Prof. Heinsohn beurteilt die Wirtschafts-Entwicklung Chinas

fredmund.malik am Montag, 06.01.2014 um 14:10 Uhr
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29 Kommentare

  1. Bert Raeymaekers

    Das sind Wahrnehmungen, die uns in der EU zu denken geben sollen. Mit unserer Besitzstandswahrungskultur werden wir möglicherweise zu wenig Flexibilität zustande bringen, um im globalen Wettbewerb noch mit zu kommen. Wenn in unseren Unternehmen davon ausgegangen wird, dass >50-jährige Mitarbeiter/innen eigentlich nicht mehr in der Lage sind, etwas Neues zu erlernen, müssen wir – vor allem wegen der demografischen Situation – dringend auf eine Mentalitätsänderung hinwirken. Wo bleibt bloß der Leidensdruck? Wie lange können wir unsere aktuelle Situation so weiter extrapolieren?

    • Jürgen Klaus

      Herr Raeymaekers,
      richtig ist was Sie sagen bzw hinterfragen.
      Ein Gesellschaftliches Umdenken wird jedoch lange benötigen oder ein großes Umdenken in der Politik voraussetzen, was jedoch nicht zu erwarten ist.

      Zukunft
      Meine Kinder werden, um später eine Chance zu haben ihre Familien zu ernähren und ein vernünftiges Einkommen zu haben mind. Abitur und ein Studium absolvieren müssen. (in ca. 25Jahren/Germany)Die zunehmende internationale Konkurrenz drängt. Indien macht es vor mit massenhaften jungen Menschen 19-25 welche mind. 3Weltsprachen fließend sprechen, schreiben und lesen und mind. ein Bachelor oder Master in der Tasche haben, und zum halben Preis arbeiten.

      Wenn ich heut zu tage schon bei einem EK von 40´Brutto als Alleinverdiener mit kindern kaum noch reserven bilden kann.
      Halten wir uns also ran.
      Flexibilität, Fleiß, Effizienz, Wissen, Durchsetzungsvermögen, Bereitschaft
      -> Überlebensformen im Kapitalismus

    • Ert

      Sehr geehrter Herr Raeymaekers,

      ich erlebe es so: 50 Jährige (und jünger) werden von vielen ‚Führungs'(nachwuchs)kräften abgeschrieben, wenn/weil Sie keine einfach zu steuernden ‚Steigbügelhalter‘ für Vorgesetzte sind, welche noch Karriere machen wollen – und das im Ing. Bereich.

      Es ist ein Wahnsinn, welch Potentiale verschwendet werden – und oft bedarf es nur eines – ernst gemeinten und nicht aufgesetzten – ‚Danke‘ oder einer verbalen Anerkennung bzw. Lobes.

      Leider kann ich nicht spezifischer werden – aber Führungskultur ist ein ganz kritisches Thema.

      • Bert Raeymaekers

        Sehr geehrter Herr Ert,
        selber war ich auch eine Weile im Personalbereich tätig und kann Ihre Aussagen über die Fü-Kultur voll bestätigen. Die Führungskultur hat sehr viele Determinanten und viele davon kann die Organisation kaum beeinflussen. Fazit: die Auswahl von FüKr ist ein der wichtigsten Themen im Unternehmen. Aber das hat Prof. Malik schon gründlich in seiner ´Corporate Governance´ behandelt. Anfang der Diskussion war der ´Kompetenz-Vorrat´ in unserer Gesellschaft. Hier gibt es eine Wechselwirkung zwischen der Güte der Organisationen/Unternehmen und diesem Kompetenzvorrat. Ich meine: richtig geführte Organisationen/Unternehmen erzeugen auch ´richtige´ Führungskräfte. Und die beeinflussen die Mentalität in der ganzen Belegschaft. Hoffentlich auch in der ganzen Gesellschaft.

  2. Ert

    Solange China weiter einen Kapitalimport und Direkinvestitionen (für neue Fabriken, etc.) sowie einen Exportüberschuss hat, solange geht das Spiel dort auch ungestüm weiter. Etwaige Fehlinvestitionen und exzessive Kreditvergabe, über die teilweise in der Presse berichtet wird, werden derzeit sprichwörtlich „übergebügelt“.

    So bauen aber die kombinierten Leistungs- und Kapitalbilanzüberschüsse zunehmend Ungleichgewichte auf – insb. in Bezug auch die USA. Die Frage ist ob/wann sich das mal „entlädt“ und was die Folgen sind.

    Weiterhin sehe ich das Thema Energie, wie hier schon mehrfach geäußert, als sehr kritisch an. China verbraucht jetzt schon 50% der Weltkohleförderung. Das Light Tight Öl aus dem Frackingbereich der USA steigert aktuell noch die Weltölproduktion. Aber selbst IEA und EIA sehen den Höhepunkt der Ölförderung aus Fracking in den USA in ca. 2016. Aufgrund der gestiegenen Kosten werden zudem viele neue Öl-Projekte & Explorationen seitens der westlichen Majors zurückgestellt – Kapazität, die morgen fehlt.

    Der Ölpreis/Verbrauch der Volkswirtschaften im Verhältnis zum BSP von USA und China hat bereits grenzwertige Bereiche erreicht – es bleibt spannend.

  3. Jürgen Klaus

    Vielen Dank für die Berichte Herr Prof. Heinsohn.

    Wie schätzen Sie die Lage zu Indien ein, da es immer mehr eine starke Rolle in der Weltwirtschaft ein nimmt?
    Haben auch Sie Herr Malik eine Meinung dazu?
    Grüße

    • F. Malik

      Ich kenne Indien und die Inder leider zu wenig gut für eine fundierte Meinung. Meine bisherigen bescheidenen Erfahrungen waren sehr polar, von miserabel bis ausgezeichnet

  4. MCO

    Es gibt eine Studie der TU München unter http://www.chinese-champions.de/

  5. Dr. H. Mertens-Marschall

    Sehr geehrter Herr Professor Malik,
    abseits der aktuellen Diskussion habe ich einige Fragen:
    Wie ist der aktuelle Stand der Deflation?
    Wann erreicht die Erkenntnis, daß es so nicht mehr weitergeht, die Politik?
    Wann besiegt die Realität die Ignoranz?
    Muß man vor der Europawahl und ihren Folgen (Nachtsitzungen des Europarates mit ungeahnten und nicht erwarteten Folgen) Angst haben?
    Droht Europa ein Ende der Demokratie? (s. Deutsche Wirtschaftsnachrichten)
    Vielen Dank!
    Herzliche Grüße an alle Teilnehmer. MM.

    • F. Malik

      Ausser bei Aktien haben wir so gut wie überall sinkende oder stagnierende Preise. Die Aktien sind bis jetzt noch gestiegen, weil die Notenbank-Kredite vor allem in das Finanzsystem und nicht in die reale Wirtschaft geflossen sind. In den USA haben die sogenannten Margins, als Kredite für Aktienkäufe, historische Höchststände. Deutschland steht mit seiner Wirtschaftsleistung im Export praktisch allein da. Die Illusionen, Realitätsverdrängung und Hoffnungen werden noch länger Bestand haben, aber die Realität selbst ist bereits da. Die Europawahl dürfte zu sehr kritischen Veränderungen führen.
      Die heutige Form der Demokratie hat ihre Problemlösungskraft eingebüsst. Man muss sie tiefgreifend umbauen.

      • M. Jurišić

        Sehr geehrter Herr Malik,
        Können Sie sich vorstellen, dass die heutigen „demokratischen“ Verfahren und Praktiken durch Syntegration Verfahren ersetzt werden können und was alles muss getan werden, um dies zu erreichen(Änderung der Verfassung usw.)?

        • F. Malik

          Ich halte das sogar für sehr wahrscheinlich. Die Verfassung muss man dafür vorerst nicht ändern, denn es ist niemandem verboten, die Syntegrations-Methodik anzuwenden, um zu besseren Lösungen zu kommen. Darüber dann gemäss Verfassungen noch abzustimmen, ist nur noch ein formaler Schlussakt.
          Ein Beispiel dafür ist die Stadt Fürth in Bayern. Über das „Wunder von Fürth“ wurde vor Kurzem im Bayerischen Fernsehen berichtet, allerdings ohne die Syntegration zu nennen. Diese haben wir im Juli 2010 für Fürth mit deren Stadtverwaltung durchgeführt. Vorher haben 8 Sparprogramme kaum Erfolge gehabt. In 3.5 Tagen hat die Stadt mit Syntegration ihre finanzielle Gesundung programmiert, die heute Realität ist. „Werbung“ für die Syntegrationsmethode darf man im öffentlichen Fernsehen noch nicht machen, womit man aber nur erreicht, dass andere Städte weiterhin vor sich hinsiechen, statt dass die deutschen Kommunen von innen heraus und mit eigenen Kräften gesunden können.
          http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/frankenschau-aktuell/fuerth-wunder-schulden-100.html

          • CP Seichter

            Leider kamen in dem Bericht nur Effizienzsteigerungen zur Sprache: Personal kürzen, Subventionen kürzen, Abgaben erhöhen. Das ist sicherlich nicht der Hauptfokus einer Syntegration (hoffe ich zumindest).
            Haben Sie schon einmal überlegt, Teile der Syntegration online durchzuführen? Speziell die erste Phase der Themensammlung, Verdichtung und Zuordnung könnte so erfolgen. Ggf. auch die einzelnen Runden. Um das Verfahren global auszurollen, könnte das sehr sinnvoll sein…

            • F. Malik

              Genannt wurden Massnahmen, die auch Ergebnisse der Syntegration sind, aber nicht die einzigen, noch die wichtigsten. Eines der wichtigeren Ergebnisse ist der einhellige inhaltliche und umsetzungsbezogene Konsens über die verabschiedeten Massnahmen. Damit werden u. a. die Friktionen des politischen Gezänks aus dem System genommen.
              Unsere Innovationen umfassen auch in die von Ihnen erwähnten Richtungen. Besten Dank für die Hinweise, die uns sehr willkommen sind.

      • Ert

        Sehr geehrter Herr Mailk,

        anscheint stützen die ZB’s, zumindest die SNB, nun auch direkt den Aktienmarkt: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Die-SNB-investiert-in-McDonald-s-und-Wrestling/story/17869446

        Daraus: „Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat weltweit 70 Milliarden Franken in Aktien von mehreren Tausend Firmen angelegt. Doch wo genau sie investiert, hält sie geheim.“

        Aber was die SNB mit „Die Aktienportfolios dienen ausschliesslich der langfristigen Optimierung des Rendite-Risiko-Profils der Währungsreserven. Sie werden passiv bewirtschaftet, indem eine Kombination verschiedener Indizes abgebildet wird.“ begründet erschließt sich mir nicht mehr – da bin ich nun auch sprachlos.

        Ich verstehe ja noch ZIRP, QE & Qualitative Easing und Ankauf vom Fremdwährungen zur Wechselkurspflege – aber direkter Aufkauf von Aktien (außerhalb des eigenen Währungsgebietes)?… ‚verkommen‘ die ZBs jetzt immer mehr zu ‚Zockerbuden‘ im Versuch die selbstgeschaffenen Risiken zu minimieren?

        • Karl Heinz Schery

          Auch wenn viele Marktteilnehmer wie schon 2000 und 2007 trotz des kinderleichten Geldverdienens (Die Welt 31.12.2013)keine Blasengefahren erkennen können,so sorgen die Notenbanken zweifellos für das entstehen neuer, mit Blick auf die bisher injizierten Billionenbeträge (seit 2007 mehr als 12 Billionen Dollar)noch viel größeren Blasen. Wie gefährlich die alles rettenden Notenbanken dabei nun selbst für die Stabilität des Weltfinanzsystems geworden sind, offenbarte Mitte 2013 der in der Bank von England für die Stabilität des Finanzsystems zuständige Notenbänker Andrew Haldane: „Damit das klar ist: Wir haben absichtlich die größte Anleiheblase der Weltgeschichte aufgebläht“.
          Es ist schon eine verrückte Welt. Wie soll ich als Unternehmer noch investieren, wenn über kurz oder lang auch diese Monster-Blase platzt und meine Käufer mit in den Abgrund reißt.

        • F. Malik

          Vielleicht verstehen die SNB und ihre Schwestern rund um die Welt ihre eigenen Gründe nicht … Aber „Rendite-Risiko-Profil“ hört sich allemal sehr fachkundig an …

      • Jürgen Clasen

        Aus dem Finanzsystem gibt es aber eine Rückkopplung in die reale Wirtschaft. Aktienanleger, die in den USA viel zahlreicher sind
        als hierzulande, jubeln. Ähnlich wie die jungen Trader, die am 9. Okt, also vor dem Crash, am 19. Okt1987, in London Party gemacht haben, mit viel, sehr viel Schampus. Die Regierungen und Noten-banken sehen den neuen Reichtum gerne, denn das leistungslose Einkommen der Anleger verführt sie zu kostspieligem Konsum, was ja wiederum konjunkturfördernd wirkt. Wie wir aber gesehen haben, hat das einerseits Grenzen und andererseits auch Ansteckung der bislang zurückhaltenden Investoren zur Folge. „Siehste, die Maiers haben sich schon wieder einen Neuwagen zulegen können, und wir?“ Daneben gibt es aber ganz sicher die bonusgesteuerten Bänker, die das Geld der anderen in den Aktienmarkt kippen, weil mit Anleihenrenditen werder Rendite, noch besagter Bonus zu holen ist. Die Sentimentampeln stehen auf hell- bis dunkelrot. Ist zwar nicht kurzweilig, beim Absahnen zuzusehen, aber 1987 war es nicht weit bis zum 19. Oktober, wo der Truthahn feststellte, das der Bauer es doch nicht so gut mit ihm gemeint hat, wie er es bislang annahm…

  6. John Rambo

    Gehen Sie immer noch davon aus das wir bis 2016 beim Dow ca. 1000 Punkte sehen werden und beim Dax ca. 500 Herr Malik?

    Das erscheint mir gelinde gesagt etwas pessimistisch.

    Allerdings scheint das Hoch an den Börsen doch bald erreicht zu sein. Das „dumme Geld“ ist zumindest bereits fleißig damit beschäftigt Aktien zu kaufen mit $ Zeichen in den Augen…

    • Herbert Saurugg

      1/2 „Das ist wie 2007, vor dem Absturz in die Finanzkrise“: So beschrieb ein offenbar schon ein wenig aus der Fassung geratener deutscher Trader in der vergangenen Woche das, was derzeit gerade an den Börsen, speziell in Frankfurt, abgeht. Tatsächlich sieht besonders der deutsche Leitindex DAX schon enorm überhitzt aus. Der Index hantelt sich seit Wochen an der Obergrenze seines recht steilen Aufwärtstrends nach oben, derzeit wieder einmal wirklich hart an der Grenze zur völligen Überhitzung.

      Das schreit zwar geradezu nach kurzfristigen Korrekturen, aber insgesamt sieht der Chart nicht so aus, als würde demnächst ein richtiger Absturz anstehen. Im Gegenteil: Rein charttechnisch steht dem DAX auf dem Weg zum Zehntausender nicht mehr viel im Wege.

      Ein bisschen durchwachsener präsentiert sich die Sache schon fundamental. Da kommen zwar sehr ermutigende Konjunktursignale aus den USA. In Europa, wo sich die Kreditklemme immer tiefer in die Realwirtschaft frisst, sieht es aber leider düsterer aus. Da wird man schon froh sein müssen, wenn sich die bescheidenen Wachstumsprognosen halten lassen. Und: Die Berichtssaison für das letzte Quartal 2013 ist nicht ganz friktionsfrei angelaufen.“

    • Herbert Saurugg

      2/2 „Ein Alarmzeichen, denn in den Bewertungen, die Aktien jetzt erreicht haben, ist schon ein schönes Stück künftigen Gewinnwachstums enthalten. Wird das nicht geliefert, dann bedeutet das Überbewertung und nachfolgende saftige Korrektur.“ Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/money/1550613

      Das Russische Roulette geht weiter … die Zuschauer wissen offensichtlich schon, dass für die Kugel nicht mehr viele Möglichkeiten übrig bleiben. Aber es gibt noch einen Hoffnungsschimmer – theoretisch (am Chart) ist der nächste Abzug wieder eine Niete …

    • F. Malik

      Davon gehe ich immer noch aus. Ob es 2016, 2015 oder 2017 sein wird, erscheint mir nicht so wichtig. Wichtig ist, dass man mental und wirtschaftlich darauf vorbereitet ist, so gut es unter den jeweiligen Umständen möglich ist. Und ebenso wichtig ist es, dass man versteht, was die wirklichen Ursachen dafür sind, dass so eine Entwicklung überhaupt eintreten kann – denn diese ist ja selten genug und dafür muss ein ganz bestimmter, seltener Bedingungsrahmen erfüllt sein. Dies ist heute der Fall, und er hat sich seit Jahren gut erkennbar aufgebaut.

      • Herbert Saurugg

        2/2 Mit fatalen Folgen, da es bereits heute sehr hohe wechselseitige Abhängigkeiten im Infrastrukturbereich gibt. Ganz abgesehen davon, dass bei einem auseinanderbrechen auch unsere Daten davon betroffen sind, die wir immer häufiger in der undurchsichtigen Cloud hinterlegen. Ein Schwarzer Schwan, der schon sehr grau ist …
        Was hat das mit 2015-2017 zu tun? Ganz einfach, wenn der erwartete Finanzkollaps eintritt, reißt dieser wahrscheinlich viel andere Dominosteine ebenfalls mit um … und wir haben in Europa kaum Fähigkeiten/Ressourcen, um kurzfristig dafür Ersatz zu schaffen. Das Damoklesschwert hängt an einem seidenen Faden, nicht nur über der Finanzwirtschaft …

        • Herbert Saurugg

          Hier noch ein paar Zitate aus dem Buch:

          „Weil immer mehr Daten auf immer kurzlebigeren Datenträgern aufbewahrt werden, müssen die Inhalte in immer kürzeren Abständen migriert, d. h. umgeschichtet werden. Archive und Bibiliotheken klagen schon heute über Geldmangel. Wenn nur für ein paar Jahre oder gar Jahrzehnte zu wenig Mittel zur Verfügung stehen, zerfallen unsere Archive mit einer nie geahnten Geschwindigkeit. Sollten wir eines Tages eine große weltweite Wirtschaftskrise erleben, werden wir innerhalb von wenigen Jahren unglaublich viele Daten und Informationen unwiderruflich verlieren. Dieses immaterielle Vermögen bildet jedoch die Grundlage unserer Gesellschaft.

          Internet, World Wide Web und soziale Netze dringen immer tiefer in unsere Leben ein. Sie werden Teil der selbstverständlichen Infrastruktur, ebenso wie Strom und Wasser. Das macht uns abhängig von einer ständigen Versorgung mit Geräten und Bauteilen, die in Europa niemand mehr herstellt. Immer weniger Hersteller bauen immer teurere Fabriken, um die Nachfrage so günstig wie möglich zu befriedigen. (…) All das funktioniert nur, solange der Markt wächst. Was aber geschieht, wenn das Wachstum an seine Grenzen gelangt?“

      • Herbert Saurugg

        1/2 Ich habe gerade das Buch „Offline!“ von Thomas Grüter gelesen (http://www.springer.com/springer+spektrum/sachbuch/book/978-3-642-37736-5). Obwohl ich davon ausgehe, dass mein Horizont schon sehr weit ist, hat es mir diesen nochmals erweitert. Leider nicht in eine positive Richtung. Seine These lautet, dass das Internet in den nächsten 50 Jahren zusammenbrechen wird – und damit die Informationsgesellschaft. Was auf dem ersten Blick völlig hypothetisch klingen mag, ist sehr gut argumentiert – und lässt für Insider und möglicherweise Follower dieses Blogs die Gänsehaut aufsteigen. Wir haben eine hochkomplexe Infrastruktur geschaffen, die laufend erneuert werden muss, damit sie weiter funktioniert. Die Zyklen sind sehr kurz und betragen nur wenige Jahre. Gleichzeitig führt der Preisdruck dazu, dass es immer weniger Produzenten für High-Tech-Produkte (Chips) gibt. Damit entstehen sehr hohe und gefährliche wechselseitige Abhängigkeiten. Das ganze Spiel funktioniert aber nur, so lange es ein Wachstum gibt … bricht dieses ein, könnte damit auch die Grundlage des Internets und damit unserer „Informationsgesellschaft“ wegbrechen.

        • Ert

          Sehr geehrter Herr Saurugg,

          machen Sie sich dies bezüglich nicht zu viel Sorgen. Uns stehen vorab größere Problem ins Haus: Energie, (Finanz-)Wirtschaftssystem und das Klima. Das meine nicht nur ich, sondern auch viele beim ‚Transatlantic Energy Security Dialogue‘ Ende 2013: http://www.theguardian.com/environment/earth-insight/2014/jan/17/peak-oil-oilandgascompanies

          Die Laudatio ist bemerkenswert und die Zusammenfassung meines Ansicht nach sehr lesenswert: http://www.jeremyleggett.net/wp-content/uploads/2014/01/131210-TESD-Part-One-edited-transcript.pdf – Da werden viele aktuelle Grenzen klar und welche Interdepenzen es zwischen Energie und Wirtschaft gibt – sowie was das alles für das Klima bedeutet.

          So würde ich mir wünschen wenn Herr Malik beim nächsten UN Klimagipfel für gemeinschaftliche Lösungen sorgen würde – anstatt das jeder der Teilnehmer ‚klein, klein‘ Strategien verfolgt – die letztendlich keinem nützen.

          • Herbert Saurugg

            Danke für die Aufmunterung ;-).

            Ja, uns stehen mit Sicherheit große Herausforderungen bevor. Und ich bin bei den aufgezählten Themen ganz bei Ihnen. Die noch größere Herausforderung ist jedoch, dass dazu noch weit mehr gehört und diese alle eng miteinander vernetzt sind. Wenn irgendwo der Dominostein umfällt, reißt er wahrscheinlich viele andere auch mit. Aus meiner Sicht gibt es dabei zwei wesentliche Dimensionen – die eine wirkt sich sehr kurzfristig aus – etwa ein Strom- oder Cyber-Blackout – wo es klare Abschätzungen gibt: „bereits nach wenigen Tagen im betroffenen Gebiet die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit (lebens)notwendigen Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sicherzustellen ist.“ (TAB-Bericht) und die zweite, etwa ein Finanz- oder Wirtschaftssystemkollaps, wo es nicht ganz so rassant geht, aber wo auch langfristige Folgen damit verbunden sind. Der Klimawandel ist schon fast eine eigene Dimension, den wir aufgrund der zeitverzögerten Wirkungen beharrlich negieren. Die Wirkungen sind jedoch irreversible, es gibt keinen Reset-Button …

            Daher sollte man die Dinge grundsätzlich nicht gegeneinander aufwiegen. Es geht immer um sehr viel.

      • John Rambo

        Im Prinzip haben wir das ja bereits in Griechenland gesehen also ganz unrealistisch erscheint mir so eine Entwicklung nicht.

        Ohne die hunderte von Milliarden Hilfe für dieses relativ kleine Land würde das dort wohl noch dramatischer aussehen. Dann gab es ja noch den Medialen Streit zwischen „Nazi deutschen“ und „faulen Griechen“

        Bei einer weltweiten schweren Krise darf man sich dann ja schon auf einige weitere Spannungen „freuen“

        • F. Malik

          An den tatsächlichen, realen Wirtschaftszahlen gemessen, insbesondere in den USA, ist eine solche Entwicklung sogar sehr wahrscheinlich. Zu diesen Zahlen gehören das Haushaltseinkommen der Amerikaner, die Arbeitslosigkeit und die Verschuldung. Der Stockmarket boomt zwar noch – und wie immer projizieren Ökonomen und Medien in fast gänzlicher Übereinstimmung einfach linear weiter nach oben. So viele Indikatoren weisen aber auf einen bevorstehende Umkehr der Aktienkurse, dass gerade eine solche Linear-Projektion ebenfalls ein Indikator für das Ende der Aufwärtsbewegung ist.