Gefährliche Konstellation an den US-Aktienmärkten; schlechte Fundamentaldaten

F. Malik am Sonntag, 19.01.2014 um 20:40 Uhr
« Vorheriger Artikel / Übersicht / Nächster Artikel »

Die Wahrscheinlichkeit für starke Kurseinbrüche steigt schon seit Wochen. Erneut zeigen die Indices der US-Aktienmärkte ein hochgefährliches Pattern – insbesondere der Technologie-Index NASDAQ. Aus dem entstandenen Konstellationstypus kann es innerhalb weniger Tage zu hohen 2-stelligen Kurskollapsen kommen. Ob und wann man diese „Crash“ nennt, ist dabei vergleichweise nebensächlich.

Im Gegensatz zur Meinung von Mainstream sind steigende Aktienkurse keineswegs ein verlässliches Anzeichen für eine gut laufende Wirtschaft. Die wichtigen Fundamentalfaktoren der USA zeigen enorme Schwächen. Der bisherige Aktien-Aufwärtstrend steht eher in seinen letzten Zügen und nicht – wie Mehrheiten meinen – erst an dessen Anfang. Haushaltseinkommen, Beschäftigung und Konsum haben sich trotz der gigantischen Mittelbereitstellung durch die FED schlecht bis miserabel entwickelt.

Die einhellige Meinung der Ökonomen, dass es weiterhin aufwärts gehe, ist ebenfalls ein recht zuverlässiger Contrary-Indicator. Im Time Magazin stand im August 2013, die Aussichten für die US-Wirtschaft seien so gut, wie seit 10 Jahren nicht mehr … und im Dezember 2013 meinten die Ökonomen der Bank of America sogar, die US-Wirtschaft sei in ihrer besten Verfassung seit 20 Jahren …

Als Gruppe gesehen sind die Ökonomen insgesamt die schlechtesten Prognostiker. Von 1929 bis 1932 lagen die führenden Ökonomen der USA – darunter Irving Fisher und auch die Harvard Economic Society – ständig massivst daneben. Ihre Publikationen zeigen, dass sie den Charakter der damaligen Lage überhaupt nicht verstanden hatten. Vom Anfang des Desasters 1929 bis zum Erreichen des Bodens 1932 sagten sie eine positive Wende nach der anderen voraus. Inzwischen waren die Kurse aber um 90% gesunken.

Nicht viel besser war es zu Beginn 2000 und dem Platzen der New Economy-Blase und 2005 vor dem Kollaps des Homebuilding Index und auch vor dem Lehmann-Kollaps. Hinterher lautete die wenig überzeugende Begründung jeweils, so etwas sei nicht vorhersehbar gewesen ...

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichen

25 Kommentare

  1. David Ruprecht

    Sehr geehrter Herr Prof. Malik,
    Etwas interessiert mich schon lange: Warum glauben viele Ökonomen immer noch, dass sich aus Aktienkursen der Zustand der Wirtschaft lesen liesse? Spätestens die heutige Situation beweist doch das genaue Gegenteil!
    Und eigentlich spricht ja schon der gesunde Menschenverstand dagegen: So wie kurze Nachrichten den Kurs eines Unternehmens beeinflussen können, z. B. der Wechsel eines Vorstands (ohne dass der neue schon was geleistet hätte…), kann ja wohl kaum jemand behaupten, dass sich Aktienkurse aus reellen Fakten entwickeln (und wenn, dann wohl eher aus kurzfristigen – oder wie bemesse ich den Wert der richtigen Strategie in Dow Jones-, DAX-, SMI/SPI-Punkten…?)
    Freundliche Grüsse

    • F. Malik

      Weil sie falsche Schlüsse ziehen aus Dingen, die sie nicht kennen …
      Die meisten kennen die Aktienmärkte nicht, denn sie haben nie an den Börsen getradet. Und die meisten kennen auch Unternehmungen nicht, denn sie haben nie darin gearbeitet.
      Ein dritter Grund ist, dass vielen der gesunde Menschenverstand in ihrem Studium abhanden gekommen ist. Es gibt noch mehr Gründe, aber diese erscheinen mir als die wichtigsten.
      Es gibt aber auch einige wenige andere, ganz ausgezeichnete Ökonomen. Dazu gehören z. B. Alois Schumpeter, Gunnar Heinsohn und Otto Steiger.

  2. Ropeka

    Hallo H. Prof. Malik,
    es ist bisher in diesem Blog schon längere Zeit von gewaltigen Kursrückgängen gesprochen worden, während die Kurse spez. in den letzten 6 Jahren in verschiedenen Segmenten (Aktien, Immobilien in einigen Lagen, auch Edelmetalle bis Ende 2012 u. teilw. andere Marktsegmente) teils stark angestiegen sind.
    Die allmächtig wirkenden Notenbanken in Verbindung mit dem Glauben an diese „scheinbare Allmacht“ verlängern das Manipulieren von Märkten und verzögern somit den sonst wohl schon längst fälligen deflatorischen Akt. Würden Notenbanken ihre Aktiva mit dem wirklichen inneren Wert bilanzieren, wären sie bankrott. Dabei können sie „anscheinend“ mit ihren Käufen (Staatsanleihen) beliebig an der Zeitachse drehen. In dieser Zeit kann der Aktienmarkt durch die Subventionierung der Notenbanken noch weiter steigen. Ich respektiere und teile ihre Sicht der Deflation, die Gretchenfrage nach dem „Wann“ ist es wohl, das viele umtreibt.

    • F. Malik

      Ausser Aktien ist so gut wie alles gesunken, wenn auch mit teilweise grossen Schwankungen. So ist es mit Immobilien in den USA, in Südeuropa, England und Irland; mit Rohstoffen gemessen am CRB-Index und auch Edelmetallen. Geld ist seit den Höchstkursen von 1900 $ auf 1200 zurückgegangen und ähnlich auch Silber.
      Auch die Konsumentenpreise zeigen sinkende Raten und ebenso das Sozialprodukt von EU und USA.
      Die Notenbanken haben in den zurückliegenden Jahren die Illusion erzeugt, sie könnten die Deflation aufhalten. Gestiegen sind aber nur die Aktien. Weil das Timing schwierig ist, wie Sie richtig sagen, ist eine der richtigen Strategien, sich dort herauszuhalten, weil Börsen so schnell sinken können, dass man nur mehr schwer herauskommt.

  3. Wolfgang Pfeifenberger

    Offensichtlich schauen die Ökonomen gar nicht auf die Fundamentalfaktoren, sondern nur auf die Aktienkurse, sonst könnten sie nicht zu solch übertrieben positiven Aussagen kommen. Allein die Infrastruktur beispielsweise von Großbritannien, aber auch die der USA ist zum Teil in einem desaströsen Zustand(„We used to drive on the left of the road, now we are driving on what’s left of the road.“)Viele US-Bürger sitzen auf Bergen privater Schulden, die eine Konjunktur von gestern angetrieben haben, aber heute nur noch deflationär wirken. Da muss mir einer schon sehr gut erklären, wie so ein kräftiger konjunktureller Aufschwung zustande kommen soll.

    • F. Malik

      Die meisten denken auch linear und projizieren die Trends der Vergangenheit einfach linear in die Zukunft.

  4. Ert

    Sehr geehrter Herr Malik,

    ich weiß nicht ob es direkt zu Ihrem Eintrag passt, aber Herr Felix Zulauf – dessen Einsichten und Meinungen ich oft sehr aufschlussreich finde – sieht u.a. Gefahren im Bereich der Emerging Markets (EM) kommen die sich u.a. negativ auf die Gewinne der US Unternehmen auswirken würden: http://www.fusionmarketsite.com/?p=18782#sthash.1ZXimQAt.vXgcvtjP.dpuf

    Herr Zulauf sieht ein Problem darin begründet, das ein Teil der QE Liquidität der letzten Jahre die in die EM gegangen ist – nun wieder zurück fließen könne (Tapering). Dieses würde seiner Ansicht nach u.a. stark die Türkei, Thailand, Malaysia und China treffen. Probleme in diesen Märkten würden dann wieder für Probleme bzw. des Absatz in diese Regionen sorgen – also für die US Konjunktur und natürlich auch das ‚Deutsche Exportwunder‘.

    Insbesondere sagt Herr Zulauf: „We estimate that China currently needs between USD 300-400bn a quarter of foreign capital to fund its credit growth“. Versiegt der Geldzufluss nach China – dann wird es sicher spannend.

    • F. Malik

      Herr Zulauf war immer schon ein scharfer Beobachter und Denker.

  5. GS

    Die Bankökonomen prognostizieren seit längerer Zeit einen anhaltenden Börsenboom, wobei man auch sagen muss, dass dies für das 2013 auch stimmte. Was mich als CH-Bürger Sorgen bereitet, ist die enorme Ausweitung der SNB-Bilanz und damit das gestiegene Risiko von Abschreibungen auf den Devisen- und Aktienbeständen. Sollte die SNB keinen Weg finden, den Mindestkurs frei zu geben ohne dass der EUR ggü. dem CHF steigt, droht der SNB ein negatives Eigenkapital. Die SnB würde den Crash selber auslösen und die Geschäftsbanken mit in die Tiefe reissen. Damit wäre der Crash perfekt.

    • F. Malik

      Richtig.
      Dabei muss man noch wissen, dass Zentralbanken an ganz entscheidenden Punkten typischerweise und wiederholt völlig daneben liegen. Dazu gehört ihr Handel mit Gold.
      Zwischen 1999 und 2001 haben 15 Europäische Notenbanken (bzw. ihre Regierungen) beschlossen, ihre Goldbestände zu verkaufen. Der Preis von Gold lag bei rund 300 $. Es war der Tiefstpreis, nachdem Gold rund 20 Jahre lang gesunken war.
      Nachdem Gold dann rund 10 Jahre wieder auf mehr als 1500 gestiegen war, begannen die Notenbanken wieder Gold zu kaufen …! Inzwischen ist Gold wieder zurück auf rund 1200.

  6. Jürgen Clasen

    Die Frucht ist reif, aber sie fällt nicht vom Baum…Warum nicht? Nun,wir haben ganz aussergewöhnliche Umstände. Mit den Bilanzsummen der wichtigen Notenbanken steigen auch die Aktienmärkte. Sie versuchen damit das System
    zu retten und verspüren den positiven Nebeneffekt, das die Aktienbesitzer
    sich reicher fühlen und sich einen Luxus erlauben, den sie sich sonst versagen. Besonders in den USA an den Neuwagenverkäufen zu sehen und es paßt auch, denn dort ist der Aktienbesitz weit verbreitet. Ein Herbst und Wintersturm holt die letzten Äpfel runter. Bei meinem Standardspaziergang
    sehe ich immer noch einen Baum der nicht abgeerntet wurde und erträgt immer
    noch… Im Gegenpol zu dem Aktienmarkt, dem Anleihebereich, sieht man auch
    eine Aufblähung. In der Schweiz schon wieder negative Zinsen im 2 Jahres-bereich. Nach Asienkrise, Rußlandkrise, Dotcomkrise, Lehmankrise, mit schlimmen Kursverlusten, haben zumindest die deutschen Anleger keinen großen Aktienbedarf. Ihr Beharren wird aber durch die finanzielle Repression bestraft. Werden sie durchhalten oder doch wieder zum falschesten Zeitpunkt umschichten? Nicht vorhersehbar. Nächstes Ereignis
    Europawahl. Man wird sehen.

    • Ropeka

      Hallo H. Clasen,
      die Frage lautet: Wer kann den noch richtig in den Aktienmarkt einsteigen. Den Bürgern wird immer mehr Kaufkraft entzogen (schon seit Jahren) durch immer höhere Abgaben (die in den Statistiken nicht auftauchen) und schleichende Produktentwertung (durch schlechtere Qualität – der Pkw ist hier stellvertretend). Es ist einzig und allein das bereits genannte Sponsoring der Notenbanken. Natürlich trommelt die Finanzindustrie zum ultimativen und alternativlosen Einstieg in den Aktienmarkt, sie leben nun mal davon, daraus resultiert der von Ihnen erwähnte Scheinreichtum, der das Dilemma offenbart: Aus Aktienkursgewinnen (Buchgewinn) kann ich mir erst dann ein volkswirtsch. Produkt kaufen wenn ich eben meine Aktien verkaufe. Anscheinend haben vor allem die amerik. Bürger nichts gelernt bzw. gehen der medialen Propaganda wieder auf den Leim. Was kann man Ihnen raten, den Bürgern dieser Welt: Den Geldbeutel schön gefüllt lassen, seine Kosten reduzieren, Effizienzsteigerungen (Energie) anstreben und ein gutes Miteinander pflegen. Nicht jedem wird das passen.

      • Jürgen Clasen

        @Ropeka, man kann eigentlich zu jedem Zeitpunkt, ich betone, zu wirklich jedem, nicht ohne Risiko einsteigen. Als der DAX im März 2003 bei 2300 stand, konnte er ja noch weiter fallen. Also DAX Einstieg ist immer ein Risiko, das sich verstärkt, je weiter der Index steigt und immer neue Höchststände generiert. Aus meiner persönlichen Sicht haben wir einen gespalteten Markt. Besonders deutlich ist das bei der DTE, die immer noch unter Ausgabekurs vor 15 Jahren liegt. Ein Indiz für eine Bereinigung, ist meist ein 90-95%tiger Rückgang von ehemaligen Höchstständen. Der Gesamtmarkt ist also heuer in einer roten Zone. DTE könnte das verlustreiche US Mobilfunkgeschäft verkaufen und gewaltig Schulden reduzieren. Mannesmann wurde für 190 Mrd Euro übernommen. Das Mobilfunknetz D1 der DTE ist gleichwertig. Sie können also zum Discountpreis erwerben, denn sie bekommen obendrein noch das ganze Festnetz (Wiederbeschaffung min. 100 Mrd Euro)samt restlicher Auslandsbeteiligungen dazu. Ob der beschriebene Deal klappt? Keine Ahnung. Für eine Anlage tauglich, bis zum Einbruch der Märkte. Bleiben Sie bei meinen Empfehlungen und Barem. Je nach Gusto, können Sie mit sehr kleinem Geld was versuchen

      • F. Malik

        Das ist die Strategie, die ich in diesem Blog empfehle und meinen Kunden bereits seit Langem.
        Problem: Die meisten Bürger stecken in Aktien ohne es zu wissen. Denn ihre Pensionsversicherungen, Lebensversicherungen usw. sind in Aktien angelegt.

  7. Jürgen Clasen

    Das Geheimnis der Spekulationsblase ist entschlüsselt:
    http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article124095396/Das-Geheimnis-der-Spekulationsblase-ist-entschluesselt.html
    Hier wurde die Lage und die Historie bis zur Tulpenzwiebelspekulation zusammen gestellt. Das meiste dürfte den Teilnehmern hier bereits bekannt
    sein. Nur, ein einigermaßen zuverlässiges Korrekturdatum ist auch hier
    nicht zu finden. Die alten Regeln gelten weiter. Beim Ein-und Aussteigen wird nicht gekingelt. Deshalb würde ich weiter raten, für 100 Euro ein
    Faktorzertifikat -6 zu erwerben. Viel Risiko liegt nicht darin, aber große Chancen wenn sich die erwartete Korrektur einstellt. Wir haben es aber auch mit Psychologie zu tun. Die Bären haben sich in die hinterste Ecke einer Höhle zurückgezogen. Gleichfalls die Anleihebesitzer. Die frieren, haben Hunger und Durst und vor dem Eingang der Höhle kommt köstlicher Bratenduft, Wein, Weib und Gesang. So ähnlich war es auch um 2000 rum. Nur hatten wir damals nicht diese finanzielle Reperession, die heute zusätzlich aufs Gemüt schlägt. Es ist offen, ob sie in ihrem Status verharren oder doch noch herausgelockt werden. Mit der DTE, könnten sie erneut schwach werden.

    • Stefan Meusel

      Hallo Herr Clasen,

      können Sie einmal eine WKN von einem Faktorzertifikat -6 nennen. Aber bitte keines mit einer Kündigungsmöglichkeit seitens der Bank. HSBC hat beispielsweise im Dezember Short-Zertifikate (aufgelegt in 2007) auf den Dax gekündigt. Der Halter wurde quasi enteignet, da beim aktuellen Kurs das Papier deutlich weniger Wert war.
      Besten Dank im Voraus!

      • Jürgen Clasen

        @Stefan Meusel. Könnte ich schon, aber ich verweise zunächst einmal auf die Seite der DB. Andere Banken, wie Commerzbank haben das auch im Programm. Bei der DB gibt es umfangreiche Erläuterungen unter jedem Produkt. Kaufen Sie nur, wenn Sie die Sache 100%tig verstehen! Von Hause aus läuft das Papier endlos. Fragen Sie über die Hotline, ob, und unter welchen Voraussetzungen, ein Kündigungsrecht oder Sonderkündigungsrecht besteht. Außerdem müssen Sie wissen, das + und – nur dann zu steigenden Kursen führen, wenn es gleichmäßig auf-oder abwärts geht. Wenn es nur hin und her läuft, macht es hier, wie an der Börse nur die Taschen leer. Machen Sie sich kundig über den Anpassungsmechanismus, der bei bestimmten Deltas greift. Je höher der Faktor desto tiefer ist diese Schwelle. Macht also Sinn zur Sicherheit nur mit Faktor 2 zu agieren. Wenn es an den Börsen knallt, haben wie garantiert Wildwest in Reinkultur. Z.B. – 25% (wie 1987) dann gleich eine notenbankgestützte Gegenbewegung um meinetwegen 12%. Das richtet Sie übel zu. Meine Hauptinvestments sind andere Papiere! Vorsicht und Zurückhaltung ist geboten! http://landingpages.xmarkets.de/DE/showpage.asp?pageid=1495&bldisc=1

    • F. Malik

      Danke für den interessanten Artikel, der einen kleinen, aber wichtigen Ausschnitt aus den ewigen Wiederholungen der Aufschuldung und Zusammenbrüche zeigt. Auch die Ermordung Cäsars hatte ihre Ursache in einer auf eine Spekulationsblase folgenden schweren deflationären Depression, die Cäsar durch ein spezielles Gesetz 44 v. Chr. zu lösen versuchte, was aber den Bankrott der meisten damaligen römischen Banken bedeutet hätte. Brutus, der Anführer der Mörder, war einer der grössten Bankiers Roms …
      Gut möglich, dass wir ähnliche Dinge noch erleben werden …

  8. Jens- Volker Busch

    Sehr geehrter Herr Malik,

    Sie schrieben: „Als Gruppe gesehen sind die Ökonomen insgesamt die schlechtesten Prognostiker“. Das mag sein. Aber sie haben auch mit einem ganz besonderen Manko zu kämpfen: Die Zunft der Ökonomen selber betrachtet mit Vorliebe Stromgrößen. Auch deshalb, weil diese Datensätze relativ genau und schnell zu beschaffen sind.
    Bestandsgrößen aber, genauere Angaben zumal, sind sehr schwer zu bekommen. Somit weiß die Ökonomie relativ wenig über Schulden und Vermögen, das war schon in der Ausbildung so.
    Man schaue sich nur einmal an, wie schwer sich die Bundesbank mit der Vermögensrechnung tut. Die wird, soweit ich weiß, nur alle fünf Jahre veröffentlicht.
    Wenn entscheidende Größen des Wirtschaftslebens schon so sperrig und schwer zugänglich sind, dann kann natürlich auch eine darauf aufbauende Prognose schon nicht besonders gut ausfallen. Das nur zur Ehrenrettung meiner „Innung“

    • F. Malik

      Ich sehe das anders, denn ich meine, dass der ökononomische Ansatz von heute grundlegend reformiert werden muss, d. h. in seinen Basisprämissen. Um die Schuldenkrise zu erkennen, brauchte man keine genaueren, oder andere Daten, sondern ein anderes Verständnis des Wirtschaftens.

      Mit Schulden und Vermögen hat die Ökonomie nicht wegen schwer ermittelbaren Zahlen ihre Probleme, sondern weil sie die Schulden- und Bilanzmechanik gar nicht oder kaum in ihren Theorien hat. Diese könnten dort auch dann enthalten sein, wenn man ihre numerischen Werte nicht kennt.

      In den 1990er Jahren hatte ich das Vergnügen, mit dem damaligen Chef des Basler Konjunkturforschungsinstitut an einer Tagung aufzutreten. In seinem Denken kamen Schulden überhaupt nicht vor. Er hat sehr konventionell seine Prognosen gewagt. Ich habe hingegen über die drohende Deflationsgefahr gesprochen – eben wegen der bereits deutlich sichtbaren Verschuldungsfrage. Er konnte mit der Deflationsmechanik aber gar nichts anfangen, denn in seiner Ausbildung ist diese überhaupt nicht vorgekommen – übrigens auch in meiner nicht. Ebenso war es in einer Diskussion mit einem höchst renommierten Ökonomieprofessor einer reputierten Universität, der Mitglied des Bundesbankrates war. Am Schluss meinte er, dass Ökonomen vielleicht doch weit mehr von Bilanzen und Buchhaltung verstehen müssten.

  9. Jürgen Clasen

    Sorry Herr Prof Malik, ich muss hier noch ein Letztes hinzufügen. Im Jahr 1999/2000 bin ich bald durchgedreht, denn ich hatte den Vernunftansatz mit Valuepapieren gewählt. Anleger, die ähnlich dachten, wurden aber von diesem Gedanken abfällig und haben ihre soliden Aktien verkauft, mit ent-sprechenden Kursrückgängen, um die Telekoms und die Internetklitschen in absurden Sprüngen in heillose Überbewertungen zu treiben. So ähnlich sehe ich die heutige Situation. Man hat gerade Pimcos El-Erian abgelöst. Die Anleger sind unzufrieden und trennen sich von Fonds, die vornehmlich Festverzinsliches halten, die dann noch wegen Tapperingankündigungen fallen. Ich fürchte, man wird hier umsteuern, um mit Aktien eine bessere Performance zu erreichen. Es wäre nicht weiter verwunderlich, wenn die Anleger Fehler der Vergangenheit wiederholen würden. Der Markt würde erst in eine Blow up Phase eintreten. Die Aktienscheuen ertragen nicht länger ihre spärlichen, im Grunde negativen, Erträge. Ein Dr. Soundso wähnt in n-tv, das die Japaner doch gefälligst mit Schubkarren ihr Geld nach Ffm schieben sollten. Bild rechnet vor, was Aktien bringen…Lieschen Müller schwärmt von Aktien… Raus, raus, raus…

  10. Ert

    Als Ergänzung zu dem Artikel mit Herrn Zulauf heute aktuell bei Forbes ein Beitrag der detailliert mit vielen Grafiken die Blasenbildung in den Süd-Asiatischen Ländern betrachtet (Singapore, Malaysia, Thailand, the Philippines, and Indonesia): http://www.forbes.com/sites/jessecolombo/2014/01/23/why-southeast-asias-economy-is-a-giant-bubble-waiting-to-pop

    Extrem aufschlussreich, gerade im Bezug dazu das Argentinien wohl gerade die Kontrolle über den Peso verliert (Fast-dropping peso spurs Argentine soy farmers to hoard beans): http://uk.reuters.com/article/2014/01/23/uk-analysis-argentina-idUKLNEA0M00C20140123

    Es scheint das das von Herrn Malik aufgezeichnete Szenario sich verdichtet – nehmen die Notenbanken nun das Gas vom Pedal der Liquiditätsinjektion – dann werden schlechte Schulden (und ‚Investments‘) nicht mehr zurück gezahlt werden können. Deflation pur!

  11. Herbert Saurugg

    Draghi sieht keine Deflationsgefahr in Euro-Zone

    Ungeachtet der zuletzt nur noch geringen Teuerung in der Euro-Zone sieht EZB-Chef Mario Draghi nach eigenen Worten keine Gefahr einer Deflation. Er sei sich aber bewusst, dass mit einer langen Phase sehr niedriger Inflation entsprechende Risiken verbunden sein könnten, erklärte Draghi heute beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

    Die EZB werde die Erholung in den Euro-Ländern auch weiterhin mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen, sicherte Draghi zu. Dazu gehörten weiterhin sehr niedrige Zinsen. Das „sehr anpassungsfähige“ Agieren der EZB habe inzwischen positive Effekte in der Realwirtschaft.

    http://news.orf.at/stories/2215485/

    Na dann ist ja alles gut …

  12. Herbert Saurugg

    Kreditblase in China: Droht ein weltweiter Börsencrash?

    Schattenbanken in China wickeln inzwischen abenteuerlich hohe Kreditvolumina ab. Die nächste Blase droht zu platzen. Anleger sind gut beraten, sich rechtzeitig Gedanken über die möglichen Folgen zu machen.

    http://www.boerse-online.de/nachrichten/konjunktur/Kreditblase-in-China–Droht-ein-weltweiter-Boersencrash-Was-Anleger-tun-koennen-1000004627

    Es gibt wohl mehr „spannende“ Plätze.