Flucht ins Bargeld

F. Malik am Samstag, 19.05.2012 um 0:14 Uhr
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Schon als ich in den ersten Blog-Einträgen die Meinung vertrat, dass Bargeld in der heutigen Situation das knappste „Gut“ werde, hatten viele Leser grosse Mühe, diesem Gedanken zu folgen. Diese Auffassung steht seit Jahren in meinen Publikationen und in vielen Interviews.
In Griechenland, aber auch in Spanien, ist es damit nun so weit, dass die Medien bereits darüber schreiben.
Es tritt ein, was unter den Bedingungen verschuldeter Wirtschaften eintreten muss. Schritt für Schritt läuft das Programm der Deflation ab, solange man bei den bisherigen Massnahmen bleibt und diese gar noch verstärkt. Wachstum wird es unter diesen Umständen nicht geben können. Die allermeisten Ökonomen können aber anscheinend noch immer nicht verstehen, was wirklich vor sich geht. Die Zunft ist in arger Erklärungsnot – und merkt es noch gar nicht, oder ignoriert es.

Immer offenkundiger wird auch, wie schlecht immer mehr Organisationen funktionieren, und dies nun nicht wegen der Schulden, sondern wegen ihres weitgehend veralteten Managements.

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22 Kommentare

  1. kohlmann

    Lieber Herr Malik, am besten ist es wohl us-dollar zu halten, oder? welche währungen würden sie noch empfehlen? yen? den schweizer würde ich nich nehmen, weil der internationale druck das schweizer geschäftsmodell sicherlich irgendwann zerstören wird und dann wird die schweiz abkacken (ausser man is verschwörungstheoretiker :-). an den remimbi kommt man nur rann wenn man dort im urlaub war, da darf man aber auch nur 2500euro wert mitnehmen. was halten sie vom thai-bath, der ging 2008 wie der usdollar auch extrem nach oben.. würden sie die dum-sum-anleihen der chinesen kaufen?

    • F. Malik

      Im Blog finden Sie die Antworten zu Ihren Fragen.
      Der Dollar wird längere Zeit steigen, aber wegen der Schwäche der USA, nicht wegen deren Stärke.

  2. kohlmann

    noch eine frage: was denken Sie wie sich Asien in der megakrise schlagen wird? könnten sie selbsttragend weiter wachsen, auch ohne die vielen exporte in den westen?

    • F. Malik

      die meisten asiatischen Länder werden unter enormen Druck kommen, u. a. weil ihnen die westlichen Märkte fehlen.

      • A. Huber

        In Spanien ist dei Deflation schon angekommen (Hauspreise), In Deutschland nicht. Kann es zu unterschiedlichen Entwicklungen in Europa kommen? Bsp: In Deutschland steigen die Wohnungspreise in bestimmten Gebieten durch Zuwanderung, in anderen fallen diese wegen Abwanderung.

        • F. Malik

          Das ist möglich. Letztlich kommt es immer auf die Finanzierung an. In Spanien wurden hemmungslos auf Pump Immobilien hochgezogen. In Deutschland hat man solider finanziert, im Privatsektor insbesondere wegen der Bausparkassen.

  3. Antonio Forni

    Sie haben wieder mal vollkommen Recht Herr Malik. Viele Unternehmen sind sich tatsächlich nicht bewusst, dass sie ein veraltetes und nicht mehr funktionsfähiges Management haben. Schade, denn es liegt so viel Potenzial (im Sinne von Produkten/Dienstleistungen und fähigen Menschen) in diesen Unternehmen. Doch das Management scheint es nicht zu sehen, hören oder fühlen.

  4. Jürgen Clasen

    Herr Prof Malik, wir waren uns in einem anderen Beitrag schon einig, das die extrem niedrigen Bondzinsen, zum Teil schon negativ, in den sicheren Staaten z.B. CH und D, Vorläufer der deflationären Entwicklung sind. Wo sehen Sie beispielweise die Zinssätze für 10 jährige Anleihen von D auf dem Kisenhöhepunkt? Kann man sich dann als Schuldner mit bester Bonität dann zu diesen Zinssätzen Geld für eine Immobilie besorgen oder haben alle Banken dann „Igel“ in der Tasche und es kann sich keiner mehr was leihen?

    • F. Malik

      Schwer zu sagen: Deflationär sinken sie, weil immer weniger Menschen /Unternehmen Kredite überhaupt haben wollen. Am Ende der Krise werden Kredite für Jahre wenn nicht mehr verpönt sein, buchstäblich sozial geächtet. Die Kurse fast aller Bonds werden massiv zurückgehen, z. B. Kommunalkredite. Viele werden wegen Schuldnerbankrotts aus dem Handel verschwinden.

  5. Constantin

    Kann die EZB im Falle von Bankruns im Zweifel nicht alle Prinzipien über Bord werfen und unbegrenzt Euro drucken?
    Man hört in Griechenland kommen nur noch druckfrische Euro-Banknoten mit dem „X“ aus dem Automat (X = Kennzeichner Deutschland).
    Zuzutrauen ist Draghi & Co. heutzutage alles, da ohnehin geltende Gesetze nicht mehr beachtet werden (Maastricht, Lissabon Nichteinstandsklausel) wird wohl am Ende, wenn es das System zerreissen sollte, durch eine unbegrenzte Druckerei von Bargeld der Schein nochmal gewahrt um Zeit zu gewinnen.

    Dann dürfte aber die Währungsreform kommen, in Italien ist ja bspw. ab 1.000 € Bargeld bei Geschäften verboten.
    Das lässt sich dann auch leicht ausweiten, etwa „Alle Ersparnisse über 1.000 € bar sind bei der Bank abzugeben“, ansonsten für ungültig erklärt.

    Wie sichert man größere Vermögen, ab siebenstellig ab? Vor allem wo lagert man so viel Bargeld?
    Ich könnte vor Wut meinen Glasschreibtisch zerschlagen wenn ich daran denke, dass die Lebensarbeitleistung meiner Großeltern + Eltern durch diese Goldmansachs-Alumni an den Schaltstellen in Europa zerstört wird.

    Trotzdem schöne Grüße und danke für den Blog, Prof. Malik!

    • F. Malik

      Was Sie beschreiben, kann schon alles passieren, nur wird es die Lage noch weit mehr verschärfen.
      Die Notenbanken haben letztlich keine Kontrolle über diese Dinge. Das Gegenteil wird behauptet, aber es ist falsch.
      Das Aufbewahren ist ein kleines Problem, für das jeder seine eigenen Lösungen hat. Ein davon ist der Tresorraum der Bank, wo die Bank nur als Lagerhalter, aber nicht als Bank operiert. Sie müssen allerdings die Bezugsquittung mit ins Fach legen, sonst müssen Sie meistens erneut nachweisen, woher Sie das Geld haben, obwohl Sie es gerade vor ein paar Monaten beim selben Bankangestellten abgeholt haben. So ist es leider.

      • Constantin

        Wie ein Fall jüngst in der Schweiz zeigte, war selbst „allocated gold“ von der Bank verliehen worden, ein unbeschreiblicher Skandal.

        Am Ende heißt es dann wie bei MF Global: „Sorry, Euer Geld ist weg, wir wissen auch nicht wo es hin ist.“
        Gerade Bargeld in Schließfächern ist sehr kritisch, da die Bank offiziell sagt, man solle dort KEIN (!) Bargeld lagern.
        Was, wenn es zum richtigen Chaos kommt, dann werden vielleicht einfach mal alle Schließfächer geöffnet und alles wird entnommen. Es ist schon vorgekommen, dass alle Fächer „wegen Hochwasser“ geöffnet wurden.
        Man könnte dann zwar prozessieren, aber die Betroffenen werden den Schaden niemals ersetzen können, da 70-80% der Ersparnisse ja ohnehin nicht haltbar sind, wenn es hart auf hart zur Deflation kommt.
        Es bleibt dann doch nur die Verteilung auf mehrere Institute und ein eigener, gut geschützter Safe.
        Hoffen wir jedoch, dass es nicht zum Äußersten kommt.
        Denn dann wird auch die öffentliche Ordnung gefährdet sein.

  6. F. Malik

    In meinem Deflations-Szenario.

  7. Thomsen

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik, für mich sind Sie einer der ganz wenigen, der sehen kann, dass wir tatsächlich auf eine Deflation zusteuern. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass selbst solche Professoren , wie ein E. Hamer, nicht begreifen, dass es eben keine Inflation, sondern eine Deflation geben wird, wo Bargeld das Wichtigste ist. Dazu mal einen Auszug aus einem aktuellen Artikel von ihm, der das deutlich macht. Über einen Kommentar von Ihnen würde ich mich freuen.
    Heike Thomsen

    http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=866

    Die Schuldenkrise – Ursache ist die Umverteilung und Folge die Schuldknechtschaft
    von Prof. Dr. Eberhard Hamer

    Auszug:

    „……… In den USA selbst wird die Lösung der Überschuldung durch Geldschwemme angestrebt. Das Geld soll um so mehr vermehrt werden, je höher die Schulden wachsen, «um die Schulden in Geldmenge zu ertränken». Dies wird über die EZB auch in Europa durchzuführen versucht. Der ESM («Europäische Schuldenmaschine») ist nichts anderes als eine solche Geldvermehrungsmaschine.

    Und nun: Die Notenpresse auf Hochtouren?
    Die Geldvermehrung in Europa ist auch deshalb notwendig, damit die Wechselkurse des Dollars bei dessen hemmungsloser Vermehrung nicht zu sehr absacken.
    Geldmengenvermehrung bedeutet aber immer auch Inflation. Eine fortschreitende und später galoppierende Inflation ist also programmiert. Jede galoppierende Inflation führt irgendwann aber auch zur Währungsreform, zur Auflösung des Geldwertes.
    Faszinierend für die Hochfinanz ist bei diesem Weg, dass ihre relative Schuldknechtschaft – die Macht über die Länder – sowohl bei galoppierender Inflation als auch bei einer Währungsreform erhalten bleibt. Der Weg über Geldmengenvermehrung, Inflation und Währungsreform vernichtet nur das Finanzvermögen der Bürger, erhält aber die Schuldherrschaft des Finanzimperiums.

    Wie würde uns dieser Weg treffen?
    1. Verlierer in jeder Inflation und Währungsreform sind alle Geldwertinhaber, alle Inhaber von monetären Werten.
    2. Auch alle Transferleistungsempfänger und Empfänger laufender Unterhaltszahlungen werden durch Geldentwertung geschädigt.
    3. Viele bisher wohlhabende Menschen werden dadurch arm werden, vor allem in ihrem Finanzvermögen, während die Sachwertbesitzer nur dann verlieren, wenn der Staat ihnen Ersatzsteuern auferlegt (Lastenausgleich).
    4. Erst eine Währungsreform wird die Scheinblüte und die öffentliche Üppigkeit sowie das Leben von öffentlichen Gaben beenden und viele Völker wieder verarmen lassen.
    5. Die Völker werden sich danach zwangsläufig entweder wieder von der Transferleistungsgesellschaft zur Leistungsgesellschaft zurückentwickeln müssen, oder sie werden international aus dem Wettbewerb ausscheiden und verarmen. „

    • F. Malik

      Besten Dank. Nach allem, was ich in meinem Blog seit langem sage und begründe, darf ich meinen Kommentar kurz halten: Herrn Hamers Sichtweise kann ich keinem Punkt teilen. Ich kann mich nur wundern, wie man noch immer eine solche Position vertreten kann.

  8. TT

    Hallo Herr Malik,
    eine Frage zum Halten von Bargeld: Ist Euro Bargeld nicht auch relativ unsicher in Bezug auf eine mögliche Währungsreform?
    Immobilien, Rohstoffe, Aktien etc werden stark sinken, wie Sie sagen um bis zu 90%. Aber birgt eine Währungsreform nicht auch erhebliches Risiko?
    Freundliche Grüße

    • F. Malik

      Nichts ist ganz ohne Risiko. Die richtige Strategie ist, durch die Krise relativ besser als andere zu steuern.

  9. Thomsen

    Vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag Herr Malik. Was halten Sie davon, dass Gold Geld sein soll? Ich bin der Meinung, dass Goldgeld oder goldgedecktes Geld (Bretton Woods) eine Dauer-Deflation verursachen würde und halte gar nichts davon. Das haben ja vergangene Zeiten zur Genüge bewiesen. Es gibt einen aktuellen Artikel von B. Bonner, dass Gold doch Geld sei! freundl. Gruß H.Thomsen
    Hier der Artikel: „Die Rache der Trottel? Der Rückzug der Deutschen? Ein weiterer Monat ist ins Land gezogen und am Horizont immer noch kein Zeichen von Veränderungen zu sehen. Wo bleiben die Deppen, wenn man ihr Geld braucht? Kürzlich sang ich ein Loblied auf all die Trottel und Sündenböcke. Der Chorus war: Wir danken Gott für das dumme Geld. Die Menschen sind bereit Geld auszugeben, was sie nicht haben für Dinge, die sie nicht benötigen – das brachte die alte Wirtschaft von `71 bis `07 dazu, sich so schnell zu drehen. Und wo sind diese Trottel jetzt? Es scheint als müssen sie Schutz suchen, wo sie nicht hin wollten. Sie scheinen keine Aktien kaufen zu wollen. Jetzt kaufen sie US-Staatsanleihen. Gold wird vielleicht den vierten Verlustmonat in Folge erleiden, was man in den letzten 13 Jahren nicht zu sehen bekam. Interessant: während aus Dollar-Sicht das Gold um 6% im Mai fiel, bedeutete der starke Rückgang der Eurozone, dass Gold aus Euro-Sicht wieder anstieg. Ja, für Investoren in der Euro-Zone wird Gold teurer. Ein klares Signal! Gold könnte sich gewendet haben. Es fiel mit Aktien und anderen Rohstoffen. Doch letzte Woche fielen Aktien steil ab, während Gold sprang. Und zwar sehr steil nach oben, während die Aktien am Freitag sehr stark unter Druck kamen. Auch ein sehr positives Signal. Zumindest für Gold. Was ist da los? Letztendlich ist Gold doch Geld. Es ist das einzige Geld, dem man vertrauen kann. Und wenn Sie anfangen an übrigen Währungen zu zweifeln – die aus Holz gefertigt und von Holzköpfen kontrolliert werden- steigt Ihre Begeisterung für echtes Geld. Und das ist gut so.“

    • F. Malik

      Eine der Dimensionen von Gold ist, dass es fast immer als Zahlungsmittel angenommen wird.
      Aber Gold hat auch noch viele andere Dimensionen. So kommt es darauf an, zu welchen Preisen man Gold kauft und wie man den Kauf finanziert. Auf Kredit gekauftes Gold verhält sich genau gleich wie andere Sachgüter in der Deflation.

      • Thomsen

        Das sehe ich teilweise auch so. Jedoch kann ich weder beim Finanzamt die Steuern noch mein Eingekauftes in irgendeinem Geschäft mit Gold bezahlen. Aber irgendwie ging das an meiner Frage auch ein wenig vorbei, denn wenn Gold ein offizielles Zahlungsmittel wird, wird es auch nur mit Zinsen verliehen, gibt es keinen privaten Goldbesitz mehr und es ist ein knappes Gut, welches eine Deflation zur Folge hat. Sehe ich das falsch?

        • F. Malik

          Gold ist eben gerade kein offizielles Zahlungsmittel, sondern bloss ein de facto-Zahlungsmittel, das in letzter Not von vielen an Stelle einer Zahlung noch angenommen wird. Wie sie sagen: Damit kann man keine Steuern und keine Stromrechnung bezahlen. Viele horten es dennoch, aus Gründen, die sie meistens selbst nicht verstehen. Zu den wichtigsten Gründen gehören archaische Ängste und der massenpsychologische Nachahmungstrieb.