Optimismus – Pessimismus – Realismus

F. Malik am Mittwoch, 13.02.2013 um 7:57 Uhr
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Die Wörter „Optimismus“ und „Pessimismus“ sollte man für die Lagebeurteilung vorerst aus dem Sprachgebrauch ausklammern. Ich betone: für die Lagebeurteilung. Dafür darf es nur eines geben: nüchternen Realismus. Wer sich bereits für die Beurteilung der Lage von solchen Gefühlslagen den klaren Blick verstellen lässt, kann kaum zu vernünftigen Entscheidungen gelangen.  Was man dann aufgrund einer realistischen Lagebeurteilung tut, kann hingegen von grossem Optimismus geprägt sein, ja sogar von Kühnheit.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht in einer Diskussion oder bevorzugt auch von JournalistInnen gefragt werde, ob ich – oder warum ich – ein Pessimist sei. Meine Antwort darauf steht oben: Mit Wortkeulen und sentimentalen Träumereien erhalten wir kein Neues Funktionieren. Mit Nüchternheit und Klarheit hingegen hat man gute Chancen, die kraftvollen Stellhebel zu erkennen, die zu den nötigen grundlegenden Veränderungen führen.

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18 Kommentare

  1. Stefan Ludwig

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,

    wird es in absehbarer Zeit eine umfassende Lageanalyse und Vorschläge für Veränderungen von ihnen geben?

  2. Brummer, Birgit

    Lieber Herr Prof. Malik, ach wenn Sie doch einen Zaubertrank anbieten würden.
    Einen, der den nüchternen, logischen, ehrlichen Blick schärft! Mit Hilfe der
    Malik Alleinstellung versuche ich gerade, einen Geschäftspartner zu unterstützen, seine Krise zu meistern. Überwinden muss ich zunächst den Faktor „Zeit“ (der Alltag geht vor), dann das geringe „Wissen“ über Mitbewerber bzw. den Markt, und noch viel kritischer ist der „Mangel“ an Kenntnissen über den aktuell wesentlichen Kundenbedarf. Dieser ist nämlich
    extrem vielfältig geworden und muss über das Preisargument hinaus entdeckt
    werden.Das „Es lief doch bisher ganz gut“ reicht eben nicht für die gravierenden Veränderungen der Transformation. Und dann kommt der Angst- Faktor hinzu, weil Loslassen und Neuland betreten sehr vielen Menschen Angst bereitet. Solche Emotionen gehören eben auch nicht zum Unternehmer!
    Die Frage „Wie finanzieren wir die Zwischenzeit?“ kann ich allerdings gut nachvollziehen. Ein Rat bitte von Ihnen: Soll man die alten funktionierenden Tools noch mal promoten?
    By the way: Pessimismus würde ich im Leben nicht mit Ihnen assoziieren!

    • F. Malik

      Zuerst mal danke für den letzten Satz, der mich freut.
      Bezüglich alter Tools kommt es darauf an, was Sie meinen.
      Die EKS-Methode können Sie weiterhin promoten. In ihrer Wirkweise ist sie sehr modern. Ansonsten würde ich alte Tools nicht mehr einsetzen.

      • Brummer, Birgit

        Hmm, das geschieht, wenn man nicht eindeutig kommuniziert. Entschuldigung. EKS oder die aktuelle Version Alleinstellungs-
        Strategie ist klar strukturiert und wirklich hilfreich.
        (Siehe auch Ihren Artikel in der absatzwirtschaft 1/13: Sehr
        gut erklärt, toll für uns Leser!) Mit alten Tools meinte ich allerdings die alten Angebote des Unternehmens, das Innovationen
        dringend benötigt und damit zielgerichtet Alleinstellung aufbauen
        muss. Sollte man diese noch mal promoten, bevor das Neue am Markt umgesetzt ist und wirkt? Oder ist das eher kontraproduktiv?

        • F. Malik

          Wenn man das Alte weiterhin benötigt, weil Innovationen noch Zeit brauchen, so bleibt einem nichts anderes übrig, als es weiterhin zu promoten. Wenn man diese Situation erkennt, wird man sich aber auch um die Innovation kümmern. Die weit gefährlichere Variante ist, dass man glaubt, das Alte würde weiterhin erfolgreich bleiben, und man deswegen die Innovation versäumt.

  3. NPuls

    Lieber Herr Prof. Malik, eine für mich (Finanzlaien) brauchbare Lagebeurteilung sehe ich im Interview:

    http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anlagestrategie/otte-und-vorndran-im-interview-der-dreck-wird-fleissig-unter-den-teppich-gekehrt/7770094.html
    „(…) Im vergangenen Jahr ist der Dax kräftig gestiegen – um fast 30 Prozent. Ist denn noch viel zu holen?
    Otte: Also bitte, die Erholung der Aktienmärkte hat noch gar nicht richtig begonnen. Da haben wir noch eine lange Zeit vor uns.
    Vorndran: Es heißt immer, der Dax notiere in der Nähe seiner Höchststände. Aber das stimmt gar nicht. Beim Dax werden alle Dividenden eingerechnet. Nähme man die raus, dann stünde der Dax deutlich unter 5.000 Punkten(…)“

    IHRE Aussagen werden hier m.E. im Kern bestätigt, allerdings nicht mit der Schärfe, Klarheit und Weitsicht, wie SIE sich äußern. Das mag letztlich daran liegen, dass die Herren immer noch auf Leute angewiesen sind, die ihnen ihr Geld anvertrauen. Deswegen gehört zur Lagebeurteilung, insbesondere wenn man sie auf Fremdangaben abstützt, die Quelle der Informationen, Intentionen der Informanten sowie Methoden der Aufklärung/Datenerhebung.

    • F. Malik

      Die Quellen und deren Interessenlagen zu kennen ist unverzichtbar, wie Sie richtig sagen, weil dies den Charakter von Informationen völlig verändern kann. In den jüngsten 20 Jahren sind viele Ökonomen auf den Beraterlisten der Wall Street-Banken gestanden. Dreimal darf man raten, wessen „Lied sie gesungen“ haben. Daher ist Vieles als hochwissenschaftlich geprüft und bewiesen in die Medien gelangt, was höchst zweifelhaft und teilweise schlichtweg Marketing war.

  4. Jürgen Clasen

    Bemerkenswerter Beitrag:
    http://www.wiwo.de/finanzen/boerse/finanzmaerkte-mit-volldampf-in-den-naechsten-crash/7748398.html
    Zeigt auf, wie es immer wieder dazu kam, das bei den Anlegern die Sicherungen durchgingen. Basis jeder nachhaltigen Korrektur, sind die Kreditberge die über die märchenhaften Assets gelegt werden. Warren Buffet
    scheint seine Reserven in den Ring zu werfen und kauft Ketchup. Vor diesen Produkten und den dazu gehörigen üblen Hackscheiben hätte ich persönlich schon eine tiefe Abneigung… Aber ein gescheite Frikadelle verbreitet keinen Gestank, riecht appetitauslösend und verträgt gar keine übersüsste säuerliche Tomatensoße. Aber die Lage ist klar. Wir warten im wilden Finanzwesten an einem Bahnhof, feilen uns die Nägel… Wenn der Zug eintrifft, geht die Ballerei los…Einziges Problem ist dabei, der Zug kennt keinen zeitlichen Fahrplan…
    Trifft ein, wenn keiner mehr mit seiner Ankunft rechnet.

  5. Brandmann

    Sehr geehrter Herr Professor Malik,

    zu einer realistischen Beurteilung der Gesamtlage gehört auch: Es herrscht in Europa kein Krieg zwischen den Völkern. Die Menschen können überall ausreichend mit Nahrung versorgt werden. Es grasssieren derzeit keine großen Seuchen (abgesehen vielleicht von der jüngsten Grippewelle, aber bitte.) Stürme, Erdbeben, Vulkanausbrüche kommen vor, fallen bei uns jedoch meist moderater aus als z.B. in Japan oder China. Einer äußerer Feind wie einst die UdSSR ist nicht auszumachen, vielmehr sind Russen oder Chinesen heute wichtige Handelspartner. Wann hat es eine solche Konstellation schon einmal gegeben? Wie oft haben wir schon vor viel größeren Herausforderungen gestanden? Beste Grüße

  6. AWF

    Marc Faber unterstützte bei seiner Rede in Zürich die Deflationisten. Das Schuldengebirge wird irgendwann in den nächsten Jahren zusammenfallen, und die Preise werden auf breiter Front sinken müssen. Dabei könnte es aber auch sehr schnell gehen: Bekanntlich haben in so einem Fall die meisten Teilnehmer der Wirtschaft immer weniger Geld, was für den Staat bedeutet, dass er immer weniger Steuern einnehmen kann. Wenn aber der Staat bankrott zu gehen droht, muss er sich durch Installieren einer neuen Währung, evtl. nach politischen Unruhen, aus der Situation retten. (Gelddrucken würde wohl nur neue Probleme schaffen und das Ende verzögern, da sich immer mehr Schulden im Staat konzentrieren–ausser, die Notenbank „schenkt“ dem Staat Geld.) So wäre auch das Halten von Bargeld ab einem gewissen Punkt riskant. Teilen Sie die Meinung, dass es ein Fehler wäre, durch die ganze Deflationphase hindurch Bargeld zu halten? Wichtig wäre es dann, den Moment zu finden, um aus dem Bargeld auszusteigen.

    • F. Malik

      Zum Thema „Wie lange Bargeld in der Deflation?“ finden Sie viele Postings und meine Antworten dazu in diesem Blog. Bis zum Ende darf man es nicht halten. Währungsreformen waren immer auch eine der Massnahmen, um sich von Schulden zu befreien. Aber noch stehen wir erst am Anfang der Deflation. Rein theoretisch könnte eine Währungsreform auch sehr schnell kommen. In einer globalisierten Welt gibt es dafür aber viele technische Schwierigkeiten.

      • Ludwig Fröch

        Sehr geehrter Herr Prof. Malik,
        was meinen Sie mit „Bis zum Ende darf man es nicht halten.“? Wie kann man aus Bargeld aussteigen?
        Freundliche Grüße
        Ludwig Fröch

        • F. Malik

          Indem man dann, wenn die Zeit dazu gekommen ist, Sachgüter und Sachwerte kauft, also z.B. Immobilien, Aktien und Unternehmen.

          • Wolfgang Kirchner

            Ich hätte eine Verständnisfrage zu einer Währungsreform. Angenommen es gibt bei der Währungsumstellung einen Kurs 2 EURalt = 1 EURneu. Dann würden doch nach der Währungsumstellung alle Preise und Kurse in der neuen Währung notieren. D.h. sämtliche Preise für Aktien, Rohstoffe, Immobilien etc. halbieren sich. Wo ist der Unterschied ob ich vor der Währungsreform kaufe und die Preise halbieren sich danach, oder ich nach der Währungsreform kaufe und nur halbsoviel Geld habe?

            • F. Malik

              Währungsreformen können je nach Wirtschaftslage – Inflation oder Deflation – sehr verschieden sein.
              Da wir es heute mit Deflation zu tun haben, müssen die Schulden und die Forderungen weggebracht werden. Die Preise von Gütern müssen sich aber nicht gleichsinnig bewegen. Die Preise fallen in einer Deflation von allein – zuerst die Sachwerte und dann auch die Konsumgüter.
              Vermutlich steht eine Währungsreform erst in einer späten Phase an. Bis dahin wird Geld in einer Deflation immer mehr wert, weil die Preise eben sinken. Schauen Sie derzeit z.B. aufs Gold, aber immer stärer auch auf Immobilien. Daher kann man vorerst mal immer günstiger kaufen. Man muss die Entwicklung aber sehr wachsam verfolgen.

          • Ludwig Fröch

            Könnten Sie sich auch eine Währungsreform in der Schweiz vorstellen?

            • F. Malik

              In der vor uns liegenden Zeit ist fast alles möglich. Die Schweiz wird aber zu einem solchen Mittel nur in letzter Not greifen.
              In der letzten vergleichbaren Situation hat die Schweiz den Franken erst 1936 abgewertet, damals um 30 Prozent.