Start der dritten Phase des grossen Bearmarkets?

F. Malik am Montag, 21.10.2013 um 10:45 Uhr
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Wann beginnt die grosse Talfahrt auch an den Börsen? Es ist gut möglich, dass es noch diese Woche so weit sein wird.

Prof. Heinsohn hat in seinem jüngsten Beitrag (siehe Seitenspalte rechts) dargelegt, dass die Deflation seit Langem in Gange ist, und dass nur noch die Aktienbörsen gestiegen sind.

Die Aktienbörsen werden aber dem allgemeinen Abwärtstrend folgen – und es ist gut möglich, dass die grosse Talfahrt noch diese Woche beginnt.
Aber selbst wenn es bis dahin noch ein paar weitere Wochen dauern sollte, so ändert das nichts an den Bedingungen. Die Baisse ist programmiert. Daher muss man jederzeit damit rechnen. Ein paar Monate zu früh ist kein Problem, aber ein paar Tage zu spät kann desaströs sein. Die Krise ist noch lange nicht ausgestanden – weil sie noch längst nicht verstanden ist. Beachten Sie dazu auch meine Antwort an A. Irmak betreffend Irving Fisher. Auch diesmal werden wir jede Menge Fehlbeurteilung entlang der Talfahrt haben.

Die Gründe dafür sind in diesem Blog zigfach dargelegt worden, von mir selbst, von Prof. Heinsohne und von erfahrenen Blog-Postern.

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74 Kommentare

  1. Ert

    Guten Tag Herr Malik,

    ich verfolge Ihr Blog schon länger, habe aber bisher nur 2 oder drei Kommentare geschrieben.

    Ich folge dem deflationären Szenario. Das geht auch mit meinen Beobachtungen und den Zahlen die ich lesen überein: Stagnierde Nettokreditaufnahme, MBS Aufkäufe der FED, 0% Kredite für Hauskäufe in UK vom Staat für 20% der Kreditsumme, etc. pp. Durch die Anleiheaufkäufe einiger Notenbanken wird auch kein neues Geld geschaffen – sondern nur Liquidität „vor Fälligkeit“ der Anleihen freigemacht.

    Bezüglich des Aktienmarktes sehe ich es aber differenzierter. Wenn das existierende Geld aus den Anleihen geht, die Notenbanken Anleihen aufkaufen und so Liquidität in den „Markt“ Pumpen – ja, wo geht die Liquidität hin um die Erwartungen an eine Rendite >3-5% zu erfüllen?

    Mir fallen hier aktuell nur die Aktienmärkte ein – ggf. noch Unternehmensanleihen. Könnten Sie ggf. ein bisschen genauer aufzeigen warum es gerade jetzt die Aktienmärkte treffen sollte?

    • F. Malik

      Wenn das Geld aus den Anleihen herausgeht, dann kollabieren die Anleihen. Damit werden Scheinwerte vernichtet, die aber nicht in Geld vorhanden sind. Geld ist nicht etwas, was einfach da ist und von einer Anlage zur anderen wandert.
      Die Aktienmärkte sind die einzigen, die bisher noch gestiegen sind. So gut wie alle anderen Sachwerte sind bereits massiv zurückgegangen.

      • John Rambo

        Können Sie mal bitte einige Beispiele von Sachwerten nennen die massiv zurückgegangen sind?

        • F. Malik

          Oh, wieviele kennen Sie, die gestiegen sind?
          Also: Immobilien in so gut wie allen Ländern, ausser ein paar Edel- und Sonderlagen in Deutschland. USA, Irland, Spanien, Italien, GR, UK.
          Gold, Silber, und fast alle weiteren Edelmetalle. Fast alle Getreidearten und der Gesamtindex der Rohstoffe, CRB.
          Einige dieser Rohstoffe sind auf den tiefsten Preisen seit 100 Jahren, z. B. Corn. Und das ist erst der Anfang.

          • John Think

            Corn kostete 1970-1980 161-230, heute 431. Ich verstehe ihr Beispiel nicht. Corn ist historisch auf Rekordniveau schon seit 2005 (Preis 600).

            John Rambo’s Frage scheint mir nicht beantwortet.

            • F. Malik

              Sie müssen einfach noch weiter zurückgehen. Wenn Sie sich eine willkürliche Zeitmarke aussuchen, können Sie scheinbar immer alles „beweisen“.
              Vielleicht interessiert Sie in diesem Zusammenhang aber auch der Weizenpreis und Haferpreis. Schauen Sie mal, wo diese stehen, falls Sie Zugang zu Langfrist-Charts haben.

              • John Rambo

                Wie weit soll man zurück gehen? Bis zur deutschen Kaiserzeit?

                • F. Malik

                  So weit es Aufzeichnungen gibt.
                  Dann die Infla-Defla-Raten in Ansatz bringen und dann haben Sie die Wirklichkeit.

          • John Rambo

            Ich kenne viele die zuvor massiv gestiegen sind. Zum Beispiel Gold von 250 auf fast 2000 Dollar. Silber von 5 auf 50 Dollar. Übertreibungen gab es auch bei Immobilien. Bei mir in Berlin sind die Preise für Immobilien die letzten Jahre auch deutlich gestiegen. Und es ist noch nicht lange her das bei Nahrungsmitteln wie Weizen und Mais Rekordwerte erreicht wurden. Sehr zum Leidwesen von Menschen in Ärmeren Ländern.

            Das viele Preise nun zurückkommen sind erscheint mir eher als erfreuliche Normalisierung aber nicht als Vorboten des Weltuntergangs. Die Preise müssten auf breiter Front extrem fallen davon bemerke ich aber nichts. Ich bezweifle auch das es dazu kommen wird. Erwarten Sie so einen extremen Verfall von Preisen?

            • F. Malik

              Etwas kann ja nur dann fallen, wenn es zuvor gestiegen ist. Und Sie hatten ja gemeint, dass ich Ihnen mal was nennen soll, was gefallen ist. Also was noch …? Nun sind Sie ja auch selbst darauf gekommen.
              Dass es an den fallenden Preisen auch Positives gibt, stand und steht überhaupt nicht zur Diskussion.
              Sie scheinen sich aber nicht bewusst zu sein, was das wirkliche Problem ist, nämlich die auf Schulden finanzierten steigenden Rohstoff-Preise. Dieses, und nichts Anderes, führt zur Deflation. Studieren Sie den Leverage-Effekt.
              Danach könnten wir dann weiter posten.

              • Wolfgang Pfeifenberger

                Die Benzinpreise, die seit über einem Jahr konstant geblieben sind, fangen jetzt an zu sinken. Rohöl(Brent) nähert sich der 95-Dollar-Marke. Studiert man die Tagesberichte der Wirtschaftspresse, so werden meist kurzfristige Entwicklungen dafür verantwortlich gemacht. Dabei wird übersehen, dass die sinkenden oder bestenfalls stagnierenden Preise im g e s a m t e n Rohstoffmarkt die Regel sind, was ja bedeutet, dass hier chronische Einflussfaktoren am Werke sind und gerade keine akuten. In Großbritannien bläht sich staatlich gefördert gerade eine Immobilienblase auf, die bald platzen wird. Dies ist in den Niederlanden bereits geschehen. Dort leidet aufgrund der hohen privaten Verschuldung die Wirtschaft bereits massiv. Der deflationäre Sog wächst und schlägt jetzt massiv auf die Verbraucherpreise durch, die seit Juli um 0,7 Prozentpunkte gesunken sind – Tendenz weiter fallend.

                • F. Malik

                  Richtig. Man muss nur wissen, was die richtigen Indikatoren sind, und dann muss man eben hinschauen statt wegschauen.
                  Besten Dank für Ihren Beitrag.

              • John Rambo

                Von wirtschaftlichen Zusammenhängen verstehe ich tatsächlich nicht sehr viel. Aber es ist ganz interessant

                • John Rambo

                  Ich gehe auch davon aus dass die Börsen bald massiv einbrechen werden. Ich habe mir daher Aktien aus gesucht bei denen ich short gehen will. Eine ist die Firma Dürr. In diesem Zusammenhang würde es mich interessieren wie Sie die weitere Entwicklung in China sehen. Dort soll es ja auch sehr hohe Schulden geben. Im Moment entstehen dort ja rasant neue Auto Fabriken wobei die Auslastung der vorhandenen Fabriken nicht so hoch sein soll. Kommt es in China zu einer schweren Krise brechen bei Dürr die Aufträge massiv ein

                  • Jürgen Clasen

                    (I)Nachfolgend gleich zwei Beiträge, weil sie exemplarisch etwas aufzeigen, aufarbeiten. Dürr ist sicher Welt-marktführend in der Autolackiererei. Wenn ich mir den Chart ansehe, so erinnert er mich an ähnliche Anstiege bei anderen Aktien, die mehrere Hundertprozent hingelegt haben. Um nicht schon wieder auf die Deutsche Telekom zu verweisen, nehme ich mal ein Unternehmen mit ähnlichen Merkmalen.SMA, WPK: A0DJ6J. Das Unternehmen verfügt, ähnlich wie Dürr, über starke Anker-aktionäre, ist weltmarktführend bei Wechselrichtern, die aus dem Gleichstrom der photovoltaik Anlagen Wechselstrom machen. Die Bilanz ist sauber, man verfügt sogar über beträchtliche Nettoliquitität. SMA hat also einen ähnlichen Hintergrund wie Dürr. Der Kurs kam unter die Räder, weil Solarstrom nicht mehr so großzügig gefördert wird, wie zuvor. Aus meiner persönlichen Einschätzung war das nur der Auslöser. Es hatten sich schon alle in Frage kommenden Anleger in Rahmen der Solarhype eingedeckt. Es fanden sich keine Dummen mehr, die noch höhere Preise akzeptiert haben. Die übrigen hatten kein Interesse an CO2 Problemen, sondern waren nur auf Kursgewinne fixiert. Peng. Ausstieg, hoppla hopp.

                    • Jürgen Clasen

                      (II)Dürr wird sich einer allgemeinen Korrektur am Aktienmarkt nicht entziehen können. Umso mehr, wenn das einhergeht mit einem weltweiten Nachfragerückgang bei Automobilen. Eine Ausnahme bildet sich vielleicht heraus, wenn hinter dem Anstieg die Aufkäufe für eine Übernahme stehen. Diese Info wird uns aber nicht zu teil werden. Schon wegen dieses Risikos würde ich z. Zt. mit so einem Titel nicht Short gehen. Ob Long oder Short, Sie werden Nerven haben müssen, um das durchzustehen. Verlieren Sie nicht die Bodenhaftung. Gehen Sie deshalb, wenn überhaupt, nur mit minimalsten Beträgen Short auf den Dow. Wenn der große Abstieg vom Gipfel kommt, können Sie auch mit einem kleinen Betrag eine Menge Geld verdienen. Wenn die Party weitergeht, bleiben Sie mit einem zeitlich unlimitierten Produkt weiter am Ball. Verdienen können Sie nur, wenn Sie richtig liegen. Das gilt ohne jede Ausnahme.

  2. Jürgen Clasen

    Hui, Herr Prof Malik, da lehnen Sie sich weit aus dem Fenster. Langjährige
    Erfahrungen auf meiner Seite, haben mich belehrt, das Börsen und Einzelwerte sehr viel höher steigen, oder im Umkehrfalle, tiefer fallen, als man annimmt. Schmerzlich, wenn insbesondere besonderer Fachverstand und Marktbeobachtung einem eigentlich sagt, hier müßte eigentlich die Fahnenstange zu Ende sein, oder in der Baisse, die letzte Sohle erreicht sein. In der Tat stehen mir die Haare zu Berge: „Die Ratingagentur S&P schätzt das Missverhältnis zwischen den Vermögenswerten in den Bilanzen der Banken und den Verpflichtungen per Ende 2012 auf 1,3 Billionen Euro.“ Und so lassen sich endlos Fakten aneinander reihen die eigentlich die Börsenampeln auf Rot schalten müssten. Gemach, gemach, die Kontraktion kommt. Vielleicht nicht diese Woche oder in den nächsten Monaten. Die Realität hat den Schaum schon immer von der Mass weggeblasen. Wenn der
    Friseur über herrliche Börsengewinne fabuliert, „Bild“ von Aktien schwärmt,
    der letzte Zweifler ins Bullenlager wechselt und das dämlichste Schaf zu
    Höchstkursen kauft, ist es soweit. Für diesen Fall, würde ich den Börsen
    noch einige Wochen geben, mehr nicht.

  3. Walter Huber

    Ich habe das Gefühl, die angebliche Krise wird nicht kommen. Trotz aller Theorien und Aussagen hier im Blog. Ich gehe von folgenden drei Faktoren aus. Es gibt zig Staaten mit Schulden. Die USA haben soeben wieder ihren „Überziehungsrahmen“ vergrößert. OK. Aber, auf der anderen Seite der Waage befindet sich das gesamte Vermögen, dass es derzeit auf der Welt gibt. Privat- Firmen- und sonstiges Vermögen. Ob scharzes oder offizielles Geld und Vermögen ist egal. China und andere Länder haben eine ansehliche Portokasse. Und ich glaube diese beiden Soll und Haben halten sich so ca. die Welt-Waage. Dritter Faktor. Niemand will eine Krise. Kein Land, kein Politiker, kein Megareicher, keine Firma, niemand will eine Krise. Also wird auch alles unternommen, nirgends eine Krise auszulösen. Niemand will quasi der Knopfdrücker sein. Daher wird auch der Aktienmarkt taumeln aber nicht fallen. Warten wir als ab.

    • F. Malik

      Ihre an sich sehr klugen Überlegungen, die zu normalen Zeiten auch richtig sind, teile ich in der heutigen Lage aus folgenden Gründen nicht:
      1. Das meiste Vermögen ist nicht bar vorhanden, sondern in nicht-liquiden Anlagen, die ihrerseits fremdfinanziert – also verschuldet – sind. Würde man dieses Vermögen heranziehen müssen, müsste es zuerst verkauft werden, was unter den gegebenen Umständen fast aussichtslos ist.
      2. Die Eigentümer an Vermögen, insbesondere auch Barvermögen, sind nicht unbedingt dieselben wie die „Eigentümer“ der Schulden. Also müsste man eine der grössten Gruppen – nämlich die Sparer und die Pensionsanwärter – enteignen, um die Schulden auszugleichen.
      3. Soll und Haben gleichen sich aus, da haben Sie zwar Recht, aber sie stehen nicht in derselben Bilanz. So gesehen sind die Bilanzen zwar immer auf beiden Seiten gleich, aber deswegen noch lange nicht gut.
      4. Wenn Aktienmärkte zu taumeln beginnen, werden ihre Finanzierungen notleidend (u. a. die höchsten Margins der Geschichte), und somit müssen weitere Bestände liquidiert werden, was eben zu den deflationären Abwärtsspiralen führt.

      Ich bin gespannt auf Ihre Antworten.

  4. B. Berger

    Diese Ansicht wird auch charttechnisch unterstützt. Der Dow-Jones nähert sich im Langfristchart der oberen Begrenzung einer Formation, die als Megaphon bezeichnet wird (http://www.boerse-online.de/nachrichten/meinungen/Erst-warten–dann-zuschlagen-708610/3)
    Auch grundsätzlich sind die Artikel von Axel Retz sehr empfehlenswert, weil sie immer eine objektive Lagebeurteilung leisten, scharfsinnig und gleichzeitig humorvoll geschrieben sind.
    Ebenfalls bemerkenswert aus diesem Artikel ist die Feststellung, dass für jeden ausgegebenen Dollar in den USA nur 54 Cent aus Steuereinnahmen und die restlichen 46 Cent aus Neuverschuldungen stammen. Da braucht man kein Mathegenie zu sein um sich auszumalen wie das enden wird, wenn da nicht massiv gegengesteuert wird. Es sieht aber nicht danach aus, als ob die Verantwortlichen eine andere Strategie als „weiter so“ hätten.

  5. John Rambo

    Die große Talfahrt auch an den Börsen kündigen Sie seit 2009 an.

    • F. Malik

      Mit Ausnahme der Aktienbörsen, aber auch hier nicht alle, ist der Bearmarket im Gange. Lesen Sie dazu auch die Meinung von Prof. Heinsohn.

  6. John Rambo

    Aber es ist wie bei unserem Max Otte. Irgendwann kommt die Krise und dann hat man es natürlich vorausgesagt. Bei Otte musste man auch nur ein paar Jährchen warten.

    • F. Malik

      Ich lade Sie gerne ein, meine Publikationen zur Entstehung einer Deflation anzuschauen. Diese reichen viel weiter zurück als Ottes Buch. Im übrigen brauchen die meisten Leute ein „paar Jährchen“ , bis sie nur schon zu erkennen vermögen, welche Risiken drohen und wie sie dastehen, wenn diese Risiken schlagend werden. Wenn sie es dann begriffen haben, dann brauchen sie nochmals Zeit um ihre Entscheidungen zu treffen, ihre Vermögen allenfalls umzustrukturieren und das alles auch noch wirksam zu vollziehen. Nicht wenige wollen ihre Testamente nochmals ändern, und Unternehmer brauchen ziemlich viel Zeit, um ihre Unternehmen vorzubereiten.

      • John Rambo

        Danke für die Antwort.

        Vielleicht braucht es ja mal wieder eine große Krise. In der Natur hat das Feuer ja ein sinnvolle Funktion. Der Wald kann sich nach dem Brand erneuern.

        Die Vorstellung zu den Bäumen zu gehören die in Brand geraten werden gefällt mir aber nicht besonders.

        • Bojan Zeitler

          Als ich ein kleiner Junge war habe ich eine Matrjoschka-Puppe erhalten. Als ich sie öffnete war eine kleinere Puppe darin enthalten und in dieser eine weitere, usw. bis zur kleinsten Babuschka in der dann nichts mehr enthalten war.. ich war enttäuscht. Warum? Weil ich etwas Bedeutenderes erwartete.
          Bin kein Finanzexperte, aber könnte die Luft in der letzten Puppe die 700 Billionen Dollar (13x das Welt-BIP!) an Derivaten sein? Wenn ja, dann ist es unglaublich, dass es Banken gibt die meinen sie existieren noch.
          Hört sich richtig düster an, düster wie der Film Rambo Teil 1, in dem übrigens nicht eine einzige weibliche Darstellerin zu sehen ist.

      • Ulrich Hartbauer

        Die deflationären Tendenzen sind derzeit überall erkennbar. Die Finanzwirtschaft und zum Teil die Realwirtschaft wird derzeit ja nur durch enorme Geldmengen von den Zentralbanken gestützt. Nachdem Sie, wie ich weiß, Hayek kennen, ist es nicht verwunderlich, dass Sie diese Situation meiner Meinung richtig einschätzen. Meiner Meinung jedoch kommt die nächste Krise erst Mitte 2014 oder Anfang 2015, da bis dorthin sich das System selbst aufrecht erhält. Diese Meinung stütze ich auf aktuelle Geschäftsberichte. Gewinnsteigerungen werden derzeit zum Großteil nur durch Personaleinsparungen erzielt. (Natürlich gibt es auch positive Ausnahmen) Durch diese Einsparungen wird mittelfristig der Umsatz der Konzerne ebenfalls einbrechen und anschließend wird das Fremdkapital schlagend werden und dadurch entsteht ein enormer Druck auf den Finanzmärkten. Ich hoffe, dass Sie meine Meinung teilen. mfg

        • F. Malik

          Die Aktienbörsen können früher und sehr schnell einbrechen.
          Bis zu einer allgemeinen Krise kann dann noch ein bisschen Zeit vergehen, viel wird es aber nicht mehr sein.
          Und weit wichtiger ist, dass die Krise eben nicht vorbei ist, wie in vielen Medien behauptet wird, sondern sie steht noch bevor.

      • Walter Huber

        Im, wie Sie richtig formulieren, Übergang von einer alten in eine neue Welt sollten wir alte Wirtschaftsbegriffe wie „Inflation“ oder „Deflation“ vergessen. Höchstens die „10 Gebote“ werden auch in der neuen Welt Bestand haben. Ich glaube, dass genügend Barvermögen für ein Ausgleichen vorhanden ist. Eigentümer von Vermögen kaufen sich heute in und bei Eigentümer von Schulden ein. Hier findet eine globale Vernetzung statt. Daher rede ich da nur mehr von einer „Welt-Bilanz“. Sparer werden ja bereits durch die Niedrigzinsen zwangsenteignet. Wohlhabenden Pensionisten sollten auch im Sinne eines Generationsvertrages schon längst zur Kassa gebeten werden. Durch nur Essen gehen und Kreuzfahrten werden diese Herrschaften auch nicht glücklicher. Ca. 30 bis 40 % der Aktienwerte sind aktuell realwirtschaftlich überzogen. Hier ist bald eine Bereinigung notwendig, die ich aber nie als „Krise“ definieren würde. Wirklich Sorge machen mir arbeitslose Studenten wie in Spanien usw., regionale Politik-Extremisten (Ungarn)und Wirtschaftsbosse ohne einen Funken Moral. Und sensationsgeile, dumme Medien. Was die dann aus einer Bereinigung der Börsen medial machen kann dann wirklich gefährlich werden.

        • F. Malik

          Auch Ereignisse der von Ihnen beschriebenen Art werden zum Repertoire gehören und werden teilweise bereits praktiziert. Eben dies ist (!) Deflation. Wie man die Wörter wählt ist weniger wichtig, als wie die Prozesse inhaltlich ablaufen: Schulden werden nicht mehr bezahlt; die Gläubiger erhalten ihr Geld nicht mehr zurück; die Enteignungs- und Zwangsbezahlungsformen weiten sich aus.

  7. Jürgen Clasen

    Ich zitiere Yandaya Meldungen von heute, 25. Okt. :

    „Paul Krugman: Leute, die vor dem finanziellem Untergang warnen muss man nicht ernst nehmen, sie haben schlichtweg keine Ahnung.

    Paul Krugman: Japan exerziert momentan das Szenario, vor dem sich alle fürchten – mit durchweg positiven Resultaten.

    Paul Krugman: Ich kenne absolut niemanden, der mir schlüssig erklären könnte, wie eine (Schulden)-Apokalypse überhaupt funktionieren könnte.

    Paul Krugman: Die USA können nie in eine Schuldenkrise kommen. Sie haben eine eigene Währung und verschulden sich in dieser Währung.“

    Der Nobenpreisträger von 2008 wird noch viel lernen müssen…

    .

    • Herbert Saurugg

      Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/money/1466564/Lets-make-money?_vl_backlink=/home/wirtschaft/economist/kolumnen/index.do

      Genau das ist die Sache – der Sachverhalt liegt völlig offen da – und wir ignorieren ihn ganz einfach. Viel fragiler kann das System nicht sein, als es da beschrieben wird – daher geht es längst nicht mehr um die Vorhersage eines konkreten Datums für den Eintritt, sondern nur mehr um die damit verbundenen Konsequenzen – die wohl verheerend sein werden, aber bis auf weiteres ist alles in bester Ordnung.

      Einfach nur unglaublich …

    • Herbert Saurugg

      „Der von einigen an die Wand gemalte US-Crash im Gefolge des politischen Patts um die Schuldenobergrenze ist also doch noch per Kompromiss abgewendet worden. Zumindest jedoch verschoben, denn Anfang des kommenden Jahres könnte das politische Theater in Washington erneut losgehen.

      Bis dahin haben die Aktienmärkte nun aber wieder Luft für neue Höhenflüge. Zumal ja der international doch beträchtliche Vertrauensverlust in die US-Wirtschaft, den der Budgetstreit verursacht hat, nun definitiv verhindert, dass die Notenbank Fed den Geldhahn, den sie so weit geöffnet hat, kurzfristig wieder ein wenig zudreht. Ursprünglich hätte „QE3“, also der monatliche Ankauf von Staatsanleihen im Umfang von 85 Mrd. Dollar, schon Ende Oktober ein wenig eingebremst werden sollen. Jetzt wird sich die Fed wohl erst im kommenden Jahr trauen, die Geldschwemme zu drosseln.

      Ob das – Stichwort Inflationsgefahr – insgesamt eine gute Nachricht ist, sei dahingestellt. Für die Börsen ist sie das aber auf jeden Fall: Die leben ja derzeit in nicht unbeträchtlichem Ausmaß von reichlich verfügbarem, billigen Notenbankgeld.“

    • F. Malik

      Man darf Krugman zugute halten, dass er auch schon Klügeres gesagt hat.
      Aus einem Gespräch mit ihm vor etwa 3 Jahren habe ich aber gesehen, wie Lichtjahre fernab vom praktischen Leben er in einer ganz anderen Welt lebt. Das gilt übrigens auch für viele andere Ökonomen. Als festangestellte, durch Pensionen abgesicherte Staatsbeamte mit vergleichsweise bescheidenem Einkommen, kaum je an echten Investitionsentscheidungen beteiligt, ersinnen sie sich eine Welt, die es nicht gibt und nie gegeben hat.

      • David Ruprecht

        Das gilt m. E. nicht nur für Ökonomen, sondern auch – und noch viel mehr – für die Amerikaner, die ihr Land für das Paradies auf Erden halten; Ausnahmen bilden diejenigen, die etwas weiter gereist sind.
        *
        Beispiele gefällig?
        1. Als das WTC gesprengt wurde, sagte eine Amerikanerin im Fernsehen, dass die „Blase der Unverwundbarkeit“ um die USA für sie jetzt geplatzt sind.
        2. Eine ehemalige Mitschülerin von mir wurde in den USA als Austausch-Studentin ernsthaft gefragt, ob wir in Europa auch von Fahrstühlen und Fernsehern gehört haben… (ernsthaft!)
        *
        Solange die USA nicht lernen, dass sie nicht mehr tonangebend sind und insbesondere ihre Theorien (Shareholder Value!!) für die Realität ähnlich untauglich sind wie sozialistische Ideale, haben sie ein Problem – und mit ihnen die Weltwirtschaft.

        • Andreas Vondran

          Der Nebenhinweis auf „sozialistische Ideale“ stört mich, weil meines Erachtens einfach so schnell dahergesagt.

          Noch wurden diese „Ideale“ niemals und nirgendwo verwirklicht. Prof. Heinsohn Theorien zeigen ja plausibel, dass es sich um eine Art „Staatskapitalismus“ in den Ostblockländern handelte, mit eben nur einem „Eigentümer“, dem Staat. Daher kein Schuldendruck und keine Innovation und keine Chancen auf dem Weltmarkt. Aber mit „Sozialismus“ hat das nun wirklich gar nichts zu tun.

          • David Ruprecht

            Ich habe nicht behauptet, dass das mit Sozialismus zu tun hat – vielmehr habe ich geschrieben, dass der Shareholder Value ähnlich realitätsfremd wie der Sozialismus sei, ich habe also eine Analogie aufgestellt.

            • David Ruprecht

              Und noch ein Nachtrag: Sozialistische Ideale wurden noch nie verwirklicht, weil sie gar nicht verwirklicht werden KÖNNEN. Das Menschenbild des Sozialismus liegt von der Realität noch weiter entfernt als der „Homo oeconomicus“.
              *
              In der Realität kann der Sozialismus nur zu schwächerer Wirtschaft führen. Willy Brandt’s SPD ist da der beste Beweis.
              *
              Ich empfehle auch das Interview mit Klaus-Michael Kühne in der letzten Bilanz-Ausgabe sehr zur Lektüre. Das ist, ähnlich wie auch Helmut Maucher, Otto Ineichen und andere noch ein echter Unternehmer der „alten Schule“, wie wir sie dringend brauchen.

        • F. Malik

          Zum Glück gibt es auch in den USA gebildete und und weltgewandte Leute.
          Aber in der Grundtendenz sind viele Amerikaner so wie Sie beschreiben.

          • A.I.

            @ Prof. Malik

            Am Rande würde mich interessieren: Wie beurteilen Sie die Management-Leistung der Amerikaner im Rahmen des Apollo-Programms?

            Ich bin davon ehrlich gesagt auch heute noch ziemlich beeindruckt.

            Allerdings haben Sie durch Ihre Berufstätigkeit einen unendlich differenzierteren Blick auf Management-Leistungen als ich, sodass ich auf Ihre Perspektive gespannt bin.

            • F. Malik

              Das war sicher eine grosse Leistung. Als noch grösser sehe ich die Leistung von Roy Oppenheimer an, der das sogenannte „Manhatten-Projekt“ managte – den Bau der Atombombe. In derselben Zeit waren aber die Managementleistungen in Deutschland mindestens so gross, denn man musste mit weit weniger Mitteln auskommen. Die Amerikaner hatten so gut wie unbeschränkte Mittel.
              Im Grossen und Ganzen halte ich das US-Management nicht für gut. Dass die USA grosse Unternehmungen haben ist die Folge des grossen und homogenen Marktes.

  8. A.I.

    Ich habe kürzlich gelernt, wie Collateral Chaining und Tri-Party-Repos funktionieren.

    Demnach scheint das Problem im Augenblick ein Mangel an guten Pfändern zu sein, die eine zu expandierende Geldmenge decken könnten.

    Scheinbar hat der Zusammenbruch der Kreditmengenexpansion im Euroland bereits begonnen.

    Das heißt nichts anderes, dass die Deflation offenbar bereits im Gange ist.

    • F. Malik

      Ganz richtig. In den Artikeln von Prof. Heinsohn können Sie auch nachlesen, warum das so ist. Alles, was im Preis sinkt, ist ein schlechteres Sicherungsmittel als zuvor. Da so gut wie alle Sachgüter fremdfinanziert werden, müssen Sicherheiten gestellt werden. Wenn diese Sicherheiten im Preis fallen, kommen die Nachbesicherungs- und Nachschussklausen in den Kreditverträgen zur Geltung. Es müssen weitere Sicherheiten gestellt werden – die aber vielleicht selbst im Preis gefallen sind. Am Schluss wird das zu gering besicherte Gut zwangsversteigert.
      Von diesen alltäglichen Vorgängen steht so gut wie nichts in der herkömmlichen Wirtschaftstheorie.
      Sie können aber fast alles lernen aus dem sogenannten Obligationen- oder Schuldrecht der Juristen. Kauf, Sicherheit, Verpfändung, Verkauf, Zwangsverkauf, Insolvenz, Bankrott … alles bestens geregelt. Früher gab es keine geregelten „Abwicklungen“, wie man das nennt, sondern es gab die Schuldnerhaft, den Schuldturm, die Knechtschaft und die Leibeigenschaft.
      Das geht zurück bis in die Antike und dokumentiert sich in den regelmässig wiederkehrenden Aufschuldungs- und Entschuldungszyklen der Geschichte und wiederholt sich gerade.
      Sehr lohnenswert die Bücher von Dr. Paul C. Martin, z. B. „Der Kapitalismus“ und „Aufwärts ohne Ende“. Er war der erste, der bereits in den 1970er Jahren die heutigen Staatsverschuldung ins Visier genommen und zutreffend vorhergerechnet hat. Er war nur ein bisschen zu früh dran … aber von kaum sonst jemandem kann man so anschaulich diese Zusammenhänge erlernen.

      • A.I.

        Ja, das Buch „Kapitalismus“ von PCM hatte ich mir über unser Bibliothekssystem besorgt. In der Tat war die Lektüre sehr aufschlussreich für mich. Haben Sie Kontakt zu ihm? Vielleicht können Sie anregen, seine Bücher als eBook verfügbar zu machen.

        Ihre Ausführungen zum Schuldrecht scheinen mir allerdings ein Beleg zu sein für die These, das eine korrekte Theorie des Wirtschaftens das Rechtssystem unmöglich außer Acht lassen kann.

        Auch eine Eigentumsökonomik scheint mir denkunmöglich ohne eine Instanz, die Eigentum garantiert, schützt und Schulden auch vollstreckt.

        Das muss nicht unbedingt der Staat sein. Von dem, was man aus Krimis mitbekommt, haben auch Verbrecherbanden ziemlich harte und gewalttätige Maßnahmen gegenüber säumigen Schuldnern und Dieben im eigenen Kreis im Repertoire. Auch die Nichterfüllung von Verträgen wird zumindest im Film sehr drakonisch geahndet.

        Es scheint mir, als versuche die VWL, durch Mathematisierung den Anschein einer exakten Wissenschaft zu erwecken. Ich denke allerdings, dass eine vollständige Theorie des Wirtschaftens das Rechtssystem nie außer Acht lassen kann, aus den genannten Gründen.

        • F. Malik

          Friedrich von Hayek hatte Jurisprudenz und Nationalökonomie studiert. Es war für ihn selbstverständlich, dass man ohne intime Kenntnisse der Rechtsordnung kein relevanter Ökonom sein kann. Für Heinsohn und Steiger ist das ebenso klar und auch für Paul C. Martin.

          • Jürgen Clasen

            Über der Ökonomie und dem rechststaatlichen
            System thront noch das Parlament und die daraus gebildete Regierung. Diese Konstruktion greift regelmäßig in die Gesetze
            ein. Soweit, so gut, eine unvermeidliche und
            natürlich auch erwünschte Rückkopplung. Kommen wir zur Realität. Gesetze werden interpretiert und in ihrem Gehalt durch Änderungen auf den Kopf gestellt. Beispiel:
            Maastricht, Euro. Es wurden die Kernaussagen
            ins Gegenteil verkehrt. Wir müssen jetzt für die Schulden anderer Staaten eintreten. Das
            Parlament muss dazu zustimmen. Nur unsere
            Vertreter hängen hilflos in den Seilen. Erpressung macht das Geschäft: Wenn Ihr nicht
            zustimmt, dann… Post und Fernmeldegeheimnis
            Leerformel. Die Aktionäre müssen unter dem Neid-und Mißgunstregime immer mehr bluten werden steuerlich doppelt zur Kasse gebeten.
            Nichts ist mehr verläßlich, alle Gesetze, Regeln und Vereinbarungen können jederzeit
            über Bord gehen. Sehen sie sich die Versorger
            an. Bauen modernste Kraftwerke ab. Verursacht
            durch Subvention und Priorisierung von Solar und Wind. Ein teuflisch falsches regulieren.
            Es muss sich erst auf das leben der Schafe negativ rückkoppeln. Ein zäher Prozess… so
            vergeht die Zeit…

            • A.I.

              @Jürgen Clasen

              Danke für Ihre treffenden Beispiele.

              Sie zeigen einen wichtigen Punkt auf: Die Rechtsordnung auf dem Papier ist eine Sache, Rechtsbrüche und ihre Verfolgung eine andere Sache.

              Letztlich kommt es auf das tatsächliche Verhalten der Marktteilnehmer an.

              Dies wirft wieder neue Fragen auf:

              1. Angenommen, die Rechtsordnung sei idiotisch und wird deswegen ignoriert. Führt dies zum besseren Funktionieren?

              2. Angenommen, die Rechtsordnung sei sinnvoll und wird trotzdem gebrochen. Führt dies zum besseren oder schlechteren Funktionieren?

              3. Angenommen, es gebe gar keine Rechtsordnung (wie beim OTC-Handel von Derivaten): Wieso sollte dann der Staat Forderungen durchsetzen?

              Ein interessantes Beispiel ist ein Gesetz aus dem Neuengland nach der Revolution. Englische Banker vergaben Kredite an insolvente Farmer, um dann durch Zwangsvollstreckung billig an das Land zu kommen. Der Gesetzgeber erkannte auf „Betrügerische Geldleihe“ und erklärte die Forderungen für null und nichtig, weil sie mit vollem Wissen um die Insolvenz vergeben wurden in der Absicht, an das Eigentum des Schuldners zu gelangen.

              Man sieht: man muss den Banken nicht alles durchgehen lassen.

              • Jürgen Clasen

                @A.I. im Grunde herrscht eine gewisse Anarchie. Dabei fliegen uns nicht Bomben
                um die Ohren, sondern eine fortdauernde Auflösung von Gesetzen, Richtlinien, Versprechungen. Gestern Postuliertes wird
                ins Gegenteil verkehrt usw. Nun könnte man fragen, wie kommt man in einer solchen komplexen Welt noch zurecht? Wie stellt man
                da noch Weichen für die Zukunft? Vielleicht
                hat Herr Prof. Malik mit seinen Tools fürs
                Navigieren in einem solchen Umfeld die richtige Antwort. Ich empfehle Ihnen, flexibel zu bleiben. Auf allen Ebenen! Anpassung ist alles. Es ist bitter, Moral hilft Ihnen nicht weiter. Im Gegenteil, sie manöverieren sich nur ins Abseits. Ich habe schon vor 2 Jahren Herrn Prof. Lammert versucht klar zu machen, das die Strompreise systembedingt unbezahlbar werden. Politik, Behörden etc können nicht über den Teller-rand gucken. Basta! Für Ihre finanzielle Situation empfehle ich das, was ich schon die ganze Zeit sage. Die beschriebenen Aktien mit Garantiedividende haben der finanziellen Repression ein Schnippchen geschlagen. Entsagen Sie dem Zeitgeist und verschulden Sie sich nicht! Reserven sind immer gut! Ich lege die Füße hoch, feile meine Nägel und warte, plane Urlaube…

        • A.I.

          Daraus ergibt sich natürlich die äußerst spannende Frage: Wie wirkt sich eine Umgestaltung des Rechtssystems auf das Wirtschaften aus? Auf die Einkommens- und Eigentumsverteilung?

          Neue Gesetze kann man im Bundestag beschließen, physikalische Gesetze muss man aufwendig entdecken.

          Ich erinnere mich an einen Vortrag des von mir verehrten Professors für die Theorie der Statischen Physik. Der hatte einmal in einer Sommerschule das Spiel „Monopoly“ simulieren lassen.

          Das Interessante war, dass die Spielregeln variiert wurden. In Abhängigkeit davon wurde dann die resultierende Eigentumsverteilung ermittelt.

          Das Interessante war, dass je nach „Gesetzeslage“ die Eigentumsverteilung variierte: Es gab eine scherzhaft „sozialistische Variante“ genannte Version, die eine annähernde Gleichverteilung produzierte, und andere Varianten, die stets extreme Verteilungen erzeugten, sprich, einem Spieler gehörte am Ende alles.

          Im Hinblick auf unser System mit Schuldgeld, Zins und Eigentum und den Effekten auf die Verteilung des Wohlstands meine ich schon, dass es das wert wäre, in dieser Richtung Überlegungen anzustellen.

          • A.I.

            Es musste natürlich „Statistisch“ und nicht „statisch“ heißen…

          • David Ruprecht

            @A.I.: Sie haben völlig recht. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Ökonomie (inkl. BWL), Rechtssprechung sowie das gesamte politische System bilden im Prinzip eine ganzheitliche Einheit, wobei das Recht und die politische Ordnung das Fundament für ökonomische Vorgänge bilden.
            *
            Dem wiederum müssen soziologische Überlegungen zugrunde liegen, damit ein solches System funktioniert. Beispiel: Sozialistische Systeme können nicht funktionieren, weil der Mensch (ich verallgemeinere durchaus absichtlich, Ausnahmen bestätigen die Regel) in erster Linie darauf aus ist, seinen eigenen Nutzen zu maximieren – das sozialistische Menschenbild geht an der Realität vorbei.
            *
            Solche Grundwahrheiten haben frühe Staatstheoretiker, z. B. Montesquieu, zumindest teilweise erfasst. Und gerade die Österreichische Schule ist m. E. den anderen überlegen, weil solche Zusammenhänge hergestellt werden.
            *
            Was folgt für uns daraus?
            1. Eine Ökonomie bedarf eines politischen Systems und einer Rechtsordnung.
            2. Eine Rechtsordnung muss die Natur des Menschen berücksichtigen.
            => Ein wirtschaftliches System kann nicht am Menschen vorbei funktionieren. Genau das aber wollen viele Ökonomen nicht wahrhaben.

          • A.I.

            Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich bin ich absolut dafür, dass ein Rechtsstaat die Regeln durchsetzt und nicht Verbrecherbanden!

            Aber es hat in der Geschichte auch Fälle gegeben, wo Verbrecher sich des Staates bemächtigt haben. Ein prominentes Beispiel findet sich in der neueren deutschen Geschichte.

            Das kann also keiner wollen.

      • Johann Schwarting

        M.E. eröffnet sich der Weg zu einem tieferen Verständnis der Wirtschaftstheorie nur, wenn man der EÖ von H/S die „Machttheorie
        des Geldes“ von PCM voranstellt. Dies ist u.a. in dem Faden
        http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=35243
        mit Beiträgen von dottore teilweise dargestellt.
        Ich finde es bemerkenswert, dass GH diese Möglichkeit nicht beschreitet und vermute, dass insgesamt in der Wirtschaftswissenschaft eine unheimliche Furcht vorliegt, dass Phänomen der Macht zu diskutieren.
        Die Verkünder der herrschenden Lehre stehen schließlich fast alle auf der Gehaltsliste des Staates. Es gibt Ökonomen, die aus Gründen
        des Ansehens ihren Namen verleugnen, wenn Arbeiten über die EÖ veröffentlicht werden.
        http://www.dasgelbeforum.de.org/sammlung/Schieschnek,%20Mario%20%282012%29%20-%20Bachelorthesis%20-%20Eine%20vergleichende%20Untersuchung%20der%20Eigentumstheorie%20als%20Grundlage%20des%20Wirtschaftens.pdf

        • Stefan Ludwig

          sg Hr. Schwarting, vielen Dank für den Link zur Bacherlorthesis v. Hr. Schieschnek. Ich habe angefangen darin zu lesen und muss schon nach den ersten paar Seiten folgendes loswerden: Zitat
          „Durch diese grundverschiedene Begriffsverwendung zur anerkannten Lehrmeinung war es Heinsohn
          und Steiger nicht möglich, die positiv angelegte Eigentumstheorie an eine herrschende
          ökonomische Schule oder eine ihrer Kritiken anzukoppeln, da sie einen Paradigmenwechsel
          gegen die bisherige Theorie der Tauschwirtschaft zur Eigentumswirtschaft vollzieht und
          sich dafür fast alle Begriffe der gängigen Lehre als unangemessen erweisen.“ Zitatende

          Ich finde es EXTREM wichtig auf diese Tatsache hinzuweisen!! Ein wirkliches Verständnis der Eigentumsökonomik ist erst möglich wenn man die Unterschiede in den Begriffsdefintionen nachvollzogen hat.
          D.h. man kommt nicht darum herum dies auch wirklich zu tun. Ohne dieses Nachvollziehen redet man geradezu zwangsläufig aneinander vorbei.
          mit freundlichen Grüßen

          Stefan Ludwig

          • F. Malik

            Man muss Heinsohn-Steiger schon konzentriert und gewissenhaft lesen, und dies auch öfter als ein Mal – aber man wird dafür auch reich mit Wissen, neuer Erkenntnis, tiefer Einsicht und einem völlig neuen, und wie ich meine richtigen Verstehen von Wirtschaft und auch Gesellschaft belohnt.

        • F. Malik

          Prof. Heinsohn hat das durchaus auch berücksichtigt.

      • Ert

        Ja, Paul C. Martin der Kapitalismus hatte mir damals mir die Augen geöffnet. Das Buch gibt es leider nur noch in Auszügen die von Herrn Martin hier zur Verfügung gestellt worden: http://www.dasgelbeforum.net/sammlung/Martin,%20Paul%20C.,%20Der%20Kapitalismus%20-%20Teil%201.pdf

        Meine Frage(n) an Sie Herr Prof. Malik – in Fortsetzung meiner ersten Frage.

        1. Eine Deflation hat ja katastrophale Auswirkungen – insb. (Energie-)Rohstoffpreis würden sinken und entsprechende Zukunftsinvestitionen in Kapazitäten ausfallen. Temporär wäre der Preisrückgang ein „Easing“ – am Ende (der Krise) schlägt aber die Angebotsverknappung bei steigenden Preisen doppelt zu.

        2. Das „schreit“ meiner Ansicht nach nach Liquiditätshaltung, Sicherung niedriger Zinsen, Investment im Kernbereiche (Effektivität) mit gutem Einsparungspotentiale (Effizienz). Die Zeit der großen Investition ist erst einmal vorbei – im privaten sowie im Unternehmerischen.

        3. USD und EUR werden uns vorerst erhalten bleiben – zu viele Leute werden bei dem Rennen zu den Ausgängen jeden $ oder € einsammeln müssen (Nachfrage!) um nicht in die Insolvenz zu gehen.

        Begehe ich hier Denkfehler oder liege ich einigermaßen richtig?

      • Robert Baumann

        Ja, verehrter Herr Prof. Malik, gerade PCM hat immer wieder darauf hingewiesen, daß ein notorisch aufschuldender Staat ein betrügerisches System ist, das die freie, kapitalistische Wirtschaft in einem
        fortschreitenden Ausmaße verelenden läßt. Er ist also nicht der Retter (wie dem Publikum 2008 mit
        der ach so edlen Bankenrettung weis gemacht), sondern das Hauptproblem. Dies ist aber ist für die Mitwirkenden an diesem Blog kein Thema; vielleicht sind die Damen und Herren allesamt Lebenszeit-Beamte, oder besser gesagt „Staatskleriker“.
        Grüße an Sie
        R. Baumann

        • F. Malik

          Besten Dank, aber das ist sogar ein Dauerthema. Ich lade Sie ein, etwas herumzustöbern…

  9. Max Gmür

    Aus der heutigen NZZ:
    Das (geldpolitisch extreme) Umfeld hat zu bedenklichen Phänomenen geführt. Sie zeigen sich etwa an der sprunghaft gestiegenen Vergabe riskanter Unternehmenskredite, der Lancierung sogenannter PIK-Anleihen oder am Ausmass der Wertpapierkäufe auf Kredit. Noch nie war die « margin debt » an der amerikanischen Börse so hoch wie jetzt, …

    Zwischen Oktober 1999 und März 2000 hat sich die amerikanische Technologiebörse Nasdaq fast verdoppelt auf 5132 Punkte. Alles sprach plötzlich von Aktien, frei nach Kostolany: In der Hausse reden sogar Taxifahrer, Friseure und Hausfrauen über die Börse. Die meisten Firmen haben die damaligen Kurse seither nie mehr erreicht, auch der Nasdaq nicht.

    Reden Taxifahrer, Friseure und Hausfrauen schon über die Börse?

    • F. Malik

      Nein, diese reden nicht mehr über die Börse, denn sie haben damals zu viel verloren …

  10. Max Gmür

    Wer eine bessere Performance erzielen will als Investmentprofis und Indexfonds, orientiert sich besser am Zufall:
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/warum-zufallsauswahl-bei-aktien-fondsmanager-schlaegt-a-893572.html

  11. NJPuls

    Lieber Herr Prof. Malik, es stellt sich für mich seit Kenntnisnahme Ihrer ersten mir bekannten Veröffentlichung des Szenarios (1989), welches nun offensichtlicb auf die Spitze zuläuft, die Frage, wen die Wirkung einer Krise in welchem Ausmaß treffen würde und wo die Chancen liegen.

    Treffen wird es wohl alle, denn keiner kann sich vom politischen und wirtschaftlichen Geschehen vollständig abkoppeln. Über das Ausmaß für jeden Einzelnen, ob Individuum oder Organisation / Unternehmen, läßt sich reichlich spekulieren.

    Chancen nutzen können diejenigen Individuen und Institutionen, die Vorsorge in Geld (=keine Schulden) und KnowHow (= Komplexitätsmanagement + Kompetenz auf Zukunftsfeldern) getroffen haben, und zwar vor Jahren schon.

    Vorteilhaft wäre es, in diesem Blog mehr noch über Chancen zu erfahren wann sie konkret entstehen und wie sie schnell und konsequent genutzt werden können. Gerade das frühzeitige Sehen von Chancen wird vermutlich nach Ausbruch der Baisse besonders schwierig.

    Methodische Grundlagen zum Realisieren von Chancen haben Sie ja nun so reichlich im Angebot, dass sie jeder auf seine Weise nutzen kann. Oder auch nicht, dann läßt man’s halt bleiben.

    • F. Malik

      Lieber Herr Puls, genau so sehe ich das!
      Das Wissen und die Tools sind generell und universell gültig. Die Situation jedes Einzelnen ist aber so verschieden, dass ich dazu kaum konkrete Ratschläge geben kann, weil das auch meine zeitlichen Möglichkeiten übersteigen würde.

  12. John Rambo

    Keine Meinung zu China? Das ist schade. Naja ich klink mich hier aus. Ihre Strategie ist doch zu durchsichtig. Entweder kommt der Weltuntergang oder er tritt nicht ein. Sie behalten in jedem Fall recht. Kommt die Krise nicht ist die Welt von ihren komischen tools gerettet worden. Kommt sie doch dann haben sie das vorausgesehen. So behalten sie immer recht. Wer ab 2009 short war hat sich bis heute in die Suppenküche geshortet wirklich mieses Timing

  13. Frank-Michael Schneider

    „Wann beginnt die grosse Talfahrt auch an den Börsen? Es ist gut möglich, dass es noch diese Woche so weit sein wird.“

    Also – retrospektiv ganz klar die Antwort, dass die Einschätzung und das Timining leider wieder nicht hingehauen haben.
    Leitzinssenkung im Euroraum durch Mario – Pinocchio – Draghi auf 0,25%, Dax geht auf neues ATH 9.193,98 Punkte, Twitter knallt beim IPO um +80% hoch, meine Gemeinde verdoppelt die Grundsteuer + Parkgebühren, etc. pp.
    Mindestlohn wird eingeführt, führt in der Folge zu steigenden Preisen.
    Auch wenn das fundamental (z.B. twitter) alles nicht gerechtfertigt ist, sorry der Markt hat immer Recht.
    Wir werden viel eher die 12.000 beim Dax sehen als die 6.000.
    Jeder, der sich dagegenstellt braucht definitiv ein dickes Sparbuch.

    • NJPuls

      Es ist ja ganz nett, dass wenige Experten sich die Taschen an der Börse vollstopfen können. Andere haben nicht so’n Glück. Beispiel:

      Private Krankenversicherungen steigern in sehr kurzer Zeit die Beiträge um +87%, da Anlagen von Beiträgen NICHTS bringen (trotz angeblichen Börsenbooms !???) und Kosten gleichzeitig explodieren. Besonders Pensionäre sind betroffen, müssen die Hälfte der Pension/Rente oder noch mehr an Krankenkassenbeiträgen zahlen -> und werden über Nacht zu Sozialfällen. Man spricht schon vom Kollaps der privaten KV. Gern wären die Betroffenen in der gesetzlichen KV gebliegen, geht aber nicht mehr.

      Langfistiges Denken & daraus Unternehmens- und persönliche Strategien abzuleiten bedeutet, bedeutet sich von allem Fern zu halten, was vorne den Anschein des guten Geschäftes erweckt, über kurz oder lang aber im Desaster enden MUSS.

      Nach Schiffsbeteiligungen ist der nächste Knall programmiert: billige Kredite für Immobilien werden wg. Nachbesicherungpflichten binnen Wochen zum Katastrophenfall.

      Sozialverträgliches Frühableben ist ein probater Weg aus dem Dilemma.

      Oder Bedacht und Vorausssicht – gezielte kybernetische Vorsteuerung eben, um die es im Blog m.E. geht.

    • F. Malik

      Retrospektiv kann man es besser wissen. Worauf man sich vorbereiten muss, ist eine andere Frage. Sie schreiben selbst, mit welchen gigantischen Anstrengungen die Notenbanken sich gegen den Deflationstrend stemmen. Das Wort „Deflation“ – vorher ängstlich vermieden – häuft sich ja nun. Heutige Meldung, dass spanische Immobilien nicht mehr gekauft werden. Sie entscheiden selbst auf welches Szenario Sie sich vorbereiten. Auf kürzliche Postings, die ebenfalls Ihre Meinung widerspiegeln, habe ich bereits mehrfach geantwortet.

  14. Herbert Saurugg

    Geht es eigentlich noch irrationaler?

    „Beinahe hätte uns die US-Notenbank Fed die erhoffte Weihnachtsrallye abgedreht: Die kryptische Andeutung, dass man vielleicht doch schon bald ein bisschen „tapern“ (also das mit 85 Mrd. Euro pro Monat extrem hohe Anleihenankaufsvolumen einschränken) könnte, genügte, um einen kleinen Rutsch an den Börsen auszulösen. Besonders Inhaber von Tech-Aktien, die heuer schon sehr gut gelaufen waren, wurden kurzfristig von Verkaufspanik erfasst. (…) Jetzt dürfte die Party also doch noch weitergehen, und es spricht nichts dagegen, sich daran noch zu beteiligen. Man muss halt nur wissen, was man tut: Bezogen auf das makroökonomische Umfeld sind die Börsen derzeit sicher deutlich überbewertet. Aufgeblasen werden sie vom Pyramidenspiel der Fed, die das Defizit der USA schon zu mehr als zwei Dritteln finanziert. Man sollte sich also, wenn man schon weiter mittanzt, immer in Reichweite des nächsten Notausgangs aufhalten, um nicht niedergetrampelt zu werden, wenn das Feuer ausbricht.“
    http://diepresse.com/home/meingeld/1490017/Lets-make-money

    • Herbert Saurugg

      Es ist schon immer wieder verblüffend, wie unbedacht das Thema in einer renommierten Tageszeitung zum Ausdruck gebracht wird. Es ist offensichtlich, wie gefährlich das Spiel mit dem Feuer ist … aber kein Problem, bis jetzt hat sich noch niemand verbrannt, als machen wir mit der Party einfach weiter …

      Es wäre ja noch irgendwie ok, wenn sich nur die Mitspieler ordentlich verbrennen würden, aber das ist ja längst nicht mehr der Fall, wie wir spätestens nach 2007/2008 wissen. In unserer hoch vernetzten Welt ist alles und jedes miteinander verbunden und wenn ein Dominostein umfällt, reißt er sehr viele andere mich sich.

      Ich verwende für 2007/2008 auch gerne eine Metapher: Damals gab es ein starkes Seebeben und wir haben uns gerade wieder aufgerichtet. Nur wenige kennen oder sehen den heranrollenden Tsunami – oder sind von der sich aufbauenden Wand so fasziniert, dass sie in eine Schockstarre verfallen …
      Als Einzelner kann man dieses Szenario weitgehend nur hilflos mitansehen – quasi auf einem Hausdach, nicht wissend, wie hoch das Wasser wirklich steigen wird :-(.

  15. Jürgen Clasen

    Wie schon von mir angekündigt, zerschlägt Bernanke kein Porzellan mehr.
    Die Zinspolitik stellt weiterhin einen Leitzins von 0-0,25% in den Mittelpunkt. Die Party wird damit immer berauschter…Tulpenzwiebeln kennen
    keine Grenzwerte mehr… Herrschaften hereinspaziert! Jedes Los gewinnt!