Anfang oder Ende der Krise?

F. Malik am Samstag, 26.01.2013 um 15:29 Uhr
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Die nächsten paar Wochen werden spannend. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sie die Entscheiung zwischen Bulls und Bears bringen; zwischen  „… nun da die Krise endlich vorbei ist … „ und umgekehrt “ … nun da die Krise erst richtig beginnt …“

Meine Auffassung ist: Sie beginnt erst richtig …

Im Folgenden ein paar Ingredienzen der aktuellen Situation:
– Die Stimmung an den Börsen ist fast auf einem „All Time-Hoch“;
– So sind es auch die Kurse an vielen Märkten;
– Banken beginnen ihre Kredite an die Notenbanken zurückzuzahlen;
– Die Margins (Trading-Kredite) sind im Verhältnis zur Marktkapitalisierung auf dem höchsten Stand seit 1929;
– Die Funds haben rekord-niedrige liquide Mittel, weil sie voll investiert sind;
– Die Fund-Outflows sind aber auf Höchststand, weil das Publikum Mittel in Höchst-Volumina abzieht;
– Insider grosser Unternehmen verkaufen im grossen Stil Aktien ihrer eigenen Firmen; auf die zehnTop US-Companies kommen mehr als 1’500 Verkäufe auf einen Kauf; Microsoft, Google und Oracle sind bei Weitem an der Spitze der Insider Sales;
– Die Analysten hingegen geben Kaufsignale auf „Teufel komm raus …“.

Viele Medien verbreiten Optimismus. Verständlich, denn man kann die Signale als superbullisch deuten. Meine Auffassung ist genau umgekehrt. Die meisten dieser Signale sind Anzeichen dafür, dass die Märkte überfällig sind für die nächste Talfahrt.

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31 Kommentare

  1. Blum

    Sehr geeehrter Prof. Malik,

    am Silbermarkt hat es kürzlich einen Rutsch nach unten gegeben, was sich zumindest teilweise dadurch erklären liess, dass Broker die Margins reduzierten, also die geforderten Sicherheiten erhöhten. Das liegt in deren Ermessen und so wie sich auch andere Märkte durch nichtdemokratische Mittel „regeln“ lassen, so steuern diese legalen Mittel einen Gutteil von Marktbewegungen.

    Das Stichwort „Liquiditätshausse“ wird aktuell wenig verwendet, doch sind die Kurse gerade das – immer mehr FIAT-Geld im System, wo man mit Geld mehr Geld machen möchte und kann, ohne dass das irgendwelchen Unternehmen, die Güter produzieren, etwas hilft. Außer sie gehen selbst ins Bankgeschäft, Siemens, Amazon, Google, VW, aber auch Kathrein.

    Die fehlende Nachhaltigkeit ist den Insidern bewusst, auch GS hatte in 2012 einen überproportionalen Abfluss von Partnern, die ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben.

    Wer nur auf Kurse und Indizees schaut, auf die „harten“ Daten, hat nichts verstanden. Doch auf diesem Niveau sind die meisten Wirtschaftsjournalisten, jedenfalls, was von Ihnen veröffentlicht wird.

    Doch was, wenn die Märkte mal 20% runtergehen? Wird das die Menschn wecken?

    • F. Malik

      Ganz richtig … Was Sie beschreiben gehört zum Funktionieren der Finanzmärkte. Wer sich in diesen Dingen zu wenig auskennt, erlebt immer wieder böse Überraschungen und wird letztlich das Wirtschaften nie wirklich verstehen können. In meinen mehr als 40 Jahren Erfahrung auf den Futures-Märkten habe ich keine fünf Ökonomen kennengelernt, die diese Zusammenhänge kannten. Wenn die Märkte 20 Prozent und wahrscheinlich noch viel mehr zurückgehen werden, wird das vermutlich am Verständnis der grossen Zahl nur wenig ändern. Man wird dafür aber jede Menge Verschwörungstheorien erfinden.

      • SD

        Hallo Herr Professor Malik,
        die Verschwörungstheorien sind doch jetzt schon wieder höher im Kurs, als die Aktien es je sein könnten. Oder wussten Sie noch garnicht, dass 13 Menschen, die Weltverschwörung vorantreiben, natürlich alte jüdische Bankerfamilie, versteht sich doch von selbst. Wäre es nicht so traurig und die daraus resultierenden Folgen so dramatisch (siehe 1930 ff. In D), man könnte lachen. Ach ja, einige berufen sich auf Sytemtheorie und nennen sich dann selbst Klardenker.
        Grüße SD

  2. Jürgen Clasen

    Setzt nicht auf ein Stoploss! Verkauft lieber sofort, wenn Ihr einen Gewinn habt. Mit einem Stop haut es Euch raus. Früh, wenn er kursnah ist, später und schmerzlicher, wenn er niedrig angesetzt wird. Gerade Apple liefert aktuell dazu ein Beispiel. Kurnaher Stop, raus. Weit entfernter Stop. Auch raus. Letzterer Fall eben noch bitterer, weil man dann schon meistens alles abgeben hat, was man zuvor gewonnen hatte. Die Märkte steigen nach meinen langjährigen Erfahrungen stets mehr, als man
    gemeinhin glaubt. Im Umkehrfall geht es denn auch auf Verzweiflungsniveaus
    zurück. In Davos wird das hohe Lied von einer Stabilisierung gesungen aber auch noch auf Restrisiken hingewiesen. Langfristig gehts den Bach garantiert runter. Besonders die USA scheinen beratungsresistent zu sein.
    Man kann nicht fortlaufend immense Summen mehr ausgeben, als man einnimmt.
    Es liegt kein Segen darauf, wenn man glaubt, man könne die Welt zu Narren halten. Wait and see! Die Vola notiert historisch niedrig und von niedrigster Vola geht es eigentlich immer nur zu höheren Werten. Angesichts des Überopitmismus gibt es auch die Mauer der Angst nicht mehr, an der die Kurse sich hochschleichen. Holzauge, sei wachsam!

    • Hannes Sch.

      Klingt nach einem verzweifelten Kommentar. Wurden Sie unglücklich ausgestoppt? Der SL hat durchaus Sinn. Nur sollte man auch wissen wie und wo man ihn setzt 😉

      • F. Malik

        Danke für Ihre guten Ratschläge …

        • Hannes Sch.

          Es kann durchaus frustrierend sein, wenn man ausgestoppt wird und der Kurs sofort wieder dreht. Aber das ist Teil des „Spiels“. Schließlich gilt es große Verluste zu vermeiden und nicht JEDEN Verlust zu vermeiden. Das ist unmöglich.

          • F. Malik

            Wer keine Verlust verkraften kann, sollte nicht an den Finanzmärkten sein.
            Ich selbst habe mir vor mehr als 40 Jahren selbst beigebracht, sogenannte Gewinne als Umsätze zu behandeln und sogenannte Verluste als Kosten. Erst die Differenz zwischen diesen beiden Grössen ist dann echter Gewinn oder Verlust. Dies hat mir immer geholfen, die Proportionen klar zu sehen.

            • Hannes Sch.

              Vollkommen korrekt. Es wird fälschlicherweise immer mal wieder das Wort Buchverluste genannt. Also kein realisierter Verlust, ist auch kein Verlust. Frage mich nur, wie man sich derart selbstkonditionieren kann, um das zu glauben 🙂

        • JB

          Wie schon des Öfteren erwähnt, sollte man als Nichtprofi von dem Treiben der Finanzmärkte fernbleiben.
          Bei vielen Leuten sind derartige Engagements mittlerweile mehr von Angst und Gier, als von Rationalität und Know How geprägt.
          Wichtig ist daher, daß man selbst nicht der „Greatest Fool“ ist, den am Schluß die Hunde fressen.
          Vielleicht werden sich die Leute irgendwann einmal wieder darauf besinnen, daß man in der Regel mit Arbeit und sichtbaren Resultaten/Kundennutzen zu Wohlstand kommt, wenn überhaupt, und nicht durch windige Finanztransaktionen.
          CPCs statt CDRs (Central Performance Controls statt Credit Default Swaps) sollte eine Devise der Zukunft lauten.
          Nicht die Frage, wie ich aus einem Euro zwei machen kann, ist ausschlaggebend, sondern wie ich Kundenbedürfnisse befriedigen kann und etwas Sinnvolles zur Gesellschaft beitragen kann.
          Dann funktioniert auch das System „Gesellschaft“ wieder, und der Wohlstand kommt vielleicht auch wieder zurück.
          bye bye gambling and welcome back to reality…

  3. F. Malik

    Selbstverständlich machen wir das. Wenn Sie ein Pseudonym verwenden wollen, ist das ok.

    • GS

      Warum soll das Zurückzahlen von Notenbankkrediten ein Hinweis auf eine Baisse an den Aktienmärkten sein? Besten Dank.

      • F. Malik

        Natürlich ist das kein Zeichen für eine drohende Baisse, sondern das Gegenteil. Ich schreibe daher auch von „Ingredienzien“ der gegenwärtigen Situation. Meine Auswahl soll zeigen, wie widersprüchlich die gegenwärtige Lage ist. Gerade deshalb muss man sich mit klarem Blick seine eigene Meinung bilden.
        Meine Meinung ist, dass wir vor der vielleicht grössten Deflation der Geschichte stehen.

        • Ert

          Ja Herr Malik,

          auch Herr Garry Shilling spricht in seinem Insight Newsletter vom Januar 2013 von ‚Deleveraging‘ und der Gefahr einer längeren deflationären Phase.

          Viel wichtiger – und das ist der Elephant ‚in the Room‘ den wenige besprechen ist die Frage der ‚billigen‘ Energie. Im Blog von Ugo Bardi (Author: Limits of Growth Revisited, Springer Press) gibt es diesen Schönen Beitrag: http://cassandralegacy.blogspot.de/2013/02/the-twilight-of-petroleum.html

          Dort wird das IEA NPS (New Policy Scenario) 2012 bezüglich der all liquid fuels (alle Öle und Derivate) aufgeschlüsselt und die Verklärung der IEA entfernt. Schaut man dann auf das was Netto der Weltwirtschaft im bestem Falle zur Verfügung steht – dann sieht das nicht gut aus (Stagnation, pro ‚Erdeinwohner‘ aber trotzdem fallend). Nimmt man dann andere Förderabfallraten an, dann wird es ungemütlich.

          Sollte eine eine Entkopplung des globalen Ölbedarfs und der möglichen Fördermenge innerhalb der nächsten Jahre eintreten – dann ist dieses meiner Ansicht nach sehr, sehr deflationär bzw. ‚wirtschaftsabwürgend‘ im konventionellen Sinne.

          • F. Malik

            Ein interessanter Link, dessen Kernbotschaft mir im Wesentlichen bekannt ist. Wie Sie richtig sagen, kann der Niedergang der Ölproduktion ebenfalls eine strangulierende Wirkung auf die Wirtschaft haben, wenn keine Alternativen gefunden werden. Eine Deflation wäre das allerdings aber deshalb nicht, weil diese mit dem Ende von Rohstoffen nichts zu tun hat. Vielmehr hängt eine Deflation von den vorher aufgetürmten Schulden ab, mit denen die Sachwertpreise in nicht haltbare Höhen getrieben wurden.

            • Ert

              Ja, da haben Sie recht mit der Deflation – eine Ölpreisinduzierte und andauernde Wirtschaftskrise mit Jobverlusten und der Kaufkraftumsteuerung in Richtung Energiekosten sollte ziemlich Sachwert-Deflationär für die OECD Länder wirken.

              Das ganze geht aber noch weiter – die heute noch Öl exportierenden Länder benötigen selber immer mehr für die Deckung ihres Binnenkonsums (Exportlandmodell genannt: http://en.wikipedia.org/wiki/Export_Land_Model). da Öl überwiegend für den Transport eingesetzt wird ist es auch aktuell schlecht durch Elektrizität kompensierbar – insb. wenn sich die weltweite Kfz Flotte massiv ausdehnt.

              Die Frage ist nun wann wir in die Phase nach dem „Peak all liquids“ eintreten und wie der Abfall im Vergleich zur Bedarfssteigerung und der Schaffung von Alternativen aussehen wird. Billige und verfügbare Energie ist die Grundlage unseres Wirtschaftens. Bei sehr vielen längerfristigen Markt- und Trendeinschätzungen die ich gelesen habe wird dieses Thema, zu dem es viele Studien und Daten gibt, leider ignoriert oder nur nebenbei erwähnt.

              Haben Sie ggf. eine Einschätzung warum das so ist – oder ist das ggf. eine Fehlwahrnehmung von mir? Besten Grüß

              • F. Malik

                Einer der wichtigen Gründe dafür ist unsystemisches Denken. Man ignoriert die vielen Vernetzungen, weil man mit Methoden aus dem vorigen Jahrhundert arbeitet. So kann man die Wirklichkeit von heute nicht erfassen und nicht verstehen.

  4. Jürgen Clasen

    Die Marktentwicklung reizt zu einer aktuellen Lagebeurteilung. Einige von mir ins Feld geführte (Kontra)Indikatoren, wie DOW Transport, DAX Kursindex, FAZ Kursindex, letzterer eingeschränkt, haben wichtige Linien nach oben genommen und vergangene mittelfristige Hochs durchbrochen. Die Vola notiert äußerst niedrig und kann das auch noch eine längere Distanz durchalten, bis sie dann wieder nach oben schießt. Im diesem Umfeld könnten DAX und Co weiter zulegen. Nicht alle Werte sind zum totlachen, Versorger sorgen für erhebliche Mißstimmung. Autozulassungen in Europa z. T. katastrophal. In den USA weiter gut, aber nicht mehr sehr gut. Man hat den Eindruck die Notenbanken mit ihren Liquititätsschüben, schieben die Märkte an. Besonders die BoJ scheint sich in eine Kamikazegeldpolitik zu stürzen. Yen kann man shorten. Aber rechnet nicht mit einem ewigen Trend, sondern mit einer Achterbahnfahrt, die es in sich hat. Denkt daran, das man sich unvermittelt auf der falschen Seite befinden kann. Frühere Witwen-und Waisenpapiere aber auch Allianz und Münchner Rück notieren weit weit unter Höchst. Zeit, das „Bild“ uns aufklärt, wie gut man mit Aktien fährt…

    • F. Malik

      Lieber Herr Clasen, besten Dank für dieses Posting mit Ihren sehr wertvollen Beobachtungen und Kommentaren, insbesondere auch mit Ihrer Mahnung zu Vorsicht.
      Ich selbst sehe das Durchbrechen einiger bisheriger Widerstandslinien und Obergrenzen eher als ein „Overthrowing“ und würde daher einen Rückfall unter diese wichtigen Marken als den wahrscheinlichsten Beginn eines dramatischen Kurszerfalls deuten. Meine Hinweise von 26.1. halte ich daher aufrecht – wir sind an auf einer „Wasserscheide“ – vielleicht an der wichtigsten für viele Jahre.

      • Wolfgang Pfeifenberger

        Frage an die Fachleute: Kann man Deflation exportieren? Japan macht so etwas wohl gerade. Die Preise für Kameras und Elektronik von der Insel sinken wohl wegen des nachgebenden Yens gegenwärtig deutlich. Da müssen die Koreaner bald mitziehen um nicht Marktanteile zu verlieren. Spinnt man den Gedanken weiter, könnte so etwas wie ein deflationärer Wettbewerb auf geldpolitischer Ebene einsetzen. Müsste solch eine Entwicklung die Börsenkurse nicht auch zum Rutschen bringen?

        • F. Malik

          Niedrige bzw. sinkende Preise für sich genommen sind noch keine Deflation. Genauso sind steigende Preise noch längst keine Inflation. Es kommt sehr auf die Gründe an, weswegen Preise sinken oder steigen.
          In einer Deflation sinken in erster Linie die Preise von Sachgütern. Ich schicke Ihnen meinen neuesten Malik Letter. Dort steht mehr dazu …

  5. Jürgen Clasen

    Der staatliche japanische Pensionfond will sich von Y Anleihen trennen. Die haben für cirka 500 Mrd Euro solche Papiere gebunkert. Nun, sie müssten, nachdem sie festgestellt haben, das es außer Kursverlusten nichts mehr zu holen gibt, Nachgläubiger finden, die so dumm sind, sich solche Papiere ins Depot zu legen. Es dürfte daneben auch private Fonds geben,die sicher auch keine Lust verspüren Miese einzufahren. Man hat den Eindruck im Finanzcasino werden demnächst gewaltige Summen bewegt mit sehr ungewissen Folgen und keiner, wirklich keiner, kann mehr wissen, welche Assetklasse davon + oder – betroffen ist. Nur beim Yen kann könnte man kalkulieren, das der Yenabfluss die eigene Währung schwächt. Wie die gewaltigen neuen Schulden der japanischen Regierung in dieses Konzeept passen, wissen die Götter. Japan ist nicht irgendwer, sondern ein big player und die Krise könnte aber auch aus einer Monte Paschi kommen.

  6. Stefan Müller

    Sehr geehrter Dr. Malik,
    als ich heute diesen Artikel las (http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/alles-wird-besser-nichts-wird-gut-1.17987901) musste ich sofort an eine alte Aussage von Ihnen denken:
    Wieviel besser ist gut?
    Der besprochene Klimawechsel läuft über andere Zeithorizonte ab, als es viele Investoren interessiert. Investoren wollen mit Gewinn verkaufen. Das geht auch bei einem Sonnentag innerhalb einer Eiszeit.
    Was interessiert es, wie stark das Unternehmen vor 5 Jahren war, wenn ich im Jahresrhytmus kaufe und verkaufe. Diese Art der Investoren setzen Manager ein, welche kurzfristige Versprechen machen. Selbst wenn das Problem erkannt wurde, brauchen gute Manager sehr viel Energie, die richtigen Menschen und die richtigen Methoden, um die Baustellen in diesen komplexen Unternehmen zu bewältigen.
    Beste Grüße!
    S. Müller

    • F. Malik

      Sie haben Recht. Deshalb habe ich früh das eigentliche Übel beim Namen genannt, den Shareholder Value-Approach des amerikanischen Accounting-Professors Alfred Rappaport. Sicher wollte dieser die heutige Katastrophe nicht bewusst herbeiführen, aber er hat die Legitimierung für das Managerverhalten geschaffen, das Sie beschreiben. Deshalb habe ich die Instrumente und Methoden entwickelt, mit denen wiederum jene Führungskräfte und Unternehmer, die dieses Verhalten gerade nicht nachahmten, ganz rasch zu einem anderen und besseren Management kommmen können. Siehe dazu auch das Buch „Maucher und Malik über Management“.

      • A.I.

        Ich meine, dass es noch einen Grund gibt, dass Shareholder Value der größte Schwachsinn der Geschichte ist.

        Ein soziales System funktioniert nur durch Leistung, Vertrauen und Gegenseitigkeit.

        Beispiel Staat und Gewaltmonopol: Das ist ein ganz klarer Deal. Der Bürger verzichtet darauf, sich zu bewaffnen und Selbstjustiz zu üben, DAFÜR garantiert der Staat innere und äußere Sicherheit.

        Ist dies nicht gegeben, kann man z.B. in Somalia studieren, welche Auswirkungen das hat.

        Ebenso: Der Kunde gibt dem Unternehmen Geld, damit das Unternehmen eine Leistung für den Kunden erbringt.

        Verletzt das Unternehmen seinen Teil der Vereinbarung, indem es das Kundeninteresse außer Acht lässt und nur darauf aus ist, Dividenden zu zahlen, dann wird das über kurz oder lang zurückschlagen. Entweder kommt ein Mitwerber, oder der Staat zerschlägt den Monopolisten, oder die Kunden verweigern den Konsum, etc.

        Es ist in erster Linie auch eine Machtfrage.

        Insofern meine ich, dass Prof. Malik sehr gute Gründe hat, den Shareholder Value zu verwerfen und stattdessen das Kundeninteresse in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen.

        Denn Wirtschaft ist ein soziales System, nicht ein mathematisches Modell.

        • Jürgen Clasen

          Die Balance und die Vereinbarungen zwischen Staat und Bürger sind schon lange vor die Hunde gegangen. Wie schon von mir geschildert, bekommen wir ein Stück Behördentollhaus praktisch jeden Tag von der ältesten
          Tochter als Leiterin einer Kita serviert. Mißbrauch
          der Prekariatskinder usw. Der Staat schützt nicht mehr
          und die Managements sind ähnlich vom SHV verblendet.
          Man ist auf sich selbst gestellt! Überall! Meine Kinder hatten Führerschein und Auto am 18.Geburtstag. Vorher, das Geld fürs nächtliche Taxi. Wer nicht so handelt, hat das Risiko, das alle Liebe und Zuwendung für den Nachwuchs zum Teufel gehen kann und man muss noch zusehen, das Täter zu Opfern stilisiert werden. Ich bin dabei nicht die Spitze eines Eisberges, sondern sehe heute, das die sensiblen Eltern ihren 9-10 (!) jährigen Nachwuchs immer noch zur Schule bringen und wieder abholen. Verringert die Gefährdungen selbst. Verwaltet Euer Geld selbst. Haltet Bares oder die speziellen Titel, die ich schon genannt habe. Meine „Winchester“ sind voll geladen und bisweilen höre ich schon das Pfeifen des Zuges. Er könnte noch einige Windungen vor sich haben. Schutz der Familie hat aber Priorität. Mit Geld geht das besser…

        • F. Malik

          Meine Gründe gegen den SHV sind unter anderem in meinem Buch „Die richtige Corporate Governance“ enthalten – aber auch in vielen anderen Publikationen, z.B. in Manager Magazin Online und vielen Zeitungsinterviews.

          • A.I.

            Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Aktivitäten des Hedgefondmanagers Einhorns, der Apple dazu zwingen will, seine großen Liquiditätsreserven an die Shareholder auszuzahlen?

            • F. Malik

              Es ist, als würde man einem Organismus das Blut absaugen … Solche Fälle gibt es aber immer wieder. In der Schweiz ging es in den späten 1990er Jahren der ABB so.

      • S. Müller

        Ich denke, Rappaport ist von einer Rahmenbedingung ausgegangen: Die Eigentümer wollen langfristig die Verantwortung tragen, die mit dem Besitz der Firma einhergeht. Dann bedeutet Gewinnmaximierung in erster Linie Fokus auf Kunden und Erhalt einer konkurrenzfähigen Substanz. Seine Abstraktion von Management auf Finanzzahlen ist aber zur Lenkung zu simpel.
        Soweit ich mich erinnere, hatte eine Umweltmodelldarstellung von Ihnen den Kunden hervorgehoben (Ihr Modell auf der Homepage und im Buch Corporate Governance leider nicht. Hat das einen Grund?). Und da der Kunde der einzige ist, der sein Geld überlicherweise nicht wieder haben will, zählt prioritär nur seine Zufriedenheit. Wenn er glücklich und bereit ist einen ausreichenden Preis zu zahlen, wird man – zwar nicht automatisch, aber mit Anstrengung – die anderen Umweltteilnehmer auch zufrieden stellen können.
        Ich habe mich nicht intensiv mit dem von Ihnen erwähnten Buch auseinander gesetzt. Aber ich verstehe, dass Herr Maucher klare Grundsätze vermitteln konnte, um die Energie des Unternehmen zu fokussieren. Unnötig komplizierte Finanzkennzahlen gehörten wohl nicht dazu…

        • F. Malik

          Ohne es zu wollen hat Rappaport die grösste Fehlsteuerung der Wirtschaft und daher auch von ökonomischen und sozialen Ressourcen herbeigeführt.
          Demgegegenüber sind alle meine Modelle und meine gesamte Managementlehre ausschliesslich auf das gesunde Unternehmen gerichtet, und dieses kann es nur geben, wenn es zufriedene Kunden hat.