Hans-Ulrich Jörges im Stern über das Ende der Krise

F. Malik am Donnerstag, 08.03.2012 um 0:38 Uhr
« Vorheriger Artikel / Übersicht / Nächster Artikel »

Über seine Kolumne im 10/2012 Stern könnte sich Hans-Ulrich Jörges schon bald ärgern. Denn noch stärker, entschlossener und mit mehr Überzeugtheit kann man Entwarnung zur Krise kaum geben.

 

Regierungen und Notenbanken lobt er in den Himmel, die würgende Eurokrise sei vorüber, meint er; die Kapitalmärkte seien stabilisiert, Europa gehe gestärkt und geschlossenener als zuvor aus der Vertrauenskrise hervor. Draghi sei ein „fantasievoller, tatkräftiger, vertrauenswürdiger Stratege.“ Und: „Was immer auch in Athen geschieht“, so schreibt Jörges im Untertitel, „die Gemeinschaftswährung wird nicht mehr zerbrechen.“

 

Na denn … Ich schätze Hans-Ulrich Jörges zwar als klar, kritisch und mutig schreibenden Journalisten. Er könnte aber in die Journalistengeschichte als der letzte grosse, und etwas gar naive Kolumnist eingehen.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichen

14 Kommentare

  1. C.B.

    Sehr geehrter Herr Malik,

    halten Sie denn den Euro als Währung in D auf lange Sicht für stabil sollte „die Gemeinschaftswährung“ zerbrechen ?

    • F. Malik

      Falls man die herkömmlichen Massnahmen baldigst aufgibt und sich innovativer Tools bedient, ist der Euro zu halten.

  2. Jürgen Clasen

    Journalisten müssen ihre Blätter füllen. Nach 3 weiteren Ausgaben ist den
    Lesern schon entfallen was zuvor verkündet wurde. (Das kann Ihnen, Herr Prof. Malik, in diesem Blog nicht passieren. Die Leute die das lesen und sich mit ihren Auffassungen auseinandersetzen, dürften ein Elefanten-
    gedächnis haben.)Oft wird auch in diesem Genre so getan, als könnte man übers Wasser laufen. Gerade der Stern hat aber da mit gewissen Tagebüchern gegenteilige Erfahrungen sammeln müssen. Ganz generell ist das Thema in sich hoch komplex und noch nicht einmal MdBs wissen, zu was sie in 700 seitigen Ad hoc Beschlüssen zustimmen. Man kann eigentlich nur festhalten, die Krise kommt und man kann lediglich darüber reden, wann und durch welche Ereignisse sie getriggern wird. Um sie hinauszuschieben werden alle Gesetze, alle Versprechungen gebrochen. Hans-Ulrich Jörges wäre wahrschein-
    lich zu einem anderen Urteil gekommen, wenn seine Altersversorgung durch den Schuldenschnitt Beulen bekommen hätte.

    • F. Malik

      Ich könnte mir vorstellen, dass eines Tages herauskommt, dass in den Europäischen Entscheidungsgremien so gute wie niemand wusste, worüber er/sie eigentlich entscheidet. Schon gar nicht, was die Entscheidungen für Folgen haben. Denn die Vernetzungsketten durch die komplexen Systeme hindurch sind ohne innovative Tools, wie zum Beispiel die kybernetische Sensititivätsmodellierung gar nicht erurierbar. Man „schiesst “ in eine Black Box und kann gar keine Ahnung haben, was dadurch passiert.

      • Sebastian Friess

        Herr Prof. Malik, an wen wende ich mich zum Thema Sensitivitätsmodellierung bei Ihnen? Bin ein Kenner des F.Vester-Modells, und frage mich schon lange, ob man das Schweizer Bildungs/Forschungs und Innovationssystem mit seinen Akteuren und Finanzflüssen eigentlich nicht mit dem Sensitivitätsmodell abbilden könnte, um endlich einmal „echte“ WIrkungsanalysen machen zu können. Danke, wenn Sie mir einen Kontakt in Ihrer Organisation nennen können.
        Es grüsst Sie, wie immer herzlich, aus Bundesbern, Ihr Sebastian Friess

        • F. Malik

          Ich schicke Ihre @ an unserern Peter Pattis, Leiter unserer Expertgroup SenisMod2. Selbstverständlich kann man mit dem Tool alles machen, was Sie aufzählen.
          Als ich Vesters Nachlass vor dem Vergessen rettete, haben wir seine Ergebnisse in unsere system-kybernetischen Modelle und Tools zu integrieren begonnen. Nun funktioniert das SensiMod noch weit besser als voher, unter anderem kann es auch viel schneller gemacht werden und es ist noch treffsicherer und zuverlässiger. Gerade in Kombination mit unseren weiteren Cyber-Tools ist es wie ein Wunderwerkzeug. Ausserdem haben wir eine grosse Zahl von Anwendungs-Experten herangebildet, während Vester ja fast allein arbeiten musste. Seine langjährige engste Mitarbeiterin ist ebenfalls bei uns.

      • Jürgen Clasen

        Da bekomme ich Schaum vor den Mund. Aus Bild:“Hans-Peter Uhl (67, CSU): „Ich habe keine Seite des Antrags gelesen, denn das ist nicht meine Aufgabe!“ Hier mehr:

        http://www.bild.de/politik/inland/griechenland-krise/haben-abgeordnete-die-726-seiten-gelesen-22864940.bild.html.

        In den anderen Abstimmungen dürfte die Verhältnisse ähnlich sein.
        Schlimmer kann es nicht kommen. Wenn Abgeordnete über Schicksalsfragen dieser Nation entscheiden, müssen sie sich ohne jede Ausnahme mit hinreichender Zeit mit den Inhalten befasst haben. Da sie das offensichtlich nicht getan haben, befinden wir uns in der orwellschen Wolke. „Krieg bedeutet Frieden, Freiheit bedeutet Sklaverei,Unwissenheit bedeutet Macht.“ Ich würde ein weiteres Merkmal hinzufügen: Schulden sind Guthaben.
        Für mich sind die Konsequenzen schon lange klar und ich habe keinen Cent mehr im üblichen System und nehme nur noch in dem Maße teil, wie es mir als Staatsbürger unabweisbar aufgehalst wird.

        • F. Malik

          Was Sie zutreffend beschreiben, ist vorwiegend, beinahe ausschliesslich die Folge der überbordenden, explodierenden Komplexität, von der ich seit langem schreibe, und für die wir deshalb unsere komplexitätsmeisternden Managementsysteme entwickelt haben. Heutige Entscheidungsträger haben grossteils eine nicht mehr zeitgemässe Ausbildung, jedenfalls in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Mangement hat so gut wie niemand erlernt; fast alles ist managerieller Analphabetismus relativ zum gegebenen Komplexitätsniveau.
          Dass Sie finanziell aus dem System raus sind, ist konsequent und richtig.

  3. Christian A. Wittke

    Na, ob das der letzte, große und nur naive Kolumnist sein wird möchte ich bezweifeln hieße es doch, daß die anderen sich alle besinnen, bevor sie nach- bzw. abschreiben werden; nach Lesen HJJs Erguß muß man sich fragen, was er getrunken hat bzw. was ihm von welcher Taube des mainstreams da eingeschenkt wurde. Völliger Unsinn sein tonloser Zwischenruf, kann ja nur an den verschlossenen Ohren liegen, oder?

    caw

    • F. Malik

      Hans-Ulrich Jörges erscheint mir klug und mutig zu sein. Vermutlich fehlen ihm aber nötige Informationen über das Gesamtsystem und dessen Dynamiken.

      • Ortwin Kantner

        Die Beschwichtigung von Herrn Jörgens scheint als freundlicher Akt gegen die so schwer in Kritik stehende Klasse der Regierenden gemeint. Sie wird dazu führen, dass dieser ehrwürdige Journalist weiter gerne eingeladen wird, zu hören, was die Mächtigen zu sagen haben. Eine verständliche Zwickmühle, wenn man von der Nähe zu den Entscheidern lebt.

        Nur wer außerhalb dieses verflochtenen, symbiotischen Zweckbündnisses seine Wurzeln und seinen Nährboden hat, kann sich gegen das sich bereits selbst diskreditierenden und zerstörenden Politsystem stellen.

        Sie, Herr Malik, sind in einer solchen Position. Und alle Bürger, die – wie mancher Hinterbänkler – zuerst mit offenem Mund zusehen, wie ihre Zukunft auf dem Altar geopfert wird, um die offenen Rachen der „Finanzgenies“ zu füllen, die ihr Geld vor allem mit gutem Draht zur Politik verdienen, indem sie verlorene Milliarden von Staatsbürgern zurückholen, indem sie die Politik in ihrem Sinne „beraten“.

        Illustriert von Prof. Harald Hau aus Genf :
        http://www.nakedcapitalism.com/2011/07/harald-hau-eurozone-bailout-%E2%80%93-tax-transfer-to-the-wealthy.html

        • F. Malik

          Ihre Feststellung (auch die Darstellung im Link von Prof. Hau) sind weithin richtig. Allerdings empfehle ich, Absicht und „Verschwörung“ methodisch auszuklammern, weil man damit einen anderen Zutritt zur Lage hat und auch mehr lernen und erklären kann. Zum Beispiel kann es natürlich schon sein, dass Jörgens so denkt und handeln muss. Wie aber, wenn er ohne alle Hintergedanken wirklich selbst glaubt, was er schreibt?

  4. Walter Huber

    Es gibt keine Krise. Und daher auch kein Ende der Krise. Wir befinden uns seit ca. 2005 in einer Phase „der neuen Normalität“. Diese neue Normalität wird uns noch lange begleiten. Prof. Opaschowski beschrieb z. B. vor vielen Jahren die „Konflikt-Demokratie“ als neue Normalität. Zur neuen Normalität gehört Mobilität, kleine Autos die wenig verbrauchen, hin wieder zu mehr Qualität als Quantität, alles, was sich Bio nennt, usw. usw. Zur neuen Normalität gehören eben auch mehr Pensionisten, als es je gab und Landeskonflikte jeglicher Art. Neue Normalität heißt auch kein (Welt-)Krieg. Sensations-Journalismus gehört auch zu dieser neuen Normalität. Daher, genießen wir die Gegenwart. Vielleicht kommt irgendwann eine wirkliche und echte Krise. Irgendwann!

    • F. Malik

      Obwohl man es so sehen kann, erscheint es mir zu fatalistisch. Als Kollege Opaschowski, den
      ich sehr schätze, begonnen hat über die neue Normalität zu schreiben, gab es die neuen Tools noch nicht bzw. erst ansatzweise. Wir konnten aber bereits gut erkennen, wohin wir sie entwickeln konnten und mussten, um sie voll wirksam zu machen. Mit diesen wird es nun möglich, diese neue Normalität mit ihren lähmenden Konflikten zu transformieren in das, was ich Neue Welt nenne, eine Welt mit unter anderem erstmals verlässlich und optimal funktionierenden Organisationen ..