Rückgang des Rotlichtgeschäftes und Shareholder Value

F. Malik am Samstag, 30.08.2014 um 10:30 Uhr
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Medien zufolge geht in Zürich das einst blühende Sexgeschäft massiv zurück. Warum? Weil Banken sparen, weil Banker daher ihre Spesen und deren Zwecke nun genau belegen müssen, und weil sie deutlich weniger Boni haben.

Als eine der häufigen Begründungen für die niedrigeren Boni wird deren wachsende Ächtung durch die Öffentlichkeit angegeben.

Noch kaum wird aber erkannt, dass die Bonussysteme zur grössten Fehlallokation von Kapital und von menschlichen Fähigkeiten führte, die es in der Geschicht bisher gabe. Was ist der Grund für die exzessiven Boni? Es ist die Irrlehre vom Shareholder Value und der Wertsteigerung als oberste Kriterien für die Unternehmensführung.

Diese sind auch der entscheidende Grund für die De-Industrialisierung weiter Teile der US-Wirtschaft, aber auch andernorts, sowie für die entstandene Schuldenwirtschaft und für die zunehmende Deflation, die sich wie Herbstfrost lähmend über die Wirtschaft legt. Die kommenden Finanzkollapse sind bereits programmiert. Die Selbstzerstörung des „Kapitalismus“ der letzten 25 Jahre (ich meine hier den geldgetriebenen Pseudokapitalismus ) ist in vollem Gange.

Dabei hätten die Gewinne für die Shareholder noch viel höher sein können, wenn man sie auf dem richtige Wege erwirtschaftet hätte.  Die Zunft der Ökonomen hat aber all dies bis heute nicht erkannt. Warum wohl …?

Mitte der 1990er Jahre hatte ich bereits ein kybernetisches Sensitivitätsmodell gemacht,  das die Selbstzerstörung des weithin bejubelten Schein-Kapitalismus als unausweichliche Folge der angelsächsischen Managementirrlehren aufzeigt. Rund um die Welt verbreitet wurden sie durch die Business Schools, die sich wie Ebola-Viren vermehrten.  Details stehen in meinem Buch über „Die richtige Corporate Governance“, das 1997 erstmals erschienen ist, sowie in meinen anderen Büchern.

PS: Für den Anlass zu Berichtigungen der ersten Version dieses Postings danke ich Herrn Clasen. Siehe sein erstes Posting zu diesem Eintrag.

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26 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    „Die Selbstzerstörung des Kapitalismus und des marktwirtschaftlichen Systems ist in vollem Gange.“ Sind Sie da sicher, Herr Prof. Malik ?
    Wie soll Ihrer Meinung nach der Postkapitalismus aussehen?
    Der richtige Kapitalismus ist im Kern vorausschauend angelegt und will
    nachhaltig wirtschaften. Der Kapitalismus ist aus meiner Sicht vom rechten Weg abgekommen und wird seine Irrtümer zwangsweise berichtigen. Je länger diese Berichtigung ausbleibt bzw. unterdrückt wird, desto heftiger wird die Korrektur. Nach dem II.WK lag alles hier in Scherben. Wir hatten keine
    andere Wahl, als alles wieder aufzubauen. Wie wir heute sehen, hat sich der Neuaufbau gelohnt und dabei besonders das Verschwinden von verrückten Feindbildern. Aber auch hier können wir wieder in eine neue Irrtumsfalle
    laufen…Den russischen Stiefel möchte auch ich nicht in meinem Knick verspüren. Aber der Ukrainekonflikt hat mehr Facetten als dargestellt.

    • F. Malik

      Lieber Herr Clasen, ich meine die Selbstzerstörung dieses(!) Kapitalismus der jüngsten 25 Jahre, seit dem Aufkommen des Shareholder Values als oberstem Unternehmensziel im Gegensatz zu einer unternehmerischen Markwirtschft. Ich werde das noch berichtigen bzw. ergänzen. Der jüngste Kapitalismus ist in Wahrheit gar kein Kapitalismus im früheren Sinne, sondern er ist die Verwechslung von Unternehmerwirtschaft mit „Wallstreet“-Wirtschaft, und von Realwirtschaft mit Geldwirtschaft.
      Nach WK II entstand eine reale Wirtschaft, besonders in Deutschland von Eigentümerunternehmern getragen. Dass diese ausserdem in zunächst vernünftigem Ausmass auch das Soziale umfasste, gab Rückhalt in der Bevölkerung. Das würde ich eben immer mit Marktwirtschaft und nicht mit Kapitalismus bezeichnen.

  2. Wolfgang Pfeifenberger

    Stellen wir uns einmal die Welt als eine über die Zeit wachsende multidimensionale Matrix vor, die an ihrer Basis physische Entitäten beherbergt und an ihrer Oberseite abstrakte, aber hochgradig mobile, wie etwa Geld, Aktien, Anleihen etc.. Dann könnte es doch sein, dass die letzteren einfach einen evolutiven „Performance“-Vorteil besitzen. Anders formuliert: Virtuelles Kapital lässt sich einfach besser bewegen als physische Arbeit, die ja stark an Ort und Nation gebunden ist. Auf diese Weise betrachtet müssten wir das kapitalistische Geschehen nicht mehr als „Fehlentwicklung“ bewerten, sondern könnten es als etwas sehen, das früher oder später eintreten musste. Evolutive Prozesse müssen ja nicht auf Dauer stabil sein, wenn sie die materielle Basis, auf der sie ruhen, zerstören. Analog hat die Erfindung von Pfeil und Bogen auch die Großtierfaunen vernichtet, von denen sich unsere Vorfahren ernährt haben. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist zu verdeutlichen, um was es mir geht. Die Dynamik des Kapitalismus ließe sich folgerichtig erst dann sinnvoll managen, wenn wir die evolutiven Wechselwirkungen zwischen physischen und virtuellen Systemen besser verstehen.

    • A.I.

      Dass virtuelle Entitäten überhaupt einen Effekt haben, hat, so denke ich, mit der Funktionsweise unseres Gehirns zu tun.

      Wir können die Wirklichkeit nicht unmittelbar erfahren, sondern nur mittelbar über Sinneseinwirkungen und deren kognitive Verarbeitung. Auf dieser Basis erschaffen wir uns eine mentale Karte von der Welt und ein Modell, wie die Welt wohl funktionieren mag.

      Wir können schlechterdings nur anhand unserer mentalen Karte operieren, und nicht aufgrund der Wirklichkeit selbst.

      Das hat sehr wichtige Konsequenzen. Die Naturwissenschaften haben eine Methodologie entwickelt, die es recht zuverlässig erlaubt, die eigene mentale Karte mit der Wirklichkeit abzugleichen. Das halte ich für die herausragendste kulturelle Leistung der Menschheitsgeschichte.

      Man darf aber nicht dem Irrtum verfallen, die eigene mentale Karte für die Wirklichkeit selbst zu halten. Wenn man in Berlin mit einem Stadtplan von Hamburg herumläuft, wird man ziemliche Schwierigkeiten haben, irgendwas richtig zu machen.

      Insofern kann man virtuelles Kapital nicht einfach so als Wirklichkeit akzeptieren. Es ist eine mentale Karte, die akkurat sein kann oder vielleicht auch nicht.

      • A.I.

        An so etwas muss ich immer wieder denken, wenn ich lese oder höre, wie Ökonomen argumentieren.

        Es gibt wohl so etwas wie ein Gleichgewichtsmodell für Märkte, wo sich Angebot und Nachfrage optimal regulieren, wobei der Preis als Mittler zwischen Angebot und Nachfrage reguliert.

        Im Modell mag das sicherlich alles ganz stimmig sein. Aber ich bin fassungslos, wie Ökonomen mit den Zusammenbrüchen ihrer Theorien umgehen. Dann hatte halt die Politik versagt.

        Wenn mich ein Laie fragt, was denn ein Elektron sei, dann antworte ich: Das weiß niemand. Wir haben nur ein mathematisches Modell des Elektrons, das alle Eigenschaften erfasst, die beobachtet werden können. Wir können aufgrund dieses Modells äußerst akkurate Vorhersagen machen. Was wir nicht können, ist sagen, was ein Elektron eigentlich ist.

        Hier wird klar, wie der Physiker unterscheidet zwischen der Realität und seinem Modell von der Realität. Wenn die Erfahrung das Modell widerlegt, kommt es auf den Schrottplatz und ein neues Modell muss her.

        Dieser an sich äußerst triviale Aspekt scheint bei Ökonomen völlig unbekannt zu sein.

    • Herbert Saurugg

      Der Vergleich physische virtuelle Welt ist spannend. Ob es sich aber um eine evolutionäre Weiter- oder eher eine Fehlentwicklung handelt, werden wir leider erst in der Zukunft wissen. Ich tendiere eher zu zweitem. Dass die Entkopplung des virtuellen Geldhandels von der Realwirtschaft toxisch ist, ist kein Geheimnis mehr. Was mir aber viel mehr Sorgen bereitet ist, dass sich dieser Irrglaube an die virtuelle/digitale Welt auch zunehmend in anderen Bereichen, etwa im Infrastrukturbereich, ausbreitet. Effizienzsteigerung wird zum Selbstzweck – um wachsen zu können – und dafür nimmt man die Reduktion der Robustheit und der Überlebenssicherheit von Systemen in kauf. Dass der Markt keine physikalischen Gesetze aushebeln kann, auch wenn das manche Juristen glauben, werden wir noch teuer bezahlen müssen. Die Harmonisierung des Strommarktes widerspricht einfach der physikalischen Realität. Auch ein Truthahn gewinnt mit jedem Tag seiner Fütterung an Vertrauen in seinen Besitzer, … das Ende kommt leider abrupt. Wir neigen leider in vielen Bereichen zur Selbstüberschätzung, vor allem was vernetzte, komplexe Systeme betrifft.

      • Wolfgang Pfeifenberger

        Herr Saurugg, ich habe in Wikipedia eine recht schöne Definition von Virtualität gefunden: „Virtualität ist die Eigenschaft einer Sache, nicht in der Form zu existieren, in der sie zu existieren scheint, aber in ihrem Wesen oder ihrer Wirkung einer in dieser Form existierenden Sache zu gleichen.“ Wozu aber der ganze Budenzauber? Virtuelle Systeme bilden bestimmte Eigenschaften der Dinge, auf denen sie operieren ab, ohne diese Dinge selbst zu sein zu müssen. Mein Lieblingsbeispiel ist dabei die Bienensprache, die durch Winkel und Tänzelintensität den Vektor zum Ziel(Futterquelle, geeignetes Wohnquartier) abbildet. Das Ziel kann also ruhig abwesend sein. Finanzssysteme arbeiten ebenfalls in Absenz der Bezugsgrößen (der hinterlegten Sicherheiten)und erschließen dadurch neue Handlungsspielräume, da man nicht mehr, wie beim Tausch an unmittelbare Präsenz materieller Dinge gebunden ist. Der Haken bei der Sache ist aber, dass durch den systemimmanenten Zwang zur Neuverschuldung das Schuldtilgungsmittel Geld knapper und knapper wird. Die Rückzahlung der Schulden misslingt zunehmend. Die materiellen Sicherheiten werden entwertet. Maliks Schuldenmechanik setzt unvermeidbar und brutal ein.

        • F. Malik

          Richtig … die Virtualität, so wichtig es ist, sie zu verstehen, hat dort ihre Grenzen, wo sie auf die Aktualität stösst – z. B. auf die Rückzahlungsforderung von Gläubigern, oder auf die ersten Pfändungen von Sicherheiten, die sich bei der Versteigerung als unverkäuflich erweisen … einfach keiner da, der sie haben will, oder keiner, der bezahlen könnte.

          Um es einfach zu sagen: Es müssen also Wege gefunden werden, Organisationen so leistungsfähig zu machen, dass sie sich schuldenfrei stellen können – oder zumindest einen wesentlich Teil ihrer Schulden abbauen können. Ein Teil geht über Gläubigerverzicht – wobei viele Gläubiger keine Netto-Gläubiger sind, sondern ihrerseits Schulden haben.

          Ein anderer Teil geht über ein besseres Funktionieren, das Wissen nutzt und Ressourcen schont.

      • Jürgen Clasen

        @)Herbert Saurugg das wird Sie vielleicht interessieren:

        Wegen der Stilllegung mehrerer Atomreaktoren bereitet die belgische Regierung Stromabschaltungen vor, demnach soll im Winter notfalls in mehreren Regionen für einige Stunden am Tag der Strom abgestellt werden
        vor 18 Min (18:51) – Echtzeitnachrichten, Jandaya

        Ich dachte, wir wären die Spitze des Eisberges…

        Mal sehen, ob sich die Belgier (Versuchskaninchen?) das gefallen lassen, wenn die Abschaltungen tatsächlich kommen.

        • Herbert Saurugg

          Danke für den Hinweis – ich hatte ihn schon am Radar … Es kommen gerade viele Dinge zusammen, welche die Lage im europäischen Stromversorgungssystem noch zusätzlich verschärfen (AKW, Cyber-Angriffe auf die E-Wirtschaft aus dem Osten, ev. eine Gaslieferunterbrechung). 🙁

          Nachdem es in Europa noch 22 weiterer baugleiche Reaktoren gibt, stellt sich die Frage, ob die anderen auch heruntergefahren werden (müssen). Dann wird es sicher für uns alle eng. Wenn nicht, stellt sich die Frage, ob das beruhigender ist.

          „Möglicherweise können die beiden Reaktoren nie wieder ans Netz gehen. Weitere 22 Kessel in europäischen Meilern wurden aus dem gleichen Material in der gleichen Weise gefertigt, darunter auch deutsche Anlagen. Das niederländische Unternehmen „Rotterdamsche Droogdok Maatschappij“, das inzwischen nicht mehr existiert, hatte die Reaktordruckbehälter hergestellt und außer in Belgien auch 22 weitere Meiler damit ausgestattet. Die Risse sollen bereits seit 1979 existieren. Doch mit neuartigen Ultraschall-Testgeräten habe man im Frühjahr das ganze Ausmaß des Schadens aufgedeckt und die sofortige Abschaltung veranlasst, heißt es jetzt.“

          • Jürgen Clasen

            @Herbert Saurugg. Danke für die Aufklärung und den Hintergrund. Wie Sie sicher wissen, hat zumindest des RWE und wahrscheinlich auch andere Versorger ein Stilllegungs-programm aufgelegt, in dem sich modernste Kraftwerke befinden, die man eigentlich für solche Entwicklungen mindestens in Vorrat halten sollte. Alles andere ist ein Verbrechen! Auch am Niederrhein sah ich ein hochmodernes Kohlekraftwerk vom RWE, das wegen Kesselproblemen Jahre abgeschaltet war. Wenn es ernst wird, gilt der alte Grundsatz: Der Teufel macht nicht auf einen kleinen Haufen…

      • A.I.

        Herr Saurugg,

        das haut genau in die Kerbe meines Arguments. Wenn der Mensch durch seine Handlungen eine Wirklichkeit schafft, die komplexer ist als die maximale Komplexität, die er in seinem Hirn abzubilden imstande ist, fliegt ihm die Sache früher oder später um die Ohren.

        Nicht ständig, nicht immer, aber nehmen wir ein triviales Beispiel: Den Autoverkehr. Nur ein kurzer Moment, in dem der Abgleich mit der Wirklichkeit aufhört, und es kann Tote geben.

        • Max Gmür

          Das Problem der Energiebranche ist nicht die Komplexität, sondern die Kompliziertheit. Für selbstregulierende Komplexität fehlen verlässliche Policies. Sobald es sie gibt werden Bürger und Unternehmen das System stabilisieren und evolutionär weiterentwickeln.

          Die Frage ist, schaffen es Parlamente und Regierungen komplexitätsgerechte Policies zu entwickeln und durchzusetzten.

          • Herbert Saurugg

            Naja, ich behaupte, dass auch das Stromversorgungssystem mittlerweile ein offenes System ist und daher nicht mehr kompliziert, sonder bereits komplex ist. Wir haben das letztes Jahr Anfang Mai in Österreich erlebt, als ein verirrter Steuerbefehl aus dem deutschen Gasnetz beinahe das österreichisch Stromnetz abgeschossen hat …
            Zudem sind in den letzten 10 Jahren die Erzeugungsanlagen alleine in Deutschland von 1.000 auf über 1,3 Millionen angestiegen. Und die Steigerung der Komplexität schreitet munter voran. Erst richtig spannend wird es, wenn die ganzen Smart-Wünsche eingebracht werden …

            > Für selbstregulierende Komplexität fehlen verlässliche Policies.
            Ja, ganz im Gegenteil, es wird alles daran gesetzt, das System nur einseitig umzugestalten …

            > Sobald es sie gibt werden Bürger und Unternehmen das System stabilisieren und evolutionär weiterentwickeln.
            Ich fürchte, wir werden nach den derzeitigen Entwicklungen eher einer „Schöpferische Zerstörung“ durchmachen :-(.

            • Max Gmür

              Die Blackout Polemisierung ist der Abgesang der sterbenden Schwäne. Ein letzter Aufschrei der Dinosaurier. Wir müssen uns nicht um Blackouts sorgen, sondern um unsere Altersvorsorge gebunden in deren deflationären Assets.

              Wie sich die Geschichte wiederholt: als Internet und Mobile um das Millennium zum ersten Höhenflug ansetzten, kauften die Telecom Giganten UMTS Lizenzen für 20 Mia/Lizenz. Der befürchtete „Bandbreitencrash“ rechtfertigte den Preis. Und das Resultat? Die Innovativen fanden neue Wege und schlugen daraus Kapital. Die Lizenzen mussten später abgeschrieben werden. Ein Crash hatten wir nie, obwohl die Datenmengen schneller wuchsen als vorausgesagt.

              • Herbert Saurugg

                Hallo Herr Gmür, Sie haben zum Teil Recht – es gibt auch den „Abgesang der sterbenden Schwäne“ – nur wenn man sich das etwas mit Distanz und systemisch ansieht, dann schlittern wir derzeit in die „Schöpferische Zerstörung“, die wir uns in diesem Fall sicher nicht leisten können. Und ich habe auch gerade zu hören bekommen, ja, das ist ein weiteres Horrorszenario, wie Y2K, Schweinegrippe & Co – wieder will jemand ein Geschäft machen und zum Schluss ist nichts gewesen. Wenn doch? Dann haben wir keine Antworten.

                Natürlich gibt es schon Lösungen, die ich auch so propagiere – ein dezentrales zelluläres System (http://www.ploetzlichblackout.at/2014/08/11/die-energiewende-gelingt-nur-mittels-bevorratung-und-informationsnetz/)
                Nur das sind derzeit noch Konzepte und Testprojekte, keine Spur von einem breiten Einsatz. Gleichzeitig bewegen wir uns auf immer dünneren Eis. Und ich möchte hier nur die Frage stellen, die auch die Schweizer Behörden an die Bevölkerung gerade stellt „Aber, wären wir darauf vorbereitet?“ (http://youtu.be/NMWZwkv0qto) Sind wir das?

                • Max Gmür

                  Hallo Herr Saurugg, Danke für den Link. Zugegeben, das fährt schon ein. Trotzdem bin ich optimistisch, dass wir die Blackout Problematik in den Griff kriegen, vorallem auch weil jeder zur Lösung beitragen kann. Anders die Überschuldung/Deflation und deren Folgen; da werden wir durchmüssen resp. viele sind schon mittendrinn.

        • Herbert Saurugg

          Ja, da sind wir uns einig ;-).

          Hierzu empfehle ich auch vom Komplexitätsforscher John Casti „Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können“

          John Casti hat den Begriff „Komplexitätslücke“ geprägt. Wir haben auch ausführlicher über das Thema „Blackout“ geplaudert. Er meinte zum Schluss, ich soll mir keine Illusion machen, es gibt bisher keine Beispiele dafür, dass Menschen aus Vernunft die Komplexitätslücke bei derart großen Themen von sich aus reduzieren – es bedarf leider die harten Tour…

    • F. Malik

      Ein interessantes Modell …
      Virtuelles Kapital lässt sich zwar besser bewegen, das ist richtig. Aber wie schafft es Wohlstand? Nun kommt es auch darauf an, was man unter „virtuell“ verstehen möchte.

      Wechselwirkungen zwischen physischen und virtuellen Systemen haben Gunnar Heinsohn und Otto Steiger in ihrer Eigentumsökonomik besser als die bisherige Ökonomie untersucht und erklärt. Die Virtualität ist die aus Eigentumsbeleihung entstehenden Verpflichtungen, d. h. Schulden. Insoweit haben wir damit eine gänzlich neue Sichtweise, die über die herkömmliche Ökonomie weit hinausgeht – obwohl sie dem mit Krediten wirtschaftenden Unternehmer gut vertraut ist.

      • Wolfgang Pfeifenberger

        Virtuelle Systeme arbeiten mit Verweisen auf Drittes. Geld ist auch so ein Verweiser und das ist der virtuelle Teil. Es werden bei Geld aber künstlich physische Eigenschaften simuliert: Mengenkonstanz und Bindung. Geld ist erschöpflich. Dies unterscheidet es von reinen virtuellen Systemen, die prinzipiell unerschöpflich sind . Buchstaben gehen uns schließlich nie aus. Die transferierbare Bindung(=Tokennatur) an e i n e „Person“ stellt saubere 1-zu-1-Transaktionen sicher, die Mengenkonstanz verhindert Inflationierung. Den generativen Teil haben Heinsohn und Steiger beschrieben. Bleiben wir beim Verweischarakter. Geld zeigt nun nicht nur, wie man glauben könnte, auf den zu kaufenden Gegenstand, dessen Wert es beziffert, sondern auch auf etwas wertvolles Drittes, z.B. das Gold auf der Bank. Erst durch solch komplexe Kunstgriffe werden Übergänge möglich, die davor in viel geringerem Umfang über persönliche Beziehungen oder Raub zustande kamen. Die Sprengung dieser zwei archaischen „Nahraumfallen“ schafft Platz für ein komplett neues Ökosystem von Relationen mit einer schier unglaublichen Diversifizierung. Dummerweise ruinieren die auflaufenden Schulden wieder regelmäßig alles.

        • F. Malik

          Mit der debitistischen bzw. eigentumsökonomischen Geldtheorie von Heinsohn und Steiger lösen sich die obigen Rätsel recht gut auf.

  3. Herbert Saurugg

    Der Markt sendet derzeit widersprüchliche Signale. Einerseits wurde in der letzten Handelsstunde vor dem Wochenende noch so stark gekauft, dass sich der Deutsche Aktienindex aus einem klaren Minus noch in die Gewinnzone retten konnte. Andererseits stoppten die Käufe am Freitagnachmittag ziemlich genau unter der 200-Tage-Linie. Auch eine Unterstützung aus der letzten Woche wurde durchbrochen, was eher kritisch zu sehen ist. http://www.boerse-online.de/nachrichten/ressort/maerkte/DAX-Korrektur-noch-nicht-vorbei-1000268530

    Für mich klingt das ziemlich nach Manipulation … wenn man weiß, dass die durchschnittliche Aktienhaltezeit etwa 21 Sekunden beträgt und ein Großteil der Geschäfte über Computerprogramme/-algorithmen laufen, dann passt das und die Chartgläubigkeit ganz gut dazu. Oder irre ich mich da?

    • F. Malik

      Sie täuschen sich wahrscheinlich nicht. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise sind Bewegungen bei der Markteröffnung und kurz vor dem Handelsschluss zu beobachten, die es so normalerweise nur selten oder gar nicht gibt. Eine Erklärung dafür wäre, dass die Notenbanken mit Futures oder Optionen (daher mit dem Minimum an Kapitaleinsatz) die Märkte zu steuern versuchen. Es würde auch einen Teil der zum GDP prozentuell extrem hohen Margins erklären.

  4. thomas berner

    Sehr geehter Herr Prof. Malik, nur eine kurze Medienbeobachtung zu Ihrem Deflationsthema: Am 29.8.2014 titelte der österr. Standard: Erstmals seit 50 Jahren Deflation in Italien. Das Thema wurde kaum rezipiert – offensichtlich soll nicht sein, was nicht sein darf.

    http://derstandard.at/2000004945506/Erstmals-seit-50-Jahren-Deflation-in-Italien