Fokussieren des Blogs auf seinen Zweck

F. Malik am Mittwoch, 10.04.2013 um 23:37 Uhr
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Sehr geehrte Damen und Herren

Gelegentlich kann der Blog etwas einseitig werden, wie in den letzten Tagen durch die an sich hochinteressanten Postings über konkrete Anlagestrategien. Zurecht hat dies grosses Interesse bei einigen Postern ausgelöst, weshalb ich auch alles online gestellt habe. Dennoch schlage ich vor, die Balance zum eigentlichen Zweck des Blogs wieder herzustellen. Ich werde daher Diskussionen über konkrete Anlage- und Portfolio-Postings nur selektiv online stellen, und bitte dafür um Verständnis. Es gibt ja so viele neue Entwicklungen zum Hauptzweck des Blogs, dass die Themen immer spannender werden.

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10 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    (I)Herr Prof. Malik, sie schrieben im Okt 2012:
    „Auf zahlreichen Finanzmärkten sind grosse Kursrückgänge für die nächsten Wochen und Monate hochwahrscheinlich. Aktien, Rohstoffe, Immobilien und Edelmetalle werden, wie vorhergesagt, stark sinken, zum Teil in dramatischen Crashes. Der US-Dollar hingegen wird steigen. Ein rund 200-jähriger Aktien-Aufwärtstrend kommt zu seinem Ende und schlägt in eine Abwärtsbewegung um.“ Inplizit steckt in Ihren Aussagen auch eine Anlageempfehlung: Bargeld. Damals habe ich eine Tabelle angelegt, die auf eine weitere zukünftige Entwicklung ausgelegt wurde. Da war Buffet genauso drin, wie der DAX, DOW usw und mein bereits hinlänglich dargelegtes
    „Schwiegermutterdepot“,Immopreise im „Kohlenpott“. Heute können wir feststellen, das der DOW und der S&P auf Höchstkursen tanzen und ich frage mich selbstkritisch, ob es Einflußgrößen gibt, die bislang in unsere Rechung nicht richtig einwirkten und in Zukunft noch weiter das Geschehen
    maßgeblich beeinflussen können. Wie schon von mir beschrieben, sind alle
    Gesetze, Verträge usw in dieser Finanzkrise zur Makelatur geworden. Die Notenbanken sind heute nichts weiter als der verlängerte Arm der Finanzindustrie.

  2. Jürgen Clasen

    (II) Solange diese Notenbanken zusammen mit den Regierungen, besonders der
    wichtigen US Administration, Liquitität in die Banken pumpen, werden die
    Börsenkurse befeuert. Erst wenn man mit einer echten Sparpolitik beginnt
    und die FED mit ihren unsinnigen Aktionen aufhört, geht es in die Korrekturphase. Bei letzterer müsste man so langsam erkennen, das die Spendierhosen nichts nützen, weil sie in der Realwirtschaft kaum was bewegen. Sparpolitik sieht in Euroland z.B. so aus: Espania 6% Defizit in diesem Jahr und auch gleich noch im nächsten Jahr. Wir müssen ein Ohr auf dem Gleis haben, denn ein Vorgrollen ist heute schon vernehmbar. Gold
    und Silber schwächeln. Kaffee, Kakao gehen am Stock. Die Börsen
    hängen an sehr dehnbaren Strapsen… und der Bogen den sie spannen könnte
    eine lange Streckung haben. Die „Grünspechte“ wollen hier im Rahmen des s.g.Tierschutzes einen öffentlichen Taubenschlag einrichten. Schon seit längerer Zeit. Keiner will sowas vor der eigenen Haustür haben. Das scheint
    die Massen mehr anzumachen als die Frage, ob das Geld auf dem Konto sicher ist oder gar weitergefasst, ob wir so weiter wirtschaften können wie bisher.

    • gw..

      (II) Nicht zuletzt, weil – und da bin ich nicht Ihrer Meinung – die Notenbanken gerade nicht verstehen, daß sie die Zinsen signifikant erhöhen und werthaltige Sicherheiten verlangen müssen, um eigentlich insolvente Banken von ihren Schaltern fernzuhalten. Walter Bagehot muß das alles glücklicherweise nicht mehr erleben. Im übertragenen Sinne hat es GH schon im Oktober 2009 im Philosophischen Quartett gesagt: „Die Löschen vorne das Feuer, gießen hinten Öl rein und merken nicht einmal, daß es schlimmer als vorher brennt“. Deshalb wird auch deren Tun alles nichts nützen. Japan beweist es und wenn man realistisch ist Amerika und Europa auch.

      Und nur darauf kommt es an: Es sind die Ergebnisse die zählen, nicht die Theorien.

      Wenn man dann noch bedenkt, wem die Notenbanken gehören – die FED den 12 regionalen Districtbanken und diese wiederum Privatbanken, die an deren Schalter auftauchen – oder wie sie kapitalisiert werden – die EZB durch Schulden ihrer tragenden nationalen Notenbanken bzw. deren tragende Staaten – muß man schon ganz schön aufpassen, daß man da nicht meschugge wird im Kopf.

      Und leider steigen dann zu viele aus, weil es zu komplex wird.

      • F. Malik

        Richtig. Bei Walter Bagehot nachlesen lohnt immer. Schön, dass Sie ihn genannt haben. Er war der Fachmann der damaligen Zeit.

    • gw..

      (I) Hallo Herr Clasen,

      ich glaube auch, daß es einige Dinge gibt, die wir nicht auf dem Schirm haben. Anderenfalls müßte das ganze System ja schon längst kollabiert sein. Darauf kommt es aber wohl nicht an, auch dieses marode System wird sich nicht halten können.

      Und wenn man sich anschaut, wer mittlerweile alles schon immer etwas vom Ende der Blasen – egal ob Rohstoffe, Immobilien und/oder Aktien – gewußt haben will, so daß es ja nun bereits in den verschlafensten Tagesmedien mit ihren heutigen „Wirtschaftsredakteuren“, die gestern noch in den gleichen Redaktionen für Lokal- oer Kulturpolitik zuständig waren, auftaucht und auch den Dümmsten erreichen wird, bin ich zuversichtlich, daß es passiert.

      Etwas makaber formuliert: Man muß nur warten können. Persönlich bin ich der Meinung, daß es nicht mehr aufzuhalten sein wird, da das Pulver verschossen ist und die neuen tools nicht schnell genug zum Einsatz gelangen.

      Prof. Malik hat in seinen MoM einmal für den Kulminationshöhepunkt der Krise einen Zeitraum um 2015/2016 ausgegeben. Ich dachte, solange könne sich das System nicht halten. Scheint aber so zu kommen.

      • F. Malik

        Damit kein Missverständnis entsteht:
        Meine Aussage ist: Der Tiefpunkt (!) der Wirtschaft wird in die Zeit von 2015/16 fallen. Das ist identisch mit dem Höhepunkt der Krise. Das heisst also, bis zu diesem Datum geht es abwärts.

  3. Peter Koch

    Soeben (02.05.2013, 14:00 Uhr) lese ich in der Süddeutschen folgendes: „EZB senkt die Zinsen auf Rekordtief von 0,5 Prozent.“ Im Text heisst es: „Die Idee einer Zinssenkung ist es, die Banken zur Vergabe von mehr Krediten zu ermuntern. … Ob die Banken den niedrigeren Leitzins jetzt aber tatsächlich für billigere Kredite nutzen werden, ist völlig ungewiss“ Was spielt sich hier eigentlich ab? Ich selbst bin zwar kein Ökonom, aber bereits vor mehreren Jahren (ohne grossen Forschungsaufwand) darauf gestossen, dass das billige Geld in der Wirtschaft nicht ankommen wird, sondern nur zu Spekulationen verwendet wird und Preisblasen an den Börsen erzeugt. Die Erfahrungen aus J und USA sind bekannt. Diese Informationen sind kein Geheimwissen, sondern frei zugänglich. Deshalb meine Frage: Handeln die Notenbanken absichtlich wider besseres Wissen oder ist das Unkenntnis? Was ich bislang nirgendwo gefunden habe: Eine Auseinandersetzung der Niedrigzinsverfechter mit den ernsthaften Warnungen ihrer Kritiker.

    • F. Malik

      Man geht der Kritik systematisch aus dem Weg. Ob aufgrund Unkenntnis oder wider besseres Wissen ist schwer zu sagen. Die meisten Ökonomen glauben an die stimulierende Wirkung niedriger Zinsen. Dass diese Theorie widersinnig ist, fällt ihnen nicht auf.
      Die EZB will mit niedrigen Zinsen vermutlich die Börsen noch eine Zeitlang hochhalten.

      • Peter Koch

        Inzwischen wird die gestrige Entscheidung in der Wirtschaftspresse auffällig kritisiert. Gibt es eigentlich Szenarien über die Kettenreaktionen, mit denen zu rechnen ist, falls die Notenbanken die Zinsen wieder anheben und die Hereinnahme fauler Sicherheiten aufgeben?

        • F. Malik

          Die gibt es. Aber um die Zinsen geht es nur in der alten, herkömmlichen Ökonomie. Diese sind relativ bedeutungslos im Vergleich zu ganz anderen Bedrohungen: Deflation, Abschreiben der Schuldenberge bei den Gläubigern, soziale und politische Verwerfungen, Revolution. Das Problem ist schon lange kein ökonomisches mehr, sondern ein global-gesellschaftliches.