Zugriff auf Sparguthaben zur Rettung von Zypern

F. Malik am Samstag, 16.03.2013 um 13:53 Uhr
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Nun passiert, was ich oft im Blog dargelegt habe: Das „heilige“ Prinzip, dass Sparguthaben sicher sind, wird gebrochen. Sparer müssen Abgabe zahlen, bekommen also ihr Geld, das sie auf der Bank sicher wähnten, nicht zur Gänze zurück. Rund 10% sollen sie für Guthaben von mehr als 100’000 als Abgabe (=Sondersteuer) für die Rettung Zyperns bezahlen. Bei Guthaben von unter 100’000 sind es rund 7%. Wer jedoch Cash zu Hause hat, wie ich es seit langem empfehle, bleibt vorerst verschont.
In Italien hat Monti allerdings schon länger das Zahlen mit Bargeld beschränkt. Beide Massnahmen – Sondersteuer und Barzahlungsbeschränkung – könnten auch zusammen eingeführt werden. Gleichzeitig will man jedoch auch die Wirtschaft ankurbeln und Wachstum schaffen. Die Absurdität dieser Massnahmen brauche ich kaum weiter auszuführen … Deflation pur, nun sogar durch die Politik aktivst herbeigeführt.

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21 Kommentare

  1. MCO

    In diesem Zusammenhang machen auch die vor einigen Jahren veränderten Bank AGB in der BRD in Bezug auf Pfändung Sinn. Auch die durch „EDV Fehler“ verursachten landesweiten Ausfälle der Geldautomaten kann man damit anders deuten – aber das ist ja alles VT.

    Wie ist eigentlich die Beteiligung der Guthabenbesitzer rechtlich in Zypern und anderswo gedeckt?

    Es kommt wie es kommen muß, Schuldenabbau durch Gläubigerverzicht.

    • F. Malik

      So wird es letztlich sein. Dass die kleinen Sparer so früh auch einbezogen werden, ist aussergewöhnlich, denn diese Menschen vertrauen ja darauf, dass sie „Geld auf der Bank“ haben. Dass sie nur eine Forderung gegen die Bank haben, ist kaum jemandem bewusst.
      Sehen Sie dazu mehrere meiner Postings.

  2. Jürgen Clasen

    Diese Sache entspricht meinem Kopfmodell. Es kommen finale Fehler. Das deutsche Sparer/Versicherungsschaf wird keine Schlüsse daraus ziehen, wenn
    ihm Bild kein Schreckgespenst vor die Augen hält. Die Abgabe ist eine Steuer, Vermögenssteuer, und mit ihr werden hoffentlich Schulden bedient bei Zins und Tilgung. Die Griechen sind an der Sache näher dran und bei dem üblen Zustand des Landes würde ich als Grieche schon überlegen, ob man das Geld nicht lieber zu Hause hat oder auf einem ausländischen Konto.
    Als F, E, I, P, IRL würde ich die Antennen ausríchten und die Eingangs-spannung genau im Auge behalten Freiwillig hat man das Konstrukt nicht gemacht. Die Gefahr,das man bei der Zustimmung der anderen Eurostaaten Schiffbruch erleidet, war zu groß und hätte dann zu noch mehr Schaden geführt. Es ist inzwischen klar, dass die größten Profiture des Euro in den PIIGS sitzen und für die Deutschen hat sich diese Sache nur gelohnt, weil man über Lohnverzicht und Arbeitsmarktreform insgesamt auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger geworden ist. Auf der Zinsseite hat man verloren, denn ohne Euro würden wir in diesem Sektor auf Augenhöhe mit der Schweiz liegen.

    • Blum

      Jeroen Dijsselbloem wirkte bei der der SNS-Bank offensichtlich mit, dass Anleihegläubiger beteiligt wurden, die Einlagen aber gesichert blieben. Auch die Ausfälle in Zypern hat er verkündet. In beiden Fällen ist er an der Offenlegung von Schwachstellen beteiligt. Kann man in ihm einen sehen, der das strategisch verfolgt, Realitäten zu kommunizieren?

      Ich frage mich allerdings, ob eine logische Reihenfolge irgendwann eingehalten wird: zuerst die Eigentümer, dann Anleihegläubiger und danach erst die An- und Einleger. Auch ist es wirklich seltsam, dass Kleinstanleger systematisch mit dran glauben müssen und Größtanleger nur kleinteilig mehr.

      Die Gefahr der unverhältnismässigen Benachteiligung der Wehrlosesten ist die von Aufruhr, Aufständen und einem weiteren Verlust des Glaubens an demokratische Prozesse. Die Hinterzimmer wären auch hier höchst spannend gewesen. Und wer weiß, wieviele Mitentscheider während den Verhandlungen bereits am Freitag ihre Großvermögen woanders hin verschoben haben.

      Im Grundsatz sollten diese Vorgänge, ob wirklich umgesetzt oder nicht, als Weckruf für ganz Europa gelten.

      • F. Malik

        Die ganze Sache wird extrem stümperhaft angegangen, wie so vieles seit Lehman. Montag ist zwar Feiertag in Zypern, nicht aber in anderen Ländern. Mal sehen, wie die Menschen reagieren. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan.

        • Jürgen Clasen

          Ja, Herr Prof. Malik, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen! Stümper- und Flickschusterei. Gute Gelegenheit für Leute, die nicht so tief in diesen Themen sind, zu mehr Durchblick, sogar eigenen Gedanken zu kommen. Jetzt will man das Paket nochmal aufschnüren und über die Gasvorkommen die kleinen Leute besser stellen. Immerhin, haben sie was gemerkt. Wir sollten auch aufmerken. Da liegt eine Menge Gas und es könnte aus meiner Sicht komplett zur Rettung eingesetzt werden,ohne große Umwege. Ja, das ist das allein-gültige, dem gesunden Menschenverstand geschuldete Prinzip. Man tritt mit seinem gesamten Hab und Gut für die eignen Schulden ein.Was nicht heißt, dass in Solidarität andere Staaten mal helfen mit zurück zu zahlenden Zwischenfinanzierungen. Um es mal salopp zu sagen, Onkel Dagobert ist gut für eine Leihe, aber seinen Geldspeicher muss er schon rückhaltlos für den Mist einsetzen, wenn er welchen verzapft hat. Übrigens die Italiener haben mehr Vermögenswerte pro Kopf als die angeblich so reichen Deutschen. Um es mal im Ruhrslang zu sagen. Bin ich eigentlich bekloppt denen was zu schenken? Sollen Sie doch erst mal ihre eigenen Ferraris verkloppen!

          • F. Malik

            Sie haben natürlich recht. Allerdings: Wie sind die Vermögenswerte finanziert? Was passiert, wenn die Italiener grossflächig Vermögen versilbern? Wer kauft heutzutage einen modrigen Palazzo in Venedig oder ein verkommenes Olivengut in der Toskana – und zu welchem Preis? Zwar gibt es in Italien auch Wirtschaftsperlen, aber breitflächiger Vermögensverkauf würde wahrscheinlich in reinste Deflation mit allen Kettenreaktionen resultieren …

  3. Ert

    Ich verstehe nicht wo das Problem ist – außer, das man es wie Herr Malik schreibt – schon jetzt so offen macht. Den aufgetürmten Geldforderungen der letzten Dekaden steht eben keine zukünftigen Ertragserwartungen bzw. Möglichkeiten und auch keine entsprechend bewerteten Eigentumstitel gegenüber.

    Nun muss man was machen. Mir stellt sich das so dar:
    – Geldforderungen ausbuchen (wie in Zypern)
    – Geldforderungen durch Pleiten streichen (der ‚Default‘ – darf aber nicht sein)
    – Reale, aber nicht nominale, Entwertung der Forderungen (umgangssprachlich Inflation – will aber nicht, geht auch nicht ohne neue Schuldner – oder man ‚Druckt‘ wirklich ohne Gegenbuchung!).

    Ggf. hauen die Guthabenbesitzer nun endlich die Kohle raus und schieben die Wirtschaft an und die Deflation auf!

    • F. Malik

      Es kann zu einem Run der kleinen Sparer auf die Banken kommen. Genau dies will man aus zahlreichen Gründen in der Regel vermeiden. Mit Aktionen wie diesen schürt man das Feuer aber.

  4. Peter Koch

    Zitat: „In Italien hat allerdings Monti schon länger das Zahlen mit Bargeld beschränkt.“ Danke für den Hinweis. Das war mir bislang entgangen. Ein Streifzug durch alte Presseveröffentlichungen zeigt, dass die Mehrheit zumindest der deutschen Leitmedien nichts gemeldet hat. Anders als zB. in Österreich. Auch Spanien schränkt den Bargeldverkehr ein. Ebenso Schweden. Die Informationsfunktion der Blogs scheint immer wichtiger zu werden.

    • F. Malik

      Gut beobachtet …

      • Hubert Lingg

        Was bedeutet das in diesem Kontext, wenn man – wie von Ihnen empfohlen – Bargeld hält?

        • F. Malik

          Es bedeutet, dass man mit Bargeld zunächst einmal auf jener Seite ist, die am ehesten und längsten sicher ist, denn Bargeldbestände kann der Staat nicht kontrollieren. Er kann aber, wie in Italien, das Bezahlen mit Bargeld einschränken – dort z.B. derzeit auf 2000,- Euro pro Einkauf. Die offiziellen Gründe sind dort die Steuerprobleme. Ganz sicher ist man also nirgends. Man kann aber so handeln, dass man nur die allergeringsten Risiken relativ zu anderen hat.

          • P.Lbg.

            Hallo Herr Malik,

            Sie behaupten, Bargeld berge das geringste Risiko, und ich will Ihnen da gerne glauben.

            Wenn allerdings der Handlungsspielraum derart eingeschränkt wird, dass Sie – wie in Italien – nur noch mit 2000€ bar zahlen können, wird doch auch diese Option zur Sackgasse.

            Und wenn das noch zuviel ist: Setzen Sie den Wert runter auf 1000 oder 500€, oder denken Sie sich eine Umstellung den bargeldlosen Zahlungsverkehr.

            Ist dann der Bargeldhalter nicht der Verlierer – selbst gegenüber einem Sparer oder Aktienbesitzer, der 50% Verlust gemacht hat?

            Danke für Ihren Kommentar.

            • F. Malik

              Bargeldverkehr kann eingeschränkt, ja vielleicht sogar verboten werden, was zwar schwer vorstellbar ist, aber auch nicht ganz unmöglich. Deswegen ist der Bargeldhalter aber kein Verlierer, denn er bringt dann eben seine Barbestände zur Bank und zahlt vom Konto aus. Sicher ist er kein Verlierer gegenüber dem Aktienbesitzer, denn die Aktie ist ja kein Geld, sondern ein Sachwert. Um Geld zu bekommen, muss man die Aktie zuerst verkaufen.

          • Janoskam

            Grüsse Sie Herr Malik,
            in diesem Zusammenhang fällt mir der Bitcoin ein: jene Krypto-Internet-Währung, die von keiner Zentralbank gesteuert wird und deren Menge auch limitiert ist (21 Millionen), und in die neuerdings immer mehr Menschen Flüchten aus Angst, der Staat könnte ihre Bankkonten anzapfen. Sie ist zwar sehr volatil (bedeutender Crash letzte Woche), aber letzlich ist ihr Wert wieder der von vor 3 (!) Wochen, sprich seit Anfang des Jahres weit mehr als vervierfacht.
            Haben Sie eine Meinung zu dieser Währung?
            Mit freundlichen Grüssen

            • F. Malik

              Es gibt eine Reihe von Diskussionen dazu im Blog. Auch Prof. Heinsohn hat sich dazu geäussert.
              Bitte sehen Sie nach.

  5. Jürgen Clasen

    Reiche Südeuropäer sollen für die Euro-Krise zahlen, so Peter Bofinger, der als Wirtschaftsweiser sein Unwesen treibt,heute in der Welt. Also da muss ich mal ganz brutal in die drastischen Redewendungen der Kohlenpotts
    verfallen. Ach, Du meine Fresse, das Du da jetzt auch schon drauf gekommen
    bist, das relativ arme Schlucker hierzulande für die Parties der PIIGS
    bezahlen und die reichen Drietsäcke dort sich einen ins Fäustchen lachen
    über die Verblödung der Nettozahler. Sowas, lieber Herr Prof. Bofinger, nennt sich Lastenausgleich und es wurde hierzulande schon durchexerziert.
    Gerecht, geht es dabei leider nicht immer zu. Aber man bemüht sich und so gilt, wie bei allen irdischen Dingen, letzte Gerechtigkeit kriegen wir im Himmel. Man könnte aus meiner Sicht heute einiges besser machen. Statt
    die genannten Personen mit Vermögensabgaben zu treten, könnte man ihnen
    ein Vermeidungsweg offen lassen. Sie zahlen zwangsweise in ein Investitionstopf ein, müssen zwangsweise billigen Kredit daraus nehmen und diese Mittel in reale Investitionen im eigenen Land ummünzen.

    • Jürgen Klaus

      Spannende Zeiten bei denen nun neben der Zwangsabgabe, die wohl nicht zu vermeiden ist,
      auch bald ein negativer Basiszinssatz für Bankeinlagen bei der EZB kommt.

      Um nochmehr Zeit zu erkaufen, werden wohl als letzter schritt ein negativer Zins für die Sparer kommen.

      Es werden wohl alle Maßnahme ergriffen die es gibt um die Rezzession zu vermeiden. Verschieb die Probleme auf Morgen, heute sind wir noch an der Regierung..

    • F. Malik

      Ein interessanter Vorschlag – und dies auch noch in Original „Kohlenpott“-Slang …