Deflation und Finanzturbulenzen

F. Malik am Freitag, 27.06.2014 um 16:45 Uhr
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Ich halte das Risiko erneut für sehr hoch, dass die Aktienmärkte in den nächsten Wochen über die ganze Linie  sinken und zum Teil auch kollabieren werden. Das Kollapsrisiko ist noch grösser als in den Jahren  2000,  und 2008.

Der Stoxx 50-Aktienindex hatte sein Allzeithoch bereits anfangs 2000. Seither sinken die meisten europäischen Aktienmärkte. Der Index ist in Schwankungen heute um rund  40 % tiefer als 2000. Dass andererseits die deutschen Aktien um 22% höher stehen, ist erfreulich, ändert an der Einschätzung aber nichts. Deutschland kann allein die Schwächen der europäischen Wirtschaften nicht ausgleichen.

Die Deflation setzt sich immer stärker durch, weshalb  EZB-Präsident Draghi die Zinsen unter Null senkt. In sechs der wichtigsten europäischen Länder sind die Zuwachsraten auch der Konsumentenpreise seit 3 Jahren rückläufig. Die Spitzen der Inflationsraten seit der Lehman-Finanzkrise liegen in den Jahren 2011 und 2012. Heute haben Holland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und auch Deutschland keine Inflation mehr.

Um das richtig einzuordnen, muss man wissen, dass die Konsumentenpreise in einer Deflation zuletzt sinken. Nur wenige Immobilien- und Aktienmärkte konnten sich erholen. In praktisch ganz Europa erodieren Wirtschaft und Gesellschaft. Bei den Europawahlen haben radikale und populistische Gruppierungen auf Anhieb  20 – 30% der Stimmen gewonnen.

Alle diese Signale muss man ernst nehmen. Die gut gemeinten Rettungsaktionen haben die Lage nicht gebessert, sondern verschlechtert.

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60 Kommentare

  1. Herbert Saurugg

    Dazu gestern: Dubai-Börsencrash

    Dubai ist nicht nur Sinnbild des Hochmuts, wie er vor dem Fall zu kommen pflegt, sondern auch ein Finanzmarktplatz mit genügend großer Bedeutung, um eine Art Feuermelderfunktion des globalen Finanzsystems inne zu haben. So wie es 2008 die Börse von Dubai war, die mit ihrem Einbruch den globalen Beinahecrash ankündigte, ist es jetzt wieder der strategisch wichtige Handelsplatz in Mittelost, der mit einem heftigen Einbruch die Alarmsirenen heulen lässt. Doch es verhält sich mittlerweile wie früher in der Schule, wenn wieder mal der Feueralarm losging: statt zügig und koordiniert das Gebäude zu verlassen, schlurften Alle gelangweilt und im Durcheinander auf den Schulhof. Schließlich war es ja sowieso bloß wieder ein Schülerstreich oder eine Übung. Dass die Hütte wirklich brennt, glaubte kaum jemand.
    Am Dienstag brach der Aktienindex der Börse von Dubai um 9% ein, der tiefste Sturz seit dem Höhepunkt der letzten Krisenwelle im Jahr 2008. Der Hauptauslöser ist heute wie damals der gleiche: ein von der Realität von Nachfrage und Angebot vollkommen losgelöster Immobiliensektor.
    http://www.krisenvorsorge.com/dubai-boersencrash-wieder-falscher-alarm/

    • F. Malik

      Es ist gut möglich, dass eine für sich genommen weniger wichtige Börse das Pulverfass zündet.

  2. Jürgen Clasen

    Jandaya:Laut Citi sind die drei wertvollsten Worte in der Geschichte der Aktienmärkte „Whatever“, „It“ und „Takes“. Seit Mario Draghi damit 2012 seinen berühmten und weltverändernden Satz formulierte, ist der MSCI AC World Index um 41% beziehungsweise $11 Bio angestiegen. Macht $3,7 Bio pro Wort.
    vor 54 Min (17:54) – Echtzeitnachricht
    In AT liegt der ATX immer noch 50% vom Hoch zurück. Also keineswegs ein einheitliches Bild. Bei den anderen Indices von DAX bis DOW sehe ich gewisse Sättigungserscheinungen und der Markt giert schon nach den nächsten Erleichterungen der EZB. Gut, ist nicht mehr gut genug…
    Eine echte Renditealternative zum Aktienmarkt ist nicht vorhanden. Die Durchschnittsrendite der Bundeswertpapiere liegt bei 1,02 %… Eine größere Korrektur bedarf aus meiner Sicht eines Auslösers, ohne das ich
    sagen kann was es konkret sein könnte. Bekanntlich kann ja ein Schmetter-lingsschlag unerwartet viel bewegen. Ein Totalausfall der irakischen Ölförderung könnte einen Schlag gegen die Weltkonjunktur bedeuten.
    Wir tappen da im Dunkeln. Weiter mit einer Microminusposition (Faktorzerti)
    auf den DAX arbeiten. Erfahrungsgemäß wird der DAX mehr geschlachtet als der DOW.

    • Jürgen Clasen

      Ich möchte noch was anmerken. Die Indices sollten eigentlich nicht mehr zulegen als das BSP + Inflationsrate. Im DAX bedeutet das höchstens 6% jährlich, wobei sich die Gewichte innerhalb des Index durchaus von schwachen
      Companies zu stärkeren dynamischeren Werten verschieben können. 41% seit 2012 fallen da völlig aus dem Rahmen. Für einen längeren Zeitraum,
      in dem auch die Baissen versammelt sind, ergibt sich ein anderes Bild. Jedenfalls sind solche Entwicklungen eine Blase, denn steigende Kurse bedeuten nicht, das auch die erzeugten Waren und Dienstleistungen in dem genannten Umfang gestiegen sind. Eine surreale Entwicklung, die bei gesundem
      Menschenverstand,keinen Bestand haben kann. Im Handelsblatt konnte man lesen das auch Notenbanken, wenn auch kleinere, am Aktienmarkt mitmischen. Dazu kommen die großvolumigen Fonds bzw. Staatsfonds und auch die gigantischen Aktienrückkäufe der Companies. Die großen Notenbanken spielen die Steig-bügelhalter, weil sie mit immer niedrigeren Zinsen Öl ins Feuer gießen. Bären haben es da schwer, auch wenn sie tendenziell richtig liegen. Wie oft der Krug in dieser Konstellation noch zum Brunnen geht können wir nicht wissen. Schönes WE.

      • Jürgen Clasen

        Sorry, die Situation ist immer noch sehr unzureichend beschrieben.
        Anleihebesitzer sind nicht so arm, wie in den Medien dargestellt.
        Arm dran sind sie nur bei Neuanlagen. Papiere mit einigen Jahren
        Laufzeit notieren bei 130% und mehr. Es haben also nicht nur die Aktien unter dem Niedrigzinsregime zugelegt, sondern die Anleihe-
        besitzer sehen auch schöne Zuwächse in ihren Wertpapierdepots. Die Magerzinsen werden sie jedoch bei mittleren Laufzeiten noch erreichen. Erstaunlich ist dabei die Tatsache, das im Junkbond-bereich die Risikoprämien praktisch historisch niedrig sind, ganz wie bei Krisenausbruch 2008/2009. Nix gelernt… Mal sehen, ob die
        Staaten nochmal retten können, wenn dieser Blase die heiße Luft
        entweicht. Wenn Aktien- und Fondkurse heute besprochen werden, müsste man neben dem Kurs noch den Risikofaktor angeben. Bei der
        DTE sähe das so aus: 12,80 / -90%. Der zweite Wert gibt den Maximalverlust vom Hoch in den letzten 15 Jahren an. An einer ehrlichen Darstellung gibt es kein großes Interesse…
        Zweieinhalbmal durch die Hölle…und immer noch kaputt:
        https://www.comdirect.de/inf/indizes/detail/chart.html?ID_NOTATION=193736&REQUESTED_REDIRECT=INDEX#timeSpan=SE&e&

        • Jürgen Clasen

          Immer wieder lustig, das Affenexperiment:

          Weg zum Reichtum
          Affen schlagen die Deutschen bei der Geldanlage

          http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article129679986/Affen-schlagen-die-Deutschen-bei-der-Geldanlage.html

          Die Notenbanken schaffen Kursgewinne, sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien. Allerdings werden die Anleger zum Affen gemacht, wenn dieses Momentum durch eine heute unbekannte Aktion zerstört wird. Der Schuldenturm wird dann unter seiner eigenen Schwerkraft
          zusammen krachen. Dann wird „Winston“ (der Affe) auch sein Waterloo erleben und mit ihm die ganzen Trend-folger. Ein 70%tiger Einbruch, wie schon 2003 erlebt, macht den ganzen schönen Anstieg in den negativen Bereich zurück.
          Weltonline Rentenberater:
          Doch: „Die meisten, die zu mir kommen, wollen spätestens mit Erreichen der Regelalterszeit aufhören zu arbeiten“, sagt Voss. Gerade in der aktuellen Diskussion um Rente mit 63 höre sie immer häufiger einen Satz: „Ohne Abschläge würde ich sofort aufhören zu arbeiten.“ Beschreibt zu Zustände in den Firmen mehr als tausend Analysen…

  3. Sänze Thomas

    Lieber Herr Professor Malik
    Wie ist diese Studie (falls sie korrekt ist) im Gesamzusammenhang zu sehen?:
    http://www.fondsprofessionell.de/news/news-products/nid/historisch-niedrigstes-aktien-exposure-seit-1959/gid/1015669/ref/2/

    Allgemein wird ja behauptet, dass Geldvermögen würde weltweit immer weiter ansteigen. Könnte man es nun so betrachten, dass der weltweite Bestand an Eigentum „etwa gleich“ bleibt und der behauptete „Vermögensanstieg“ lediglich durch eine immer weitere und immer höhere Belastung des vorhandenen Eigentums mit Schulden zustande kommt.

    und wenn es so ist:
    Wie ist dabei die Tendenz in vielen Staaten zu werten, von der bisherigen „indirekten“ Kontrolle des Privateigentums durch Besteuerung zu einer „direkten“ Kontrolle des Eigentums durch Anteileerwerb überzugehen? Sprich, durch Staatsfonds, Zentralbanken oder direkt und indirekt kontrollierte Banken.

    Könnte man es als den Versuch ansehen, die durch die Überschuldung entstande „Wertminderung“ des Privateigentums durch faktische Staatskontrolle im „Wert“ anzuheben und damit die Bedienbarkeit der auf Eigentum beruhenden Schuldentitel zu erhalten. Damit sich das Karussell noch eine ganz Weile dreht?

    • F. Malik

      Das kann man so sehen. Es ist ein wesentliches Element der scheinbaren Rettung aus den früheren Schuldenfallen. Aber es ist keine Lösung, denn die Finanzierung der Wertanhebung erfolgt wiederum durch Schulden.

      • Sänze Thomas

        Ich verstehe, vielen Dank!

  4. Jürgen Clasen

    USA: Verschuldung erreicht Rekord-Niveau von 60 Billionen Dollar

    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/07/01/usa-verschuldung-erreicht-rekord-niveau-von-60-billionen-dollar/

    Sehr interessante Darstellung der Gesamtschuldenlast, die dann in einigen Sektoren näher quantifiziert werden.

    Echt krass:Besonders betroffen von der Schuldenlast ist die junge Generation. Jeder vierte junge Amerikaner zwischen 22 und 33 fühlt sich von seiner Schuldenlast „überwältigt“, wie CNN berichtet. Jeder zweite von ihnen gibt etwa die Hälfte seines Monatsgehalts zur Tilgung von Kreditkarten-Schulden, Hypothekenzahlungen und Studentenkrediten aus.

    • F. Malik

      Was in den USA – aber nicht nur dort – abläuft, ist dramatisch. Besten Dank, lieber Herr Clasen, für diesen Link.

  5. Jürgen Clasen

    Finanzstabilität nicht bedroht
    Fed-Chefin sieht Zinsen weiter tief

    http://www.nzz.ch/wirtschaft/fed-chefin-sieht-zinsen-weiter-tief-1.18335609

    Wenn es anders kommt, reißt es das ganze-, einschließlich staatliche Finanzsystem, in den Abgrund.

    Für alles gibt es Grenzen, auch für den Zins. Es gibt einen Wendepunkt dafür, auch wenn er heute mit diesen Aussagen unabsehbar in die Zukunft
    verschoben wird. Er wird kommen und bis dahin werden die Messer immer
    länger…

  6. Sinan Gür

    Sehr geehrter Herr Malik, Ihre Erfahrungen und Wissensarbeit zunächst einen Dank, ebenfalls für Ihren Kampfgeist außerordentlich schätzenswert.

    DieLebenstüchtigkeit der Gesellschaft, die uns alle betrifft und bewegt, nämlich wie werden wir in den nächsten Jahren „funktionieren“, ist leider kein offenes Gesprächsfokus im deutschsprachigen Arbeitswelt.

    Es macht mir persönlich viel Kummer und Sorgen, dass wir kaum Überlegungen anstellen, welche Möglichkeiten wir erstmal ohne Geld ergreifen können.Zweitens, wir können nicht nach Feierabend, die Türen zuhause zuschließen, sagen und hoffen, warten wir mal ab, was und wie die Politik reagieren wird. Die in Ihren Reihen mehr als Ausstrahlung und populistische Äußerungen, nicht ansatzweise besitzen.

    Die Geduld, Besonnenheit und Ruhe ist wie bei vielen, mir gehts nicht anders, aufgelöst, wenn die Medienlandschaft, weiterhin Phantasie-Studien, populäre (ökonomische) Institute ‚Wunschkonzerte‘ als seien wir die Kontrolleure dieser Wirtschaft.

    Mir liegt viel daran, diese Dinge endlich in zukunftweisenden Gespräche zu transformieren. Um nicht noch mehr deprimierte Wissensarbeiter in Depression zu verlieren.

  7. Jürgen Clasen

    Zum WE:Ifo-Chef: Euroländer tricksen bei Schuldenberechnung. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig un­ge­niert. Im HB gibt es eine Rubrik
    für Börsenweisheiten. Daraus einige von mir ausgewählte Statements:
    Keynes:„Die Märkte können länger irrational bleiben als man selber liquide.“ Kostolany: Ein Mann kann zwischen mehreren Methoden wählen, sein Vermögen loszuwerden: Am schnellsten geht es am Roulette-Tisch, am angenehmsten mit schönen Frauen und am dümmsten an der Börse“.Isaac Newton: „Ich kann die Bahn der Himmelskörper auf Zentimeter und Sekunden genau berechnen, aber nicht, wohin die verrückte Menge einen Börsenkurs treiben kann.“ Peter Lynch:„Niemand war je in der Lage, die Börse vorherzusagen. Es ist eine totale Zeitverschwendung. In der von Forbes veröffentlichten Hitparade der Reichen der Welt war noch nie ein Börsentiming-Experte vertreten. Kostolany :„Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten oder mehr Idioten als Aktien.“Unbekannter Urheber „Ein Analyst ist ein Experte, der morgen wissen wird, wieso die Dinge, die er gestern prognostiziert hat, heute nicht eintreffen.“ Ohne jeden Zweifel, feuert eine ultra lockere Zinspolitik an.

    • Jürgen Clasen

      Ifo Sinn irrt bei den erneuerbaren Energien. Er stellt dar, dass Maximum und Minimum bei Solar- und Windstrom phasenverschoben auftreten und so den Bedarf an Speicherkapazitäten verringert. Was ist aber, wenn es dazu kommt,
      das eben Minimums bei beiden Erzeugerarten gleichzeitig auftreten? Licht aus! Woher soll dann der Ersatzstrom kommen? Auch kleinste Lücken führen dann aus meiner Sicht zu einem Blackout. Liegt das Netz erstmal am Boden, kann es nicht mal eben wieder hochgefahren werden. Das üble EEG zerstört die besten Kraftwerke unseres Landes und fördert (ausländische) Kohledreck-schleudern. Der CEF von Energiedienst hat mir versichert, dass die Wasserkraft wirtschaftlicher ist als Kohlestrom. Ich würde da hinzufügen: noch. Gehen in diesem Wahnsinn auch die „Wassermänner“ über die Wupper, wird es Zeit nicht nur zu lamentieren, sondern zu handeln… Interessant halte ich da den österreichischen Verbund, einen typischen „Wasserwerker“. Genauer innerer Zustand, wie immer, für uns unbekannt. Total ausverkauft. Chart mit Wendezeichen. Wenn die Österreicher sich das nicht durch den „Bullshit“ des EEG kaputt machen lassen…vorsichtig kaufenswert, hartes, nachhaltiges Investment.

      • Herbert Saurugg

        @phasenverschoben – gleichzeitig
        So wie etwa am 21.01.2014 (http://www.ploetzlichblackout.at/2014/02/05/im-kampf-gegen-blackouts-und-bürgerproteste) Daher machen auch Super-Grids nur bedingt Sinn – wenn kein Strom erzeugt wird, gibt es auch nichts zu verteilen.

        Zum Speicherbedarf gibt es mehrere Beiträge, etwa: http://www.ploetzlichblackout.at/2014/03/10/wer-ist-schuld

        Das Problem ist, dass die Energiewende mit dem alten Denken vorangetrieben wird und die Machtverschiebung von der zentrierten zur dezentralen Versorgung natürlich auch Reibungswärme erzeugt. Der Umstieg ist aus derzeitiger Sicht wohl unausweichlich. Wie das erfolgen soll, ist eine andere Frage. So wie er derzeit erfolgt, führt er zur „Schöpferischen Zerstörung“, da das alte und neue System auf Gedeih und Verderb miteinander verwoben werden, obwohl sie ganz andere Charakteristiken aufweisen. Die dezentrale Erzeugung („Demokratisierung der Energieversorgung“) erfordert auch ein dezentrales System und einen Kulturwandel – wovon kaum etwas zu merken ist. Derzeit gilt „produce and forget“ – und das ist brandgefährlich. Aber wir machen einfach so weiter, bis es finster wird. Mehr dazu auf http://www.ploetzlichblackout.at.

        • Max Gmür

          Herr Saurugg, wenn Wallstreet daran glaubt, ist der Durchbruch nah. Die dezentrale Energieversorgung wird unsere Netze stabilisieren im Sinne der Malik Lehre „gestalte ein System so, dass es sich selbst organisieren kann“. Hier ein aktueller Artikel dazu (21.8.2014):

          UBS: Time to join the solar, EV, storage revolution

          Leading investment bank UBS says the payback time for unsubsidised investment in electric vehicles plus rooftop solar plus battery storage will be as low as 6-8 years by 2020 – triggering a massive revolution in the energy industry.

          “It’s time to join the revolution,” UBS says in a note to clients, in what could be interpreted as a massive slap-down to those governments and corporates who believe that centralised fossil fuel generation will dominate for decades to come.

          UBS, however, argues that solar panels and batteries will be disruptive technologies. So, too, will electric vehicles and storage.

          http://reneweconomy.com.au/2014/ubs-time-to-join-the-solar-ev-storage-revolution-277

          • Herbert Saurugg

            Danke Herr Gmür für den Hinweis. Das Problem ist derzeit, dass es nicht am Wissen oder an den erforderlichen Lösungen fehlt, sondern an der unvernetzten Umsetzung. Und das lässt sich halt leider nicht heute auf morgen ändern, schon gar nicht mit dem alten Denken.

            Ein Beispiel ist diese Meldung/Studie: Kombikraftwerk zeigt: 100% erneuerbar ist möglich (http://www.ploetzlichblackout.at/2014/08/24/kombikraftwerk-zeigt-100-erneuerbar-ist-möglich/)

            Aber zumindest gibt es Hoffnungsschimmer. Ich denke, diese dezentralen Speicherlösungen werden nach dem ersten Blackout einen Durchbruch erleben. Aber damit ist die dezentrale Systemgestaltung auch noch nicht gelöst.

        • Herbert Saurugg

          Teil 1/2

          Ich habe gerade das letzte Buch von Hermann Scheer gelesen, um besser zu verstehen, was die Antriebsfeder hinter der deutschen Energiewende ist. Er war ein wesentlicher Treiber hinter der deutschen Energiewende.

          Ich kann fast alles unterschreiben, was im Buch steht. Das Problem ist die Umsetzung … 🙁

          Er hat ganz klar die Notwendigkeit von dezentralen Systemen – nicht nur in der Erzeugung und als Großsysteme nach der alten Denkweise – gefordert. Er beschreibt auch den Machtkampf zwischen der etablierten zentralisierten Energieversorgung und der „demokratisierten dezentralen“ Versorgung – die nicht mehr im herkömmlichen Sinn steuerbar ist.

          Für mich stellt sich die wesentliche Frage, wie die Politik nach einem Blackout reagieren wird – ob, wieder auf das alte System fokussiert und damit wichtige Zeit für den Umstieg verschwendet wird, oder ob eine dezentralisierte Versorgung vorangetrieben wird. Möglicherweise wird das eh außerhalb des Einflusses der Politik entschieden. Ich denke, ein europäisches Blackout würde auch den Dominostein im Finanzsystem zum Kippen bringen … damit sind zentralisierte Infrastrukturen (Super-Grids) wohl nicht mehr finanzierbar …

        • Herbert Saurugg

          Teil 2/2
          Ja, das Know-how wäre verfügbar … alte Denkmuster verhindern aber die rasche Umsetzung. Womit wir wieder bei unserem generellen Thema wären.
          Das Problem bei dieser (R)Evolution ist, dass wir hier mit dem Feuer spielen, wie in keinem anderen Bereich – denn unser Lebensstil ist völlig von der Stromversorgung abhängig. Ich habe erst diese Woche aus Deutschland erfahren, dass es beim letzten Blackout im Jahr 2006 beinahe zu einem SuperGAU in einem französischen AKW gekommen wäre … Das damals nicht mehr schief gegangen ist, war reine Glückssache. Die Fachleute gehen nicht davon aus, dass es unter den heutigen Rahmenbedingungen nochmals so harmlos ausgehen wird. Statt 2 Stunden rechnet man heute schon eher mit mehreren Tagen … was das bedeuten würde kann man ja in der Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag nachlesen: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/056/1705672.pdf

          • Jürgen Clasen

            Neue Satellitendaten: Extremer Sonnensturm verfehlte die Erde

            http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/sonnensturm-2012-fast-katastrophe-auf-erde-plasma-verfehlt-planet-a-982652.html

            Dieser Kelch wird nicht auf ewig an uns vorüber gehen. Vielleicht betrifft es uns nicht, weil wir schon in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind. Das ist aber kein Grund nichts zu tun. Es kann, aber muss
            uns nicht treffen. Was ist zu tun? Sämtliche
            Militärhaushalte auf echte Kriegswirtschaft
            umstellen: heißt alle Mittel für einen Umbau der Stromversorgungen und aller Einrichtungen
            die daran hängen, stecken. Beginn ? Sofort,
            unverzüglich!

            • Herbert Saurugg

              Danke für den Hinweis!

              Die OECD verweist schon seit längerem, etwa in „Future Global Shocks“, auf die große Gefahr von Geomagnetic Storms hin. Hierzulande kennt kaum jemand KMAs …

              Im Prinzip ist es egal, welches bekannte oder auch unbekannte Szenario wir hernehmen – es lässt sich immer auf den selben Lösungsweg reduzieren – wir brauchen ein zellulares, dezentrales, fehlerfreundliches (Versorgungs-)system, dass mit jeglichen Störungen zu Recht kommt. Was wir derzeit betreiben, bzw. auch zukünftig in Planung ist, widerspricht systemischen Aspekten und schafft nur noch mehr Verwundbarkeiten, die wir uns nicht leisten können. Denn, dass die ganze Erde direkt getroffen wird, müssen wir ausschließen – dagegen kann man sich nicht schützen. Grundsätzlich scheinen die nördlichen Regionen anfälliger zu sein, wie 1989 in Kanada, wo ein ziemlicher Schaden verursacht wurde. Aber wenn alles miteinander vernetzt ist, dann hat das weitreichende Konsequenzen, die wir uns nicht leisten können.

              Ich habe gerade „Das Risikoparadox“ von Ortwin Renn gelesen. Sehr zu empfehlen. Er beschreibt sehr gut, warum wir systemische Risiken nicht erkennen (wollen) und uns vor den falschen Dingen fürchten.

        • Jürgen Clasen

          In Ergänzung:

          Größter deutscher Windpark im Meer wird abgeschaltet

          http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wirtschaft/article129904257/Groesster-deutscher-Windpark-im-Meer-wird-abgeschaltet.html

          Nun, wenn ein Herr Özdemir von Byte faselt, statt von Watt, dann ist es auch nicht verwunderlich, das man glaubt mit einer Netzinfrastruktur fehlenden Strom
          verteilen zu können. In diesem Blog gibt es vielleicht
          einige Hundert Interessierte, die sich mit komplexen
          Systemen befassen und deshalb tiefere Kenntnisse von
          Grundlagen und Zusammenhängen haben in so Themen: Geldsystem, Ökonomie, sozialindustrieller Komplex, militärindustrieller Komplex, gesundheitsindustrieller
          Komplex usw. Der Durchschnittsbürger ist generell nicht interessiert und schon gar nicht willig sich mit unbequemen Fragen zu befassen. Sowas delegiert man per Wahlen in ein Parlament und Regierung. Unwissende delegieren die Probleme. Das ist also unsere Demokratie.
          In der Schweiz werden die Themen wenigstens zu Volks-abstimmungen fragmentiert und jeder hat die Chance sich
          dabei zu einem konkreten Thema zu informieren bevor er abstimmt. Langfristig ist unser System, auch aus anderen
          Gründen, nicht nachhaltig.

          • Jürgen Clasen

            Erst dachte ich, das ist Satire, irgendwie
            ein Scherz. Aber dem ist nicht so:

            Grüne entschuldigt sich für Fremdschäm-Video

            http://www.bild.de/politik/inland/europaeische-parlament/entschuldigen-sich-fuer-fremdschaem-video-36726810.bild.html

            „Die drei hopsen nicht nur wie einst die „Teletubbies“ vor der Kamera, sondern verbreiten dazu auch noch Kommentare, die dem intellektuellen Niveau dieser Kinder-Sendung auch entsprechen.“

            Das gehört sehr wohl in diesen Blog, um die gesellschaftliche Lage zu analysieren. Das Denken dieser Grünen wird sehr häufig von unseren Medien adaptieret und beeinflusst
            somit unverhältnismäßig die öffentliche Meinung. Solche Figuren entscheiden also
            über komplexe Inhalte und man kann zurecht annehmen das davon nicht viel verstehen, wenn sie überhaupt was kapieren. Einfach grauenhaft, das solche Typen auch noch 10000 Euro / Monat für diese Schoten abgreifen und mit ihrer Politik irre Schäden anrichten.

        • Max Gmür

          Das die „Energieriesen“ gross investieren ist unwahrscheinlich, weil die Investitionssicherheit fehlt. Im Gegenteil, da werden wohl noch einige Assets vorzeitig abgeschrieben werden müssen: http://www.nzz.ch/finanzen/droht-anlegern-der-co2-kollaps-1.18328041

          Die netzstabilisierenden und -entlastenden Technologien sind vorhanden und erreichen in immer mehr Ländern Netzparität. Noch fehlt es aber an verlässlichen Rahmenbedingungen: http://www.greentechmedia.com/articles/read/creating-sustainable-markets-in-europe-requires-less-policy-risk-not-less-p

          Wie bei PC, Internet und Handy werden schliesslich auch hier die Privatkunden den Weg weisen. „Basisdemokratie“ ist unberechenbar: http://www.greentechmedia.com/articles/read/grid-edge-qa-solar-batteries-and-consumers-doing-what-they-want

  8. Jürgen Clasen

    Zum WE: Mit der Postbank ist mein Dividendenzyklus bei meinen speziellen Aktien mit garantierter Dividende (jährlicher Ausgleich nach Aktiengesetz)ausgelaufen. Meine Depots aus dem Freundes- und Verwandtenkreis haben 10%
    gemacht. Dividende + Kurssteigerung. Natürlich hat die ultralockere Geldpolitik der EZB mir dabei in die Hände gespielt, wie auch schon in den vergangenen Jahren. Wirkliche Zinserhöhungen sehe ich auch in Zukunft nicht, weil dann die Staaten, und nicht nur diese, über die Klinge springen werden. Bei einer erwarteten Baisse, werden die Bunds wahr-scheinlich als sicherer Hafen noch weiter zulegen, obwohl die Umlauf-rendite schon bei 1,0 % liegt. Als Investor vermute ich, das Russland
    völlig unterschätzt wird. Putin ist so stark, das er gerade Kuba mal 26 Mrd $ schenken konnte. Das Schieferölvorkommen soll höher sein als in den
    USA. Diesen Schatz müssen sie nicht anstechen, sie haben noch genug anderes…

  9. Ert

    Auch der Chief der BIS warnt vor den steigenden Schuldenraten und einem nächsten Lehmann: „Systemic financial crises do not become less frequent or intense, private and public debts continue to grow, the economy fails to climb onto a stronger sustainable path, and monetary and fiscal policies run out of ammunition. Over time, policies lose their effectiveness and may end up fostering the very conditions they seek to prevent.“ – Quelle: http://www.telegraph.co.uk/finance/markets/10965052/Bank-for-International-Settlements-fears-fresh-Lehman-crisis-from-worldwide-debt-surge.html

    Getoppt wird das ganze davon, das ITAR-TAS meldet, das das Russische Finanzministerium meldet, das der Russische Ölexport ab 2016 wohl zurückgehen wird: http://en.itar-tass.com/economy/739324 – und dabei ist wichtig zu beachten, das Russland mit Förderabnahmeraten von ca. 10% seit 2007 kämpft. Russland ist der dritt-größte Ölförderer… und in den USA ist der Peak der Shale-Gasförderung seitens des IEA mit 2016 veranschlagt.

    Das Finanzsystem und die Verfügbarkeit ausreichend billiger Energie sind extrem wichtig. Wird Energie zu teuer, dann deflationieren alle Energie-abhängigen Assets.

  10. Kai

    Ich halte eine Inflation mitlerweile für wahrscheinlicher, da das Vertrauen in die Währung immer weiter abnimmt und viel Vermögen von der älteren Generation nun in den Kreislauf kommt und aufgezehrt wird.

    In Spanien wird nun ein Umlaufsicherung von 0,03% auf Bankguthaben eingeführt.
    Dies erscheint mir als Test, da Sie nicht ausgereift ist.

    Herr Malik könnten Sie zu der Steuer Stellung beziehen, was dies für Konsequenzen nach sich zieht und ob Sie diese Steuer für sinnvoll erachten.

    Meiner Meinung nach ändert dies nichts am aktuellen Zustand des Systems, es wird nur weiter hinausgezögert. Es sei den die Steuer wird an einem Punkt erhöht, wo die Menschen alles in Bares umwandeln und vergraben oder es ausgeben.

    Viele meinen es wäre eine Vermögenssteuer und trifft die Armen weniger.
    Sehen Sie dies auch so. Letztendlich werden mit den dadurch gewonnenen Steuereinnahmen ja nur die Fehlinvestitionen der Reichen ausbezahlt. Welche dadurch Ihr eigens gezahltes Geld über die Steuer wieder bekommen.

    Außerdem könnten auch diese Einnahmen schnell zweckentfremded werden.
    Wenn der Staat das Geld vollständig in gute Investition steckt, könnte der Effekt positiv ausfallen.

    • F. Malik

      Ich halte diese Steuer nicht für sinnvoll. Sie ändert am System nichts, wie Sie richtig sagen.
      Ihre Inflationswahrscheinlichkeit teile ich aber nicht. Die Deflationsgefahr ist weit wichtiger. Die Gründe dafür sind in zahlreichen Postings dargestellt.

  11. Karl Heinz Schery

    Die Espirito Santo International musste Insolvenz anmelden, weil sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen kann. Institutionelle Kunden, die rund 2 Milliarden Euro in Papiere der Espirito Santo International und seine Einrichtungen investiert haben, werden nicht entschädigt. Sie seien in der Lage gewesen, das Risiko einzuschätzen.
    Die Anleihebesitzer werden nicht enteignet, sondern ihre Forderungen gegen die Bank sind wertlos. Es gibt niemand mehr, der dafür noch zahlen würde.
    Auch hier zeigt sich wieder der Mechanismus von „Deflation pur“ wie es von Herrn Malik schon dutzendfach beschrieben wurde.
    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/07/22/europas-banken-nervoes-espirito-santo-glaeubiger-werden-komplett-rasiert/

    • F. Malik

      Ein klassisches Beispiel, das noch sehr oft vorkommen wird. Die Gläubiger werden auch nicht „rasiert“, sondern sie haben sich in der Kreditwürdigkeit der Bank getäuscht.

      • Jürgen Clasen

        Ja, sie haben sich selbst getäuscht und wahrscheinlich auch ihre
        Kunden. Wenn jetzt 2 Mrd in Rauch aufgehen, ist das hoffentlich
        sehr heilsam. Sorgfältige Investoren prüfen sehr genau, wem sie ihr sauer verdientes Geld anvertrauen. Hier hat man aber den Eindruck, die institutionellen Investoren sind eben nicht sorgfältig mit den Mitteln, die sie wahrscheinlich von ihren Kunden erhalten haben, umgegangen. Der Betrag ist sehr klein gegenüber den gleichartigen Verlusten die bei der 100 Mrd
        Abschreibung auf Griechenpapiere zu verzeichnen waren. Nun käme es darauf an, ob man aus den Fehlern aus der Vergangenheit gelernt hat. Hat man nicht, wie man sieht und die Risikoprämien für den Club MED und bei den Junkbonds zeigen, das man mit dem Geld anderer Leute alles andere als vorsichtig umgeht. Wenn es schief geht und es geht schief, dann trifft es die richtigen Leute, auch wenn es kleine Leute sind. Sie prüfen eben nicht, sondern überlassen anderen das Geschäft, die schon sehr viel vergeigt haben. Jeder ist, zu jeder Zeit aufgerufen, seine Investments zu prüfen und den Verwaltern auf die Finger zu schauen. Wer das unterlässt, ist eben selbst daran schuld.

  12. Sinan Gür

    Sehr geehrte Leserinnen,Leser,Herr Malik,
    wie die Krise der Finaniznstitute,Banken und Unternehmen funktionieren, nämlich Instabilität, Chaos und gefährliche Bewegungen,Verschiebungen, offenbaren das mit Dialog unsere Systeme nicht beeinflusst werden kann. Aus der Schule haben wir Gesprächskultur gewöhnt, vielleicht auch zu bequem gemacht….aber Kommunikationsformen werden nicht mehr helfen. Das manipulieren mit „unechtem Geld“ wird die Depression einfahren, einladen. Die Technologiebranche, Automobilbranche wird kein Wohlstand, echtes Geld hervorbringen. Unsere Systeme werden einstürzen. Das sehe ich leider. Bin ein Optimist, aber wir haben schon zu lange „falsche“ Werte übernommen, zu lange mit Unwahrheiten uns abgefunden, gutes Geld verbrannt.
    Diese „Info-tainment“ der Banken, laut,bunt auf der anderen Seite dann mit Furcht,Panik… Es geht nicht mehr um Wissen. Wir sind keine Wissensorganisationen. Die Rechnung bekommen wir. Und wenn ich eins noch sehr gerne hinzufügen darf, dieser nebulos wirkende intransparent zwischen den Staaten, innerhalb der Staaten, löst Furcht aus. Man weis nicht was da in Wirklichkeit vor sich geht.

  13. Herbert Saurugg

    Jetzt pfeifen es auch schon die Spatzen von den Dächern (im Der Standard): Hochriskante Geldanlagen so populär wie noch nie – Investoren lassen auf der Suche nach höheren Renditen die Sicherheit außen vor und setzen auf exotische Wetten – Unbesichertes ist beliebt – Neue Subprime-Anlagen

    http://derstandard.at/2000003364327/Hochriskante-Geldanlagen-so-populaer-wie-noch-nie

    • F. Malik

      Dieser Trend ist schon länger aktiv. Danke für den Link.

      • Walter Huber

        Ja, die weltweite Finanzwirtschaft treibt den Gau langsam wieder in die Höhe. Aber, ich glaube, dass der Crash doch eher von einem Krisenherd oder einer anderen gesellschaftlichen Stelle ausgehen könnte. Die Schere arm/reich geht noch immer weiter auf, wie lange spielen hier die Menschen der Seite „arm“ noch mit. Der Radikalismus nimmt egal wo und wie zu. Alle diese Entwicklungen, die letztendlich auch mit er Deflation zu tun haben, sind schon gefährlicher als der Finanzwahnsinn. Das Jahr 2015 wird daher in jeglicher Hinsicht hochinteressant. Bis dahin sollten wir unsere Psyche noch in Balance und unser Geld in Sicherheit bringen.

        • F. Malik

          Die Gesamtlage erscheint mir so labil, dass auch kleinste Ereignisse grösste Folgen nach sich ziehen können. Diesen wird man dann auch die „Schuld“ zuschieben. Viel wichtiger aber ist die insgesamt vorhandene Instabilität in fast allen System-Dimensionen.

          • Herbert Saurugg

            Danke, dass Sie meine Wahrnehmung bestätigen.

            Es ist immer wieder überraschend, was noch immer geht. Es ändert aber nichts daran, dass keine Gegenbewegungen zu erkennen sind, ganz im Gegenteil, egal wo man hinsieht, es spitzt sich zu. Ob am Arbeitsmarkt, Finanzmarkt, Energieversorgung, etc. … aber vielleicht ist es ja auch schon Paranoia. Wenn man sich ständig mit solchen Dingen beschäftigt, kann man das auch nicht mehr ausschließen ;-). Hier wäre es besser, zu Irren, als Recht zu behalten.

          • kohlmann

            ich glaube auch, dass jetzt kleine ereignisse den „schmetterlingseffekt“ auslösen könnten / sollen / müssen .. man sucht fieberhaft danach .. jedenfalls befinden sich 10% der menschen weltweit in kriegerischen konflikten – dazu kommt noch das spionageproblem, welches das vertrauen ankratzt, und das vertrauen ist das worauf ein wirtschaftssystem letztlich basiert, sehr bedenklich! ps: hier mal ein sehr interessanter chart zum shiller-kgv seit 1860(von claus voigt): http://www.cash-online.de/wp-content/uploads/2014/05/spekulationsblase-shiller-kvg.jpg – einer der größten krisenindikatoren ist für mich, dass sich vermögensberater meist als inflationisten darstellen, um sich ihr geschäft nicht zu versauen, obwohl sies besser wissen! darüber sollte man mal nachdenken!

            • F. Malik

              Danke für Ihren interessanten Beitrag.
              Wirtschaftssysteme basieren auf Vertrauen, das ist eine wichtige Aussage. Aber: Vertrauen in was? Dies muss noch genauer formuliert werden.

              Es ist das Vertrauen der Gläubiger in die vom Schuldner gegebenen Sicherheiten für die eingegangenen Schuldverhältnisse. Man beachte: Nicht Vertrauen in den Schuldner, sondern in die von diesem gegebenen Sicherheiten, und das heisst, in die Verwertbarkeit derselben … hier wird also das Vertrauen gelöst von der Person und der Psychologie und an eine Sache gebunden, z. B. an eine Liegenschaft und ihre Verwertbarkeit.

              Nun haben die heutigen Gläubiger selbst die Sicherheiten immer stärker aufgeweicht, um das Volumen in astronomische und nie bezahlbare Höhen zu treiben. Zu den Vermögensberatern: Jene, die ich kenne, stellen sich nicht als Inflationisten dar, sondern sie sind Inflationisten, weil sie die Deflation gar nicht verstehen. Ich habe jedenfalls bisher keinen gefunden.

  14. Jürgen Clasen

    Wir leben so vor uns hin und merken gar nicht den Wandel:

    http://www.spiegel.de/spiegel/index-8428.html

    In Israel gehen die Menschen zu den Stränden und man führt gleichzeitig
    einen Krieg. Ähnliches sehen wir auch hierzulande. Urlaubszeit, die generelle Gleichgültigkeit, die ein voller Brotkorb erzeugt, verstärkt sich. Man braucht aber Feindbilder: „Stoppt Putin jetzt“. Das ist keine Berichterstattung mehr, sondern Propaganda. Für mich ist klar, wir befinden uns wieder im „Kalten Krieg“. Die Ukraine ist natürlich ein schauriges Schlachtfeld. Es dreht sich meiner Meinung nach aber um eine andere Kriegsansage. Putin rüttelt am Dollarprivileg, nicht nur mit Worten, sondern mit konkreten Schritten.

    • Jürgen Clasen

      Sorry, Prof.Malik, ich bin in dieser Sache sehr angefressen, weil ich schon in dem Titel der Ausgabe die zugrunde liegende Demagogie zu erkennen glaube.
      “ Stoppt Putin jetzt !“ Mit Ausrufezeichen! Kann mich nicht einen Spiegeltitel erinnern der lautete „Stoppt Jelzin jetzt!“ mit Verweis auf seine Ausverkaufspolitik die seine Bande betrieben hat. Die Leser kaufen die Printausgabe und den Papierverlagen geht es nicht gut. Vielleicht kann man jetzt auch die ganze Ausgabe kaufen… Als Investor sehe ich das cooler. Verkauft doch Eure Gazprom, Rostneft usw Aktien! Würgt doch den Russen richtig was rein! Reichtum kommt vom billigen Einkauf, jedenfalls hat das Herr Rothschild so gemacht…

  15. Jürgen Clasen

    Deutschland droht die japanische Zinsfalle

    http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article130689959/Deutschland-droht-die-japanische-Zinsfalle.html

    Das hat angenehme Folgen, wenn man sich Geld leiht und unangenehme Folgen
    wenn man Zinsen erhält. Versicherer dürften darunter leiden und können jetzt noch aus ihren Altbeständen zehren.

    Da die alten Tiefs aus dem Kaiserreich auch gebrochen wurden, gibt es keinen Anhaltspunkt aus charttechnischer Sicht.

    Natürlich gibt es bei jedem Trend einen Wendepunkt. Aber wo ?

    Russlandkrise 1998/99 hat die Börse durchgeschüttelt. Dieses mal ist es anders. Gaza, Libyen, Syrien, Irak können auch keinen Kurs bewegen. Sehr merkwürdig, aber denkbar, das die Zinsentwicklung das alles überdeckt.

    Beginnt ein Sanktionskrieg mit Russland? Klein fängt man an, aber dann…

    Ihre Meinung, Expertise, Herr Prof. Malik, ist gefragt!

    • F. Malik

      Lieber Herr Clasen, ich bin soeben auf der Fahrt aus dem Urlaub in den Dolomiten zurück.
      Daher auch meine längere Pause im Blog; die Postings habe ich jedoch zumeist bearbeitet.
      Die Weltgeschehnisse habe ich trotz Urlaubs einigermassen verfolgt. Russlandexperte im engeren Sinner bin ich zwar nicht, aber ich werde meine derzeitige Meinung dazu in den nächsten Tagen formulieren.
      Besten Dank für Ihr Interesse.

      • Jürgen Clasen

        Danke, Herr Prof. Malik, ich hoffe sie konnten sich erholen und
        Spaß am Klettern haben. Wie schon von mir befürchtet, kommt das Sanktionskarusell in Bewegung:

        Nach EU-Sanktionen: Moskau droht Europa mit höheren Energiepreisen

        http://www.spiegel.de/politik/ausland/sanktionen-russland-droht-europa-mit-hoeheren-energiepreisen-a-983698.html

        Moskau hat auch Giftpfeile im Köcher. „Putin muss einen Preis dafür bezahlen“. Er kann auch den Spieß umdrehen. Letztlich würde
        ich an seiner Stelle den angesprochenen Preis vom Westen bezahlen lassen einschließlich einer Yukos-Entschädigung. Das „Brenneisen“
        wird an beiden Seiten heiß…Fehlerhaft ist auch die Eskalation zu betreiben, ohne genau zu wissen, wer die MH 017 vom Himmel, geholt hat. Weder die Rebellen, noch die Russen hatten an sowas Interesse. Wir haben aber immer wieder in den Kriegen das hirnverbrannte ballern auf Zivilisten gehabt und die Ukraine ist davor auch nicht gefeit. Wie oft haben die Amis Hochzeits-gesellschaften ausgelöscht? Erinnern möchte ich an das Ölembargo der USA gegen Japan vor dem pazifischen Krieg. Es ging nicht um Menschenrechte,Demokratie, sondern um die Vorherrschaft in diesem Raum. Machtpolitik, auch heuer.

        • F. Malik

          Danke der Nachfrage; das Wetter war heuer auch im Süden (Dolomiten) untypisch schlecht, aber ein bisschen was konnte man schon machen. Insgesamt bin ich zufrieden. Das Sanktionsgerede und die Sanktionsmassnahmen halte ich für wenig wirksam. Insbesondere scheinen mir längst nicht ausreichend die kybernetischen Wechselwirkungen im System beachtet zu werden.

  16. Herbert Saurugg

    Gestern galt noch „Wenn nun auch noch die 200-Tage-Linie und die Aufwärtstrendkanal-Untergrenze bei 9480/9520 Punkten durchbrochen werden, wäre dies ein deutliches Warnsignal, das einen Vertrauensverlust der Mehrheit am Markt anzeigen würde. (…) Aus der übergeordneten Perspektive sieht alles noch ganz harmlos aus: Im Tageschart verläuft der DAX in einem Aufwärtstrend, der entsprechende Kurskorridor bildet eine Spanne zwischen 10.900 Zählern oben und 9500 Zählern unten. (…) Ein Fall unter die 200-Tage-Linie bei aktuell 9470 ist dadurch nicht ganz so wahrscheinlich.“ http://www.boerse-online.de/nachrichten/ressort/maerkte/DAX-bleibt-im-kritischen-Zustand-1000228267

    Gestern waren wir einen Schritt vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter … DAX Schlusskurs: 9.407 – er war zuvor schon unter 9.400.

    Diese Chartanalysten sollten wohl mal ein paar Schritte zurückgehen und sich nicht so auf die Charts konzentrieren, als würden die die Realität bestimmen … als Laie kann man sich immer wieder nur wundern.

    • Herbert Saurugg

      Um 18:35 war der DAX erstmals unter 9.000. Aber allgemein scheint Business as usual angesagt. Oder überinterpretiere ich das?

    • Herbert Saurugg

      Heute sind wir schon bei 9.161 (18:15 Uhr) angelangt … -4,4% in zwei Tagen und das ist keine Meldung in den Medien Wert – zumindest bis jetzt. Sind wohl alle auf Urlaub …

    • F. Malik

      Würde ich auch empfehlen, zumal hier recht konventionelle, um nicht zu sagen altmodische, Charttechnik angewandt wird. Allerdings würde ich die Kursdynamik weniger aus „Vertrauensverlust“ herleiten, als vielmehr aus sich akkumulierenden Verlusten und nicht mehr gedeckten Margins bzw. Lombardkrediten.

      • Karl Heinz Schery

        Bei Aktienkäufen auf Kredit (Englisch: margin dept) leiht sich ein Händler Geld, um damit Aktien zu erwerben. Dabei wird eine bestimmte Grenze (Englisch: margin) festgelegt, unter die der Wert der Aktien nicht fallen darf. Solange die Kurse steigen, kann der Händler den Kreditgeber auszahlen und sich die verbliebene Summe als Profit sichern. Sollten die Kurse jedoch unter die festgelegte Grenze fallen, fordert der Kreditgeber den Händler auf, Kapital nachzuschießen (Englisch: margin call). Der Händler muss dann entweder zusätzliches Kapital auftreiben oder seine Aktien verkaufen, um die Kredite zu begleichen. Mit fehlendem Vertrauen oder Psychologie hat dies meiner Meinung nach wenig zu tun.
        Daher halte ich das Volumen der Aktienkäufe auf Kredit für einen wesentlichen Indikator für die Blasenbildung an den Finanzmärkten. Ähnlich risikofreudiges Verhalten konnte kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase 2000 und der Ausbruch der Finanzkrise 2007 beobachtet werden.
        Ich bin sehr neugierig darauf, ob wir nun den Beginn eines Domino-Effekts erleben.

      • Jürgen Clasen

        Die 200 T ist doch ein wichtiger Indikator. In den vergangenen Jahren sind wir oft aufgeprallt, um anschließend neue Hochs zu machen. Im Mai 2012 haben wir auch einen Schnitt unter die 200T gesehen. Aber es war ein Fehlausbruch. Langfristig war aber der
        Bruch dieser Linie ein guter Indikator und es ging dann wirklich abwärts über eine längere Periode. Heuer sehe ich die 9000 als
        Trendbestätigung. Wenn man sich umschaut, kommen wir wieder auf
        die Entwicklung in der Ukraine zurück. Sollten die Rebellen auf die Verliererstraße kommen, dann könnte Russland in den Konflikt
        eingreifen und dann geht es an den Börsen richtig rund. Wünschen
        tue ich es mir nicht, aber man muss es auf dem Radar haben. Die
        Sanktionen gegen Polen und der Ukraine sind auch nicht ohne.
        Wohin mit der Milch und den Kohlköpfen? Die EU hat genug davon
        und die Handelsbeziehungen müssen erst mal hergestellt werden.
        Auch hierzulande wird man das spüren. Die Worker aus diesen
        Sanktionsbereichen werden sich überlegen müssen ob sie für das Wiesenbier mehr als 10E blechen. Die Kredite für Wertpapierkäufe
        drücken dann die Schuhe. Schaun wir mal…

        • Jürgen Clasen

          Wir sind, wie alle wissen durch die 9000 gegangen. Jetzt nur nicht übermütig werden! Oft kommen in solchen
          Konstellationen mächtige Gegenbewegungen. Nicht selten
          von NY ausgehend, überraschend, dann in der letzten 1/2
          Handelsstunde. Nun, im gelobten Land hat man bekannt-lich unendlich tiefe Taschen und vielleicht auch Institutionen die im Auftrag der Notenbank agieren, die schmelzende Aktienvermögen nicht mag, weil der wichtige Konsum auch in den Kriechgang geht. Nach wie vor ist der Fall Ukraine sehr wichtig, aber auch unklar
          was dort passiert und wie Putin reagiert. Aus meiner
          persönlichen Sicht ist der Natogeneralsekretär Rasmusson aus dem Ruder gelaufen. Was hat dieser Kerl
          in dieser brisanten Situation in Kiew zu suchen und
          dem Nichtnatomitglied militärische Unterstützung versprechen? In meinem Namen spricht er nicht und er soll auch die Klappe halten, weil die Nato in allen politischen Fragen von den Natoregierungen gesteuert
          werden soll. So kann dieser Troll auch keine weiteren
          Sanktionen ankündigen. Der Sanktionskrieg ist nicht mein Krieg, sondern ich bin für Verhandlungen für einen Wandel durch Annäherungen. Die Ukraine ist ein schwarzes
          Loch was uns noch auffressen kann.

  17. A.I.

    Seit einiger Zeit frage ich mich, ob es nicht sinnvoll ist, konzeptionell zwischen Geldvermögen und (bezahlten!!) Realvermögen zu unterscheiden.

    Mir scheint, als würden beide als gleichwertig angesehen, weil man beide beliebig ineinander überführen könne.

    Aber das stimmt natürlich nicht. Wer unter Zwang kauft oder verkauft, bekommt nicht dasselbe für sein Geld.

    Und schlussendlich liegt dem Geld immer ein Schuldner-Gläubiger-Verhältnis zugrunde. Wenn ich Geld besitze, habe ich ja lediglich ein Konsumrecht in die Zukunft verschoben. Das ist bei Besitztümern, dessen Eigentümer ich bin, ja gerade nicht der Fall.

    Vermutlich macht genau dieses Charakteristikum die Beleihbarkeit von Eigentum aus.

    Wenn man aber Geldvermögen und Eigentumsmasse gedanklich gleichsetzt, wie sollte man da den Deflationsmechanismus durchschauen? Ich vermute, das geht gar nicht.

    • F. Malik

      Doch, doch … das geht sogar sehr gut. Im Blog finden Sie dazu vieles – und auch in den diversen Online-Artikeln von Prof. Heinsohn und mir.

  18. Herbert Saurugg

    Italien in der Deflation: Sorge in Euro-Zone steigt

    In Italien, das anders als Spanien die Rezession nicht abschütteln konnte, sinken die Preise ebenfalls – im August um 0,1 Prozent. Das Land befindet sich damit in der Deflation, meldete die Nachrichtenagentur ANSA.

    http://orf.at/stories/2243699/

    • F. Malik

      So ist es, und es ist unvermeidlich, weil es programmiert war durch die Schuldenberge.

  19. Jürgen Clasen

    Was mich zum WE umtreibt.
    Viele Schlüsselrohstoffe machen die Biege. Öl, Weizen, EM
    Also alles was Russland hat. Wall Street entwertet es…
    Könnte auch nach hinten los gehen…und eigene Klientel
    treffen. Die Scheichs sind auf Gedeih und Verderb an die
    USA ausgeliefert, wenn sie nicht von den arabischen Massen
    weggefegt werden wollen. Man darf aber auch nicht die Leidens-
    fähigkeit Russlands unterschätzen. Ich tippe mal auf den Winter…
    Napoleon und Hitler haben das einträchtig unterschätzt…
    Sanktionen sind nur Nadelstiche, die Sache wird an den Rohstoff-
    märkten ausgetragen…