Gunnar Heinsohns Antwort auf Vollgeld Postings

F. Malik am Montag, 03.12.2012 um 17:06 Uhr
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Besten Dank an meinen Kollegen Prof. Heinsohn. Hier ist sein Beitrag zur Vollgeld-Debatte: https://blog.malik-management.com/heinsohn-antworten/.

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23 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Die Frage ist, wieviel Marktverzerrung veträgt das System. Darunter verstehe ich in einem diktatorischen Umfeld das Drucken von Banknoten ohne
    Pfänder oder das verschneiden von Münzen. Ein bischen fällt nicht auf.
    Ein Pool läuft auch nicht über, wenn ein Kind mal reinpinkelt. Jedoch kommt dann die Psychokomponente ins Spiel. Mehr, mehr, mehr von süßen Gift(ELA). Eine andere Variante ist die Annnahme minderwertiger Pfänder (EZB). Fällt auch nicht auf, wenn es eine geringe Menge ist. Die Mutter aller Schlachten steht erst an, wenn diese Pfänder auf den Markt kommen. Dann erst sieht die Masse, das der Kaiser einen nackten Hintern hat. Natürlich
    erkennen einige Zuschauer diesen Sachverhalt, haben Durchblick. Sie brauchen keinen Kindermund, der diese Feststellung trifft.

  2. Max Gmür

    Antwort von Herr Heinsohn: „… .Und wenn dann auch die Bürger der zugehörigen Nation überschuldet oder schlicht ohne Eigentum sind, die Gesellschaft also nur ungenügend “vereigentümert” ist, kann die Regierung bei ihnen selbst qua Steuergewalt kein frisches Eigenkapital für die Rekapitalisierung der Zentralbank mehr beschaffen. Dann sind wir bei Fällen mit galoppierender Inflation“.

    … also doch bald galoppierende Inflation in den USA und in der EU, weil nicht nur die Staaten, Kommunen, Sozialwerke, etc. überschuldet sind, sondern auch die Bürger! Oder ist die Gesellschaft in den USA und in der EU dank den reichen Bürgern und den erfolgreichen Unternehmen (Apple hortet zum Beispiel über 100 Mia Dollar Bargeld) genügend „flüssig“ und „vereigentümert“, dass die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank durch eine „Enteignung“ der Reichen und Erfolgreichen in jedem Fall gerettet werden können?

    Max Gmür

  3. André W.

    Was mich als „Deflationist“ wundert: der kleine, plötzliche Satz „Dann sind wir bei Fällen mit galoppierender Inflation“. Wie bitte ist das zu verstehen bzw. gemeint? Ausgerechnet Inflation als Folge, besser: Merkmal eines erzdeflationären Ablaufes?

  4. Thomas Moroder

    Zunächst wieder vielen Dank für diese interessanten Artikel und das vermittelte Wissen – ich habe durch diesen Blog entscheidende Details dazugelernt!

    Wenn ich die Ausführungen von Prof. Heinsohn aber richtig verstehe, dann würde (nach einer evt. Deflationsphase) tatsächlich das Risiko einer galoppierender Inflation vorhanden sein, ganz einfach weil die Zentralbanken nicht genügend werthaltigen Collateral mehr haben.

    Ich weiss, dass das eine Vereinfachung ist, aber man kann durchaus zu diesem Schluss kommen, wenn man berücksichtigt, dass die Staaten ja schon jetzt die Rekapitalisierung der Zentralbanken nur durch Staatsschulden durchführen. Sobald der Staat selbst den eigenen Bürgern nicht noch mehr Steuern abnehmen kann und der Glaube daran verschwindet, dass der Staat die eigenen Schulden bedienen (tilgen?) kann, wird es zu galoppierender Inflation kommen – so interpetiere ich die Ausführungen von Prof. Heinsohn.

    Wäre das nicht ein Widerspruch zu den bisher vertretenen Deflationsszenarien? Oder beschreibt das nur die Phase nach der Deflation?

    • F. Malik

      Es wird dann zu einem Neuanfang kommen, wozu auch Währungsreform gehören kann, so wie in Deutschland 1948.
      Das ist keine galoppierende Inflation, aber es ist die Abwertung von Nominalguthaben. Die Sachwertbesitzer sind dann begünstigt. Sie mussten damals bis in die 1970er Jahre eine Sondersteuer bezahlen, damit die soziale Gerechtigkeit einigermassen gewahrt blieb. Insgesamt hat das zum deutschen Nachkriegswirtschaftswunder geführt. Eine Währungsreform wie damals ist ein so einschneidender Vorgang, dass dafür so spezielle Bedingungen erfüllt sein müssen wie ein verlorener Weltkrieg. Vorher wird sich eine Regierung kaum zu solchen Massnahmen entschliessen können, zumal diese weltweit koordiniert und über Nacht kommen müssen.

      Nun muss man aber aufpassen: Wer schon jetzt aus Inflationsangst in Sachwerte flüchtet, läuft das Risiko viel zu früh zu sein und zusehen zu müssen, wie die Preise seiner Sachwerte noch über Jahre sinken. Je nachdem wie er sich finanziert, kann er alles verlieren und muss vielleicht seine Sachwerte zwangsverkaufen, bevor eine rettende Währungsreform kommt.

      • Claudia K.

        auch mit den Vorschläge von HS wird es nach geraumer Zeit wieder zu einem Neuanfang kommen müssen. Ganz einfach, weil es an beleihungsfähigem Eigentum mangeln wird. Ich frage mich seit einiger Zeit, was mit den Vorschlägen der Anhänger der sog. Eigentumsökonomik eigentlich erreicht werden soll. Es wird immer so getan, als würde durch die Eigentumstheorie so etwas wie eine kopernikanische Wende in der Ökonomie eingeläutet werden. Allerdings wird hiermit nicht ein einziges Problem gelöst. HS wagt es offensichtlich nicht, wirklich tiefgreifende Reformvorschläge zu machen. Es ist auch nicht hilfreich, wenn Malik immer wieder von besserem Funktionieren der Organisationen mit Hilfe von systemischen Tools spricht. Auf konkrete Fragen wird immer mit der Vertraulichkeit der behandelten Firmen ausgewichen. Oder es kommt der Hinweis, dass man so etwas wie ein Symphonie von Beethoven auch nicht beschreiben kann. Für die wirklich wichtigen Probleme dieser Welt (Kriege, Umweltzerstörung, Konzentration des Vermögens bei ganz wenigen Menschen, Ressourcenknappheit etc. etc.) haben weder HS noch Malik irgendeine brauchbare Antwort. Ökonomie und Kybernetik sowie Geldsysteme können nichts beitragen.

        • F. Malik

          Die Eigentumsökonomik ist verglichen mit der derzeitigen Mainstram-Ökonomie tatsächlich vergleichbar mit der kopernikanischen Wende. Damit werden sogar sehr viele Probleme gelöst. Im 6. Teil meines Buches „Strategie. Navigieren in der Komplexität der Neuen Welt“ (Campus, 2011) wird das Syntegrationsverfahren auf 60 Seiten ausführlich beschrieben. Die Anwendung in Fürth, die nicht vertraulich ist, steht auf unserer Website. Fürth ist nach zwei Jahren vorbildlicher Umsetzung finanziell saniert und hat wieder Investitionsspielräume, wie der OB in der Stadtzeitung vermeldet.

          Auch andere Anwendungen sind auf unserer Webnsite dokumentiert, aber eben nicht namentlich. Während noch viele Menschen nicht zu sehen vermögen, welche phantastischen Lösungen mit dieser neuen Sozialmethode nun immer öfter Wirklichkeit werden, wurden gerade in der vergangenen Woche bei einem deutschen Energieversorgungsunternehmen mit einer Syntegration wieder Durchbrüche erzielt, die kaum jemand für möglich gehalten hatte. Nachdem es mehrere hundert Jahre dauerte, bis man das kopernikanische Weltbild allgemein akzeptierte, bin ich mit dem Tempo der Syntegrationsanwendungen recht zufrieden.

      • Thorsten G.

        Die Ausführungen von Heinsohn zur sog. Vollgeldreform kann ich kaum nachvollziehen. Wie soll über eine sog. „Vereigentümerung“ irgendein Problem in der Zukunft gelöst werden. Die Geldemission auf Basis von beleihbaren Sicherheiten (= Eigentum) ist doch nur eine gewisse Zeit lang möglich. Da Heinsohn weiterhin ein Befürworter des Zinses (bei ihm: Eigentumsprämie) ist, wir doch durch den systemimanenten Aufschuldungs- und Wachstumszwang schon nach relativ überschaubarer Zeit kein beleihungsfähiges Eigentum für weiteres Wachstum mehr vorhanden sein ? Der Mangel an beleihbarem Eigentum würde auch ohne Zins nach diversen Wachstumgsrunden eintreten. Was soll also mit diesen gebetsmühlenartig vorgetragenen „Vereigentümerungen“ wirklich erreicht werden ? Heinsohn drückt sich nach meinem Empfinden immer wieder um die Zukunftsfähigkeit seiner eigenen Vorschläge herum.

        • Max Gmür

          So wie ich das verstehe, entsteht durch Wirtschaften ständig neues, beleihbares Eigentum. Zum Beispiel ein Eigenheim, durch Handwerker gebaut (Wertschöpfung), ist neues, beleihbares Eigentum. Das „eigentumschaffende“ Wirtschaften ist wiederum eine „automatische“ Folge von Eigentum resp. vom daraus resultierenden Schuldzins der bedient werden muss. Die „Eigentumsökonomik“ ist also eine geschlossene Kette, die zu immer mehr Wohlstand führt, wenn sie gut funktioniert, was ja grundsätzlich nichts schlechtes ist, sofern jeder die Chance hat daran teilzuhaben und die Ressourcen nachhaltig genutzt werden. Letztere beiden sicherzustellen ist dann die Kernaufgabe der staatlichen Institutionen, womit dann auch der Staatszweck definiert wäre. Und damit dieses einfache aber komplexe Zusammenspiel gut funktioniert gibt es zum Beispiel die Syntegration ;-).

          • F. Malik

            Richtig. Viele übersehen bei Heinsohns Eigentumstheorie, dass durch das Wirtschaften immer wieder neues Eigentum entsteht. Damit es funktioniert, dürfen aber Beleihungsgrenzen nicht durch eine schädigende Zentralbankpolitik beliebig gesenkt werden, wie es etwa die FED für den US-Immobilienmarkt gemacht hat. Sie hat es ermöglicht, dass Immobilien nicht nur zu 100 Prozent beliehen werden konnten, sondern sogar noch höher.

          • Max Gmür

            … und der Schutz des Eigentums ist natürlich auch Kernaufgabe des Staates.

            • F. Malik

              Richtig, und dafür braucht es eine funktionierende Rechtsordnung für Verträge, deren Erfüllung erzwungen werden kann, ein Konkursrecht und u.a. auch Immobilienkataster.

        • F. Malik

          Um Heinsohn und seine so ganz andere Ökonomie zu verstehen, lohnt es sich auch, eines seiner Bücher zu lesen. Dies ermöglicht einem dann eine sehr gute Orientierung auf Basis eines neuen Verständnisses vieler wirtschaftlich-gesellschaftlicher Vorgänge.

          Heinsohn ist nicht ein „Befürworter“ von Zins, sondern Zins ist unausweichliche Gegebenheit des Wirtschaftens. Auch im Islam, wo Zins ausdrücklich von der Religion verboten ist, gibt es selbstverständlich Zins. „Vereigentümerung“ heisst, dass beleihungsfähiges Eigentum geschaffen werden muss (entstehen muss), damit eine Wirtschaft überhaupt in Gang kommen kann. Eine solche Wirtschaft funktioniert sehr gut, solange elementare kaufmännische Prinzipien nicht durch Zentralbanken und Regierungen ausgeschaltet werden.

      • André W.

        Herr Prof. Malik, ich verstehe leider nicht, WIE eine (echte Geld)Inflation in dem geschilderten Szenario in den Galopp kommen soll… kann eine europäische Notenbank tatsächlich Geld aus dem Nichts schaffen?

        • F. Malik

          Nein, das kann eine Notenbank nicht, obwohl es eine weit verbreitete Meinung ist, dass dies möglich sei. Eine Inflation kann unter den heutigen Bedingungen nicht entstehen. Auch darüber finden Sie vieles im Blog.

  5. Max Gmür

    Herr Heinsohn erwähnt als mögliche Variante zur Staatsschuldenverminderung: „… Umwandlung der Staatsschulden in zinslose Papiere mit unendlicher Laufzeit bei weiterhin freier Handelbarkeit [würden]das Problem lösen.“

    Herr Malik, passiert das nicht gerade in der EU? Die Zentralbank kauft Staatsanleihen von EU-Sorgenkindern, das bedeutet doch, dass Staatsschulden in zinslose Papiere mit theoretisch unendlicher Laufzeit umgewandelt werden?

    Übrigens, herzlichen Dank für den lehrreichen Blog!

    • F. Malik

      Zum Teil ist dies tatsächlich die Wirkung der gegenwärtigen EZB-Politik. Damit sinken die Staatsschulden allerdings noch nicht, sondern sie ändern ihre Erscheinungsform. Wer wird zinslose Staatspapiere kaufen und zu welchem Preis wird er dies tun?

      Zu einem sehr niedrigen. Also muss zwingend jemand die Verluste tragen und scheinbare Aktiva abschreiben. Entweder ist das der Staat oder die EZB. Weil die Kurse sinken, trifft es aber auch alle Anleger, die diese Papiere schon seit langem halten, z.B. die Vesicherungsunternehmen.

  6. Herbert Smrcek

    Besten Dank für den theoretischen Hintergrund. Inflation entsteht also nicht nur in einer boomenden Wirtschaft, sondern kann dadurch ausgelöst werden, dass die Bevölkerung das Vertrauen in die Währung verliert. Auf diesem Weg befinden wir uns vermutlich schon lange. Warum müsste sonst die Schweizer Nationalbank den CHF/EUR Wechselkurs mit dreistelligen Milliardensummen bei 1.20 halten? Das Vertrauen in den EUR schwindet.
    Warum ist der Target2 Saldo der Deutschen Bundesbank immer noch auf einem Niveau von EUR 700 Milliarden?
    Warum intervenieren die USA militärisch bei denjenigen Erdöl exportierenden Ländern, die ihre Verrechnungswährung von USD zu anderen wechseln? Ev. um das „Vertrauen“ in den USD mit Gewalt wieder herzustellen?
    Kann es im Euroraum zu einem totalen Vertrauenskollaps kommen? Wie weit sind wir davon entfernt?

    • F. Malik

      Inflation ist ein allgemeines Ansteigen des Preisniveaus, wenn dieses durch die Geldpolitik fortgesetzt finanziert wird. Falls dies nicht so ist, dann regulieren sich die Preise durch Angebot und Nachfrage von allein. Inflation ergibt sich vor allem durch das Anketten von Löhnen, Mieten und anderen Preisen an den Konsumentenpreisindex. Dadurch entsteht eine sich selbst verstärkende Preisniveauspirale nach oben.