Letzte Höhenflüge vor dem Absturz oder neuer Bullmarket?

F. Malik am Samstag, 04.05.2013 um 17:02 Uhr
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Es ist typisch, dass am Ende von lange anhaltenden, grossen Trends auch unvorhersehbare Dinge passieren. An den Börsen gehören dazu beispielsweise erratische Kursbewegungen, wie sie bei einigen Aktienindices in den letzten Tagen – besonders gestern – vorgekommen sind.
Dann steht man vor der Schlüsselfrage: Sind das nun die letzten Aufbäumungen der Aufwärtskorrektur vor dem Absturz? Oder sind es Anzeichen dafür, dass doch ein neuer Bullmarket begonnen hat, der noch Jahre anhalten kann und den Dow Jones Index doch auf die 20 000 oder sogar von manchen prophezeiten 50 000 Punkte katapultiert?

Die überwältigende Mehrheit glaubt an die zweite Antwort. Dazu gehören 94% der von der Zeitschrift Barrons befragten US Money Manager sowie sämtliche der 51 Top US-Ökonomen, die regelmässig am Poll des Wallstreet Journal teilnehmen.

Ich selbst bleibe jedoch bei meiner bisherigen Aufassung: Es sind die letzten Höhenflüge vor dem Absturz.

Schaut man genau hin, dann sieht man die Verrottung von immer mehr Wirtschaftszahlen und das in praktisch allen Indikatoren stark abnehmende Momentum; und man sieht auch die wachsende Zahl von Deflationsanzeichen. Die Ruhe vor dem Sturm.
Gold-und Silberpreise gehören zu diesen Indikatoren, den Preiszerfall der inflationssensiblen Rohstoffe, die Exzesse in den Notenbankbilanzen, die Stimmungsindikatoren an den Finanzmärkten, und vieles mehr.
Zum rechtzeitigen Aussteigen wird nicht geklingelt. Die meisten wird es unvorbereitet treffen.
Zu den Lösungen gehört das zeitgerechte Vorbereiten – zuerst im Kopf und dann auch in der Wirklichkeit.

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43 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Die letzten beissen die Hunde… Die Rahmenbedingungen sind prächtig. Die
    FED hat den Zinszug schon auf die Nullzinsschiene gesetzt. Gerade hat die
    EZB auch was in diese Richtung auf das Gleis gelegt. Die Umlaufrendite in D
    ist aktuell auf 0,98% gesunken. Das zeugt nicht gerade von Inflations-erwartungen. Wenn „Bild“ bald das hohe Lied auf die Aktie anstimmt, dürfte es ganz anders kommen. Der Bogen, von dem Sie sprechen, Herr Prof Malik, ist kein romanischer Rundbogen, sondern eher ein gotischer Spitz-
    bogen…Möglicherweise Hochgotik… Ein Wendepunkt haben aber beide.
    Ausgewählte Aktien, wie VW, haben erhebliche Dellen im Aktienblech. Da wird
    schon mal die Jahresdividende an einem einzigen Handelstag mit Minus über den Tisch gereicht. Andritz, ein ausgwählter Marktführer in Ö, gibt gleich 15% an einem Tag(!) ab. IBM hat man neulich in ähnlicher Größenordung ab-gewascht. Von Apple erst garnicht zu reden. Aktien sind keine Investment-klasse, sondern hochgefährliche Vehikel für Euer Geld. Der Dukatenesel
    wird eben kein Gold an eine breite Anlegerschar ausscheiden. Die kriegen am Ende den Knüppel zu spüren. So war es und so wird es auch diesesmal
    sein. Amen.

  2. Walter Huber

    Glaube auch an die Höhenflüge vor dem Sturm. Nehme dazu ein anderes Detail. Es sind simpel die KundenInnen, die das alles konsumieren sollen, das viele der Unternehmen an den Börsen produzieren. Und diesen Menschen ist sehr simpel die Lust am Kaufen vergangen. Es geht noch so bei Reisen und Lebensmittel. Aber Autos, besonderes Beispiel Deutschland und Österreich, werden immer weniger gekauft. Und es ist nicht nur der reine Sparfaktor. Die Freude und der Spass ist dahin. Die „Spassgesellschaft“ geht langsam über in die Trauergesellschaft. Die „Ich-Wahnsinnigen“ Manager, Banker und Politiker holen nun noch aus dem System heraus, was gerade noch vor dem Gesetz geht oder eben auch nicht. Dann eben trotzdem der Versuch ohne Moral und Gewissen. Dass die Systeme und Organisationen der alten Schule auch langsam versagen erhöht einfach den „Crashmix“, der langsam oder stetig arbeitet. Ob die Welt da die Chinesen oder Indien retten wird wage ich einfach zu bezweifeln. Sicher nicht retten wird das Desaster die EU-Hochburg in Brüssel. Schauen wir also weiter.

    • F. Malik

      Es kommt noch hinzu, dass wir in der Güterwelt einen noch nie dagewesenen Versorgungsgrad und daher auch Sättigung haben. Die meisten brauchen nämlich keine neuen Güter, wie Autos, weil man mit den schon vorhandenen noch jahrelang fahren kann. Als Denkexperiment: Wenn ausser dem täglichen Konsum niemand mehr etwas kaufen würde, dann würde niemandem etwas fehlen, weil er/sie so Vieles schon hat. Für die erneut wachsende Armutsschicht gilt das nicht, und auch nicht für gewisse Güterarten, wie günstigen Wohnraum. Dennoch könnte man auf einen Grossteil des Sozialproduktes sehr lange verzichten, ohne dass man Mängel verspürt.

      • A. Kulescha

        Lieber Hr. Malik, ihre Annahmen hinsichtlich des Versorgungsgrades sind sicherlich für alle hoch entwickelten Industrienationen absolut zutreffend. Meiner Auffassung nach haben sich aber die Spielregeln im Zuge der fortschreitenden Globalisierung grundlegend geändert. Global betrachtet sehe ich keinesfalls eine Sättigung betreffend aller Güterarten. Insbesondere bei Gütern des täglichen Bedarfs kann vor dem Hintergrund einer exponentiell wachsenden Bevölkerung künftig von einer zunehmend steigenden Nachfrage ausgegangen werden (Coca Cola, Monsanto & Co.). Der Bambusvorhang ist gefallen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden unsere Mitmenschen auf dem asiatischen und afrikanischen Kontinent ebenfalls eine ähnliche Vorliebe für zuckerhaltige Brause und andere schöne, nicht gesundheitsfördernde, Produkte entwickeln. Die daraus entstehenden „Zivilisationskrankheiten“ führen folglich zu einer steigenden Nachfrage bei Pharmakonzernen… Ist es daher nicht vielmehr so, dass global aufgestellte Konzerne die Absatzrückgänge in den gesättigten Märkten durch Zuwächse in Emerging Markets mehr als kompensieren werden?
        Schönen Gruß
        A. Kulescha

        • Herbert S.

          Ich finde es spannend, dass Sie an anderer Stelle „The greatest shortcoming of the human race is our inability to understand the exponential function.“ bringen und hier dies nicht wirklich einfließen lassen.
          „exponentiell wachsenden Bevölkerung“ – hier stellt sich die wesentliche Frage, ob wir noch rechtzeitig die Abflachung der S-Kurve schaffen, oder schon bald die „Decke“ durchstoßen und fürchterlich abstürzen werden.

          „Limits through grows“ ist auch nach 40 Jahren noch weitgehend gültig und von Cola alleine kann niemand leben. Wir wissen aber schon heute, dass etwa in 10-20 Jahre die Phosphatreserven massiv zurückgehen werden – vielleicht haben wir ja bis dahin einen Ersatz, an sonst könnte das ziemlich unangenehm für die Lebensmittelproduktion werden. Und davon gibt es eine Unzahl an Beispielen, wo wir einfach die Vergangenheit linear in die Zukunft projizieren, ohne die sich ändernden Rahmenbedingungen mitzuberücksichtigen. Gar nicht davon zu sprechen, dass es etwa ab 2018 in zahlreichen Ländern (etwa China) einen massiven „Männerüberschuss“ im jungen Erwachsenenalter geben wird, mit kaum bis keinen Zukunftsperspektiven. Dickende Zeitbomben, wo man hinsieht …

          • A.Kulescha

            “Limits through grows”… Gilt das auch für das Geld? Alleine von Cola kann natürlich niemand leben. Es ist schon etwas komplexer.

            Betrachtet man neben der exponentiell wachsenden Bevölkerung auch die Konzentration des Geldes (Zins auf Zins, auch exponentiell) verbunden mit der Öffnung der Weltmärkte, kann man erahnen wer die Musik bestellt.

            Spannend find ich das:
            Ein System im Niedergang neigt nun dazu, den Niedergang mit Innovationen, mit kleinen Veränderungen hier und dort aufzuhalten. Seine Führungskräfte gehen nicht anders vor als die Astronomen, die im Zeitalter des Kopernikus wussten, dass die Daten nicht mehr die Theorie stützten, und daraufhin ihre Theorie zu erneuern suchten, um sie wieder mit den Daten in Übereinstimmung zu bringen, auch wenn sie dazu die verrücktesten Dinge erfinden mussten. Es hat bekanntlich nicht funktioniert. Wird nur noch von Innovation geredet, ist das ein sicheres Zeichen für den Niedergang. Bonus-Zertifikate, Binäre Optionen & Co. lassen grüßen.

              • Herbert S.

                Eine weitere Sichtweise zur Netzwerkgesellschaft / Informations-/Wissensgesellschaft / Transformation 21 … etc.

                Einige Ansichten habe ich hier zusammengefasst, u. a. auch die Transformation 21 von Fredmund Malik:
                http://www.cybersecurityaustria.at/images/pdf/die_netzwerkgesellschaft_und_krisenmanagement_2.0.pdf

                Ich denke, es geht auch nicht darum, wer hier eine genauere Vorhersage macht, sondern dass es viele Puzzlesteine gibt, die zusammenpassen und sich ergänzen.

                • F. Malik

                  Lieber Herr S., herzlichen Dank für Ihre schöne Arbeit und auch, dass Sie sie hier verlinken. Für die meisten LeserInnen meines Blogs ist dies sehr wertvoll.

              • F. Malik

                Für Kenner von Systemtheorie und Informatik sind die Thesen von Frau Zouboff schon ziemlich in die Jahre gekommen. Für sie selbst scheinen sie aber brandneu zu sein und sie glaubt sogar, diese selbst gefunden zu haben.
                In meinem Managementletter von April 1993(!) mit dem Titel „Szenarien des Wandels I“ steht als These 2.1:
                „Was immer automatisiert werden kann, wird in den nächsten 10-15 Jahren auch automatisiert; und was immer elektronifiziert werden kann, wird auch elektronifiziert.“
                Sie werden verstehen, dass ich daher für Frau Zouboff eher Mitleid und etwas Erbarmen empfinde.

                Auch dass Ökonomie mit Verlangen beginne, gehört eher ins ökonomische Kinderzimmer als in eine renommierte Tageszeitung. Ökonomie beginnt mit „Müssen“, nicht mit Verlangen. Aber so kommt halt immer mehr Unsinn in die Welt. Nur – man muss ihn sich nicht zu eigen machen.

                • Stefan Ludwig

                  Ich habe mir den Artikel trotz Ihrer recht herben Kritik durchgelesen. Ich finde neben dem was sie kritisieren kommt er an anderen Stellen ihren Ansichten recht nahe. Kundennutzen in den Mittelpunkt stellen ist eine ihrer Thesen. Was mir an dem Artikel gefällt ist dass er die Umstände wie man das macht bzw. wie man es falsch macht näher beleuchtet.

                  Zitat „Um zu verstehen, wonach ich verlange, musst du in meinen Raum kommen, und ich muss dir deshalb vertrauen können. Wenn du meinen Raum missbrauchst, schalte ich dich ab.“

                  Wie kommt es, dass das bei ihnen solche näheren Erläuterungen weder im Blog noch an anderer Stelle auftauchen? Möglicherweise könenn Sie erklären warum solche Erläuterungen keinen Sinn machen. Dann hätte ich die Erklärung aber gerne gewußt.
                  Mit freundlichen Grüßen

                  Stefan Ludwig

                  • F. Malik

                    Aus dem, was Sie von Frau Zuboff zitieren, werde ich nicht klug. Ich verstehe nicht, was Frau Zuboff – oder der Übersetzer – mit diesen Räumen meint. Was Sie zur Entwicklung vom Massenkonsum/-produktion hin zur Ausrichtung am Individualbedürfnis sagt, ist im Westen längst Realität. Ich kaufe ja nicht ein Auto, sondern mein Auto und auch mein Computer sind ganz individuell ausgestattet und konfiguriert. Der Trend dorthin kann und wird sich noch verstärken – aber neu ist das nicht.
                    Er verstärkt sich aber nur, wenn wir eine gesunde Wirtschaftsentwicklung unterstellen – und eine deflationäre Depression wird die Individualisierungstendenzen erstmal ziemlich brutal stoppen.

                    • CP Seichter

                      Zum Thema „Räume“ finde ich folgende Definition von Prof. Markus Peschl (Uni Wien) hilfreich: „In our approach we follow a rather broad understanding of space: space is understood as a container providing a set of constraints which is responsible for holding this container together as well as giving it a minimal structure and dynamics.“ Solche Räume sind multidimensional (sozial, architektonisch, emotional, psychologisch, epistemologisch…) und mehr als der herkömmliche Alltagsbegriff. Dieser Blog ist z.B. ein Raum, jedes Unternehmen schafft Räume. Und unsere Identität ist auch solch ein Raum, dessen Bedingungen wir vorgeben. Unternehmen, die diesen Raum nicht verstehen und verletzen werden von uns als Konsumenten gemieden.

                    • F. Malik

                      Das sind allgemeine, abstrakte, systemtheoretische Begriffe, zu denen z.B. auch „frame of reference“ und „universe of discourse“ gehören. Alles gut und recht, und für bestimmte Zwecke sehr nützlich. Im Einzelfall muss die Anwendung gemacht werden und dort entscheidet sich die praktische Relevanz.

                • A.Kulescha

                  Verstehe. Harvard ist wohl auch nicht mehr das, was es mal war. „…der Umstand, dass etwas an Universitäten gelehrt wird, noch die Tatsache, dass etwas gängige Meinung ist, sind Garanten für die Richtigkeit“ nicht wahr Hr. Malik? Ich selbst habe mich nicht weiter mit Frau Zuboff beschäftigt. Mich interessiert in diesem Zusammenhang vornehmlich auch nicht wo Ökonomie beginnt,sondern vielmehr wie die in der Tat zunehmende Anzahl an Produktinnovationen an den Finanzmärkten zu bewerten ist. Sind es sichere Anzeichen für den Niedergang, wie Fr. Zuboff schreibt? Was ist ihre Einschätzung/Bewertung? Vielen Dank.

                  • F. Malik

                    Herr Seichter hat soeben ein etwas anderes Verständnis von Frau Zuboffs Thesen gepostet. Sehen Sie meine Antwort dazu. Die Finanzinnovationen sind in hohem Grade die Sargnägel des gesunden Wirtschaftens.

                • CP Seichter

                  Den Artikel in der FAZ lese ich so, dass die Thesen von Frau Zouboff bereits mit Erscheinen ihres Buches von 1988 entstanden sind, d.h. schon lange in der Welt sind und sich jetzt die Bestätigung dessen zeigt. Hier sehe ich also keinen Widerspruch…
                  Und ist „Müssen“ nicht ein Teil des Verlangens? Sie beziehen sich hier sicherlich auf die Kredittheorie von Heinsohn/Steiger. Aber wie kam denn die erste Schuld ins Spiel? Und was treibt jemanden, der seine Schulden zurückgezahlt hat, zur nächsten Spielrunde? Wer wenig Verlangen hat, wird auch weniger ökonomisch tätig und geht stattdessen vielleicht in die Berge zum Nachdenken.
                  Statt Frau Zouboff also zu kritisieren fände ich es spannender, sich zu überlegen, wie ein Gesellschaftsmodell in Zeiten funktioniert, in denen – wie Sie kürzlich in diesem Blog geschrieben haben – die Menschen eigentlich alles haben (im Westen).

                  • F. Malik

                    Danke für die Hinweise. Ich werde den Artikel nochmals anschauen.
                    Mit dem Begriff „Verlangen“ scheint es mir, als habe die Verfasserin hier eine psychologische Kategorie im Sinn, im Sinne von „sich etwas intensiv wünschen“. Es wäre gut zu wissen, wie sie das in Englisch formuliert hat. Wenn jemand hungert, dann könnte man auch von einem „Verlangen“ reden, wir würden das im Deutschen aber nicht so formulieren, sondern sagen: Er muss essen … weil er sonst eben verhungert. Durch die Geschichte herauf mussten(!) die meisten Menschen hart ums Überleben kämpfen. Sie mussten(!) auch ihre Verpflichtungen erfüllen, z.B. ihre Kinder aufziehen, die Steuern bezahlen – und wenn es nicht reichte, dann mussten(!) sie etwas leihen. Insoweit hat sich bis heute im Kern wenig geändert, denn gerade auch zur Erfüllung von Wünschen nehmen die Leute Kredite auf – für das Auto, die Ferienreisen, die Wohnungsausstattung, in den USA auch für das Studium der Kinder. Von den echten Investitionen ganz zu schweigen.

                    Meine damalige Aussage war, dass die ökonomischen Massnahmen unter anderem deshalb nur wenig bewirken, weil die Menschen nicht mehr – wie die Ökonomen das bezwecken – weiterhin kaufen, sondern sie können verzichten, weil sie schon von so Vielem so Vieles haben.

                    • A.Kulescha

                      Müssen und Wollen (Verlangen??)

                      Wollen immer mehr Menschen Kleidung bei KIKK kaufen oder müssen Sie?

                      Muss Gerard Depardieu russischer Staatbürger werden oder will er?

                      Wollen Bankangestellte ihren Kunden unsinnige Produkte verkaufen oder müssen Sie?

                      Ohne müssen geht’s natürlich nicht, das ist doch ganz klar. Wo würden wir denn hinkommen, wenn jeder nur noch das täte was er wolle… Wäre es nicht zunächst wünschenswert, wenn Ökonomie allen voran mit Respekt beginne? Rücksichtnahme auf die Natur und Berücksichtigung aller Mitmenschen/Teilhaber der Ökonomie?

                      Fehlt es nicht an einem System welches das Müssen in Einklang bringt mit dem was wir (die Mehrheit der Gesellschaft) wirklich wollen? Und brauchen wir nicht dringend ein ökonomisches Regelwerk, das die Menschen vor sich selbst, im Sinne Ihrer Schwächen (Gier, Eitelkeit, Drang nach Kontrolle und Macht) schützt?

                    • F. Malik

                      Siehe vorherige Antwort.

                    • A.Kulescha

                      MÜSSEN und WOLLEN (Verlangen??)

                      Wollen immer mehr Menschen Kleidung bei KIKK kaufen oder müssen Sie?

                      Muss Gerard Depardieu russischer Staatbürger werden oder will er?

                      Wollen Bankangestellte ihren Kunden unsinnige Produkte verkaufen oder müssen Sie?

                    • F. Malik

                      Das Wichtigste ist, dass Menschen und Organisationen ihre bereits bestehenden, also früher schon eingegangenen Verpflichtungen, das sind die Schulden, erfüllen müssen(!). Es geht dabei überhaupt nicht um Konsum von heute oder morgen, sondern um Konsum und Investitionen, die man früher tätigte, aber noch nicht bezahlt hat. Ausserdem geht es um die laufenden Verpflichtungen, wie Auto-Leasingraten, Mietzahlungen, Versicherungen usw. usw. Würden Menschen keine solchen Verpflichtungen haben, würden längst nicht so viele morgens zur Arbeit fahren. Das Wort „Verlangen“ ist dafür völlig unpassend, und ich meine, dass die zitierte Professorin zu wenig von der Sache versteht, über die sie redet.

          • gw..

            Die Auswirkungen eines Überschusses an jungen Männern – dem sogenannten youth bulge – hat Gunnar Heinsohn mehrfach thematisiert, z.B. hier http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/malis_juenglinge, http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/demokratie_ueberdruss_bombe_und_youth_bulge_in_pakistan oder in der FAZ vom 04.02.2011 „Das große Töten der Jungen“.

            Ob man die hiermit verbundenen Effete bspw. der Massenpsychologie in den Griff bekommen kann, vielleicht auch mit den hier angesprochenen tools? Ich hoffe und wünsche es uns, denn bedenkt man die Dimensionen der chinesischen und/oder indischen Massen sehen wir ansonsten fürwahr dunklen Zeiten entgegen.

          • F. Malik

            Das Buch heisst „Limits to growth“ von Dennis und Donella Meadows, im Auftrag des Club of Rome Anfang Jahres.

        • F. Malik

          Sie haben schon Recht. Der Konsum in den entwickelten Ländern macht derzeit aber noch den mit Abstand grössten Teil aus, und dieser ist durch Zinsveränderungen der Ökonomen kaum zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass die Preise in den noch unterentwickelten Ländern noch sehr niedrig sind. Eine Coke können sich vorerst nur Wohlhabende leisten und von denen gibt es noch sehr wenige.

          • A. Kulescha

            Es bleibt jedenfalls spannend!

      • philm

        Meine Prognose geht auch in diese Richtung. Wir befinden uns mitten in dem Umschwung, den schon Kondratjew (Kondratieff) als Paradigmenwechsel vor etwa 80 Jahren voraussagte; im Informations-und Kommunikations-Technik-Kondratjew (Globale wirtschaftliche Entwicklung). Ein Zyklus dauert etwa 50 Jahre.
        Dieses sagte nicht etwa voraus, weil er Hellseher war, sondern weil er sauber – wie P.F. Drucker und F. Malik – alle Zeichen der Zeit und die Geschichte deutete. Wir befinden uns zufällig genau auf der Hochachse (Beginn des Zyklus 1990). Vor 2020/ 2025 erwarte ich daher ein extremes Umdenken und Lösen der derzeitigen Herausforderungen.
        Begleitet und beschleunigt wird der Prozess durch ein sehr hohes Selbstbestimmungsverlangen der Mitteleuropäischen Bevölkerung. Da ich aus der Gesundheitsbranche komme und viele Coachings und Interviews durchführe, kenne ich viele Strategien und Wünsche von Arbeitnehmern, Arbeitgebern sowie Selbstständigen.

        Ich studiere gerade für mich selbst die Malik Literatur, Drucker und Birkenbihl. Vielleicht nennt man es bald „Master in Funktionsökonomie“. Von daher freue ich mich auf ein Aufwachsen des Sektors Gesundheit und Management.

        • F. Malik

          Im Prinzip stimmt Ihre Richtung, und Kondratieff zu kennen ist sehr wichtig. Allerdings ist das Timing des K-Zyklus etwas anders. Dazu mehr ein andermal.

          Das Gesundheitswesen braucht tiefgreifende Reformen, die mit den herkömmlichen Mitteln kaum gelingen können. Mit neuen Lenkungssystemen, Managementmethoden und vor allem Change-Verfahren kann man die Reformen aber schnell und gründlich schaffen. Erste Kliniken gibt es bereits, die
          diese Erfahrungen schon gemacht haben.

          • Andreas Vondran

            Sehr geehrter Prof. Malik,

            ich empfinde es als Widerspruch einerseits auf die Transformation 21 als nie dagewesene „neue Welt“ hinzuweisen und anderseits Kondratieff als immer noch gültig vorauszusetzen. Kondratieff ist doch eindeutig „alte Welt“. Die technischen Innovation der heutigen Zeit vernutzen im Vergleich zu den früheren Zyklen eben keine zusätzlichen Arbeitskräfte sondern kommen im Gegenteil mit immer weniger Arbeitskraft aus. Die Basis für einen selbsttragenden Aufschwung im Rahmen dieser Theorie ist m.E. gar nicht mehr gegeben. Kann es nicht sein, dass auch Kondratieff aufgrund der Transformation 21 eben nicht mehr gilt? Danke für Ihre Einschätzung dazu.

            • F. Malik

              Dazu habe ich in meinem Strategiebuch 2011 ein ganzes Kapitel geschrieben (S. 221 – 244). Die bisherigen Regelmässigkeiten der K-Zyklen sind frappierend. Seit mehr als 300 Jahren finden sie unter ganz unterschiedlichen gesamtwirtschaftlichen Bedingungen statt. Sie hängen nicht nur von Arbeit ab, sondern haben auch andere Ursachen, darunter auch massenpsychologische.
              Es ist aber, wie ich dort auch schreibe, tatsächlich möglich, dass mit den von mir entwickelten Syntegrations-Verfahren die K-Zyklen erstmals ausser Kraft gesetzt werden können, weil damit unter anderem auch die massenpsychologischen Stimmungen umgelenkt werden können.

          • phil m

            Ich freue mich sehr, wenn Sie uns mehr davon berichten. Vor allen Dingen die Zusammenhänge der K-Zyklen mit der derzeitigen Krise würden mich aus Ihrer Sicht brennend interessieren.

            Der Gesundheitsmarkt ist derzeit schwer überschaubar. Schon allein die Definition der Branche dürfte sich schwierig gestalten. Gibt es doch durch die erleichterte Informationsverbreitung und -beschaffung viel mehr Möglichkeiten. Der Sektor Prävention wächst zudem stetig.

            • F. Malik

              In meinem Strategie-Buch 2011 finden Sie eine übersichtliche Darstellung auf den Seiten 221 – 244.

      • Andreas Koppe

        Hr. Malik – was Sie da schreiben, geht mir schon lange im Kopf herum. Deswegen spinne ich das Experiment weiter: Wir sind doch alle auf Wachstum = Gewinn = Zufriedenheit getrimmt (ich auch). Jetzt haben wir hier in Europa seit 65 Jahren Frieden und sind reacht satt. Historisch gesehen haben wir Menschen ja früher oder später Kriege geführt und mussten dann wieder von vorn anfangen. Das ist ja (hoffentlich) keine Alternative mehr, zumidestens in Europa!
        Also: Gibt es eine Wirtschaft(-stheorie), die mit Nicht- oder Geringstwachstum klar kommt?

        • F. Malik

          Es gibt Wirtschaftswachstum ohne regelmässige Grosskrisen. Dafür muss man unter anderem den Unterschied zwischen gesundem und krankem Wachstum beachten und ausserdem den Unterschied zwischen produktiven und unproduktiven Krediten. Dazu kommen noch die Regeln, die sich der Staat für die Kreditaufnahme per Verfassung auferlegen muss.
          Unter Beachtung dieser Dinge wachsen wir nicht so schnell, wie manche es gerne hätten, dafür aber solide und nachhaltig.

          • A. Kulescha

            The greatest shortcoming of the human race is our inability to understand the exponential function.
            Albert Allen Bartlett

            • F. Malik

              Das ist zwar richtig, liegt aber nicht an der „human race“, sondern an den Schulen.

  3. Jürgen Clasen

    Der Schlagzeilenindikator springt an:
    Bild “ Die DAX-Raketen gehen richtig ab “

    http://www.bild.de/geld/wirtschaft/dax/raketen-aktien-im-deutschen-leitindex-30314088.bild.html

    Da sollten, mit weiter steigenden Kursen, noch mehr „Gazetten“ drauf kommen. Ganz so, wie es weiland um 2000 war. Noch besser, wenn das Thema die Titelseiten erobert und beim Friseur die ersten Angeber auf ihre fantastischen Gewinne hinweisen…
    Der ganze Fusel muss natürlich am Ende durch einen sehr engen Flaschenhals
    raus…Da habe ich eine nette Liquititätsbuchse im Anschlag und werde
    mir die besten Geweihe heraussuchen…

  4. UW

    Der Malik Blog dreht sich meines Erachtens viel zu sehr darum, die Entwicklung von Dax und Dow zu diskutieren. Das eigentliche Thema von Malik ist aber das bessere Funktionieren von Organisationen. Dies ist in allen konjunkturellen Situationen wichtig, selbstverständlich aber umso wichtiger, je desaströser die Umstände werden. Dass die Umstände eines Tages in der einen oder anderen Form desaströs werden, muss selbst für die größten Optimisten offensichtlich sein. Die Real-Indikatoren zeigen allesamt nach unten. Gleichzeitig wird Schuld (denn es ist ja kein Geld…) in großen Mengen verfügbar gemacht und in den Aktienmarkt transferiert – eben weil dafür in der Realwirtschaft keine Investoren gefunden werden. Die Blase wächst also zu einem immer größeren und gierigeren Monstrum, das wohl hauptsächlich kreditfinanziert ist. Was passieren wird, konnte in der Geschichte schon oft beobachtet werden. Und es wird auch diesmal nicht anders kommen. Deswegen ist es für jedermann gut, sich darauf vorzubereiten. Eine m.E. sehr gute, weil auch übersichtliche und in sich schlüssige Möglichkeit dazu bietet Malik mit den diversen Ansätzen, die er unter seiner Marke vereint hat.

    • Arturo

      Die Diskussionen in diesem Bog sind wie ein großer Krieg; blutig und ergebnislos.
      Die Geschichte hat sich bisweilen bekanntlich wiederholt. Wäre es nicht konstruktiv, wenn kluge Menschen einfach mal damit beginnen zu fragen und zu analysieren warum das so ist, anstatt zu diskutieren wie wir auf bestimmte Szenerien am besten reagieren? Aber wie es scheint sind in diesem Bog überwiegend Ferengis unterwegs….
      Müssen (!) und Wollen!
      Wollen immer mehr Menschen Kleidung bei KIKK kaufen oder müssen Sie?
      Muss Gerard Depardieu russischer Staatbürger werden oder will er?
      Wollen Bankangestellte ihren Kunden unsinnige Produkte verkaufen oder müssen Sie?
      Einfache Fragen, die im Grunde jeder selbst beantworten sollte
      (Theorie und Praxis)

  5. C. M.

    Anscheinend hat nun auch die „Herde“ Wind bekommen
    http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/marktberichte/kursrutsch-beginnt-in-tokio-anleger-proben-weltweit-den-ausstieg/8242584.html

    Auf der (Unternehmens)Anleihen Seite sieht es nicht viel anders aus, es gibt sogar auch prominente Warner.
    http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anleihen/unternehmensanleihen-anleger-ignorieren-warnung-von-buffett-und-gross/8234094.html
    Das Volumen platzierter Neuemissionen erreicht beinahe Rekordstand. Wenn ich gleichzeitig lese, daß der Einkaufsmanagerindex in D unter 50 Punkten verharrt und der in China sogar unterhalb 50 Punkten noch weiter fällt, dann „schreit“ das doch nach einer Blase die platzen muss.