Deflation – was sonst?

F. Malik am Freitag, 05.09.2014 um 8:07 Uhr
« Vorheriger Artikel / Übersicht / Nächster Artikel »

Wer seit 2008 die Gefahren einer Inflation in den Vordergrund gestellt hatte, wird sich vielleicht veranlasst sehen, seine Position – und damit wohl sein gesamtes ökonomisches Weltbild – neu auf den Prüfstand zu stellen.

Seit spätestens 2000 sind die Voraussetzungen für eine Deflation erfüllt. Darüber wurde und wird hier im Blog seit langem diskutiert. Prof. Heinsohn, dem ich herzlich danke, hat dazu einen neuen Beitrag geschrieben, der unter anderem die Margin-Verschuldung an den Finanzmärkten aufgreift, die ich hier am 16.8. dargestellt habe.

Sehen Sie dazu auch die bisherigen Artikel von Heinsohn und mir, die Sie in der rechten Randspalte verlinkt finden.

Tags:

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichen

39 Kommentare

  1. Jürgen Clasen

    Die EZB hat im bisherigen Verlauf alle Gesetze und Regeln gebrochen und sie hat offenbar einen Freifahrtschein dazu. Ernsthafter Widerstand der
    Buba oder der Bundesregierung wird nicht mehr geleistet.

    Handelsblatt

    „Axel Weber rechnet mit der EZB ab

    Die EZB hat den Leitzins gerade quasi abgeschafft. UBS-Chef Axel Weber warnt im Handelsblatt-Interview so scharf wie kaum ein anderer vor der Politik des billigen Geldes. Das Risiko neuer Krisen sei gravierend.“

    Nehmen wir mal an, die alten und neuen Beschlüsse der EZB werden in einen
    Reisekoffer gepackt. Können Sie Herr Prof Malik bzw Prof Heinsohn, einmal
    den weiteren Reiseverlauf dieses „Koffers“ beschreiben unter der Annahme
    das künftig nichts ausgelassen wird. Also auch QE von Staatsanleihen.
    Geraten wir in einen Schrumpfschlauch der sich immer mehr zuzieht und wir an Ende an den gut gemeinten Maßnahmen ersticken ?

    • Gunnar Heinsohn

      Will man eine Inflation brechen, setzen Zentralbanken die Zinsen hoch, damit Geschäftsbanken beim Weiterverleihen ihren Firmenkunden prohibitiv hohe Sätze abverlangen müssen. Zugleich akzeptieren Zentralbanken ausschliesslich erstklassiges Kollateral und lassen sich nur auf sehr kurzfristige Kreditfristen ein. Nicht zuletzt erhöhen sie die Mindestreserven, um den Banken Kapital für das Besichern weiteren Ausleihens zu nehmen. All das soll wirtschaftliche Aktivität – also das Eingehen von Schulden als Basis fürs Investieren – verlangsamen.

      Will man eine Deflation brechen, wird darauf gerechnet, dass man nur das glatte Gegenteil dessen machen müsse, was gegen eine Inflation zum Einsatz gekommen ist. Man drückt die Zinsen gegen null, man nimmt drittklassige Sicherheiten herein, man erwirbt in Direktankäufen Schrott und man streckt Kreditfristen von Wochen auf Jahre.

      Allerdings wird so nur die Zentralbank beschädigt, während die Deflation munter weiterläuft. Allein im Euro-Raum sinkt die Inflation zwischen Juli 2014 und August 2014 noch einmal um ein Viertel von 0,4 auf 0,3 Prozent. Zugleich meldet die OECD, dass zwischen dem ersten Quartal 2009 und dem vierten Quartal 2013 im selben Euro-Raum die Realeinkommen, aus denen Preissteigerungen bezahlt werden könnten, nicht etwa gestiegen, sondern durchschnittlich um ein knappes und in der Spitze sogar um über 10 Prozent gefallen sind (http://www.oecd.org/els/emp/oecdemploymentoutlook.htm). Da die Zahl der Beschäftigen ebenfalls sinkt, ihr Durchschnittsalter steigt und ihre Qualifikation stagniert oder abnimmt, drückt hier eine Last für mehr Deflation, nie und nimmer aber für die erhoffte Inflation.

      Aus dieser Verzweiflung geht Draghi am 4. September mit dem Diskont noch einmal um ein volles Drittel von 0,15 auf 0,05 herunter und offeriert das Ankaufen der Kredite von Geschäftsbanken an Firmenkunden, damit die Furcht vor dem Ausleihen an diese Akteure der „Realwirtschaft“ reduziert wird. Bei dem Bankrott solcher Kunden muss die Zentralbank nun aber selbst die preislich abgerutschten Pfänder verkaufen und die dabei anfallenden Verluste aus dem Eigenkapital glattstellen, das dann von den Steuerzahlern wieder aufzufüllen ist.

      Draghi weiss, dass mit solchen Schritten die Europäer nicht zahlreicher werden. Er versteht auch, dass die Verbliebenen sich nicht plötzlich verjüngt und innovativer in den Wettbewerb werfen, sondern immer betulicher und ängstlicher agieren. All diese lebenswichtigen Strukturen sind seit seinem Amtsantritt am 1. November 2011 erbarmungslos und unaufhaltsam morscher geworden. Am 1. November 2017 werden sie durch noch mehr Gebrechlichkeit verstören.
      Und doch gibt es Logik hinter den jüngsten EZB-Maßnahmen. Ihre Schlüssigkeit resultiert aus den Anforderungen des Last Man Standing. Die Konkurrenz unter Zentralbanken erzwingt, dass immer alle die Schritte der Taktgeber – seit 1995 die Bank of Japan, seit 2002 zusätzlich die Federal Reserve und seit 2008 fast alle übrigen im OECD-Raum – mitgehen. Werden in einem Wirtschaftsraum Geschäftsbanken und Unternehmen durch Nullzins und den Ankauf von Firmenkrediten über Wasser gehalten, kann man den Banken und Firmen in konkurrierenden Wirtschaftsräumen diese Medizin nicht vorenthalten. Man muss sie ihnen vor allem dann verabreichen, wenn die Gegner kompetenter (Ostasien) oder jünger (USA) in die Konkurrenz eintreten.

      In der Logik des Last Man Standing hätte Europa die Zentralbankdrogen sogar zuerst und am süffigsten bekommen müssen; denn man liegt bei der Vergreisung global vorne und steht bei der Dequalifizierung kaum besser da als die USA. Aus diesen Gründen muss eine zweite Logik greifen: Was ich persönlich nicht mehr schaffe, verschafft mir mein Geld!
      Wenn daheim für Cutting Edge-Industrien die Erfinder und Top-Arbeitskräfte fehlen, kann man sich solche Edelfirmen immer noch kaufen. Bekommen nun Investoren in einem absinkenden Wirtschaftsraum Nullzins-Geld und gehen damit auf Einkaufstour in Emerging Markets, wo die Zentralbanken 5 oder auch 10 Prozent verlangen, schlägt man dortige Kaufwillige mühelos aus dem Feld. Zentralbankdrogen aus der Ersten Welt eignen sich mithin erstklassig für eine globale Umverteilung von Firmenvermögen. Und zwei im Gleichschritt aus der Weltspitze zurückfallende Räume werden sehr schnell ungleich, wenn sich einer aufgrund einer ruchloseren Zentralbank die industriellen Perlen der übrigen Welt auf die hohe Kante legen kann. Auch bei diesem Wettlauf zwischen den Alten kommen Draghis Schritte für das Ausgleichen der europäischen Handicaps eher zu spät als zu früh.

      • Brummer, Birgit

        Einen ganz dicken Dank, Herr Prof. Heinsohn, für diese Klarheit,
        die ich so nicht kannte, die mir und hoffentlich jedem hilft, die
        Situation zu verstehen.
        Eine wichtige Frage bleibt: Wer bitte wird mit welchen Partnern
        die richtigen Hebel stellen? Es bleibt ein Weltwettbewerb um die Besten unter extremen Bedingungen. Welche kybernetischen Gesetze werden wann (rechtzeitig) erkannt? Immerhin erscheinen in der Presse
        und Fachpresse bereits kritische Artikel. Wen können wir in unserem Umfeld sensibilisieren? Bei den lokalen Politikern habe ich es schon versucht. Das alte Lied: noch nicht mehrheitsfähig!
        Dieser Blog ist großartig, aber ich möchte so gern etwas MACHEN,
        ohne auf der Strasse zu pöbeln.

        • Jürgen Clasen

          Liebe Frau Brummer, sie können nichts machen. Wir wissen, das wir letztlich in eine Sackgasse fahren, aber es geht an jeder Ecke weiter und weiter. Die Schlüsselrolle hat bei der Streckenführung die EZB, die neben der Geldpolitik auch die Finanzpolitik an sich gerissen hat. Die Masse kann nicht vorausschauend denken und sie kennt nicht die Rahmenbedingungen unserer Ökonomie und Gesellschaft! Sie glaubt, was sie glauben will oder glauben gemacht wird. Eine Sackgasse ist nicht dabei und sie verweist vorerst zu recht darauf, et hätt noch emmer joot jejange“…

        • Herbert Saurugg

          Ich denke, es macht am meisten Sinn, Gleichgesinnte zu suchen und sich zu vernetzen! Je größer das Netzwerk wird, desto mehr wird es wahrgenommen und desto leichter können Veränderungen angegangen werden. Als Metapher könnte das Schneeballsystem/Lawine dienen. 😉

        • F. Malik

          Liebe Frau Brummer, ein bisschen Geduld ist noch nötig, bis eine ausreichende Bereitschaft entsteht, ernsthaft die neuen Lösungen und die dafür nötigen innovativen Methoden vorbehaltlos anzuwenden.
          Es muss zuvor noch etwas mehr Resignation geben, dass die bisherigen Rezepte nicht mehr wirken.

          • Brummer, Birgit

            Lieber Herr Prof Malik, danke für Ihre Einschätzung, danke auch den Herren Clasen und Saurugg. Meinen Weg sehe ich z.Z. auch nur in
            der Kommunikation mit so vielen wie es geht.
            Dabei helfen mir sehr die Erklärungen hier, auf
            die ich verweise, um diese fundierten Kenntnisse zu verbreiten.

      • Bluum

        Sehr geehrter Prof. Heinsohn,

        vielen Dank für diesen meiner Ansicht nach besten Artikel zum Handlungszwang der Zentralbanken in den letzten Monaten! Den sollten sich alle ansehen, die in der Welt etwas zu entscheiden haben – und dann Lösungen im Gleichklang entwickeln, was man denn nach der ZB-Pleitewelle mit den zornigen Bürgern machen will, die für diesen Schmu bürgen, aber keine Unternehmensbeteiligungen besitzen, die ihnen Dividenden fürs Alter erwirtschaften. Ich rechne leider nicht mehr damit, dass diese Bürger vorher tätig werden. Fußball und Handys, Urlaub und Spiele sind ja so viel interessanter als die Erosion unseres Wohlstandes 🙁

        Auch wenn es zynisch klingen mag, aber was wäre der Nutzen eines größeren Kriegseinsatzes der Europäer für diese Zentralbanken und die Eliten, die bisher von der großen Umverteilung profitieren?

        Blum

    • F. Malik

      An der Deflation wird das kaum etwas ändern, aber es kann sie noch verzögern. Die Verschuldung wächst inzwischen weiter.
      Ihr Posting habe ich auch an Prof. Heinsohn geschickt. In seinem aktuellen Artikel von heute steht aber im Grunde alles schon drin.

      • Jürgen Clasen

        Sorry, nicht zu frieden…
        Wenn ich zu wählen hätte, oder mir was wünschen dürfte, würde ich am liebsten ein Steve Jobs der Kapitalmärkte werden…
        Trends erkennen und mit Innovationen ausfüllen…
        No, no, no, welchen Weg geht der „Koffer“…
        Nun, ich habe schon oft beschrieben, mit den speziellen Aktien mit Garantiedividenden habe ich meinen Weg gefunden.
        Ich will aber mehr… Ich will ein Drehbuch für die künftige
        Entwicklung… Für mich ist klar, wir geraten in einem Schlauch
        der sich immer mehr zuzieht… wobei ich sehe, das die EZB per Mausklick Euros schafft, die liederliche ABS kaufen und für jeden
        Euro einen ABS gegen bucht. Selbst wenn ABS keine Zinsen zahlt und auch in der Tilgung ausfällt, kann die EZB, die Maus zum Ausgleich betätigen. Keiner fragt nach, oder stellt das in Frage, weil der nackte Kaiser allen schadet und alle Angst vor der Wahrheit haben. Grenze ist da, wenn die Masse erkennt, das der Euro nur eine „Blüte“ ist. Zeithorizont, noch XY Jahre…entfernt.
        Wenn ich das erlebe, möchte ich nur noch Sachwerte haben, die ich
        in der vorhergehenden deflationären Entwicklung billig eingekauft habe.

        • F. Malik

          Schöner Wunschzettel, den Sie vorlegen; in sich ein stimmiges Szenario …
          Vor allem bezüglich der Sachwerte. Nur: In welcher „vorhergehenden (!) deflationären Entwicklung“ haben Sie denn billig genug eingekauft? Dass Sie voll bezahlt und nicht kreditiert haben, setze ich bei Ihrem Kennntisstand voraus.
          Wie tief können Sachgüterpreise fallen? Darüber machen die meisten sich keine Vorstellung.

          • Jürgen Clasen

            Schöne Frage, Herr Prof Malik. Im Nachhinein
            lässt sich das leicht beantworten, 2003 z.B.
            als der DAX mit -70% vom Hoch fiel. Vorerst
            wird aber die Börse, auf Grund der ABS Käufe und wahrscheinlich wegen QE der EZB, weiter-laufen. Die Banken bekommen neues Geld in die
            Hand und ich sehe kein Junktim, das sie das nur bekommen, wenn sie die erlösten Mittel
            mit Krediten weiterreichen. Sie werden bedenkenlos diese Gelder in Staatsanleihen
            stecken, die noch einigermaßen Rendite versprechen und auch in die Börse, denn die
            Dividendenrenditen sind deutlich besser als
            das, was es auf dem Rentenmarkt gibt. Störfeuer kann es dann von der Devisenseite geben. Euro könnte gegen Dollar stark verlieren und Energie entsprechend verteuern.
            Das könnte die EZB ausbremsen und wenn Masse sieht, das sie nur ein Papiertiger ist, wird es wohl losgehen. Also der Gegensatz von heute, wo man der EZB Allmächtigkeit zubilligt. Man wird nicht am tiefsten
            Punkt alles kaufen können und man kann es nur
            beschreiben: Bei Panik pur, erste winzige Käufe tätigen. Minus 90% waren in der Vergangenheit eine gute Marke, parallel mit Massenverarmung: „Nehme jede Arbeit an…“

            • F. Malik

              Da stimmen wir im Wesentlichen überein. Minus 90% kann sich kaum jemand vorstellen, ist aber immer wieder vorgekommen.

  2. klausju

    Guten Tag Zusammen,

    für mich stellt sich nur noch die Wichtige Frage,
    Wie schnell werden die Mittel welche die Politik noch hat, ins leere laufen.

    Staatsausgaben drastisch erhöhen, noch einmal 2-3 Billionen Euro neue Staatsverschuldung sind in Deutschland sicherlich noch drin.

    EZB, Zentralbank Bilanzaufblähung noch einmal um 4 Billionen sicherlich auch möglich.

    Nur wie schnell werden diese Maßnahmen verpuffen?

    Zuerst sicherlich noch gut greifen jedoch glaube ich dass es immer schneller immer mehr geld Bedarf um die gleiche Wirkung zu erzielen.

    Wie damals Briefmarken 1929

    1Mark
    100Makr
    10.000 Mark
    1Mio Mark
    5 Mio Mark
    50 Mio Mark
    1 Mrd Mark.
    usw..

    Wie schnell wird sich das Rad rehen und wann wird es aufgrund der Geschwindigkeit zum endgültigen erliegen kommen?

    Im Buch “ Kapitalismus – Ein System das funktioniert“ Beschreibt Paul C. Martin es mit den Worten, Kapitalismus ist Alternativlos, jedoch immer dazu verbannt immer wieder zu scheitern und von vorn zu beginnen…

    Warten wir ab.

    Schade ist, das letztlich wieder alles der Bürger trägt was vorher in die Tiefen Taschen der Unternehmen gefallen ist. Zwangshypotheken auf Immobilien z.B.

    euer
    Klaus

    • F. Malik

      Mit dem Zahlenbeispiel beschreiben Sie die Inflation, nicht die Deflation.
      Paul C. Martin hat im „Kapitalismus“ aber vor allem die deflationären Mechanismen im Fokus.

  3. Wolfgang Pfeifenberger

    Nach der von Paul Watzlawick beschriebenen Logik „Mehr desselben“ will Draghi das Unheil der Deflation abwenden. Diese Waffe war aber schon bei der letzten Leitzinssenkung auf 0,15% ziemlich stumpf. Warum sollte es jetzt anders sein? Es wird wieder überdeutlich, dass die erklärungsstärkeren Theorien sich in einem monolithischen Umfeld nicht durchsetzen können.

  4. Abdullah Mansury

    Guten Tag, wieder eine bestechende Analyse von Herrn Prof. Heinsohn. Zu den Margin-Krediten habe ich eine Frage: Ist das derzeitige negative Saldo von ca. USD 180 Mrd. nicht vergleichsweise gering angesichts eines Marktwerts von mehr als USD 15bn (?) der im S&P 500 aufgefuehrten Unternehmen? Anders gefragt, wenn die Kreditnehmer zurueckzahlen muessen und daher ihre Positionen liquidieren, wuerde der Preisverfall nicht relativ gering sein? Oder ist ein Lawineneffekt zu erwarten, weil eine allgemeine Verkaufswelle ausgeloest wird?

  5. Guido Lingnau

    Ich glaube, dass die Demografie einen entscheidenden Anteil an der nicht aufkommenden Inflation hat. Die Babyboomer Westeuropas haben ihre Phase der Innovationen und Investitionen hinter sich gebracht. Sie sparen Geld für den Ruhestand. Familien mit jungen Kindern, die ebenfalls viel investieren und zusätzlichen einen hohen Konsumbedarf haben, gibt es so wenige wie noch nie. Die Unternehmen sparen im Saldo selbst statt Kredite nachzufragen. Denn sie haben keinen Bedarf an Erweiterungsinvestitionen. Deutschland schafft es, seine fehlende Investitions- und Konsumnachfrage über einen hohen Exportüberschuss auszugleichen. So hatten es Schweden und Finnland in den 1990ern auch geschafft, ihre demografische Nachfrageschwäche zu überwinden.

    Letztendlich ist auch nicht die Deflation das Problem! Das Problem ist eine Innovationsfeindlichkeit der machtvollen Babyboomer! Die USA haben eine neue Babyboomergeneration hervorgebracht, die jetzt Anfang 20 ist. Dort gibt es wieder vermehrt Innovationen und Investitionen und die Zinsen steigen auch wieder.

    • F. Malik

      Wir haben nicht eine „nicht aufkommende Inflation“, sondern wir haben eine Deflation.

      Dabei spielen zwar auch demographische Faktoren eine gewisse Rolle, aber entscheidend ist die weltweite Verschuldung. Ohne diese wären andere Faktoren zwar wirtschaftsbremsend, aber keine echte Gefahr.

      So viele Innovationen wie heute gab es selten, von Digitalisierung, Industrie 4.0, Bio- und Neurowissenschaften, Pharma, Energie u. v. m. Die meisten tragen dazu bei, dass bisherige Investitionen wertlos werden. Auch diese wurde aber in hohem Masse über Kredite finanziert. Die Kredite bleiben in bestehender Höhe, unabhängig davon, ob ihre reale Grundlage im Wert sinkt.

      • Guido Lingnau

        Das Problem ist doch, dass die Innovationen nicht zu den notwendigen Investitionen führen. Wie in den 1970ern. Damals gab es viele Erfindungen, in die erst ab den 1980ern massiv investiert wurde.

        In den USA scheint wieder mehr investiert zu werden, trotz höherer Verschuldung. Der Unterschied Europa/Japan zu USA liegt in der Demografie. In den USA übernimmt gerade eine neue Babyboomergeneration (die sogenannte Generation Y ist inzwischen zahlenmäßig stärker als die alten Babyboomer) die mentale und innovative Meinungsführerschaft.

        • F. Malik

          Dass Investitionen mit Time Lag den Innovationen folgen, ist klar.
          Die Time Lags sind aber zum Teil schon vorbei, denn in die Digitalisierungsinnovationen, neuen Energien, Kommunikationstechnologie wird stark investiert. Das tut aber weniger die Gen Y, denn dafür verdient sie noch zu wenig. Die Investoren sind ja nicht identisch mit den Innovatoren. Die Innovationen zerstören aber bisherige Investitionen, d. h. sie machen sie wertlos. Das Smartphone machte die gesamte vorherige Tele-Industrie binnen kurzer Zeit wertlos, obwohl sie kaufmännisch noch lange nicht abgeschrieben war.

      • P. Jakob

        In der Schweiz wird aktuell mindestens ab und zu von „negativer Inflation“ gesprochen oder geschrieben. So lässt sich die Erwähnung des Begriffs „Deflation“ wunderbar umgehen. An den „facts“ ändert sich damit leider nichts…

        • F. Malik

          Man frägt sich, ob die Verwender dieses Begriffes die Leute oder sich selbst an der Nase herumführen wollen …

  6. Jürgen Clasen

    Jandaya: Draghi fordert eine wachstumsfreundliche Finanzpolitik. Steuern und unproduktive Ausgaben müssten reduziert werden.
    vor 17 Min (21:32) – Echtzeitnachricht

    Wenn man Steuern reduziert, lieber Herr Draghi, muss man auf der
    Ausgabenseite auch was machen.

    Unproduktive Ausgaben=Sozialleistungen.

    Feigling !!!

  7. Herbert Saurugg

    Jetzt pfeifen es schon die Spatzen vom Dach …

    http://orf.at/stories/2245790/2245793/
    „Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre bisherige weltweite Konjunkturprognose am Montag dramatisch nach unten revidiert und warnt, dass es noch schlimmer kommen könnte: Die derzeitige „Euphorie“ an den Börsen beruhe wohl „wieder einmal“ auf falscher Risikobewertung, weshalb eine „jähe Kurskorrektur“ drohe. In anderen Worten: ein Crash.
    „Eine Inflation nahe null erhöht auch klar das Risiko, in eine Deflation zu fallen, was die Stagnation verfestigen und die Schuldenlast erhöhen könnte“, so die OECD.“

    „Doch im Verborgenen wächst die Sorge vor einer „Krise 2.0“. Experten fürchten, dass die Neuauflage schlimmer ausfallen könnte als zuvor. Denn diesmal stehen Schwergewichte wie Frankreich und Italien im Zentrum – für deren Unterstützung wäre der Rettungsschirm ESM bei weitem zu klein.“

    Da fällt mir die Aussage vom Ex-Banker Rainer Voss in Master Of The Universe ein, auf die Frage, was passiert, wenn Frankreich ins schlittern kommt: „Game Over“

  8. NJPuls

    Zu den Meldungen, deren deflationäre Tragweite wohl kaum jemand auf dem Radar haben wird, gehört dieses Urteil: http://www.mietrecht.org/mietminderung/mietminderung-legionellen/

    Rund ein Drittel des Immobilienbestandes übersteht derzeit einen qualifizierten Legionellentest nicht unbeschadet und bereits die latente Verkeimungsgefahr genügt für einen Anspruch auf Reduktion von 25 % der Miete. Wenn sich das in einem Wohnblock herumspricht, dürfte das jegliche Finanzierung aufs Äußerste strapazieren und von Investoren wohl kaum über längere Zeit durchzuhalten sein. Sanierungskosten kommen noch hinzu.

    Immobilien können sich so über Nacht in wirtschaftliche Totalschäden verwandeln.

    So gesehen ist auch das Betongold derzeit kein sicherer Hafen mehr zur Vermögenssicherung …

  9. John Rambo

    Der Dow ist bei über 17000 und der Dax wird wohl bald auch wieder 5 stellig…

    Was soll die nächsten Monate passieren damit es 2015-2016 die von Ihnen erwarteten Kaufkurse (also fast alles für fast umsonst) geben wird?

    • F. Malik

      Ich bin nicht sicher, ob Sie diese Frage ernst meinen. Aber ich überlasse es erst mal den Bloggerinnen und Bloggern, Ihnen darauf zu antworten.

  10. Jürgen Clasen

    Wissen Sie was eine Blattsäge ist? Es ist eine klassische Säge, die von zwei Seiten und mit zwei Personen mit einem Sägeblatt über den Baumstamm
    gezogen wird. Push und Pull, also ziehen und schieben. Das hat sehr viel mit der EZB und der FED zu tun. Während die FED die Anleihekäufe reduziert,
    weitet die EZB, mit ABS Papieren, die Anleihekäufe aus.Womöglich asymmetrisch, die EZB kauft mehr, als die FED reduziert. Merkwürdigerweise
    finden diese Käufe an dem unsicheren Markt privater Schuldverbündelungen
    statt, die ja 2008 schon in den Abgrund geführt haben. Das ist wieder an klarer Verstoß gegen eiserne Regeln einer Notenbank. EZB = Schrottplatz. Obendrein will man zukünftig auch Käufe von Staatsanleihen ins Auge nehmen. Why? Diese Anleihen notieren doch schon auf Tiefstand und wenn man die Regeln dazu ernst nimmt, würde die EZB auch dabei einen Anteil von 27% Bundesanleihen aufnehmen. Crasy? Die notieren doch schon auf absolut tiefsten Niveau. Aber wir sind ja als BRD und größte Volkswirtschaft der Eurozone die nächsten zwei Monate ausgesperrt. Sehr glorreich. Gold und besonders Silber stürzen ab und ich bin gespannt ob meine Minusfaktor-Zertifikate mehr steigen als die Pluszertis.

  11. Jürgen Clasen

    S&P senkt den Ausblick für Frankreich von stabil auf negativ.
    S&P senkt den Ausblick für den EFSF von stabil auf negativ.

    Das sieht alles andere als gut aus. Damit werden giftige Zweifel in die
    Märkte gestreut.
    Ich würde mal tippen, der Euro wird gegen US Dollar verkauft…
    Das ist noch Platz bis zur Parität und darüber hinaus….siehe Euroeinführung.
    Anleger im Dollarraum könnten sich veranlasst sehen europäische Aktien
    zu verkaufen. Die ersten Kursverluste haben sich schon eingestellt und
    auf weitere Währungsverluste hat man keine Lust…
    Risikobewusste können mit sehr kleinem Geld den Euro shorten.

    .

    • Herbert Saurugg

      „Die USA und Großbritannien wollen gemeinsam den Kollaps einer internationalen Großbank simulieren. Die beiden Länder wollen am Montag bei einem Test prüfen, ob sie rund sechs Jahre nach der Finanzkrise einen möglichen Zusammenbruch eines riesigen Geldinstituts verkraften könnten.“
      http://orf.at/stories/2249147/

      Interessanter Zeitpunkt für eine solche Simulation. Das Problem ist, was ist, wenn es mehr als um eine Großbank geht …
      Der Dax hat gestern -2,4 % gemacht. Mal schauen, wie die nächste Woche weitergeht.

      • Herbert Saurugg

        „Das deutsche Anlegermagazin „Der Aktionär“ hat dazu in der Vorwoche auch noch einen an sich ziemlich verlässlichen, bei uns aber nur selten angewendeten Indikator ausgegraben: Das sogenannte Shiller KGV (das sich auf den breiten US-Index S&P 500 bezieht, die Inflation berücksichtigt, einen zehnjährigen Beobachtungszeitraum umfasst und deshalb viel aussagekräftiger als das gewöhnliche Kurs-Gewinn-Verhältnis ist). Dieser Indikator stand in der Vorwoche (in der Zwischenzeit dürfte er geringfügig niedriger sein) bei 26,5 – und damit auf einem Wert, der in den vergangenen 130 Jahren nur dreimal noch höher war: 1929, 2000 und 2007.

        Was in den jeweiligen Folgejahren passiert ist, braucht man aufmerksamen Anlegern wohl nicht erklären: Indexabstürze zwischen 50 und 87 Prozent! Demzufolge gäbe es also noch sehr viel Luft nach unten. Natürlich kann man die Vergangenheit nicht einfach auf die Zukunft umlegen und für nächstes Jahr eine Börsenkatastrophe prophezeien. Aber zum Fröhlich-drauf-los-Investieren eignet sich eine solche Konstellation auch nicht unbedingt.“
        http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/money/3893705/Marktabstinenz-schadet-nicht

        Es wird wohl weiter spannend bleiben …

        • Jürgen Clasen

          Eigentlich kann man beim heutigen Indexstand von etwa 8700
          sagen, wenn man die Höchststände von 2000 und 2007 heranzieht, es ist doch noch garnichts passiert. Allerdings sind im heutigen Performanceindex die Dividenden seit dieser Zeit hinzugerechnet worden. Die Übertreibung war so gesehen 2000 höher als heute. Was auch deutlich wird an den damaligen Frisörgesprächen, Wahnsinn Neuer Markt usw. Hat man den Absprung beim Höchststand nicht geschafft, kann man Papiere die noch über Kursgewinne verfügen, geben. Ist das nicht mehr der Fall, muss man absichern, zum Beispiel mit einem Faktorzertifikat Minus DAX. Aber man muss sich informieren über die Funktionsweise und Anpassungs-schwelle. Dieser angesprochene DAX Performance Index vernebelt die Situation. Der einfache DAX Index sagt mehr über die Situation aus. Noch besser der ATX. So kann man zu dem Schluss kommen, dass 2000 ein Bearmarkt eingeläutet wurde und alle neuen Hochs nur Scheinleistung waren. Versichern kostet immer, wenn der Schadensfall nicht eintritt. Aber ein vernünftiger Mensch hält auch eine Autoversicherung/Krankenversicherung usw nicht für überflüssig.

        • F. Malik

          Danke für den Hinweis. Hier im Blog habe ich diese Situation an den Aktienmärkten rechtzeitig gepostet, bevor sie sich in üblichen Indikatoren niederschlagen. Die Einstellung auf die radikal neue Situation ist dann meistens nicht mehr möglich bzw. kommt zu spät.

      • Herbert Saurugg

        „Ich glaube, die Zukunft Europas wird sich in den nächsten zwei, drei Monaten entscheiden.“
        Laut Giordano Lombardo, Chief Investment Officer von Pioneer Investments, ist die Situation in Europa ernst und gefährlich. Er erwartet demnächst Klarheit über die Entwicklung der Märkte.
        http://wirtschaftsblatt.at/home/boerse/international/3891077/Die-Zukunft-Europas-wird-sich-in-den-naechsten-zwei-drei-Monaten?_vl_backlink=/home/index.do

        • F. Malik

          Lombardo war bisher nach meiner Kenntnis bullish, und er ist es weiterhin, wie in dem Artikel zu lesen ist.
          Wie alle hier im Blog wissen, habe ich seit langem die genau gegenteilige Meinung.

  12. Jürgen Clasen

    Geldtransfers nach dem Irakkrieg
    Irakische Milliarde landete in Bunker im Libanon
    Mindestens zwölf Milliarden Dollar in bar schickte Amerika nach dem Irakkrieg in das zerstörte Land. Doch mehr als eine Milliarde davon landete im Libanon. Und keiner weiß, was passiert ist.

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/stuart-bowden-sagt-iraks-dollar-im-bunker-in-libanon-13203896.html

    Da ja alle Finanzgesetze in Euroland und natürlich auch in den USA gebrochen wurden, braucht es nicht zu verwundern. Anweisung an Alan, Ben, Yannet, leg ein paar Rollen mehr ein… Halt die Bücher sauber, verbuch es unter Probedrucke. Jetzt kann man auch Dick verstehen, Defizite sind doch egal…Da dafür auch nicht gearbeitet wurde, ist auch klar, warum sich für den Verbleib auch niemand richtig interessiert. Wahrscheinlich kann die NYT
    morgen mit der Schlagzeile eröffnen, der Dollar ist Falschgeld, man glaubt es nicht. Die Religionen können ihre Phantasiegeschichten ja über Jahr-tausende unters Volk bringen. Sollte ich ein Endgame erleben, möchte ich nur noch Gold und Silber besitzen das ich billig erworben habe.

  13. Jürgen Clasen

    Ihr Sachverstand, Expertise ist gefragt, Herr Prof. Malik. Die Rutschpartie geht heute weiter und eine echte Erholungsphase ist ausgeblieben. Besondere Aufmerksamkeit widme ich den wichtigsten Rohstoff dieser Welt: Brent/WTI. Es ist mehr als erstaunlich, wie wohl ein Land, Saudi Arabien, den Preis kontrollieren und dominieren kann. Für mich sieht es so aus, als wenn der Ölpreis von den sieben Schwestern auf ein bestimmtes Niveau gehievt wurde und die Angebots/Nachfragesituation nur eine Oberwelle in dem Spiel ist. Ich nehme weiter an, das man Putin damit nicht richtig treffen kann, denn ich traue ihm zu, das er rechtzeitig den Braten gerochen- und Absicherungsderivate erworben hat. Die restliche Fördergemeinde hat sicher viele Projekte, die wegen des Preisverfalls unter Wasser geraten, so dass am Ende diese Araberliga allen schadet. Welchen Weg wird der “ Koffer “ jetzt einschlagen? Niedrige Preise im Ölbereich dürften die Deflation auch fördern. Ist alles, was eine variable Notierung hat, nur eine Fata Morgana? Haben die Kartelle und markt-beherrschenden Companies in Wirklichkeit keine Kleider an und stehen auf Treibsand? Öl, wie eine halbe Tube Senf? Man kann noch draufdrücken.

    • F. Malik

      Die Deflation wird sich in so gut wie alle Preise hineinfressen. Ausnahmen davon wird es nur wenige geben.