Deflation wird sichtbar – Ist Europa vor dem Aufschwung?

F. Malik am Mittwoch, 13.11.2013 um 7:56 Uhr
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Definitiv Nein.
Selbst in der EZB und einigen anderen Inflationisten-Kreisen beginnt man die Deflation zu sehen, aber man versteht sie noch nicht. Noch glaubt man, diese mit ökonomischen Mitteln aufhalten und drehen zu können. Das ist ein Irrtum – und nicht nur ein ökonomischer, sondern auch ein politischer und sozialer Irrtum.

Einige unserer Poster haben Medien-Links geschickt – z. B. zu einem FAZ-Artikel über die Deflationsanzeichen. In diesem ist aber nicht ein einziger der tatsächlich relevanten Deflationsgründe enthalten.

Wer nach dem heutigem Mindset denkt, ist blind für die auf der Hand liegenden Gründe: Schuldenberge, Forderungenberge, schlechte Besicherungen; Bilanzfiktionen, daher Abschreibungsbedarf der Forderungen; letztlich werden die Schulden in der bilanzierten Höhe nicht bezahlt werden.

An manchen Börsen herrscht zwar erneut Goldgräber-Stimmung, ähnlich wie 1999 in der damaligen New Economy Euphorie. Es war damals – wie heute – aber pure massenpsychologische Manie; Verblendung der Lemminge auf dem Marsch über die Klippen, wie sich ab März 2000 durch massive Kursrückgänge zeigte, von denen sich z. B. der NASDAQ bis heute nicht mehr wirklich erholt hat. Twitters Erfolg ist der beste Indikator für programmierte Troubles.

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43 Kommentare

  1. TG

    Das Dumme ist nur, das im Moment alles so wunderbar gut ausschaut. Zahlreiche Manager schielen zwar auf die Schuldenprobleme, aber in den letzten Jahren lief es auch immer positiv weiter, teilweise sogar sensationell gut, was natürlich die falschen Propheten und Marketing-Sales-Kaste bestätigt.

    Ich sehe intern immer mehr Signale, die an 2009 erinnern: es gibt Bonusprogramme um mehr Leute zu rekrutieren – wie in 2009, wobei damals kaum 6 Monate später ein Einstellungsstop folgte und wenig später erste Entlassungen. Die Werke arbeiten häufig an der Kapazitätgrenze, es werden grosse Übernahmen angegangen, die Budgets werden massiv ausgeweitet usw. – bullish bis zum umfallen.

    Am Ende muss man halt mit den Lemmingen gehen und hoffen, dass es nächstes Jahr noch gut geht. Und vielleicht auch noch das Jahr darauf. Wenn nicht? Macht auch nichts, vielen Anderen geht es dann wenigsten genauso misserabel und damit passt die Welt wieder. Getreu dem Rheinischen Grundgesetz: „Et hätt noch emmer joot jejange“

  2. Jürgen Clasen

    Leider bin ich schon so alt, dass ich mich an 1987 erinnere. Zwar hatte ich einiges auf der hohen Kante, es war aber nicht in Aktien angelegt. Anfang Okt. bekam ich den Rat doch in Aktien zugehen, wegen der fantasischen Gewinne. Gottseidank habe ich mir ausgerechnet, das mein Sparkonto deutlich mehr Zinsen abwarf als die Dividende beispielsweise einer Daimleraktie und habe den Schritt nicht gemacht. Rund zwei Wochen später hatten die Ratgeber rote Augen… Mit der Entwicklung des Internets konnte ich mein fehlendes Wissen auf dem Börsensektor aufholen. Aber 87 war nicht alles. Dann kamen die Niederschläge mit der Asien- und der Russ-landkrise, die ich instinktiv umkurvt habe. 2000 war ich aber schon mit meinen Börsenkenntnissen weit fortgeschritten und zog rechtzeitig die Reißleine. 2003 hatte ich genau wie 2008/9 keinen hinreichenden Mut die Tiefstände zu Käufen zu nutzen. An Porsche und Versorgern habe ich dann doch Schaden genommen…und weiss, das ich eben doch nicht übers Wasser laufen kann. Fazit:Alle Kurse sind nur auf Zeit gemacht und es ist eine Illusion man könne die Dinge festnageln. Morgen schon würgen die Aktienwölfe wieder aus, was sie heute begierig verschlingen…

    • F. Malik

      Es beweist Grösse, dass Sie sagen, sie hätten 2003 und 2009 den Mut zum Einsteigen nicht gehabt.
      Die vielen Besserwisser im Nachhinein verstehen gerade das nicht. Wenn diese – wie gelegentlich auch hier im Blog – vollmundig die tolle Hausse bejubeln, die es seit 2009 gegeben hat, dann übersehen sie vollkommen zwei Dinge:
      1. Den psychologischen Aspekt des Mutes (den sie aber zumeist selbst auch nicht hatten) und 2. dass der weitere Absturz jederzeit möglich gewesen wäre.

  3. Jürgen Clasen

    Reden wir weiter über Börsen und der Illusion, man könnte hier einen sicheren Pfad für eine künftige Entwicklung exakt vorhersagen. Wie ich schon ausführte, steigen die Kurse höher als man denkt und fallen auch tiefer als man glaubt. Das ganze hängt in einer Matrix. Tausende Faktoren sind miteinander verwoben und dieses Beziehungsgeflecht ändert sich fortlaufend. Wenn heute A+B=C ist, kann das morgen schon überholt sein. A+B kann dann auch X oder Y sein. Sicher ist nur, dass unser Geldwesen nicht nachhaltig ist und nur phasenweise, durchaus über 100 Jahre, funktioniert. Der Josefspfennig in einer Zinseszinsrechung sagt alles. Wir können nur solange auf dem Vulkan tanzen, wie diese Kurve näherungsweise linear ist. Wir reiten also nur auf Wahrscheinlichkeiten rum und Leben von weichen Faktoren wie Sentiment, Wertpapierkreditvolumen und anderes mehr. In diesem Dschungel muss jeder seinen Weg selbst suchen und Erfahrungen machen. Gegenwärtig würde ich eben nicht zu Höchstkursen kaufen. André Kostolany hat uns viel Weisheit hinterlassen. Rennen Sie der abgefahrenen Straßenbahn nicht hinterher, bald schon kommt die Nächste… Genial!Der Mann soll gestorben sein? Nee ne? Der lebt!

  4. Walter Huber

    Ja, die Verblendung vieler Entscheider und Politiker scheint Fakt zu sein. Österreichs Regierung sucht zum Beispiel einige Milliarden im Budgetloch … Im Bereich Unternehmensstrategie lernt man weltweit auf Universitäten und bei Seminaren sehr viel. Das Wichtigste für einen Wirtschaftserfolg eigentlich aber nicht. Das Kapital und den Wert einer „guten Stimmung“ in einem Unternehmen. Besonders wichtig wird der Faktor „Stimmung“, wenn es einmal nicht gut läuft. Mit Depressions- und Angststrategien gelingt kein Change-Management. Die Stimmung in den USA, im arabischen Raum, in Griechenland oder auch in Deutschland in der Gesellschaft ist aktuell nicht gerade am Höhepunkt. Politiker und Wirtschaftsbosse verursachen derzeit fast nur schlechte Stimmung. Auch in den Medien sind nur mehr negative News zu finden. Es herrscht eine depressive und Advent-Stimmung bei den Menschen. Firmenschließungen und die „Sparkurse“ bei vielen Unternehmen zeigen Folgewirkungen. Die Konsumfreude und damit der Motor der Weltwirtschaft kommt zunehmend ins Stottern. Nur der asiatische Raum gleicht hier viele andere Negativ-Märkte aus. Die Deflation ist da. Nur wer beginnt endlich mit positiven Signalen?

    • F. Malik

      Es wird noch dauern, bis wir auf genügend breiter Basis wieder eine positive Stimmung haben.
      Dennoch muss sich jeder Einzelne für sich nicht der Allgemeinstimmung anschliessen.

      • Brummer, Birgit

        Für mich ein Glück, diesen Blog entdeckt zu haben. Nirgend sonst
        lese und lerne ich die wirtschaftlichen Entwicklungen besser zu deuten: Mein Ordner ist schon ganz voll, weil ich eher zu den „Haptikern“ zähle. Zur Börse kann ich nichts Schlaues beitragen, aber zur Stimmung in Gesellschaft und Unternehmen. Der Run z.B. auf die BIG DATA wird nicht zur gewünschten Kundennähe führen, nicht
        mit noch so vielfältigen Algorithmen. Die Motive und das situative Verhalten sind entscheidend. Wie bei der Börse sind Menschen eben
        nicht verläßlich berechenbar. Und deshalb bin ich von den Malik Tools so überzeugt, sie beziehen Verhaltensmuster und die gesamten Kommunikationsebenen mit ein. Das sehen viele noch immer nicht. Im Sport hat man schon länger verstanden, was zu Erfolg führt: Es ist das Gespür zum richtigen Zeitpunkt (ganzheitlich betrachtet) Leistung abrufen zu können. Und zwar zuversichtlich!
        Ich bin weiterhin sehr gespannt, ob hier die Blogger die Krise besser als andere überstehen können, nicht nur im finanziellen Sinne, sondern durch kybernetisches Wissen? Danke für Ihre Zeit für uns, Herr Prof. Malik!

        • F. Malik

          Liebe Frau Brummer, nun waren Sie aber schon lange nicht mehr da. Umso mehr freue ich mich, über ihren Beitrag. Die Blogger sollen die Krisen besser überstehen, das ist einer der Gründe, weswegen ich diesen eingereichtet habe. Und das wird vielen deshalb auch gelingen. Relativ besser dastehen, als andere, die weniger verstehen, ist eines der Ziele. Darüber hinaus geht es um weitere Lösungen für die vielen Organisationen: Die systemkybernetischen Tools, die Syntegrationsmethoden, und die neuen Formen des Funktionierens. Schöne Grüsse Ihnen.

  5. Jürgen Clasen

    Diese Einschätzung sollten wir uns merken: Yandaya

    Yellen: Derzeit gibt es keine größere Blasenbildung in einem bedeutenden Markt

    vor 11 Min (16:37) – Echtzeitnachricht

    Yellen muss das sagen. Man stelle sich vor, sie würde sagen, die Wertpapierkredite deuten auf eine Aktienblase hin…

    • F. Malik

      Eins zu eins-Nachfolgering von Greenspan. Dieser ging aber noch einen Schritt weiter und meinte, man könne Blasen gar nicht erkennen, bevor sie platzen.

      • Andreas Vondran

        „Keine Deflation“ sagt natürlich der EBZ Chefvolkswirt in der Süddeutschen Zeitung heute:
        http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ezb-chefvolkswirt-peter-praet-deutschland-soll-weniger-exportieren-bitte-nicht-1.1820231

        Wie schätzen Sie das ein, Prof. Malik? Kann man oder will (!) man die Lage nicht erkennen? Bei unserem kurzen Gespräch beim Peter Drucker Forum hatten wir ja das Thema „wie erreichen wir das Umdenken oder ist da snicht gewollt?“ Viele Grüße

        • Herbert Saurugg

          Interessant – ein anderer Chefökonom, Thorsten Polleit von Degussa Goldhandel, sagt genau das Gegenteil:

          „Man kann die marktwirtschaftliche Bereinigung des Kreditbooms der vergangenen Jahre durch niedrigere Zinsen und das Drucken von neuem Geld allenfalls aufschieben, aber nicht verhindern“, so Polleit. Mittelfristig führe kein Weg an einer massiven Korrektur vorbei, die mit Schuldenschnitten und Deflation verbunden ist. Polleit: „Je länger man diesen Prozess aufschiebt, desto zerstörerischer wird seine Wirkung.“

          http://www.wiwo.de/politik/europa/degussa-chefoekonom-polleit-besser-deflation-statt-weitere-niedrigzinspolitik/9081142.html

          • F. Malik

            So sehe ich es auch – wenn und solange ich innerhalb der Ökonomie bleibe. Meine eigenen Lösungen gehen über die Ökonomie aber weit hinaus. Sie setzen beim Gewebe der Organisationen der Gesellschaft an und machen diese um ein Vielfaches leistungsfähiger als sie es bisher waren. Dabei geht es nicht nur um die Produktivität im rein wirtschaftlichen Sinne, sondern umfassender um deren Effektivität für die Erfüllung ihrer Zweckbestimmungen. Unter anderem geht es generell um einen neuen Modus des Funktionierens mit massiver Ressourcenschonung.
            Hier liegen Reserven von mindestens 30%, meistens aber weit mehr. Es geht bis in die dreistelligen Bereiche. Diese Leistungs-Reserven zu heben reduziert auch den Kapitalbedarf, denn die heutigen Funktionsweisen binden unsinnige Mengen an Kapital in veralteten Strukturen. So erhöht sich die Schuldentilgungsfähigkeit und der Besicherungswert steigt.

        • F. Malik

          Ich kenne Herrn Praet nicht, und kann und will ihn daher nicht beurteilen. Aber ich bei vielen anderen Ökonomen in ähnlichen Positionen herausgefunden, was sie verstehen und was nicht.
          Ich konnte darüber auch mal mit Altkanzler Helmut Schmidt sprechen. Seine Meinung war – ziemlich wörtlich – ich habe das nie vergessen: Ich denke wir sollten in Deutschland vielleicht ein halbes Dutzend Leute finden, die Schulden und Deflation verstehen, mehr dürften es kaum sein.

  6. Thomas Moroder

    “When the music stops, in terms of liquidity, things will be complicated. But as long as the music is playing, you’ve got to get up and dance. We’re still dancing.” – Ex Citigroup CEO Chuck Prince im Juli 2007 (im November 2007 ist er zurückgetreten).

  7. Sascha

    Kia Ora Prof. Malik,

    der liebe Herr Assmussen spricht nun auch davon Negativzinsen auf Guthaben nicht ausschliessen zu können. Die Not muss wirklich gross sein.

    http://www.wallstreet-online.de/nachricht/6414080-ezb-leitzins-zinssatz-negativzins

    • F. Malik

      Die Deflation frisst sich von Sachgütern mit Zeitverzögerung auch auf die Konsumgüter aus, und zeigt sich dort in sinkenden Preisen. Der Konsumgüterpreisindex heisst landläufig Inflationsrate. Schon bald wird er Deflationsrate heissen.
      Dennoch zeigt die ganze Diskussion um die Konsumgüterpreise, dass Ökonomen die Deflation noch nicht verstehen – und somit die Wirtschaft nicht.

      • Horst Klein

        Sehr geehrter Herr Professor Malik,

        was halten Sie von diesem Artikel, wo denkt der falsch ?
        http://www.onvista.de/news/kolumnen/artikel/15.11.2013-08:49:18-dummes-deflationsgerede?supplierId=10&sourceId=36&newshash=b50aecd24c7b35814ccd7a0de78a2126

        Viele Grüße
        Horst Klein

        • F. Malik

          Nun, ich habe ganz andere Positionen. Mir scheint, dass der Autor z. B. vorwiegend über Deutschland spricht, wenn er Immobilien meint. Da steigen sie, aber auch nur selektiv. Der CRB-Commodity Index ist seit 2011 um gut 1/3 gesunken und sind um 50% unter den Höchstwerten von 2008. Gold und andere Edelmetalle sind um mehr als 1/3 gesunden. Immobilien weltweit sind am Sinken oder auf niedrigstem Stand seit Jahrzehnten. Die darauf lastenden Forderungen sind uneinbringlich. Und selbst wenn Notenbanken in gewissen Punkten omnipotent wären, so tun eigentümlicherweise die Menschen gerade nicht, was Notenbanken gerne hätten. Ich kenne den Autor nicht. Vielleicht ist ihm dieser spezielle Artikel einfach etwas misslungen- vielleicht war er in Eile. So was kann passieren.

          • Leo Think

            Hallo Herr Malik

            Deflation im CRB index- wirklich? Anbei ein CRB-Index bis zurück ins Jahr 1745. Eine Deflation könnte ich herauslesen, wenn ich annehmen würde, dass die Geldentwertung weniger schnell von Statten geht als der Index steigt. Da bin ich mir aber nicht sicher. Fakt ist, dass der Index stetig stieg.

            • F. Malik

              Ja, wo ist das Problem. Ich sagte in meiner Antwort, dass der CRB seit 2011(!) um 1/3 und seit 2008(!) um rund die Hälfte zurückgegangen sei.
              So ist es ja auch. Ich habe aber niemals gesagt, dass es nicht vorher auch Inflationen gab. Seit dem 2. Weltkrieg war das Hauptproblem der Ökonomie ja die Inflation. Diese haben wir aber hinter uns, und nun haben wir Deflation, was der Index ja zeigt. Er zeigt auch, dass in der langen Zeit die Preise nach einem Anstieg auch immer wieder zurückgefallen sind. So ist es auch jetzt.
              Vielen Dank für die schöne Grafik. Ich kenne diese Website.

              • Leo Think

                Besten Dank Herr Malik – Sie sagen eben auch, das der CRB -Index heute auf dem tiefsten Stand seit je ist, deshalb habe ich diese Grafik gesucht. Aber 1749 war der Index weniger als 10% von heute. Also eher gerade umgekehrt. Aber vielleicht meinten Sie ja, dass wir heute so wenig wie noch nie für Essen ausgeben von privaten Haushaltsbudget (in der CH ca. 7%). Das könnte ich so dann verstehen – früher waren es wohl immer zwischen 30 und 50%). Aber das hat dann nichts mit Deflation zu tun.

                • F. Malik

                  Ich kopiere hierher nochmals meine ursprüngliche Antwort – das bringt die nötige Klarheit, denn hier steht nichts von CRB Index auf dem tiefsten Stand seit je, sondern eine klare Angabe von Jahren. Ich denke, dabei sollten wir es bewenden lassen.

                  >>>>>16. 11. als Antwort auf H. Klein:
                  Nun, ich habe ganz andere Positionen. Mir scheint, dass der Autor z. B. vorwiegend über Deutschland spricht, wenn er Immobilien meint. Da steigen sie, aber auch nur selektiv. Der CRB-Commodity Index ist seit 2011 um gut 1/3 gesunken und sind um 50% unter den Höchstwerten von 2008. Gold und andere Edelmetalle sind um mehr als 1/3 gesunden. Immobilien weltweit sind am Sinken oder auf niedrigstem Stand seit Jahrzehnten. Die darauf lastenden Forderungen sind uneinbringlich. Und selbst wenn Notenbanken in gewissen Punkten omnipotent wären, so tun eigentümlicherweise die Menschen gerade nicht, was Notenbanken gerne hätten. Ich kenne den Autor nicht. Vielleicht ist ihm dieser spezielle Artikel einfach etwas misslungen- vielleicht war er in Eile. So was kann passieren.>>>>

          • Helmut

            Was halten Sie von der Theorie, dass die Notenbanken der jeweiligen Länder die Staatsschulden irgendwann vollständig aufkaufen und dann die Länder einen Schuldenschnitt durchführen. Aus meiner Sicht sind die USA, GB und Japan auf diesem Weg. Normalerweise hat die Bilanz immer zwei Seiten und Forderungen sind die Verbindlichkeiten bei dem anderen. Bei einer Notenbank sehe ich dies jedoch so nicht wirklich gegeben, da die Wertberichtigung auf die Forderungen durch „Geld drucken“ ausgleichbar ist. Ich kann mir auch nicht richtig vorstellen, wie sich dies auf die Wirtschaft auswirken würde. Der Staat könnte wieder neue Schulden machen und damit Inflation auslösen?
            Könnten Sie dazu Ihre Einschätzung schreiben?

            • A.I.

              Das habe ich früher auch gedacht, stimmt aber nicht.

              Der Werteverfall der Assets der Notenbank bewirkt, dass das umlaufende Geld nicht mehr vollständig besichert ist. Das schlägt sich auch in der Bilanz nieder.

              Dies kann man nicht ausgleichen, indem man „Geld druckt“, denn Geld steht auf der Passivseite der NB-Bilanz, während die Verluste auf der Aktivseite eintreten.

              • F. Malik

                Ich verweise auf den Artikel von Prof. Heinsohn zu genau diesem Thema in der rechten Randspalte.

            • F. Malik

              Das wird so nicht gehen, denn die ZB selbst gehen vorher in Bankrott. Lesen Sie dazu das Paper von Prof. Heinsohn hier im Blog (rechte Randspalte), wie der Bankrott von Zentralbanken aussieht und abläuft.
              http://www.malik-management.com/de/pdf/heinsohn-malik-blog-antworten/malik-blog-heinsohn-bankrott-von-zentralbanken.pdf

              • Ropeka

                Man darf sich bei den Maßnahmen doch auch mal nach dem rechtlichen Hintergrund fragen.
                Ist es rechtens, gg. sämtliche Grundsätze eines ordentlichen Kaufmanns zu verstoßen. Wäre nach HGB eine solche Vorgehensweise gesetzeskonform? Das ruft in mir Zwiespalt auf, da sowohl der Vertrag v. Maastricht wie auch der Lissab. Vertrag nur Worte auf Papier sind. Wenn öffentl. Institutionen (Wem gehört eigentlich die FED ?)sich weder wie ein ordentlicher Kaufmann im moralischen wie auch im rechtlichen Sinne verhalten, dann muß ich doch mal hinterfragen: Wer steckt hinter den Maßnahmen der Notenbanken wirklich?

                • F. Malik

                  Durchaus richtig. Das HGB ist durch den Unfug der amerikanischen Bilanzierung systematisch ausser Kraft geraten. Die Wirtschaftsprüfer sind dagegen nicht Sturm gelaufen, was nötig gewesen wäre. Die gesamte US-Governance mit Shareholder Value usw. verstösst gegen die Sorgfaltspflichten des ordentlichen Kaufmannes. Lesen Sie mehr in meinem Buch: Die Richtiges Corporate Governance, 2008 (1. Auflage 1997!).
                  Die FED gehört einer Gruppe von Privatbanken, was kaum jemand weiss.

  8. A.I.

    Ich tue mich langsam schwer, überhaupt die Korrelation zwischen Börsengeschehen und Realwirtschaft zu sehen.

    Das theoretische Modell scheint mir zu sein: „An den Börsen werden Aktien von Firmen gehandelt. Geht es den Firmen (= „der Wirtschaft“) gut, dann erwarten sie hohe Gewinne. Dann wollen alle Leute Aktien haben, und die Kurse steigen.“

    Und umgekehrt: „Geht es den Firmen schlecht, dann wollen alle Aktien verkaufen, also sinken die Kurse.“

    Ich bin natürlich kein Börsenexperte und habe in diesem Leben auch nicht mehr vor, einer zu werden. Man hört ja oft in den Nachrichten etwas über eine politische Maßnahme oder Entscheidung, und der Nachrichtensprecher setzt den Wert bzw. die Änderung eines Aktienindex mit der Nachricht in Beziehung – vermutlich um eine Wertung des Ereignisses zu implizieren.

    „Angela Merkel trägt ein blaues Kostum – der DAX zieht an!“ – „Angela Merkel trägt dunkelgrün – der Dow Jones gibt nach!“

    Ich habe dies immer für eine zu stark vereinfachte Konstruktion von ursächlichen Beziehungen gehalten – und dem deswegen stets sehr geringe Aussagekraft beigemessen.

    • F. Malik

      In vielen Publikationen und Seminaren habe ich dargelegt, dass es zwischen der wirklichen Performance von Unternehmen und ihrem Börsenkurs keine systematische Korrelation gibt. Nur vorübergehend – gewissermassen in einem Durchlaufstadium – stimmen sie gelegentlich überein. Ich halte alle heute in der Ökonomie dominierenden Theorien über den Aktienmarkt grundlegend für teils falsch und teils für irrelevant.

    • A.I.

      Wir sehen einen Höhenflug der Börsen, während die wirtschaftliche Entwicklung nicht das zu sein scheint, was sie einmal war.

      So kann man sich fragen, ob die Kurse nicht auf andere Weise hochgetrieben werden.

      Die regelmäßigen Leser dieses Blogs kennen allesamt die Antwort, würde ich vermuten.

      • F. Malik

        Es sind drei Faktoren: menschliche Gier, leicht verfügbarer Kredit und die Massenpsychologie – man spricht auch von „animal instincts“, was ich allerdings nicht für besonders glücklich halte, denn es sind durchaus human instincts. Einer der treibenden Mechanismen ist die Tatsache, dass die Menschen nicht auf die Wirklichkeit der Aktien schauen, sondern auf andere Menschen. Wenn Müller Aktien kauft, dann kauft auch Meier, weil dieser glaubt, Müller verstehe mehr vom Aktienmarkt, weil Müller doch immer so klug redet und ausserdem Ökonomie studiert hat … Hinzu treten partnerschaftliche Mechanismen: „Hast Du gesehen, die Müllers haben schon wieder einen neuen Porsche. Wieso wir nicht? Du solltest auch endlich mal Aktien kaufen …“. Genauso oft sagt er etwas Ähnliches zu sich selbst, weil er fürchtet, vor ihr als Versager dazustehen …

        • John Rambo

          In der Zeitung habe ich gelesen dass ein Sammler für dieses Kunstwerk gut 43 Millionen Euro bezahlt hat

          http://kurier.at/kultur/kunst/jeff-koons-balloon-dog-soll-auktionsrekord-von-55-mio-dollar-bringen/26.187.617

          Ich will dem Künstler nicht zu nahe treten aber da kann man sehen was passiert wenn Geld „Amok“ läuft. Je mehr Geld zur Verfügung steht desto merkwürdigere Blüten treibt es. Beim Bitcoin scheinen es mittlerweile Tulpenblüten zu sein. Der Kunstmarkt dürfte irgendwann auch mal in der Realität landen.

        • John Rambo

          Ich suche noch nach Aktien bei denen ich auf fallende Kurse setzen will. Ich denke es ist sinnvoll sich die Aktien anzusehen die beim letzten Crash überproportional im Wert gefallen sind. Ich setzte eher auf mittelgroße Unternehmen aus dem M-DAX oder sogar S-Dax da die in der Regel auch stärker fallen als ganz große Unternehmen. Neben Dürr habe ich jetzt noch die Aareal Bank und
          SAF-Holland ausgesucht.

          Es ist sicher auch sinnvoll Unternehmen auszuwählen die auf Werbeeinnahmen angewiesen sind. Da wäre Twitter und Facebook interessant aber die sind mir zu groß.

          In dem Zusammenhang würde mich interessieren Welche Branchen Ihrer Ansicht nach bei einer Deflation besonders unter die Räder kommen.

          • F. Malik

            Ich verstehe Sie nicht. Sie können ja jederzeit short gehen – auf den ganzen Index.
            Verkaufen Sie einfach Terminkontrakte auf den DJ oder S+P.

  9. Jürgen Kusche

    Ich habe auch noch einen Link, der für alle die an eine Inflation glauben meiner Meinung einen guten Wegweiser darstellt. http://www.wallstreet-online.de/nachricht/6419692-ezb-leitzins-deflation-immobilien-besitzer-ruinieren

    • F. Malik

      Sachverstand ist in dem Artikel nur wenig. Es ist ein schlimmes Gestöpsel an Halbwissen.
      Z. B. ist der Konsumrückgang nicht die Hauptursache sinkender Aktien.

  10. Vorderwülbecke Thomas

    Sehr geehrter Herr Malik,
    ich habe schon viel von Ihnen gehört Maybritt Illner usw.
    Wenn sie sagen das wir einen absoluten Deflation crash haben werden,
    heißt das auch das alle Solzialsystem zusammnebrechen werden,
    Das die gesetz. Renten weitgehend weg sind usw.
    Habe mal ein Interview von Prof. Hankel gehört der dann sogar gesagt hat:
    Das dann evtl. Leute die jetzt Harz 4 bekommen dann evtl die hälfte
    oder sogar gar nichts mehr bekämmen. Das würde doch wohl Bürgerkriegsähnliche
    Verhältnisse hervorrufen. Teilen sie da seine Meinung.
    Er ist ja nun leider verstorben ! Ich fand in immer sehr überzeugend .
    Vielen Dank im voraus.

    • F. Malik

      von „Deflation-Crash“ spreche ich nicht, obwohl es Kursstürze an den Börsen höchstwahrscheinlich geben wird.
      Wie die Sozialsysteme davon betroffen werden, hängt von den Lösungen ab, die ich hier im Blog, auf der Homepage und in vielen meiner Bücher und Schriften behandelt habe. Wenn weiterhin die falschen Massnahmen angewandt werden, so wie bisher, dann wird es zu vielen Probleme kommen.