Mit Deflation wird alles sonnenklar

F. Malik am Samstag, 14.07.2012 um 9:41 Uhr
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Die gesamte herkömmliche Ökonomen-Denkweise ist unbrauchbar für die Erklärung der Wirtschaftslage. Sobald man im Kopf aber auf Deflation umstellt, wird alles sonnenklar. Dies steht bereits x-mal hier im Blog.

Was ist Deflation? Deflation ist die Vernichtung aller Schulden durch Gläubigerenteignung. Für den Ablauf dieses Prozesses gibt es verschiedene Möglichkeiten, die auch alle zugleich vonstatten gehen können. Alle Wege enden am selben Punkt: Forderungen sind uneinbringlich. Deren Besicherungen sind wertlos. Die Besicherungen waren einmal „wertvollste“ – besser: höchstpreisige – Sachwerte. Nun wird alles zu Ramsch. 100 Jahre Ökonomie – ausgenommen Schumpeter und Heinsohn/Steiger – sind Müll der Geschichte. Akzeptiert man das, wird alles sonnenklar, der Kopf wird frei von Ballast und kann neu denken.

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79 Kommentare

  1. A.I.

    So schlüssig das für mich klingt, so schwer hat man es, wenn man das mit dem durchschnittlichen BWLer oder VWLer diskutieren will.

    Ich habe manchmal den Eindruck, bei diesen Fächern handele es sich mehr um Religion als um alles andere.

    Haben Sie schon gehört, dass in den südlichen Ländern bereits Barzahlungen über 2500 Euro verboten werden sollen?

    Was halten Sie von diesen neuen berührungslosen Geldkarten, mit denen man Beträge bis 20 Euro zahlen kann – angeblich, um dem Handel „Arbeit abzunehmen“.

    Wenn sich das flächendeckend durchsetzt – heißt das nicht etwa nichts anderes, als dass die Geldschöpfung komplett in die Hände privater Banken übergeht, und die Zentralbank weiter Einfluss verliert?

    • F. Malik

      Vergessen Sie diese BWL/VWLer ..
      Diese Fächer haben in den zurückliegenden 50 Jahren bemitleidenswert wenig Fortschritt gemacht. Sie sind weitgehend unberührt geblieben von den Fortschritten in Kybernetik und Systemwissenschaften. Dass es so kommen würde, habe ich zum Glück früh genug erkannt, und habe nebst meiner akademischen Tätigkeit meine heutige Organisation von rund 300 hochkarätigen Experten ausserhalb der akademischen Mauern aufgebaut. Dies war eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass wir so innovativ werden konnten.
      Geldschöpfung in den Händen von privaten Banken ist weit besser, denn die Zentralbanken sind Teil des Problems, nicht der Lösung.

      • Thorsten T.

        Das ist ja unglaublich ! Sie fordern ernsthaft, die Geldschöpfung in die Hand privater Geschäftsbanken zu geben ? Die größten Verbrecher und Betrüger der Wirtschaftsgeschichte sollen jetzt auch noch das exklusive Recht der Geldschöpfung auf privater Basis erhalten ? Auf Basis welcher Vermögenstitel soll dieses private Bankengeld denn beruhen ? Der Staat hat immerhin noch das exklusive Besteuerrungsrecht und damit Zugriff auf das gesamte beleihbare Volksvermögen. Und für dieses Falschgeld der Geschäftsbanken sollen die Schuldner dann sicher auch noch Zinsen zahlen ? Haben Sie zufällig mitbekommen, dass die Banken im Hinblick auf die Libor-Manipulationen wiedereinmal des massiven Betrugs überführt wurden ? Die Umsetzung Ihres Vorschlages wäre der vorprogrammierte Super-Gau schlechthin !

        • Thomas Marschik

          Sehr geehrter Herr Thorsten T. ,
          Ihren Glauben an den guten Staat als zentralen Lenker in Ehren aber ein Zentralismus widerspricht nach den heutigen Stand der Systemforschung und hierbei beziehe ich mich nicht nur auf ökonomische Systeme, den Grundvoraussetzungen eines funktionierenden Systems. Verlassen sie die gedankliche Ebene der hierarchisch, linearen Struktur des Systems. Wenn Sie ihr Beispiel einmal auf einen anderen Wirtschaftssektor übertragen, dann sollte ihnen schnell klar werden, wie ein (staatliches) Monopol zur Instabilität des Systems auf Grund fehlender selbstregulierender Kräfte beiträgt. Sie müssten sich Alternativlos dem System fügen.
          Wir Menschen haben aber unterschiedliche Motive, präventiver und promotiver Natur. Dieses ist bestimmend für unser Streben nach Alternativen. Hierzu betreiben wir eine laienhaft formulierte „Neurologische Kosten/Nutzen Rechnung“ die einen möglichst hohen Deckungsgrad mit unserem individuellem limbischen Muster abgleicht und individuell die Basis des Vertrauens bildet. Sehr wahrscheinlich basiert ihre Risikobewertung auf zwei Mustern, der „affect heuristic“ und der „availabibility cascades“.

          • F. Malik

            Zentralität und Dezentralität müssen systemisch gesehen werden im Zusammenhang mit der Kohärenz des ganzen Systems.
            Ein voll dezentrales System ist kein System mehr, sondern ist zerfällt in eine entsprechende Anzahl von autonomen eigenständigen Systemen. Ein voll zentrales System hat zu wenig periphere Information und Steuerungskapazität insbesondere bei turbulenten Bedingungen. Die Balance von Z und D ist aber nicht fix, sondern muss sich den Bedingungen entsprechend flexibel und rasch – d. h. realtime – ändern können.

        • F. Malik

          Ich fordere das nicht, sondern es wird sich im Kollaps des Finanzsystems von allein ergeben, dass die Menschen Geld nur noch von jenen annehmen, die besonders sicher sind. Die Notenbanken werden sich entweder stark verändern müssen oder sie werden ihr Monopol verlieren. An die Stelle des heutigen Monopols wird es eine Konkurrenz von zahlreichen Emittenten geben, wodurch sich die Qualität von allein regulieren wird.

          • Nachfrager

            welche Banken in Deutschland könnten das voraussichtlich sein?

            regional Volksbanken oder große Sparkassen wie die HaSpa?

            Danke für die vielen interessanten Beiträge.

            • F. Malik

              Jene Institute, die immer konservativ gewirtschaftet haben. Dafür wurden diese in den Boom-Zeiten oft belächelt und als verstaubt in die Ecke gestellt. In einer Deflation sind sie deutlich besser gestellt.

      • Thomas Moroder

        @A.I.:
        In Italien kann man nur sehr umständlich Barzahlungen höher als 1000 Euro vornehmen, in der Praxis müssen höhere Beträge schon jetzt nur noch über das Banken-/Post-System übertragen werden (in Island ist das glaube ich schon länger so!).

        • F. Malik

          In Italien wird das begründet als Massnahme gegen Steuerhinterziehung. Gleichzeitig hat es die Wirkung, dass ein Banken-Run kaum noch möglich sein wird. Das hat seine Vorteile.
          Aber die Massnahme stranguliert die Wirtschaft, so wie praktisch alle derzeitigen Massnahmen dies tun.
          Italien hatte eine grosse Schattenwirtschaft. Es passt zwar dem Finanzminister nicht, dass er darauf keine Steuern bekam. Die Wirtschaftsleistung als solche (etwas 15%) wurde aber de facto erbracht. Der Finanzminister braucht nun mehr Steuern, um die frühere Staats-Misswirtschaft heute zu bezahlen. Jetzt reduziert sich eben das de facto-Sozialprodukt. Deswegen wird er seine Schulden gerade nicht bezahlen können. Was ich sage, ist nicht etwa eine Rechtfertigung der Schwarzwirtschaft, sondern ich beschreibe damit die Folgen einer überbordenden Staatswirtschaft, die sich am Schluss selbst zerstört.

      • Thomas Moroder

        Prof. Malik,

        ist Ihre Definition nicht etwas zu spitz formuliert? Warum muss es zur Vernichtung aller Schulden kommen, damit es Deflation genannt wird? Das trifft eher auf eine nicht einzudämmende deflationären Spirale zu, oder?

        Wie genau wurde das Problem zu Beginn des letzten Jahrhundersts bei der Great Depression gelöst? Genaue und schlüssige Erklärungen habe ich zumindest in der einschlägigen Literatur nicht finden können. Hat sich das Problem mit der Zeit gelöst (10+ Jahre), d.h. hat die Realwirtschaft aufgeholt?

        Ich habe mich auch bei Heinsohn eingelesen und v.a. die Ausführungen zum Eigentum finde ich gut. Aber bzgl. der Kreditvergabe und der Sicherheiten, kann ich auch diesem Modell in der Praxis nicht ganz folgen: Will ich bei meiner Bank Geld leihen, so verlangt diese grundsätzlich eine persönliche Haftung meinerseits (Pfand, Hypothek, Gold, Wertpapiere etc.), aber auch laufende Einnahmen/Cashflows (um zu sehen, ob, wie und wann die Summen getilgt werden und ob die Zinslast gedeckt ist).

        Es ist in der Praxis nicht so einfach, dass die Bank sich „blind“ auf (vollstreckbare) Sicherheiten verlässt und auch nicht so, dass die laufenden Einnahmen/Cashflows unwichtig wären.

        • Thomas Moroder

          Teil 3 des Postings:

          Ich würde ebenfalls noch eine scharfe begriffliche Trennung zwischen den Begriffen, Eigentum, Eigenkapital und (Netto-)Vermögen begrüßen, insbesondere was die Unternehmen betrifft. Eine Kapitalgesellschaft war historisch gesehen bankrott, wenn diese nicht mehr glattstellen konnte also nicht mehr flüssig war (Liquidität!). Erst später wurden Regelungen eingeführt, dass Insolvenz auch in Fällen von Überschuldung (also buchhalterisch negativem Eigenkapital) angemeldet werden muss.

          Auch konnte ich z.B. das Phänomen von Schweinezyklen mit der Eigentumsökonomik (allein) nicht erklären (vgl. dazu Spinnwebtheorem).

          Entschuldigen Sie bitte die langen Postings.

          • F. Malik

            Je nach Zweck sind diese begrifflichen Unterscheidungen wichtig. Dennoch hängen diese immer auch mit Eigentum zusammen. Die verschiedenen Insolvenzregelungen haben ihren guten Sinn darin, Unternehmen nicht ohne Not zugrunde gehen zu lassen. Das Chapter 11 im US-Insolvenzrecht ist u. a. auf die Erhaltung und Wiederherstelllung der Produktivkraft eines Unternehmens ausgerichtet. Dabei ist die Stellung der Gläubiger relativ schwächer als die des Schuldners. Das macht Sinn, und zwar gerade in Heinsohns Theorie.
            Schweinezyklen hängen mit einer mangelhaften operativen und strategischen Steuerung des Unternehmens zusammen, nicht direkt mit der Eigentumsökonomik.

        • Thomas Moroder

          Teil 2 des Postings:
          Des weiteren geht Heinsohn zwar darauf ein, dass Eigentum auch ein Derivat von Geld werden kann (siehe http://www.malik-management.com/pdfs/heinsohn/logik_zwischen_eigentum_und_geld.pdf), aber die genauen gegenseitigen Wechselwirkungen werden nicht weiter ausgearbeitet, der Eigentums-Aspekt wird hervorgehoben. Aber wie wird z.B. Eigentum bewertet? Da Eigentum als Sicherheit dient, ist die Bewertung von Eigentum auch bei Heinsohn relevant. Hier vermisse ich z.B. den Einfluss von Zins-Sätzen auf den Wert des Eigentums selbst oder Angaben über die Bewertungsmethode (DCF 😀 ?) und wie sich erklärt, dass für schnell liquidierbare Sicherheiten geringere Zinsen anfallen. Diese Aspekte sind eher mit Liquiditätsprämien und Cashflows als mit Eigentum und insbesondere dessen Dispositionsfreiheit selbst zu erklären. Der Verlust an Dispositionsfreiheit selbst kann soweit ich erkennen kann nur einer der Gründe für die Entstehung von Zins sein und ebenfalls nur einer der Faktoren für die Zinshöhe.

          • F. Malik

            Zu Ihren hochinteressanten und sehr berechtigten Fragen finden Sie in den Schriften von Heinsohn und Steiger gute Antworten.

        • Thomas Moroder

          Teil 1 des Postings:
          Wenn ich versuche, diese mit ihren Modellen zu vereinen ergeben sich z.B. folgende „Unverträglichkeit“:

          Die Behauptung, Unternehmen würden quasi nur Investieren (und dafür Kredite aufnehmen), um die eigene Verpfändbarkeit und Haftungsmasse zu verteidigen, ist eine starke (Über-)Vereinfachung. In Ihren Modellen zu Unternehmen findet sich auf unterster Ebene immer die Liquiditätssteuerung, erst darüber die operative und noch darüber die strategische Steuerungs-Ebene – eben weil Probleme bei der Liquidität immer sofortige Aufmerksamkeit erfordern. Zurecht merken Sie an, dass wenn Fehler auf operativer Ebene oder gar bei der Liquidität bemerkt werden, es oft schon zu spät ist, um doch noch gegenzulenken.
          Unternehmen auf Vermögen zu reduzieren, „die permanent ihre nicht-physische Eigentums-Seite gegen Preisverfall und Vollstreckung verteidigen müssen“ ist in diesem Sinne ungeeignet, um Unternehmen zu steuern. Die Verpfändbarkeit bzw. Haftungsmasse des Unternehmens zu schützen bzw. die Eigentums-Seite zu verteidigen, kann nicht Zweck eines Unternehmens sein.

          Mag sein, dass beim Übergang von Mikro- auf Makro-Ebene, diese Vereinfachung gemacht werden muss.

          • F. Malik

            Gunnar Heinsohns Thema ist nicht das Steuern des Unternehmens, sondern dessen Kreditwürdigkeit. Investitionen auf strategischer Ebene, insbesondere in die vierte Ebene der zukünftigten Erfolgspotenziale, haben die Wirkung, die Sie oben im ersten Satz beschreiben, denn sie bewegen sich damit von der Grenze des Untergangs wegen veralteter Technologien weg in die neuen Technologien. Heinsohn beschreibt den Effekt solcher Investitionen. Gesteuert werden diese wie in meinen Modellen beschrieben.

        • Thomas Moroder

          > Das Problem wurde nicht gelöst, sondern es kam zum 2.
          > Weltkrieg.

          vielen Dank für diesen Hinweis.

          > Das
          > Modell der Praxis beschreiben Sie soeben, nur in
          > umgekehrter Reihenfolge:

          OK bzgl. der Reihenfolge, aber was ich damit sagen wollte, ist ja, dass ***beide*** Aspekte eine wichtige Rolle spielen – bei Heinsohn wird der Eigentums-/Sicherheits-Aspekt stark hervorgehoben.

          Anders formuliert: Das Modell von Heinsohn erscheint mir nicht vollständig bzw. nicht komplett in sich schlüssig (das soll nicht heissen, dass man damit nicht arbeiten kann oder es nützlich ist!).

          • F. Malik

            Sie werden derzeit etwas Besseres kaum finden. Es wird zwar immer wieder behauptet, dass die Eigentumsökonomik widerlegt sei. Ich kann das bisher nicht nachvollziehen. Meines Erachtens ist diese Theorie vollständig.

        • F. Malik

          Hier geht es nicht um Definitionen, sondern um einen Prozesse. Die Deflation vernichtet die Schulden, weil sie die Forderungen vernichtet. Die Schulden werden nicht mehr bezahlt. Die Gläubiger können noch etwas pfänden, wo noch etwas ist. Je mehr man pfändet, umso tiefer sinken die Preise für die Pfänder.

          Das Problem wurde nicht gelöst, sondern es kam zum 2. Weltkrieg. Das
          Modell der Praxis beschreiben Sie soeben, nur in umgekehrter Reihenfolge:
          Alle Cash Flow nützen Sie nichts, wenn Sie keine Sicherheiten haben. Auf Cash Flows gibt Ihnen heute keine Bank mehr Kredite. Es wird 60 Jahre dauern, bis die Banken wieder so leichtfertig werden. Vermutlich bekommen Sie nicht einmal mehr für die von Ihnen genannten Sicherheiten Kredit in früherer Höhe, sondern Sie müssen heute 70 – 80% besichern, wo noch vor wenigen Jahren 20 – 30% gereicht haben.
          Denn Ihre Wertpapiere können morgen schon wertlos sein, genausso wie Immobilien.

      • Stefan Ludwig

        Trotzdem hätte ich gerne Argumente an der Hand mit denen man Mainstream-Ökonomen wirklich zu knabbern gibt. Die Aussage
        „die Theorie von Heinsohn/Steiger erklärt alles viel besser“ ist für sich allein genommen doch ebenso „religiös“ wie die Theorien und Annahmen der Mainstream-Ökonomen. Ich wünsche mir eine knallharte aber trotzdem logisch leicht nachvollziehbare Argumentationskette WARUM die Eigentumsökonomik die Dinge besser erklärt. Das zweite was ich mir wünsche sind konkrete Erklärungen warum die Krise so und nicht anders verläuft. Ich meine etwas in der Art wie

        Die EZB tätigt Aufkäufe von „xyz“ in der Absicht „abc“ zu bewirken. Diesem Ansinnen steht jedoch „edf“ entgegen. Wie man jetzt rückblickend sagen kann ist durch „edf“ tatsächlich „uvw“ eingetreten. Das Land „zzz“ (oder das Unternehmen „yy“) hat hingegen „“pqr“ getan und damit tatsächlich bewirkt dass „abc“ sich eingestellt hat.

        Ich habe die verschiedenen PDF-Publikationen von Heinsohn, die man auf http://www.malik-management.com/de herunterladen kann gelesen. Aus diesen Schriften kann ich selbst diese Argumentationskette nicht aufbauen. Wer kann es mir allgemeinverständlich erklären? mfG Stefan Ludwig

        • Jürgen Clasen

          Ich sehe das wie ein Automat, der fortlaufend Puzzleteile ausspuckt. Prof. Malik und andere erkennen sehr schnell, welche Teile von der Abbildung und von der Geometrie her in ihr Bild passen. Schwierig wird das dadurch, das sehr oft Teile herauskommen die eben nicht- oder zu einem anderen Bild passen. Häufig kommen es auch vor, das es scheinbar eine ganze Serie in dieser Richtung gibt und man selbst am eigenen Bild zweifelt.Daneben gibt es auch ein Memoryspiel. Hier kommt es darauf an, bei einer aufdeckten Karte zu wissen, wo die dazu passende Karte sich befindet. Man greift daneben und wenn das einem X mal hintereinander passiert, zweifelt man auch hier am eigenen Verstand. Beispiel zum Puzzle: Dollar steigt gegen Euro. Sonnenklar. DAX/DOW steigen fortlaufend. Unpassend. Usw usw. Ich würde ja gerne eine Exeltabelle machen, um diese Meldungen und Ereignisse zu sammeln. Prof. Malik könnte dann in einer seperaten Spalte ultrakurz kommentieren…und wir bekommen ein Schnittmuster. So können viele die Einschätzungen und den Überblick behalten und lernen mit der Zeit selbst zu lesen bzw zu verstehen.

          • F. Malik

            Probieren Sie mal, so eine Tabelle zu machen. Könnte ein interessantes Experiment sein.

        • F. Malik

          Herr Ludwig, was Sie sich wünschen steht im Blog in ausreichendem Detail, und in den pdfs, die sie erwähnen, noch ausführlicher.

  2. Florian Linse

    Steve Keen, ein australischer Ökonom, dessen Arbeiten stark auf Schumpeters und Minskis Theorien aufbauen, hat einen Vorschlag, wie die deflationäre Phase abgekürzt werden könnte. Er würde jedem Bürger einen Betrag (z.B. € 50.000,-) aufs Konto gutschreiben, mit der Auflage zuerst die Schulden zu tilgen. Er nennt das ein „Modern Jubilee“. Das hätte zur Folge.
    1. Reduzierter Schuldenstand.
    2. Nicht-Schuldner bekommen Cash, das wirkt als Konjunkturhilfe.
    3. Die Bankaktiva bleiben gleich, aber die Verteilung ändert sich von Kredit-Aktiva zu Cash-Aktiva.
    4. Infolge sinken die Bankgewinne.
    5. Einkommen aus ABS (Asset Backed Securities) sinken, weil ein grosser Teil der besicherten Schulden ja zurückbezahlt wird.
    6. Diejenigen die solche ABS besassen, hätten anstelle der Renditen Barmittel für Ausgaben zur Verfügung.

    Keen weist darauf hin, dass in einer solchen Massnahme sicher viele Fallstricke lauern. Aber es ist eine Diskussionsgrundlage. Man kann das alles genauer auf seiner Webseite http://www.debtdefaltion.com/blogs nachlesen. Dabei wird sichtbar, welch unkonventionelle Möglichkeiten mit ins Spiel gebracht werden können (mehr Geld verkleinert Geldbasis/Schulden = Pardox).

    • Blum

      @ Herren Linse und Malik,

      bisher werden ausschließlich Gläubiger der Schuldner bedient, Rettungsgeld fließt zu den Rettern, die ihre Saldi später als befürchtet rot sehen. Sobald jedoch Nichtschuldner Geld sehen, wird die Realwirtschaft angekurbelt, sofern diese das Geld ausgeben. Bringen sie es zur Bank, werden sie ja Gläubiger und nicht Konsumenten. “Rettungs-”Kopfgelder für Nichtschuldner (Private und Organisationen), das beschenkt die großen Gläubiger nur unwesentlich und hilft denen, die sich der Droge Schuldenmachen verschlossen haben. Bisher werden doch die Schuldner als die armen Hunde bezeichnet, denen zu helfen sei. Sind es nicht die anderen, die den Karren wieder aus dem Dreck des Schuldensumpfes ziehen können?

      Auf diesen Teilbereich könnten Sie doch bitte einmal eingehen, Prof. Malik.

      (den vorherigen Eintrag bitte löschen.)

      • F. Malik

        Nur die erstklassigen Gläubiger ziehen den Karren wieder aus dem Dreck.
        Das sind solche, die realwirtschaftlich produzieren. Die Mehrheit der heutigen Gläubiger hat
        Menschen ein X für ein U vorgemacht, und die eigenen Versprechungen sogar noch gegeglaubt.
        Diese Gläubiger produzieren kaum etwas.

        • NJP

          Sehr geehrte Herr Prof. Malik, mehr denn je wird es auf das Realwirtschaftliche des Wirtschaftens ankommen. Das ist der eine Aspekt der Deflationskrise. Daneben wird es auch von Bedeutung sein, „wie“ in der Krise realgewirtschaftet wird. Es ist doch absehbar, dass sich die Auseinandersetzung zwischen produktiven und unproduktiven Prozessen / Unternehmen drastisch verschärfen wird. Beim Kampf um die wenigen Aufträge, wird es auch um das Kernproblem realwirtschaftlicher Prozesse gehen: Bewältigung der Komplexitätsentwicklung.

          In der (noch zu erwartenden) härtesten Phase der Deflation wird es vor allem um das Nutzen geeigneter systemischer Kräfte gehen, genauer um die „Fähigkeit zur Herbeiführung von Teilautonomie und Selbstorganistation in Unternehmen, Projekten & Prozessen“.

          Auf dem Papier haben viele Manager diese Fähigkeit, real wohl nur wenige.
          Denn damit verbunden wären notwendigerweise Kenntnisse über ein neues (kybernetisches) Führungsverständnis als Voraussetzung für Teilautonomie & Selbstorganisation. Wer hat die schon?

          Wo bekommt man diese Kenntnisse? Jedenfalls nicht bei den „Ökonomen der Vergangenheit“. Hoffentlich wird das diesmal rechtzeitig bemerkt!

          • F. Malik

            Für diese Kenntnisse darf ich Sie auf meine Bücher hinweisen.

    • F. Malik

      Das wird durch die diversen Staats-Massnahmen bereits gemacht. Die Gläubiger, nicht die Schuldner, bekommen das Geld.
      Es hilft bisher aber nicht.

      • Florian Linse

        Eben – bei den momentanen Massnahmen bekommen die Gläubiger das Geld, Keen will das Geld jedoch den Schuldnern geben. Und zwar direkt dem „Otto-Normal-Bürger“. Zuerst muss er seine Schulden bezahlen, was übrig bleibt fliesst zu grossen Teilen als Konjunkturhilfe in die Wirtschaft.

        • F. Malik

          Es kommt auf dasselbe hinaus – nämlich auf Unwirksamkeit. Abgesehen davon führt es zu einer monströsen Bürokratie.

  3. Sänze

    Lieber Herr Malik,

    mich würde intressieren inwieweit, der Zentralismus – die zentrale Steuerung von Prozessen – ob sozial oder wirtschaftlich – Einfluß auf die wirtschaftliche Zerstörung bzw. die Vernichtung von „Wert“ bzw. „Sinn“ hat.

    Nach Luhmanns Theorie sozialer Systeme, sind Systeme generell als reine Kommunikationssysteme zu betrachten, die mit Sinn als zentralem Element operieren und die Sinn transportieren. Was sie selbstgenerierend und selbstorganisierend macht und der Mensch als Teil dieser Umwelt Trägermedium.

    So gibt es unter manchen Archäologen die Theorie, je komplexer eine Gesellschaft wird, desto höher steigt der Grad der Kontrolle. Oder anders ausgedrückt, je komplexer eine Gesellschaft, desto mehr wird der „Sinn“ des gesellschaftlichen Kommunikationssysteme ausgehöhlt bzw. Fehlgeleitet, der Mensch als Kommunikationsträger der Gesellschaft in die „Irre“ geleitet. In dem man Schwachsinn glaubt, nach diesem Schwachsinn handelt und auf diesem Schwachsinn ein Leben aufbaut. Was letztendlich zum gesellschaftlichen Totalschaden führt.

    Der Mensch als Sinn-sucher und Sinn-geber. Bis an einem Punkt der Unsinn, zum Sinn wird und der Mensch zum Gesellschaftszerstörer.

    • F. Malik

      Es braucht zentrale und dezentrale Steuerung nach kybernetischen Gesetzmässigkeiten.
      Aus der Archäologie können und müssen wir diesbezüglich kaum etwas lernen. Wir selbst haben hochentwickelte Tools und Methoden, die wir direkt auf die modernen Systemwissenschaften, auf Kybernetik und Bionik stützen.
      Luhmann hat mir selbst nie einen Erkenntnisgewinn gebracht. Ich habe mich lieber mit den Originaldenkern befasst, zu denen er nicht gehört.

      • Sänze

        Nun, ich zweifele nicht daran, dass es das braucht und zweifelos wird es auch so kommen, dass ihre Tools und Methoden zum Einsatz kommen, denn es ist ja alternativlos.

        Luhmann nannte ich wegen dem Sinn, nicht wegen der Erkenntnis. Alle Prozesse und alles Funkionieren muß für den einzelnen Mensch als Träger des ganzen einen Sinn machen bzw. eine Wert haben. Ansonsten wird er den Prozess bzw. die Funkion nicht annehmen und ihr ausweichen. Was den „Sinn“ des Ganzen zerstört.

        So wie ich es verstanden habe, zielen ihre Methoden darauf ab, Organisationen, die diesen Sinn und damit ihren Wert verloren haben, durch „neues Denken“ oder „Tools, „Prozesse“, usw. wieder den ursprünglichen Sinn bzw. Wert oder auch einen vollkommen neuen Sinn und damit Wert zu verleihen. Damit sie funktionieren, so gut oder besser wie zuvor.

        Die moralische Frage, ob dies wünschenswert ist, einmal beiseite gelassen. Ist die alte Welt jedoch nicht tot oder noch nicht. In vielen Bereichen ist zentrale Planung und Steuerung sozusagen jetzt „das“ alte – nennen wir es – „Tool“. Ich nehme einmal an, dies dürfte den deflatonären Effekt stärken, oder?

        • F. Malik

          Das Beste über Sinn ist das Werk von Viktor Frankl. In meinen Management Lettern habe ich einige Nummern dazu geschrieben. Zentrale Planung wird in der Komplexität und Dynamik von heute nicht funktionieren. Kein derartiges Konzept wird in diesem Umfeld Ergebnisse bringen. Diese Schulden-Berge können nicht gestoppt werden. Aber man kann Organisationen zu einem vielfach besseren Funktionieren bringen.

  4. Stefan Prosch

    Herr Malik,
    zuerst einmal Komplimente für Ihre konsequente Linie und Meinung in den vergangenen Jahren, welche Sie konsequent und häufig gegen die breite Meinung vertreten haben und vertreten.
    Wenn ich Sie richtig zitiere, sehen Sie ja einen deflationären „Schock“ auf uns zukommen.

    Ray Dalio (dessen „Template of understanding“ ich sehr schätze und lesenswert finde) sieht in den USA ein „beautiful deleveraging“.
    Kann dies für Europa ebenfalls zutreffen und somit ein „deflationärer Schock“ noch abgewandt werden?

    – A Template of Understanding: http://www.zerohedge.com/news/ray-dalio-how-economic-machine-works-october-2011
    – America is executing a beautiful deleveraging: http://www.businessinsider.com/ray-dalio-america-beautiful-deleveraging-2012-5

    • F. Malik

      USA und Europa sind in derselben Lage, nur wird derzeit in Europa mehr über Europa geschrieben und die USA werden in den Medien derzeit kaum erwähnt. Die USA sind aber weit schlimmer dran. Die Deflation ist in beiden Wirtschaften in vollem Gange. Von „beautiful“ kann kaum die Rede sein, wenn 45 Mio Amerikaner auf Lebensmittelmarken angewiesen sind, um zu überleben.

  5. Thomas Marschik

    Das System braucht nicht mehr Geld, sondern das Geld braucht mehr System.
    In der traditionellen und leider aktuellen ökonomischen Diskussion neigen wir dazu von Märkten, oder ähnlichen Konstrukten zu sprechen. Wortgebilde die uns den Blickverstellen und den Nährboden für kausale Irrläufe bereiten.
    Stellen Sie heute in einer „ Fachwelt“ angefangen vom Hörsaal eines führenden Lehrstuhles für angehende Ökonomen oder auch in den Führungsetagen unser er Entscheider einmal folgende simple Frage:
    Wie viele Tiere jeder Spezies nahm Moses mit auf die Arche.? Ihnen wird auf diese leichte Frage relativ schnell und spontan, ZWEI geantwortet. Zweifeln sie nun dieses an und fordern gar die Beweisführung für die These, dann werden Sie in der Regel mit Zitaten aus der Bibel konfrontiert und gelegentlich entsteht eine mehr oder weniger hitzige Diskussion über die Qualität der Quelle, oder sogar der religiösen Weltordnung.
    Die Gesichter werden umso erstaunter, wenn sie nun den Teilnehmer verkünden, das A. ) Ihre Diskussion völlig wertlos gewesen sei, und B.) es einen unwiderruflichen Beweis gibt, das es eben nicht Zwei Tiere jeder Spezies waren.
    Teil 2 folgt ( Zeichenbegrenzung)

    • Thomas Marschik

      Teil 2

      Schauen Sie sich doch die Frage noch einmal an und schreiben Sie jedes Substantiv heraus. Orden Sie nun jedem Substantiv den Kontext zu, der ausschließlich für dieses Substantiv gilt und sie werden Sehr schnell erkennen, das im Kontext der Arche Moses nicht in Erscheinung tritt sondern Noah und im Kontext von Moses auch nicht die Arche.
      Wir sind ein Opfer unserer (menschlichen) Denkweise geworden, die auf einer „fälschlichen Kausalität! beruht. Alleine die Tatsache das auch Moses ein alt-biblischer Akteur ist verstellt uns vorschnell den Blick auf das wesentliche.
      Im heutigen System der Ökonomie diskutieren wir über das System in gleicher Weise.
      Wir erstellen vorschnell, nach einer scheinbar vorhandenen Kausalität, Strategien, die in sich alle schlüssig klingen mögen, jedoch die Ursache völlig außer Acht lassen.
      Verstehen Sie die Frage als „System“, die darin enthalten Substantive als „Subsysteme“ und vernetzen Sie diese nach einer isolierten Faktenanalyse neu, ohne das es in der Interaktion zu einer defizitären Belastung eines Subsystems kommt und sie werden einen neuen systemischen Ansatz für ein funktionierendes kybernetisches System finden.
      (Teil 3)

      • Thomas Marschik

        Teil 3

        Machen Sie sich hierbei jedoch immer bewusst, das es bei einem von Menschenhand geschaffenem System immer die neurologische Triebhaftigkeit (Motiv/Motivation) ist, die eine Ausrichtung des Systems bestimmt und leider nicht die pure Logik der Systemik, auch wenn ich letztes begrüßen würde. Es wäre alle Ökonomen und Entscheidern zu raten einmal einen umfangreichen Exkurs in die Neurowissenschaften zu tätigen und sich erst im Anschluss wieder systemischen Denkmodellen zu zuwenden.
        Schlussbemerkung: Auch nach dem gemachten Ausführungen mag es immer noch Leute geben, die der Meinung sind, das es doch Moses war der je zwei Tiere mit auf die Arche nahm.

        (Danke für das koppeln der einzelnen Teile)

        • A.I.

          Ich finde diese Sichtweise ebenfalls absolut inakzeptabel, aber ich habe den Verdacht, dass manche, gar an einflussreicher Stelle, sich eben diese Sichtweise zueigen machen – gerade in Deutschland.

        • A.I.

          Vielleicht sind die bisherigen Krisenmaßnahmen ja höchst effektiv.

          Vielleicht nur nicht im Sinne der Allgemeinheit.

          DAS wäre auch eine mögliche Sichtweise.

          • F. Malik

            Häufig sehen reine Marktwirtschaftler das auch so.
            Der Markt korrigiert dann schon …. Dieser Sicht kann ich mich nicht anschliessen. Wenn man in Kauf nimmt, dass aus der Depression der 1930er Jahre der 2. Weltkrieg und Millionen von Toten folgten, dann finde ich diese Art der Korrektur in jeder Hinsicht inakzeptabel und zynisch. Daher muss vorher dafür gesorgt werden, dass Systeme niemals so aus dem Ruder gehen können. Hier hat der angelsächsische Neoliberalismus versagt.

        • F. Malik

          Da ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern seit mehr als 30 Jahren system-kybernetisches Mangement entwickle und anwende – und wir hier weltweit führend sind – füge ich Ihren Ausführungen nichts bei. Kausales Denken der uralten Art führt in einer Welt der Regelungskreisläufe zu nichts als Illusionen und Irrtümern. Die bisherigen Krisenmassnahmenm zeigen das ja schön.

  6. B.M.

    Herr Ludwig,
    offensichtlich werden kritische d.h. non-konforme Einschätzungen zu HS in diesem Blog aufgrund von strikter Interessengebundenheit unterdrückt. Vielleicht kann sich der Blog-Wart hier ja dazu durchringen, die an Sie gerichteten Informationen weiterzuleiten. Ich kann Ihnen auch gerne weitere seriöse Quellen nennen, in denen die Eigentumsökonomik demaskiert wird. Den Blog hier habe ich bisher trotzdem als nützlich wahrgenommen. Hätte allerdings nicht erwartet, dass man an einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung garnicht interessiert ist, sondern nur seine eigenen Sichtweisen bestätigt haben will. Daher verkommt dieser Blog zu einer reinen Sektiererei und ist daher als Diskussionsplattform unbrauchbar geworden.

    • F. Malik

      Mit Postings dieser Art möchte ich mich nicht aufhalten. Sie finden sicher andere Plattformen, wo Sie Ihre unbewiesenen Behauptungen gut unterbringen können.
      Ich bin an Lösungen für funktionierende Organisationen interessiert, und an den Tools für das Meistern der heutigen Herausforderungen. Da wir unsere Tools täglich für unsere Kunden anwenden, kann ich mir für unfruchtbare Polemiken keine Zeit nehmen.

      • B.M.

        Es ist schon bezeichnend, dass Sie nur auf den zweiten Teil antworten. Der erste Teil, der eigentlich für Herrn Ludwig bestimmt war, unterdrücken Sie einfach. Haben Sie Angst, dass die Arbeiten von Betz und Roy hier publik werden ? Diese Arbeiten widerlegen die Thesen von HS nämlich nahezu vollständig. Aber dies ist für Sie sicher belanglos ?

        • B.M.

          Geld- und Sachkapital gehen dem Kredit also nur scheinbar voraus. In Wahrheit entstehen die hinterlegten Vermögenswerte selbst bereits auf der Grundlage von Kredit. H&S beziehen sich allzu einseitig auf ein „endogenes“ Geldkonzept mit individuellen Kreditverträgen auf der Grundlage individuellen Eigentums als Gegenwert. Geld ist jedoch in traditionalen und modernen Gesellschaften ein universales soziales Medium. Von daher würde eher der Gedanke nahe liegen, Geld als ein kollektivschuldnerisches und kollektivhaftendes Medium anzusehen. Eher als dass es sich auf individuelle Kredite und Vermögensverpfändungen bezieht, besteht seine zu erfüllende Bringschuld in der kollektiven Reproduktion eines Wirtschaftsprodukts, früher Sozialprodukt genannt. Die individuellen Verträge und Eigentumstitel sind in diesen Gesamtkontext eingebunden, aus dem heraus die Preis- und Einkommensrelationen überhaupt erst entstehen, ohne die Vermögen einen Geldwert nicht haben könnten. Aus Postulaten der Endogenität von Geld als Kredit wird in dem Moment eine banking-politische Ideologie, wo man die Sache dahingehend überverallgemeinert, dem könne grundsätzlich nicht anders sein.

          • F. Malik

            Auch hier empfiehlt sich ein nochmalige Recap von HS.
            An der programmierten Deflation und der Unmöglichkeit, diese durch ZB-Aktionen zu vermeiden oder stoppen, ändern diese Umstände nichts.

        • B.M.

          So auch bei den Banken. Die einzelne Bank kann sich beleihungsfähige Wechsel und andere Wertpapiere zwar nicht nach Belieben selbst ausstellen. Aber der Bankensektor als ganzer kann dies im kollektiven Geschäftsvollzug durchaus. Banken verkaufen sich gegenseitig verbriefte Verbindlichkeiten, nicht unbedingt bilateral, aber multilateral. Die Reserven, mit denen die eine Bank von einer anderen ein Papier kauft, fließen zeitnah zu ihr zurück, indem sie selbst solche Papiere an andere verkauft. Damit bleiben ihre Zahlungsreserven in etwa gleich, aber die Papiere behalten ihre Gültigkeit für die gesamte Laufzeit von Wochen und Monaten bis zu zwei Jahren, und sie können so lange als Hinterlegung für zusätzliche Reservenbeschaffung genutzt werden. Auch wird ein erheblicher Teil der Staatsanleihen, Aktien und sonstigen Wertpapiere im Besitz der Banken im Giralgeldverkehr bezahlt. Die „erstklassigen“ Wertpapiere sind insoweit Geschöpfe ihrer eigenen Schaffung von Giroguthaben.Von daher kann man sagen, der Bankensektor schafft sich die Vermögen, die er benötigt, im Verlauf seiner eigenen Geschäftstätigkeit letzten Endes ebenso selbst wie er nach eigenem Willen Geld schöpft.

        • B.M.

          Es wird von H&S davon ausgegangen, dass Zentralbankgeld mit Eigentum hinterlegt sei, da die Ausgabe von Zentralbankgeld nur gegen Hinterlegung von zentralbankgeldfähigen Sicherheiten an die Geschäftsbanken ausgezahlt werde. Hier stellen H&S einen Zusammenhang her, der so nicht existiert. Zentralbankgeld ist durch „nichts“ gedeckt. Bargeld welches zur Zentralbank gebracht wird kann maximal in andere Scheine oder Münzen gewechselt werden. Ein Anspruch auf ein vorhandenes Vermögen der Zentralbank oder aber des Staates besteht jedoch nicht. Blendet nun eine Wirtschaftstheorie solche, durch die Praxis gegebenen oder aber in den Bestimmungen der Zentralbank enthalten Fakten einfach aus, erscheint sie wenig geeignet die tatsächlichen Verhältnisse zu erklären. Solche Fragen werden dadurch bestärkt, dass die Geld- und Sachvermögen, die als Kollateral für Banken- und Zentralbankkredit dienen, zwar der Besicherung, nicht aber der Finanzierung der Kredite dienen. Auch hier verhält es sich im Systemprozess so, dass die heutigen Geld- und Sachvermögen im Publikum aus früheren Bankkrediten erwachsen sind, wobei auch zuvor schon nicht die Kredite mit den Vermögen finanziert wurden.

          • F. Malik

            Vielleicht wollen Sie die HS-Theorie in diesen Punkten nochmals nachlesen.

        • B.M.

          Hallo Matthias, die Zentralbank kann mit ihren geldpolitischen Instrumenten auch nichts erreichen. Da Problem ist, dass die ZB faktisch die Geldschöpfung an die GB abgetreten hat. Dies ist der eigentliche Skandal. Die Geldschöpfung gehört einzig und allein in die Hand der ZB. Wie das funktionieren kann ist sowohl von Irving Fisher als auch von Prof. Dr. Joseph Huber ausführlich erklärt und beschrieben worden. Die inzwischen bald zwei Jahrzehnte lang anhaltenden Probleme Japans haben ihre Ursache eindeutig in überschießender Kreditexpansion in den 1970–80er Jahren. Diese befeuerte eine große Spekulationsblase in Aktien und Immobilien, die nach ihrem Platzen Anfang der 1990er in eine verschleppte Überschuldungsproblematik überging und die japanische Staatsverschuldung auf heute 200 Prozent des BIP hochgetrieben hat. Die japanische ZB sah sich außerstande, die Blasenbildung zu verhindern. Die nachfolgende Liquiditätsfalle (Geld halten statt es auszugeben und zu investieren) hat sie durch ihr ‘quantitative easing’ eher noch verstärkt. Das heißt, die Zentralbank hat den Banken noch mehr Reserven zu null Zins zur Verfügung gestellt. Die Auslöser waren aber wie immer die GB !!!

        • Matthias

          Hallo B.M. Ich kenne die Arbeiten von Betz und Roy nicht. Allerdings bin ich auch nicht an einer Theoriediskussion interessiert, sondern eher an einem Modell oder Regeln, die das aktuelle Geschehen begreifbar macht. Wie erklaert den Betz & Roy die aktuelle Entwicklung weltweit insbesondere in den USA und in Japan, die mit groesstem geldpolitischem Einsatz nichts mehr erreicht?

        • F. Malik

          Ich lade Sie gerne ein, einen anderen Blog zu benützen. Betz und Roy widerlegen HS nicht.
          Schreiben Sie Herrn Ludwig direkt.
          Im übrigen geht es hier nicht um HS, sondern um innovative Lösungen für die Krise. Dabei spielt die Ökonomie selbst nur eine Nebenrolle, denn wirksame Lösungen kommen derzeit von dort nicht, was ja täglich deutlich sichtbar ist.

  7. Frank D.

    Dieser Blog ist offensichtlich eine Fan-Gemeinschaft von Heinsohn-Jüngern. Welch Geistes Kind dieser ewig Studierende ist, können Sie in verschiedenen Gastbeiträgen des Herrn Professors lesen. Er verbreitet das gleiche Gedankengut wie Sarrazin. Er betrachtete Kinder von Hartz IV Empfängern als bildungsfern und tritt dafür ein, deren Vermehrung politisch zu verhindern. Von Heinsohn wird also allerschlimmstes Gedankengut verbreitet. Gegen ihn sollen sogar mehrere Strafanzeigen wegen Volksverhetzung gestellt worden sein. Und solch ein Neo-Nazi bekommt in diesem Forum hier solch eine Beachtung ?
    Herr Malik, Sie sollten sich wirklich schämen, solche Leute hier zu vergöttern. Gegen Ihren Blog werden wir jedenfalls mit allen publizistischen Mitteln vorgehen.

    http://www.faz.net/cmlink/gastbeitrag-zu-hartz-iv-sozialhilfe-auf-fuenf-jahre-begrenzen-1950620.html

    • F. Malik

      Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Hier wird nichts und niemand vergöttert,und ihre Tipps dürfen Sie gerne anderswo plazieren. An Heinsohn interessiert mich die Eigentumsökonomik. Seine anderen Arbeiten sind hier im Blog nicht behandelt worden.

  8. A.I.

    Mike Hudson, der die Subprime-Krise 2006 kommen gesehen hat und in diesem Artikel

    http://michael-hudson.com/wp-content/uploads/2010/03/RoadToSerfdom.pdf

    den deflationären Mechanismus im Mai 2006 beschrieben.

    Er erwähnt übrigens auch, dass reales Wachstum in S-Kurven verläuft.

    Hudson schlägt vor, das Problem u.a. durch massive Schuldenabschreibungen zu beseitigen.

    „This entails, for starters, writing down the debt overhead. That is what created the German Economic Miracle of 1948: the Allied Monetary Reform that wiped out debts over and above minimum working balances, and wages debts owed by employers to employees.“

    In der Tat, warum soll man Forderungen aus Zockereien von staatlicher Seite aus erfüllen?

    • F. Malik

      Ich kenne Hudson noch nicht. Er ist sehr spät – zu spät – gekommen. Die meisten der entscheidenden Einsichten habe ich 1991 in meinem Buch über Krisengefahren in der Weltwirtschaft publiziert, wo es u. a. auch um Japan und seinen Absturz in die Verschuldung ging.

      • A.I.

        Ich bin auch erst vor kurzem auf ihn gestoßen.

        Er sagt viele Dinge, die Sie auch vertreten, z.B. die kommende Schuldendeflation, und vertritt ebenfalls eine Auffassung von Geld als umlaufende Schuld.

        Immerhin warnte er über zwei Jahre vor dem Platzen der Blase – wie viele behaupten heute noch, man hätte die Finanzkrise unmöglich kommen sehen?

        • A.I.

          Es hat mich nicht betroffen. Meine bescheidenen Anlagen in Aktionfonds hatte ich Mitte 2007 abgestoßen, als ich fand, dass 30% Rendite auf das eingezahlte genug seien. Bereut habe ich es nicht.

          Ich habe selbstverständlich etwas davon – denn ich habe in dieser Lage mich dagegen entschieden, mich für den Rest meines Arbeitslebens zu verschulden, um eine Wohnimmobilie zu erwerben.

          Vor zwei, drei Jahren hatte ich noch die feste Absicht – niedrige Zinsen, Inflationsszenario, etc. – das habe ich mir aufgrund der schlüssigen Deflationslogik gründlich anders überlegt!

          Im Übrigen verstehe ich sehr gut Ihren Ansatz – Sie sind interessiert an Erkenntnis, soweit es Ihrem Interesse an Management dient. Ich bin interessiert an Management, soweit es meinen anderen Interessen, u.a. auch an Erkenntnis dient.

          Ich habe sehr oft die Erfahrung gemacht, dass Dinge, von denen ich mir aus reiner Neugier ein klares Bild gemacht habe, mir später zu sehr eleganten Problemlösungen verholfen haben.

          Deswegen interessiere ich mich eben brennend für das Funktionieren unseres Geldsystems, einfach nur, weil ich es verstehen will. Der direkte Nutzen ist mir völlig egal, er wird irgendwann von selber kommen.

        • F. Malik

          Schön, wenn Sie was davon haben.
          Zwei Jahre vor dem Platzen, konnte sich kaum noch jemand darauf vorbereiten; da war es bereits zu spät…

  9. Jürgen Clasen

    Man fragt sich, wie man am besten mit der Krise umgeht. Nun, jeder mag seinen eigenen Weg finden. Ich lege die Beine hoch bei einem kalten Drink (Holunderblütensirup/Limettensirup,Limettenscheibe, Minzblatt, eiskaltes Mineralwasser). Ein paar gesalzene Nüsse machen sich gut dazu. Dann gehe ich die Tagesmeldungen durch, was durch die Bank mein Gemüt erheitert.
    GR wird bis zum bitteren Ende unterstützt, oder dann doch nicht, vielleicht aber auch beides. Hoho, die politischen Clowns führen große Zirkuskunst vor. In der Tiershow werden die ewighungrigen Bankraubtierchen gefüttert. Den Wärtern ist nichts zuviel. Sie nehmen sogar dafür Kredit auf. Dann treten die Akrobaten auf. Das Trio Angela, Wolfgang und Philipp schwingen sich aufs Reck und bleiben wie die Mehlsäcke hängen. Weil ja alles lustig sein soll, hat man das närrische Dreigestirn, Christine,Manuel & Jean-Claude eingeladen. Und es wird seinem Ruf gerecht. Verballert unsere Kohle wie Konfetti. Das Programm wird aber mit der Zeit langweilig und ich mische dem besagten Getränk einen netten Prosecco zu. Ahhh… wird schon besser. Krise, welche Krise? Drink doch ene met, stell dich nit esu ann…

    • F. Malik

      Treffliche Beschreibung. Hier im Blog steht die einzige von Anfang an richtige Diagnose, ebenso die Prognosen, die sich ohne Ausnahme fortgesetzt erfüllt haben und vor allem auch die wirklich funktionierenden Lösungen.

  10. Dominik Lux

    Finden Ihre Blog sehr inspirativ und erfrischend. Vielen Dank an dieser Stelle für Ihre interessanten Posts. Bemerkenswert finde ich auch Ihre Ruhe und Ihre Antworten auf mach unangenehme Kommentare hier.

  11. Jürgen Clasen

    Neuer Spiegeltitel :

    „Vorsicht, Inflation!“

    Typischer Massenblattcontraindikator?

    • F. Malik

      Mit hoher Wahrscheinlichkeit … Auch der Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank hat gemäss Online-Spiegel vor allem Inflationsängste. Die Begründungen sind z.T. abstrus. Wer das kopernikanische Weltbild nicht kennt, muss eben schlimme Denk-Klimmzüge machen, um das vorkopernikanische Weltbild zu verteidigen und die Daten dort hineinzupressen.

  12. CP Seichter

    Die Eigentumsökonomik von Heinsohn/Steiger erklärt die aktuelle Situation tatsächlich deutlich besser als alles, was ich von der Uni her gelehrt bekam. Gibt es aber Lösungen, wie wir aus diesen systemimanenten Wachstums-Krise-Zyklen dauerhaft entkommen können oder müssen wir uns damit abfinden, alle paar Jahrzehnte eine Art Neustart durch massive Eigentumsumverteilung zu erdulden? Da durch den Zins als Eigentumsprämie bei funktionierender Wirtschaft nach der Begleichung des Gläubiger-Schuldner-Kontrakts immer ein Mehr übrigbleibt (der Zins) als vorher war und dieses Mehr sich exponentiell steigert muss die Eigentumsmehrung (Innovationsfähigkeit) ebenfalls exponentiell steigen. Aufgrund natürlicher S-Kurven wird dieses Tempo irgendwann zu groß = nächste Krise. Wie lässt sich also die vorteilhafte Dynamik der Eigentumsökonomik nutzen ohne zu einer zu starken Eigentumskonzentration weniger zu kommen? Gibt es hierzu von Ihnen oder Prof. Heinsohn Modelle/Entwürfe, um das System zu „optimieren“?

    • Herbert S.

      Wenn die Berechnungen des Club of Rome stimmen – und da hat ja auch Prof. Vester mitgearbeitet und sie kommen auch nach 40 Jahren der Anpassung noch immer auf das selbe Ergebnis – dann wird es mit der bisherigen Lebensweise rund um 2050 zu einem Totalcrash kommen. Es reicht daher nicht nur einen Sektor anzusehen, sondern wir haben noch eine ganze Reihe von großen Herausforderungen zu meistern.

      • F. Malik

        Sie haben Recht, wenn Sie von den bisherigen Methoden ausgehen. Mit meinen Syntegrationsmethoden kann das abgewendet und ins Positive gedreht werden.

    • F. Malik

      Das meiste, was heute an Universitäten in Ökonomie gelehrt wird, stammt in den grundlegenden Denkmustern und Prämissen tief aus dem vorigen Jahrhundert. Für die heutige Situation passt so gut wie nichts. Heinsohn/Steiger sind leuchtende Ausnahmen, denn sie haben eine gänzlich neue Theorie des Wirtschaftens geschaffen. Dass der Mainstream diese nur zögerlich aufnimmt und primär darauf fixiert ist, herauszufinden, was daran falsch ist, spricht für die Theorie.

      • Daniel K.

        Was sollten Anleger Ihrer Meinung nach tun, wenn diese einen Anlagezeitraum von 2-10Jahre haben?

        Edelmetalle, Bar, Immobilien (nicht eigengenuzt),Aktien onder Devisen Norwegen;Australien, oder anderes

  13. Herbert S.

    Der Komplexitätsforscher John Casti spricht in seinem aktuellen Buch, „Der plötzliche Kollaps von allem:
    Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können“ auch ganz offen von der Deflation. Hier einige Auszüge:

    X-Event 11: Die große Entflechtung – Globale Deflation und der Zusammenbruch der Weltfinanzmärkte (Casti, 2012, S. 294ff)

    „Meine Darstellung läuft auf die Schilderung eines Deflationssturms hinaus, der sich am nicht allzu fernen Horizont zusammenbraut; ein solches X-Event droht die gesamte Weltwirtschaft in ein unkontrolliertes Trudeln zu stürzen, aus dem sie erst nach Jahrzehnten wieder herausfinden würde.“

    „Das System hat eine tödliche Schwäche. Wenn ein Problem auftrat, glaubte stets jeder der drei „Polizisten“ (Regulierer, Einlagensicherung, Zentralbanken), es gehöre in den Zuständigkeitsbereich eines der beiden anderen. Niemand war zuständig. Diese milde Vernachlässigung hatte zur Folge, dass allein die Maßnahme, offensichtliche Risiken zu verringern, die wahre Risiken in Wirklichkeit dramatisch ansteigen ließ.“

    „Die gemeinsame Überzeugung, die Behörden hätten alles unter Kontrolle, war völlig deplatziert.“

  14. Herbert S.

    Fortsetzung:

    „Die Komplexitätslücke zwischen Finanzsystem und Aufsicht wächst immer noch.“

    „Ein globaler Zusammenbruch der Finanzmärkte wird mit jedem Tag wahrscheinlicher.“

    „Die Wirtschaft steht am Rand einer massiven Deflationsspirale.“

    „Die Menschen sind also gezwungen, mehr zu sparen und weniger auszugeben. Senkt man die Steuern, um den Konsum anzukurbeln, oder erhöht man die Steuern, damit die Anleihekäufer zufrieden sind? Beide Alternativen führen letztlich zur Deflation und zum wirtschaftlichen Zusammenbruch.“

    „Wörtlich genommen ist Deflation schlicht das Gegenteil von Inflation: kein Preisanstieg sondern ein Preisverfall, verbunden vielleicht mit einer Kreditklemme und einer Abnahme der verfügbaren Geldmenge.“

    „Das Hauptproblem ist die „Deflationsspirale“, wie sie oft genannt wird. Sie ist fast eine Einbahnstraße zu Nullwachstum, Verlust von Arbeitsplätzen und Hoffnungslosigkeit.“

    „Bei einer Inflation kann die Zentralbank den Zinssatz beliebig heraufsetzen, um die Preissteigerungen einzudämmen, aber tiefer als auf null können die Zinsen bei der Deflationsbekämpfung nun mal nicht sinken.“

    „Eine Hyperinflation wäre eine noch schlechtere Lösung, als eine Phase der Defl

  15. Herbert S.

    Fortsetzung:

    „Die Deflationsbekämpfung besteht nicht nur darin, Geld in das System zu pumpen. Die Lösung ist nicht nur wirtschaftlicher, sondern mindestens ebenso stark auch psychologischer Natur.“

    „Deflationäre Märkte brauchen eine sehr lange Erholungszeit.“

    „Die japanische Wirtschaft geriet Anfang 1990 in eine Deflationsspirale, aus der sie bisher nicht wieder herausgekommen ist. Der Durchschnittspreis für ein Wohnhaus liegt derzeit auf dem gleichen Niveau wie 1983. Japan hat eine Staatsverschuldung von rund 200 Prozent des BIP.“

    „Was hat die japanische Regierung unternommen, um aus der Spirale herauszukommen? Sie unternahm genau das, was die Regierungen im Westen jetzt ebenfalls tun. Der Preis für Grund und Boden war 2010 nur halb so hoch wie 20 Jahre zuvor.“

    „Sicher ist nur, was man nicht tun darf: weiterhin ein Haushaltsdefizit auf das andere häufen.“

  16. Herbert S.

    Fortsetzung:

    „Der österreichische-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter prägte den Begriff „kreative Zerstörung“ für einen Prozess, in dem überholte, nicht mehr notwendige Bestandteile einer Wirtschaftsordnung zerstört werden und Platz für innovative Formen von Produktion und Konsum machen. Derzeit befinden wir uns in der Zerstörungsphase von Schumpeters Bild: Die globalen Finanz- und Wirtschaftssysteme aus der „alten Welt“ der nach dem Zweiten Weltkrieg festgelegten Strukturen und Regeln für wirtschaftliche und gesellschaftliche Abläufe verwandeln sich in die zukünftigen Standards für die erste Hälfte des 21.Jahrhunderts. Im Augenblick besteht das Problem darin, dass niemand genau weiß, wie die neue Struktur aussehen wird. Nur eines ist sicher: Sie wird ganz anders sein als die alte. Der Motor, der die Finanz- und Wirtschaftswelt durcheinanderwirbelt, ist eine schnell näher rückende Phase einer umfangreichen Deflation (oder, noch schlimmer, eine Hyperinflation).“

    Casti, John: „Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können“. München: Piper Verlag GmbH, 2012.

    • F. Malik

      Besten Dank für die vier Postings aus John Castis neuem Buch.
      Casti gehört zu den kompetenten Systemwissenschaftern. In seiner Diagnose verwendet er viele meiner Ergebnisse (darunter auch das Bild von der Alten und Neuen Welt) aus meinen drei Büchern “ Management: Das A&O des Handwerks“, über „Unternehmenspolitik“ und „Strategie“. Es sind die ersten 3 Bände meiner 6-bändigen Serie über Management – Das Meistern von Komplexität. Sie sind 2005, 2008 und 2011 erschienen. Lange vorher schon behandle ich diese Themen in meinen Malik Management Lettern.
      Umso mehr freue ich mich, dass wir auch die Lösungen für die grossen Herausforderungen haben, die auch Casti anschaulich beschreibt.