Kontingente und Kompetenzen in der Einwanderungspolitik: Zum Schweizer Votum vom 9. Februar 2014 von Prof. Dr. Gunnar Heinsohn

fredmund.malik am Dienstag, 18.02.2014 um 11:57 Uhr
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Prof. Dr. Gunnar Heinsohn schreibt am 13.02.2014 in seinem neuen Artikel:

„Den entscheidenden Faktor für den Erfolg ihrer Firma können Unternehmer nicht von ihresgleichen beziehen, weil Arbeitskräfte nicht von der Zulieferindustrie kommen. Obwohl Kompetente überall knapp sind, kann man ihr Angebot nicht einfach hochfahren. Dagegen sind Unqualifizierte in immer größeren Kontingenten zu haben, obwohl sie niemand nachfragt. So können die OECD-Länder bis 2020 rund 35 Millionen ihrer Bürger nicht unterbringen, zugleich aber 18 Millionen Könner innerhalb der eigenen Grenzen nicht finden (McKinsey 2012). Deshalb ist die Nervosität in der Wirtschaft verständlich, wenn der ohnehin ungewisse Zugriff auf Arbeitskräfte irgendeine Veränderung erfährt – wie etwa durch das Schweizer Volksbegehren am 9. Februar 2014.“   Kompletten Artikel lesen

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45 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Ja, es gibt da eine Spitzenbegabung hinter der alle her sind. Global.
    D steht in der Welt und insbesondere in Europa gut da. Das liegt an der
    besagten Spitze aber auch besonders an der Basis: „Verachtet mir die Meister nicht, und ehrt mir ihre Kunst“. Die Unternehmen wissen, was sie
    an diesen Meistern haben. Wenn in Ihrem Haus warmes Wasser aus der
    Leitung kommt, behagliche Wärme sich breit macht und noch vieles mehr funktioniert, hat daran letztlich ein Meister und seine Gesellen mit-gewirkt. Das zieht sich durch die ganze Gesellschaft mit allen Unternehmen
    und Infrastrukturen. Meister und Gesellen überall in allen Bereichen. Natürlich zählen auch die Vollakademiker, Doktoren und Professoren dazu. Mit Kompetenz und Leistungswillen Mehrwert erzeugen. Die EU will gerade unseren klassischen Meistern den Garaus machen…und uns unsere Grundlagen wegziehen. Paßt genau in das Gesamtbild das ich davon habe.

  2. Stefan Ludwig

    Im letzten Sommer habe ich drei unterschiedliche Bücher über Pädagogik und Schüler gelesen. Eines vom Kinderarzt Remo Largo „Schülerjahre“, eines von Margret Rasfeld „EduAction“ und von der Grundschullehrerin Sabine Czerny „Was wir unseren Kindern in der Schule antun: … und wie wir das ändern können“.

    Es gab einen gemeinsamen Nenner in allen drei Büchern: Potentialentfaltung.
    Genau! Das ist es worauf es ankommt Potentialentfaltung. Allgemeinbildung auf einem Gewissen Niveau macht für mich Sinn. Die Details des biologischen Citratzyklus gehören bestimmt nicht dazu. Umso mehr sollte Grundwissen über Kybernetik und nach welchen Gesetzmässigkeiten Systeme funktionieren dazugehören. Ganz so wie sie zum Beispiel durch das Spiel Ecopolicy erfahrbar werden. Ich finde jetzt ist genug gemeckert. Lieber Herr Prof. Malik, lieber Herr Prof. Heinsohn ich finde es ist an der Zeit Vorschläge zu unterbreiten wie diese Probleme gelöst werden können. Ein interessanter Vorschlag vom Chef der dm-Kette Prof. Götz Werner ist ein bedingungsloses Grundeinkommen. Ich finde sein Argument überzeugend: Die Welt ist so sehr arbeitsteilig geworden, dass sich die Grundvorraussetzungen umgekehrt haben.

    • Stefan Ludwig

      Erst wenn Nahrung, Kleidung und Wohnung gewährleistet sind kann man als Wissensarbeiter Ergebnisse erzielen.

      Margret Rasfeld setzt an ihrer Schule in Berlin (ESBZ) den Grundgedanken „Wenn Grenzen keine sind..“ um. Eine Schule in München möchte einen Vortrag über ihr Schulkonzept hören? Kein Problem. Sie fragt ihre fünfzehnjährigen Schüler „hättest du Lust den Vortrag zu machen?“ Ja? OK. Organisiere selbst die Fahrt, Übernachtung Hotel usw. WOW! Was für ein Zutrauen! Und was für gestärkte Persönlichkeiten gehen daraus hervor!

      viele Grüße

      Stefan Ludwig

  3. Brummer, Birgit

    @Stefan Ludwig. Götz Werner ist einer der bekannten Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens. Liebe Leute, es funktioniert nicht!!
    Seinen Grundgedanken kann man eigentlich nur befürworten, nämlich allen einen relativ ruhigen Schlaf zu gönnen, wenn es um Wohnen und Nahrung geht und die Subventionen entwirren.
    Aber: Wir haben viel zu viele Menschen, die es sich in dieser Hängematte bequem machen. Nur, wer hungrig ist, geht zum Jagen.
    Wer allein lebt, käme mit dem Betrag nicht zurecht, aber schon bei 3 Personen erhält man mehr als die zahlreichen Unqualifizierten verdienen.
    Ich habe es im „Mini-Modus“ selbst erlebt, wir würden noch mehr Trägheit produzieren. Leisten ist zunächst immer anstrengend, aber die unbändige Freude, etwas zu können, würde weiteren Bürgern verwehrt. Mit fatalen gesellschaftlichen Folgen.

    • Stefan Ludwig

      Götz Werner hat bei diesem Argument eine einfache Frage:

      Frau Brummer wie wäre es bei ihnen persönlich? Würden sie SELBST aufhören zu arbeiten wenn sie ein Grundeinkommen hätten? Ich beantworte diese Frage für mich selbst mit nein. Ich habe meine „Berufung“ gefunden Ich würde mich lediglich innerhalb von dessen was ich arbeite stärker auf das ausrichten was mich WIRKLICH interessiert. Und damit wären wir bei einem wichtigen Aspekt aus LLF (Leben, Leisten, Führen) gestalte die Arbeitsplätze so, dass die Mitarbeiter ihre Stärken einsetzen können. Meine Einschätzung ist, dass die Vielfalt der Menschen dann immer noch gewährleisten wird das Krebsmedikamente entwickelt werden, Begräbnisse würdevoll von statten gehen, Möbel gebaut werden usw. usf. Jeweils von Menschen die genau das wirklich gerne machen.
      Und weil diese Menschen das gerne machen in höherer Qualität als bisher.

      Mit freundlichen Grüßen

      Stefan Ludwig

    • Jürgen Clasen

      Bedingungsloses Grundeinkommen das irrlichtert immer wieder in den Medien. Es wäre der Super Gau überhaupt. Wenn das morgen gezahlt würde, kämen nur noch die Hälfte der Leute zum arbeiten. Im Niedriglohnsektor noch mehr. Augenblicklich wären die Bänder nicht mehr besetzt. Wenn alle im Urlaub sind, wer soll da noch Brötchen backen? Dann kommt die EU und sagt, das könnt ihr nicht nur für die Deutschen anwenden, das müsst ihr jedem zahlen der in Euer Paradies kommt. Der kleine Teil, der dann noch aus eigenem Interesse arbeitet, wird es auch bald spitz bekommen, das sie ein Karussell ziehen auf dem deutlich mehr Leute sitzen, als ziehen. Man sieht es auch schon daran, wenn alle Berechtigten dieses Einkommen als alleinige Quelle wählen, woher soll dann das Verteilungsvolumen herkommen? Perpetuum mobile? Soll damit der gescheiterte Kommunismus wieder auferstehen? Leider sind wir in vielen Ländern dabei solch eine Konstruktion zu versuchen. Es wird und wurde verteilt, was gar nicht erarbeitet wurde. Kredit macht es möglich und der größte Lastesel, Staat, kriegt es drauf gepackt. Aber das hat auch Grenzen wie wir an dem Club MED sehen und das ist gut so.

      • CP Seichter

        Diese komplett ablehnende Haltung zum bedingungslosen Grundeinkommen finde ich sehr schade. Da es noch nirgends probiert wurde, sollten wir nicht so arrogant sein zu glauben, wir wüssten wie es ausgeht. Das Konzept umfasst ja mehr als nur die Zahlung eines Betrags pro Monat. Dazu gehört auch die komplette Abschaffung der heutigen sozialen Umverteilungsmechanismen und die deutliche Erhöhung der Mehrwertsteuer. Vielleicht funktioniert das Konzept nicht, aber es ist zumindest ein konkreter Vorschlag, wie wir mit folgenden Entwicklungen umgehen können: a) Arbeit wird zunehmend automatisiert, b) unser Planet wird durch Konsum übermäßig belastet und c) alle Staatsfinanzierung hängt viel zu stark am Arbeitsvolumen. Solange wir unsere Mitmenschen als faules Pack sehen, was sich in die Hängematte hängt, sobald sie ein Grundeinkommen bekommen, werden wir hier nicht vorwärts kommen. Es fängt in UNSEREN Köpfen an… ich traue den Menschen mehr zu…

        • David Ruprecht

          @CP. Seichter: Das bedingungslose Grundeinkommen hat eine Schwachstelle – nämlich, wer dieses garantiert, und auf welche Weise! Solange diese Frage nicht beantwortet ist, lässt sich das Experiment gar nicht starten, geschweige denn beurteilen. Sinnvoller wäre aber z. B. eine negative Einkommenssteuer, die besagtem Zwecke, ein existenzsicherndes Grundeinkommen zu gewährleisten, am nächsten käme.

          • Brummer, Birgit

            Interessante Postings! Sie hängen davon ab, welche Erfahrungen jeder über die sozialen Schichten hinweg gemacht hat. Da ich ein Anhänger war, als Götz Werner vor einigen Jahren seine Idee publizierte und ich ihn als einen klugen und authentischen Gesprächspartner
            erleben durfte, habe ich mich ausführlicher mit diesem Konzept beschäftigt.
            Es gibt mehrere Schwachstellen:
            Soll jeder partizipieren, von arm bis sehr reich? Welche Höhe ist sinnvoll und machbar? (400, 650, 800 +) Wer wird definitiv nicht arbeiten? ( Wenn schon 20% eines Jahrgangs als nicht in den Arbeitsmarkt vermittelbar gelten?) Man kann kein solches Gesetz für die Mittelschicht entwickeln, oder für den Nachweis, auch durch Arbeit aufzustocken.
            Wer hier postet, wird in jedem Fall arbeiten, weil er priviligiert ist, allein durch überdurchschnittlich kognitive Fähigkeiten.
            Es gab u.a. vor Jahren ein Experiment: Jeder in einer selektierten und abgeschirmten Gruppe erhielt den gleich hohen Betrag. Was
            war das Ergebnis nach einem Jahr? Es gab „Reiche“, „Faule“, „Kreative“, „Süchtige“,
            „Arbeiter“, „Denker“, etc. Also wie im echten Leben! Aber JA,JA, JA wir benötigen Antworten auf die Aspekte von Herrn Saurugg!

        • Jürgen Clasen

          Prof Heinsohn hat schon sehr oft auf wissenschaftliche Weise dargelegt, wie negativ ein zu viel an Sozialstaat wirkt. Auf die komplette Abschaffung der heutigen sozialen Umverteilungsmechanismen folgt postwendet die Etablierung neuer, diesmal völlig leistungsloser Zuwendungen in aller Breite. Wer diese schädliche Entwicklung dabei nicht sieht, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Nicht umsonst heißt es, Leistung und Gegenleistung sind einer untrennbaren Dualität verknüpft. Ich sehe keineswegs unsere Mitmenschen als faules Pack an. Aber durch das bedingungslose Grundeinkommen für alle, wird es dazu kommen, das wir diese schädliche Entwicklung geradezu züchten. Außerhalb des Paradieses müssten die Menschen sich schon von Anbeginn schwer arbeiten: Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Amen.

          • Stefan Ludwig

            Hallo Herr Clasen,
            wie schätzen sie das ein? Würden Ostasiaten AUCH träge und bequem werden? Die werden doch egal in welchem Land und unter sehr unterschiedlichen sozialen Bedingungen zu sehr gut ausgebildeten Leistungsträgern. (Education-GAP) Das das so ist hat etwas mit dem Wertesystem in den ostasiatischen Familien zu tun. Eine reine Wertediskussion würde jetzt den Sinn dieses Blogs verfehlen. Daher die Frage: trauen sie der „Kybernetik“ und den Managementtools zu, dass die Tools und die Erkenntnisse der Kybernetik in der Lage sind das Bildungssystem und die von der Gesellschaft hochgehaltenen Werte so stark zu verändern dass dadurch die Education-GAP geschlossen und damit auch der Fachkräftemangel beseitigt werden kann?
            Mit freundlichen Grüßen

            Stefan Ludwig

            • Jürgen Clasen

              Hallo Herr Ludwig und alle die sich für dieses Thema interessieren. In Asien und China ist zu keinem Zeitpunkt der Leistungs-gedanke und das Leistungsstreben verloren gegangen. Auch Mao konnte oder wollte es nicht austreiben. Nach dem II WK war es hier
              ähnlich. Man wollte aus dem Schlamassel raus
              und hat sich ordentlich in die Riemen gelegt.
              Sozialstaat im heutigen Sinne gab es nicht oder sehr eingeschränkt. Mit steigendem Wohlstand hat man die sozialen Bedingungen verbessert. Aber dann kam es zu einer beschleunigten Sozialpolitik im Kampf um
              Wählerstimmen. Die Arbeitsämter hatten Mittel ohne Ende und haben zB als Auswuchs allerlei sogar Hobbies finanziert. Das Rad drehte sich immer schneller und auch im Bildungsbereich gab es immer mehr Ponyhof. Diese Lockerungsübungen haben in allen Be-reichen stattgefunden. Das Denken wurde verändert. Ausgabenpolitiker haben die Oberhand. Mit der einschläfernden Sozial-politik ging verloren, das ein zu ver-teilender Euro erst durch andere erarbeitet werden muss. Kreditaufnahme erleichtert das Spiel, macht es aber nicht besser. So sind inzwischen breite Bevölkerungskreise von Gedanken das man Leistung erbringt, um sich was leisten, entkoppelt.

              • Jürgen Clasen

                “Kybernetik” und den Managementtools traue ich vieles zu. Nur man muss sie anwenden und an das Ruder lassen. Dagegen sind die Sozial-versprechungen von der breiten Mehrheit
                leichter zu schlucken, als Methoden die auf
                Wissenserwerb und Leistungserbringung setzen.
                Das s.g. leistungslose Grundeinkommen setzt doch nur die zuvor gezeigte Linie einer überbordenden Sozialpolitik fort. Nur, mit dieser Sache übernimmt man sich total und es wird zu einem einzigartigen Chaos- und in den
                Ruin führen. Vor hundert Jahren hätte man ja auch schon der Meinung sein können, das die
                Maschinen und Roboter künftig alle arbeiten
                erledigen. Wie man heute sieht, ist das nur
                in streng begrenzten Industriebereichen der
                Fall und neue Berufe entstanden von denen man damals keinen blassen Schimmer hatte.
                Lassen wir doch der Schweiz den Vortritt und sehen uns an was dieses Experiment bewirkt.
                Wenn wir uns an unseren althergebrachten
                Tugenden halten, machen wir garantiert nichts
                verkehrt! Inklusion, das Wort in der neuen
                Schulpolitik in NRW. Bei Klassen die schon,
                im besten Fall, nur 3-4 schwierige Fälle haben, wie soll das gehen ohne drastische
                Personalverstärkung ? Alles gedankenloses Zeug ohne Praxis, hohl.

                • Stefan Ludwig

                  Hallo Herr Clasen,

                  vielen Dank für ihre Antwort. Ich bin aber noch nicht ganz zufrieden mit ihrer Antwort. Daher hake ich nach. Was ist ihre Einschätzung?
                  Wenn man Asiaten mit dem ihnen eigenen Wertesystem ein bedingungsloses Einkommen bieten würde, was würde ihrer Meinung nach passieren? Würden sie träge und bequem werden?
                  Würden sie Auswandern weil ihnen das System „zu absurd“ erscheint? Halten sie es für möglich, dass man folgendes erreichen könnte:
                  Du bekommst ein Grundeinkommen das für ein bescheidenes überleben reicht wenn du mehr willst leiste etwas basisproduktives. (Damit meine ich produziere ein Produkt das wirklich benötigt wird wie Kran für Hausbau oder erbringe eine Dienstleitung
                  wie Krankenpflege oder Ausbildung. Etwas leisten über das basisproduktive hinaus wäre Kultur (Oper inszenieren). Es wird wahrscheinlich schwierig eine exakte Grenzlinie zu ziehen. Die Gesellschaft hätte die Erwartungshaltung leiste etwas basisproduktives.

                  • Jütgen Clasen

                    Wir haben einen ausgedehnten Niedriglohn-sektor. Friseure z.B. nehmen dann die Grundsicherung und arbeiten schwarz. So zieht es sich durch die ganze Gesellschaft.
                    Kopfarbeiter sind in der Minderheit! Wenn der besagte Friseur weiterhin seiner Regelarbeit nachgeht, kriegt er seine Grundsicherung und seinen Lohn ohne Abzug ?
                    Die Arbeitgeber reiben sich die Hände und kürzen, mit dem Hinweis auf sein Basis-
                    einkommen, das Gehalt. Ähnliches haben wir
                    ja schon heute bei H4 Aufstockern. Man kann die Verwerfungen hier gar nicht ausreichend darstellen. Die von Ihnen angesprochenen Asiaten werden auch eine Verhaltensweise
                    herausfinden, die maximalen Ertrag her-vorbringt. Diese Sache ist derart gegen die
                    menschliche Natur gebürstet, das sie von Anbeginn scheitert. Das Grundeinkommen muss
                    wenigen erwirtschaftet- um dann verteilt zu
                    werden. Denken sie auch mal an die Alters-versorgung dabei. Der mit dem Grundeinkommen zahlt nicht ein. Wie wird das dann später mit seiner Rente? Ich vergas, der kriegt ja weiterhin Grundeinkommen. Um es mal salopp zu sagen, derjenige der seine Regelarbeit
                    weiter ableistet ist der Ochse der einen
                    Esel trägt…Ein theoretisches Modell.

                  • Stefan Ludwig

                    Ich denke es wäre auch für einen Sozialhilfeempfänger ein befriedigenderes Leben in seiner unmittelbaren Umgebung etwas für die lokale Gemeinschaft zu leisten als auf dem Sofa vor der Glotze zu sitzen Fertigpizza zu mampfen und „Dschungelcamp“ anzuschauen. Und wenn er aufgrund der Grundsicherung frei auswählen kann welchen basisproduktiven Beitrag er leistet, wird er das gerne tun. (Im Gegensatz zu Ein-Euro.Jobs wie „Straße fegen“ oder Billiglohnarbeit „Supermarktregale einräumen“
                    mit freundlichen Grüßen

                    Stefan Ludwig

        • Herbert Saurugg

          @CP Seichter
          Danke! Dem kann ich nur beipflichten! Isoliert betrachtet wird das nicht funktionieren – aber wir sprechen in diesem Blog von großen Veränderungen und da wird wohl einiges mehr möglich sein, als wir uns heute vorstellen können.

          Und ganz richtig, wir brauchen dringend Antworten auf die Frage, wie wir friedlich zusammenleben können, wenn immer weniger Menschen einer Erwerbsarbeit nachgehen können.

          Und dies wird nicht so sehr die Jobs mit wenig Qualifikationserfordernissen betreffen, als viel mehr die Mittelschicht. Denn die Grundbedürfnisse werden auch weiterhin erfüllt werden müssen. „Standardjobs“ der Mittelschicht könnten aber zunehmend durch Technik abgelöst werden. Und dann braucht man noch jene, die diese Technik gestalten und betreiben können. Und das sollte auch in die Überlegungen einfließen!

          Die Transformation bedeutet weit mehr, als wir derzeit andenken …

          • CP Seichter

            Kleines Gedankenexperiment: Wenn in Zukunft (egal ob in 10 oder erst in 50 Jahren) alle Arbeit von Maschinen/Robotern erledigt wird, wie funktioniert unsere Gesellschaft dann?

            • F. Malik

              Eine Entwicklungslinie wird eine neue Besteuerung der durch die Automatisierung entstehenden Wertschöpfung sein, die den Menschen neue Lebensformen ermöglichen wird. Es wird aber auch Gewalt geben, die sich u. a. – wie schon früher die Maschinenstürmung – gegen die Automatisierung richten wird. Allerdings konnten solche Widerstände den Fortschritt nicht aufhalten.
              Allerdings ist Folgendes zu beachten. Noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts haben 60 – 80% der Menschen in der Landwirtschaft und in der manuellen Industrieproduktion gearbeitet. Heute sind es in der Landwirtschaft nur noch etwa 3% und in der Industrie unter 30%. Es sind neue Berufe entstanden, die man sich vorher überhaupt nicht vorstellen konnte. So wie diese Veränderungen weitgehend organisch verkraftet wurden, kann auch die Fortsetzung dieser Entwicklung mit innovativem Management und organisieren möglich sein.

              • Max Gmür

                Haben wir das nicht bereits: Besteuerung der durch die Automatisierung entstehenden Wertschöpfung = Mehrwertsteuer. Ich schliesse das aus der Logik, dass Wertschöpfung = Produktion in unseren Breiten grösstenteils hochautomatisiert ist.

                • F. Malik

                  Sie sehen das richtig, wir sind mit der Mehrwertsteuer auf dem Weg dazu. Allerdings ist die Produktion immer weniger der dominierende Faktor des Wirtschaftens. In der Pharmaindustrie z. B. sind die costs of product schon unter 15% der Gesamkosten.
                  Der weitaus grössere Teil der Gesamtkosten ist in den Wissensbereichen.
                  Es stellt sich aber auch noch das Problem, wie man die Mehrwertsteuereinnahmen verwendet. Ein Teil davon müsste in steigendem Mass an die durch Roboter ersetzten Menschen ausbezahlt werden. Da stellen sich noch mehr als idiologische Fragen.

              • CP Seichter

                Dem kann ich nur voll zustimmen. Wir werden andere Finanzierungs-/Besteuerungsformen finden und (hoffentlich) auch ganz neue Arten der Beschäftigung finden.

                Wie könnte man denn die Syntegrations-Methode hierfür einsetzen? (d.h. wer sind die Teilnehmer, was die Themenstellung) Sollten das eher ganz viele mit lokalen Themen sein oder ist damit auch ein „Big Change“ vorstellbar?

                • F. Malik

                  Beides ist möglich; womit man beginnt ist weniger wichtig. Unter anderem wäre der Verband deutscher Wirtschaftsprüfer oder Steuerexperten für einen Anfang recht geeignet. Aber ebenso gut könnten es die führenden Leute aus den Parteien sein.

  4. Sänze Thomas

    Faktisch haben wir bereits ein Grundeinkommen. Es wird nur anders genannt.
    Die Innovation bei dem Gedanken, ist das Wörtchens „bedingungslos“.

    Ob es nun innovativer ist die Beschäftigungslosen mit Harz4-Verwaltungsspielchen und der bürokratischen Förderpeitsche zu beschäftigen oder ihnen „bedingungslos“ Selbstständigkeit und Freiheit zuzugestehen ist fraglich.

    Unstrittig ist, welches Menschenbild hinter den Forderungen nach Zwangsmaßnahmen steckt.

    Generell ist es heute schon so, dass viele Leute arbeiten obwohl sie es nicht „müssten“ und zwar aus den manigfaltigsten Gründen. Was würde sich also ändern, wenn das faktisch schon vorhandene Grundeinkommen plötzlich „bedingungslos“ wäre?

    Ich würde einmal behaupten: Gar nichts! Im Kapitalismus gehen die Leute nicht arbeiten um zu essen. Sie gehen arbeiten für ein „noch“ mehr und generell ist Arbeit kein Selbstzweck, sondern nur ein Mittel zum Zweck.

    Das Problem beim bestehenden Grundeinkommen „mit Bedingungen“ ist doch, dass es die Leute in ihrem Bestreben nach „noch mehr“ ausbremst, anstatt sie darin zu fördern.

    • Peter Koch

      Götz Werner geht von einem Paradigmenwechsel aus: Der Satz „Wer nicht arbeitet, darf nicht essen,“ sei durch den Produktivitätsfortschritt überholt. Er stamme aus der Zeit, als die eigene Scholle soeben die Familie ernähren konnte. Jeder weitere Esser habe die Existenz bedroht. Deshalb sollte nur essen, wer auch arbeitet. Aufgrund der modernen Produktivität könnten aber heutzutage Wenige Viele ernähren. Deshalb postuliert er, dass die gesicherte Existenz (= Grundsicherung) die notwendige Bedingung für die Erbringung von Leistungen ist und nicht umgekehrt. Die Grundsicherung ist in seinem Modell das Pendant zur Scholle, über die man zunächst verfügen muss, um sie bewirtschaften zu können. Die moderne Gesellschaft entwickelt sich aber zunehmend zur Wissensgesellschaft. Die Qualifikationsanforderungen und gleichzeitig die Zahl der geriner Qualifizierten steigen (so Prof. Heinsohn). Bei dieser Ausgangslage ist es m.E. ein plausibler Vorschlag und rechtfertigt zumindest eine Erprobung, dass man zunächst die Grundsicherung bedingungslos zuzusagt, um damit im Gegenzug sogar einen Anreiz zu schaffen, gesellschaftlich wichtige aber nicht marktfähige Aufgaben erfüllen zu können.

      • F. Malik

        Die Scholle von früher sind heute Wissen, Fähigkeit und Können – also eine für die heutige Praxis relevante Ausbildung.
        Hierzu gehört es, dass so gut wie alle Menschen darin ausgebildet werden, wie man sich in Organisationen zurechtfindet und dort effektiv wird. Das ist noch wichtiger als Verkehrsausbildung und Führerscheinprüfung.

  5. David Ruprecht

    Ich bin offen gestanden erstaunt, dass sowohl Herr Prof. Heinsohn – so brillant seine Ausführungen sind – als auch die übrigen Forumsteilnehmer „nur“ die unmittelbaren Konsequenzen von Kontingenten behandeln, während das – zumindest für die Eidgenossenschaft – viel brennendere Problem ausser Acht gelassen wird:
    *
    Die Personenfreizügigkeit ist nämlich als eine Art „conditio sine qua non“ an die gesamten Bilatealen Verträge geknüpft. Oder prägnanter formuliert: ohne Personenfreizügigkeit kein freier Zugang zum Binnenmarkt der EU. Somit stehen wir m. E. dort, wo wir schon nach unserem EWR-nein gestanden haben. Soweit ich mich erinnere, ist damals unsere Arbeitslosenquote angestiegen – und viele Firmen hatten plötzlich Absatzschwierigkeiten. Ein mir bekannter Industrie-KMU musste sogar eine (unrentable) Firma in Deutschland gründen, um die Unsicherheiten ihrer Kundschaft in der (heutigen) EU zu „besänftigen“ und die entsprechenden Geschäfte zu sichern.
    *
    Mich würde interessieren, wie die anderen Forumsteilnehmer dies beurteilen – und bsd. die Herren Prof. Malik und Heinssohn.

    • Gunnar Heinsohn

      Konkurrenz zwingt die Spitzennationen, bei ihrer demografischen Zusammensetzung Könnerschaft vor Volkstum zu setzen. Die Schweiz hat das bisher besser gemacht als etwa Deutschland. Dort schaffen es 2012 von den Alteingesessenen 22,1 Prozent in die beiden besten PISA-Mathegruppen (5/6). Altdeutsche schneiden damit besser ab als die Gesamtschweiz mit 21,4 Prozent. Doch das gesamtdeutsche Ergebnis von 17,5 Prozent fällt deutlich hinter die Schweiz zurück, weil in der Bundesrepublik die Migranten der 2. Generation nur zu 7,5 Prozent gut rechnen können und das Gesamtergebnis kräftig nach unten ziehen. Da wächst ein Fiasko heran.

      Aktueller politischer Druck ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Doch statt vorschneller Unterwerfung sollte die Schweiz lieber nach Bündnispartnern unter EU-Ländern suchen, die ebenfalls nach Grenzregeln für die Optimierung ihrer Arbeitsbevölkerungen suchen und dabei mit der Brüsseler Nomenklatura in Konflikt geraten. Vor allem Grossbritannien dürfte zögern, bei einem Knebeln der Schweiz mitzumachen. Auch die Brüsseler selbst werden ihre Aggressivität überdenken, nachdem etwa das kleine Island die Beitrittsverhandlungen kurzerhand abgebrochen hat. Auch bei Ländern wie Irland, den Niederlanden und Österreich, deren Gesetzgebungen sie zu argwöhnisch beäugten Steueroasen machen, dürfte die Schweiz mit Sympathie rechnen.

      Wie Europa morgen aussehen wird, weiss niemand. Wer aber morgen nicht genügend Kompetenz im Lande hat, darf schon heute auf Nachteile im globalen Wettbewerb sicher rechnen.

      • Jürgen Clasen

        Nun, jeder kann doch das Fiasko sehen, was eine ungesteuerte Zuwanderung auslöst. Die negativen Faktoren sind zu augenfällig und man kann nicht mehr alles leugnen was so abgeht. Erstaunlich nur, dass man mit dem Quotenprimus „Tatort“ reality spielen darf. Solche Darstellungen hat man früher sonst wegen vorrauseilender PC erst gar nicht gedreht. Ein Sinneswandel, wofür ? Solange bei uns die Türen offen stehen, gehen die Firmen ihren Weg. Sie holen sich, was sie brauchen. Der unbrauchbaren Teile landen beim Staat, auf allen Gebieten. Dieser Staat scheint ein tiefes Loch in der Erde zu sein, in das die Gemeinschaft ihr Geld schmeißt und daran ein Wohlgefallen hat. Nur wenige sehen den Frevel und benennen ihn auch. Die werden aber schnell als Populisten diffamiert und kaltgestellt. Nachdenken und sich Gedanken machen über die weitere Entwicklung ist unerwünscht. Der Staat denkt nicht und die ihn lenken, denken erst an sich selbst. Ideologie treibt sie an und sie täuschen sich gerne erst selbst und dann andere.

    • F. Malik

      Die Schweiz ist historisch in vielfacher Weise ein Sonderfall. Die Urheber der Abstimmung gehen vermutlich davon aus, dass die Verknüpfungsklausel in den Verträgen gelockert oder sistiert wird. Dass die EU dies macht, halte ich für möglich, denn jeder Vertrag kann abgeändert werden, wenn die Parteien zustimmen. Das dafür nötige Vorgehen ist mir nicht bekannt, würde aber zeigen, ob die EU überhaupt flexibel sein kann, falls sie das will oder muss.
      Die Interessenlage ist in den 28 EU-Staaten verschieden. Vielleicht wird die EU als Ganzes oder in grossen Teilen die Freizügigkeit selbst eindämmen, sowohl von aussen als auch innerhalb. Die neue weltwirtschaftliche und auch weltpolitische Dynamik kann leicht – insoweit das nicht ohnehin schon der Fall ist – zu einer allgemeinen Exklusions-Stimmung und zu Separationstendenzen führen.

  6. Elke Watenberg

    Der sanfte Kapitalismus ist gescheitert, es sagt bloß keiner so direkt. Früher gab es das Gesetz des „Leben und leben lassen“ auch in der Bundesrepublik. Dann kam die Wiedervereinigung und wir leben nun in einem „Raubtier-Kapitalismus“. Mit Einführung der Harz IV Gesetzte hat sich der Grundton noch einmal verschärft. Das Gespenst der Armut geht um, und ist besonders in den neuen Bundesländern schon jetzt Alltag und betrifft alle Altersgruppen. Man muss nur mit offenen Augen durch die Stadt gehen, um die Auswirkungen der verfehlten Politik der Bundesregierungen seit Schröder zu sehen. Wenn wir so weitermachen, wie bisher, fahren wir den Karren an die Wand. Neue Initiativen müssen her, neue Visionen für ein besseres Leben für alle Menschen in diesem Land. Und die Betonung liegt auf dem Wort ALLE! Wir müssen unsere Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer überwinden. Wir müssen den Reichtum unseres Landes in Zukunft gerechter verteilen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie die Schweiz es jetzt in Erwägung zieht, ist ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit und Menschenwürde. Die Zukunft wird zeigen, ob es sich auch in den Köpfen der Deutschen festsetzt.

    • F. Malik

      Zu den bisherigen Erscheinungsformen des Kapitalismus habe ich in einigen meiner Publikationen Alternativen dargestellt. Sie setzen vorwiegend beim Funktionieren der Organisationen der Gesellschaft an, denn die Mainstream-Makro-Ökonomie der heutigen Art ist völlig veraltet und passt hinten und vorne nicht in die Bedingungen von heute. Die Organisationen kommen darin so gut wie nicht vor.
      Am wichtigsten dabei sind die Tools for Change, darunter die Syntegrations-Verfahren. Die Notwendigkeit von Veränderungen, die sie beschreiben, sind ohne neue Vorgehensweisen nicht machbar. Mit diesen kann aber viel mehr erreicht werden, als die meisten sich vorstellen können und vor allem viel schneller.

  7. A.I.

    Über das Funktionieren eines bedingungslosen Grundeinkommens kann man nur spekulieren.

    Es gibt viele Arbeiten, die gefährlich, unangenehm oder stumpfsinnig sind, aber dennoch erledigt werden müssen. Wer geht schon aus Leidenschaft in die öffentliche Kanalisation, watet in Sturzbächen fremder Exkremente und überprüft die Kanalisation auf ihre Integrität?

    Meine Eltern sind auf Bauernhöfen aufgewachsen. Sie sind die fleißigsten Menschen, die ich kenne. Und auf dem Bauernhof war der Zusammenhang ganz klar: Wer nicht früh aufstand und die anfallenden Arbeiten erledigte, im Frühjahr die Saat aus- und im Herbst die Ernte einbrachte, der verhungerte, so einfach war das.

    Es war ein direkter Zusammenhang zwischen Leistung und Überleben und später Wohlstand.

    In der UdSSR sind viele Ernten auf den Feldern verrottet, weil der Zusammenhang zwischen Leistung und Wohlstand einfach entkoppelt wurde.

    Im Augenblick haben wir genau dasselbe Problem, und zwar in die andere Richtung: Viele Menschen arbeiten sehr hart, und können keinen Wohlstand mehr erwerben, während andere leistungslos immer mehr ansammeln.

    Ich halte diese Entkopplung zwischen Leistung und Wohlstand für extrem zerstörerisch.

    • F. Malik

      Solche widersinnigen Entwicklungen werden herbeigeführt, weil Systemik und Kybernetik der Mehrheit der Entscheider in Wirtschaft und Politik noch unbekannt sind. Die einschlägigen Universitätsfakultäten haben das noch nicht in ihrem Fokus. Diese Wissenschaften werden aber mit enormen Erfolgen in der Technik angewandt.

      • Stefan Ludwig

        da wäre doch jetzt als nächstes eine Systemanalyse gefragt um herauszufinden WELCHES sind die Systemteile mit denen man die neue Ausrichtung auf kybernetisches Management am effektivsten herbeiführen kann.

        Herr Prof. Malik was vermuten sie für Gründe das die Entscheider in der Wissenschaft immer noch nicht kybernetisch arbeiten.

        Heute war im Radio i.d. Sendung „Doppelkopf“ der Leiter eines Instituts für Technikfolgenabschätzung zu Gast. Er nannte so einige Beispiele von nicht vorausgesehenen negativen Nebenwirkungen der Technik. Mein Gott wie man das i.d.R. doch voraussehen kann kann man bei Frederik Vester seit einer ganzen Generation nachlesen. Wieso kommen die immer noch nicht auf den Trichter?? Ich verstehe es nicht!

        Mit freundlichen Grüßen

        Stefan Ludwig

        • F. Malik

          Bis heute werden die Komplexitätswissenschaften (= Systemik, Kybernetik, Bionik) an Universitäten so gut wie nicht gelehrt. Man ist nach wie vor an den herkömmlichen Disziplinen orientiert, u. a. deshalb, weil die meisten Forschungsgelder dafür verfügbar sind, aber kaum für andere Problemstellungen. Ich selbst hatte das Glück, meine Dissertation und dann auch Habilitation im Rahmen von 2 Forschungsprojekten des Schweizerischen Nationalfonds machen zu können, die ausdrücklich auf systemisch-kybernetische Fragen ausgerichtet waren.
          Unter anderem war es die weiterhin herkömmliche Wissenschaftsorientierung, die mich 1984 veranlasste, meine Forschungen aus der Universität auszulagern und in einer eigens dafür gegründeten Organisation zu betreiben.

          Das Behinderungssystem kann man gut modellieren. Es hat u. a. zu tun mit den Karriereleitern, der Bezahlung, der Abschottungsneigung von Risiken und einem Dutzend weiterer Faktoren

          • Wolfgang Pfeifenberger

            Da ist ja nicht nur in der betrieblichen Welt, sondern auch in der Wissenschaft noch gewaltig ‚Luft‘ nach oben.
            Die Biologie hat auf dem systemischen Feld bestimmt viele Verdienste, aber sie krankt ebenso wie die Ökonomie an einem Übergewicht der Gleichgewichtstheorien. Die verstellen den Blick auf den expansiven und nach Höherentwicklung strebenden Charakter von biologischer Systementwicklung. Das Schlimmste aber: Die Definition von Leben setzt voraus, was sie zu beweisen sucht, nämlich
            -Abgrenzung
            -Stoff- und Energiewechsel
            -Selbstregulierung
            -Fortpflanzung

            Ähnlich wie bei der Erklärung der Sprachentwicklung fehlen deshalb tragfähige genetische Konzepte(Ausnahme: Vilayanur Ramachandran), wie aus einfachen Vorstufen komplexe Einheiten entstehen können. Konrad Lorenz hat ja 1973(!)in „Die Rückseite des Spiegels“ den Begriff der Fulguration vorgeschlagen, um da etwas Abhilfe zu schaffen. Fulguration ist bei Lorenz das mit einem qualitativen Fortschritt verbundene Zusammenwirken einst unabhängiger Systemteile. Das ausbaufähige Konstrukt der ‚Urschuld‘ von Paul C. Martin erscheint mir ebenfalls als ein sehr attraktiver Kandidat. Leben als verschuldungsfähiges System.

            • F. Malik

              Konrad Lorenz ist natürlich ganz wichtig. Bei Fulguration entsteht ein völlig neues System mit gänzlich neuem Verhalten aus dem Verkoppeln von vorher separierten Teilen. Es ist also mehr als ein qualitativer Fortschritt wie man ihn im allgemeinen versteht.Das Verhalten des neuen Systems lässt sich aus den vorherigen Teilen nicht ableiten. Unter anderem ist das eines der „Geheimnisse“ der so durchschlagenden Wirkung der Syntegrationsverfahren.
              Ihre Interpretation von PCM ist sehr interessant und innovativ.
              Rupert Riedl wäre noch hinzuzufügen und etliche weitere.

          • Herbert Saurugg

            1984 … und 30 Jahre später sind wir noch nicht viel weiter, oder?

            Ich bin ja in diesem Umfeld noch ein relativer Neuling, aber meine bisherige Erkenntnis aus einer sehr breiten Auseinandersetzung ist, dass das Problem vor allem in der (Aus-)Bildung zu suchen ist. Da dort vernetztes Denken nicht Bestandteil der Lehre ist, entstehen erst viel (technische)Problem, da die Zusammenhänge nicht gewusst/verstanden/berücksichtigt werden.

            Ich bekam vor einem Jahr auf einer Veranstaltung einer technischen Hochschule von einem Prof. die Antwort, als ich auf die systemischen Zusammenhänge bei der Energiewende und die drohende Gefahr von Blackouts hinwies, dass „ich nicht schwarzmalen soll und es 100 andere Problem auch noch gibt, wo eins nach dem anderen abgearbeitet werden muss“. Das Publikum applaudierte noch dazu …

            • F. Malik

              Das sind sehr typische Reaktionen. Professoren sind hochspezialisiert. Es geht anders gar nicht. Ganzeitliches Denken gilt gleich als Übergriff auf angrenzende Gebiete, die eifersüchtigst mit schweren Keulen gehütet werden. Dilettantismus, Amateure usw. Und wir brauchen ja Spezialisten. Nur genügt es noch nicht und man beginnt das zu sehen.

      • A.I.

        Lieber Prof. Malik, ehrlich gesagt kann ich mir das kaum vorstellen. Viele Dinge liegen doch auf der Hand, wenn man nur ein paar Minuten über sie nachdenkt.

        Natürlich ist das Modellieren eines Systems und seiner Wechselwirkungen und dem Charakter der WW eine Wissenschaft für sich. Aber für mich ist es eine ganz alltägliche Erfahrung, dass z.B. Softwarekomponenten gekoppelt sind und Fehler sich an ganz anderer Stelle zeigen können, als man zuerst vermuten würde. Daher fällt es mir nicht schwer, solche Zusammenhänge einzusehen, wenn man sie mir auseinandersetzt. Als Physiker lernt man das eigentlich, wenn man tatsächlich sein Fach lernt und nicht bloß einen Abschluss macht.

        Ebenso ist es eine Tatsache, dass Menschen sich auf Umweltbedingungen einstellen und sich anpassen. Das ist sicher extrem schwierig zu betrachten, denn die Menschen als Systemaktoren wirken wieder auf das System zurück, das dann wieder die Reaktionen der Menschen beeinflusst, welche wieder auf das System wirken.

        Daher ist es sicher sehr schwierig bis unmöglich, durch isoliertes Betrachten einer Stellschraube gewünschte Veränderungen in einer Organisation herbei zu führen.

        • F. Malik

          Sie haben Recht, man würde meinen, dass das gesunder Menschenverstand und allgemeine Lebenserfahrung ist.
          Mehr als 7 Variablen können aber nur wenige simultan im Blick behalten und schon gar nicht ihre Interaktionen.
          An der Universität dominiert zumeist der Reduktionismus, jedenfalls in den frühen Semestern, und bis man diese durchlaufen hat, ist der Verbildungsgrad schon ansehnlich hoch.
          Ihre so positive Einschätzung der Physik kann ich nicht ganz teilen. Die klassische Physik hat zu diesem Reduktionismus viel beigetragen und wird als Prototyp guter Wissenschaft schlechthin angesehen, was sie systemisch gesehen nicht ist.
          Die postklassische Physik ist sicher höher einzustufen, aber mir scheint, dass die Biowissenschaften systemisch mehr zu bieten haben.

          • A.I.

            Die klassische Physik ist Stoff des Grundstudiums und bildet sicher die Grundlage des Verständnisses. Die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Teilchen beruhen eben nun einmal auf den elementaren Gesetzmäßigkeiten.

            Darüberhinaus war der reduktionistische Ansatz in vielerlei Hinsicht auch extrem erfolgreich und hat die moderne technologische Entwicklung erst ermöglicht.

            Ich würde allerdings bestreiten, dass die Physik komplexer Systeme wenig zu bieten habe.

            Jedem wird sofort klar, dass man mit klassischen reduktionistischen Ansätzen hoffnungslos verloren ist. Daher gilt die Aufmerksamkeit der Entwicklung von Methoden, die auf verschiedenen Skalen arbeiten, aber trotzdem auseinander begründbar sind. Ich würde das nicht so geringschätzig betrachten.

            Komplexitätstheorie ist ebenso seit jeher ein Thema der theoretischen Informatik und Mathematik. Das ist eng verwandt mit der Charakterisierung hochkomplexer physikalischer Systeme. Nicht alles, was aus diesen Forschungsgebieten kommt, ist trivial.

            Exakte Lösungen sind unmöglich. Daher versucht man, auf korrekte Heuristiken zu kommen, die aber auch keine ganz exakte Lösung garantieren können.

            Es bleibt spannend.

  8. Max Gmür

    Wer die für aussenstehende eigenwilligen, widersprüchlichen und manchmal wohl auch drolligen Eidgenossen und deren System besser verstehen will sei dieses kurzweillige Buch empfohlen: http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/die-besserkoenner-was-die-schweiz-so-besonders-macht-1.18247927.

    Wer soll nun von wem lernen? Nicht „entweder oder“ sondern „sowohl als auch“!