Mehr vom Selben ist keine Lösung

F. Malik am Freitag, 14.09.2012 um 5:49 Uhr
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Spontan haben die Finanzmärkte zwar positiv auf die verzweifelten Massnahmen der beiden grossen Notenbanken reagiert. Das ist aber ein kurzfristiger Effekt.
Diese Massnahmen sind genauso wenig Lösungen, wie die bisherigen gleichartigen Massnahmen. In Wahrheit verschlimmern sie die Krise.

Auf diese Weise wird die Welt in ein finanzielles Desaster stürzen, das jederzeit beginnen kann.

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37 Kommentare

  1. Stefan Ludwig

    Die FED versucht damit Zitat FTD.de „Mit ihren umstrittenen Anleihekäufen versucht die Fed, den Kurs der Papiere zu beflügeln und deren Rendite zu drücken. Ihr Kalkül: Sinken auf diese Weise die langfristigen Zinsen, fragen die Unternehmen mehr Kredite nach, investieren und schaffen Arbeitsplätze.“ Zitatende

    Nun habe ich an anderer Stelle gelesen, dass in Japan anno 1995 selbst große Konzerne wie Sony etc. lieber einen Kredit mit 15% Zinsen von einem Kredithai genommen haben als von einer regulären Bank. Ursache der Kredithai verlangte KEINE Sicherheiten. Gibt es denn empirische Untersuchungen darüber ob dieses Verhalten mittlerweile weltweit anzutreffen ist? Wenn ja ist diese Argumentation hinfällig.

    Ein weiterer Ansatzpunkt den ich für vielversprechend halte ist, die Befürworter der bisherigen Maßnahmen mögen doch bitte einmal sehr präzise Angaben machen wie die Wirkungskette Anleihen aufkaufen .. Unternehmen investieren mehr ablaufen soll! Und/oder sie mögen einmal ein mathematisches Modell aufstellen das die Wirkungen der bisherigen Maßnahmen korrekt abbildet. Herr Malik kann ein entsprechendes Sensitivitätsmodell das leisten? Mit freundlichen Grüßen

    Stefan Ludwig

    • F. Malik

      Mit dem Sensitivitätsmodell kann man das gut machen. Die Renditen der US T-Bonds sind übrigens vergangene Woche gestiegen, obwohl sie ja gemäss Zentralbanken hätten sinken sollen.

  2. Antonio Forni

    Das sehe ich genau so. Ich frage mich daher. Wieso tun sich Institutionen so schwer, andere Wege zu gehen? Woran liegt das und wie kann das Problem gelöst werden?

    • F. Malik

      Sie sind unter anderem in der Alten Welt und ihrem alten Denken verhaftet.

  3. Mario

    Die angekündigten Notenbankmassnahmen dieser Woche zeigen deutlich, wie schlimm es mittlerweile steht. Die Deflationsrisiken scheinen derart enorm, dass nur noch das QE to infinity übrig bleibt.

    Vielen Dank für Ihre wertvolle Aufklärungsarbeit, die Sie hier leisten!

  4. Günther Luber

    Sehr geehrter Herr Malik,

    bislang wurden in den Südstaaten staatliche Ausgaben gekürzt und Schulden abgebaut. Ob dies schneller und intensiver gehen könnte werde ich nicht beurteilen, dazu müsste ich in diesen Ländern leben, um die Auswirkungen der staatlichen Leistungskürzung am „eigenen Körper“ spüren. Hier nur auf Zahlen zu schauen, wäre fatal. Zumindest geben die nun beschlossenen Maßnahmen der EZB diesen Ländern die Möglichkeit, Ihre Schulden kurz- bis mittelfristig noch stärker abzubauen und weshalb nicht auch einen längerfristigen „humaneren“ Schuldenabbau über eine höhere Inflation in Kauf nehmen?

    Zudem werden doch in der Tat viele Ihrer Werkzeuge aus der Syntegration bereits in europäischen und auch asiatischen Unternehmen ein- und durchgeführt, und auch in (leider noch zu wenigen) politischen Institutionen. Dies braucht doch Zeit und noch ein verstärktes Umdenken.
    Somit sehe ich ganz klar, dass kurzfristig zwar „alte“ Werkzeuge eingesetzt werden, um die jetzigen Krisen (Staatsverschuldung, Banken und Organisationsstrukturen der polit. Institutionen) zu dämpfen, parallel dazu aber auch langfristig Ihre Werkzeuge umgesetzt werden und wirken.

    Ich bin sehr optimistisch.

    • F. Malik

      Es gibt keine Inflation aus diesen Massnahmen, sondern es kommen weitere Schulden hinzu, die die Deflation verstärken. Schulden abbauen allein genügt nicht, sondern es müssen die Organisationen geändert werden. Die gelingt mit meinen Syntegrations-Tools. Daher bin ich selbst ebenfalls optimistisch.

  5. Jürgen Clasen

    Mal einfach nachrechnen: ESM Vertrag, einzuzahlende Barmittel und die dazu gehörige Garantiemittel: ES 9,5/73,8 , GR 2,3/17,5 , PT 2,0/15,6 , IRE 1,3/9,9 . Wie sollen diese armen Schlucker allein schon den Barmittel-
    eintrag bewerkstelltigen? Wahrscheinlich kriegen die das von der EZB zugesteckt. Der Fond verkürzt sich auf 568, wenn die genannten Kandidaten das Handtuch werfen. Wobei Schäuble ja die Staatsfinanzierung über die Zentralbank kategorisch ausschließt. Nun, von Frau Merkel wissen wir, das man so einen Spagat hinkriegt. Sie unterstützt Weidmann und Draghi zur gleichen Zeit. Geht doch! Unennndlich, alles ist unennndlich, singt Herbert
    Grönemeyer. Wir sollten das in eine zu schaffende Notenbankenhymne einbauen.

  6. Martin Eberl

    Es scheint, als wollte jemand das bis zum Tode gerittene (Western-) Pferd, mit einem Defibrillator zum Leben erwecken. Ein scheinbar positiver Impuls, dass die Wahl(-en) erleichtern soll. Für Wenige wahrlich ein Grund zur Freude, auch wenn es nur von kurzer Dauer ist. Mit einem toten Pferd, lässt sich eben der Krise nur schlecht entrinnen. Wir tun gut daran, uns nicht von offensichtlichen Dingen blenden zu lassen und mehr Verdacht zu schöpfen. Und solange Goldman Sachs seine Zügel fest in den Händen hält, muss sich nur der Sorgen machen der zu viel erwartet. Ein getrübter Blick auf die scheinbar großen Öl und Geld Reserven, verschleiert den Ernst der Lage. Es geht weiter im Programm, bis wir die Krise vergessen haben. Einfach mal durch die Programme schalten, bis es sich positiver darstellen lässt. Die große Chance dieser Krise ist es für die Zukunft zu lernen, dass Finanzsysteme enger an der Realwirtschaft zu koppeln sind. Wie können aus der Realwirtschaft produzierte positive Auswirkungen später und negative früher in der Finanzwirtschaft ankommen? Es wäre denkbar fair, wenn die Schuld der Finanzsysteme quantifizierbar wäre wie ein Schuldenzins.

    • F. Malik

      Die grosse Chance ist eine andere, nämlich neue Organisationen, die weit besser funktionieren, mit neuen Tools zu schaffen.

  7. Andreas Rothenhagen

    Sehr geehrter Prof. Malik,

    wie sagte schon Albert Einstein: Probleme kann man niemals
    mit derselben Denkweise lösen, wie sie
    entstanden sind.

    Heißt das übertragen auf die Finanzmärkte,
    dass eine Kreditkrise nun durch die Bereitstellung
    von noch mehr Kredit durch die Notenbanken
    gelöst werden soll, was nicht funktionieren kann?

    Weiterhin viel Erfolg für Ihre Syntegrationsanwendungen.

    Andreas Rothenhagen

    • F. Malik

      So ist es auch bei den Finanzmärkten. Noch mehr Schulden sind keine Lösung.

  8. Jürgen Clasen

    Das Endspiel hat begonnen… 5 hochkarätige Finanzexperten sprechen übers
    Geld und geben Anlageempfehlungen.

    http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anlagestrategie/geldanlage-das-endspiel-hat-begonnen/7129776.html

    Immerhin einer, Jens Ehrhardt, sieht, das es auch mal in Richtung Deflation gehen könnte. Es gäbe Faktoren, die deflationär wirken. Alle anderen Gurus sehen Inflation, s.g. finanzielle Repression vorraus. Auch die Spitzen der Deutschen Bank äußern sich in dieser Richtung. Praktisch ausnahmslos empfiehlt man Aktien mit stabilen Dividenden, Immos, Gold, Ackerland. Sie, als namhafter Finanz-und Wirtschaftsexperte, sind der einzige der unablässig die Deflationskarte „spielt“. Wird es Ihnen dabei
    nicht langsam mulmig, wenn sie sehen, wie allein Sie auf weiter Flur sind und die absolute Mehrheitsmeinung der Fachwelt gegenteiliger Meinung ist ?

    • F. Malik

      Aber gar nicht wird mir mulmig, ganz im Gegenteil. Denn die Anzeichen für Deflation sind ja nur für diejenigen zu übersehen, die anscheinend nicht wissen, dass es so was überhaupt gibt. Dass diese fast die 100% Mehrheit bilden, ist nicht überraschend, denn so gut wie niemand ist darin je ausgebildet worden, weil das Thema an den Universitäten praktisch inexistent war. Nach WK2 war man ja ganz auf Keynes und die Bekämpfung der Inflation fixiert. Deflation war kaum mehr als eine Fussnote.

      In der Geschichte der Entdeckungen und Erfindungen waren es immer nur einzelne Menschen, die das Neue überhaupt zu denken und dann zu sehen fähig waren. Gerade die besten Fachexperten waren jeweils die grössten Gegener des Neuen. Kopernikus, Galileo, u. v. a. … Da bin ich doch – zusammen mit ganz wenigen anderen – in bester Gesellschaft, finden Sie nicht?

      • Karl Heinz Schery

        Sehr geehrter Herr Malik,
        auch ich hatte keine Kenntnisse über Deflation, bis ich in den vergangenen 2 Jahren Ihre Thesen in den unterschiedlichsten Puplikationen studiert habe. Die absolut prägnanteste Beschreibung zu dem Thema Deflation fand ich in Ihrem m.o.m letter, 08.03 „Finanz-System und Schulden-Dynamik“. Seither habe ich die rosarote Brille abgenommen und beobachte dass die Demokratie nicht mehr funktioniert, das System außer Kontrolle ist und das Recht von unseren Eliten gebeugt wird um das alte System um jeden Preis zu erhalten.
        Können Sie mit Ihren Werkzeugen erkennen, wie lange dieses Desaster noch aufrecht erhalten werden kann?

        • F. Malik

          Schön, dass Sie Zeit fanden, sich auch mit meinen MOMs zu befassen, und dass Ihnen die oben erwähnte Ausgabe geholfen hat. Mit meinen Tools kommt für den Krisentiefpunkt etwa 2015 – 2017 heraus. Der derzeitige Zustand kann nicht mehr lange aufrechterhalten werden. Man hat ja wirklich alles versucht, und konnte damit auch Zeit gewinnen. Allerdings wurde diese für die Aufrechterhaltung der Alten Welt vertan. Die aktuellen Massnahmen der Notenbanken sind Verzweiflungstaten.

      • JB

        Ein bisschen mulmig wird mir allerdings dennoch. Wo ein Grossteil der Bevölkerung fatale Fehler sowohl beruflich als auch bei der Geldanlage macht, wird es viele Verlierer geben, und, wie im letzten MOM so treffend beschrieben, werden die Dämonen die leeren Altäre besetzen. Diese gesellschaftlichen Verwerfungen können somit auch diejeningen treffen, die vieles richtig machen, und auch konservativ angelegte Mittel können irgendwann weg sein, sei es durch Enteignung, Schuldnerkonkurs oder Besteuerung etc. Daher ist Schadensminimierung und Survival angesagt, verbunden mit der Hoffnung, dass sich langfristig die richtigen Paradigmen durchsetzen. Augen zu und durch…

      • Stefan Ludwig

        Wie wäre es einmal ganz neu frei zu denken und den Versuch zu unternehmen die Theorie der Deflation zu falsivizieren oder zu verifizieren. Die Welt heute unterscheidet sich von derjenigen von 1929-1932. Jetzt fände ich interessant zu überlegen / zu analysieren / zu vergleichen könnte das was heute anders ist gegenüber 1929-1932 einen anderen Ablauf herbeiführen? D.h. untersuchen sind die Dinge die heute anders sind relevant für die weitere Entwicklung? Also der ernsthafte Versuch in einer SYSTEManalyse Möglichkeiten zu finden die die Inflation bzw. Deflation belegen. Daran anschließend zu bewerten wie plausibel das eine bzw. das andere ist. Und beide Varianten auf Denkfehler, unrealistische Annahmen etc. zu überprüfen. Auf den Punkt gebracht die Sache wieder neutral WISSENSCHAFTLICH zu untersuchen und nicht mehr ideologisch gefärbt. Mag sein dass man, je nachdem welche Theorie man zugrunde legt, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen wird. Aber dann wird wenigstens nachvollziehbar warum die einen zu diesem die anderen zu jenem Schluß kommen. Aber dann ist man in der Lage sich selbst eine Meinung bilden zu können welche der Theorien man nun für plausibler hält
        MfG Stefan Ludwig

        • SD

          Lieber Herr Ludwig, zur ersten Standortbestimmung reicht es bereits aus in die Wirtschaftsgeschichtsbücher zu blicken und sich mit den Wirtschaftskrisen auseinander zu setzen. Beispiele, Weltwirtschaftskrise 1857 – Ergebnis Deflation oder Gründerkrise in Deutschland 1872/73 – Ergebnis Deflation usw.
          Aber in der deutschen Volkspsyche ist die Hyperinflation verankert. Würden wir einen Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts befragen, wäre dessen Trauma wohl die Deflation.
          Die Zukunft lässt sich zwar nicht vorhersagen, aber die Muster weisen eher in eine Richtung.
          Grüße SD

          • F. Malik

            Richtig, aber nur teilweise, den die EZB kauft zu 1000, um den Markt auszuhebeln und die längst nötigen Abschreibungen und Bankrotte zu verhindern.

        • F. Malik

          Herr Ludwig, mir erschliesst sich nicht, an wen Sie Ihre Einladung zur kritischen Prüfunge der Deflationstheorie richten. Falls Sie die Mainstream-Inflationisten meinen, haben Sie zwar recht. Diese scheinen bisher jedenfalls aber so sehr von ihrer eigenen Sicht überzeugt zu sein, dass sie sich vorerst mal kaum dieser Mühe unterziehen werden.

          Die Defla-Theorie wird sich aber von selbst verfizieren, ganz einfach durch die Entwicklung der nächsten Jahre. Seit den 1930er Jahren hat sich zwar viel geändert, aber die Grundbedingungen einer Deflation sind heute genau dieselben wie damals.

  9. Jürgen Clasen

    Mehr vom Selben ist keine Lösung…die FED kündigt QE 3 an die BoJ stockt
    ihr laufendes Programm um 100 Mrd $ auf. Da wird der Hund doch in der Pfanne verrückt. Letztere will damit Staatsanleihen kaufen. Haben die noch alle Tassen im Schrank ? Die Renditen für diese Papiere liegen doch schon historisch niedrig, wie auch in den USA. Noch niedrigere Zinsen helfen doch nur einem Staat sich noch weiter billiger zu verschulden. Das muss doch jetzt dem letzen Idioten auffallen, das macht keinen Sinn. Einzig in den USA besteht jetzt die Absicht Hypothekenpapiere zu kaufen. Sie greifen bewußt in den Nachttopf… Bleibt nur zu hoffen, das sie ihre letzte Patrone verschossen haben.

    • F. Malik

      Herr Clasen, wie so oft treffen Sie den richtigen Punkt. Seien wir froh, dass die „Idiotie“ nun immer besser sichtbar wird – schon beinahe für jeden, weil keines dieser Programme wirklich zu einer Besserung führte – denn sonst würde es die neuen Programme ja nicht brauchen.
      Ein Grund zur Freude … So bringen sich die Irrtümer selber um. Und aus der sterbenden Raupe kommt ein wunderschöner Schmetterling – Metamorphose. Ich verhelfe diesem zum glücklichen Fliegen. Die Syntegration ermöglicht es …

  10. Wolfgang Kirchner

    Herr Weidmann von der EZB scheint zu ahnen, dass immer mehr vom Selben keine Lösung ist. In seiner gestrigen Rede sprach er offen über die Probleme der Geldpolitik und wie Goethe bereits vor 180 Jahren den Kern des Problems erfasste. Auch wenn er von Inflation spricht, finde ich seine Offenheit sehr mutig (Geldschöpfung aus dem Nichts).

    Weidmann:
    „Heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt. Banknoten sind bedrucktes Papier – die Kenner unter Ihnen wissen, dass es sich im Fall des Euro eigentlich um Baumwolle handelt –, Münzen sind geprägtes Metall.“

    „Notenbanken schaffen Geld, indem sie Geschäftsbanken gegen Sicherheiten Kredite gewähren oder ihnen Aktiva wie zum Beispiel Anleihen abkaufen. Die Finanzkraft einer Notenbank ist dabei prinzipiell unbegrenzt, da sich eine Notenbank das Geld, das sie vergibt oder mit dem sie bezahlt vorher nicht etwa beschaffen muss, sondern es quasi aus dem Nichts erschaffen kann.“

    „Der beste Schutz gegen die Versuchungen in der Geldpolitik ist eine aufgeklärte und stabilitätsorientierte Gesellschaft.“

    Die komplette Rede finden Sie hier: http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Reden/2012/2012_09_18_weidmann_begruessungsrede.html

    • Gunter Fritz

      Weidmann irrt, nicht das Vertrauen darauf, dass Geld irgendwann zukünftig gegen irgendeine Ware getauscht ermöglicht das Wirtschaften, sondern die Tatsache, dass das Geld durch eine Schuld geschaffen wurde. Vertrauen darauf, dass man zukünftig bedruckte Baumwolle gegen andere Waren eintauschen kann, wäre reine Spekulation.

      Der Schuldner muss beste Leistung bringen, damit er in der Lage ist, die Schuld zu begleichen. Vertrauen braucht der Gläubiger, dass das Eigentum des Schuldners, sollte dieser seine Leistung nicht erbringen können, vollstreckt wird(und dass der Wert des Eigentums zum Zeitpunkt der Vollstreckung, mindestens dem der Schuld entspricht). Dem Geld steht somit Eigentum gegenüber.

      Er hat zwar nicht ganz unrecht, dass Geld nicht gedeckt ist, dies liegt aber an den schlechten Sicherheiten, die derzeit akzeptiert werden.

      Auch hinkt der Vergleich mit Faust. Denn dort kommt das Geld nicht als Schuld in die Welt, sondern ist von vornherein Spielgeld.

      • F. Malik

        Stimmt. Weidmann ziemlich enttäuschend, wie ich bereits einem anderen Blogger antwortete.

        • Jürgen Clasen

          Geld = anonymisierte Schulden. Da die EZB nur über
          den Sekundärmarkt Staatsschulden kauft (vorerst), wird sie, nach Ihrem Beispiel, Herr Prof. Malik, eben nur 300 zahlen, für nominal 1000. Heissa, das wird ein Fest, denn sie erhält dafür ja jährliche Zinszahlungen und am Schluß dann noch 700 Bonus. Ja, warum parken die verblödeten Banken ihr Geld bei der EZB? Da kriegen sie praktisch garnichts. Tja, scheint wohl sehr unsicher zu sein, das Zinsen gezahlt werden und die Schulden am Laufzeitende tatsächlich getilgt werden. Nur, die Notenbanken müssen nicht nachdenken, denn sie gehören
          dem Staat. Über den Tellerrand zu sehen ist dort sehr verpönt. Das muss auch so sein, denn sonst hätten die Regierenden heute einen Haufen mehr Ärger. Sie müssten sich mit zukünftigen Entwicklungen auseinandersetzen. Beispielsweise, wie 1 Nachkomme künftig 3 Altvordere ernähren soll.

    • F. Malik

      Weidmann versteht vom Thema sehr viel … Wenn er nun noch die drei entscheidenden Schritte weiter ginge, hätte er die Lösung des Rätsels: Was ist Geld? Aber diese drei Schritte geht er nicht. Es wären für einen Zentralbankchef die wirklich wesentlichen!

      • Holger Lass

        Hallo Herr Prof. Malik,

        zu meinem Verständnis, Geld ist nunmal Beliehenes Eigentum. Woher kommt das Geld mit dem die EZB Staatsanleihen aufkauft? Gibt es dafür auch eine Schuld, oder ist es tatsächlich ohne beliehenes Eigentum erschaffen (also umgangssprachlich aus der Druckerpresse)?

        Gruss

        • F. Malik

          Die EZB kauft Schuldverschreiben europäischer Staat und gibt dagegen „Geld“ aus an die Verkäufer.
          Die Schuldverschreibungen sind aber teilweise kaum noch etwas wert. Statt 1000 z. B 300 bei schwachen Staaten, hingegen bei D statt 1000 eher 1200.
          Das Eigentum sind also Versprechungen von Staaten, später mit Steuermitteln zu bezahlen.

  11. Lukas Fuchs

    Sehr geehrter Herr Malik

    Ich verfolge nun schon länger Ihren Blog und wüsste gerne, wie sie die Target Forderungen der Bundesbank bewerten!
    Herr Sinn erregt damit ja im Moment viel Aufmerksamkeit und auch Herr Weidmann hat in seinem Brief an den EZB Präsidenten (der eingetlich vertraulich sein sollte) auf die Risiken bei einem Auseinanderbrechen der Währungsunion hingewiesen.
    herzliche Grüße aus Frankfurt, Lukas Fuchs

    • F. Malik

      Zentralbanken, insbesondere die US-Fed, sind massgeblich auch Verursacher der Misere. Ich glaube, dass sie daher im Zuge der Verschlimmerung der Krise an Bedeutung verlieren und teilweise verschwinden werden. Die bisherigen Massnahmen haben zwar Zeitgewinn gebracht, die Gesamtlage aber verschlimmert. Die gekaufte Zeit wurde so gut wie gar nicht genutzt. Und die Sichtweise ist nach wie vor sehr eingeengt.

  12. Stefan Ludwig

    George Soros schlägt vor Deutschland soll aus dem Euro austreten und alle Probleme sind gelöst. Das hört sich für mich verdächtig nach „zu einfach“ an.
    Was würde sich aus Ihrer systemischen Sicht ändern wenn Deutschland tatsächlich aus dem Euro austreten würde?

    • F. Malik

      Ich kann diese Meinung von Herrn Soros nicht teilen. Das Problem hängt nicht wirklich am Euro, sondern an den Schulden. Die Schulden Europas sind im Euro gemacht worden. Wenn jemand in eine andere Währung geht, dann ändert das an seinen Zahlungsverpflichtungen nichts. So oder so müssen die uneinbringlichen Forderungen abgeschrieben werden. Das löst eine Kette von Bankrotten bisher noch nie da gewesenen Umfangs aus, wenn man die bisherigen Methoden weiterhin einsetzt.

      • Martin Eberl

        Hierbei geht es um ein gemeinsames Europa und um eine Lösung die den Frieden sichert. Die SuperSyntegration kann die Zukunft der Entscheidungsfindung in der Demogratie, und etwas vorischtiger ausgedrückt, jeglicher lösungsorientierten Gemeinschaften sein, die ihr ganzes Potenzial nutzen möchten. Mir ist es unverständlich worauf die meisten warten. Es scheint das die wenigsten bereit sind über ihren Schatten zu springen und neue Denkweisen anzunehmen. Es ist alles da!

        • F. Malik

          Sie haben recht, es ist alles da. Und es wird auch angewandt werden.