Ökonomische Krise versus Systemische Krise

F. Malik am Sonntag, 10.06.2012 um 10:07 Uhr
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Schön und interessant, wie die Diskussion um die Ökonomie in den letzten Tagen Schwung erfahren hat. Zu retten ist die bisherige Ökonomie nicht, man kann diese auch nicht reformieren. Man braucht einen Neustart mit einem neuen Paradigma. Heinsohn, Steiger und Martin,haben diesen vor 20 Jahren gemacht.
Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ihre debitistische Theorie mit ihrem Lösungsanteil nun vor dem Take off steht. Jede grosse Innovation – z. B. das Auto, der Computer, das heliozentrische Weltbild und die Relativitätstheorie – brauchte bisher mindestens 20 Jahre, bis sie sich durchzusetzen begann. Nur Keynes hat man sofort zugehört. Warum? Weil die Lage so aussichtslos geworden war, dass man ihm glaubte – leider mit grossem Folgeschaden.

 

Aber zum wiederholten Male: Die Krise ist keine ökonomische; so sieht sie nur für jene aus, die anscheinend die Alternativen nicht zu sehen vermögen. Sie ist vielmehr eine System-Krise, eine Management-Krise, eine Organisations-Krise, eine Gesellschafts-Krise, eine Demokratie-Krise, eine Krise des Funktionierens. Daher sehen die Lösungen, die Wege dorthin und die Hebelwerkzeuge dafür völlig anders aus.
Und, ja, ich kenne die Standardantwort: Es geht nicht… Klar geht es nicht, im alten Paradigma. Zum Glück fragen aber hier viele Blogger: Was ist zu tun, damit es geht… Die Tools dafür sind da.

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21 Kommentare

  1. Hans-Jürgen Sopper

    Sehr geehrter herr prof. malik,

    das pradagima, dass die meinen, startet nicht, es existiert bereist. das problem ist, dass es nicht verstanden wird. weder von politikern- die die mehrzahl der menschen wählen, noch von top-manager, banker und was ganz besonders tragisch ist, von Zentralbankern. Zudem wird das falsche paradigma munter weiter gelehrt…! Die das system verstehen nutzen es schamlos aus und machen unglaubliche profite…

    Herzliche Grüße
    Hans-Jürgen Sopper

    • F. Malik

      Lieber Herr Sopper, deswegen sagte ich „Take off“, also nicht starten, sondern durchstarten, falls Sie das meinen. Somit würde es dann immer besser und von immer breiteren Kreisen verstanden und auch aufgegriffen. Mit unseren Methoden würden wir die Wirkung um ein Vielfaches hebeln. Herzliche Grüsse zurück.

      • Hans-jürgen Sopper

        Lieber Herr Prof. Malik,

        zunächst vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Welche Methoden meinen Sie?

        Grüße, Hans-Jürgen Sopper

        • F. Malik

          Unter anderem unsere Syntegrationsverfahren, besonders in den Formaten Super- und Hyper-Syntegration.

  2. AM-DM

    Exakt!
    Die Pathophysiologie dieser Krise ist längst eindeutig und klar.
    Ein ökonomisches System, das ein derart entdifferenziertes, parasitäres Wachstum aufweist, kann nicht überleben. Es ruiniert sich selbst samt seinem Wirt.
    Andererseits, aus physiologischen Grundlagen ist ableitbar und -wäre insofern auch für ökonomische Theorie unterlegbar- wie hochkomplexe dynamische Systeme strukturiert sein müssen, um ergonomisch, effektiv und effizient funktionieren.
    Weshalb der viel beschworene Paradigmenwechsel bislang nicht funktioniert,
    liegt nicht nur an vielfältigen Betriebsblindheiten von Verantwortlichen, sondern auch an der flächendeckenden „Dysgnosie-Epidemie“ (vgl. „Zukunft der Wahrnehmung“, Heinz von Foerster). ..“die schweigende Mehrheit kann nicht hören.D.h. sie kann nicht hören und kann nicht sehen, weil sie nicht hören und nicht sehen will, wie sich alles um sie verändert….
    ..Sie könnten hören, wenn sie nur wollten: aber sie wollen nicht“

    So wird sich demnächst „order from noise“ realisieren bzw. „Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Wobei es entschieden besser wäre, wenn dies im „take off“ -Modus geschähe und nicht autopoietischem Wildwuchs überlassen bliebe.

  3. kohlmann

    Lieber Herr Malik, Glückwunsch zur Zusammenarbeit mit den Chinesen. Kann es sein, dass die deshalb interessierter sind (vergessen wir mal, dass die kulturell prädestinierter sind für ihre ansätze sind), weil in ihrer gesellschaft die bereiche politik, wirtschaft, religion, wissnschaft, recht, sport usw. (noch) nicht so stark funktional – gegeneinander! – ausdifferenziert sind? Denn das würde heissen, dass jegliche Organisationen gesamtgesellschaftlich stärker verbunden sind mit der Gesamtgesellschaft, als auch anderen Organisationen. Gibt es hier im Westen Unterschiede des Zugangs zu und der Offenheit für ihre Lösungen in wirtschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und anderen Organisationen? Könnte es sein, dass esin china weniger unterschiede dahingehend gibt?

    • F. Malik

      Die Vernetzung ist in China stärker als bei uns. Noch stärker ist aber das Interesse, vom amerikanischen Management-Denken loszukommen, eine harmonische Gesellschaft zu schaffen und wissenschaftlich-technologisch an die Weltspitze zu kommen.

  4. Debitist

    Irgendein Teilnehmer aus dem GelbenForum hat ein Video zur Systemkrise erstellt: http://www.youtube.com/watch?v=XXJJQT1MjYw

    So langsam wird mehr und mehr Bürgern bewusst, was Sie hier schon seit Jahren ebenfalls beschreiben: Einen Debitismus, in welchem einzig ein optimiertes Management vor dem wirtschaftlichen Untergang schützen kann.

    • F. Malik

      Danke für den Hinweis auf das Video. Das wird sicher vielen Postern helfen.

      • Uwe Massenberg

        Sehr geehrter Herr Malik,
        Seit einigen Tagen vermisse ich den ca. 1 Woche alten Blog-Eintrag mit dem Hinweis auf ein längeres Youtube-Video. Ich hatte das kurz angeschaut und wollte es zu einem späteren Zeitpunkt komplett ansehen; aber ich habe es nicht wiedergefunden. Ist der Blog-Eintrag evtl. aus Versehen gelöscht worden? Können Sie ihn bitte wieder einstellen lassen.
        Vielen Dank
        Uwe Massenberg

        • F. Malik

          Ich habe das Link löschen lassen, weil das Video z. T. irreführend ist.

  5. kohlmann

    ich würde fast sagen, dass die welt auf einem guten und keinem schlechten weg ist. es gab bislang drei große globalisierungswellen seit beginn der neuzeit im westen. dabei sind die einzelnen gesellschaften zu einer weltgesellschaft zusammen gewachsen. das problem ist nun, dass die wirtschaft (wie auch die wissenschaft) schon lange global ist, politik, recht (teilweise) und religion (teilweise) aber nicht. die politik muss jetzt stark nachziehen. bsp: tsipris war vor kurzem zu besuch bei der linken, merkel macht für sarkozy wahlkampf usw. dieser prozess hat schmerzliche nebenwirkungen, denn die strukturellen kopplungen, insb. zur wirtschaft, kommen dadurch ins schlingern! das ist wie kinder bekommen, es tut sehr weh aber danach ist es schön! 🙂

  6. kohlmann

    das mit dem schneeballsystem ist ja richtig, was der debitismus sagt, d. h. aber nicht dass es irgendwie schlecht wäre. denken sie doch mal weiter, jegliche kommunikation ist ein kettenbriefsystem, wenn man so will. denken sie sich jetzt noch den menschen raus aus der theorie, sind sie bei der soziolog. systemtheorie. der debitismus muss ontologische axiome annehmen, bspw. dass es handelnde subjekte gibt. zudem kann er seine existenz nicht aus sich sel bst heraus erklären. ich spreche von kommunikation, und das in der form von kommunikation, was sonst. kommunikation tut sich selbst organisieren, da kann ich (die person, als die mich die kommunikation nennt) nicht viel machen 🙂

    • F. Malik

      Für das Individuum mögen Sie aus einer gewissen Philosophie heraus sogar recht haben. Meine Lösungen liegen aber eben gerade nicht im Individuum sondern in der Gemeinschaft. Wegen der revolutionären Kommunikations-Tools kommuniziert dort auch der Einzelne ganz anders.

  7. kohlmann

    das ist widersprüchlich, weshalb ich die aussage aber gerade mag. ihre gemeinschaft besteht dann sozusagen bottom-up aus einzelnen (elementen), die eine emergente gemeinschaft bilden, die top-down-züge trägt. ich meine jedoch, dass ein gesellschaftssystem nur aus pfadabhängig und selbstreferentiell an einander anschließenden kommunikationsereignissen besteht. die begriffe individum, subjekt, peron, mensch usw. (auch empirie usw.) werden innerhalb dieser kommunikationsketten erzeugt und haben kein materiell eindeutiges korrelat. es gibt also keine individuen die kommunizieren, nein, die kommunikation kommuniziert (sich) selbst und legt alles darauf an, weiter zu kommen. insofern ist die finanzkrise (falls es überhaupt eine wirtschaftskrise und keine rein politische krise ist) teleonomisch gesehen gut, denn es wird gerade so viel wirtschaftliche kommunikation reproduziert wie nie zuvor. kleine theoretische veränderung führen also zu völlig unterschiedlichen einschätzungen empirischer tatsachen.

    • Stefan Ludwig

      Sehr geehrter Herr Kohlmann,

      in einem Blog sollen relativ kurze Beiträge gepostet werden.
      Ihr Beitrag ist kurz. Die Kürze entsteht durch die vielfache Verwendung von Fachbegriffen. Das macht die Kommunikation unter Fachleuten effizient. Nichtfachleute schließt es aus. Mir persönlich geht es so wie Herr Malik gemutmaßt hat: Ihr Beitrag bleibt für mich unverständlich. Ich bitte Sie einen link zu posten auf eine andere Internetseite auf der Sie ihren Standpunkt ausführlich erklären können.

      mit freundlichen Grüßen

      Stefan Ludwig

    • F. Malik

      Ich fürchte, dass Ihr Eintrag für die meisten LeserInnen leider unverständlich ist.

  8. Jürgen Clasen

    Gratulierte Ihnen, Herr Prof. Malik zu dem großen Auftritt heute bei HBonline. Zu Ihren Tools vermag ich nur zu sagen, das sie dem von mir immer angesprochenen und geforderten gesunden Menschenverstand entsprechen. Es sollte doch eigentlich selbstverständlich sein, über den Tellerrand des eigenen Unternehemens zu blicken und zu versuchen zukünftige Entwicklungen zu antizipieren. Maucher: Boni nur bei langfristigen Erfolgen. Ja, das ist doch sonnenklar!„Gute Leistungen werden am Markt stärker belohnt und Misserfolge stärker bestraft“, schreibt Maucher. Umso wichtiger seien die präzisen Branchenkenntnisse. Und da die nicht vom Himmel fallen, ist Fleiß eine weitere wichtige Führungseigenschaft, an der niemand vorbeikomme. Auch diese Feststellungen waren schon immer zeitlos gültig. Nur ein Beispiel: „Schrauben Würth“ ist doch gut beraten sich vorzustellen das künftige Elektroautos anders konstruiert sind und einen anderen Schraubensatz benötigen. Unternehmen, die nicht von Dampflokomotiven auf Elektroantriebe umsteuern können, gehen eben unter. Die Gier treibt den Markt und die Entwicklungen und ich glaube,
    so wird es auch zukünftig sein. Verdammt harter Gegner!

    • F. Malik

      Die Revolution der Verdrängung alter Managementmethoden ist in vollem Gange. Sie werden immer mehr ersetzt durch meine neuen Syntegratons-Tools, denn damit können solche grossen Transformationen, wie wir sie gerade erleben, souverän gemeistert werden. Darum ist auch das Maucher-Malik-Buch so wichtig. Denn es zeigt, was mit richtigem Management zu erreichen ist.

  9. Gerhard Freischer

    Während noch immer die Krise in aller Munde ist, ist auch die politische Unfähigkeit in Europa u. den USA unübersehbar. Gleichermassen bleibt die Einschleusung des „Geldes aus dem Nichts“ in die Wertschöpfungsketten aus. Zentralistische und leider auch unbürokratische Handlungsweisen lassen sich nunmal nur lösen, wenn möglichst viele Menschen lernen unternehmerisch zu denken und daher systemimmanentem Schwachsinn mit eigenständig proaktivem Handeln sowie begegnen. Es wäre daher mehr als erfreulich, wenn auch bei uns immer mehr dazu übergehen, die Erfolgsstory des Ostens zu überdenken.

    • F. Malik

      Eine der Grundthesen meines Blogs, bzw. meiner ganzen Arbeit, ist, dass mit makroökonomischen Mitteln Lösungen nicht möglich sind. Die Schwächen liegen weit stärker in Funktionsmängeln fast aller Organisationen. Sie sind „Alte Welt-Gebilde“, die mit den heutigen Bedingungen immer weniger zurechtkommen.