Vermorschende Gesellschaften – Das Unvermögen, komplexe Systeme zu verstehen

F. Malik am Sonntag, 18.08.2013 um 14:09 Uhr
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Wohin man schaut sind weltweit die bisherigen Gesellschaftsstrukturen von zunehmender Vermorschung befallen. Ihre Organisationen und Systeme verlieren sukzessive und immer schneller ihr Funktionieren. Immer schneller werden immer mehr unmanageable.

Selbst dort, wo scheinbar die Wirtschaft noch funktionierte oder angeblich wieder Tritt gefasst hatte, haben sich die Schwelbrände weitergefressen. Das derzeit positive Medienbild der USA ist auf Sand gebaut … eine Fata Morgana.
Nur ein einziges Beispiel: Die optimistischen Propheten einer entstehenden Demokratisierung z. B. in Ägypten müssen wohl neu nachdenken. Zweifellos sind sie Experten, aber wofür? Wie es aussieht weder für Ägypten noch für Demokratie. Im „Stern“ war kürzlich ein Bericht über die Verrottung Mallorcas, ein Mikrokosmos, stellvertrend für den sozialen Krebs in immer mehr Ländern.
Gleichzeitig verstärken sich selbst von Fachleuten anscheinend unbemerkt die Anzeichen für einen weiteren Crash der Börsen und des Finanzsystems. Die Aktien sinken, auch die Rohstoffe und die Zinsen steigen. Selbst bei den US-Treasury Bonds haben sich die Renditen in den letzen Wochen beinahe verdoppelt, obwohl die Notenbank sie auf fast Null halten will.
Weiterhin auf die Aufrechterhaltung bisheriger Strukturen zu setzen ist sinnlos. Die Erneuerung hat aber grosse Chancen, wenn sie fundamental, ganzheitlich und kybernetisch angelegt ist.

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67 Kommentare

  1. Max Gmür

    Im aktuellen Migros-Magazin ist ein Interview mit dem US-Ökonom Robert J. Gordon (er referiert demnächst am Gottlieb-Duttweiler Institut): http://www.migrosmagazin.ch/menschen/interview/artikel/robert-gordon-es-braeuchte-eine-politische-revolution

    Auch er erkennt die nächste „Industrielle-Revolution“ und das damit verbundene kommende „Wachstumszeitalter“ nicht, obwohl alle Zutaten da sind: Eine stringente, in der Praxis bewährte Lehre für funktionierende Organisationen, basierend auf kybernetischem Management, ausgeführten von gut ausgebildeten Fachleuten (und nicht berufenen „Künstlern“), unterstützt von mehrdimensionalen Cyberwerkzeugen zur Visualisierung von komplexen, dynamischen Abläufen, kommuniziert in ortsunabhängigen, ständig verfügbaren „Social Layers“.

    Aber müssen wir zuerst das „Tal der Tränen“ durchschreiten, bis sich das Neue in der Breite durchsetzen kann?

    Wie auch immer, herzlichen Dank Herr Malik, dass Sie uns in diesem Blog an der „Revolution“ teilhaben lassen. Der Erkenntnisgewinn ist enorm!

    • F. Malik

      Ich freue mich sehr, dass mein Blog für Sie interessant und gewinnbringend ist. Dazu tragen vor allem die vielen klugen und informativen Posting von Leserinnen und Lesern bei, darunter auch Ihre eigenen, die immer interessant und wichtig sind.

  2. A.I.

    Leider ist mir die extreme Begrenztheit meines Blickes auf die Welt allzu schmerzlich bewusst.

    Aber aus dem, was meiner Kognition zugänglich ist, kann ich nur schließen, dass es so, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen ist, einfach nicht mehr weiter gehen kann.

    Der Verfall ist allerorten spürbar. Denken wir zurück an das Jahr 2000, als Europa noch eine blühende Zukunft versprach.

    Wer sieht heute eine blühende Zukunft für Europa? Wer von den 50% arbeitslosen Jugendlichen im Süden Europas blickt optimistisch nach vorne?

    Ich habe große Sorgen, dass der Zusammenbruch der alten Ordnung nicht friedlich zustande kommt.

    Der weitgehend friedliche Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums ist sicher eine historische Singularität.

    Im Zentrum des Zusammenbruch stehen heute die USA, in vielerlei Beziehung: mit der dümmlichen Shareholder-Value-Ideologie, den Dollar-Schuldenbergen, aber leider auch mit einer überwältigenden militärischen Macht, und eine Abkehr von Werten wie Demokratie und Menschenrechten.

    Das macht die Situation gefährlich. Offiziell erstellt das Pentagon nunmehr Kriegspläne für Auseinandersetzungen mit China.

  3. Stefan Ludwig

    hm – in der Allgemeinpresse ist davon noch nicht die Rede. Heißt das das es immer noch Tiefenströmungen sind die man an der Oberfläche nicht sieht?

    Kann man die „Vermorschung“ mit bestimmten Zahlen belegen?
    Mir persönlich geht es mit diesen Aussagen so:

    Verbesserungspotential durch kybernetisches Management gibt es wirklich in riesigem Ausmaß. Aber das Schulen, Finanzämter, Krankenkassen, alle Automobilkonzerne (ohne Ausnahme), Bausparkassen sich in einem Verrottungsprozess befinden, das glaube ich erst wenn man mir sehr KONKRETE Beispiele an denen man diese Verrottung erkennen kann aufzählt.

    mit freundlichen Grüßen

    Stefan Ludwig

    • Brummer, Birgit

      Noch ein Hinweis: Der „Kommunale Finanzreport 2013“ der Bertelsmann Stiftung
      offenbart den „Schuldensumpf der Kommunen, sie pumpen sich mit Giftkrediten voll“. Sumpf = Vermorschung?

    • Brummer, Birgit

      @stefan ludwig: Vermorschung ist Ihnen möglicherweise schon zu weit gefaßt, aber ein Nichtfunktionieren von Organisationen können Sie als erste Phase dafür vielleicht anerkennen. Vier Bespiele:
      1. Die Verteilung der 186 Mrd. an Sozialaufwendungen sind viel, werden aber
      nicht sinnvoll ausgegeben. Eine Familie erhält aus verschiedenen Töpfen Unterstützung, kann damit aber wieder nicht umgehen, weil sie nicht wissen, wie. Und für die Vernetzung dieser Mittel gibt es kein „Amt“.
      2. Eine ganze Gesellschaft der Altersarmut auszusetzen ist sträflich. Das ist auch nicht wegzudiskutieren, dass es den Älteren doch sooo gut geht. Es stimmt mindestens dann nicht mehr für die, die allein leben.
      3. Krankenkassen zeigen gerade trotz steigender Beiträge, eine Reduzierung ihrer Leistungen. Da läuft etwas eindeutig falsch.
      4. Automobilkonzerne hätten erhebliche schwierigkeiten – auch innerdeutsch, wenn die Auslandsaufträge nicht wären. Hier hatten einige Unternehmen auf Billigproduktion gesetzt ( wie z.B. Opel). Das konnte keinen nachhaltigen Erfolg haben.
      Und als Vermorschung kann wohl auch gelten, wenn die Jugend nicht mit Zuver-
      sicht auf ihr Leben schauen kann, egal aus welchen Gründen.

    • F. Malik

      Einige der Bespiele habe ich im Blog genannt. Ich habe nicht den deutschsprachigen Raum im Auge, falls Sie diesen meinen. Aus der globalen Vernetzung kann sich dieser aber auf die Dauer auch allein abkoppeln.

  4. Josef

    …ich verstehe nicht ganz, sehr viele Personen denken irgendwie gleich und vermuten die Zukunft wie beschrieben, ….. nur….müssen wir wirklich zur Heugabel greifen, bis die Politiker, Regulatoren und andere Instanzen das kapieren…, .oder wollen sie den „totelen Krieg“ (den ich uns nicht wünsche), damit die Geister die sie geweckt haben endlich zur Ruhe kommen?

  5. Matthias Röderstein

    Heute früh las ich in der Zeitung folgende Meldung, die das Thema ganz bildlich aufgreift:
    „==Großer Basar in Istanbul droht einzustürzen==
    Bis zu eine halbe Million Menschen schiebt sich täglich durch die Gassen des Großen Basars in Istanbul. Doch nicht die Besucher sind eine Gefahr für die Bausubstanz des alten Riesenmarktes, sondern die Händler. Sie sollen Keller ausgegraben haben, um sich mehr Platz zu verschaffen.[…]
    Insgesamt 135 Geschäfte hätten ganze Wände entfernt, um mehr Platz zu bekommen […] Die Geschäftsleitung des im 15. Jahrhundert gebauten Marktes kündigte Strafen an. Dem Bericht zufolge haben 926 Händler ihre Geschäftsfläche vergrößert, indem sie die dicken Wände dünner machten. Zudem seien 242 Öffnungen in Wände gegraben worden. Ermittler fanden auch illegal gebaute Kellergeschosse. Dazu komme, dass die Dächer die zusätzliche Last von Klimaanlagen, Satellitenschüsseln und Wassertanks tragen müssen. […] Die Behörden haben angekündigt, den Basar komplett renovieren zu wollen, streiten aber mit den Ladenbesitzern über die Kosten.“
    http://www.spiegel.de/reise/staedte/grosser-basar-in-istanbul-ist-wegen-umbauten-einsturzgefaehrdet-a-917499.html

  6. NJPuls

    Erneuerung: „fundamental, ganzheitlich und kybernetisch“ klingt gut, man muss sich doch gleich fragen „wer“ erneuert „was“, funktioniert das denn überhaupt und „wann“ wird damit begonnen.

    Nach dem Studium der Biographie(n) von Steve Jobs scheint mir seine prinzipielle Vorgehensweise zur Erneuerung dieser Anforderungzu entsprechen. Man muss ja nicht gleich weltweite, milliardenschwere Unternehmen aufziehen (Apple, Pixar), aber er hat doch klar und deutlich die Wirkung der o.g. Pramissen gezeigt. Ganze Branchen wurden in kürzester Zeit umgekrempelt bzw. die Möglichkeiten dazu geschaffen, massive Widerstände überwunden, und immer den Kunden und dessen Nutzen im Fokus. Seine menschlichen Schwächen (u.a. gnadenlose Konzentration um jeden Preis) bleiben mal unbeachtet … obwohl auch die entgegen der klassischen Lehrmeinung zum Riesenerfolgt beitrugen.

    Viele weitere Beispiele anderer Personen gibt es, auch kleine und bescheidene, aber ebenso wichtige.

    „Wer“ = Jeder auf seinem Gebiet, mit eben den richtigen Managementmethoden und blos nicht auf „die Politik“ warten.

    „Was“ = mindestens mit dem Lernen der Methoden kann begonnen werden.

    „Wann“ = Jetzt. Sofort.

    • Karl Heinz Schery

      Steve Jobs ist ein wunderbares Beispiel wie Menschen Spitzenleistung erreichen können. Nur der Spezialist, der seine Stärken voll und ganz einsetzt, kann Spitzenleistungen bieten. Darum lautet die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Strategie: Konzentration der Kräfte auf das, was Sie am besten können – und – womit Sie Ihren Kunden den größten Nutzen bieten. Oder anders gesagt: Nutzenorientiert statt Gewinnorientiert denken und handeln. Die Werkzeuge sind vorhanden.
      Wer seine persönliche Zukunft sichern will, muss bei sich selbst anfangen. Erfolg hat nur drei Buchstaben: TUN

      • F. Malik

        Schön, dass Sie diesen Grundsatz so deutlich in Erinnerung rufen, von dem ich in meiner Management-Lehre nie abgerückt bin. Es gibt für richtiges und gutes Management Prinzipien, die den Naturgesetzen ähnlich sind. Sie gelten immer und überall. Kundennutzen vor Gewinn gehört dazu.
        Oder noch besser: Gewinn durch Kundennutzen und nicht durch Finanztransaktionen.

  7. P. Möller

    Der Markt verdirbt die Moral

    Passend zu diesem Thema habe ich auf springerprofessional.de einen interessanten Artikel gefunden, der sich mit der Moralverschiebung innerhalb des Marktes beschäftigt. Ein spannender Ansatz, wie ich finde, wenngleich das darin enthaltene Experiment fast unglaubwürdig klingt und an Titel wie „Die Mäusestrategie“ erinnern mag:
    http://www.springerprofessional.de/der-markt-verdirbt-die-moral/4482598.html;jsessionid=D51C1A76EE1926CC57D751FE9BD2C69F.sprprofltc0203

    Auch wenn man über die Sinnhaftigkeit des Experiments diskutieren kann, so ist die Erkenntnis, die der Artikel insgesamt liefert – wahrscheinlich bereits bekannt, zumindest hier im Forum – durchaus hilfreich.
    Verantwortung und Moral in eine Marktwirtschaft zu implementieren halte ich für eine der Hauptherausforderungen jeder – nicht nur unserer – Zeit. So findet man es auch immer wieder in der Geschichte bstätigt.

    Wenn man erstmal auf dem Weg zur Spitze ist, so ist die Verlockung groß sich die Regeln so zu biegen, wie man es braucht um Hürden zu nehmen. Das ist eine der Hauptgefahren. Ein grundlegender Paradigmenwechsel ist hier notwendig.

    Wie kann man sich hier wirksam organisieren?

    • F. Malik

      Fairness und Verantwortung sind zwei der wichtigen Stichwörter. Man lernt das Zuhause, in der Schule, in einem Verein … vielleicht immer weniger, aber immer noch genügend. Der krasse Egoismus geht zu Ende; es gibt bereits eine neue Gemeinnützigkeit.

      • Karl Heinz Schery

        Fairniss und Verantwortung? –
        Athen will Hausbesitzer schützen – Zahlungsunfähige griechische Hausbesitzer sollen nach dem Willen von Ministerpräsident Antonis Samaras weiter vor Zwangsversteigerungen geschützt sein. Schuldner, die ihre Kredite nicht mehr bedienen können, müssten auch künftig nicht um ihr Haus fürchten, so Samaras. „Das ist nicht verhandelbar“ Wegen der Rezession bleiben die Banken auf immer mehr faulen Krediten sitzen. Im Dezember 2012 waren 21,4 Prozent der Immobilienkredite notleiden nach 14,9 Prozent im Vorjahr.(Reuters) 100.000 bis 140.000 Hausbesitzer können ihre Kredite nicht mehr bedienen, berichten mir Freunde aus Griechenland. Nur eins von unzähligen Beispielen wie Schuldner geschützt werden und die Gläubiger auf ihren Forderungen sitzen bleiben.
        Vorsorglich kündigt der Deutsche Finanzminister ein weiteres Rettungspaket zu lasten der Europäischen Steuerzahler für 2014 an. Ich denke, auch dies ist nicht verhandelbar.
        Deflation ist die Vernichtung aller Schulden durch Gläubigerenteignung – habe ich hier im Blog lernen dürfen. Wie Recht Sie doch haben.

  8. Bernd Schulte Osthoff

    Ich treffe immer mehr Führungskräfte der jungen und mittleren Generation an, die nicht glauben können oder wollen, dass es auch anders gehen könnte. Ich ernte immer öfter ungläubiges Lächeln, wenn ich von den positiven Ansätzen der Organisationsentwicklung und des vernetzten Denkens im Management Ende der 80er bis Mitte der 90er erzähle. Es scheint Vergangenheit, Geschichte. Und viele Boomer scheinen ausgebrannt, ratlos; sie wissen und würden auch gerne anders, aber ihnen fehlt die Kraft, sich gegen die Verhältnisse zu stemmen.

    Ich arbeite gerne und zunehmend mit denen, die anders denken und wollen. Leadership, Führung eben.

    Die Aufrechterhaltung der Strukturen scheint dem Versorgungsanspruch im Hier und Jetzt zu genügen (mitnehmen, was noch geht), mehr ist gar nicht gewollt. Ich denke, (erst) wenn der Basar / das Casino zusammenbricht, werden sich Chancen zur Wende auftun. Es kommt dann darauf an, dass Führungskräfte auf den Plan hervor treten, die eine neue Art des Entscheidens und Wirtschaftens können und leben, gegen die Trägheit des „Auf ein Neues“ oder die Führungs- und Managementprinzipien aus anderen Teilen der Welt, z.B. China, die wohl kaum nach Europa passen

    • F. Malik

      Es ist das typische Verhalten für eine Übergangzeit mit Desorientierung, suchen nach einem Verstehen, sich verirren … Und doch gibt es solche, die sich neu besinnen. Man kann beide Arten entdecken, wenn man hinschaut.

  9. Jürgen Clasen

    „Good morning America how are you?“

    Über den nachfolgenden Link finden Sie eine aufschlußreiche Befindlichkeitsanalyse des US Aktienmarktes:

    http://www.nzz.ch/finanzen/strukturierte_produkte/uebersicht/dow-jones-mit-schwaecheanfall-nach-hindenburg-omen-1.18134583

    Dabei sehe ich eine gewisse Übereinstimmung mit meiner eignen Einschätzung.
    Mag sein, das diese Betrachtung nur meiner selektiven Wahrnehmung geschuldet ist. Auch Roland Leuschel, der in den vergangenen Jahrzehnten den Braten immer rechtzeitig gerochen hat, wittert das Parfüm von 1987…
    Wir werden sehen…

  10. Jürgen Clasen

    Sonntagsfrage: Ist die Stimmung besser als die Lage? Die Länder und Gemeinden melden Haushaltüberschüsse. Der Bundeshaushalt kratzt an der Nullinie. Die Sozialversicherungen vermelden ähnliches. Leider kann man bald in meiner Gegend nicht mehr mit einem normalen PKW die Schlaglöcher nehmen. Umfahren ist immer schwieriger.Tausende Brücken sind morsch und LKWs müssen große Umwege fahren, um ans Ziel zu gelangen. Wenn ich den vorgenannten Institutionen folge, kann ich auch am Ultimo noch reichlich Geld im Portemonnaie haben. Lebe aus der Kühltruhe, bestell die Zeitungen ab, gehe nicht mehr ins Theater und schränke überhaupt meine Lebensweise ein. Einige Companies haben diese wirtschaftsweise auch entdeckt. F&E und die I werden heruntergefahren und über Kredite werden taffe Ausschüt-tungen möglich. Bauern sollen auch immer wieder versucht haben den Schweinen das fressen abzugewöhnen. Ist aber ausnahmslos schief
    gegangen.Wendepunkt?: https://www.comdirect.de/inf/zertifikate/detail/chart_kd.html?ID_NOTATION=38868426&timeSpan=5Y&chartType=MOUNTAIN&openerPageId=zertifikate.detail.chart_kd.middle&BRANCHEN_FILTER=false&INDEX_FILTER=false&ID_NOTATION_INDEX=&fromDate=05.07.2008&toDate=05

    • Marc Buschta

      Wenn sie die Kurve mit logarithmischer Skala ansehen, ist noch keine Umkehr zu erkennen.

      • Jürgen Clasen

        Eine logarithmische Betrachtung will ich ausdrücklich nicht. Im Gegenteil, ich habe dieses Faktorzertifikat ausgewählt, weil es die Aufschwungbewegung etwas längerfristig darstellt. Durch seine
        Konstruktion überzeichnet es den Trend. Mehr Sinn macht, nach meiner Meinung eine inverse Darstellung. Dann würde man sehen,
        das die Kurve immer mehr an Steilheit verliert und wahrscheinlich einen Wendepunkt gefunden hat. Als Radfahrer würde ich erkennen,
        das die größten Steigungen hinter mir liegen und das strampeln immer leichter wird. Natürlich wissen wir nicht, was hinter der
        nächsten Biegung kommt und es könnte der nächste, noch höhere Berg
        zum Vorschein kommen. Glaube ich eher nicht, weil die schon oft angesprochenen Sentimentfaktoren diese Entwicklung nicht wahrscheinlich erscheinen lassen. Wenn man hier auf der shortseite
        spielt, dann immer nur mit schmerzfreien Beträgen.

  11. Jürgen Clasen

    Schuldenkrise, Wirtschaftskrise, Sozialkrise, politische Krise. Die Reihenfolge scheint sich zu verschieben. Mit den Angriffsplänen der USA
    und weiteren Staaten der Westallianz, wird möglicherweise in ein
    Wespennest gestochen. Die ganze Region könnte in den Konflikt herein-gezogen werden, mit unkalkulierten Folgen. Die Gewinner stehen aber schon fest, Freund Hein und die Rüstungsindustrie. Geschichtsbewußtsein geht genau so verloren, wie die Kenntnisse über die Folgen überbordender Verschuldung.

    • F. Malik

      Ich sehe alle diese Krisen als Teile der globalen „Grossen Transformation21“. Sie gehören zusammen wie die Köpfe der Hydra – die noch viele weitere hässliche Dinge zeigen wird -, und dahinter findet man die geschichtlich grösste Fehlallokation von ökonomischen und humanen Ressourcen. Die Methoden, wie man mit diesen Wucherungen umgeht, sind naiv und unwirksam. Aber all das stellt grosse Potenziale für die neuen Tools dar.

      • A.I.

        Ich glaube nicht, dass man politische und historische Zusammenhänge ignorieren kann, wenn man den Anspruch erhebt, eine ganzheitliche und systemische Sichtweise einzunehmen.

        Nehmen wir ein hypothetisches Szenario.

        Was hätten Malik-Tools in der DDR oder Sowjetunion gebracht, wenn die politischen Rahmenbedingungen exakt gleich geblieben wären?

        Wenn eine Syntegration kritische Ergebnisse gebracht hätte, die das Missfallen der Nomenklatura erregt hätten, und die Teilnehmer der Syntegration im sibirischen Gulag gelandet wären?

        Politischer Wille ist das eine, eine funktionierende Organisation das andere.

        Selbst in der Wirtschaft kann man politische Vorgaben nicht ignorieren. Ich brachte bereits das Beispiel eines Kunden, der mehrere Baureihen desselben Produkts vorhalten muss, um verschiedene nationale Normen einzuhalten, obwohl es eine CE-Norm gibt. Teilweise sind diese Vorgaben politisch begründet; teilweise sind die politischen Begründungen Resultat eines sehr mächtigen Großunternehmens, dass Druck ausübt, die politischen Vorgaben seiner existierenden Produktpalette anzupassen. (Ohne konkret zu werden, rede ich hier nicht von einem hypothetischen Fall.)

        • F. Malik

          In meinem Buch über Unternehmenspolitik und Selbstorganisation schrieb ich 2008, dass die Regierungspolitik zu den grössten Störfaktoren der Zukunft gehören wird. Nicht weil die Politik unfähig wäre, ganz im Gegenteil. Sondern weil ihr auch bei bester Absicht die wirksamen Tools und Lösungen fehlen. Die Grosse Transformation ändert die Welt immer schneller. Die Mehrzahl der heutigen Organisationen kann dann mit herkömmlichen Methoden immer weniger mithalten.

  12. H. Mühlehner

    Mit einer europäischen Vision aus der Krise/in die Zukunft?
    Ich finde diesen Blog sehr lehr- und aufschlussreich! Besonders die zunehmende Komplexität der gesamten gesellschaftlichen Strukturen und deren mögliche Meisterung durch die hier erwähnten Tool klingt verheißungsvoll. Soweit zur Theorie. In der Realität werden diese Tools scheinbar schon bis hin zu nationalstaatlicher Ebene eingesetzt. Interessieren würde mich wie die Teilnehmer dieses Forums zu einer konkreten Praxis-Anwendung auf europäischer Ebene stehen. Die Idee ist vielleicht einigen unter dem Begriff „Desertec“ bekannt und beschreibt nichts geringeres als die Lösung der europäischen Energieherausforderung, welche durch die zunehmende Förderung von billigem Schiefergas in den USA mittlerweile eine industriell-wettbewerbsentscheidene, kontinentale Fragestellung geworden ist. Meine Vorstellung ist die großflächige Erzeugung von günstiger-sauberer Energie in den Wüsten Nordafrikas unter Beteiligung des gesamten europäischen und afrikanischen Potentials ( Nationalstaaten, Europäische Institutionen, Streitkräfte(logistisches, sicherndes Potential), „Finanzsystem-Infrastrukur“…

  13. H. Mühlehner

    ….bestehende Strom- sowie Gasinfrastrukturen, Unternehmens-KNOWHOW,……. Zur Finanzierung dieses wohl geschichtlich größten, gemeinsamen europäischen Projekts könnten starke institutionelle Garantiegeber in Zusammenhang mit starken, privaten Beteiligungsformen (Crowdsourcing, Bürgerbeteilugsmodelle) zum durchbrechenden Erfolg führen. Ein deratiges Projekt ist denkbar, also auch theoretisch möglich! Wie siehts dabei mit der Praxis aus? Wie könnte sich so ein Projekt tatsächlich real entwickeln, mit welcher Initialzündung? Wer könnte die (vielen) entscheidenden Akteure für eine Syntegration gewinnen?

    Persönlich glaube ich das dieses Projekt dem alten Kontinent die Stärke zurückgeben könnte, welche Europa für seine weltpolitische Mitsprache, für seine Führungs-und Vorreiterrolle in verschiedensten Agenden benötigt. Alles ist Energie, warum sollte man diese Erkenntnis nicht auch realpolitisch für das Lösen von unzähligen (auf kleiner Ebene unlösbaren) politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen nützen?

    • NJPuls

      Herr Mühlehner, was ist, wenn all das gar nicht gebraucht wird, indem das sog. „Energieproblem“ auf einer höheren Stufe gelöst wird: der Ebene des Managements von Energieflüssen, die unausweichlich den thermodynamischen Gesetzmäßigkeiten folgen, die im gesamten Weltall gelten.

      Solange es reichlich Beispiele gibt, bei denen bei einem Neubau allerneuste Hightech-Solar-Heiz-Kühl-Absorber-etc.-Aggregate durch simple Komponenten bei Absenkung des Primärenergiebedarfs um rd. 75% und Kostenreduktion um mind. 50% ersetzt werden kann, sollte DER Weg gegangen werden, bevor’s in die Wüste geht.

      Stärke kann D / EU gewinnen, indem möglichst Restriktionen und Vorschriften beseitigt werden (dazu Syntegration), die unsystemische Fehlentwicklungen fördern – sprich finanzielle Ressourcen verschwenden. Im konkreten Fall reden wir über rd. 300-400 TEUR Errichtungskosten (+ Betrieb).

      „Fundamental“ kann bedeuten, auf Fortschreibung überkommener Versorgungsstrukturen vollkommen zu verzichten, bei gleichzeitiger Erhöhung des Nutzens. Im konkreten Fall heist dies, über 220 to Eis zu verfügen, um im Sommer garantiert kein Serverproblem zu bekommen – auch bei (fast) Totalausfall aller Systeme …

    • Herbert Saurugg

      @H. Mühlehner
      Die Strom- und Energieversorgung – zweifelsohne ein zentrales Thema für unsere Zukunft.
      Dass „Desertec“ – das meines Wissens bereits zu Grabe getragen wird – die Energieprobleme Europas lösen könnte, ist mehr als zweifelhaft. Dieses Projekt ist nur eine Abbildung der Zentralisierung der Industriegesellschaft – die in der Netzwerkgesellschaft nicht mehr in dieser Form funktionieren wird … siehe hierzu auch http://www.cybersecurityaustria.at/images/pdf/blackout_-_eine_nationale_herausforderung_bereits_vor_der_krise.pdf und http://www.cybersecurityaustria.at/images/pdf/die_netzwerkgesellschaft_und_krisenmanagement_2.0.pdf
      Dadurch würde die alte Abhängigkeit vom Erdöl, gegen eine neue Abhängigkeit eingetauscht. Zentralistische Systeme sind zu Verwundbar – in der Machtkonzentration, in der Infrastruktur, etc.
      Die Zukunft der Energieversorgung wird viel eher in dezentralen Systemen zu suchen sein – dabei sollten wir von der Natur lernen … evolutionäre Weiterentwicklung basieren auf eine starke Energiebedarfssenkung (damit auch der Abhängigkeiten), Denzentralität (nicht nur in der Erzeugung) und in der Fehlerfreundlichkeit der Systeme. Das erfordert ein massives Umdenken

      • A.I.

        Zentralisierte Systeme sind in der Tat verwundbar – aber auch effizient.

        Wir haben nur ein Herz – einen Messerstich ins Bein können wir überleben, einen ins Herz nicht.

        Wir haben nur ein Gehirn – den Verlust eines Armes oder eines Beines können wir je nach Blutverlust überleben, den Verlust des Kopfes nicht.

        In der Natur findet man also beide Organisationsformen.

        Als ich meinen ersten Laptop zum PC hatte, wurde es schwierig, wichtige Dateien synchron zu halten. Mit viel Aufwand bekam ich es leidlich hin.

        Seit es zentrale Dienste wie Dropbox, Google Drive oder Ubuntu One gibt, ist dieses Problem für mich zufriedenstellend gelöst.

        Ebenso ist es einfacher, große Mengen Braunkohle über Förderbänder direkt an ein Kraftwerk zu liefern, statt an jeden Haushalt einzeln Kohlebriketts auszuliefern.

        Ich denke, man muss da von Fall zu Fall unterscheiden, was zweckmäßig ist, statt pauschal das Gegenteil zu postulieren.

        Nehmen Sie das Beispiel Bildung: Heute müssen die Schüler ja nichts mehr lernen, denn man könne ja alles nachschlagen. Ein Hype, bis jemand an einen Unfallchirurgen gerät, der erstmal bei Google nachschlagen muss, wie bei einem Hirntrauma zu verfahren ist.

        • Herbert Saurugg

          Danke für die Ergänzungen! Der entscheidende Punkt ist: „das nicht ein “Entweder-Oder”, sondern ein “Sowohl-Als auch”“ zum Tragen kommt. Das bedeutet, dass das bisherige System nicht verschwinden wird – aber in einer stärkeren dezentralen Ausrichtung robuster wird. Nicht Insel- sondern Zellsysteme sind dabei gefragt! Derzeit würde sehr wenig Aufwand ausreichen, um das System nachhaltig zu zerstören. Es hat auch viel mit unserem Wirtschaftsdenken zu tun … Wachstum um jeden Preis, usw. Ich empfehle auch diesen Artikel: „Netzwerke gefährdeter als gedacht“ vom 26.08.13 unter URL: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-16577-2013-08-26.html

          Wenn man die Ressourcen, die derzeit für die Errichtung von zentralistischen Großanlagen wie Desertec/Batterie Norwegen/Off-shore Windparks/etc. angedacht sind/waren umschichten würde, wären sehr viel einfachere Lösungen möglich und der Rest würde sich wahrscheinlich weiterhin mit dem zentralisierten System/Netz abwickeln. Reduktion statt Expansion …

          Zentralisierte Anlagen sind natürlich effizienter – aber nicht unbedingt robuster. Dadurch hat sich in der Natur auch evolutionär „small ist beautifull“ durchgesetzt. Trotzdem: “Sowohl-Als auch” 😉

          • Herbert Saurugg

            Noch eine Ergänzung: Was zentral und dezentral ist, ist nicht so scharf trennbar. Das europäische Stromversorgungssystem war bis zur Marktliberalisierung vor etwas mehr als 10 Jahren durchaus „dezentral“ – Kraftwerke wurden dort gebaut, wo auch der Strombedarf war – so entstanden lokale/regionale, bis zu einem gewissen Grad auch robuste, Bilanzkreise. Das änderte sich nach der Liberalisierung. Der Strommarkt führt nun dazu, dass die technisch zunehmend angespannte Situation nochmals durch den Markt verschärft wird … mit zunehmend systemgefährdenden Auswirkungen – siehe auch http://www.cybersecurityaustria.at/index.php/blog

            Und hier sind wir wieder beim Thema „Vermorschende Gesellschaften – Das Unvermögen, komplexe Systeme zu verstehen“.

            • A.I.

              Herr Saurugg, da bin ich durchaus bei Ihnen.

              Man beginnt langsam zu begreifen, dass man sich immer in Spannungsfeldern bewegt. Das zwingt einen stets zu Trade-Offs und Entscheidungen, egal was man macht.

              Sogar aus der Informatik kann ich Ihnen ein Beispiel nennen. Noch vor 10 Jahren waren VMs für Java und .NET der große Hype, Niemand würde mehr Code in einer maschinennahen Sprache wie C schreiben.

              Man beginnt jetzt zu verstehen, dass man je nach Anforderungsprofil weder auf das eine noch auf das andere verzichten kann.

              Entwicklerproduktivität versus effiziente Auslastung der Hardware – das kann man nicht pauschal für alle möglichen Fälle entscheiden, wie man noch vor 10 Jahren dachte.

              Jetzt, wo die Hardware an ihre physikalischen Grenzen stößt, ist Effizienz – und damit auch Energieeffizienz! – FLOPS/Watt – wieder ein Thema.

              Das nur als Beispiel. Ich habe schon als sehr junger Mensch die Falschheit und Idiotie des Entweder-Oder-Denkens erkannt und habe mich extrem darüber geärgert. Heute reagiere ich da milder und sehe befriedigt, dass Ihnen das Sowohl-Als-Auch-Denken durchaus geläufig ist, sodass meine Einlassung eigentlich überflüssig war.

              • Herbert Saurugg

                Danke für das erfreuliche Feedback und für den tollen Input!

                Ja, das Mooresche Gesetz in der IT wurde lange als unendliches Wachstum missinterpretiert … dabei handelte es sich nur um den exponentiellen Teil des s-kurvigen Wachstums. Der Big-Data Hype wird daher auch bald wieder verklingen.

                Unsere aktuelle Denkweise ist halt durch erfolgreiches Wachstum geprägt und verwöhnt. Der Fehler ist wohl, dass zu Wenige die ziemlich generell anwendbare s-Kurvenentwicklung kennen.

                • F. Malik

                  Als ich etwa um 1985 auf die S-Kurven-Analysen des italienischen Physikers Cesare Marchetti stiess, war mir sofort klar, wie wichtig diese Kurventypen auch für Management und besonders für Strategie waren. Sie haben so frappante Regelmässigkeiten, dass man für Strategieentscheidungen und überhaupt, um die Welt zu verstehen, darauf nicht verzichten kann.

                  • A.I.

                    @ Prof. Malik

                    Das S-Kurven-Modell kenne ich aus Ihrem Strategie-Buch. Als ich das las und begriff, da kam ich mir richtig blöd vor.

                    Ab da habe ich verstanden, dass es bei Entwicklung jedweder menschlicher Fähigkeit – physisch oder kognitiv – nie lineares Wachstum geben kann, sondern dass es immer darum gehen kann, den oberen Teil der S-Kurve zu erreichen, wo man sich dann aber klar sein muss, dass nur noch kleine Fortschritte zu erzielen sind und nur noch Feinheiten austariert werden können.

                    Die Universalität dieser Betrachtungsweise lag mir so klar vor Augen, dass ich es in mein kleines Notizbuch der wichtigsten Weltsichten aufgenommen habe, denn sie hat wichtigste Implikationen für alle Aspekte des Lebens, nicht nur der beruflichen.

                    • F. Malik

                      Herr Irmak, ich freue mich, dass Ihnen meine Überlegungen im Strategie-Buch diese Einsichten vermittelten und Sie mir so liebenswürdig schreiben.

        • F. Malik

          Es gibt das „Model of Viable Systems (VSM)“, das der Pionier der Managementkybernetik, Stafford Beer, entdeckte. Dieses zeigt, nach meiner Kenntnis als einziges, die Lösungen für das nur scheinbare Paradoxon von Zentralität und Dezentralität sehr schön auf. Wie fast immer in Systemen ist das nicht ein „Entweder-Oder“, sondern ein „Sowohl-Als auch“.
          In seinen Büchern „The Brain of the Firm“ und „Heart of Enterprise“ ist alles nachzulesen. Die Rechte liegen in der gemeinsamen Stiftung, die Stafford Beer und ich zu seinen Lebzeiten gründeten, damit das VSM weiterentwickelt und angewandt wird.

          • A.I.

            @ Prof. Malik

            Die genannten Bücher von Stafford Beer über VSM waren mir über die lokalen Bibliotheksbestände nicht direkt zugänglich, sodass ich ein wenig auf Webrecherchen zurückgegriffen habe.

            Die Kernidee scheint mir die Komposition von Systemen aus Subsystemen mit definierten Schnittstellen zu sein, und die Frage ist wohl die der korrekten Dekomposition eines Gesamtsystems: welches sind autonome Subsysteme und welche nicht?

            Mich erinnert das frappierend an die Konstruktion von Softwaresystemen. Man lernt in der Softwarearchitektur, dass ein System zum einen lose gekoppelt sein soll – die Komponenten sollen möglichst unabhängig voneinander sein – und die Komponenten selbst sollen kohäsiv sein, stimmig organisiert mit den richtigen Funktionalitäten.

            Herr Malik, das VSM scheint mir ein extrem interessanter Gesichtspunkt für die Konstruktion von Softwaresystemen zu sein. Denn die Aufteilung der Funktionalität auf Komponenten und Subkomponenten ist ja bis zu einem gewissen Grad willkürlich, bis man ab und zu merkt, dass man da Mist gebaut hat.

            Gibt es hierzu Fachpublikationen?

    • A.I.

      Geostrategisch kämen Sie in die Abhängigkeit eben jener nordafrikanischen Länder, so wie man heute abhängig ist von Russland oder den Golfstaaten als Öl- und Gaslieferanten.

      Prinzipiell birgt ein solches Projekt auch sehr viel Potential, das sehe ich genauso wie Sie.

      Aber ich habe oben schon angedeutet, dass ich nicht denke, dass man politische und historische Gegebenheiten bei einer ganzheitlichen Sicht einfach ignorieren kann.

      Ein Projekt, wie Sie es vorschlagen, müsste auf wahrhaft partnerschaftlichen Beziehungen ruhen.

      Angesichts der politischen Verhältnisse in den nordafrikanischen Staaten und der kolonialen Vergangenheit sehe ich die Herstellung solcher Verhältnisse als nicht-trivial an.

      1956 verabredeten der britische Premier Eden und DeGaulle mit Israel einen militärischen Angriff auf Ägypten, um einen Vorwand zur Intervention zur militärischen Besetzung des Suezkanals zu haben. Das zog die sowjetische Androhung nuklearer Erstschläge gegen London und Paris nach sich.

      1953 initiierte der CIA einen Putsch gegen Mossadegh im Iran, der die Erdölindustrie verstaatlichte, mit bekannten Folgen und Konflikten bis heute.

      • A.I.

        All diese Vorgänge sind nicht vergessen und eine historische Hypothek.

        Was, glauben Sie, wäre die Reaktion, wenn Deutschland beanspruchte, die politische Führung Europas zu übernehmen, und warum?

        Ich erwähne das alles, um die Komplexität und Größe des Vorhabens, das Sie ansprechen, zu unterstreichen.

        Es müsste eine Aussöhnung geben, die in Dimension und Qualität der deutsch-französischen Aussöhnung nach dem 2. Weltkrieg gleicht, und nichts weniger!

        Das ist eine wahrhaft herkulische Aufgabe.

  14. Stefan Ludwig

    Wenn die ersten 10 Experten die richtige Prognose gewagt haben kann man nicht mehr zur „den ersten“ gehören. Trotzdem braucht es wohl deutlich mehr als 10 um den Wandel einzuleiten und es braucht 10- oder 100tausende später Millionen um die Transformation 21 umzusetzen.

    Stephen Roach wird bei Finanzen100 zitiert. Stichwortartig zusammengefasst:
    – unnatürliche Geldkreisläufe kollabieren
    – Die Geldpolitik war fast immer mit schuld
    – Die Notenbanken begreifen nicht was sie tun
    – die Notenbanken verschlimmern die Probleme

    http://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/eine-verheerende-finanzkrise-ist-im-anmarsch_H1373710512_63178/

    Steven Roach scheint auf ähnliche Schlussfolgerungen zu kommen wie Prof. Malik.

    Jetzt wäre interessant zu wissen was Steven Roach für eine Meinung zur Eigentumsökonomik von Prof. Gunnar Heinsohn und Otto Steiger hat.

    • F. Malik

      Ich weiss nicht, ob Steven Roach die Eigentumsökonomik kennt.
      In Kürze werde ich aber Gunnar Heinsohn treffen; er wird die Position von Roach vermutlich genau kennen.
      Im Blog dann zu gegebener Zeit mehr.

      • Max Gmür

        Wie ordnet Herr Heinsohn digitale Währungen in seine Lehre ein? Was sind hier die Sicherheiten? Intellectual Property? Wer ist hier die Zentralbank? Erleiden die bisherigen Zentralbanken das gleiche Schicksal, wie die vor wenigen Jahren noch allmächtigen Verleger und Musikproduzenten?

        Hierzu ein Link: http://www.wired.com/wiredenterprise/2013/08/litecoin/

        • F. Malik

          Herr Gmür, ich habe Prof. Heinsohn Ihre Anfrage weitergeleitet.

        • Max Gmür

          Herr Malik, Sie sehen die aktuelle Ökonomie und mit ihr ein ganzer Berufsstand in den letzten Atemzügen. Die Geschichte lehrt, dass das Neu bereits da ist, wenn das Alte am Untergehen ist. Man sieht es in Gegenwart der sterbenden Kolosse nur noch nicht (Dinosaurier=>Säugetiere). Sind die „digital currency hacker“ die neuen Ökonomen?

          • F. Malik

            So ähnlich sehe ich die Ökonomie, richtig. Ich wäre nicht überrascht, wenn man schon in wenigen Jahren nur noch den Kopf schütteln würde über die heutigen und bisherigen Denkweisen.
            Mir scheint die Ökonomie vergleichbar mit dem Vor-Kopernikanischen Weltbild

  15. Herbert Saurugg

    „EU-Wirtschafts- und -Währungskommissar Olli Rehn sieht erste Anzeichen für einen konjunkturellen Turn-around in der Europäischen Union. Im zweiten Halbjahr erwarte er eine Rückkehr zu wirtschaftlicher Erholung und Wachstum, wenn es keine „politischen Unfälle“ gebe, sagte Rehn heute in Alpbach in Tirol.“
    http://news.orf.at/stories/2196527/

    Naja, dann wird wohl alles gut …

  16. Jürgen Clasen

    Schon etwas eigenartig, das man dieses Thema in den MSM hoch hält:

    Ohne Strom wäre unser Leben arm, brutal, bösartig.

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article119543993/Ohne-Strom-waere-unser-Leben-arm-brutal-boesartig.html

    Wenn die Stromversorgung generalstabsmässig lahmgelegt wird, in bösartiger
    Absicht, dauerd es Monate bis wir wieder Licht sehen. Ein unvorstellbares
    Chaos ist sicher. Es ist dann vielleicht besser ein Schießeisen zu besitzen, als einen Ersatzgenerator…

  17. Herbert Saurugg

    Ein passendes Zitat aus dem Buch Völkl, Kurt/Wallner, Heinz Peter. Das innere Spiel: Wie Entscheidung und Veränderung spielerisch gelingen. Göttingen: BusinessVillage GmbH, 2013

    „Die westliche Gesellschaft befindet sich in einem Übergangsraum, also zwischen zwei Polen. Der eine Pol ist das uns gut bekannte mechanistische Denken, das unserer Weltsicht heute am stärksten prägt. Daraus hat sich ein großes, mächtiges Spiel entwickelt. Es ist das Spiel mit der Ratio. Die Grundregel: Ratio schlägt Emotio, der Verstand besiegt das Gefühl. Der andere Pol ist das aufkeimende und uns weniger geläufige ganzheitliche Denken. Aus dieser Weltsicht muss sich erst ein durchgängiges Weltbild formen und ein neues Spiel mit neuen Grundregeln entwickeln. Der Grundwiderspruch auf gesellschaftlicher Ebene lautet: Ganzheitlichkeit versus mechanistisch.“ S. 37.

    • F. Malik

      Danke für den Tipp. Ich werde das Buch anschauen. Aus Ihrem kurzen Zitat schimmert hervor, dass die Autoren noch am Anfang stehen.

      • Heinz Peter Wallner

        Sehr geehrter Herr @Saurugg, ganz herzlichen Dank, dass Sie an dieser prominenten Stelle das Zitat anführen! Wohl richtig, sehr geehrter Herr @Malik, ich stehe im Prozess des Begreifens noch ganz am Anfang. Es gilt zu lernen und ich lernen gerne. Die Polarität von Verändern und Bewahren war dabei ein Ausgangspunkt, das größere Spiel zu verstehen. Eine verfolgenswerte Spur ist auch die hier erwähnte Abkehr von der richtig-falsch / entweder-oder Logik und die Orientierung am „Sowohl-als-auch“. Nicht faule Kompromisse, sondern die ernsthafte und ehrliche Suche nach Synthesen scheinen mir wichtig. Das von Ihnen präsentierte und weiter entwickelte VSM Modell bietet – nach meinem Verständnis – genau eine solche Synthese im Widerspruch von zentral-dezentral (wahrscheinlich auch zwischen Bottom-up und Top-down uam…) an. Sehr selten aber treffen wir auf Lösungsansätze, die den Syntheseweg schon im Keim in sich tragen. Und auch Ihr Blog ist eine Spur, die ich nun aufnehmen werde. Danke für den spannenden Dialog!

        • F. Malik

          Freut mich.
          In Bezug auf meine Management-Systeme halt ich an richtig-falsch fest, weil wir sonst in der völligen Beliebigkeit bleiben. Dann ist einfach alles „irgendwie auch noch Management“.

      • Rene M.

        Sehr geehrter Herr Malik!
        Nachdem ich schon seit geraumer Zeit regelmäßig Ihren Blog konsumiere und davon auch profitiere, möchte ich mich mit einem für Sie und Ihre Leser sicherlich interessanten Artikel von Stephen S. Roach erstmals auch selbst beteiligen.
        Mr. Roach war lange Jahre Chefvolkswirt der US-Investmentbank Morgan Stanley. Heute ist er nicht mehr selbst aktiv, sondern lehrt an der Universität Yale.
        Laut Roach befinde sich die Welt am Vorabend einer gewaltigen Finanzkrise. Es hätten sich weltweit fatale Ungleichgewichte aufgebaut. Entscheidend schuldig für deren Entstehen sei die Geldpolitik der US-Notenbank. Aber auch die anderen westlichen Notenbanken seien munter am Zulassen der Misere beteiligt. Die enorme Liquidität, die die Notenbanken seit Jahren zur Stabilisierung ihrer eigenen Volkswirtschaften zur Verfügung stellten, habe im globalen Maßstab gewaltige Ungleichgewichte entstehen lassen. Die aktuellen Turbulenzen in den Schwellenländern seien das erste Anzeichen dafür, dass diese unnatürlichen Geldkreisläufe nun kollabieren würden.

        http://www.project-syndicate.org/commentary/the-end-of-quantitative-easing-and-emerging-economies–growth-by-stephen-s–roach

        • F. Malik

          Eine weltweite dramatische Finanzkrise ist seit langem Thema meines Blogs. Darüber habe ich seit Mitte 1990er Jahre insbesondere in meinem monatlichen Management Letter geschrieben. St. Roach hat insoweit recht, aber er kommt zu spät. Ich sehe die Ursache auch nicht bei der US Notenbank allein, sondern weit tiefer im angelsächsischen System der Unternehmensführung des Shareholder Value – Approaches. Aber die Notenbank hat unter Greenspan versäumt, frühzeitig dagegen zu steuern, was möglich gewesen wäre, aber nicht gemacht wurde. Sie finden dazu viele Postings und eine rege Diskussion hier im Blog. Danke für Ihr Interresse.

  18. CP Seichter

    Nicht nur vermorschende Gesellschaften. Unternehmen nutzen doch tatsächlich die niedrigen Zinsen, um Eigen- gegen Fremdkapital zu tauschen. Anleihe platzieren, Aktien zurückkaufen. Kurzfristig sinnvoll, langfristig vielleicht katastrophal? Dieser Null-Zins-Wahnsinn treibt allmählich alle in den Abgrund. Das erklärt aber, warum die Aktien in den letzten 2 Jahren überproportional gestiegen sind und der Crash noch immer ausbleibt.

  19. Henning

    ich meine in den Untiefen dieses Blogs kam mal die Frage auf, was mit den Unwilligen, Querulanten, dem Sand im Getriebe, den Unverbesserlichen bei einer Syntegration passiert. Ich finde dieses Interview hierzu recht erhellend.
    http://www.heise.de/tp/artikel/39/39754/1.html

    • F. Malik

      Bis heute haben sich in allen rund 600 Malik Syntegrationen und besonders den Super Syntegrationen (bildlich statt eines schon schnellen Autos nun ein Flugzeug ..) die Querulationen in positive Energie und Konsens aufgelöst. Der „Sand im Getriebe“ sind nämlich nicht die Leute, sondern die herkömmlichen Methoden.

      • Stefan Ludwig

        In dem Interview vertritt Hans-Christian Dany eine ziemlich extreme Position. Nun, man sollte schon (nicht nur einmal sondern des öfteren) prüfen wann die Ausrichtung auf ein gemeinsames (Firmen)Ziel die Grenze zu individueller Freiheit und Persönlichkeit überschreitet. Für Mitglieder einer Sekte wird ein „System“ gestaltet in dem man sich nur noch dann wohlfühlt wenn man alle Regeln hält Seien sie die Regeln auch noch so absurd, undemokratisch etc. Diese „Sektenregeln“ beschränken die persönliche Freiheit enorm und verhindern selbständiges Denken. Es erscheint mir notwendig bestimmte Werte oberhalb und außerhalb der Optimierung durch Syntegration u.ä. anzuordnen.
        Die Syntegration ist ein Werkzeug, eine Ablaufstruktur um optimale Ergebnisse zu erzielen. Das könnte man auch für verwerfliche Ziele verwenden. Im Zusammenhang mit Systemanalyse ist natürlich denkbar, dass die Systemanalyse und daraus abgeleitete Systemstrukturierung auch für genutzt werden könnte, um ein System zu etablieren, dass in möglichst subtiler Form Herrschafft und Kontrolle ausübt um diese Kontrolle bzw. das umfassende Ausmaß der Kontrolle geheim zu halten.
        Mit freundlichen Grüßen

        Stefan Ludwig

        • F. Malik

          Ein wichtiger Beitrag, den Sie schreiben, und ein Thema, das uns schon immer beschäftigt hat. Denn alles kann auch missbraucht werden … Management als solches, die Kybernetik .. alles. Ich habe darüber in meiner „Strategie .. komplexer Systeme“ 1996 am Schluss der neuen Einführung zur 5. Auflage geschrieben, und dann nochmals 2002 im Vorwort zur 7. Auflage.
          Potentieller Missbrauch ist jedoch keine ausreichender Grund, um Innovationen zurückzuhalten, was praktisch ohnehin nicht geht.
          Unsere eigene Richtschnur für die Anwendungen ist die Verfassungsmässigkeit der jeweiligen Organisation und deren Problemstellungen, die wir auch noch nach weiteren Gesichtspunkten beurteilen.
          Als der Osten zusammenbrach, sind vermutlich nicht wenige exzellente Kybernetiker mangels anderer Möglichkeiten auch bei potentiell krimininellen Organisationen untergekommen. Man war im Westen ja nicht überall klug und wissend genug, um diesen Leuten andere, legale Chancen zu geben. Umso wichtiger ist es, dass Kybernetik und besonders Syntegration mit Kraft in den legalen Organisationen angewandt werden.

  20. JB

    Gerade auf faz.net aufgeschnappt:
    Ludwig von Mises-auch ein Außenseiter, dem niemand glauben wollte.
    Karriere hat er auch nicht gemacht, dafür war er wohl zu eigensinnig.
    Aber, wo er recht hatte-tja,da hatte er dann halt doch recht…
    Und der Mainstream hat in die Röhre geschaut.
    Bleibt zu hoffen, daß die Leute diesmal aufwachen „before the shit hits the fan“, aber momentan schaut es leider auch nicht danach aus.

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/die-weltverbesserer/ludwig-von-mises-der-letzte-liberale-ritter-12554406.html

    • F. Malik

      Sehr schön. Der letzte liberale Ritter war er zwar nicht, denn da gab es z. B. auch Friedrich von Hayek, aber er ist einer der ganz grossen, scharfsinnigen und konsequenten Liberalen.

  21. Jütgen Clasen

    Wenn wir von vermorschenden Gesellschaften reden, dann sind wir heute mal wieder bei der Ukraine. 35 Mrd. sollen in der Kasse fehlen und vielleicht
    sind es sogar 70 Mrd. Der IWF wurde schon angerufen und dieser hat sich
    schon bereitwillig gezeigt. Russland wird es freuen, denn sie haben 20
    Mrd. dort versenkt. Über den IWF kriegen sie den Zaster zurück, wie auch
    die westlichen Banken mit Rückzahlung ihrer Gelder rechnen können. Auffällig wie ruhig und zurückhaltend der liebe Wolfgang dabei bleibt.
    Eine Lösung ist schon klar. Wir werden zahlen und zwar in einem Endlos-kontrakt, wie er auch schon bei Griechenland im Gespräch ist. Geben ist seliger denn Nehmen, oder ?

  22. Christian Pirker

    Soweit ich es sehe, ist es immer mehr ein ernstes Problem, dass komplexe System nicht verstanden werden bzw. eben die Neben-, Rück- und Fernwirkungen insbesondere von politischen Entscheidungsträgern nicht gesehen werden.