Detroit ist ein Deflationsopfer – eines von vielen, die es in den kommenden Jahren noch geben wird. Es ist der bisher grösste Stadtbankrott in der US-Geschichte. Weitere werden folgen; das ist programmiert.
Die Schuldenverschreibungen der Stadt sind unter solchen Umständen wertlos und müssen abgeschrieben werden. Vorbehaltlich einer Konkursquote wird nichts bleiben, aber eine Zeitlang könnten sie noch als Junk in Nebenmärkten gehandelt werden, denn wenn es keine Leichenbestatter gibt, übernehmen Aasgeier die Aufräumarbeit.
Weiterhin wird wohl die Mehrheit der Kommentatoren sagen, Detroit sei nur eine Ausnahme, die Autoindustrie habe sich ja bereits wieder erholt – und überhaupt sei alles nicht so schlimm, denn der American Dream lebe weiter, und die Bürger würden sich auf den Weg zu neuen Zielen machen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird aber der American Dream in den kommenden Jahren als Albtraum erkannt werden. Noch hat die Masse den Point of Recognition nicht erreicht, und noch können Jubelmeldungen mit derzeit steigenden Aktienkursen scheinbar gerechtfertigt werden. Unter der Oberfläche ist das Siechtum Amerikas aber klar erkennbar – für jene, die wissen, worauf man schauen muss und es sehen wollen.
Ohne Zweifel gibt es in den USA enorm viel Fachwissen. Eindrucksvoll ist, dass man es geschafft hat, Fachwissen und massive Überschuldung anzuhäufen, ohne die Substanz zu erhalten. Es braucht nicht viel Fachwissen, um zu erkennen, dass kurzfristige Gewinnmaximierung zur Substanzschädigung und zu marktfremden, innovationsfeindlichen Handeln führt. Wie sagte Peter Drucker so treffend: Strategie handelt von der Zukunftswirkung heutiger Entscheidungen. Dies sollte in den MBA-Kursen im Fach „Verantwortung für die Überlebensfähigkeit von Organisationen“ viel deutlicher geschult werden.
Mit freundlichen Grüßen!
S. Müller
Vor Jahren als ich im Silicon Valley arbeitete war ein Spruch unter uns Schweizern und Deutschen: „die USA sind ein Drittweltland mit Hightech Industrie“. Aber wieso ist es so? Woran seucht die USA im Kern?
Eine sehr nachdenklich machende Charakterisierung …Ich bin gespannt, was dazu gepostet wird.
Nach 1945 ging es bergauf. In den USA und in Europa. Bis ca. 1985. Dazwischen irritierte die Ölkrise ein wenig die Welt, dann kam der Fall der Mauer in Deutschland. Dazwischen wuchs die EU, China und Indien. Dann folgte die angebliche Wirtschaftskrise. Dazwischen und immer vermehrten Finanz- und Multi-Unternehmen ihr Vermögen. Und letztendlich werden alle Reichen der Welt seit Jahrzehnten immer reicher. Soweit so gut. In diesem Spiel gibt es Politiker, Wirtschaftsunternehmen und „das Volk“. Das Volk, in jedem Land ca. 95 % spielt sich die Realität ab, siehe Detroit. Das interessiert nur die Politiker und Wirtschaftsleute nicht. Für sie ist das Volk „Wahl- und Konsumvolk“. Ethik und Moral sind nicht relevant. So gesehen, schreiben wir nur eine ca. 300.000jährige Menschheitsgeschicht fort. Nun halt mit iPhone und Gentechnologie usw. Hat aber für das Volk keine wirkliche Relevanz. Die Menschen wollen eine Arbeit, einen Lohn und ein gutes Leben. Seit dem Jahr 2000 erhalten Sie davon immer weniger. Das aktuelle Motto ist: Rette sich wer kann, und hole aus dem System raus was geht. Diese Wahrheit will in der perfekten Welt der Doppelmoral nur niemand hören. Alles Gute weiter uns allen!
Amüsantes zum WE: Ein Mann kommt in ein Hotel und sagt dem Hotelier er möchte gerne ein Zimmer. Er sagt aber auch, er will dieses Zimmer selbst aussuchen und lässt deswegen 100 Euro Kaution liegen und nimmt sich den Universalschlüssel, um ein Zimmer zu suchen. In der Zwischenzeit geht der Hotelbesitzer zum Fleischer und begleicht seine Schulden von (100 €). Dieser wiederrum geht zu einer Prostituierten und begleicht ebenfalls seine Schulden (100€), diese geht dann wieder zum Hotelier und bezahlt die ihre ausstehende Rechnung (100€). Am Ende kommt der Mann zurück und sagt er möchte doch kein Zimmer und kriegt seine Kaution (100€) wieder. Schulden alle weg. Schön, nicht wahr? Wieso funktioniert das ? In diesem Fall hatten die 100 Euro des Gastes eine katalytische Funktion und den Anstoß dazu gegeben das in diesem geschlossenen System jedes Subjekt letztlich auf seine Forderung verzichtet hat. Der Heilige Geist hätte auch jeden dieser Subjekte dazu bringen können auf seine Forderung zu verzichten und wir wären zum gleichen Ergebnis gegekommen. In der praktischen Volkswirtschaft bekommen wir das nicht hin,denn da gibt diesen kleinen geschlossenen Kreislauf eben nicht. Armes Detroit!
Es gibt aber auch einen prinzipiellen Unterschied zur Realwirtschaft. Im Beispiel sind Forderungen und Schulden bei jedem in gleicher Höhe vorhanden, also ein sogenanntes Null-Summenspiel. Bei der Stadt Detroit dürfte das etwas anders ausschauen, ich gehe mal davon aus, dass hier fast nur Schulden vorhanden sind.
Die Ausgeglichenheit von Forderungen und Verbindlichkeiten – sowie deren Besicherungen – stimmt nur bei guten Bilanzen.
Sehr geehrter Herr Clasen,
wir leben ökonomisch in einem reinen Kreditgeldsystem. Die 100 € Note ist von
der ZB durch Hinterlegung eines zinstragenden Forderungstitels im Nennwert von 100 € emitiert worden. Zwischen der Hinterlegung und der Rückgabe der Kaution im
Hotel vergeht Zeit. In diesem Zeitraum trägt der Forderungstitel Zinsen. Wer bezahlt diese Zinsen?
Das lange bekannte Beispiel suggeriert immer noch die Vorstellung einer Tausch-
wirtschaft, in der wir uns definitiv nicht befinden wie G. Dalton 1982 gezeigt hat: http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=142793.
Mit freundlichen Grüßen
Schwarting
@Johann Schwarting, natürlich haben Sie recht mit dem Zins. Man kann aber an dieser Stelle nicht ellenlang alles ausleuchten. Unter Zinseszinsgesichstpunkten geht unser Geldsystem sowieso zum Teufel. Man kann auf dieser Kurve nur zeitlich begrenzt tanzen. Die Rechnung mit dem Josefspfennig zeigt es überdeutlich: Wikipedia: „Ein Penny, ausgeliehen bei der Geburt unsers Erlösers auf Zinseszinsen zu 5 %, würde schon jetzt zu einer größeren Summe herangewachsen sein, als enthalten wäre in 150 Millionen Erden, alle von gediegenem Gold.“ Mein „Ring“ sollte nur aufzeigen das die Schulden dieser Welt niemals zurückbezahlt werden können, außer in einer Hyperinflation. Der Alternative dazu wären Schuldenerlasse. Nur, mit Schuldenstreichungen schlittern wir in eine Deflation, wie schon so oft hier auf-gezeigt. Prof Malik ist von seinem eigenen System überzeugt.
Mit seinen Methoden und Tools leisten die heutigen Organisationen
deutlich dann mehr als bislang. An der Wirksamkeit hege ich keinen Zweifel. Ob es über alle Schulden hinweg hilft, oder ob die unbelehrbare Menschheit sich dann noch mehr verschuldet? Jeder möge seinen Weg suchen und finden! Letzte Wahrheiten finden wir nur im Himmel!
Ich möchte noch dem Link zur Abhandlung von G. Dalton anfügen:
http://buecher.fivetechno.de/barter.pdf
Für wohl ziemlich viele sehr lehrreich. Vielen Dank, Herr Clasen.
Habe einige Jahre in Detroit gearbeitet und der Niedergang war ein sehr langer Prozess (15-20 Jahre). Die sogenannte High-Tech Industrie der USA konnte hier nicht helfen, da der extreme Kostendruck aufgrund der hohen Pensionsverpflichtungen der Big Three (GM, Ford & Chrysler) keine Experimente/Innovationen erlaubte. Darüber hinaus mussten viele ehemalige Pensionäre wieder Arbeiten, da Ihre privaten Pensionen auf Aktienfonds (410K) basierten. Letztlich zeigt dies, dass die USA ein Land der Extreme bleibt und nur der aktuelle Erfolg zu individuellen Wohlstand führt; die Gesellschaft aber keinen nachhaltigen Plan verfolgt.
Die Frage ist, was Sie mit einem Plan meinen. Der Plan sollte Anpassungsfähigkeit heißen. Nur die Anpassungsfähigen überleben. Das ist in der Biologie so und auch in der freien Wirtschaft.
Freundlicher Gruß!
S. Müller
Sie haben nicht mehr die Autos produziert, die der Käufer sich wünschte.
Vielleicht hat sie der kurzfristge Gewinn in diese Sackgasse geführt. Den Shareholdern hat man damit auch nur geschadet. Die Frage ist, ob dort
noch genügend Substanz und vor allen Dingen Wissen vorhanden ist, wie in D nach dem II. Weltkrieg. Dann können sie darauf bauen und die Menschen, die mit Verzicht und Ärmelaufkrempeln die Karre aus dem Dreck ziehen, gescheit
am Erfolg beteiligen und motivieren. Lebensmittelgutscheine reichen nicht!
Remember, Apple ist auch durch die Hölle gegangen und konnte wieder auf-erstehen. In Steve Jobs, haben sie allerdings dabei einen Messias ge-funden. Für die Menschen in Detroit gilt aber der alte Grundsatz, hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott! Detroit ist wie eine Warnung an den Gastronomen. Höflich sagen die Gäste, das es gemundet hat. Nur das Lokal
wird immer leerer…
Wegen der gebotenen Kürze folgende Kernthesen, warum die USA im Grunde ein Dritte-Welt-Land sind:
– Aufgrund der Shareholder-Value-Ideologie keine Investionen in den Kapitalstock der US-Volkswirtschaft, z.B. Infrastruktur, Bildung
-Aufgrund der unbeschränkten Freihandelsideologie Deindustrialisierung der Volkswirtschaft
– Beides führt in der Folge zur Kapitalzerstörung der Volkswirtschaft
– Daraus folgend, Überangebot an Arbeitskraft, Druck auf Arbeitslöhne, nur noch nicht-handelbare Dienstleitungen (Hamburger servieren) werden im eigenen Land durchgeführt. Überangebot an unqualifiziertem Personal ist typisches Merkmal in der 3. Welt
– chronische Organisationsprobleme bei alltäglichen Routineaufgaben.
– mangelnde Professionalität und schlechte Ausbildung mancher Arbeitnehmer.
In der Spitze mag es hervorragende Leistungen noch geben, aber woher kommen die Menschen in den USA, die sie erbringen? Es sind oft Einwanderer, die nicht dort geboren wurden.
– Nicht zuletzt: Dollar, Fiat-Geld als Leitwährung. Muss zum Kollaps führen, Stichwort Triffin-Dilemma.
Vielen Dank, die Entwicklung dieser Dinge war seit Anfang der 1990er Jahre erkennbar. Kollektive Blindheit und etwas einfältige Anbetung der US-Wirtschaft haben die Wahrheiten überdeckt.
In meiner bescheidenen Weltsicht muss das Welthandelssystem umgebaut werden. Durch ausgeglichenen Welthandel sollte Stabilität ins System gelangen. Es ist ja so, dass Länder mit starken Überschüssen und mit starken Defiziten das Gleichgewicht stören, aber das System so aufgebaut ist, dass diese Effekte verstärkt werden.
Ich finde da den Vorschlag von Keynes bedenkenswert, der ein internationales Geld, das von Warenströmen gedeckt ist, einführen wollte. Ebenso wie Defizitländer müssten starke Überschussländer Strafzinsen auf ihre Guthaben zahlen, um das System zurück zum Gleichgewicht zu führen.
Die Gelddeckung durch Warenströme müsste im Einklang mit der Eigentumsökonomik von Heinsohn/Steiger stehen.
Interessant wäre auch die Attraktivität von Finanzspekulationen, wenn der Handel nur mit warenstromgedecktem Geld abgewickelt werden kann. Dann würde das Fiat-Geld der Großbanken nur noch ein virtuelles Spielgeld sein, da es diese Volldeckung mit beleihbarem Eigentum nicht hätte und somit nicht zum „leveraged byuout“ fremder Industrien benutzt werden könnte o.ä.
Raghuram Rajan hat in seinem Buch „Fault Lines“ (sehr empfehlenswert) die Strukturprobleme von den USA als Wurzel der Finanzkrise bezeichnet. Er konnte wie Sie, Herr Prof. Malik, die Finanzkrise voraussehen.
Bezüglich internationaler Währungsproblematik würde ich die Idee von Prof. Hayek eher präferieren, als jene von Keynes. Hayeks Idee war die Aufgabe des staatlichen Monopols, dass in einem Land nur mit einer speziellen Währung bezahlt werden darf. Aufgrund eines hier entstehenden Wettbewerbes würden die Staaten untereinander konkurrieren.
Scheint mir etwas zu kurz gegriffen, denn Strukturprobleme entstehen nicht von allein.
Sie sind die Folgen von oft jahrzehntelanger Misswirtschaft, nicht nur des Staates, sondern in den USA vor allem auch grosser Teile der Wirtschaft. Die Ursachen liegen also tiefer, zur Hauptsache in einer vollkommen falschen Art der Unternehmensführung, die durch die angelsächsischen Business-Schools zuerst im angelsächschischen Raum selbst und danach immer stärker auch weltweit verbreitet wurden. Falsche Strategien, altmodische Strukturen, falsche Incentive-Systeme usw.
Die meisten von Hayeks Lösungen sind um vieles besser als die von Keynes. Aber Hayek braucht mehr Intelligenz, um sein Werk zu verstehen, als das von Keynes. In den 1970er Jahren war ich an der Hochschule St. Gallen der einzige, der Hayek gelesen hatte. Er wurde im Unterricht überhaupt nicht behandelt. Anlässlich einer öffentlichen Vorlesung von Hayek in St. Gallen wurde ich daher als Diskussionsleiter aufgeboten. Der damals gegebene Kenntnisstand war bedauernswert, und sollte es bis heute bleiben.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Letzten Endes ist das Problem einzig und alleine die Gier und Ungeduld des Menschen – ich will alles, und zwar JETZT, und das möglichst gratis.
Tiefe Leitzinsen wären kein Problem, wenn alle die Gelegenheit genutzt hätten, jetzt in die Zukunft zu investieren. Als Unternehmer kaufe ich z. B. eine neue Maschine, als Privatmann baue ich für meine Familie ein Haus. Stattdessen finanzierten viele damit nur ihren (Über-)Konsum – oder steckten das Geld in kurzfristige Aktiengeschäfte. Und das auf eine Art, welche die Existenzgrundlage der Unternehmen zerstörte.
Verstehen Sie mich richtig: Ich persönlich bin kein Asket, betrachte mich selbst vielmehr als Geniesser – aber die Logik, dass man nur ernten kann, was man ausgesät hat, habe ich gelernt und verinnerlicht, wie die meisten mittelständischen Kleinunternehmer – und im Gegensatz zu den Investment-Bankern und Hedge-Fonds-Jüngern, insbesondere denen der USA.
Nutzen wir doch diesen historischen Wandel zur Umkehr. Die Malik-Tools sind hier das beste, was es m. E. gibt.
Vielleicht ist es auch der Schuldendruck, der uns zwingt.
Und woher kommt der Schuldendruck? Davon, dass wir mehr ausgegeben haben, als wir uns eigentlich leisten können. Und warum haben wir das getan? Siehe dazu mein anfängliches Posting.
Mit anderen Worten: Das läuft auf das Gleiche hinaus.
Also wenn schon auf PCM verweisen wird, dann ist es nicht Leistungsdruck sondern doch Schuld: PCM nennt es die Urschuld, die bereits mit unserer Geburt entsteht – oder vielleicht bei unserer Zeugung, woraus sich die Schuld unserer Eltern uns gegenüber ergibt? Aber das ist eine andere, weil soziologische oder philosophische Debatte.
*
Es sind unsere barwertigen Lebens(er)haltungskosten, die wir in unserem gesamten Erleben zu erwarten haben und die uns zum Wirtschaften zwingen, ohne daß wir andere, weitere Schulden eingegangen sind. Sie mögen zwar in ihrer absoluten Höhe nicht gleich sein und auch nicht feststehen. Es bleiben aber Schulden, sie sind nur nicht in einem Kontrakt verbrieft.
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Bedenkt man die Anzahl der Menschen, kann man sich vielleicht eine kleine Vortsellung dieser kaum ermeßlichen Gesamturschuld machen.
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Andererseits gibt es ja auch so noch genug Schulden, die nicht erkannt, aber gleichwohl vorhanden sind. Welche wohl größer sein mag? …
PCM spricht von Urschuld – richtig, und damit hat er Recht. Ist so aber nicht für alle verständlich genug, was ich in Hunderten von Vorträgen erfahren habe. Deshalb verwende ich lieber „Leistungsdruck“, denn so wird zumeist schneller verstanden, worum es geht. Die Urschuld führt aber nicht zu einer Aufschuldungsrakete, weil sie durch Tod getilgt wird. Diese erst bringt die Katastrophe der gesellschaftszerstörerischen Deflation.
@Herrn Ruprecht
Ich teile Ihre grundsätzliche Haltung zum nachhaltigen Wirtschaften durchaus! Sie haben absolut recht. Dennoch wollte ich auf einen anderen Aspekt hinaus.
Nehmen Sie ein banales Beispiel. Allein dadurch, dass Sie irgendwo wohnen, entsteht Schuldendruck. Entweder müssen Sie Miete zahlen, oder Kreditraten, oder Grundsteuer, oder Sie müssen Geld für Reparaturen aufwenden, so wie meine Mutter kürzlich in ihrem unbelasteten Haus.
Da laufen also schon Schulden auf, ohne dass Sie gegessen haben.
Also zwingt dieser Druck Sie, Einkommen zu erwerben. Evtl. haben Sie soviel geerbt, dass Sie von dieser Last befreit sind, aber das ist etwas anderes.
Ich gebe die Empfehlung von Prof. Malik weiter und empfehle die Lektüre von Paul C. Martins Büchern, z.B. „Kapitalismus“.
Wenn Sie also den Schuldendruck noch durch übermäßigen Konsum so sehr verschärfen, dass sie ihn nicht mehr bedienen können – umso schlimmer. Ich wollte nur darauf hinaus, dass der Schuldendruck auch ohne übermäßigen Konsum entsteht. Der Zinseszins tut dann den Rest.
@A.I.: Zum Teil bin ich einverstanden: Wir müssen Einkommen erwerben, um unsere laufenden Rechnungen zu begleichen, wobei die Wohn- und Lebenshaltungskosten sicher die wichtigsten sind.
Das ist aber noch lange kein Schuldendruck! Dieser entsteht nämlich erst, wenn meine Einzahlungen nicht mehr reichen, um alle Auszahlungen zu decken – und das kann nur der Fall sein, wenn entweder die Einzahlungen nicht ausreichen oder die Auszahlungen zu hoch sind. Ersteres kann nur im Falle so genannter ungenügender Reineinkommen zutreffen – wogegen gerade die Eidgenossenschaft vielerlei soziale Abfederungen kennt (z. B. Familienzulagen). Viel häufiger ist der zweite Fall, dass jemand sich mehr leisten will, als sie oder er eigentlich kann. Mir sind persönlich zwei solche Fälle bekannt – und ich konnte beiden mittels (privater) Schuldenberatung helfen, aus dem Schuldensumpf zu entkommen.
Zwar entsteht im ersten Falle kein Schuldendruck, Sie haben Recht. Jedoch existiert ein Leistungsdruck.
Es sind nach Höhe und Termin feststehende Zahlungsverpflichtungen, die die Notwendigkeit begründen, Leistung zu erbringen – und das ist der erste Antriebs-Motor einer Marktwirtschaft. Der zweite wird hinzugeschaltet, wenn tatsächlich Schulden existieren – aus welchen Gründen auch immer diese gemacht wurden.
Es ist also nicht die ständig diskutierte Motivation, die der Leistungsgrund für die Menschen ist, sondern es sind ganz konkrete, handfeste Verpflichtungen.
Mehr lesen Sie in der MOM-Ausgabe 9/98: Warum wirtschaften wir eigentlich. Siehe Link in der rechten Spalte.
@Herr Prof. Malik: Ich bin zu 100% mit Ihnen Einverstanden. Diese Tatsachen sind aber m. E. so alt wie die Menschheit und führen per se nicht zu einer Krise, wie wir sie heute haben.
Die Frage muss vielmehr lauten: Warum wurden überhaupt an den Börsen solche Blasen produziert? Warum wurde zugunsten kurzfristiger Gewinne an langfristig-strategischen Aufgaben gespart? Ich meine: Um möglichst schnell möglichst viel Geld zu scheffeln, ohne Rücksicht auf (langfristige) Verluste, denn man kann als angestellter CEO ja rechtzeitig abspringen, möglichst mit Hilfe eines goldenen Fallschirms. Aktionäre haben das noch belohnt – schliesslich konnten sie erworbene Anteile für ein vielfaches veräussern, bevor der Kollaps kam. Das hat zu Börsen-Hausses geführt, und praxisfremde Schreibtisch-Ökonomen haben das wiederum noch hochgejubelt, ohne diese Grundwahrheiten zu erkennen.
Besinnen wir uns wieder auf grundlegende Tugenden wie Fleiss, Leistung, Zuverlässigkeit etc., ist schon vieles gewonnen. Auf diesem Fundament noch die richtigen Methoden angewandt, gelangen wir wieder zum Erfolg.
Natürlich gibt es eine Vielzahl an Faktoren, die die Entwicklungen beeinflussen. Neben der Kurzfristdenkweise spielt wohl auch unvernetztes Denken eine relevante Rolle. Kaum jemand ist sich der heutigen Wechselwirkungen und Abhängigkeiten richtig bewusst, dementsprechend ist auch das Handeln.
Ich beschäftige mich gerade intensiv mit dem Thema „Blackout“ – das zu einem Multiorganversagen unserer gesamten Infrastruktur führen wird, mit schwerwiegenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Es erschüttert mich immer wieder, wie wenig Bewusstsein über die Konsequenzen hier vorhanden ist und gleichzeitig, wie hoch die potentielle Eintrittswahrscheinlichkeit ist. Und wir sprechen hier nicht von einem nationalen, sondern von einem europäischen Stromversorgungssystem. Ich denke, dieses jederzeit erwartbare Szenario könnte ebenfalls zu einem „Game Changer“ werden. Und vieles hängt dabei auch mit dem systemgefährdenden Verhalten unseres Finanzsystems zusammen.
Der von Ihnen angesprochene Blackout wäre nicht nur ein schwarzer Schwan, sondern ein ganzer Schwarm davon. Andere haben das auch schon aufgezeigt und ein wenig die Konsequenzen dargelegt. In meinen Augen kommt dies einem schlagartigen Rückfall in die dunkelste Epoche des Mittelalters gleich. Millionen auf der Flucht, unvorstell-bare Zustände, Gewalt, Kampf, Verbrechen, Seuchen. Aber unsere Bürger haben wieder einmal alles in satter Selbstzufriedenheit verdrängt. Wäre es anders, würde man Vorsorge treffen. Das wiederum wäre ein echtes Konjunkturprogramm. Netzersatzanlagen und Vorräte für eine beschädigte Infra-struktur. Man bräuchte Think Tanks, um das mal durch zu spielen um wenigstens die allernötigsten Dinge heraus zu filtern. Wie soll diese Nation das hinkriegen, wenn sie oberstümperhaft noch nicht einmal eine off- shore Windanlage ans Netz anschließen kann und mit stinkendem Diesel einen Leerlauf erzeugen muss, abgesehen von zusätzlichen Entschädigungszahlungen? Die „Achse des Bösen“ und ihre Terroristen haben das nicht geschnallt oder es gibt sie garnicht in diesem Ausmaß, wie man es uns immer vorführt. Aha, wir müssen aufrüsten. Nachtigall ick hör dir trapsen. Lächerlich!
@Jürgen Clasen
Ok, natürlich sind mir auch diese Szenarien / Verwundbarkeiten bekannt … nur anscheinend nicht den Verantwortlichen, andernfalls würden sie wohl grob fahrlässig handeln. Aber durch die Marktaufsplittung („Unbundling“) ist ja auch niemand mehr so konkret verantwortlich und es zählt in erster Linie der Markt.
Ich denke, wir bräuchten auch gar nicht Monate warten, wie es ja auch die TAB-Studie zum Ausdruck bringt. Da reichen wohl schon 1-2 Wochen. Hinzu kommen die absehbaren Super-Gaus … das Buch „Blackout – morgen ist es zu spät“ ist leider sehr realistisch …
Aber aus meiner Sicht reicht schon der jederzeit erwartbare Systemkollaps – was wahrscheinlich kein Einzelfall bleiben wird, da es ja zunehmend massive systemische Instabilitäten gibt.
Das größte Problem dabei ist, dass wir als Gesellschaft in keinster Weise darauf vorbereitet sind. Man könnte den Schrecken mit einfachen (Kommunikations-)Maßnahmen durchaus reduzieren. Aber derzeit will sich kaum jemand mit Schwarzen Schwänen auseinandersetzen … siehe auch Griechenland/Schuldenschnitt, etc.
@Herbert Saurugg Sorry, ich habe bewusst nicht geschrieben, wie genau der Black out
herbeigeführt wird. Ich meine einen umfassenden Netzausfall dessen Behebung
Monate dauert. Das ist eben keine kleine
Störung die nach einem Restart in kurzer Zeit überwunden ist. Der Black out, den ich meine, geht über Monate, weil dieser Ausfall eben nicht so leicht zu beheben ist. 80 Mio suchen dann in unserem Land nach Strom…ein eigentlich unvorstellbares Chaos. Mehr will ich nicht loslassen, denn ich habe keine Lust auf einen Besuch von Herren mit Schlapp-hüten und Ledermänteln…
@Hr. Clasen
Ich bin etwas über Ihre polemische Reaktion überrascht. Ich spreche hier nicht von einer Zerstörung der Infrastruktur – wobei das gar nicht so unmöglich wäre – sondern von einem Systemversagen, dass hoffentlich in spätestens 48 Stunden wieder behoben ist. Der Rückfall ins Mittelalter wäre bei einem längeren Ausfall (von Wochen) nicht von der Hand zu weisen, was u. a. auf die unzähligen Abhängigkeiten in der Lebensmittelversorgung zurückzuführen ist. An die Atomkraftwerke möchte ich erst gar nicht denken, insbesondere, nachdem der letzte EU-Stresstest bei 4 von 28 überprüften Anlagen bei einem Blackout eine Reaktionszeit von weniger als eine Stunde konstatiert hat.
Es geht nicht darum, dass jeder seinen Diesel anschafft, sondern dass wir uns damit auseinandersetzen sollten, wie wir die Folgeschäden minimieren und die Wiederanlaufzeiten reduzieren können. Das hat sehr viel mit Kommunikation und systemischen Denken und Handeln zu tun.
Mehr dazu in meinen Publikationen und im aktuellen Interview bzw. in den Querverweisen: http://futurezone.at/digitallife/17579-blackout-wie-man-sich-darauf-vorbereiten-kann.php
Richtig. Vernetzt denken wird ausser von uns nur von wenigen in einem ernst zu nehmenden Sinne gelehrt.
@David Ruprecht
Ich habe in einem anderen Blog öfter einmal geschrieben, dass Wohlstand von Leistung komme, nicht von Geld. Ich dachte, das sei eigentlich banal, und war umso erstaunter über das Unverständnis und den Gegenwind.
Man müsste ja nur Geldscheine verteilen und alle könnten zu Hause bleiben und in Saus und Braus leben, wenn es nicht so wäre.
Ich war schon baff, dass das nicht sofort jedem einleuchtete.
Ich kann meinen Erklärungsansatz nur anreißen. Ich vermute, dass das an vereinfachten Weltmodellen liegt, die nur teilweise richtig sind. Die falschen Anteile führen dann in die Katastrophe.
Es ist so wie ein physikalisches Modell, das nur in genau definierten Grenzen gilt. Ein Laie findet es toll, und wendet es dann unkritisch auf Probleme an, für die es gar nicht gilt, und merkt nicht, dass die Zahlen nur kompletter Schrott sind, während er darauf verweist, dass es doch für Problem X richtig sei. Ja, schon …
Genau solchen Unfug sehe ich glasklar in der Ökonomie und bin fassungslos, wie unreflektiert das von BWLern und VWLern als Wahrheit übernommen wird.
@A.I.: Dem kann ich nur zustimmen. Nur: Die Leute glauben oft lieber, was sich gut anhört, als was wahr ist. Dann braucht es nur noch Scharlatane, die das gezielt ausnutzen. Die Verkünder der Wahrheit haben dann das Nachsehen.
Die Hauptursache der Krise – jedenfalls die wichtigste davon – ist die Verwechslung von Geld und wirtschaftlicher Leistung. Dies war und ist mein entscheidendes Argument seit den frühen 1990er Jahren gegen den Shareholder-Value als Massstab für den Erfolg und die Leistungskraft eines Unternehmens. Das führte zur grössten geschichtlichen Fehlsteuerung wirtschaftlicher Ressourcen.
Als ich in meinem 1997-Buch über Unternehmensaufsicht/Corporate Governance schrieb, dass die angelsächschische Management-Doktrin wirtschaftszerstörend sei, konnte das kaum jemand verstehen. Diese ist es aber, aus der Bonusexzesse resultieren und die finanzzahlenorientierte Führung mit all den Exzessen, die sie seither produziert hat. Für die Börsenblasen sind zwei Bedingungen nötig: Gier und Schulden, d. h. mit Kredit finanzierte Börsenoperationen.
Und hinzu kommt noch ein Gedanke: Als ich seinerzeit BWL / Management in Bern studiert habe, haben sich alle hellauf für „Valuation / Finanzmanagement“ begeistert, während m. E. wichtige Themen wie „Organisation und Personal“, „Strategische Unternehmensführung“ oder „Marketing“ mit der Aussage „Den Sch*** (sic!) musste halt auswendig lernen“ quittiert wurden. Daraus schliesse ich, dass es nicht nur ein Defizit beim Management-Inhalt, sondern auch bei der Mentalität derjenigen gibt, welche dieses Studium überhaupt wählen.
Gott sei dank habe ich seit unmittelbar nach meiner bestandenen Maturprüfung und auch während des Studiums stets in unserem Familienunternehmen gearbeitet und da auch unten angefangen – so habe ich den Realitätsbezug bewahren können und Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können. Anderen ist dieses Glück verwehrt, und das sollte auch bei künftigen General Management-Ausbildungen angemessen berücksichtigt werden, vorzugsweise mit einem Schwerpunkt „Familienunternehmen / KMU“ – oder „UGU“, wie Sie dazu sagen.
@David Ruprecht
@F. Malik
D’accord. Diese Differenzierung ist mir entgangen und so hat unsere Diskussion ihren besten Zweck erfüllt, nämlich Klarheit über einen Gegenstand zu bringen.
Ich habe gestern mit einer Lehrerin darüber gesprochen. Und sie hat mir erzählt, dass sie mit ihren Schülern bei der Zinseszinsberechnung immer den Erwerb eines Eigenheims auf Kreditbasis durchnimmt.
Als Frage kommt danach immer einhellig: „Und das ist erlaubt?“
Mehr ist dazu wohl nicht zu sagen …
Das ist die Sicht der Geld-GEBER – und dass auch da die Gier herrscht (Wucherzins), ist m. E. unbestritten. Man bedenke auch die Haltung gegenüber den Zinsen in der Bibel (z. B. Ps 15,5).
Hinzu kommt aber noch die Sicht der Geld-NEHMER. Bei einer Eigenheim-Finanzierung – oder sonst einer Investition – kann ich Ihnen nur beipflichten. Wie sieht es aber beim KONSUM aus? Ich habe mal gelesen (leider finde ich den Artikel nicht mehr), dass der durchschnittliche amerikanische Haushalt alleine Kreditkarten-Schulden von über $1.000 habe. Und da sicher nicht alle Amerikaner gleich viel haben, mag man sich die Ausreisser besonders nach oben vorstellen…
Die Schulden der Konsumenten sind insgesamt noch weit grösser. Unter anderem stechen zum Beispiel die Kredite hervor, die Studenten aufnehmen mussten, um ihr Studium zu bezahlen. Dies ist eine der ganz schlimmen Folgen von 20 Jahren Fehlleitung ökonomischer und sozialer Ressourcen. Generationen von Absolventen starten in ihr ohnehin trübes Berufsleben mit einer Finanzlast, die sie kaum je bezahlen können.
Wer beginnt den Wandel? Ja, zuerst säen, dann ernten. Früher hat man zuerst gespart, oder einen Gewinn gemacht. Und dann investiert. Heute eine Gebäude oder den Ferrari nicht leasen, ist ja fast schon peinlich. Gestern wurden wieder Euro 700 Mio Steuergeld in die Hypo in Österreich gesteckt. Wenn ein Kleinunternehmen derzeit Euro 20.000 Kredit von einer Bank möchte, verlangt die Bank Sicherheiten für Euro 40.000. Meine Damen und Herren, wo sind denn die Persönlichkeiten in der Politik, die einen Wandel herbei führen können? 90 % der PolitikerInnen könnten nicht 7 Tage ein Unternehmen mit Gewinn führen. Und die Top-Wirtschaftsleute haben den Begriff Ehtik nicht in ihrem Wortschatz. Der Vatikan ist immerhin bemüht, ein wenig Ordnung in sein Bankwesen zu bringen. Daher, wer beginn wo mit dem Wandel? Ich sehe derzeit außer die Schweiz und ein wenig Schweden keine Länder, die mich irgenwie gesellschaftspolitisch oder wirtschaftlich wirklich beeindrucken. Weiß jemand andere positive Beispiele. Und nicht böse sein. In die USA und nach China schaue ich nicht. Schaue mir einmal an, wann die Chinesen zum Thema „Umwelt“ kommen und die USA zum Thema „Sozialstaat“.
Herr Huber, ich teile Ihre Einschätzung in weiten Teilen. Aufgrund meiner bescheidenen historischen Kenntnisse denke ich, dass der Wandel erst dann eingeleitet wird, wenn der Leidensdruck zu groß geworden ist.
Vor kurzem habe ich einen Vortrag von Erich Fromm gehört. Er hatte eine Studie zu autoritären bzw. anti-autoritären Charakteren gemacht. Auch wenn ich eher moderneren Erkenntnissen wie z.B. von George Lakoff beipflichten würde, sagte er einen entscheidenen Satz: „Bei 75% der Menschen ist der Charakter nicht klar genug; sie werden in die eine oder andere Richtung mitlaufen.“
Zur Ethik: Sie sprechen da ein systemisches Verhalten an. Vor langer Zeit habe ich beobachtet, dass nur eine kleine Minderheit Offenheit und Vertrauen missbrauchen muss, um ein komplettes soziales Gefüge zu zerstören.
Dasselbe gilt mit Sicherheit für die Führungsetagen. Wer sich durch unlautere Praktiken massive Vorteile verschafft, setzt sich durch.
Die meisten Menschen haben gar nicht die Urteilskraft, tiefer zu blicken. Deswegen werden solche „Bosse“ eben auch so euphorisch gefeiert.
Wer beginnt den Wandel?
Wir alle – er wird auf jeden Fall nicht von oben kommen! Ich lese gerade Harald Welzer „Selbst denken – Eine Anleitung zum Widerstand“ mit sehr interessanten Gedanken. Das meiste was wir Menschen entscheiden und tun passiert im Unbewusstem aufgrund unserer kulturellen Entwicklung und Prägung. Das bedeutet, die besten Argumente – auch wenn sie noch so nachvollziehbar sind – lösen noch keine Veränderung aus. Wir wissen, dass der begonnene Klimawandel, die Verknappung der Ressourcen, etc., etc. uns das Leben in absehbarer Zukunft ziemlich ungemütlich machen wird. Und? Was haben wir im Einzelnen gemacht, um etwas dagegen zu unternehmen oder den eigenen „Fußabdruck“ zu minimieren? Selten wirklich etwas, oder? Wir gehen alle zu schnell in den Alltag wieder über. Womit wir dann wieder bei John Casti’s Komplexitätslücken (http://www.cybersecurityaustria.at/index.php/blog/104-komplexitaetsluecken) sind, die sich nur äußerst selten selbst bzw. durch Vernunft schließen. Mit der Konsequenz, dass das überforderte System das selbst macht – Kollaps. Und ich denke, wir stehen hier vor mehreren „reißenden Fäden“ und sollten uns auf turbulente Zeiten einstellen. 🙁
Herr Ruprecht, diese Sätze von Ihnen sprechen mir aus der Seele. Die Menschen sind zu kreditfinanzierten Konsumorgien verleitet und erzogen worden. Ein gedecktes Geldsystem, wie es von A.I. angedeutet worden ist, kann und muß die Schlußfolgerung aus dem Niedergang des jetzigen Systems sein. Daneben sind technologische Entwicklungen zu fördern, die uns, vor allem im Energiesektor, ungeahnte Möglichkeiten bescheren. Wir sollten die Arbeiten und die Biographie von Nikola Tesla studieren, da gäbe es Ansätze ohne Ende. Letzten Endes ist unser „System“ nur für eine Minderheit auf diesem Planeten förderlich. Alle spüren es, anscheinend brauchen wir tatsächlich Schumpeters kreativen Akt der Zerstörung.
Alles Gute für uns alle!
Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Haben Sie mir vielleicht eine Quellenangabe bezüglich Herrn Teslas? Was Sie von ihm geschrieben haben, scheint mir sehr interessant.
Hallo Herr Ruprecht,
ich habe zu dem Thema „freie Energie“ gegoogelt und bin dort manigfaltig auf Tesla gestoßen. Sie werden sehr schnell fündig werden.
Viele Grüße
Eigentlich verstehe ich nicht, warum man das Kreditwesen nicht nachhaltiger gestaltet.
Ich bin Physiker und mir ist kein Naturgesetz bekannt, dass erzwingt, dass Kreditforderungen durch Zinseszins exponentiell verlaufen müssen.
Das ist eine rein legale, gesetzgeberische Regelung.
Man könnte bestimmen, dass die Schuldforderung nur bis zum Doppelten der ursprünglich geliehenen Summe wachsen darf. Wer an dieser Grenze ist, kann von neuem Kredit ausgeschlossen werden. Menschen würden nicht unentrinnbar in die Schuldenfalle geraten.
Auf diese Weise können die Gewinne aus Finanzgeschäften höchstens linear wachsen. Und was ist daran falsch? Es sollte profitabler sein, Geld durch Unternehmertum zu verdienen.
Ob man Naturgesetz zum Zinseszins sagen will, kann man diskutieren. Es ist allerdings ein finanzielles Gesetz, das dann seinen unheilvollen Lauf zu nehmen beginnt, wenn der Schuldner für die Bezahlung seiner Zinsen auf schon bestehenden Kredit nicht mit verdientem Geld, sondern wiederum mit geliehenem Geld bezahlt. Dies tun vor allem die Regierungen.
Das stimmt natürlich. Offenbar ist die Steuerung der Geldmenge kein triviales Problem.
Was ich nicht bedacht habe ist, dass die Geldmenge durch Kreditschöpfung wächst. Wenn es also einen Wirtschaftszweig gibt, der eine Weile exponentiell wächst, kann es zu Kreditklemmen, Verdrängungseffekten von Liquidität und deflationären Entwicklungen kommen, wenn die Geldmenge nur linear wachsen kann.
Ist es möglich, dass Regierungen die Monetarisierung der Staatsschulden auch als Waffe einsetzen? Erstens, um durch Inflation die Schulden zu reduzieren, zweitens um durch Währungsabwertung den Export zu verbessern (Japan, USA).
Aber liegt denn dem Dollar nicht die Staatstheorie (Annahmezwang!) des Geldes zugrunde? Schließlich wurde die Einkommenssteuer zusammen mit der FED eingeführt, was für mich ein Hinweis ist. Für die Öffentlichkeit war der Dollar goldgedeckt – wenn es also eine Deckung gibt, warum dann eine Einkommenssteuer als Credit für die Regierung, um den Debit der Regierungsausgaben zu decken?
Letztlich ist die entscheidende Frage: Wie kann das Geldsystem gestaltet werden, dass es der Gesellschaft dient, und nicht einige wenige Machtmissbrauch treiben können?
Dem Dollar liegt der Annahmezwang zugrunde, das ist richtig. Er ist durch nichts gedeckt.
Wenn die Monetarisierung zu Inflation führen würde, müsste diese durch deren astronomische Summen seit 2008 im 2-stelligen Bereich liegen. Nur durch Sicherheiten gedeckte Schulden können durch Inflationierung reduziert werden. Die heutigen Schulden sind aber nicht gedeckt und müssen daher grossteils abgeschrieben werden.
Ein stabiles Geldsystem ist möglich. Prof. Heinsohn hat dazu mehrfach Beiträge geschrieben.
Bernanke wird sich wohl vom Acker machen und in seinen Elfen-beinturm zurückkehren. Als ausgemacht, kann man annehmen, das Yellen oder Summer nochfolgen werden. Damit kommt ein lupenreiner Keynesianer an die FED Spitze. QE wird dann zur Formel QE1, QE2, QE3 bis QEn… Am Ende ist restlos alles in der Hand der FED. Dann kann man weitermachen in dem man die Papiere aus QE1 in den Reißwolf steckt… Meine Indikatoren sagen aber, es wird nicht gelingen. Die von mir angeführten Faktorzertis gehen asymptotisch auf einem niedrigen Grenzwert entgegen. Auch heute sehen wir das ewige DOW Spiel. Fällt im 1/3 und wird dann systematisch nach oben gezogen. Die Rohstoffe sind weiterhin schwach auf der Brust. Die großen Player, Rio Tinto und BHB Billiton reagieren schon und senken die Kosten u.a. mit Entlassungen. Einer dieser big Player könnte eines Tages über die Wupper gehen, weil fremdfinanziert dick investiert wurde, was sich aber nicht mehr auszahlt. Ich denke da an G…. Die große Krise erwarte ich nicht über ein singuläre Sache. Es knallt an der Rohstoffseite, die Eurokrise erfährt eine Wiederbelebung, I und F kommen ins schleudern und noch unbekanntes mehr. Warm, Drink nehmen…
Ein sehr spannendes Thema wird auch werden, wie wir unsere Infrastrukturprojekte, insbesondere die unendlichen Baustellen in der Stromversorgung/Energiewende in der Krise/den Krisen in den Griff bekommen werden … oder ob ein sehr realistische Kollaps des europäischen Stromversorgungssystems (Blackout) den Stein für viele andere Krisen ins Rollen bringen wird. Insbesondere wenn man sich den erwarteten volkswirtschaftlichen Schaden eines solchen Szenarios ansieht. Etwa bis zu 900 Millionen Euro Primärschäden in den ersten 24 Stunden eines österreichweiten Stromausfalls.
Wie Sie sagen … im Busch ist noch einiges mehr.
Ich würde mich freuen, wenn Sie es hier nicht nur bei vagen Andeutungen belassen würden…
Vieles steht seit langem in meinen Postings. Wenn Sie etwas zurückblättern, werden Sie es finden.
Welche Möglichkeit sehen Sie, (immer wieder weißen Sie darauf hin), dass die Wirtschaftskrise sich zu einem neuen Wachstum entwickelt? Für wahrscheinlich halten Sie es nicht aber es gibt scheinbar doch einen Hoffnungsschimmer.
Nachdem wir mit unseren Hochintelligenz-Tools der Syntegrationsverfahren in bereits rund 600 Fällen Firmen innerhalb von wenigen Tagen den Weg aus der Insolvenz zeigen konnten, und anderen 2-stellige Ergebniszuwächse verschaffen konnten, bin ich sogar ausserordentlich zuversichtlich. Wir haben damit auch Städte finanziell saniert, Firmen reorganisiert und immer wieder die grössten und komplexesten Herausforderungen gemeistert.
In unseren heutigen gesellschaftlichen Organisationen stecken derartig viele Reserven an ungehobener Intelligenz, dass ich nicht nur zuversichtlich, sondern sicher bin, dass diesmal die Krise gestoppt und gedreht werden kann. Nötig sind dazu aber rasche Entscheidungen der obersten Führung, diese kraftvollen Tools auch einzusetzen.
Sozial-Politisch unerwünscht aber Wahrheit ist: die USA vorauseilend, wir alle folgend, leben im Zustand eines zunehmend überbevölkerten Rattenkäfigs wobei verschlimmernd hinzukommt, daß Bildung, Erziehung und Intelligenz zuerst ihrer Deflationen Opfer wurden.
Gruß
caw
EZB sieht kein Deflationsrisiko für Europa
„Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht im Gegensatz zum IWF derzeit keine Gefahr für eine rückläufige Preisentwicklung in Europa mit all ihren negativen Folgen für die Wirtschaft.“
http://news.orf.at/stories/2192684/
na schau ma mal …
Die EZB hat bisher so Einiges nicht gesehen, nicht sehen wollen oder jedenfalls nicht darüber reden wollen. Übrigens gilt das auch für den IWF, der zunächst vor allem eine Phantom-Inflation bekämpft hat.
Sorry, Fehlerteufel, natürlich 100 000 $ pro Kopf.
Eine umfassende Information über die US Verschuldung findet man
unter :
http://www.usdebtclock.org/
Die Zähler laufen schneller hoch, als an Daddelautomaten…
Man kann wohl von 100 000 $ pro Kopf ausgehen. Dem steht natürlich ein
Vermögenswert gegenüber. Nur die reichsten 1% besitzen 40% des Gesamt-vermögens. Man kann sich leicht vorstellen, wenn wir auf die reichsten 10%
abstellen, bleibt nur ein spärlicher Rest für die verbliebenen 90%.
Gehen wir noch einen Schritt weiter, versinkt der Rest in Schulden…
Daraus folgere ich, das es bei diesem Schuldenturm zu keiner Schieflage (Zinsanstieg) kommen darf. Er könnte ähnlichen Verlauf nehmen wie das WTC
und am Ende zu einer giftigen Gipswolke zerstäuben.
Hier eine weitere kurzfristige Quelle für Kreditnachfrage: Hedgefonds (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/finanzinvestoren-buerden-firmen-rekordschulden-auf-a-914978.html).
So lässt sich auf den ersten Blick auf die Gesamt-Kreditnachfrage nicht erkennen, dass die reale Kreditnachfrage für Innovationen weiter zurückgeht; und gleichzeitig werden viele Unternehmen dadurch instabil, weil ihnen das Eigenkapital entzogen wird. Gelernt haben diese Vögel alle nichts aus den letzten Jahren… da wünsche ich mir endlich den großen Crash. Leider wird das wieder die Falschen treffen…
In der FAZ-Online steht ein Artikel der verschiedene Modifikationen des Geldsystems diskutiert Zitat: „Mit Goldbindung hat die Notenbank in Krisenzeiten kaum Möglichkeiten, den Banken ihres Landes mit zusätzlichem Geld unter die Arme zu greifen – das wirkte in den dreißiger Jahren krisenverschärfend. „Ich hätte nicht erleben wollen, wie die Zeit nach Lehman verlaufen wäre, wenn wir eine Goldbindung gehabt hätten“, sagt Peter Spahn, Wirtschaftsprofessor an der Universität Stuttgart-Hohenheim. Die physische Begrenztheit der Geldschöpfung kann in bestimmten Zeiten ein Segen sein – in anderen aber ein Fluch.“ War das in den dreißiger Jahren entscheidend? Die Notenbanken vergrößern ja die Geldmene fast wie blöd es bringt aber fast nichts. Was sind aus sicht der Eigentumsökonomik die Gründe für den kommenen Zusammenbruch?
Der Goldstandard hat in erster Linie die Aufgabe, eine Krisensituation, wie wir sie heute haben, von Anfang an zu verhindern, und nicht diese zu beseitigen wenn die Katastrophe schon angerichtet ist. Die Verhinderung von Krisen wie die heutige muss ansetzen an der Eindämmung der Kreditgewährung. Die Verschuldung ist seit den 1990er Jahren auf allen Ebenen so gut wie vollständig ausser Kontrolle geraten. In einer verschuldeten Gesellschaft, die ausserdem noch ein so hohes Konsumsättigungsniveau hat, kann man durch Geldmengenerhöhung zwar Zeit gewinnen, aber keine Lösungen kaufen.
Trotz der politischen Auseinandersetzungen in den USA über die Anhebung der Schuldengrenze herrscht in den Medien Zuversicht in Bezug auf die weitere Entwicklung der amerikanischen Konjunktur. Hier nun wieder einmal ein Warner:
Dan Alpert, Managing Partner von Westwood Capital in New York bezeichnet die wirtschaftliche und finanzielle Lage in den USA als sehr schwach. Die Erholung scheine in jedem Jahr zum Ende des dritten beziehungsweise zu Beginn des vierten Quartals abzureissen. Verschiedene in der jüngeren Zeit veröffentlichte Indikatoren wie etwa die Stimmung im Produktions- und Dienstleistungsbereich sowie die Verkaufszahlen im Einzelhandel seien schwächer als zuvor erwartet ausgefallen, und auch die Exportnachfrage sei nicht sonderlich berauschend. Selbst die Lage und die Entwicklung am Arbeitsmarkt seien enttäuschend und schwächer als weithin prognostiziert. Viele der in den vergangenen Monaten neu geschaffenen Stellen seien nur Teilzeitbeschäftigungen und zudem überaus schlecht bezahlt.
Alpert macht in der US-Wirtschaft die Folgen deflationärer Impulse aus, die einerseits von der allgemeinen Überschuldung und andererseits von den globalen Ungleichgewichten – primär vom enormen Angebot billiger Arbeitskräfte ausserhalb der USA – ausgingen. Dort produzierte Waren könnten günstig in den USA verkauft werden. Man versuche, alleine mit der Geldpolitik dagegen anzugehen. Genau das jedoch sei problematisch. Denn längst habe man einen Punkt erreicht, ab dem weitere monetäre Lockerungen nur noch marginale Effekte in der Realwirtschaft zeitigten.
Danke für diesen Eintrag, dem ich weitgehend zustimme. Das in den meisten Medien gezeichnete Bild deckt sich mit grossen Teilen der Wirklichkeit nicht. Die schwierigeren Phasen der Grossen Transformation21 stehen noch bevor.
Neben der Überschuldung leidet die ehemalige Automobil Hochburg Detroit an der serbelnden Autoindustrie. Das es auch anders geht, beweisst die Firma Tesla aus Kalifornien. Auch eine Transformation, die in den nächsten Jahren mehr verändern wird, als die vergangenen Jahrzehnte zusammen (Zusammenfassung ab 33:30): http://www.youtube.com/watch?feature=pl … HUzfw24oCk
So ist es, Herr Gmür. Die US-Autoindustrie ist seit Langem in einem sich fortgesetzt verschlechternden Zustand, und daher kommt bei Detroit – wie fast immer in solchen Krisenzeiten – dann gleich Mehreres zusammen. Ein Problem allein, und eines nach dem anderen, könnte man in vielen Fällen noch angemessen handhaben, denn dazu würden die herkömmlichen „AltWelt“-Tools oft noch genügen. Wenn mehrere Probleme gleichzeitig auftreten, genügen solche Tools nicht mehr.
… und hier noch der funktionierende Link(Zusammenfassung ab 33:30):
http://www.youtube.com/watch?feature=pl … HUzfw24oCk
… aber jetzt sollte es gehen(Zusammenfassung ab 33:30):
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=JHUzfw24oCk