Bedeutet das was? Niedrigste Liquidität – Höchste Margin Debts

F. Malik am Samstag, 16.08.2014 um 16:41 Uhr
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Zwei bisher so gut wie zwingende Voraussetzungen für historisch dramatische Aktienkurs-Abstürze sind erneut wieder so oder noch stärker erfüllt wie zuvor.

In den USA ist die Liquität der Funds auf einem historischen Tiefststand. Nur 1929 und im Juli 2007 war die Liquidität noch schlechter. Kurz darauf folgten dramatische Abstürze der Aktienbörsen. Die wichtigsten potenziellen Käufer von Aktien haben leere Kassen. Sie sind schon voll investiert und haben keine Reserven mehr, um noch mehr zu kaufen. Aber nicht nur sind die Kassen leer.

Gleichzeitig waren auch die Kredite für Aktienkäufe noch nie so hoch wie heute. Die bisher erzielten Anstiege der Aktienkurse sind also massgeblich dadurch entstanden, dass man sie auf Schulden gekauft hat und nicht dadurch, dass es der US-Wirtschaft so gut gegangen wäre.

Die Kursrückschläge der letzten Wochen werden gerne mit Russland-Ukraine-Krise, Nahostturbulenzen und anderen externen Faktoren erklärt, mit Verunsicherung und Vertrauensmangel. Im Vergleich zu den obigen beiden Faktoren sind dies eher unbedeutende Einflüsse. Nur medial erhalten sie mehr Gewicht, als die nüchternen Zahlen der inneren Verfassung der Aktienmärkte.

Wenn die Aktienmärkte anhaltend zu sinken beginnen, ist das deflationär, egal was Notenbanken und Medien dazu behaupten mögen.

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22 Kommentare

  1. Wolfgang Pfeifenberger

    Ich lese die Wirtschaftspresse mit wachsendem Widerwillen. Jeden Tag wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben. Man fühlt sich eher verwirrt als informiert. Häufig wird versucht den Leser zu beruhigen. Beispielsweise wird Spanien als ein Patient in der Erholungsphase dargestellt. Bei genauerem Hinsehen stellt sich dann aber heraus, dass er unter exponentiell wachsender Staatsverschuldung leidet. Die von ihnen angesprochene Konjunktur auf Pump wird in ihren fatalen Konsequenzen nirgends konsequent analysiert. So ist garantiert, dass sich beim nächsten Crash alle wieder verwundert die Augen reiben werden.

  2. Frank

    Ist das KGV vieler deutscher DAX-Konzerne nicht noch halbwegs im Rahmen?

    • F. Malik

      Das KGV deutscher Aktien ist für die Gesamtlage weniger wichtig. Was immer passieren wird, die Haupt-Ursachen sind in den USA – wozu auch die globalen Verflechtungen beitragen. Was letztlich – nachdem ein Desaster passiert sein wird – von Kommentatoren als Anlass dafür angesehen wird, ist bedeutungslos. Irgendein Vorkommnis findet man immer, und die heutige Zeit ist voll davon.
      Bereits die bisherigen jüngeren Ereignisse in diesem grossen und für lange Zeit wohl finalen Bullmarket seit 1932 wurden nur von ganz wenigen Personen lange genug vorgesehen, und zwar nicht als Prophezeiungen und Möglichkeiten, sondern auf Basis realer Informationen, die andere eben nicht sehen oder nicht zu beachten pflegen – insbesondere nicht die Mehrheit der Finanzfachleute selbst (weil sie in ihrem Paradigma selbst gefangen sind) und vor allem nicht die überwältigende Mehrheit der Ökonomen (weil die heutigen ökonomischen Mainstream-Theorien für die jetzt relevanten Faktoren keine ausreichende Erklärungskraft haben).

  3. Dr. H. Mertens-Marschall

    Sehr geehrte Herren Professoren Malik und Heinsohn, sehr geehrter Herr Pfeifenberger u.a.,
    Ich danke für Ihre fundierten und differenzierten Analysen und Stellungnahmen.
    Unsere Gesellschaft ist in allen Bereichen nach den Prinzipien des größtmöglichen Klamauks organisiert. Nach dem Wahlslogan eines der größten deutschen (niederländischen) Politikers, Horst Schlemmer (alias Hape Kerkeling):“ Mehr von allem für jeden!“ wird eine Wohlstandscheinwelt entworfen, die so schon lange nicht mehr besteht und auch durch die EZB nicht kreiert werden kann. Als letztes stürzen dann noch die Potemkinschen Dörfer ein. Die Gewissheit, mit der die jungen Finanzschnösel von UBS, RBS und SG täglich auf n-tv verkünden, wie es wird, um denn sogleich das passende Produkt parat zu haben, ist schon verblüffend.
    Das einzige, was hilft und zwar in allen Lebensbereichen, wo dies möglich ist, ist nicht mehr teilzunehmen und abzuwarten bis ein neues funktionierendes Gemeinschaftsmodel zu entstehen beginnt. Als Teilnehmer im Wirtschaftsleben ist dies jedoch schwierig, weil der, der nicht mehr mitmacht, oder seriös tätig ist, sofort Pleite geht. Also geht alles so weiter, bis es nicht mehr geht. Gruß MM

    • F. Malik

      Sehr geehrter Herr Dr. Mertens-Marschall, Sie beschreiben die Lage und auch die Handlungs-Optionen anschaulich und realistisch. Wer diese Dinge richtig zu sehen versteht, ist schon in einer recht vorteilhaften Position, weil er doch versteht, was vor sich geht. Die meisten Menschen verstehen nicht, was vor sich geht – ja schlimmer, sie haben grösstenteil irreführende Erklärungsmuster. Wie man selbst betroffen sein wird, wenn „es nicht mehr geht“, wie Sie schreiben, hängt von vielen Einzelumständen ab. Mit dem richtigen Verstehen hat man man aber die Chance, auch in letzter Sekunde noch Wege zu finden, um die Ereignisse besser zu bestehen als andere. Ich wünsche Ihnen und uns allen eine gute Hand in diesen Dingen.

      • Jürgen Clasen

        Heute in der WamS:

        Von der Lust am Untergang

        http://www.welt.de/print/wams/finanzen/article131297602/Von-der-Lust-am-Untergang.html

        Ich hoffe das auch NichtWamS Abonnenten der Artikel öffnen können.
        Darin wird dargelegt, wie fundierte Börsenkenner, Crash Gurus,
        in den Jahren 2008 bis heute mit ihren Ansagen daneben lagen.
        Am besten kommt noch Dirk Müller weg, der seine Vorhersage im Nov 12 : „Die Wahrscheinlichkeit eines Crashes liegt bei 60%“ auf eine
        fast fifty fifty Prognose relativierte. Absolute Aussagen von Max Otte in 2010: „In den nächsten Jahren wird es einen dicken Knall geben“ sehen da natürlich ganz schlecht aus. Die Crashansagen eines Roland Leuschel, anno 1987, riechen nach einem Zufalls-treffer. Wir müssen heute die andere Rolle der Notenbanken kalkulieren. Sie können mit ihren Mausklicken unendlich viel
        Liquidität in die Märkte werfen oder gar zwingen. Den Bondmarkt
        haben sie dabei schon geschliffen. Eine Durchschnittsrendite von
        0,85% gab es in meiner beträchtlichen Lebenszeit noch nie. Der genannte Artikel passt aber zu Ihren Überlegungen Herr Prof. Malik. Endphase: Häme wird über die erfahrenen Börsenkenner geschüttet.

        • Herbert Saurugg

          Durchaus ein interessanter Artikel. Das Problem bei der Sache ist, dass man sich auf die falschen Sachen konzentriert – es geht nicht um den Zeitpunkt eines möglichen Eintritts, sondern um die damit verbundenen Konsequenzen – und auf die sind wir weder vorbereitet noch können wir sie uns „leisten“. Und wir haben auch kaum eine breite Exit-Strategie. Und das, obwohl viele wissen, dass da etwas faul ist … nicht nur an der Börse.

          • Herbert Saurugg

            Ich möchte an dieser Stelle wieder einmal eine Buchempfehlung anbringen: Renn, Ortwin: Das Risikoparadox/Warum wir uns vor dem Falschen fürchten. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2014

            Wie ich finde, eine tolle Lektüre und zusätzliche Horizonterweiterung für vernetzt denkende Menschen, zu denen ich auch die Mitmacher dieses Blogs zähle ;-).

            Ich habe einige Zitate die zum Thema „Blackout“ passen in meinem Blog zusammengefasst (http://www.ploetzlichblackout.at/2014/08/09/das-risikoparadox-warum-wir-uns-vor-dem-falschen-fürchten/). Vieles passt auch für die Themen, die wir hier diskutieren. In letzter Konsequenz sprechen wir hier von systemischen Risiken.
            Diese sind durch vier Merkmale gekennzeichnet:
            * Die Wirkung ist tendenziell über nationale Grenzen hinweg.
            * Es besteht ein hoher Vernetzungsgrad und viele Interdependenzen zu anderen Systemen.
            * Dadurch sind zufällige und nicht-lineare Ursache-Wirkungsketten zu erwarten.
            * Die Auslöser und Auswirkungen werden systematisch unterschätzt.

          • F. Malik

            Richtig! Entscheidend ist es, die Bedingungen zu erkennen, die zu grundlegenden Veränderungen von System führen.
            Genaue Zeitpunkte sind sekundär, denn man muss Vorbereitungsmassnahmen ohnehin von langer Hand vorbereiten.

        • F. Malik

          Ein Artikel, der das Mainstream-Denken treffend darstellt. Andre Kostolany wäre noch erwähnenswert gewesen.

  4. Michael Gassner

    Letztlich wird Fremdkapital durch mehr Eigenkapital ergänzt warden müssen, sonst sehe ich nicht viel Auswege. Wann allerdings die Aktienbörsen versagen, ist schwer sichtbar – wohin sollte als nächstes das Zentralbankgeld gehen, welches sicher erneut geflutet wird? Seit 2009 sind die Weltkurse ja etwa 60 % rauf. Ein erneuter Boom an den Rohstoffmärkten? Die Realwirtschaft kann solche Mittel nicht schnell absorbieren.

    http://www.onvista.de/index/charts.html?ID_NOTATION=3193857&TIME_SPAN=10Y&VOLUME=1&TYPE=LINE&SCALE=abs&DISPLAY_TYPE=LINE&SUPP_INFO=0&AVG1=0&AVG2=0&ID_NOTATION_COMP1=0&ID_NOTATION_COMP3=0&ID_NOTATION_COMP4=0#chart_01

  5. Jürgen Clasen

    „Europa zahlt einen enormen Preis“

    http://www.handelsblatt.com/politik/international/nobelpreistraeger-stiglitz-kritisiert-sparpolitik-europa-zahlt-einen-enormen-preis/10358162.html

    Der Herr Nobelpreisträger hat wohl zu heiß gebadet. Möge er doch in der Sache vorrangehen und für die Schulden seiner Nachbarn garantieren und sie im Default großzügig bezahlen. So dann, sorgt er dafür, das die Milliardäre in den Problemländern für die Schulden der Heimat zur Ader gelassen werden, wenn sie nicht von sich aus ihrer moralischen Verpflichtung nach kommen und das Vaterland retten. Die übrige Empfehlung,
    die Party durch noch mehr Schulden am Leben zu erhalten ist auch ein großer
    Geistesblitz. Den Nobelpreis hat er erhalten für die Analyse von Märkten mit asymmetrischer Information. Ich meine, er ist dieser asymmetrischen
    Information selber erlegen.

    • F. Malik

      Als ob es je symmetrische Informationen in Märkten gegeben hätte …
      Danke für das Link.

      • Jürgen Clasen

        Nun, wie stellt sich die Sache dar, heute am 22.08. gegen 22: 00 Aus meiner Sicht natürlich so. Putin hat gewonnen und holt sich das, was er haben will. Merkel hat Poroschenko die Botschaft hinterbracht. Der lässt mal wählen. Bullshit, die Sache ist entschieden.
        Die nächste Herausforderung wartet auf uns: IS.
        Es gibt darauf eine klare Antwort. Darauf ist der Mainstream noch nicht vorbereitet. Werft sie aus unserem schönen toleranten Landen raus…unverzüglich und gnadenlos ohne jede Ausnahme.
        Ich will das Erbe der Altvorderen ohne wenn und aber verteidigen.
        Freiheit des Geistes ! Gleichberechtigung von Mann und Frau !
        Alle Grundrechte unserer Verfassung ! So wahr, wie mir Gott helfe !!!

  6. Max Gmür

    Wie hier von Herrn Malik immer wieder pobagiert „nur bares ist wahres“:
    Cash at Berkshire Hathaway stood at just over US $55 billion at the end of June, a record high and 21/2 times the level Buffett had said in the past he liked to keep on tap to meet extraordinary claims at his insurance businesses. It was also up more than 50 percent year on year.
    Buffett’s green pile was in sharp contrast to individual investors, who had cut cash in portfolios to 15.8 per cent, a 14-year low, the July asset allocation survey from the American Association of Individual Investors showed.

  7. Jürgen Clasen

    Die Nobelpreisträger in Lindau sind darauf gekommen, das der Euro schädlich ist. Herr Draghi scheint von der Sparpolitik nicht mehr viel zu halten und hat unter dem Tisch wohl schon QE auf die Spritze gezogen.
    Wie sehe ich das ? Es gibt nun mal viele Armleuchter auf der Welt. In Lindau und in Jackson Hole ist die Armleuchterdichte besonders auffällig.
    Schönes WE.

    • Wolfgang Pfeifenberger

      Wolfgang Münchau vom Spiegel hat jetzt die Konsequenz gezogen: Entlasst die Ökonomen, denn sie wissen nicht was sie tun!
      Leider mit der falschen Begründung. Der Schmetterlingseffekt hat zwar Einfluss auf ein Systemverhalten. Davor muss aber ausreichend brennbares Material = Schulden angehäuft worden sein, um eine Kettenreaktion auszulösen. Wolfgang Münchau nimmt auch nicht wahr, dass mit der Eigentumsökonomie schon längst ein brauchbarer Kandidat für die Beantwortung der Frage „Wie konnte in Japan eine Deflation entstehen?“ existiert. Ansonsten ist der Artikel der Befreiungsschlag, der schon spätestens 2008 notwendig gewesen wäre.
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/wolfgang-muenchau-ueber-fehler-in-prognosen-der-oekonomen-a-986405.html

      • F. Malik

        In Interviews nach dem Krisenausbruch habe ich vorgeschlagen, Ökonomen eine klösterliche Schweigepause zu verordnen.

  8. beazt

    Die Übernahme der Politik geht ihrer Vollendung auch in Europa entgegen.
    Angefangen mit Monti und Draghi, gestern Finanzminister von Frankreich und heute BlackRock als EZB-Berater
    sind die Vorboten der finalen Finanzschlacht des untergehenden Systems.
    Demokratie hat schon längst kapituliert in der intransparenten Welt des Geldes (= Schulden).
    Da muss man nur die Masse täglich beobachten, um zu wissen, dass es ein leichtes Spiel ist.

  9. Jürgen Clasen

    Von Einem der auszog, um das fürchten zu lernen…
    Zwar langer Artikel, aber absolut lesenswert!
    So, wie diesem Anleger ging es doch vielen und er ist noch gut dabei weggekommen. Er hätte die einst hochgelobte „Übernahmeaktie“ ja vor einigen Jahren noch, wie weiland WCM, remember, in Umrechnung auf die 10:1 Reduzierung für 250 Euro kaufen können.

    Wie Dr. A von Psychofalle zu Psychofalle tappte

    http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/boerse-inside/commerzbank-aktie-wie-dr-a-von-psychofalle-zu-psychofalle-tappte/10378750.html

    Weniger spekulativ wäre die Commerzbanktochter „comdirectbank“ gewesen.
    Die Mutter braucht die hohe Dividende der Tochter. Wie überhaupt ein Investment in ein Einzeltitel sehr risikoreich ist, auch bei hochgelobten Titeln, wie zuletzt zum Beispiel Bilfinger & Berger. Gegenwärtig, das haben
    wir immer wieder festgestellt ist ein Erwerb von Aktien nicht angesagt.
    Wenn schon Einzeltitel, dann nach der großen Korrektur auf die wir ja
    bislang vergeblich gewartet haben. Welche sind das? Nestle, Reckitt, Kühne,
    Fresenius, Novartis, Roche, Novo Nordisk, Lindt, CARMIGNAC PATRIMOINE A EUR ACC,FLOSSBACH VON STORCH SICAV – MULTIPLE OPPORTUNITIES.

    • F. Malik

      Der Artikel ist zwar lang, aber lesenswert, weil er zeigt, wie unglaublich naiv viele Leute sind, wenn es um den Aktienmarkt geht. Zwar unterlaufen auch erfahrenen und sogar ausgesprochen Profis Fehler, denn das liegt einfach in der Natur der Märkte. Solche Fehler, wie im Artikel beschrieben, passieren denen nicht.

  10. Stefan

    Also ich erwarte aktuell noch keinen Crash, meine aber auch, dass die Börsenhausse schon weit fortgefahren ist.

    Insgesamt halte ich, wie z.B. Frank auch, Deutsche und Europäische Werte noch für fair bewertet.
    Aber wenn die US-Aktien, schon teurer bewertet, einbrechen, wird es auch bei uns runtergehen.