„Deflationsbekämpfung letzten Standes“ von Prof. Dr. Gunnar Heinsohn

fredmund.malik am Donnerstag, 03.04.2014 um 13:21 Uhr
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Prof. Dr. Gunnar Heinsohn schreibt am 31.03.2014 in seinem neuen Artikel:

„Mechanisch bedeutet eine ökonomische Krise, dass die Schulden der wirtschaftlichen Akteure gleich hoch bleiben oder steigen, während die für ihre Bedienung erforderlichen Geldzuflüsse sinken, weil weniger oder nicht zum bisherigen Preis verkauft werden kann und weil Lohnsummen durch Gehaltssenkungen und/oder Arbeitslosigkeit fallen. Was an Geld für die Tilgung fehlt, muss durch Vermögensverkauf aus der Substanz genommen werden.

Diese Liquidierungen führen zum Fall der Eigentumspreise, was die Deflation von Waren- und Arbeitspreisen weiter beschleunigt. Frisches Geld für neue Nachfrage und die Stabilisierung der Preise kommt jetzt nicht mehr von den Privaten. Ihr verpfändbares Eigentum ist runtergepreist und macht auch Kredite von gestern „faul“, weil bei Vollstreckung weniger zurückkommt als verliehen wurde. Die Gläubiger holen das Fehlende dann ebenfalls aus der Substanz (dem Eigenkapital) und verlieren an Ausleihkapazität.“

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27 Kommentare

  1. Walter Huber

    Dazu hätte ich einen konstuktiven Vorschlag, dessen Vorstellung mich seit Wochen nicht losläßt. Ich empfehle, dass weltweit in allen betroffenen Ländern (also fast alle) am 1. Mai 2014 um 00.00 Uhr alle Staatsschulden gestrichen und in allen Bilanzen und Budgets auf 00,00 gesetzt werden. Das Beispiel Österreich hat dann um 00.01 Uhr keine Schulden mehr, muss keine Zinsen dafür zahlen usw. Österreich kann dann endlich in die Zukunft neu losstarten. Die Stimmung wird besser usw. usw. Die feds und alle Notenbanken und ähnliches, wo die Kredite aufgenommen wurden sollen diese Summen in ihren Bilanzen abschreiben. Da ca. 50 % nur am Papier oder im PC existieren und das Ganze sowieso Theorie ist, wird am 1. Mai 2014 in Wirklich nichts passieren! Sondern, allen Staaten und allen Menschen der Erde wird es einfach (wieder) besser gehen. Die Real-Wirtschaft und Start-Ups könnten dann wieder von den Banken (ohne Basel II Schwachsinn) normal unterstützt werden. Und junge Familien wieder günstige Kredite ohne doppelte Besicherung für ihren Lebensstart erhalten. Hoffe, meine Idee findet bis 1. Mai 2014 noch viel Zuspruch für eine Realisierung.

    • Ert

      Sehr geehrter Herr Huber,

      Wenn wir eine Schuldenkrise haben – dann müssten wir ja Saldenmechanisch auch ein Guthabenkrise haben. Sollte die Schuldenkrise nur sektoral sein, also beim Staat, dann müssen bei einer sektoralen Verminderung „dieser Schulden“ die anderen Sektoren (Privat/Wirtschaft) diese Schulden aufnehmen – wenn die Gesamtguthaben bei der ganzen Staatsentschuldungsaktion nicht sinken sollen. Und vor einem Sinken der Gesamtguthaben haben ja irgendwie ganz viele Angst….

      Besteht beim Staat letztendlich nicht ein Besteuerungsdefizit? Die Ausgaben des Staates landen ja direkt bei den anderen beiden Sektoren und sorgen dort für entsprechende Einnahmen – sein es nun direkte Subventionen an Firmen, Sozialhilfen die gleich beim Supermarkt landen, etc. pp.

      Damit meine ich, das Staatsschulden, solange Sie ‚Intern‘ aufgenommen werden, nur das Besteuerungsdefizit abbilden. Die Halter der Schulden profitieren ja sogar noch über die Zinsen – also indirekten Forderungen gegenüber allen anderen ‚Staatssubjekten‘ (Steuerzahlern). Und so lange da was zu holen ist….

      So frage ich mich, ob die Staatsschuldendebatte oft nicht in die Irre führt….

    • TG

      Wenn ich es recht verstehe, so wäre das dann wohl eine „Blitz-Deflation“.

      Die dadurch ausgelöste Schockwelle bzw. Kettenreaktion auf der Gläubiger-Seite scheint in ihrem Vorschlag nicht berücksichtigt, mal abgesehen davon, dass es Verträge gibt.

      Die in ihrem Vorschlag in kürzester Zeit freigesetzte „Auslöschungsenergie“ zwischen Guthaben und Schulden dürfte in etwa einem Beben der Stärke 1500 entsprechen. Die Spannungen der Finanzkruste sind zwar dann abgebaut, aber alles Gemeinwesen und Wirtschaften liegt in Schutt und Asche.

    • Gunnar Heinsohn

      Lieber Herr Huber!

      Wenn alle „Staatsschulden gestrichen und in allen Bilanzen und Budgets auf 00,00 gesetzt“ werden, sind natürlich die meisten Unternehmen ausgelöscht, die im Investment und/oder im Eigenkapital bei Staatstiteln hoch gewichtet sind. Die wären ihre Forderungen los, müssten die gegen sie gerichteten Forderungen aber weiter erfüllen. In erster Linie träfe es Banken und Altersversicherungen. Neue Banken würden nach und nach schon wieder entstehen, aber die Pensionsansprüche wären uneinbringbar. Nun müssen Staatsschulden ja nicht auf Null, sondern nur auf ein bedienbares Maß herunter. Gerade dafür braucht es ein feines Skalpell. Und es stimmt schon, dass an Form und Schliff dieses Instruments kaum irgendwo ernsthaft gearbeitet wird. Gunnar Heinsohn

    • Dr. Markus Griesbeck

      Der Vorschlag hört sich bestechend und einfach an. Und dennoch schließe ich mich Ihrer Idee nicht an. Meine Hauptgründe:

      1. Das (gleiche) Spiel beginnt von vorne; das Denken und Handeln der Menschen, Gesellschaft, Politik und des Staates würde „gleich“ bleiben. Das Motto lautet: Im Zweifelsfall machen wir alle paar Jahre eine Entschuldungsaktion und können nochmals „neu“ starten.
      2. Die Idee impliziert, dass es den Gläubigern des Staates egal ist, wenn sie auf Null gestellt werden. Ich greife ein Beispiel heraus: Ein normaler Bürger spart seine Altersvorsorge auf Basis einer Lebens- oder Rentenversicherung. Die Lebensversicherung AG, die diesen Vertrag betreut, hat ihr Geld in die Staatsanleihe XY investiert. Bei ihrem Vorschlag verlieren Lebensversicherung AG und Versicherungsnehmer das Investierte bzw. Ersparte. Ich empfinde das als nicht gerecht. Denn: Es zerstört Vertrauen in ein unter Normalumständen funktionierendes Geldwesen.

    • David Ruprecht

      Genau diese Überlegung funktioniert m. E. NICHT: Wenn wir allen Staaten die Schulden erlassen, müssen auf der Gegenseite die Gläubiger Einbussen einstecken, welche – wie Prof. Heinssohn richtig schreibt – die entstehenden Einbussen aus ihrem Vermögen decken müssen. Damit können sie weniger konsumieren (falls sie nicht im Extremfall selber überschuldet sind) und somit die Wirtschaft weiter schwächen usw.
      *
      Nebst dieser Spirale, welche das Grundproblem niemals lösen, sondern nur verlagern kann, wäre diese Massnahme in einem Punkt fatal: Sie sände nämlich das Signal aus, dass sich Schulden machen lohnt, sparen hingegen nicht. Genau dieses Problem hat doch auch die Nullzinspolitik ausgelöst und diese Krise erst wesentlich mit beeinflusst!
      *
      So unpopulär es klingen mag: Das einzig richtige ist jetzt, sich auf klassische Werte zu besinnen, wie „Leistung muss sich lohnen“ und „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“ (statt „Spare in der Not, dann hast Du Zeit dazu…“)

  2. Hendrik

    Hallo Hr. Malik,
    vorab möchte ich mich bei Ihnen für diesen Blog bedanken, da er meine Erkenntnisse und meinen Blickwinkel geschärft und erweitert hat. Um es kurz zu formulieren: „Ich sehe viel klarer und deutlicher…“

    Trotzdem habe ich eine ergänzende Frage zu dem Artikel von Heinsohn. Im Rahmen des QE-Programms werden neben den Kauf von Staatstiteln auch Hypotheken von den staatlichen
    Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Fannie Mac mit in die Bilanz der US-Notenbank aufgenommen. Diese Papiere unterliegen ja auch einen Fälligkeits-Termin zu dem diese
    getilgt oder refinanziert werden müssen. Kann man nicht davon ausgehen, dass diese Papiere auch
    an Wert verloren haben bzw. nicht getilgt werden können, d.h. das die Notenbank nicht den ursprünglich bilanzierten Wert wieder hereinbekommt und somit – bei der nicht ganz unerheblichen Anzahl von Papieren – Probleme mit Ihrer Bilanz bekommt (Stichwort: negatives Eigenkapital)? Wie schätzen Sie hier die Situation ein?
    Vielen Dank und viele Grüße,
    Hendrik

    • Gunnar Heinsohn

      Seit 2007 haben FANNIE und FREDDY 187,5 Milliarden US-$ als Bailouts vom Staat erhalten, so dass sie wie verlustfreie Unternehmen weiter operieren und auch wie zuvor Dividenden zahlen konnten. Die erreichten bis Februar 2014 rund 192,5 Milliarden US-$. Allerdings blieben private Anteilseigner ausgeschlossen, weil sie ohne Bailouts ausgelöscht gewesen wären. Etliche von ihnen klagen deshalb gegen die staatlichen Caretaker von FANNIE und FREDDY. Die Fed-Milliarden zur Kurspflege durch Direktankauf von FANNIE- und FREDDY-Aktien gelten natürlich nicht als Teil der Bailouts (http://www.reuters.com/article/2014/02/21/us-usa-housing-fanniemae-idUSBREA1K0WL20140221). Gunnar Heinsohn

    • F. Malik

      Ich freue mich, dass Ihnen mein Blog einen besseren Durchblick ermöglicht.
      Ich werde Herr Heinsohn bitten, selbst eine Antwort zu geben. Teilweise werden
      Sie aber durch den heutigen Eintrag Heinsohns schon informiert.

  3. Jürgen Clasen

    „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

    Henry Ford

    Lieber Herr Huber,

    sie träumen, ähnlich wie ein Schuldner, das die Schulden verschwinden mögen
    und wir dann vor einem Neubeginn stehen. Wird Ihr Traum wahr, gibt es ein Finanzchaos ohne Ende. Die Realwirtschaft geht auch völlig den Bach runter.
    Jeder wird sich nur noch auf das Allernötigste konzentrieren, einen vollen Magen.

  4. Walter Huber

    Verehrte Herren und Gegner meines Ansatzes für 1. Mai 2014. Natürlich braucht man für die Umsetzung ein etwas „feineres Skalpell“, wie Prof. Heinesohn richtig meint. Andeuten wollte ich mit meiner provokanten Äußerung, dass es mit den derzeitigen Systemen, Doppelmoral und Langsamkeit auch nicht weiter gehen kann. Viele Randaktivitäten wie „Einführung von Komplemtärwährungen“ bis zum Absinken der Wahlbeteiligungen bis zu Weiterlügen von Regierungen (aktuell Deutschland und USA) wenn es um Zusammenarbeit der Geheimdienste bis zur extrem Vermehrung von Reichtum auf der Welt können wir eben so wie derzeit nicht weitermachen. Die schleichende Deflation und die Perfektionierung der Doppelmoral usw. sind nicht die Lösungen auf unsere Zukunftsaufgaben. Die Themen Umwelt und zum Beispiel die Pharmaindustrie erwähne ich schon gar nicht mehr. Mir geht es um die aktuelle Verantwortung der derzeit 50+ Politiker und Manager und ihre Verantwortung für die nächsten 3 bis 4 Generationen. Derzeit bin ich täglich eher sprachlos zu den fehlenden Ideen und neuen Konzepten als begeistert über die kreativen und konstruktiven Ansätzen der Macher. Prof. Malik ist da eine der wenigen positiven Ausnahmen.

  5. Dr. H. Mertens-Marschall

    Sehr geehrte Herrn Professoren Malik und Heinsohn, sehr geehrte Blog-Teilnehmer,
    ach, wäre es schön, wenn wir in den letzten 30 Jahren vernünftig gewirtschaftet hätten, oder uns der liebe Gott unsere Schulden schmerzfrei nähme,schließlich wir sind ja reumütig. Aber so kommt es nicht. Folge der Schulden sind weltweite wirtschaftliche, soziale und geopolitische Verwerfungen und Ungleichgewichte, die eine Neuausrichtung und Redimensioniereung menschlichen Handelns jenseits von Hybris und Machbarkeitsglauben erfordert. Allein das auf Unsterblichkeitsanspruch beruhende deutsche Gesundheitswesen ist ohne Probleme in der Lage 100 % des Erwirtschafteten zu verbrauchen, andere Ansprüche an den Staat und Pensionsverpflichtungen völlig außer Acht gelassen. Unsere Politiker sind völlige Illusionisten, unsere Mitbürger überwiegend naiv, und im Glauben, alles würde ständig mehr und besser. Dabei stehen wir an einer Schwelle massiver Umbrüche, deren Ausmaß nur schwer zu ermessen ist. Als erstes wird im Mai in einem ersten Schritt die EU in ihrer jetzigen Form beendet. Der Punkt der Steuerbarkeit ist längst überschritten.

    • Herbert Saurugg

      „Unsere Politiker sind völlige Illusionisten, unsere Mitbürger überwiegend naiv, und im Glauben, alles würde ständig mehr und besser. Dabei stehen wir an einer Schwelle massiver Umbrüche, deren Ausmaß nur schwer zu ermessen ist.“

      Ja, leider zeigt sich das immer häufiger in sehr unterschiedlichen Bereichen. Ich habe dazu gerade weitere interessante Einblicke in die deutsche Energiewende gewonnen – Alexander Wendt hat dazu das sehr interessantes Buch „Der grüne Blackout: Warum die Energiewende nicht funktionieren kann“ geschrieben. Ein Auszug dazu ist im Blog http://www.ploetzlichblackout.at/2014/04/04/wer-ist-schuld-teil-2/ zu finden. Man könnte das mit „gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut“ zusammenfassen.

      Das Schlimme ist, dass offensichtlich nicht nur die exponentiellen Entwicklungen missachtet wurden, die zu nicht vorhergesehen und explodierenden Strompreisentwicklungen für die Endkunden führen und weiter führen werden. Bei anderen systemischen Aspekten wie zeitverzögerte Wirkungen und kleine Ursache große Wirkung ist es daher wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich diese auswirken werden. Und davon wird nicht nur Deutschland betroffen sein :-(.

      • Jürgen Clasen

        Es gibt tatsächlich einfache Lösungen bei den erneuerbaren Energien. Jeder der Solar-, Wind-, Wasserelektrizität einspeist muss eine genaue Leistung zu jeder Tageszeit garantieren. Überschreitungen können bei Bedarf vom Netzbetreiber toleriert werden. Dann müssen die genannten alternativen Versorger stets die fehlende Leistung unverzüglich bereit stellen, wenn es mal keinen Sonnenschein-,wenn es keinen Wind- und zu wenig Wasser gibt. Das muss vom Leitungsumfang und von der Zeitschiene reibungslos klappen und natürlich nicht nur erklärt werden, sondern auch einer Nachprüfung stand halten. Die Kosten für die Ersatzleistungsstellung wird den Anbietern aufgebrummt und sie kommen nur an das Netz, wenn alles auch funktioniert. So wie wir das heute haben, stellt es das Verursacherprinzip auf den Kopf. Im Endeffekt haben die Verbraucher für die heutigen Schwach-mattenregeln zu blechen. In ES müssen die Erzeuger der genannten Energiearten für den Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms eine Abgabe pro kWh bezahlen! Damit will man vermeiden das der Netzbetreiber zu einem nützlichen Idioten wird, der das kost-spielige Ersatzgeschäft organisieren soll und die Verbraucher dafür melkt.

        • Herbert Saurugg

          „In ES müssen die Erzeuger der genannten Energiearten für den Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms eine Abgabe pro kWh bezahlen! Damit will man vermeiden das der Netzbetreiber zu einem nützlichen Idioten wird.“

          Das hat man auch in Österreich gemacht. Ob das wirklich sinnvoll ist, muss bezweifelt werden. Außer man will die Energiewende abdrehen. An der Energiewende wird aber wohl kein Weg vorbeiführen, aber dazu braucht es ein neues Denken und Handeln … Probleme lassen sich halt nicht mit der gleichen Logik lösen, mit der sie verursacht wurden.

          Ich denke, es ist sinnvoller, einen möglichst hohen Eigenverbrauch zu fördern. Denn das belastet die Infrastruktur wesentlich weniger, als das derzeitige „produce and forget“ verfahren. Und es reicht nicht aus, nur „scheinheilige“ technische Lösungen anzubieten. Die Energiewende ist mehr als eine technische Transformation.

          • Jürgen Clasen

            Lieber Herr Saurugg, die Abgaben sind mehr als sinnvoll und es sollte auch für die an das Netz abgegebene Energie gelten. Eine erste Notmaßnahme, um einer unkontrollierten völlig instabilen Energieversorgung entgegen zu treten. Erinnern Sie sich an die Milch- und an die Weinseen in der EU? Auch eine klare Folge einer irren Förderung. Hat man auch erst nach langem zögern bereinigt. Im zweiten Stepp müssten sich die Wind/Solar-einspeiser organisieren und sehr viele Speicher bauen, aus den sie den Strom nehmen,
            wenn ihre Erzeugung nicht den vereinbarten Umfang deckt. Das können Pumpspeicher-kraftwerke sein oder andere, neuere Formen. Natürlich rechnet sich das in unseren (!)Breiten wahrscheinlich nicht und diese ganze Schosse geht damit den Bach runter. Das ganze sieht so ähnlich aus: Der Wasser-versorger bietet mir an, auf Kosten der Wasserkunden, kostenlos massiv goldene Wasserhähne einzubauen. Natürlich würde ich sagen, nur zu und, noch soviel es geht, weitere Entnahmequellen einbauen. Verrückt! Aber genau das ist die Situation in Strom-netz! Da soll man nicht durchdrehen. Nun, da haben wir ja den Herrn Özdemir, der mit seinem überragenden Wissen, beim Strom von Kilobyte labert.

            • Jürgen Clasen

              Kann es einen „Schwarzen Schwan“ bei der Stromversorgung geben ? Selbstverständlich und zwar einen der nicht durch Naturgewalten hervorgerufen wurde, sondern durch unsere glorreiche Stromversorgungspolitik. Da beruhigen auch nicht die üblichen Sprüche, es sei noch nie vorgekommen das über einen langen Zeitraum windstille herrscht und die Sonne nicht scheint. Tja, und dann kommt es eben doch dazu. Im unserem Schacht wird es dann sehr finster. Die maßgeblichen Manager unserer Industrie wissen natürlich, das so was durchaus eintreffen kann, auch wenn es auf der Wahrscheinlichkeitsscala gering notiert wird. Deshalb haben sie Druck gemacht und es soll ein neuer(!) staatlicher Kraftwerkspark herkömmlicher Art geschaffen werden. Man fasst es nicht. Wir sind doch gerade dabei sogar modernste Gaskraftwerke wegen. Unwirtschaftlichkeit zu schleifen. Daran sieht man, das die alt-bewährten Mittel beim einem verängstigten Volk greifen. Angst machen vor der Klima-katastrophe. Es ist für sehr schwer diesen Schwachsinn zu ertragen, zumal ich sehr genau weiß, welche Personen diese stinkende Brühe angerührt haben.

              • Herbert Saurugg

                Hallo Herr Clasen, ja, es sind dringend Gegensteuermaßnahmen erforderlich – die aber nicht in Sicht sind :-(.
                „sehr viele Speicher bauen“ Klingt einleuchtend, ist aber eher illusorisch bzw. sind wir da weit entfernt. Um nur eine kleine Glättung zu erreichen, müssten 10x so viele Pumpspeicherkraftwerke wie derzeit in DEU verfügbar gebaut werden. http://www.ploetzlichblackout.at/2014/03/10/wer-ist-schuld/
                “Schwarzen Schwan” genau genommen müssten wir hier nach Taleb von „grauen Schwänen“ sprechen.
                „es sei noch nie vorgekommen … Windstille“ Es kann auch schon 1 Tag reichen, wie etwa am 21. Jänner. http://www.ploetzlichblackout.at/2014/02/05/im-kampf-gegen-blackouts-und-bürgerproteste/
                „Wahrscheinlichkeitsscala“ die man auch nach Bedarf etwas hinbiegen kann … Ich beantworte diese Frage immer mit der Wahrscheinlichkeit „1“ – es ist eine Frage des Zeitraumes. Den ich aber eher kürzer als länger ansetze.
                „Angst machen vor der Klima-katastrophe“ das hat auch damit zu tun, wenn man sich mit den Dingen nicht auseinandersetzen will. Denn dann würde man das Spiel leicht durchschauen. Deutschland alleine ist wirkungslos … siehe Blog Aus den Augen, aus dem Sinn … vom 11.04.14

      • F. Malik

        Auf Ihrer Website finde ich viele spannende Ideen, aber noch scheinen die Tools nicht machtvoll genug zu sein – oder täuscht das?

        • Herbert Saurugg

          2/2

          Wenn sich dann sogar 3 Ministeriumsvertreter bei einer Initiative mit ins Boot setzen, dann ist das bei uns schon etwas besonderes.

          Im wesentlichen geht es um Kommunikation – das Kernstück der Transformation bzw. um mit turbulenten Zeiten, dynamischen und undurchsichtigen Entwicklungen besser umgehen zu können. Nicht die Deutungshoheit zählt, sondern die unterschiedlichen Blickwinkel. An sonst besteht die Gefahr von Aktionismus, den wir ja häufig genug erleben.

          Das andere Thema ist, wie wir die Energiewende schaffen können. So wie sie derzeit aufgestellt ist, wird sie uns wohl ins Verderben führen, da hier sehr einseitig und ideologisch motiviert eingegriffen wurde und die systemischen Zusammenhänge offensichtlich nicht verstanden werden. Das andere Problem dabei ist, dass man Infrastruktur nicht so einfach umgestalten kann. Und wenn sie einmal instabil ist, dann dauert es, bis das wieder bereinigt werden kann – bzw. wird es enorme Kosten verursachen, aus der Sackgasse wieder rauszukommen. Hier wurde leider zu sehr trivialisiert – wie bei vielen anderen gescheiterten Großprojekten auch. Hier gibt es noch eine Menge zu tun – mit den richtigen Tools, kann es gehen.

          • F. Malik

            Wir können mal darüber sprechen, was sich mit meinen Tools machen liesse. Schicken Sie mir bitte Ihre Koordinaten.

        • Herbert Saurugg

          Hallo Herr Malik,

          nein, fertige Lösungen habe(n) ich/wir leider auch noch nicht. Wobei in den letzten 6 Monaten vieles gelungen ist, dass viele (Verantwortliche) für unmöglich gehalten haben. Mein Fokus richtet sich derzeit vorwiegend auf die Vorbereitung auf eine europäische Großstörung im Stromversorgungssystem („Blackout“). Wie sich leider immer wieder bestätigt, sind wir auf ein solches Szenario überhaupt nicht vorbereitet. Weder gesellschaftlich, noch technisch/organisatorisch. Gleichzeit steigt die Gefahr mit jedem Tag. In der Schweiz wird es im Herbst dazu eine große Sicherheitsverbundsübung geben. Sollte ein solches Szenario in absehbarer Zeit eintreten, wovon ich überzeugt bin, wird das auch weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Folgen nach sich ziehen.

          Unser Ansatz/“Tool“ – die nationale Vernetzung der staatlichen, unternehmerischen und zivilgesellschaftlichen Akteure – hat sich bisher sehr bewehrt. Wahrscheinlich ein ähnlicher Ansatz, wie mit der Syntegration, wenn auch nicht in dieser professionellen Form. Aber als non-profit und low-budget Initiative doch etwas, was es bisher noch nicht in dieser Form gegeben hat. 1/1

          • F. Malik

            Was sind denn die grössten Herausforderungen Ihrer Organisation, für die Ihnen eine Syntegration am besten erscheinen würde?

            • Herbert Saurugg

              Ich denke, das Thema Blackout muss „einfach“ öffentlich kommuniziert werden – damit es nicht zur völligen Überraschung wird. Das wäre der erste und wichtigste Schritt. Die Erkenntnisse aus unseren bisherigen Bearbeitungen sind relativ einfach: „Wir müssen in einem solchen Fall so rasch als möglich in einen gesellschaftlichen Notbetrieb übergehen, bzw. alles was nicht unbedingt benötigt wird, sicher herunterfahren“. Klingt einfach, erfordert aber entsprechend umfangreiche Vorbereitungen („Offline-Alarmpläne“). http://www.ploetzlichblackout.at/blog/veranstaltungen/

              „Plötzlich Blackout!“ möchte aber nicht nur das Worst-Case Szenario thematisieren, sondern auch, welche Lösungen es aus dieser Sackgasse geben könnte. Und hier wäre die Syntegration sicher ein interessanter und hilfreicher Ansatz. Dieser Prozess müsste in Deutschland gestartet werden, da hier die schwerwiegendsten Eingriffe in das europäische Verbundsystem erfolgen. Das Schwierigste ist dabei wohl die ideologischen Gräben zu überwinden und möglichst viele Akteure an einen Tisch zu bringen. Das bedeutet wohl, dass ein solches Verfahren von ganz „oben“ (Politik) angestoßen werden müsste.

    • F. Malik

      In weiten Teilen stimme ich Ihnen zu. Die heutige Entwicklung war früh absehbar. Unter dem Titel „Die Grosse Transformation“ habe ich darüber 1997 ein Kapitel in meinem Buch über falsche und richtige Corporate Governance geschrieben. Deshalb habe ich zusammen mit meinem Team die neuen Methoden der Managementkybernetik entwickelt, als Systeme und Tools für ein neues Funktionieren der Organisationen einer Gesellschaft. Am Anfang konnten wir noch nicht ahnen, als wie machtvoll diese Tools sich erweisen würden. Wo sie angewandt werden, beweisen sie ihre radikale Innovationskraft. Die „Grosse Transformation“ ist weit mehr als Finanz-, Schulden- und Währungskrisen; sie ist eine grundlegende Umwandlung der gesamten Gesellschaftsordnung. Erstmals ist es möglich, diese grossen Herausforderungen kontrolliert zu bewältigen. In früheren Krisenzeiten gab es solche Instrumente gar nicht.

  6. Ert

    Sehr geehrter Herr Heinsohn,

    sie schrieben: „Weil Schulden auch dann ihre Höhe behalten, wenn die wirtschaftliche Gesamtleistung sinkt, solle in Zukunft deren Erhöhung zur Hauptaufgabe der Zentralbanken werden“.

    Ich denke das dies durchaus eine gute Motivation ist. Ein Thema das ich hier mehrfach angesprochen hatte – das aber wenig Resonanz fand – ist die energetische Basis der Volkswirtschaften. Alles BIP Wachstum hat ein Mehrverbrauch an ‚Joule‘ mit sich gezogen (siehe auch Giraud, Universität Paris, Folie 2, http://www.slideshare.net/PaulineTSP/lien-entre-le-pib-et-lnergie-par-gal-giraud-ads-20140306).

    Wir bewegen uns aber aktuell am Rande der Steigerbarkeit unserer primär fossil (Öl, Gas, Kohle) gestützten energetischen Systeme. Nach IPCC und IEA sind diese wegen der CO2-Problematik aber schon heute keine Option mehr. Das ‚erneuerbare‘, also primär solare, Energien uns einfach weiter machen lassen – wird allgemein stark bezweifelt.

    Letztendlich heißt das, das die globalen Volkswirtschaften immer weniger und irgendwann gar nicht mehr expandieren können. Diesen „Upward pressure“ verspüren wir schon heute. So muss auch irgendwie unser Wirtschaftssystem umgebaut werden.

  7. Jürgen Klaus

    Kann es denn sein, dass eine Europa/Amerika weite Deflation nur moderat statt findet mit jährlich z.b. 1-5%?
    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dass dies Moderat über Jahre stattfindet im Vergleich dazu dass es zu einer großen Deflation kommt die die privaten Haushalte schwer treffen wird?