Antwort Heinsohn auf Posting Huber

F. Malik am Samstag, 05.04.2014 um 7:38 Uhr
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Die Antwort, die Herr Heinsohn direkt auf Herrn Hubers Posting gibt, ist für die meisten Blogger interessant:

Lieber Herr Huber!

Wenn alle “Staatsschulden gestrichen und in allen Bilanzen und Budgets auf 00,00 gesetzt” werden, sind natürlich die meisten Unternehmen ausgelöscht, die im Investment und/oder im Eigenkapital bei Staatstiteln hoch gewichtet sind. Die wären ihre Forderungen los, müssten die gegen sie gerichteten Forderungen aber weiter erfüllen. In erster Linie träfe es Banken und Altersversicherungen. Neue Banken würden nach und nach schon wieder entstehen, aber die Pensionsansprüche wären uneinbringbar. Nun müssen Staatsschulden ja nicht auf Null, sondern nur auf ein bedienbares Maß herunter. Gerade dafür braucht es ein feines Skalpell. Und es stimmt schon, dass an Form und Schliff dieses Instruments kaum irgendwo ernsthaft gearbeitet wird. Gunnar Heinsohn

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5 Kommentare

  1. Walter Huber

    Verehrter Prof. Ja, natürlich braucht man für die Umsetzung von meinem provokanten Ansatz ein etwas “feineres Skalpell”. Andeuten wollte ich mit meiner Äußerung, dass es mit den derzeitigen Systemen, der Doppelmoral und Langsamkeit auch nicht weiter gehen kann. Viele Randaktivitäten wie “Einführung von Komplemtärwährungen” bis zum Absinken der Wahlbeteiligungen, bis zu Weiterlügen von Regierungen (aktuell Deutschland und USA) wenn es um Zusammenarbeit der Geheimdienste, bis zur extrem Vermehrung von Reichtum auf der Welt, können wir eben so wie derzeit nicht weitermachen. Die schleichende Deflation und die Perfektionierung der Doppelmoral usw. sind nicht die Lösungen auf unsere Zukunftsaufgaben. Die Themen Umwelt und zum Beispiel die Pharmaindustrie erwähne ich schon gar nicht mehr. Mir geht es um die aktuelle Verantwortung der derzeit 50+ Politiker und Manager und ihre Verantwortung für die nächsten 3 bis 4 Generationen. Derzeit bin ich täglich eher sprachlos zu den fehlenden Ideen und neuen Konzepten als begeistert über die kreativen und konstruktiven Ansätzen der Macher. Prof. Malik, Ihre Person und einige andere sind da die wenigen, positiven Ausnahmen.

  2. Jürgen Clasen

    Ein umfassender genereller Schuldenschnitt kommt sowieso nicht in Frage. Wieso sollte man beispielsweise Bayer oder Daimler von ihren Unternehmens-anleihen befreien? Deren Geschäftsmodell beruht darauf, das sie genug erwirtschaften, um diese Papiere mit Zins und Tilgung zu bedienen. Wenn das
    nicht mehr der Fall sein sollte, müssen sie ihr Unternehmen umkrempeln.
    Gelingt das nicht, dann scheiden sie ganz einfach, wie schon millionenfach
    passiert, aus dem Markt aus und die Gläubiger haben den Schaden am Hals.
    Für private Schulden haben wir umfassende Regeln zur Privatinsolvenz.
    Bleibt der Staat, von dem die Kanzlerin auch schon gesagt hat, das er pleite gehen kann. Der Staat ist aber in der Hand von Politikern, die um wiedergewählt zu werden, unangenehme Nachrichten vom Wählern fernhalten.
    Sie verschulden den Staat, statt ehrlicherweise die Steuern zu erhöhen und
    Vermögenssteuern (Neudeutsch Reichensteuern) zu erheben. Oft wird beklagt,
    das die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer. Dem kann man einem progressiven Steuerverlauf und Substanzsteuern entgegenwirken.
    Noch kann die BRD seine Verpflichtungen nachkommen. GR müsste seinen Bürgern in die Tasche greifen!

    • Jürgen Klaus

      Herr Clasen, hier sehr empfehlenswert das Buch von Paul C. Martin. ( Aufwärts ohne Ende)
      Wenn wir durch Steuererhöhungen oder anderen Maßnahmen ein fallendes BIP riskieren ist wie jemand der eine Karte aus einem Kartenhaus entfernt. Es besteht die Gefahr dass das gesamte System zum Absturz kommt. (Kettenreaktion)

      Aber eine kleine Steuer für Vermögen (oder Spekulationssteuer)
      erschaft Vertrauen in der Bevölkerung, einen kleinen Tropfen auf den heißen Stein an Einnahmen und läßt dem Spiel noch etwas mehr Zeit.

      Spannender wird es sein, zu verfolgen wie es in Deutschland mit Maßnahmen analog der PV Förderung weiter geht. Hier verschulden sich priv. Haushalten in Mrd. höhe für neue Investitionen die sie wiederum selber bezahlen, was für eine Idee für Wirtschaftswachstum! Hier zeigt sich doch die nur selten aufblizende genialität von Volksökonomen in der Politik (bzw. den Ministerien deren Mitarbeiter letztlich die ganze Arbeit machen).
      Nur leider Beweist die Politik in Dt. nur selten genialität.

  3. kohlmann

    Radikale Schuldenschnitte wären m.E. ein völlig falscher Weg! Das Problem ist ja nicht die Verschuldung auf der Welt ansich – den für jede Schuld gibt es auf der anderen Seite einen Gläubiger!!!!!! Das Problem ist, dass das Schuldennetzwerk zu groß und unübersichtlich geworden ist und viele Haushalte, Unternehmen oder Staaten in dieser Hyperkomplexität garnicht mehr wissen, realisieren oder abschätzen können, in welchem Maße sie selbst verschuldet sind bzw. zu welcher wahrscheinlichkeit sie in welchem szenario betroffen sein könnten. Das hemmt wirtschaftliche aktivität! Nur wenn ein dicker Fisch einbricht (Lehmann, Griechenland usw.), kommt es zu ketteneffekten. Man sollte fische gezielt pleite gehen lassen und die folgewirkungen begrenzen. das geht bspw. mit maliks tools usw. zur zeit versucht die usa dies auch – nordafrika, südeuropa, südamerika, alles brennt und die leute die das wohnen sind die ersten die zahlen ..

  4. Florian Linse

    Langfristig entstehen durch Zurodnungsfehler Verteilungsungleichgewichte, die zunehmen und zu grossen Vermögen =Schulden führen. Geldvermögen sind Forderungen (letztendlich auf Arbeitsleistung), Schulden sind Verbindlichkeiten (letztendlich in Arbeitsleistung zurückzuzahlen). Die Forderungen aus Vermögen nehmen Umfänge an, die der Vermögende nicht mehr vollständig einfordert, sein Bedarf ist gedeckt. Damit ist jedoch der Austausch im System unterbrochen. Der Schuldner kann nur zurückzahlen, wenn der Gläubiger Leistung in Höhe der Schulden abruft. Da der Gläubiger dies nicht tut, kann das System nur durch Neuverschuldung vor dem Kollaps bewahrt werden. Dies kann nicht ad infinitum fortlaufen. Eine Zentralbank könnte zwar die Verschuldung theoretisch immer weiter finanzieren (mit viel „Kreativität“ um die Gläubiger im „Glauben“ zu halten), doch irgendwann führen die finanziellen Fehlallokationen zu katastrophalen Fehlleistungen in der Realwirtschaft, die schlussendlich doch zu Versorgungslücken beim Nötigsten führen. Spätestens dann ist der Ofen aus.
    Soweit kommt es jedoch nicht. Es muss zu einem Ausgleich kommen, entweder ungeregelt (Revolution, Krieg) oder geregelt (Umverteilung).