Jubelmeldungen ändern nichts an wirtschaftlichen Tatsachen

F. Malik am Sonntag, 24.02.2013 um 9:05 Uhr
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Leise und zögerlich schleichen sich nüchterne Tatsachen in die geradezu euphorischen Jubelmeldungen der letzten Wochen über das Ende der Krise und den unmittelbar bevorstehenden unaufhaltsamen Höhenflug der Aktienmärkte.

Die ökonomischen Zahlen sind nicht gut! Die allgemeine Stimmung und die Jubelmeldungen in vielen Medien sind selbst deutliche Anzeichen, dass die Höhepunkte bevorstehen oder bereits überschritten sind. Es ist grosse Vorsicht geboten, denn was alle für wahr halten, ist nur selten richtig.

Wie ich öfter im Blog geschrieben habe: Nicht die Daten selbst sind entscheidend, sondern ihre Bedeutung. Wenn die Stimmungsindikatoren auf All Time Highs stehen, und die flüssigen Mittel der Funds beinahe auf All Time Low, dann sagt das gerade nicht aus, dass es nun so weiter nach oben geht, sondern dass wir an der Decke anstossen, weil unter anderem die zugeflossenen Mittel bereits voll investiert sind, und daher also keine Reserven mehr für weitere starke Preisschübe nach oben vorhanden sind. Dies sind nur zwei von vielen anderen Indikatoren, deren Botschaft dieselbe ist: Vorsicht und nicht auf Medien und Mehrheiten hören.

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8 Kommentare

  1. Brandmann

    Sehr geehrter Herr Professor Malik,

    die von Ihnen diagnostizierte Jubelstimmung und Euphorie kann ich nirgends erkennen. Im Gegenteil: Die große Krise ist immer und überall in (fast) aller Munde. Die herrschende Meinung ist bei uns ganz überwiegend pessimistisch, der Weltuntergang auf die eine oder andere Art praktisch beschlossene Sache (Alterung, Neue Eiszeit, Waldsterben, Aids, Ozonloch, BSE, Klimaerwärmung, Kapitalismus usw.) Vor diesem Hintergrund sind auch die jüngsten Stimmungsindikatoren zu sehen. Es gibt nirgends eine blinde Aktieneuphorie (und die Unternehmensbewertungen sind weit weg von ihren Allzeithochs!) Alles, was die Indikatoren tatsächlich zeigen, ist die Flucht aus den Rentenmärkten. Bezeichnend vielleicht auch: Das immer Gefahr signalisierende Argument „This time is different“ wird derzeit auch gar nicht von den Bullen, sondern von Bären wie Ihnen bemüht. Denn nichts anderes steckt meiner Meinung nach in dem Begriff „Transformation 21“: Alles wird anders, muss anders werden, und es steht kurz bevor. Als Vertriebsargument absolut akzeptabel, als gesamtwirtschaftliche Prognose sehr fraglich und eben auch nur eine düstere Prophezeiung unter so vielen. Viele Grüße!

    • F. Malik

      Ich habe nicht genügend deutlich gemacht, dass ich in meinem Blog die amerikanischen Märkte und die US-Stimmungslage meinte. Rund ein Dutzend der wichtigsten Stimmungsindikatoren (Market Sentiment) stehen auf oder in der Nähe der All Time Highs. Die angelsächsischen Medien – von Wall Street Journal über CNBC, Financial Times und Barrons – hatten in den vergangenen paar Wochen so gut wie ausschliesslich bullische Schlagzeilen. Die Probleme, die Sie nennen, sind natürlich real, werden aber emotional heruntergespielt.

  2. dr.achim weyers

    Glueckwunsch Herr Professor Malik, als Kontraindikator sind Sie wirklich
    unerreicht. Seit zweieinhalb Jahren schreiben Sie hier von einem bervorstehenden Einbruch der Kurse. Seitdem ist der Dax um mehr als 2000
    Punkte gestiegen. Und heute, puenktlich zu Ihrem Kommentar um weitere
    150 Punkte.
    Gruss !

    • NPuls

      Sehr geehrter Herr Dr. Weyers, möglicherweise ist es nur Wenigen bekannt, dass Prof. Malik seit >24 Jahren vor ganz bestimmten Entwicklungen warnt bzw. darauf aufmerksam macht.

      Gut in Erinnerung ist mir die Beschreibung des typisierten Verlaufs eines exponentiellen Wachstums, bei dem ein Wert von Low-Level startend nach einer Superperformance auf seine Ausgangsbasis zurückfällt. Das Wissen um solche Kurven zählt m.E. zu den Kybernetik-Basics, meist erläutert am Beispiel des Heuschreckenschwarms.

      Für die Betrachtung des DAX-30 stellen Sie mal auf http://www.finanzen.net/index/DAX/Historisch den Zeitraum von 01.01.1998 bis 25.02.2013 ein. Mit ein wenig Phantasie sind zwei Expokurven ablesbar. Für die Dritte, d.h. den jetzigen Zeitraum, fehlt nur noch der Absturz …

      Nun mögen Sie sich an der Börse auskennen und vielleicht eine bessere Erklärung, als die abstrakte Exponentialkurve haben.

      Wenn nicht, dann sei noch der Hinweis erlaubt, dass in der Beton-Gold-Branche (Immobilien) auch gerade eine solche Kurve am Wirken ist. Um das zu erkennen, schauen Sie besser nicht auf den amtlichen Baupreisindex. Der ist genauso untauglich wie der ständig geschönte DAX.

      Gruß aus dem Norden.

    • F. Malik

      Obwohl es darauf für eine grundsätzliche Einschätzung der Lage wirklich nicht ankommt, war Ihre Kontraindikation für heute nur von kurzer Dauer. Der Dow Jones steht nach seinem kurzen Höhenflug nach Eröffnung des Tradings nun 130 Punkte im Minus.

    • KMB

      wir haben gelernt, daß Umstrukturierungen im Hinblick auf die kommenden möglichen Veränderungen sehr viel mehr Zeit benötigten als wir dachten. Ein Haus ist z.b. unter Umständen erst binnen zwei Jahren verkauft. Winterholz zum Heizen muss zwei-drei Jahre vorher geschlagen + getrocknet werden- im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Es ist ein überraschender Lernprozess “learning by doing“.

      • F. Malik

        Liebe Frau Binder, Ihre Erfahrung ist für das Verstehen des Unterschieds von kurz- und langfristigen Betrachtungen sehr wichtig. Vielen Dank für Ihre Beispiele.

    • F. Malik

      Wie ich vor wenigen Tagen schrieb: Auch wenn es auf den Winter zugeht, können im Altweibersommer die Temperaturen längere Zeit auf sommerliche Werte steigen …