„Her mit den Besten!“ von Prof. Dr. Gunnar Heinsohn

fredmund.malik am Freitag, 09.05.2014 um 9:46 Uhr
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„Nicht der Euro ist Europas Schicksal, sondern die richtige Zuwanderung. Wir müssen offener werden für Talente – und restriktiver gegenüber chancenlosen Flüchtlingen“, schreibt Prof. Dr. Gunnar Heinsohn in einem Artikel auf „Die Welt“ am 07. Mai 2014.

„Industriestaaten konkurrieren weltweit um die talentiertesten Nachwuchskräfte. Man spricht sogar von einem „war for foreign talent“ – einem „Krieg“ um die Besten. Bei den erfolgreichsten Nationen in diesem Wettbewerb rangiert Könnerschaft eindeutig vor Abstammung. Deshalb liegen bei den Schülerwettbewerben (Pisa oder TIMSS) Länder wie die Schweiz vorn, wo 29 Prozent der Bevölkerung in der Fremde geboren wurden (in Deutschland sind es 12 Prozent). Auch Australien (28 Prozent) oder Kanada (22 Prozent) schneiden sehr gut ab – sie liegen dicht hinter den ostasiatischen Dauersiegern in diesen Schülertests.“

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25 Kommentare

  1. Klaus

    Um Fachkräfte werben ist teurer als wie die Qualifikationsvorraussetzungen und Anforderungen für Fachabitur, Abitur, Studium, Studiumsabschluss immer weiter nach unten korrigiere.
    Sodass auch Schüler mit einem Schnitt von 4,0 ein BWL Studium absolvieren können.

    Das viele mit einem durschnittlichen BWL Studium (Bachlor) dann letztlich die gleiche Stelle besetzten wie vor 5Jahren ohne Studium, und nach BWL Studium fast das gleiche verdienen, dann ist die Verdrossenheit der jungen Menschen nicht unbegründet.

    Um das gleiche Gehalt (Kaufkraft) als Lohn zu bekommen welches man vor 5Jahren als BWL Bachlor absolvent erhalten hat,
    benötige ich heute schon einen Master mit ebenso gutem Ergebnis.

    Hoffen wir das wir nicht bald alle einen Dr. führen müssen um 40T€ Brutto zu verdienen und als Sacharbeiter Akten zu welzen, und der Bachlor BWL Telefondienst schieben muss oder Taxi fährt, und Lehrer mit einem Abgeschlossenen Studium und magna cum laude. o.a. Taxi fahren muss (was wir leider schon viel zu viel haben)

    Einen trost gibt es, das in 20Jahren wohl jeder mit IQ 85 auch Abitur hat, Bildung für alle.

    Einfache Kostenfrage.

    ~Ende~

    • Klaus

      Um nun auch etwas Gewinnbringendes ein zu bringen:

      Marketing!!! Frei nach dem Marketing um im Ausland für Urlaub im Inland zu werben.
      ~Thats all~ Deutschlands hohe Lebensqualität spricht letztlich für sich
      Vereinfachung d. Erhalts der Staatsbürgerschaft.

      und das bessere bezahlen der Jobs. Hier sind die Unternehmen gefragt.
      Wenn ich dem Studierenden im Dualen Studium ein normales Gehalt von 1500€netto bezahle, wird es genügend Ing. und BWL geben.

      Natürlich habe ich einen Mangel an Fachkräften wenn ich dem Ing. nur p.a. 30T€-40T€ bezahlen will, am besten ohne Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld. 🙂

      Zu Unq.AV
      Ich muss immer darüber schmunzeln wenn es in den Nachrichten heißt es sind noch 100T Stellen nicht besetzt so viele tolle STellen die nur auf jmd warten.
      Nun wenn ich in der Gastronomie z.B. oder Bächerreifach einen STd. lohn von 8.50€ erhalten und über Druck freiwillige Mehrarbeit leisten MUSS, um nicht wieder arbeitslos zu werden,
      (Hier spreche ich von mehreren mir bekannten einzellfällen und es ist meine pers. Meinung dass dies auch in der breiten Maße so gehandhabt wird, mit wissen des Gewerbeaufsichtsamtes und anderen behördlichen STellen, Berufsschulen, IHK und und und)

  2. Jürgen Clasen

    Der gesunde Menschenverstand sagt einem, das nur eine selektive Zuwanderung
    von Nutzen ist. Chancenlose Flüchtlinge und ähnliche Migranten kommen zu Hauf in unser „Weltsozialamt“. Wem nutzt das? Dem sozialindustriellen Komplex, der sofort aufheult, wenn die Ventile justiert werden. Diese Herrschaften ist es piep schnurz egal, das damit die Sozialkassen auf Ewigkeit geplündert werden und diese Mittel an anderen Baustellen in unserer Gesellschaft schmerzlich fehlen. Feige haben sich diese Gestalten
    in die feinen Vierteln unserer Großstädte abgesetzt und müssen aus der falschen Zuwanderung nichts erleiden. Kinder auf Privatschule. Gleiche Kategorie: Was wäre, wenn die BRD menschenleer wäre und nur aus Wald und Wiesen bestünde? Nun es gäbe keine Audis, BMWs, Daimler…Um wie viel würde sich das Weltklima ändern und um wie viel würde dadurch die befürchtete 2 Grad Erwärmung vermindert? Na klar um genau nichts! Dieser Sache kann wahrscheinlich noch nicht einmal ein theoretischer Wert zugeordnet werden. Bei der 100. Stelle hinter dem Komma kann man wirklich aufhören. Für diesen Schmarren müssen wir hunderte Milliarden locker machen. Wir dürfen eben nicht zu hoch steigen…

    • Jürgen Clasen

      In Ergänzung zum letzten Teil meiner vorherigen Ausführungen:
      Wir haben die Altvorderen immer wieder nach der Judenverfolgung KZs usw gefragt:
      „Warum habt Ihr Euch nicht gewehrt oder sonst wie eingegriffen?“
      Immer wieder die Antwort:
      „Ei, wir habbe es ja nitt gewisst“
      Jetzt besteht nachfolgend die Möglichkeit bei der folgenschweren Energiewende
      sich heute einen Durchblick zu verschaffen und etwas zu „wisse“.
      Man muss sich nur 1 1/2 Stunden Zeit dafür nehmen
      Natürlich schwer, weil ein „Tatort“ und „ESC“ mit einer bärtigen Transe eben interessanter ist.

      Prof Sinn: „Energiewende ins Nichts“

      http://mediathek.cesifo-group.de/iptv/player/macros/cesifo/mediathek?content=2959393&idx=1&category=2113306645

      Wir lernen das noch. Vielleicht aber erst über einen Black out.

      • Herbert Saurugg

        🙂 Diesen Beitrag kann ich voll unterschreiben!

        Statt im Rückblick alles „besser zu wissen“, was unsere Vorfahren mit einfachen Ursache-Wirkungsblicken alles falsch gemacht haben sollen, sollten wir lieber diese Erfahrungen hernehmen und mal schauen, was heute alles offensichtlich schief läuft, nur wo kaum jemand hin sieht. Die Geschichte wiederholt sich nicht 1:1, aber die Muster bleiben vielfach die selben :-(.

        > Prof Sinn: “Energiewende ins Nichts”
        Kann ich auch nur empfehlen! Und das sind leider nicht die einzigen Aspekte dabei. Der vergangene Sonntag war wohl auch wieder so ein Tag … http://www.ploetzlichblackout.at/2014/05/10/sonntag-11-05-14-negativstrompreise-neues-rekordniveau/

        Ich habe mich am Samstag mit einem deutschen Kollegen ausgetauscht, der die Netzfrequenz beobachtet/auswerten. Der meinte, kein Problem. Am Montag hat er mir geschrieben: „Ganz so entspannt wie vorgestern sehe ich das im Moment nicht mehr, weil mich die erhöhte Frequenz an diesen 3 Tagen etwas irritiert. So langsam frage ich mich auch, was eigentlich passieren würde, wenn wir an einem Sonntag/Feiertag mit wenig Verbrauch eine extrem hohe Einspeisung an Solar- und Windenergie haben.“

        • Jürgen Clasen

          Das denke ich heimlich in meinem stillen kleinen Kämmerlein:

          Es gibt ein Konzept für die BRD: Morgenthau 2.0
          Ein paar gewichtige Gründe unter anderen:

          Euroeinführung, um mit der EZB Schlitten fahren zu können.

          Strom soll unbezahlbar werden und die Wettbewerbs-fähigkeit beschädigen.

          Ungeregelte Zuwanderung, die in ein unhaltbares Sozialsystem mündet und gesellschaftlichen Zwist erzeugt.

          Inklusion, auch geistig Behinderter, um die schon geschundenen Schulen zu schleifen.

          Die Injektion wurde über die Grünen verabreicht und das dadurch ausgelöste Gutmenschentum vollendet das Werk. Schauen Sie unter „Grünenzitate“, dann wissen Sie welche Absichten in deren Köpfen stecken.

          • Jürgen Clasen

            Zuwanderung bedarf unbedingt einer aktuellen
            Ergänzung aus dem „Kohlenpott“.
            14 jähriger Intensivtäter wird rund um die Uhr überwacht/ kostet 1500 Euro pro Tag!
            http://www.derwesten.de/staedte/essen/stadt-laesst-14-jaehrigen-ueberwachen-id9357726.html
            Ein Skandal ohne Gleichen. Dieses Geld kommt
            von denjenigen, die jeden Tag malochen und
            in jeder Hinsicht steuerlich abgezogen werden. Solche Berichte können eigentlich, bei allen, die noch alle Tassen im Schrank haben, nur noch Hass und Verachtung erzeugen.
            Ja, mit solchen Schoten sind wir schon völlig auf den Hund gekommen und mit dem selbst erzeugten Regelwerk stehen wir immer nur im Abseits. Es gibt aber noch sehr viel mehr solcher abseitigen Sachen. Den Wählern kann ich nur raten, wenn Sie am 25. Mai zur Kommunalwahl ihre Stimme abgeben: Haut weg den Dreck! Seit nicht zimperlich! Der Sozial-staat wird mit jedem weiteren Knaller aufs Kreuz gelegt und ein weiterer Sargnagel ein-getrieben. In der Depression, bei allgemeiner
            Verarmung, wird ein neuer Führer etabliert, der den „Saustall“ ausmisten wird. Für meine
            Begriffe lebt er unerkannt schon unter uns.

  3. Stefan Ludwig

    Ich stimme ihnen zu Herr Prof. Heinsohn,
    ich finde es muss etwas zweites hinzukommen:
    In einem Buch von Prof. Malik habe ich einma gelesen die Probleme
    der sog. dritten Welt sind hauptsächlich ein Managementproblem.
    Die Industrienationen sind hier in der Pflicht Hilfe zur selbsthilfe zu leisten. Noch eine andere Frage auch an Herrn Prof. Malik: wie sehen sie die Chancen, dass sich langfristig eine postwachstumsgesellschaft entwickelt. Also Gesellschafts- und wirtschaftsformen nicht mehr auf Geld/Kapitalwachstum zwingend angewiesen sind?

    Mit freundlichen Grüßen

    Stefan Ludwig

  4. Rothenhagen, Andreas

    Lieber Herr Prof. Heinsohn,

    ist PISA das Maß aller Dinge?
    Man weiß, das PISA in der Praxis zu einem sinnlosen
    Teaching to the Test führt und Lernen mit Begeisterung,
    das wir für die Kreativität kluger Köpfe bräuchten,
    nicht mehr stattfindet.
    Wie ergeht es Ihren Kind(ern) in der Schule?

    Herzlichst
    A.Rothenhagen

    • A.I.

      Herr Rothenhagen,

      zwischen „Maß aller Dinge“ und völliger Irrelevanz ist meines Erachtens ein riesiges Kontinuum.

      Es mag ja sein, dass PISA nur schulisches Handwerkszeug abprüft. Dennoch wird einer, der den Dreisatz beherrscht oder lineare Gleichungssysteme aufstellen und auch lösen kann, bei diesen Standardproblemen den Kreativen haushoch schlagen. Wer ständig das Rad neu erfinden muss, verliert gegen den, der sicher und professionell sein Handwerkszeug beherrscht.

      Das Wesen des menschlichen Fortschritts ist es, dass er kumulativ ist. Bauingenieure müssen den Beton nicht neu erfinden, Autoingenieure nicht das Rad oder nicht einmal den Ottomotor. Wir können auf den kreativen Leistungen unserer Vorgänger aufbauen.

      Wenn man sich mit den kreativen Durchbrüchen in den Wissenschaften befasst, dann sieht man, dass sie „in der Luft lagen“. Und meistens wurden sie von den Spitzenkönnern ihres Faches gemacht, die tatsächlich selber etwas wussten und konnten, und nicht nur, wo sie es nachschlagen können.

      Insofern finde ich es nicht verkehrt, wenn Kinder in der Schule tatsächlich auch etwas lernen und nicht nur den ganzen Tag kreativ sind.

    • Gunnar Heinsohn

      Lieber Herr Rothenhagen!
      Sie haben Recht. Gleich nach den ersten PISA-Tests hat man Kinder direkt auf einen PISA-Erfolg hingedrillt. Der Stolz der PISA-Tester bestand allerdings darin, von IQ-Tests wegzukommen. Die wirken auf manchen unfair, weil womöglich bestimmte soziale Milieus nicht zureichend geschätzt werden. Gerade durch das Stellen von Rechenaufgaben sollte allen Vorurteilen beim Messen ein Riegel vorgeschoben werden.
      Wenn so etwas testtechnisch umsetzbar wäre, würde man aber sicher auch reine Kreativität messen. Eine Idee dazu: Ende März 2014 ist eine Rangordnung der global besten Flughäfen erschienen. Die ersten sieben Plätze belegen Singapur, Seoul, München, Hongkong, Amsterdam, Tokio und Peking (http://www.ibtimes.com/worlds-10-best-airports-2014-1564966).
      Sie sehen schnell, dass die PISA-Reihenfolge der Flughafen-Reihenfolge ähnelt. Aber wenn man den Einfallsreichtum für das Bauen optimaler und zugleich schöner Flughäfen so zuverlässig testen könnte wie Kopfrechnen oder Dreisatz und die Kinder dann auf Flughafenbau trainieren würde, gelänge uns vielleicht eine ideale Kombination aus Momentaufnahme und echter Zukunftsorientierung.
      Ihr Gunnar Heinsohn

  5. Walter Huber

    Wie wahr. Ein nettes Beispiel gibt es von der größten und erfolgreichsten österr. Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann: http://www.horizont.net/aktuell/agenturen/pages/protected/Seitenhieb-gegen-Schweizer-Volksabstimmung-Demner-Merlicek–Bergmann-fordert-Auslaender-rein_120087.html
    Das Anzeigensujet „Ausländer rein“ in der Schweiz fordert junge kreative Menschen auf, in diese Agentur zu kommen. Der Mix bei Audi oder auch bei BMW wird ja weltweit immer bunter. Abstammung und Hautfarbe oder irgend etwas ähnliches sind kein Thema mehr. Das Talent, Können, die Freude und andere Faktoren sind für die Unternehmen entscheidend. Und das „Diplomatenleben“ wird eben zur neuen Normalität im Berufsleben. Als Österreicher ist mir aber ein „Vielvölkerstaat“ nicht ganz neu. Wie wir ja wissen, gibt es eigentlich keinen echten Wiener. Daher sollte man auch jungen Menschen die Tür weit öffnen.

  6. Thomas Amstad

    Eine sehr interessante Sicht der Dinge. Ich bin allerdings eher der Meinung, dass dieses Phänomen mehr ein Resultat des Lohngefälles zwischen den einzelnen Ländern ist, als eine gezielte Einwanderungspolitik. Es fand in den letzten Jahren in der Schweiz eine generelle Zuwanderung statt, nicht nur in den oberen Einkommensschichten. Vermutlich ist es aber schon so, dass für viele Elite-Zuwanderer eine höhere Ausbildung gegenüber einer „normalen“ Berufslehre wie sie in der Schweiz und auch Deutschland vorkommt, vorgezogen wird. Leider wird dieses Modell der Berufs-Ausbildung in vielen Ländern verpöhnt oder zumindest nicht in Betracht gezogen. Somit findet doch zwangsläufig eine Verschiebung des Anteils dieser studierenden Kategorie statt. Ob diese Entwicklung nachhaltig ist sei dahingestellt. Und ob die Resultate der PISA-Studie in Relation zur Innovationskraft stehen wage ich zu bezweifeln. Waren nicht bekannte Grössen wie Einstein oder auch Edison äusserst schwache Schüler (nach heutiger Erkenntnis ADHS-Kinder) deren Resultate ebenfalls auf den Schnitt gedrückt hätten?

  7. Martin Bodmer

    Sehr geehrter Herr Heinsohn

    Ich erachte Ihre Argumentation als etwas einseitig.
    Für die Forschung und Entwicklung mag diese vollumfänglich stimmen.

    Für das Funktionieren von Organisationen habe ich grosse Zweifel.
    Es gibt da bereits zu viele gut ausgebildete Kräfte, die 1) nicht mehr „anpacken“ können und „vergeistigt“ arbeiten – d.h. weit weg vom Produkt und dem Markt. 2) viele Gedanken machen in Bereichen, welche mit ihrem Arbeitsumfeld nichts zu suchen haben und 3) dafür die eigene Funktion vernachlässigen und 4) wissen, was sie verlangen können und bereits den Sozialstaat verinnerlicht haben.

    Ich glaube, dass die Schweiz auch deshalb gut gefahren ist, weil (erfolgs)-hungrige „arme“ Zuwanderer die Chance hatten, etwas zu erreichen, bzw. für deren Nachkommen (Secondos) gute Perspektiven zu erarbeiten.
    Dazu ein Heer von Arbeitskräften, welche auch ohne Studium einen tollen Job machen und mit Eigeninteresse sich selber und die Firma voran bringen.

    Die Definition von „talents“ und „den besten“ scheint mir jedenfalls nicht so klar, wie sie auf den ersten Blick scheinen mag.

    An dieser Stelle möchte ich mich noch für Ihre interessanten und anregenden Gastkommentare bedanken!

    • Gunnar Heinsohn

      Zeigt die aktuelle Nachfrage nach Arbeitskräften den wirklichen Bedarf für die Zukunft?

      Die Tugenden des Anpackens und der entschlossenen Konzentration auf termingebundene Aufgaben entspringen in der Tat oftmals dem Drang, einer bescheidenen Existenz zu entkommen und dafür alles Übrige der Arbeit nachzuordnen. Diese Hungrigkeit erwächst überdies aus der Konkurrenz in der Geschwisterreihe, aus der zwei oder drei Brüder oder Schwestern um die Hochachtung der Eltern kämpfen müssen. Bei nur noch ein oder zwei Kindern in den Leisterfamilien geht diese Konstellation, die allerdings auch zu Härten führt, verloren. Ausserhalb der OECD-Länder aber lebt sie vielfach fort und es wäre töricht, um die Absolventen dieser ganz beiläufigen und sehr frühen Schulung nicht zu werben.

      Einer auf sie zielenden Politik geht es mithin um eine Kompetenz und nicht um eine trainierbare Qualifikation. Sie ist allerdings viel schwerer zu messen als eine mit Zeugnissen belegbare Spezialisierung. Auch deshalb zerfallen die alternden/schrumpfenden Nationen bei der Immigrationspolitik grob in zwei Lager. Das eine befragt die heimischen Unternehmen nach aktuell unbesetzten Arbeitsplätzen und privilegiert die dazu Passenden an der Grenze. Im anderen Lager weiss man, dass auch Spitzenunternehmen morgen ausgeschieden und die Qualifikationen der Zuwanderer veraltet sein können. Man wirbt deshalb um Menschen, die unaufgefordert und ungefördert ihr Umlernen organisieren und/oder eigene Ideen in Geschäfte umsetzen können. In diesem Lager dominieren Kanada, Australien und auch die Schweiz. Ihre Behörden halten die Zukunft des Ganzen im Auge und treten dafür den Unternehmen etwa auch dadurch auf die Füsse, dass ein dringend gesuchter Klempner nicht hereindarf, während ein der Hieroglyphen mächtiger Ägyptologe, den niemand angefordert hat, plötzlich im Land ist und als Taxifahrer beginnt. Man tut das, weil aller Erfahrung nach spätestens die Kinder dieses Könners ganz etwas anderes machen. Deutschland hingegen gehört bis vor ganz kurzem in die erste Gruppe – das gewiss auch deshalb, weil es so schwierig wird, Leute ohne Bezug auf die aktuell gelieferten Tätigkeitsbeschreibungen auszuwählen.

      Gleichwohl ergibt sich der Vorrang von hoher Kompetenz vor genau umrissenen Tätigkeiten beim Blick über die Grenzen, wo Firmen existieren, die daheim fehlen und deshalb auch nicht nach Bedarf befragt werden können. Wenn etwa im kalifornischen Silicon Valley zwei Drittel der Gründer aus der Fremde kommen und Unternehmen aufbauen, die man sich bis dahin nicht einmal vorstellen konnte, muss die Kompetenz solcher Einwanderer begriffen und gezielt gesucht und nicht etwa kostspielig auf grünen Wiesen ein Silicon Valley in der Hoffnung nachgebaut werden, dass es bald ganz oben stehen werde.

      Doch man kann sich den Bedarf an Kompetenz noch einfacher klarmachen. Nehmen wird das Beispiel der lukrativen Kamera-Industrie, die bis in die 1970er Jahre global von Deutschen dominiert wird – ursprünglich meist von Sachsen und Thüringern. 1976 aber wird alles anders: Fujio Mitarai bringt die erste automatische einäugige Spiegelreflexkamera auf den Markt (Canon AE1). In Europa wird Imitation und niedriger Preis als Erfolgsgrund diagnostiert. Das ist nur halbrichtig. Nur wer kapieren kann, bekommt auch das Kopieren hin. Und als Japan ebenso hohe Löhne zahlt wie Deutschland, ohne dass man dort die Kamerabranche zurückerobert, hätte man nachdenklich werden können. Da war offensichtlich eine Kombination aus Löhnen – damit kann man gleichziehen – und Kompetenzen am Werk, die man nicht nachahmen kann.

      Auch das für Aufholjagden so gerne empfohlene leapfrogging (Überholen ohne Einzuholen) gelingt Deutschland nicht. Die spiegellosen und preiswerteren Micro Four Third-Kameras kommen 2008 ebenfalls von Japanern (Olympus). Nicht einmal Quereinsteiger aus anderen deutschen Industrien gehen in diesen verlockenden Markt herein. In Japan dagegen greift aus der Unterhaltungselektronik – und darin längst bedenklich strauchelnd – Sony die heimischen Weltmarktführer an und lehrt sie mit überlegenen Sensoren das Fürchten. Aus Südkorea kommt Samsung (auch aus der Unterhaltungselektronik) mit noch höherer Geschwindigkeit in denselben Markt.

      Während also selbst in Japan, das weltweit am schnellsten vergreist, noch innovative Husarenstücke gelingen, gilt hier, dass auch die seinerzeit führende Unterhaltungselektronik, aus der innovative Angreifer hätten kommen können, zeitgleich mit der deutschen Kamerabranche untergegangen und nie wieder zurückgewonnen worden ist.

      Damit dieses Schicksal nicht immer mehr Branchen in Europa erleiden, muss die Einwanderungspolitik eisern auf Kompetenz setzen. Da alle Konkurrenten das ebenfalls tun, werden nur Siege im war for foreign talent Europa vorne halten. Die Hypermilliarden für die Eurorettung hingegen leisten dafür so gut wie nichts.

      • Andreas Urstadt

        Es liegt besonders auch daran, dass Japan eine andere Kommunikationsstruktur bspw. in Firmen hat, wo es keine Ausgrenzung gibt kommunikativ – jeder ist damit quasi Kommunikationscluster, das gilt bis zu Putzfrauen, die dadurch sogar Fachwissen bekommen und es weiter kommunizieren können. Es gibt grundsätzlich keinen kommunikativen Ausschluss. Sieht man das nicht, macht man was falsch, wenn man eisern auf was setzen will, Herr Heinsohn (Ihre Bücher las ich schon mit 12). In der Zeit konnte man lesen, wie wichtig es in Deutschland für Führungskräfte sei, gut mit dem Hausmeister zu stehen, der habe viel Macht und könne Sand im Getriebe werden. Das kann aber nur entstehen, wenn er die ausgeschlossene Nummer 13 ist und das ist der idR. Die soziale Undurchlässigkeit ist schon Betriebsstruktur. Man hat tgl. kommunikative Dauerfriktion. 70% der Innovation in deutschen Betrieben u Firmen muss von außen kommen, da sie innen verunmöglicht wird, zu hohe Normativität etc. Russland überholte D land bei den Werten massiv. Strukturprobleme sind hier Alltagsprobleme mit sekündlicher Friktion (Energieverschwendung inklusive). Auch Migrantenaufnahme wird so schwierig.

        • Jürgen Clasen

          Sehr interessant. Wenn ich die Ausführungen von Prof Heinsohn richtig verstanden habe, gibt es unter den Menschen unterschiedliche Begabungen und IQs und noch so große Anstrengungen vermögen diese Unterschiede nicht egalisieren. Das wird von der PC geleugnet und mit Denk- und Sprachverboten belegt. Der Unternehmer ist aber frei seine Mitarbeiter nach IQ, Befähigung und weiteren Kriterien auszusuchen, was er auch tut, und tun muss, um zu bestehen. Nach diesem Ausleseverfahren
          bleibt ein Rest, den man mit nichts richtig beschäftigen kann. Nur Behörden können sich solche Anstellungsverträge mit solchen Leuten erlauben.
          Das kommt hinzu:

          http://n8waechter.info/2014/09/die-beiden-erschreckendsten-charts-der-welt/

          Wird im Nahen Osten gerade mehr als bestätigt.

  8. Lorenz

    Lieber Herr Professor Dr. Heinsohn,
    vielen Dank für diesen wertvollen und erhellenden Beitrag;

    als Geschäftsführer einer IT-Unternehmung kann ich zweifelsfrei erkennen wie das „Können und Wollen“ der Berufsanfänger – unabhängig vom Abschluss, unabhängig von der Gehaltsstufe – jährlich sinkt; konnten wir dies bis vor kurzem noch durch Ingenieure aus den ehemaligen „Ostblockstaaten“ kompensieren, müssen wir uns nun mittlerweile tatsächlich Richtung Korea orientieren. Dies da wir „leistungsfähige“ Ingenieure in Europa kaum noch finden;

    • Klaus

      Sehr geehrter Herr Lorenz,

      wäre es nicht möglich ausreichend Nachwuchs für Ihre Firmen aus unserer Jugend zu rekrutieren und durch die nur dreijährige Ausbildung zu bringen um Sie in danach in der Praxis zu üben?

      Ich denke das es genug Leistungsfähige und Leistungswillige junge Menschen gibt, doch muss man diese Fördern und unterstützen. Hierzu ist nicht nur der Staat gefragt sondern auch die Unternehmen.

      Mit attraktiven Ausbildungsverträgen z.B. über Duales Studium mit angemessenen Gehalt lassen sich genügend Nachwuchskräfte finden.
      Vorher Investieren als später Nachfinanzieren …

      • Lorenz

        Hallo Herr Klaus,
        eigene Kräfte ausbilden, interne Kräfte fördern – exakt das tun wir ja seit ueber 10 Jahren; nur leider erfüllen immer weniger Bewerber die geforderten Basisanforderungen; und NEIN – als Unternehmen können und wollen wir nicht die Fehler aus Erziehung und vorhergehender Ausbildung korrigieren; dies ist schon Aufgabe der Eltern, Schule und Universitäten; als Unternehmen müssen wir langfristig in die Regionen ausweichen welche uns die besten Voraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften bieten; dies da wir sonst keine Chance haben gegen den aufstrebenden Wettbewerb zu konkurrieren; alles andere wäre „wishful thinking“; nun ist Träumen zwar ein schöner Zeitvertreib, auch gut für die Psyche, aber leider nicht geeignet für eine Unternehmensstrategie;
        Gruss, Lorenz

        • Klaus

          Hallo Herr Lorenz,

          wo kein Potenzial da keine Chance. Da haben Sie recht.

          Hier wird noch zu wenig, wie Sie richtig sagen, in der breiten Masse, Kinder gefördert.

          Wenn in den Hochschulen nur etwa die Hälfte aus Familien ohne akademischen Grad kommen, ist das einfach zu wenig.
          Hier steckt MenPower die der Staat mithilfe von Bildung fördern muss.
          Und wenn Kinder eines Millionärs, oder Eltern mit einem Einkommen von mehr als 100T€ Bafög erhalten laufen die Mittel in die falsche Richtung.
          Interessant wäre einmal eine Statistik darüber zu sehen.

          Grüße und gute Gesundheit
          Klaus

          • A.I.

            Hallo Herr Klaus,

            wenn Sie nicht aus einem Akademikerhaushalt kommen, ist es sehr schwierig, denn man kennt die ungeschriebenen Gesetze nicht und weiß nicht, worauf es ankommt, um akademischen Erfolg zu erreichen, auch wenn man vorher in der Schule sehr gut war.

            Ich weiß, wovon ich rede, denn ich komme auch aus einem Arbeiterhaushalt und habe ein Physikstudium abschließen können.

            In der Schule bekommt man so etwas nicht mit, da lernt man nicht, worauf es wirklich ankommt. Ich weiß es heute, und kann es weitergeben, aber ich musste erst in jede mögliche Wand hineinrennen und mich wieder aufrappeln. Andere in meiner Situation haben es gar nicht mehr geschafft.

            Ich habe das Studium ohne Bafög finanziert, weil ich keine Schulden haben wollte.

            Wenn ich dann höre, wie ein Geschäftsführer einer bekannten Firma inklusive Familienvilla so arm rechnen lässt, dass der Sohn den vollen Bafög-Satz bekommt, naja.

            Ich bin zwar kein Bildungsexperte, aber vieles, was von selbsternannten Bildungsexperten propagiert wird, halte ich im Lichte meiner persönlichen Erfahrung für ziemlichen Schwachsinn. Aber ich bin natürlich nicht das Maß aller Dinge.

  9. Klaus

    Sehr geehrter Herr Malik,
    sehr geehrter Herr Heinsohn,

    gern möchte ich mein Basiswissten zum Wirtschaftlichen Verständnis erweitern und hierzu Bücher zulegen.

    Von Karl Marx bis hin zu Puplikationen von Ihnen, welche Bücher fallen Ihnen spontan ein, die Sie mir empfehlen können.

    Vielen Dank!

    Viele Grüße
    J.Klaus

    • F. Malik

      Für das Verständnis des Wirtschaftens empfehle ich „Eigentumsökonomik“ von G. Heinsohn und Otto Steiger. Für das Verstehen von Organisationen, v. a. Unternehmen, und ihres Managements lesen Sie am besten meine Bücher „Führen Leisten Leben“, sowie „Management: Das A&O des Handwerks“.
      Wenn Sie mit diesen Büchern fertig sind, melden Sie sich wieder. Viel Vergnügen.

  10. Andreas Urstadt

    Die Pisa-werte für China hatte ich in einer Nebenarbeit meiner Uni-Abschlussarbeit voraus gesagt, was mir nichts nützte, da China der OECD das Veröffentlichen der Zahlen verbot zu der Zeit. In China zählt Erfolg und dessen Markierung beim Letzten in der Reihe, nicht bei denen, die vorn stehen. Eine Gesellschaft hat demnach versagt, wenn Leute zurück bleiben. Konfuzius sitzt da tief, Buddhismus kommt bei der Haltung hinzu. Aufgegeben wird die Haltung bei den Powertests zu den Universitäten. Konfuzius Philosophie gilt dabei gar nicht mehr. So, mal ganz anders. Nimmt Deutschland vermeintlich bildungsferne Leute auf, muss es aus Verantwortung dafür sorgen, dass deren Fähigkeiten optimal gefördert werden, es gehört eine Verantwortung dazu. Ein downlifting ist ja unlogisch, geht es dem aufnehmendem Land schlecht, kann es keine Flüchtlinge mehr aufnehmen. Um die eigene Philosophie zu retten, muss Deutschland Migranten auch entsprechend fördern. Dummheit ist NICHT angeboren. Kybernet(h)ik bedeutet doch auch, dass es einen Sinn für den ganzen Planeten gibt, Abschottung ist unkybernetisch. Es benötigt alle und das muss auch vermittelt werden.