei das letzte Mal, diesmal sei alles bestens…

Jedesmal haben auch die Finanzmärkte positiv reagiert – aber für ein paar Tage oder auch nur Stunden.

Und jedesmal sind danach die Kurse zum Teil dramatisch gefallen, im Juli 2011 z. B. um fast 20% im S&P. Noch deutlichere Beweise dafür, dass die Welt nicht der Logik der herkömmlichen Ökonomie folgt, kann es kaum geben. Noch deutlicher kann sich die Hilf- und Ratlosigkeit der Politik kaum zeigen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies die endgültige Umkehr der Aktienkurse signalisiert und ab nun die grosse Talfahrt des dritten von fünf Akten der Deflationskrise definitiv beginnt. Mehr dazu in den Ausgaben von Dezember 2011 und Januar 2012 meines monatlichen Management Letters.

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22 Kommentare

  1. Robert Baumann

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

    prinzipiell bin ich ja Ihrer Meinung, nur unlängst stieß ich in einem Taschenbuch auf folgenden Passus: „Warum wird der St. Galler Management-Professor Fredmund Malik, der von den Managern fordert, sich in ihren Unternehmensplanungen auch mal einen Notfallplan auszudenken, bei einem Interview mit der >Wirtschafts-wochetiefgreifenden Rezessionfast wie die Hiobsbotschaften der einschlägigen (!) UNTERGANGS-PROPHETEN< klängen?"
    Wo fand ich das? Nun, auf Seite 398 des von PCM verfassten Werkes "Aufwärts ohne Ende". Seitdem sind fast ein Vierteljahrhundert vergangen ohne daß der ganz große Knall eintrat. Wie erklären Sie selbst sich Ihre Fehlprog-nose – aus zeitlicher Perspektive wohl gemerkt gesehen? Ich habe ja durchaus eine Erklärung. Wäre interessant, ob die Ihre in die gleiche Richtung geht.
    Viele Grüße
    R. Baumann

    • Fredmund Malik

      Ich verstehe nicht, welche Fehlprognose Sie meinen. Falls Sie jene der Mainstream-Ökonomie meinen, stimme ich Ihnen zu. Unternehmer und Manager, die ihre Notfall-Programme gemacht haben – die nun zu den Normalfall-Programmen geworden sind – haben rechtzeitig vorgesorgt, wie es sich für gute und verantwortungsbewusste Führungskräfte genauso gehört, wie z. B. für das Management von Flughäfen oder in Kraftwerken. Es gab aber immer auch Journalisten, die das nicht verstanden haben oder verstehen wollen. Nun denn …

      • Andreas Mosler

        Ich verstehe nicht, warum Sie der Frage von Herrn Baumann ausweichen. Er hat die berechtigte Frage zu den Weltuntergangsszenarien von PCM gestellt. Dieser hatte schon vor 30 Jahren für die kommenden maximal 10 Jahre die großen Krisen prognostiziert. Nicht mal ansatzweise ist irgendetwas davon in den letzten 30 Jahren eingetreten. Etwas mehr Zurückhaltung würde also auch Ihnen gut tun, Herr Malik !

        • Fredmund Malik

          Sie sollten vielleicht meine eigenen Publikationen dazu lesen, damit Ihnen die nötige Information verfügbar ist.

  2. Bernd Birkenfeldt

    Sehr geehrter Herr Malik,

    ich hoffe es ergeht Ihnen nicht wie Robert Prechter (Pabst der EW-Theorie),
    der auch schon seit Jahren (oder Jahrzehnten?) die „alles vernichtende Welle“ mit einem Dow 2500 vorhersagt. Wahrscheinlich wartet er noch im Grab darauf. Bis dahin hat er mit seiner Schwarzmalerei gutes Geld verdient.

    Mit freundlichen Grüßen
    B. Birkenfeldt

    • Fredmund Malik

      Über Robert Prechter kursieren viele Missverständnisse und Falschmeldungen. Nur wenige haben seine Arbeiten wirklich studiert und verstanden. Da ich nicht weiss, wie das bei Ihnen ist, lasse ich Ihr Posting mal so stehen.

      • Henning

        Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass Robert Prechter und Sie oft gleicher Meinung sind z.B. Deflation in den kommenden Jahren, Dow Jones bis 2015 auf 1000 Punkte, gesellschaftliche Neupositionierung und die österreichische Schule.
        In Interviews sagt Prechter meiner Meinung nach sehr viel kluges und seine Artikel im Bereich Socionomics zeigen eine andere interessante Sicht auf viele Dinge. Wenn man sich genauer mit Prechter beschäftigt, kann man Ihm eigentlich keine Schwarzmalerei vorwerfen…

        • Henning

          Zu Ihrem Posting vom 14.2. Ja, richtig man muss zu dieser Grundbeurteilung kommen. Mit dem mathematisierten Mainstream ist es hingegen kaum möglich zum richtigen Ergebnis zu kommen. Die Krise wird erst erkannt, wenn sie schon da ist und alles zu spät ist…

        • B. Birkenfeldt

          Was ich nur deutlich machen wollte: Natürlich kann man über Jahre eine Meinung vertreten, irgendwann bekommt dann schon Recht. Das nützt einem nur nichts, wenn man an der Börse Geld verdienen (oder nicht verlieren) möchte. Solche Aussagen z.B. bei einem Dow von 8000 sind total wertlos, wenn es vorher noch auf 14000 geht. Wer eine Apple bei 200 verkauft hat, weil er meint es kommt die Krise, hat jetzt bis 500 hinterher gesehen. Da wird das Geld verdient, nicht im Warten bis düstere Prognosen eintreffen. Wenns dann nach unten geht wird gerne auch der Abwärtstrend gehandelt, von mir aus auch bis Dow 1000 oder noch tiefer.
          Ich handle das was ich sehe, nicht was ich (oder andere) glauben.

          Freundliche Grüße
          Bernd Birkenfeldt

          • Fredmund Malik

            Es gibt lange und grundlegende Macro-Trends, um die herum sich mittel-, kurz- und kürzestlaufende Mini- und Micro-Trends bewegen. Welche dieser Bewegungen wichtig ist und für die Navigation hilft, hängt massgeblich von den Trading-Methoden ab, die man persönlich anwendet, und den Zielen, die man hat. Davon hängt u. a. auch das Money Management ab, das man für den Börsen-Erfolg braucht. Was aus der einen Perspektive wertlos erscheint, kann aus einer anderen Sicht gerade die zuverlässigsten und risikoärmsten Entscheidungen ermöglichen.

        • Fredmund Malik

          Wer über die mathematisierte Mainstream-Ökonomie hinaus auch die Werke zum Beispiel von Friedrich von Hayek, und von Ludwig Mises studierte, darüber hinaus auch etwas Geschichte, muss zur selben Grundbeurteilung kommen: Deflation und Depression.
          Weitere hier von mir zitierte Autoren sind Heinsohn, Steiger und Martin. Auch Robert Prechter hat hierzu viel beigetragen. Die Elliott Waves habe ich selbst schon sehr früh kennengelernt.
          In unserer Konferenz „Cybernetics of Crisis“ im März 2009 haben wir unter anderem auch Matt Lampert aus dem Socionomics Institute bei uns als Referenten gehabt.

  3. Satha Kirmiz

    Hallo Herr Malik,

    werden dann in der Deflation nur grosse Anlageinstrumente wie Immobilien, Gold usw. billiger oder auch alltägliche Konsumprodukte wie Brötchen, Strom und Strassenbahnfahrkarten? Ich habe zwar erlebt wie Strom billiger wurde aber noch nie ein Stadtbahnticket. Und wie sieht es mit handwerklichen Dienstleistungen in Deutschland aus, die in den letzten Jahren preislich steil nach oben zeigen? Wird Waschmaschinenreparatur auch günstiger werden?

    Mit freundlichem Gruss

    • Fredmund Malik

      Deflation ist ein Prozess, der aus überschuldeten Sachgütern entsteht. Daraus folgt eine wirtschaftliche Depression, wenn weiterhin die Ökonomie des vorigen Jahrhunderts eingesetzt wird. Mit Zeitverzögerung werden so gut wie alle Preise und Kosten ebenfalls sinken.

  4. NJP

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

    seit Anfang der 1990er Jahre verfolge ich Ihre Prognosen, beginnend mit Ihrem Buch „Kisengefahren in der Weltwirtschaft, Überlebensstrategien für das Unternehmen“. Selbstverständlich ständig begleitet auch von anderen Informationsquellen. Von Fehlprognosen Ihrerseits kann doch gar keine Rede sein. Gemessen am dem, was andere sog. „Experten“ zwischenzeitlich so alles prognostizierten, schon gar nicht.

    Ihre Trefferquote ist aus meiner persönlichen Sicht (= Erfahrung) so hoch und so hinreichend präzise, dass Unternehmen vor Jahren hätten schon beginnen müssen, was heute dringend erforderlich, jedoch u.U. zu spät ist – sich (nur) nach und mit kybernetischen Managementprinzipien zu organisieren.

    Deichbau bei auflaufender Sturmflut, könnte man den Versuch, es jetzt erst zu beginnen, bezeichnen. Insofern ist der Hinweis auf Ihre Tools sicherlich Hinweis in eigener Sache, aber gleichwohl wichtig. Es kommt nämlich auf Geschwindigkeit an.

    Alternativen ?

    Bitte weiter prognostizieren !

    Besten Gruß aus dem Norden

  5. Thomas Moroder

    Bzgl. Robert Prechter hier ein Link zu einem interessanten Interview:
    http://welling.weedenco.com/files/NLPP00002/348.pdf

  6. Stefan Müller

    Sehr geehrter Dr. Malik
    warum reden eigentlich alle von sparen und retten und nicht vom besser werden?
    Griechnland würde dann den deutschen Überschuss konkurrenzieren, aber nicht mehr über den Verhältnissen leben. Diese spiegeln sich in den Schulden wider.
    Mit freundlichen Grüssen!
    Stefan Müller

    • Fredmund Malik

      Weil die meisten noch tief in der Alten Welt leben, ein zutiefst veraltetes Denken und eine überholte Weltsicht haben. Die Konkurrenz Griechenlands um den deutschen Überschuss wäre selbst dann marginal, wenn Griechenland voll funktionsfähig wäre. Nein, an Interessenspolitik liegt es am wenigsten.

  7. Frank Döllner

    Ich kann nur hoffen, dass keiner der Blogteilnehmer Ihren Rat auf fallende Kurse zu setzen befolgt hat. Der DAX steigt jeden Tag stärker, Rohstoffpreise steigen etc. etc. Hier im Blog versucht man das jedoch wieder als typisches Zeichen der bevorstehenden Deflation zu werten. Der DAX wird am Jahresende vermutlich wieder weit über 8000 Punkte notieren. Ich bin dann auf die neuen Erklärungsmuster hier im Blog sehr gespannt.

    • Jürgen Clasen

      Jedermann ist auf sich selbst gestellt! Das habe ich immer wieder in meinem Leben feststellen können. Das gilt selbst nach dem Rat der Experten und der gesunde Menschenverstand ist dabei oft der Gewinner. Schwierig ist das nur im Gesundheitsbereich. Selbst Steve Jobs, der geniale Perfektionist, hat da die Weichen für sich selbst wohl falsch gestellt. Aus eigener langjähriger Erfahrung steigen und fallen die Börsen oder auch Einzeltitel deutlich mehr als man glaubt. Als es nach Lehmann die PKW/LKW Nachfrage zusammengehauen hatte, glaubte man, die Produktionsstätten würden nach den Weihnachstferien möglicherweise garnicht mehr aufsperren. Was ist bis heute daraus geworden ?
      Volllast! Gewiss habe auch ich gelesen, das Prof. Malik einen fatalen Preisrückgang bzw beim Rohöl sieht. Natürlich ist das möglich, wenn es die Vermögenswerte derart zusammenhaut, das einem die Tränen in die Augen kommen.
      Wenn ich den Chart dazu sehe, komme ich auf eine andere Einschätzung. Dito bei der Verbraucherpreisinflation. Wenn es die weltweiten Netzwerke zerreißt wird für uns alle sehr teuer. Die Regierungen müssen das unter allen Umständen abwenden. Helikopter als letztes Mittel. Sonst sterben Millionen.

    • Fredmund Malik

      Wann habe ich geraten, auf fallende Kurse zu setzen? Ich sage, dass die Börsen sinken werden. Worauf jemand aber setzen will, muss dieser selbst entscheiden.
      Seit langem rate ich aber jedem, der kein Vollprofi ist, sich von den Finanzmärkten vorerst fern zu halten. Möglicherweise verwechseln Sie meinen Blog mit anderen.

      • Horst Klein

        Sehr geehrter Herr Professor Malik,
        das halte ich nun jedoch für reine Haarspalterei. Es ist zwar richtig, dass Sie keine Anlageempfehlungen geben, wenn Sie jedoch jahrelang von sinkenden Börsen und steigendem Dollar sprechen, ist es doch logisch, dass man Überlegungen anstellt , wie sich daraus Nutzen ziehen lässt, also auf fallende Kurse zu wetten oder in US Dollars zu investieren. Tatsächlich scheint Ihr Deflationsszenario nicht einzutreten, steigende Börsen, steigende Rohstoffe und fallender US Dollar sprechen da aktuell eine gegenteilige Sprache.
        Ihre Prognosen in den letzten 3 Jahren zur Preisentwicklung bei Rohöl — alle falsch, die Erwartung exorbitant steigender Zinsen in 2002 — das genaue Gegenteil trat ein. Ihre Antwort an anderer Stelle hier im Blog dazu: „Ich habe mich geirrt“. Wenig überzeugend, angesichts angeblich perfekter Tools.
        Freundliche Grüße
        Horst Klein

        • Fredmund Malik

          Falls Sie persönlich die diversen Trading-Varianten beherrschen, werden Sie das tun, was Ihnen persönlich als richtig erscheint. Ich selbst gebe grundsätzlich keine Tradingempfehlungen, sondern beschreibe das mir am wahrscheinlichsten erscheinende Wirtschafts- und Finanzszenario, nicht mehr und nicht weniger. Dieses ist ein grundlegendes und langfristiges Szenario. Dass Entwicklungen über die kurze Zeit von 3 Jahren davon abweichen können, ist normal und für das Szenario selbst völlig bedeutungslos.

          Ich geben Ihnen aber dennoch ein paar Fakten:
          1. Meine Zins-Einschätzung habe ich damals relativ rasch geändert, denn auch dieses gehört zu einem Szenario. Wenn sich die Umstände grundlegend ändern, wie das damals durch die Aktion der FED unter Greenspan war, muss man selbstverständlich entsprechend reagieren.
          2. Die meisten Rohstoffe notieren in der Nähe von historischen Tiefskursen, so z. B. Getreide, Zucker, und Kakao. Kaffe liegt etwa in der Mitte der historischen Preisrange, mit langfristiger Tendenz nach unten. Die Energiepreise sind bei Naturgas von 32 auf 3 Dollar gefallen, und Rohöl ist vom Alltime High bei rund 200 Dollar um 50% zurückgegangen und liegt heute in der Mitte der langfristigen Preisrange, Tendenz sinkend.
          Auf Höchststand sind noch Soyabohnen, und die verschiedenen Fleischkontrakte, sowie Edelmetalle, wobei aber Silber bereits tief unter seinen Höchstpreisen liegt.
          3. Das Deflationsszenario ist bereits in vollem Gange und wurde in diesem Blog bereits reichlich diskutiert. Noch nie gab es so viele Schulden in der Welt, die Immobilienpreise in den USA, England und Irland, Italien und Spanien und in vielen anderen Ländern haben Tiefsstände über mehr als 20 Jahre erreicht und sinken weiter. Viele Aktienindices sind deutlich unter ihren Höchstständen, die sie im Jahr 2000 verzeichneten, insbesondere der wichtige NASDAQ, und in geringerem Umfange auch der S&P. Lediglich der Dow Jones ist nochmals über seine 2000er Marken nach oben gegangen, was aber absolut kein gutes Zeichen ist.

          4. Die leztzten 3 Jahre seit März 2009 haben einen kurzfristigen Aufschwung gebracht, den einige Firmen sehr schnell und gut nutzten. Über die weitere Entwicklung sagt das aber wenig aus.

          Diese Tatsachen sind das Gegenteil von dem, was fast alle Experten vorhersagten. Warten wir es also einfach mal ab, was passiert.