Süchtig nach Ursachen-Erklärungen: Krimkrise und Aktienbewegungen

F. Malik am Samstag, 15.03.2014 um 15:00 Uhr
« Vorheriger Artikel / Übersicht / Nächster Artikel »

Wenn man Börsen besser verstehen will, sollte man auf erklärende Ursachen bewusst und systematisch verzichten. Man sollte sie ignorieren. Das ist zwar psychologisch schwierig, weil man von überall her von solchen Erklärungen und Deutungen angesprungen wird. Sie klingen zumeist plausibel. Man sucht die Ursachen ausserhalb des Börsenparketts. Man glaubt daran, dass Ereignisse „da draussen“ die Preise „da drinnen“ verursachen. Diese Überzeugung ist irreführend und falsch.

Derzeit muss die Krimkrise herhalten,  um das Sinken der Kurse der letzten Tage zu erklären. Das klingt zwar plausibel, ist aber weitgehend irrelevant. Die Kurse wären so oder so gesunken, weil die Märkte überreif sind. Irgendeinen Anlass findet man natürlich immer, wenn man einen zu brauchen glaubt.

Für das Steigen oder Sinken von Kursen sind äussere Anlässe aber weitgehend bedeutungslos. Und wenn sie Wirkung haben, dann nur ganz kurzfristig – ein paar Stunden oder Tage. Selbst die Geschäftsergebnisse und sogar die Massnahmen von Notenbanken spielen dafür keine bedeutende Rolle, was sich beweisen lässt. Massnahmen wie Zinsbewegungen kommen so gut wie ausnahmslos nachdem die Märkte sich bereits in die Richtung bewegt haben, die man mit den Massnahmen herbeizuführen meint.

Die Gründe für die Bewegungen von Aktienkursen liegen fast ausnahmslos innerhalb des Systems. Die bisherigen Bewegungen und ihre Muster sind es, die die weiteren Bewegungen bestimmen. Sie tun dies mit Wahrscheinlichkeiten, nicht mit Sicherheit, womit viele ihre Schwierigkeitn haben. Aber so ist es.

Die Kurse fallen, weil sie fallen – und umgekehrt. Unter den Tausenden von Ereignissen „da draussen“ findet man immer eines, das plausibel ist, aber es hilft nicht, die Dynamik der Börsen generell zu verstehen. Diese sind kybernetische Systeme und, genauer gesagt, kybernetische Black Boxes.

Tags:

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichen

36 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    „Selbst die Geschäftsergebnisse und sogar die Maßnahmen von Notenbanken spielen dafür keine bedeutende Rolle, was sich beweisen lässt.“ Langfristig sehe ich da doch durchaus einen Zusammenhang. Apple und Google stehen heute deshalb oben, weil sie hervorragende Stellung und Geschäftsergebnisse haben. Allerdings werden sie in einer Baisse genauso mitgenommen wie praktisch alle anderen Werte auch. Wegen der Über-spekulation sogar oft noch mehr. Kybernetische Black Boxes, da denke ich auch immer an das Doppelkopfspiel. Man ist, trotz großer Erfahrung, immer wieder erstaunt, wie ungleich- oder gleichmäßig die Karten verteilt sein können. An der Börse müssen Sie erstmal gar nichts tun und es ist besser, sich wie ein Fischreiher auf einen Baum zu setzen und die Lage zu peilen, ehe man sich den „Koi“ holt. Sie, Herr Prof. Malik haben aber in den vergangenen Jahren die öffentlich nicht beachtete schleichende Vermögensdeflation als ausschlaggebenden Faktor herausgearbeitet. Dazu kommt der „Ring of Fire“ in Gestalt der Sentiments hinzu. Jetzt ist Erfahrung angesagt, um die richtige Einschätzung (!) zu finden: Zurückhaltung (Reiher), Demut , weil man sich auch irren kann.

    • Wolfgang Pfeifenberger

      Ich arbeite in einer Suchtberatung und wir haben häufig mit Spielern zu tun. Die zeichnen sich dadurch aus, dass sie den beschriebenen „Kausalitätswahn“ auf sich selbst anwenden. Sie glauben also Dinge beeinflussen zu können, die einzig und allein im Bereich des Zufalls liegen. Durch diese Selbstüberschätzung werden sie sehr rasch Meister in der Manipulation ihrer Gläubiger, aber der Spielautomat dreht ihnen natürlich eine lange Nase. Was sie aber wiederum nicht im Geringsten in ihrer Auffassung erschüttert, sie seien Herren der Lage und müssten nur ihre „Technik“ verbessern.
      Ich habe inzwischen den Verdacht, dass die Überschätzung der Notenbanken sich aus ähnlichen Quellen speist. Nur das in diesem Fall eine Projektion am Werk ist. Die Zentralbanken sind ja in den letzten Jahren zu wahren „Wundertieren“ mutiert und die Börse hängt an den Lippen ihrer Vorsitzenden, wie einst die Griechen an den Lippen der Pythia.
      Selbst grandioses Scheitern von Notenbankpolitik, wie es sich gerade in Japan vollzieht, wird nicht registriert, sondern zum Erfolg umgedeutet. Man kann sich nur verwundert die Augen reiben.

      • Herbert Saurugg

        Ich habe da mal eine interessante Sendung gehört. Es ging darum, welcher Menschschlag hinter den Bankern steckt – Ellbogentypen mit geringer sozialer Kompetenz … das System zieht genau diese an. Man könnte auch sagen, eine positive Rückkoppelungsschleife …

        • Ludwig Fröch

          Sehr geehrter Herr Saurugg,
          ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre radikale Verurteilung von hunderttausenden Mitarbeitern einer Branche relativieren würden. Es so stehen zu lassen, empfinde ich als beleidigend. Es gibt wohl in jeder Branche solche und solche Menschentypen.

          • Herbert Saurugg

            Sehr geehrter Herr Fröch,

            tut mir leid – Sie haben Recht, dass war etwas zu schnell hingeschrieben, wenngleich ich nur einen Sendungsinhalt wiedergegeben habe und niemand persönlich angreifen wollte.

            Aber „Bank“ steht für viele Sparten, wo es mit Sicherheit auch sehr viele verantwortungsvolle Menschen gibt. Eine mögliche Trennlinie liegt wohl zwischen „Investitionsbanken“ und „Geschäftsbanken“, wobei man auch hier wieder mit Pauschalurteilen vorsichtig sein muss – die nie stimmen. So wie Durchschnittswerte im generellen (mein Liebling: 2°C Klimaerwärmung)

            Ich denke, es geht eher darum, ob man „Dienstleister“ ist, oder das System nur mehr zum „Zocken“ ausnutzt. Wobei dahinter auch wieder psychologische Aspekte stecken.

            Im Wesentlichen geht es wohl darum, gewisse Muster zu (er)kennen und dort gezielt entgegenzusteuern, als pauschal zu verurteilen. Das Wissen hätten wir dazu …

      • Jürgen Clasen

        Arzt behandelt Nierenkranken, bei dem der Urinabfluss gestört ist.
        Spritzt harte Medizin. Ausscheidung klappt wieder eine Zeitlang.
        Dann stockt es wieder und man kriegt es wieder hin mit erhöhter
        Dosis. So geht es in diesem Spiel immer weiter aber es werden immer höhere Dosen erforderlich… Leider hat diese Medizin
        Nebenwirkungen. Die Nieren werden geschädigt und es bleibt immer
        mehr drinnen als rauskommt. Dialyse als letzter Ausweg = dauerhaftes Kreditspending bis zum Exodus…

        • Karl Heinz Schery

          Die Schulmedizin macht uns mit Medikamenten erst so richtig krank? Das Krankenhaus operiert uns zu Tode? Die Bank hat uns mit einem Fonds übers Ohr gehauen? Und unsere Regierung schröpft uns mit bis zu 70 Prozent Steuern und Abgaben? Herzlich willkommen in der Welt von heute! Der Mensch wird nicht mehr als Bürger, Patient oder Kunde betrachtet – sondern als Beute.
          Tatsächlich ist es schwierig, jemand mehr als sich selbst zu akzeptieren; zumal dann, wenn man ihn noch nicht einmal näher kennt. Immerhin ist die menschliche Entwicklungsgeschichte von Egoismus gekennzeichnet. Darvin hat dies als Prinzip des >Survival of the fittest> formuliert. Dieser angeborene Trieb bewirkt, dass wir uns unbewußt immer an unseren eigenen Interessen ausrichten.
          Wer schon mal mit Kunden zu tun hatte – Hande aufs Herz: Haben Sie bei Ihrem letzten Kundenkontakt wirklich das Interesse des anderen in den Mittelpunkt gestellt, oder wollten Sie nicht in allererster Linie etwas verkaufen?

          • Karl Heinz Schery

            „Vor 10.000 Jahren kam es zu einer Störung in der Verhaltenssteuerung des Menschen, die uns daran hindert, so erfolgreich zu sein wie dies möglich wäre. Kennt man die Mechanik dieses Strategien-Konfliktes, dann läßt er sich beseitigen“ – so beschreibt es Hans Hass in seinem Buch: Der Hai im Management
            Das Tier raubt, der Mensch tauscht. Aber selbst im Tausch neigt er durch den ererbten Psychosplit immer noch dazu, zu rauben, den größtmöglichen Vorteil für sich allein und ohne Rücksicht auf den anderen herauszuholen. Letzten Endes immer zu seinem eigenen Nachteil.
            Mit Sicherheit werden diejenigen scheitern, die nicht bereit sind, ihre eigenen Interessen hinter die des Kunden, Patient, Bürger usw. zu stellen.
            Erfolgreiche Unternehmer halten es daher mit Fredmund Malik der es so formuliert“ Optimiern Sie den Kundennutzen, statt sich nur auf den Gewinn zu konzentrieren.
            oder mit Seneca: Wer anderen nützt, nützt sich selbst.

  2. NJPuls

    Lieber Herr Prof. Malik,

    als ein probates Mittel zur Abwehr von unzulässigen Vereinfachungen hat Toyota das „W“ eingeführt. Bei einem Problem ist demnach mindestens 5 – 7 mal mit „Warum“ zu hinterfragen, was wirklich die (technische) Ursache ist. Das habe ich schon oft ausprobiert, funktioniert ganz prima, ist recht einfach zu handhaben und auch bei hartnäckigen Behauptungen schnell zielführend.

    Ich denke, wenn man das Prinzip auf die von Ihnen beschriebenen Erklärungsversuche der Bewegungen am Aktienmarkt anwenden würde, hätte sich die allabendliche Kaffeesatzleserei vor der Tagessschau schnell erledigt. Bei den allermeisten Banalerklärungen würden auch 2 W’s genügen, um deren Sinnlosigkeit aufzudecken.

    Es ist an der Zeit, sich für qualifizierte Methoden zur Verständlichmachung komplexer Verhältnisse stark zu machen. Die Kunst besteht darin, diese Methoden interessant und spannend zu gestalten, damit das Publikum gern auf Kaffeesatzleserei verzichtet.

    Ein interessantes Tool habe ich gerade im Internet entdeckt: http://www.yworks.com.

    Kostet (noch) nix und ich finde, es geht in die richtige Richtung.

    • F. Malik

      Danke für den Hinweis auf das Tool.
      Nehmen wir an, eines Abends sagt der Börsenkommentator: „Heute ist der DAX gestiegen; warum wissen wir nicht … ist uns auch egal … er ist gestiegen, weil mehr Leute gekauft als verkauft haben …“.
      Das wäre doch schon ein Fortschritt.

  3. Wolfgang Pfeifenberger

    Daher stehen viele Ökonomen Phänomenen, wie der Deflation so hilflos gegenüber. Da ist es ja gerade kein tagesaktuelles Etwas, das diese Systemeigenschaft bewirkt, sondern eine langfristige selbstbezügliche, sich exponentiell kumulierende Größe: Steigende private und öffentliche Verschuldung. Sie monopolisiert das Gesamtsystem, indem sie andere kurzfristigere Einflussgrößen in der „Black Box“ an den Rand drängt. Damit reduziert sich Komplexität drastisch. Was die Ökonomen eigentlich erfreuen müsste, es aber tragischerweise nicht tut, weil sie „keine Augen“ dafür haben.
    Solche Monopolisierungsvorgänge kennt man doch aus vielen anderen Bereichen. In der Biologie sind invasive Arten solche Monopolisierer. Ab einem bestimmten Punkt gewinnen sie, weil sie gewinnen.
    Den umgekehrten Vorgang, das Komplexerwerden von Systemen, kann man in vivo im Nationalpark Bayerischer Wald beobachten, wo der Borkenkäfer eine bis dato dominierende Baumart großflächig vernichtet und dadurch die Komplexität des Gesamtsystems und damit die Biodiversität erhöht.
    Man könnte der von Ihnen kritisierten Herangehensweise einen Namen geben: „Kausalitätswahn“.

    • Herbert Saurugg

      Matthäus-Effekt: „Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat.“, steht schon in der Bibel …

      @Borkenkäfer
      Und es zeigt auch schön, dass sich damit der Borkenkäfer auch selbst wieder die Lebensgrundlage genommen hat. Wir kommen daher wohl immer wieder auf „Small is beautifull“ zurück …
      Wer es mathematisch belegt haben will, wird bei Nassim Taleb fündig: Silent Risk
      http://www.fooledbyrandomness.com/FatTails.html

      • F. Malik

        Ein schönes Beispiel, der Borkenkäfer … und in vielem ist small besser als big.
        Und doch ist es nur eine von mehreren Lösungs-Varianten. Sie ist dann die bessere, solange wir für Gross-Systeme keine funktionierenden Lösungen haben. Mit Kybernetik können wir die Selbstregulierungsfähigkeit im Grunde aber beliebig sich ausbreiten lassen, so dass immer mehr Elemente in ein System einbezogen werden können. Und mit den Syntegrationsprinzipien potenziert sich das noch einmal. Wir stehen erst am Anfang der gleichzeitigen Mehrfachanwendung von Syntegrationen.

        • Herbert Saurugg

          @Gross-Systeme

          Njein, ich würde das etwas differenzierter sehen. Menschliche Großgruppen (Systeme) per Kybernetik „steuern“ – da kann ich mitgehen. Denn da gibt es noch immer systemische Reichweitenbegrenzungen. Man muss erst einmal bewusst miteinander kommunizieren.

          Was wir aber im technischen/infrastrukturellen Bereich machen, ist brandgefährlich. Wir haben uns völlig abhängig und verwundbar gemacht. Ganz zu schweigen von den möglichen Fehlentwicklungen im Bio- oder Nanosektor. Oder das kaum jemand versteht, dass die unkontrollierte Vernetzung zu nicht im herkömmlichen Sinn steuerbaren komplexen Systemen führt – mit kaum absehbaren Folgen. Daher sehe ich hier schon den „small is beautifull“ Ansatz als zielführender – wobei das auch noch immer eine Definitionsfrage ist. Aber wenn heute die USA (und nicht nur diese) durch die gezielte Ausschaltung von 9 von 55.000 Systemelementen in die Steinzeit verfrachtet werden kann, dann sollte einem das Schauern kommen. http://www.ploetzlichblackout.at/2014/03/14/s-risks-national-blackout-from-small-scale-attack/ Wenn es vielleicht auch nicht gleich mit 9 geht, aber für eine langfristige Destabilisierung braucht es nicht viel :-(.

          • F. Malik

            Viele unserer heutigen sozialen und technischen Systeme sind nicht mit der Fähigkeit ausgestattet, sich selbst zu regulieren, sich selbst zu organisieren und selbst zu erneuern. Es fehlen ihnen ganz einfach diese elementaren kybernetischen Fähigkeiten.
            Dort, wo diese aber vorhanden sind, wie in der Natur, können auch sehr grosse Systeme gut und sicher funktionieren.

    • F. Malik

      Ein schönes und wichtiges Posting mit lehrreichen Beispielen, vielen Dank.

  4. Herbert Saurugg

    Dazu passend heute in der Presse am Sonntag:

    „Der deutsche Leitindex DAX steht jetzt dort, wo er im vorigen November schon einmal war, und den österreichischen ATX hat man zuletzt im vorigen Frühsommer so tief gesehen wie jetzt. Da sind die Kursgewinne vieler Monate wieder verschwunden.

    Das hat aber nicht nur mit der aktuellen politischen Krise zu tun: Teile Osteuropas, darunter eben auch die Ukraine, schwächeln ganz ohne russische Krim-Intervention auch und könnten sich zum Kern einer neuen Schwellenländerkrise mit Schwerpunkt Osteuropa/Türkei auswachsen. Die enttäuschenden chinesischen Konjunkturdaten sind auch nicht gerade das, was man gemeinhin unter einem Kursturbo versteht. Und in der Eurozone gibt EZB-Chef Mario Draghi durch die Blume zu verstehen, dass die immer stärker werdende deflationäre Tendenz für das eine oder andere graue Haar auf seinem Kopf verantwortlich sein könnte.“

    http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/money/1575404/Warum-Gold-noch-nicht-im-BullenModus-ist

    In komplexen Systemen sind Ursache-Wirkung nie eindeutig. Wir versuchen nur mit unserem linearen Denken immer schnell einfache Ursache-Wirkungsmuster zu erkennen …

    • F. Malik

      Ohne Kenntnis von Deflation und ihrer Dynamik kann man sich auf das Geschehen keinen Reim machen.
      Mit Kybernetik und Systemik kann man sich aber recht gut zurechtfinden.

  5. Andreas Prast

    Leider wird dies von den Bankinstituten und den schlauen Beratern nicht so gesehen bzw. wenn doch behalten sie es für sich. Meine Bank hat mir geraten Fonds, Aktientitel und Anleihen zu kaufen, der Einstiegszeitpunkt (2007) war allerdings scheinbar schlecht, bis heute habe ich in Summe leichte bis mittlere Verluste eingefahren.
    Weiters habe ich eine Lebensversicherung, seit 2000 laufend – dessen Zeitwert momentan unter den eingezahlten Beträgen liegt.
    Im selben Zeitraum konnte ich durch meinen kleinen Handwerksbetrieb (15 Mitarbeiter) und intensive Arbeit stets eine Umsatzrendite von etwa 5-6 % erzielen.
    Meine Schlussfolgerung: Arbeit im Hier und Jetzt ist besser als Spekulation auf das Mögliche in der Zukunft.
    Würden Sie mir einen Schnitt, sprich Verkauf der Fonds und Aktien trotz momentanen hohen Verlust und der Auflösung der Lebensversicherung, anraten?

    • Jürgen Clasen

      Setzen Sie sich, wie der beschriebene Reiher, auf einen Baum und peilen die Lage rund um den Teich in dem die Koi Karpfen schwimmen. Technische Erholungen sind in dieser Woche wahrscheinlich angesagt. Am Freitag ist Verfallstag und die Banken hatten den Rücksetzer nicht im Plan. Also werden sie, egal was draußen geschieht, den DAX hochziehen. Soweit etwas zu dem angeblichen freien Markt mit fairer Kursbildung. Aus den vollmundigen Sanktionen werden lauwarme Sanktionen, womöglich befristet und mit auslaufendem Charakter. Entscheidend könnte eine, auch von Putin, unerwünschte Entwicklung sein. Das Donezbecken will auch heim nach Russland, insbesondere wenn man sieht, wie stark sich der Lebensstandard in der Krim nach dem Russlandanschluss verbessert. Was also tun ? Vielleicht erst einmal die Hälfte verkaufen…und z.B. mit Shortzertifikat die andere Hälfte sichern. Versicherungen kosten aber auch immer Geld und die Zertifikate könnten auch mit einer Bank untergehen… jedenfalls können Sie sich sagen sie haben es zu nächst wahrscheinlich halb richtig und halb falsch gemacht. In letzten Fragen ist man immer auf sich selbst gestellt…und beim E. und A. wird nicht geklingelt.

    • F. Malik

      Ich kenne Ihre Vermögenslage nicht und kann daher kaum einen verantwortbaren Rat geben.
      Wenn Sie Ihre Lage aber richtig beschreiben, dann würde ich unter solchen Umständen verkaufen bzw. auflösen.

  6. Christian Gentsch

    …“…Er ist gestiegen, weil mehr Leute gekauft, als verkauft haben…“ – ich dachte immer diese Realation ist 1:1 😉

    • F. Malik

      Richtig, ich hätte präzisieren müssen, zu höheren Preisen …

  7. A.I.

    Vielleicht ist man ja deswegen süchtig nach Ursachenerklärungen, weil man glaubt, der Börsenkurs sei ein akkurates Abbild der Wirtschaftstätigkeit.

    Wenn ja, dann ist das eine ganz erstaunliche Leistung, die Tätigkeit so vieler Teilnehmer auf eine einzige Kennzahl zu reduzieren, die auch noch das komplexe Geschehen korrekt wiedergibt.

    Ich bin tief beeindruckt.

  8. Jürgen Clasen

    Yandara:“Wladimir Tschischow, EU-Botschafter Russland: Spekulationen über einen möglichen „Gas-Krieg“ zwischen Russland und dem Westen sind Horrorgeschichten, die der politischen Fantasie entspringen.“ „Ukraine: Der Gaspreis soll ab dem 1. Mai um 50% erhöht werden, um die Voraussetzung für IWF-Kredite zu schaffen. Auch in den kommenden Jahren sollen die Preise weiter angehoben werden.“ Vorstellbar, dass man in der Ukraine den „guten“ Beziehungen zu Russland nachtrauert. Wenn Obama in vergleichbarer Position gewesen wäre, Nachbarstaat mit wichtiger US Militärhalbinsel und überwiegend amerikanischer Bevölkerung…er hätte es wahrscheinlich so gemacht wie Putin…Aber kommen wir auf was anderes zurück. Japan muss schon die Hälfte des Budgets für Zinsen aufwenden. Die Massen werfen sich unvermindert auf die Staatsanleihen und die US Anleihen werden durch die Notenbank am Leben erhalten. Was natürlich auch für eine Reihe anderer Staaten zu trifft. Empfehle spekulative Beimischung (!) von Rosneft und Gazprom. Dividende und der Rohstoffschatz liegt auch weiter unter der Erde, wenn der Gas- & Ölsanktionskrieg ausbrechen sollte. Hat seine Risiken, aber Papierguthaben eben auch.

  9. kohlmann

    Ich finde den so oft angeführten Vergleich mit 1929 und der Great Depression irreführend. Denn wir leben heute in einer infomativ und kommunikativ vernetzten Welt, die besser steuerbar ist als damals. Damals waren die Finanzmärkte noch viel weniger global und weniger steuerbar. Ich erinnere mich an eine Studie, in der anhand der Netzwerktheorie gezeigt wurde, dass das Kapital sich innerhalb eines Netzwerkes von nur etwa 150 Unternehmen konzentriert (Banken, Schattenb. usw. – einer der größten ist bekanntermaßen Black Rock). Ich glaube nicht dass diese Player einen Großcrash erzeugen wollen – nicht weil sie gut und nicht böse sind, sondern weil man sich damit selbst ins Fleisch schneidet (wer will schon nach Australien ziehen, nur weil weil man weg muss, wenn alles brennt). Schauen Sie sich doch die Zusammenarbeit der Zentralbanken an, die Preismanipulationen bei Gold usw. Nur wenn China wissenstechnisch mit den usa auf augenhöhe wäre, wäre ein crash m.E. unausweichlich. Hinzu kommt: Mit Sozialmechnik und dem unausweichlichen Zusammenbrechen einer kaputten Maschinerie kann man auch deshalb nicht mehr argumentieren, da wir seit Keynes vom Placeboeffekt auf Makroebene wissen ..

    • Herbert Saurugg

      Ich finde das schon eine etwas gewagte These, dass die heutige Welt viel besser als damals steuerbar ist. Ganz im Gegenteil, widerspricht das doch den Erkenntnissen aus der Systemtheorie oder Biokybernetik. Je mehr Vernetzung, je mehr Systemelemente, desto höher die Dynamik und die nicht erfassbaren Wechselwirkungen. Daher ist wohl eher nicht von einer besseren Steuerbarkeit auszugehen. Natürlich erfolgt das nicht absichtlich, aber die Eingriffe sind mehr Aktionismus als kybernetische Steuerung. Verschlimmbesserungen sozusagen.

      Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht …

      • F. Malik

        So, wie die Welt heute strukturiert ist, ist sie immer weniger steuerbar. Kollapse sind daher programmiert. Immer weniger Systeme haben die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, zu organisieren und selbst zu erneuern. Denn nur ganz wenige sind ausdrücklich und auch ausreichend mit Kybernetik ausgestattet.
        Nun gibt es aber auch Ökosysteme mit gigantischen Ausmassen, die alle diese Fähigkeiten haben; die ganze Natur ist so gesehen ja ein sich selbst regulierendes System. Und mit der Anwendung der Bionik werden wir auch soziale Systeme immer besser regulieren und steuern können.
        Ob diese Entwicklung noch früh genug kommt, ist schwer zu beurteilen.
        Die Verletzlichkeit der heutigen Systeme ist beträchtlich und sie wächst.

        • Herbert Saurugg

          Wir haben die letzten Tagen wieder ausführlich im Rahmen unserer Initiativen „Plötzlich Blackout!“ darüber diskutiert, was wir in einem Blackoutfall tun bzw. wie wir uns darauf vorbereiten können. Auch wenn ich schon sehr viel zu diesem Thema weiß, ist es immer wieder erschreckend, wenn man wieder ein Detail erfährt, auf welch fragilem System wir heute sitzen.

          Die breite Masse weiß noch immer nichts davon und lebt gut in der Scheinsicherheit. Das Erwachen könnte brutal werden. Aber das ist ja leider nicht die einzige Baustelle. Wie viel Schwarze Schwäne da wohl noch auf uns warten?

          In der Natur glaubt niemand, dass er alles im Griff hat … außer wir Menschen.

          • F. Malik

            Richtig. Sowie man sich mit komplexen Systemen ernsthaft befasst, weicht sich der naive Glaube an die allgemeine Machbarkeit rasch auf. Unser Bildungssystem vermittelt dieses Wissen nicht, von Ausnahmen abgesehen. Überall aber, wo wir junge Leute befähigen, durch unser Ecopolicy-Game Komplexität zuerstr zu verstehen und dann die systemkybernetische Modellierung anzuwenden, setzt Begeisterung ein, weil ihnen dies die Augen öffnet. In Niederösterreich gibt es dazu einige Initiativen.

  10. kohlmann

    Ich erinnere daran zu bedenken, dass Lehmann ein erzeugter Crash war. Die Mutter des Problems war m. E. der New-Economy-Crash, der immernoch auszubaden ist. Mit Lehmann wurde m.E. ein Wirtschaftskrieg begonnen, wobei Europa als Zwischenspiel zerlegt wurde (übrigens brennt es überall: nordafrika, südamerika usw.) Wir sehen auch langsam, dass das Ausbaden auf einen Krieg hinausläuft, der ja Aufschwung bringt (wie in den 40er Jahren). M.E. geht es jetzt erstmal drum, Russland und China zu trennen, und Europa spiel für die USA hier eine wichtige Rolle .. soweit so gut bzw. schlecht .. grüßße

  11. Jürgen Clasen

    Nehmen wir mal an, sie hätten eine kleine Druckmaschine, das richtige Papier und sie könnten damit fleißig Dollar drucken und garantiert unerkannt in den Verkehr bringen. Dann sind Sie so was wie eine Mini FED. Mit diesem Geld können sie nicht nur in den USA einkaufen, nein weltweit und Sie können dafür die besten Güter kaufen und Investments vornehmen. Das was hier beschrieben wird, ist die Praxis der FED. Sie hat in ihrer Bilanz 4 Billionen Dollar aufgehäuft. Für dieses Geld hat sie aber nicht für 4 Billionen Dollar Gegenwerte erzeugt, wie auch? Weil der Dollar globales universelles Zahlungsmittel ist, kann man so ständig einen netten Schnitt machen. Man darf es allerdings nicht zu sehr übertreiben. Das weltweite Währungssystem ist so träge und nimmt den Dollarsegen noch gefahrlos auf. So kann man auch rauben, ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Entwicklung: die Russen und Chinesen und der weniger bedeutende Iran haben diesen subtilen Diebstahl schon lange im Focus. Sie züchten einen anderen tragfähigen Ast heran auf den sie, eines Tages, mit wenig eigenem Schaden,rutschen können.

    • F. Malik

      Das ist zwar richtig, geht aber nur eine Zeitlang. Nach herkömmlicher Ökonomie würde das zu einer Inflation führen.
      Diese ist bisher aber nicht eingetreten, sondern das Gegenteil davon, eine Deflation, bisher noch zögerlich, aber wachsend. Etwas muss am FED-System also faul sein.

      Vielleicht sollten Sie noch präzisieren, welche „Billionen“ Sie meinen – amerikanische oder europäische?
      Der Unterschied ist gewichtig. Die amerikanische Billion hat 1000 Millionen. Eine europäische Billion hingegen hat 1000 Milliarden. 1 Billion = 1000 000 000 in USA; 1 Billion = 1000 000 000 000 = Europa

      Daher muss man aufpassen und genau hinschauen. Die europäischen Medien differenzieren zum Teil zu wenig und übernehmen die amerikanische Definition. .

      • Jürgen Clasen

        Meine Zahlen beziehen sich natürlich auf die europäische Billion.4 US Billionen sind nur 4 Mrd. Heute keine wirkliche Größenordnung mehr, der man noch Beachtung schenkt… Durch das hohe Weltbruttosozialprodukt und dessen Wachstum wird die wundersame Dollarvermehrung stark verdünnt und in der Tat bremst sie die deflationäre Entwicklung etwas. Die deflationäre Grundströmung überwiegt aber in dieser Rechnung. Der CPI im Euroraum wurde zuletzt auch von den Notenbanken bzw. EZB als Gefährdung dargestellt. Eine sekundäre Erscheinung. Die primäre Deflation kommt vom Verfall der Vermögenswerte, die einen Strudel aus Nachschuss und Not/Zwangsverkäufen erzeugen wird. Hot Spots, wie Immobilien in London besagen gar nichts und geraten später auch in den Wirbel. Einzig die Aktienmärkte können scheinbar übers Wasser laufen. Woran liegt das, trotz total negativem Sentiment? Es gibt eine Menge gewichtige Akteure die an stets steigenden Kursen interessiert sind. Die Banken geizen an Krediten für Investitionen und setzen das billige Geld an der Börse ein. Übel, wie auch das Verhalten der FED. Mit den höheren Kursen und den neuen Dollars kommen keine neuen Güter in die Welt…

  12. Jürgen Clasen

    Off-Topic: „Deutsche Kriegsfotografin in Afghanistan erschossen“. Anlass noch einmal auf diese „Mission“ zu schauen. Nicht nur Scholl-Latour wusste von Anbeginn, das am Ende ein totaler Misserfolg dabei rauskommen wird. Nein, ich behaupte, jeder der sich etwas Ahnung angelesen hat, konnte leicht zu der gleichen Erkenntnis kommen. Wie kann das alles sein, das derart am gesunden Menschenverstand vorbei regiert wird? Wir haben keine wirklich kritischen Medien. Alles ist gefiltert und der PC untergeordnet. Fehlt die schaurige Abschlussbilanz: Wie viel Tote, Schwerverletzte, traumatisierte Menschen? Wie viel hunderte Mrd. $ wurden verpulvert? Und schon will man in Afrika wieder Frieden stiften. Es wiederholt sich. Man hat keine Ahnung von den dortigen Verhältnissen und man hat auch schon vergessen wie es in Somalia, oder früher für F in Algerien, ausgegangen ist. Gewinnen wird am Ende der rüstungsindustrielle Komplex. Echt zum verzweifeln!