Deflationssignal Zypern – überflutet von Komplexität

F. Malik am Sonntag, 24.03.2013 um 16:57 Uhr
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Die letzten paar Tage haben am Beispiel des kleinen Zypern wie durch ein Vergrösserungsglas Dimensionen der Gesamtlage zutage gebracht, die bisher vielfach vernachlässigt oder übersehen wurden. Zypern hat wirtschaftlich für Gesamteuropa eher geringe Bedeutung. Auch die involvierten Summen des Rettungspakets sind im Vergleich zu bisher klein.
Aber man konnte deutlich wie selten zuvor sehen was Deflation ist, wie vernetzt und komplex alles ist, wie orientierungslos man in der Politik ist, wie wenig ökonomische Massnahmen allein zu leisten vermögen und wie die sozialen und politischen Problemlösungsmechanismen leer drehen, selbst wenn man doch noch einen überhasteten Kompromiss zustandebringt. Eine wirkliche Lösung wird das kaum sein. Hinten und vorne fehlen die nötigen Tools für das kontrollierte Umgehen mit hochkomplexen Situationen.

Es wird auch drastisch klar, dass letztlich die Gläubiger abschreiben müssen. Das gehört zur Natur der Deflation. Dass es schon in einem doch noch so frühen Stadium auch die Sparguthaben trifft zeigt drastisch, wie prekär die Lage wohl sein muss.

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40 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Wenn man keine einheitliche Regeln für alle Institute mehr formulieren kann, ist man für meine Begriffe am Ende. Eine einseitige Mehrbelastung für Kunden einer Bank, 4 x soviel wie für den Rest, was soll das sein, ausser Willkür? Nach dieser Rosskur wird Zypern noch ein größeres Problem
    sein als zuvor. Wer noch alle Tassen im Schrank hat, holt dort sein Geld von der Bank. Zu vorderst die Ausländer, die man dort wohl mit einer Sonderrasur beglücken will. Bei Auflösung von Konten, werden Vermögens-werte unter den Hammer kommen und das tut deren Preise garnicht gut. Man wird sehen, ob das weit über Zypern hinaus wirkt. Alle sollten gewarnt sein. Versprechungen, Zusicherungen, jetzt geltende Gesetze, sind im Zweifelsfall natürlich nicht das Papier wert auf dem sie stehen. Jedenfalls
    sehe ich eine Stümperei der Sonderklasse und sie läßt darauf schließen, das
    alles was man bislang zustande gebracht hat auch nicht viel besser- und
    Vertrauen in künftiges Handeln nicht angebracht ist. Nur Deutschmichel wird weiter im Tiefschlaf verweilen.

    • F. Malik

      Sie haben Recht – die Stümperei ist das Schlimmste …

      • SD

        Aus dem Negativen, Positives ziehen, ist auch eine Möglichkeit mit Tatsachen umzugehen. Zypern bietet allen (Postern, Lesern, Maliks ;-)) die Chance alle Inflationisten in ihrem Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis mit der Nase auf die Deflation zu stoßen. Und wer es dann noch immer nicht glaubt, der sollte sich auch mal in der ARD Nachrichten ansehen, wenn dort berichtet wird, wie die Bürger auf Zypern ihre Goldbestände verkaufen, um Geld für Lebensmittel zu erhalten (Sicherlich nicht zu Toppreisen).

        • Ert

          @SD

          Gold zu halten – aber nicht genügend Bargeld/Cash für 4-8 Wochen in kleinen Scheinen, das mutet ja nun wirklich absurd an. Und auch keine Konserven? Da hat dann irgendwer falsch „gepreppert“

          Dennoch – irgendwann müssen die Forderungen, die schon längst hätten abgeschrieben werden müssen, aus dem dem System entfernt werden.

          Ob die Methode Zypern geschickt war – darüber kann man streiten. Insbesondere da hier Konten/Cashbestände von Unternehmen anscheinend nicht extra berücksichtigt werden/wurden. Aber irgendwann müssen uneinbringbare Forderungen eben abgeschrieben werden – und damit wird eben auch Geld vernichtet.

          Vielleicht wird dieses Ereignis noch einiges Geld loseisen. Dann haben wir das finale Eingeständnis noch ein paar Tage später. Bis zur Bundestagswahl dürfte es aber zumindest in D ruhig bleiben.

          • SD

            Es wird nicht Geld vernichtet sondern Forderungen und Sachwert, was ein gravierender Unterschied ist. Ich darf auch erinnern, dass offizielles Zahlungsmittel Bargeld ist (Artikel 103 wenn ich nicht irre), von Buchgeld wird hierbei nicht gesprochen, welches schlicht nur Forderungen gegen die Bank sind, und sonst nichts weiter. Grüße SD

      • Ludwig Fröch

        Ist es tatsächlich Stümperei oder ist Zypern ein Testmarkt für einschneidende Maßnahmen?

        • F. Malik

          Vielleicht ist es in wechselnden Anteilen beides zugleich. Jedenfalls schliesse ich nicht aus, dass Testversuche gemacht werden. Vieles deutet aber auch auf Stümperei, darunter die willkürliche 100 000-Euro Grenze.

  2. Jörg Willmann

    Sehr geehrter Herr Malik,
    das es Deflation geben wird, sollte spätestens jetzt niemand mehr bezweifeln. Obwohl die Deflation schon seit Längerem in fast allen südeuropäischen Ländern beobachtet werden kann.
    Mir stellt sich allein die Frage nach dem Zeitpunkt, wann es zum Crash kommen wird? Ich hatte den Punkt eigentlich schon zum Ende des letzten Jahres erwartet. Wann wird nach Ihrer Einschätzung dieser Punkt erreicht werden? Und welche Gründe gibt es für für diese „Verzögerung“? Oder ist es aufgrund der Komplexität schier unmöglich?

    Vielen Dank nochmals für den sehr aufschlussreichen blog.

    Jörg Willmann

    • MCO

      Um es mit PCM zu beantworten: Der Crash ist dann da, wenn des Vertrauen der meisten Gläubiger schwindet, dass Forderungen noch bedient werden können.
      und
      If you panic, please panic first.

    • F. Malik

      Das Wichtigste ist rechtzeitig genug vorbereitet zu sein. Bei einer so instabilen Lage sollten Timing-Fragen zurückgestellt werden. Es kann schon morgen so weit sein, oder auch noch ein paar Wochen oder Monate dauern. Im Nachhinein kommt es darauf nicht wirklich an.

  3. NJPuls

    Lieber Herr Prof. Malik, die deflationäre Entwicklung ist auch in einer der letzen verbliebenen Bastionen spürbar: es mehren sich die Zeichen für das Ende des Baubooms und das Sinken von Immobilien- bzw. Baupreisen in Deutschland.

    Bloomberg meldet >> Private-Equity-Investoren wie Blackstone Group LP und Goldman Sachs haben in Deutschland derzeit den größten Wohnimmobilienbestand seit ihrem Markteintritt 2005 zum Verkauf stehen – ein Anzeichen, dass die Preissteigerungen ihren Höhepunkt erreicht haben. Insgesamt wollen Investoren sich von Wohnungen und Beteiligungen an Immobiliengesellschaften im Wert von mindestens 5 Mrd. Euro trennen. <<

    Interessanterweise trennen sich die Investoren genau von dem Sektor, dem zurzeit nach Meinung vieler selbsternannter Experten „die Zukunft“ gehört: Wohnimmobilien. Warum wohl? Weil es nichts zu verdienen gibt, oder die Risiken ausufern? Ein besonderes finanzielles Risiko könnte die anstehende Energieeffizienzsteigerung von Gebäuden sein …

    Zypern war nur ein Vorgeschmack auf das nun kommende Szenario, bei dem auch Deutschland als Globalgarant nicht ungeschoren davon kommen wird.

    • F. Malik

      Sehr wertvolle Beobachtungen, Herr Puls, besten Dank.

  4. Matthias Röderstein

    Auch in folgendem Fall sind viele Merkmale erkennbar. Allerdings sind die ohne die theoretischen Grundlagen, die hier im Blog vermittelt werden, nicht verstehbar. Deswegen werden die Wirtschaftspresse ebenso wie die Politiker und Wissenschaftler leider weiter im Nebel stochern.

    Wölbern Invest will Dutzende Fonds auflösen und Immobilien im Gesamtwert von 1,4 Milliarden Euro verkaufen. Argumentation: angesichts wachsender Marktrisiken insbesondere in den Niederlanden drohenden Schaden von den Anlegern abwenden zu wollen. Aber: Wesentlicher Grund für die aktuellen Verkaufsvorbereitungen ist offenbar vor allem auch der wachsende Druck der Gläubigerbanken. Bei 80% der das Paket speisenden Fonds liegen den Hamburgern nach eigenen Angaben Schreiben der Banken vor, in denen diese dazu auffordern, keine Ausschüttungen mehr zu leisten und stattdessen Sicherheiten aufzubauen und Sondertilgungszahlungen vorzunehmen. Dem Vernehmen nach drohen bei einer Fülle von Fonds Leerstände oder aber Mietniveaus, die erheblich unter den Prognosen liegen.
    Quelle: http://www.immobilien-zeitung.de/1000013499/woelbern-invest-macht-bei-milliardenverkauf-ernst

    • F. Malik

      Ohne eine solide Theorie-Grundlage sind die Signale voller Widersprüche und nichts passt richtig zusammen.

  5. Jürgen Clasen

    Hoho… die Zwangsabgabe beträgt 30% oder besser gesagt bis zu 30%. Da ist es vielleicht besser 99999 Euro zu besitzen als 100000…Sehe hier nirgens ein geordnetes Verfahren, quasi Lastenausgleich über alle Vermögenswerte . Weiss der Geier, wie es dort den Unternehmen ergeht, wenn denen plötzlich solche Differenzen in das Cashmanagement reinregnen. Was werden diese Leute jetzt lernen ? Kasse täglich aus den PIIGS abziehen. Nur noch unvermeidliche Mittel vor Ort halten. Vermögensanlagen haben dort garnichts zu suchen. Da möchte man sich lieber von Dr. Eisenbart behandeln lassen, als dort zu investieren. Kein S und kein I. In D und anderen Euro-staaten raucht man wohl ein Kraut, was das Denkvermögen erheblich einschränkt. Deshalb schenke ich der BRD das Prädikat: Nachtwächterstaat
    deutscher Nation. Nicht der Erste, der soundso vielste. Sie vergehen und
    kommen wieder und bilden so eine nachhaltige Erbfolge.

    • Thomas Moroder

      Es werden wohl eher 40-50+% Haircut werden, v.a. wenn man berücksichtigt, dass dieses Kapital ja in Zypern als Eigenkapital der Bank gebunden bleiben soll. D.h. jeder der kann, wird Geld abziehen, die Bank of Cyprus hatte Ende 2012 schon ca. 22% notleidende Kredite, die in der Zwischenzeit sicher nicht geschrumpft sind. Der anstehende Bank-Run, evt. weitere schlecht durchdachte Massnahmen und der Schaden für die Wirtschaft Zyperns wird die Verluste noch erhöhen.

      So wie es aussieht werden wir noch einige Bank-Runs im neuen Jahrtausend sehen, wer hätte das gedacht.. und das soll ja jetzt die Standard-Prozedur in der EU sein (Dijsselbloem).

  6. Christian Zachmann

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Interessant fand ich folgenden Artikel:
    http://www.zerohedge.com/news/2013-03-25/have-russians-already-quietly-withdrawn-all-their-cash-cyprus
    Evtl. wurde also wirklich vorrangig intendiert, lokale Mittelschichtsersparnisse verfügbar zu machen. – Dies erscheint schon ziemlich verzweifelt.
    Das Dijsselblom-Interview ist auch geeignet, eine zu optimistische allgemeine Erwartungshaltung „herunterzuregeln“.
    Vielleicht ist nun ein Punkt erreicht, an dem die Hoffnung einer Krisenlösung durch Reinflationierungsversuche tatsächlich begraben worden ist – und man sogar allmählich damit beginnt, dies vorsichtig zu kommunizieren.
    Abseits davon deute ich persönlich die leitenden US-Indizes so, dass anscheinend die gewohnten Wege der Distribution an Tops diesmal irgendwie nicht recht zu funktionieren scheinen… Verbissen unterbindet man also bis auf weiteres alle gesunden Korrekturansätze…
    Ich würde überrascht sein, wenn der Herbst erreicht wird, ohne dass es vorher zu deflationären Schocks kommt. (Wobei – offen gesagt – mein Positionseröffnungstiming in den letzten drei Jahren zu wünschen übrig ließ.)

  7. Friedrich Ostermann

    Ihrem ersten Satz stimme ich vollumfänglich zu. Bei der Frage, ob bei zu beobachtenden Rettungssituationen das Fehlen von geeigneten Tools die entscheidende Rolle spielt, sind wir auseinander. Was fehlt, sind Politiker, die ein gemeinsames europaisches Zielbild über nationale Interessen stellen und als Führungsfiguren in der Lage sind, andere auf dem Weg dorthn mitzunehmen.
    Zypern ist erst 2004 Mitglied der EU geworden- die Vorwürfe in Bezug auf das fragwürdige geschäftsmodell des Landes waren da bereits bekannt ….. und wurden geduldet. Ebenso wie die Verfehlungen aller anderen EU Partner in Bezug auf die selbstgesteckten Ziele und Regeln. Was wir gerade beobachten können, ist m.E. das Fehlen eines europäischen Governance Modells, aber nicht das Problem einer überbordenden Komplexität.
    Die Aktionen erfolgen auf der Symptom- Ebene und sehen leider eher willkürlich als nachvollziehbar aus. Es sollte wohl ein Exempel statuiert und das politische Aussenbild verbessert werden.

    • F. Malik

      Ein wirksames Governance Modell fehlt eben deshalb, weil die Komplexität so enorm ist und weil man keine tauglichen Methoden und Tools hat, um unter diesen Bedingungen eine Lösung zu finden. Mit herkömmlichen Mitteln lässt sich das nicht machen.
      Die Formel n(n-1) gibt eine Ahnung dazu: Zwischen 27 Staaten gibt es 27×26 Beziehungen. Das sind rund 700. Jede dieser Beziehungen kann zusätzlich noch viele verschiedene Zustände haben. Wenn wir nur die einfachste Version nehmen, nämlich 2 Zustände = dafür und dagegen, dann haben 2 hoch 700 mögliche Zustände, die mit den üblichen Verhandlungsmethoden unter ein Dach gebracht werden sollten. Dies noch dazu in 27 verschiedenen Sprachen …

      • A.I.

        Diese Art von Komplexität, wie Sie sie beschreiben, ist ja auch in anderen Disziplinen seit langem bekannt.

        Sie machen mich wirklich neugierig, wie Sie das angehen. Haben Sie ein quantitatives Modell?

        • F. Malik

          Ich habe dafür mehrere Tools, darunter auch quantitative. Allerdings ist Komplexität mit Quantifizierung nur teilweise zu fassen.

      • Robert Baumann

        Hallo Herr Professor,

        falsch: bei 27 Staaten gibt es exakt 351 Verbindungen aus mathematischer Sicht.
        Ich rechne Ihnen dies gerne vor.
        LG Baumann

        • F. Malik

          Lieber Herr Baumann, ich erwarte gerne Ihre Rechnung, vermute aber worauf diese hinausläuft.
          Die Formel lautet aber nicht, wie man auf den ersten Blick glaubt, n(n-1)/2 sondern n(n-1), weil die Beziehungen nicht symmetrisch sind.
          Die Beziehung, die Deutschland mit Italien hat, ist nicht dieselbe, wie die von Italien mit Deutschland – genauso, wie die Beziehung zwischen mir und meinem Sohn nicht dieselbe ist, wie die seine zu mir. Es sind hier also 702 Beziehungen.
          Aber selbst wenn es „nur“ 351 wären, wäre das noch immer viel mehr, als man mit herkömmlichen Methoden regulieren kann.

          • Robert Baumann

            Verehrter Herr Prof.,

            Sie haben recht: Ich dachte nicht daran, daß Sie von der Asymmetrie
            der Beziehungen ausgehen. Berücksichtigt man dies ist „Ihre“ Formel
            korrekt. Na dann 🙂
            LG Baumann

            • F. Malik

              Besten Dank für Ihre Antwort. Dieser Aspekt wird häufig übersehen.

      • Jürgen Clasen

        Ja, Sie haben völlig recht, das ist auf einer so vielfältigen Basis nicht zu managen. Mehr Sinn machen da Grundsätze des Handelns. Diese Grundsätze gelten dann für alle gleich und
        machen es relativ einfach. Zum Beispiel wissen alle meine Freunde
        und Bekannten, das ich nicht für Ihre Schulden bezahle. Basta.

  8. Werner O.

    Zypern zeigt doch auch etwas sehr positives. Endlich geht es den reichen Pfeffersäcken auch mal an den Kragen. Finde ich sehr gut, dass endlich Gläubiger und Aktionäre von Banken für den Mist den sie verzapft haben aufkommen müssen. Das sollte Schule machen.Man sollte sich halt vorher überlegen wem man Geld leiht oder an welchen Unternehmen man sich beteiligt.
    Kann ja wohl nicht sein, dass mit immer neuen Rettungsaktionen lediglich den Reichen .. das Vermögen …gerettet wird. Ich wäre auch für eine Zwangsabgabe für Reiche (Geldvermögen > 5000.000,– Euro) von mindestens 60%. Dann wäre dieses ganze Krisengelaber endlich vorbei.

    • A.I.

      Nun, es ist ein Fall bekannt geworden, wo zwei Jungunternehmer in Nikosia einen Kredit über 4 Millionen Euro aufgenommen hatten, um ein Bauvorhaben zu finanzieren.

      Zum Zeitpunkt des Beschlusses befand sich das Geld auf deren Konto. Davon soll nun ein erklecklicher Anteil eingezogen und ein anderer eingefroren werden.

      Gleichzeitig standen sie bei der Bank mit 4 Millionen in der Kreide, wogegen sie Klage einlegten.

      Es schadet zuweilen nicht, etwas differenziertere Sichtweisen anzunehmen.

    • Jürgen Clasen

      Der eigene Stamm sollte für die Fehler einstehen müssen. Investoren sollten für ihre Fehler gerade stehen. Das erzieht ungemein. Wir leben aber in einer
      total bescheuerten Welt. Der Papst ist so frei, jungen Strafgefangenen die Füße zu waschen. Was denkt sich der junge Strafgefange dabei? Habe alles
      richtig gemacht. Selbst der Papst wäscht mir die Füße. Oder ?
      Wenn sich die fehlgeleiteten Investoren, Banken, Versicherungen immerfort mit dem Geld anderer Leute die Füße waschen lassen, was denken sie darüber? Wir können alles machen, die Medien und Regierungen kaufen, und uns von unseren Sünden reinwaschen lassen. Wenns nicht so richtig klappt, lassen wir von den Politikern eben eine schöne Wirtschaftskrise/Krieg an die Wand malen, das allen ein Schauer über den Rücken läuft. Wer seinem Nachbarn in der Not hilft,kommt in den Himmel. Wer per Schuldenunion seinem Nachbarn immerfort die Schulden abnimmt, kommt in die Hölle.
      Frohe Ostertage!

      • KMB

        Lieber Herr Clasen,
        der Pabst hat die Gefangenen nicht freigelassen ! Er hat ihnen NUR vergeben . Die Konsequenzen des Tuns auf der “realen EBENE“ bleiben aber die Seele des Menschen kann aufatmen und muss nicht gleich in die Hölle. 🙂 Küng ordnet das ganz gut und universell in “seinem Weltethos“ : http://www.cicero.de/salon/hans-k%C3%BCng-wir-brauchen-ein-universales-ethos/54017. Hoffen wir, daß ein besseres Verständnis des momentan komplexen globalen Misswirtschaftssystems etc. uns alle vor der Hölle bewahrt. beste Grüße KMB

        • KMB

          sorry : natürlich der Papst im Vatican…..

      • Ludwig

        Sehr geehrter Herr Clasen, ich habe ein gewaltiges Problem damit, wenn die Banken und Versicherungen als Alleinschuldige dargestellt werden. Die Regierungen sind für die Rahmenbedingungen der Banken, Versicherungen aber auch der Wirtschaft verantwortlich. Die Unternehmen, welche das Schaufeln des Mammon als Alleinseligmachend betrieben haben, koste es, was es wolle, haben sich massiv an der Schaffung der aktuellen Umstände beteiligt. Und nicht zuletzt haben sich große Teile der Bevölkerungen aller Länder bis zum letzten Knopf und darüber hinaus verschuldet und gelebt, als ob es kein Morgen gebe.

    • Ludwig

      Pardon – aber zu meinem Verständnis: Jemand, der sich EUR 150.000 erspart hat, aber in einer Mietwohnung lebt, ist ein „reicher Pfeffersack“, dem es „an den Kragen“ gehen soll? Ein anderer, der zwar wenig Erspartes, jedoch ein Haus im Wert von EUR 400.000 besitzt, ist kein Reicher, und muss sich daher an der Sanierung des Staates nicht beteiligen? Da fehlt mir die Logik.

  9. Robert S.

    Sehr geehrter Herr Werner O.,
    würden Sie auch so dumm daherreden wenn sie selber reich wären?
    Paul. C. Martin schrieb ja schon damals in weiser Voraussicht, dass am Ende ,,Schuldige“ präsentiert werden müssen, nämlich die Reichen und die Unternehmer.

  10. NJPuls

    Es wäre m.E. zielführend, wenn alle gleichermaßen verstehen würden, dass es unter Komplexitätsbedingungen keine „Schuldigen“ und „Nichtschuldigen“ für irgendetwas geben kann. Mit Diskussion dieser Art wird nur Zeit vertan und sie kann sogar sehr gefährlich werden, dann nämlich, wenn sich bestimmte Gestalten das zunutze machen. Hatten wir schon anno 1789 und nicht zuletzt 1933.

    Wenn überhaupt, gibt es soetwas wie „Komplexitätskompetenz“ bzw. „systemisches Verständnis“ von Entscheidern. Angesichts diverser Desaster (Ernährung / Finanzen / Umwelt- / Klima, Bildung dgl.) fehlte es offenbar auf höchster Ebene, aber auch Normalbürger verfügten bisher nicht über das notwendige Wissen, um dem Treiben durch Abwahl oder Nichtbeteiligung ein Ende zu bereiten.

    Diese Fähigkeiten müssen, wenn sich wirklich etwas bessern soll, sehr schnell und auf breiter Front in allen Schichten der Bevölkerung entwickeln. Prof. Malik + Syntegrationsteam zeigt mit seinem Einsatz in Griechenland genau den richtigen Weg.

    Fragt sich nur, wie schnell es gelingt die Entwicklung voranzutreiben, damit Rattenfänger keine Chance bekommen, ihr Unwesen zu treiben …

    • Herbert S.

      Komplexitätslücken – ein sehr gutes Stichwort … John Casti hat das in seinem Buch X-Events sehr gut beschrieben. Leider haben wir diese derzeit in sehr vielen Bereichen und das fatale daran ist, dass wir noch dazu alles miteinander vernetzt haben, so dass sich ein Fehler im System auf viele Systeme ausbreiten kann. Es ist nun die Frage, was zuerst den Dominostein zum Umfallen bringen wird.

      Eine Hauptursache für diese Entwicklung sehe ich in der nicht reichweitenbegrenzten Vernetzung – in all unseren Lebensbereichen. Ich fürchte, eine der größten Bedrohungen für Europa ist derzeit – neben dem Finanzkollaps – der Kollaps des europäischen Stromversorgungssystems (Blackout). Kaum beachtet würde ein solcher Kollaps verheerende Folgen für unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem nach sich ziehen. Das Positive daran ist noch, dass große Hoffnung besteht, dass die Versorgung in absehbarer Zeit wieder hergestellt werden kann. Der Schock für die unvorbereitete Gesellschaft wird aber enorm sein. Ganz abgesehen davon, dass wir hier gerade eine der größten Infrastrukturbaustellen im Realbetrieb aufbauen (Stichwort: „Smart“). Siehe auch http://www.cybersecurityaustria.at/index.php/blog/

      • F. Malik

        Zum Komplexitätsmanagement gehören Vernetzen und Entflechten gleichermassen.
        Man muss u.a. auch eine „Firewall“ einführen und Sollbruchstellen, um Syteme zu stabilisieren etc.

    • A.

      Wir sollten uns wieder mit den Ursachen der Finanzkrise beschäftigt: dem Verleihen von Geld. Das tun hauptsächlich (nicht ausschließlich) Institutionelle. Diese Institutionellen haben dem Häuslebauer in USA und den Regierungen der PIIGS viel Geld geliehen. Dadurch haben sie Chancen und Risiken generiert. Solange sich die Chancen realisiert haben, verblieben die Gewinne bei den Institutionellen bzw. deren Aktionären/Anleihengläubigern. Als sich Risiken realisierten, wurden die Verluste sozialisiert, der Steuerzahler musste einspringen. Dies, weil die betroffenen Institutionellen vermeintlich systemrelevant, too big to fail, sind. Ein Unternehmen, das die eingegangenen Risiken nicht zu tragen vermag, hat aber am Markt nichts verloren. Ein funktionierendes Insolvenzrecht für den Bankensektor würde uns der Lösung des Problems einen großen Schritt näher bringen, vielleicht verbunden mit Erleichterungen bei der Neugründung von Banken. Den Rest regelt der Markt! So entstünde ein sich selbst regulierendes System, das keiner/wenig Aufsicht und Kontrolle bedarf.

      • Blum

        Selbstregulationsidee:

        jedes Geschäft von jeder Institution darf getätigt werden, wenn sie bestätigt, dass sie nicht systemrelevant wäre, wenn sie pleite ginge. Dass sie also dieses Risiko vollumfänglich trägt.

        Was nicht mehr gelten darf, ist natürlich so eine Bewertungsschummelei wie aktuell bei Staatspapieren und allerart geheimnisvolles Gewichten von ominösen „sicheren“ Risiken.

        Einfach hopp oder topp. Das würde die Geschäfte selbst regulieren.

        Einlagensicherung für Großanleger – hopp. Wie im Casino. Wer verliert, hat verloren, eingesetzt wird Eigenes. Keine Diskussion.

        Erwachsene bringen das doch Kindern bei: kümmere Dich um Deinen Kram, nicht frech sein und dann hinter Mamas Rockzipfel verstecken wollen.

        Wann werden die Jungs denn erwachsen? Und welche Erwachsenen sind denn noch unterwegs?

        Wollte nicht gerade Dijsselbloem etwas ehrlich und gerade werden? Er hat sich nicht richtig getraut, es war ungewohntes Gebiet. Doch seine Intuition war richtig: verbinde Verantwortung mit Schaden!

        Erstaunlich: Daniel Kühn vom Traders Journal rät zu Bargeld, ebenfalls etwas unsicher, aber die Logik greift langsam durch.

    • F. Malik

      Sie sagen etwas enorm Wichtiges, Herr Puls. Die Suche nach Schuldigen würde in eine Katastrophe führen. Französische Revolution und der 2. Weltkrieg … Zum Glück können die Lösungen diesmal ganz anders sein.
      Die Griechenland-Ergebnisse sind sehr ermutigend, obwohl es noch zu früh ist, über Einzelheiten zu sprechen. Besten Dank für Ihren Beitrag.