Deflation in USA

F. Malik am Mittwoch, 13.06.2012 um 8:42 Uhr
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Über die USA gibt es in den europäischen und besonders den deutschen seit Monaten kaum eine Meldung, und wenn, dann wird so getan, als ob es dort besser gehe.
Der neueste Consumer Finances Report der FED zeigen ein anderes Bild: Die Hälfte der amerikanischen Familien hatte in 2010 ein Netto-Vermögen von rund 77 000 $, verglichen mit 126 000 $ in 2007. So viel zu den grossen Hilfprogrammen, dem vermeintlichen Gelddrucken und dem ständig beschworenen Ankurbeln der Wirtschaft. Nur eines von zahlreichen Indizien, wie zerstörerisch die herkömmliche Ökonomie als Denkansatz ist und daher auch die Massnahmen, die aus ihr abgeleitet werden. Es ist der Weg in die programmierte Armut immer grösserer Bevölkerungsteile, eine sich selbst zerstörende Wirtschaft.

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12 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Korrektur:Ah gut, mein ökonomischer “Lieblingsfeind”. Wo sind die 49000 $ flöten gegangen? Sie, Herr Prof Malik, werden wahrscheinlich auf die gesunkenen Vermögenspreise hinweisen, hauptsächlich bei den Immobilien. Ich möchte das mit meinen Lebenserfahrungen ergänzen. Oft schon von mir angesprochen, sind die CPIs noch nicht deflationär. In ausgewählten Produkten, Gänsen, Eistüte, Oktoberfestmass (hier auch heuer erneut) sogar ärgerlicherweise sogar oft zweistellig. In den USA dürfte das nicht anders sein. Der betroffene Konsument dürfte die Faust in der Tasche ballen und, weil er seine Lebensweise nicht massiv verändern will, seine Reserven angreifen. Auch natürlich, weil im Schnitt die Einkommen/Beschäftigung eher geschrumpft sind. Im Saldo werden dadurch starke Verkäufe von Vermögens-werten ausgelöst und damit deren Preise gedrückt. Kommen wir zu den letzten Zahlen der USA. Haushaltsdefizit Mai 124,6 Mrd $. 1266 Mrd $ nach Annualisierung von 8 Monaten. Das muß nicht mehr weiter kommentiert werden. Schweiz, am Ende der große Gewinner? Saugt Euros ohne Ende an. Können die sich damit in der deflationären Nacht nicht alles für einen “Appel und Ei” einverleiben?

  2. CP Seichter

    Es sieht nach einem Wettlauf der Katastrophe aus. In Europa konzentriert sich in Kürze alles auf Italien, nachdem Spanien jetzt erste Hilfen annimmt. In Kürze stehen auch die Wahlen in Griechenland an mit Tendenzen für die radikaleren politischen Parteien. Es dürfte also nur noch eine Frage von Wochen sein bis der große Schlag in Europa kommt. Mal sehen, ob die USA etwas länger aushalten und dann die Schuld auf Europa schieben können.
    Wenn es nicht für alle, und vor allem für die unschuldigen Arbeitnehmer, so schmerzhafte Auswirkungen haben würde, könnte man sich genüßlich zurücklehnen und den spannenden Krimi verfolgen…

    • F. Malik

      Wer wem welche Schuld zuschiebt, ist das kleinere Problem.
      Weit wichtiger ist es, wer welche Lösung hat.

      • Bublik Eddie

        Die fatale Lösung, die die USA sehen, ist die Anzettelung eines neuen Krieges. Es geht nur noch um das richtige Timing. Denn führt man Krieg, kurbelt das die Wirtschaft an(denkt der Ami). Und gleichzeitig lenkt man die eigene Schuld auf den bösen Iran (vorher ist Syrien dran). Doch haben die Amis nicht mit der Loyalität und Weitsicht der Brics gerechnet. Die verhindern hoffentlich die Absicht des grossen Kriegstreibers und einigen sich nebenbei auf eine eigene Währung (neue Weltleitwährung?). Dies dürfte den USA auch nicht passen. Und wie wir leider alle wissen führen sie Politik mit dem Schwert.

  3. AM-DM

    Was auch nicht weiter verwunderlich ist, zumal die USA immer schon Meister in der Produktion von grandiosen Illusionen waren. Die Lügen, den sozialen Zerfall und seine globalen Auswirkungen zeigt der Film „Inside Job“ eindrucksvoll: http://www.youtube.com/watch?v=FzrBurlJUNk
    Wie nicht anders zu erwarten, zerfällt bei dieser ungebremsten Wachstumsideologie der Primärtumor von innen. Logische Folge dieses expansiven Musters ist auch, dass die europäischen Wohlfahrtsstaaten den USA ein Dorn im Auge sein müssen. Dass die Strategie dann auch lauten muss, mit Schuldenbergen und Ratings die europäischen Hirne zu vernebeln, um das parasitäre neoliberale Finanzmanagement-Konzept durch Unterwanderung europäischer Sozialstrukturen doch noch am Leben zu erhalten, ist bei dieser Logik mehr als verständlich. Dennoch: Es ist immer eine Frage des sozialen Immunsystems vor Ort, wie lange dieser Mimikry-Effekt aufrechterhalten werden kann. Die EU-Politik tanzt zwar nach wie vor ums Goldene Kalb der US-Finanzmärkte und Rating-Agenturen spart am falschen Ende. Erinnert doch sehr an die Foerster’sche Dysgnosie-Epidemie und ein inszeniertes Riesenspiel mit der Angst zur Verschleierung der Fakten.

    • F. Malik

      Im Verhältnis USA zu EU spielen auch Elemente von hartem Wettbewerb eine Rolle, die auch an die Grenze eines drohenden Wirtschaftskrieges gehen. Auf einigen Gebieten ist EU heute deutlich stärker, als die USA (Auto z. B. ), und das schmerzt.
      In meinen Analyse vermeide ich gerade deshalb die Dimension von Verschwörungstheorien, weil man sonst zu leicht wichtige andere Erklärungselemente übersieht. Ein Punkt ist nur wenigen bekannt, der sehr wichtig ist: 1994 wurde von der Clinton-Regierung die US-Statistik reformiert. Die vorgenommenen Änderungen haben dazu geführt, dass seither die Leistung der USA relativ zu EU um 1 – 2 %-Punkte zu gut ausgewiesen wird. Dies täuscht sowohl die Amerikaner als auch die Europäer. Ich habe bisher keinen Ökonomen getroffen, der das gewusst hätte.

      • AM-DM

        Ich stimme Ihnen zu, Verschwörungstheorien mag ich auch nicht.
        Wenn man es genau betrachtet droht nicht nur der Wirtschaftskrieg, sondern wir sind, mehr oder minder hart betroffen, bereits mittendrin. Noch spielt er sich überwiegend im virtuellen Raum ab.
        Gerade aus diesem Doku-Film wird als Lehrstück erkennbar, wie mit Illusionen gehandelt wird, Versprechen auf die Zukunft mit weitreichenden Folgen gebrochen und anschließend keinerlei Verantwortung für das gesamte Destaster übernommen wird. Muss es verwundern, dass hierdurch Vertrauen grundlegend zerstört wird? Die Bilder zum sozialen Elend und der Schere zwischen Arm und Reich in den USA sind eindrucksvoll. Betrachtet man das Sozialversicherungskonzept der USA, so läßt sich dies keinesfalls mit Europa messen.
        Und was Statistiken angeht, gerade auch im medizinischen Bereich, so gilt es, diese genau unter die Lupe nehmen. Vorzugsweise im Hinblick auf BIASES sozialer Erwünschtheit herrscht eine deutlich selektive Wahrnehmung. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sind“ ist bisweilen allzu offensichtlich. Insofern gilt der alte Spruch „Trau nie einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.

  4. GT

    Ich wohne seit einigen Wochen in Kalifornien und bin erstaunt, wie wenig präsent das eigene Schuldenthema ist. In meinem Umfeld ist jeder überzeugt, dass die Krise durchstanden ist und die Häuserpreise den Boden gesehen haben. Europa scheint im Scheinwerferlicht und „Mr. Yes We Can“ nutzt dies geschickt für den eigenen Machterhalt.

    Vielleicht ist es hier auch die Ruhe vor dem Sturm, der nach den Wahlen eintritt.

    Vielleicht ist man hier auch nur fähiger Probleme mit Kosmetik zu übertünchen.

    Herr Malik, wo sehen Sie die USA im Moment und warum sind die Schuldenprobleme noch nicht so in der Breite sichtbar wie z.B. in Spanien (Bankenrettung, extreme Arbeitslosigkeit, etc)? Alles Zahlenkosmetik?

    Auf diesem Wege vielen Danke für die Orientierung hier im Blog. Ich konnte beruflich und privat erheblich davon profitieren.

    Eine Anmerkung am Rande möchte ich noch machen: Ich empfinde es erschreckend wirr, was ein Herr Sinn aktuell in der FAZ so von sich gibt (Stichwort „Gelddrucken“).

    • F. Malik

      Die USA sind das Zentrum und der Entstehungsort der Wirtschaftskrise und werden davon am schwersten betroffen sein. Aber noch sind sie weniger schwer regierbar als Europa. Das kann sich ändern, und ein Auseinanderfallen der USA ist gut möglich. Das hilft allerdings EU wenig.
      Prof. Sinn möchte ich lieber nicht kommentieren ..
      Ich freue mich, dass Ihnen der Blog Orientierung gibt.

  5. Jürgen Clasen

    Vor 2 Jahren:“Wir kaufen griechische Staatsanleihen“, RWE Großmann, Ex-Finanzminister Eichel und „Handelsblatt“-Chefredakteur Steingart.
    Ob sie heute nochmals solche Aussagen zu Iberio Bonds oder Italo Bonds machen würden ? Die USA als größtes Schuldnerland auf der Erdkugel betreiben ein Ponzischema und viele andere europäische Nationen gleichfalls. Jedes Ponzischema geht aber an sich selbst zu Grunde.
    Dieser Verlauf läßt nicht mehr aufhalten, denn wenn man heute damit aufhören würde, gäbe es schon massenhaft Verlierer. Wer auf einem Tiger reitet, steigt eben besser nicht ab.

  6. M.R.

    Apropos Deflation und deren mögliche Auswirkungen.. ein Rundmail unseres Betriebsleiters an die Belegschaft (KMU im St.Galler Rheintal):
    „Hallo zusammen, nachdem es in unserem Gebiet einige Einbrüche bei Firmen gegeben hat, möchte euch bitten darauf zu achten dass die Büros (Türen und Fenster) im Produktions- und Lagerbereich ausserhalb der Bürozeiten verschlossen werden. Vielen Dank!“