Neue all-time Highs an den US-Börsen. Was bedeutet das?

F. Malik am Sonntag, 21.09.2014 um 12:46 Uhr
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Ende vergangener Woche (der Nasdaq schon vor 2 Wochen) haben die wichtigsten US-Indices neue Höchstkurse erreicht. Ist das ein Anzeichen dafür, dass nun alles zum Besten steht – oder kann es gerade das Gegenteil bedeuten? Es könnte beides sein. Es kommt darauf an. Worauf? Auf die Bedingungen, unter denen diese Bewegung stattfindet. Diesmal sind die Bedingungen so schlecht wie selten zuvor. Warum?

Ich greife nur die mir am wichtigsten erscheinenden drei Faktoren heraus:

Zum ersten: Die Sentiment Indikatoren für die Stimmungsmessung der Investoren stehen nahe der Höchststände, was für stabile weitere Aufwärtsbewegungen ein schlechtes Zeichen ist.
Zum zweiten zeigen die Charts ein sogenanntes „Ending Pattern“.
Und drittens, vielleicht am wichtigsten – die High-Low-Messung: In einem frischen, soliden Bull-Market steigen fast alle Aktien. In einem zu Ende gehenden, ermüdeten Bullmarket steigen immer weniger Aktien, und immer mehr beginnen bereits zu fallen. Dieses jüngste Alltime High kam zustande obwohl immer weniger Aktien mitgingen. Subtrahiert man von der Zahl der gestiegenen Aktien die Zahl der gesunkenen Aktien, dann  kommt man mit Mühe gerade noch auf Null.

Zu all dem kann man durchaus auch verschiedene Meinungen haben. Ich selbst jedoch denke, dass sich diese Anzeichen summieren zu einer akuten Sturmwarnung auf höchster Gefahrenstufe – zu einer Perfect-Storm-Warnung … Falls das so ist, dann würde der grösste geschichtliche Rückgang der Börsenwerte kurz bevorstehen. Das Muster passt zu den Regelmässigkeiten der Kondratieff-Zyklen und würde im Zuge der Grossen Transformation21 das bisherige Finanzsystem durch ein neues ablösen. Wie das vonstatten geht, hängt von den Methoden ab, die man für den Übergang einsetzt.

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19 Kommentare

  1. Wolfgang Pfeifenberger

    Der Nikkei schießt gegenwärtig ebenfalls in die Höhe, obwohl die japanische Wirtschaft sich im Abschwung befindet. Ein gegenüber dem Dollar extrem schwacher Yen trägt maßgeblich zur Verschlechterung der Außenhandelsbilanz bei. Man wird den Verdacht nicht los, dass selbst wenn irgendwann der Export wieder anstiege, die hohen Importkosten die Wertschöpfung sogleich wieder zunichte machen würden. Nur durch massive Effektivitätssteigerung gäbe es dann noch eine Gnadenfrist. Gegenwärtig droht die galloppierende Schwindsucht. Ich bin gespannt, wann die Deflation in Japan wieder zurückkehrt. Im Juli sank die Inflationsrate erstmalig wieder.

  2. Herbert Saurugg

    Die Meldung vom Dienstag:
    “Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre bisherige weltweite Konjunkturprognose am Montag dramatisch nach unten revidiert und warnt, dass es noch schlimmer kommen könnte: Die derzeitige „Euphorie“ an den Börsen beruhe wohl „wieder einmal“ auf falscher Risikobewertung, weshalb eine „jähe Kurskorrektur“ drohe. In anderen Worten: ein Crash.
    „Eine Inflation nahe null erhöht auch klar das Risiko, in eine Deflation zu fallen, was die Stagnation verfestigen und die Schuldenlast erhöhen könnte“, so die OECD.” http://orf.at/stories/2245790/2245793/

    hat offensichtlich kaum jemand gelesen. Ganz im Gegenteil, die Kurse sind nach oben geschossen. Ich teile Ihre Einschätzung für die akute Sturmwarnung …

  3. André Werner

    Herr Professor Malik, erlauben Sie dazu bitte zwei Fragen. 1) was genau meinen Sie mit Ending Pattern? (Das „Hochkriechen“ im Chart-Keil der letzten Jahre und die dort nahende Mausefalle oder etwas Anderes? 2) über welchen Zeitraum würde sich wahrscheinlich ein solcher Niedergang abspielen (also nicht Beginn sondern Dauer)? Danke & Gruß!

    • F. Malik

      Es kann eine Keilformation sein, aber es gibt auch andere Ending Patterns. Der Niedergang wird bis 2016/18 dauern.

  4. kohlmann

    Sehr geehrter Herr Malik,
    ist die Deflation ein (maschineller) Mechanismus oder ist sie rein die Kaufzurückhaltung von Konsumenten und Unternehmen? Wenn letzteres der Fall ist, wäre sie dann nicht durch einen Placeboeffekt aufhaltbar? Wenn die Unternehmen, Banken und Konsumenten theoretisch nicht wüßten, wie hoch ihre jeweiligen Tausch- bzw. Handelspartner (ebenfalls) verschuldet sind, dann würden sie doch wie immer wirtschaften und die Ökonomie würde laufen?
    Viele Grüße

    • F. Malik

      Die Deflation ist kein maschineller Vorgang, aber er hat eine Mechanik, die aus der Verschuldung kommt.
      Mit Kaufzurückhaltung hat sie im Prinzip nichts zu tun, sondern mit der vorher aufgebauten Verschuldung.
      Solange niemand die gewährten Kredite zurückfordert bzw. auf die Fälligkeit verzichtet, würde man weiter wirtschaften können. Leider ist das aber nicht so.

  5. kohlmann

    .. ich frage deshalb. weil mir die Zeit schon zu lang vorkommt – es hätte seit sommer 2011 längst wieder einen aktienmarkteinbruch geben müssen. mir scheint, als ob bei den bänkern, sowie unternehmen und konsumenten die makrolage langsam aber sicher immer mehr durchsickert. wenn sie die lage aber seit 2008 bzw. 2011 gewußt hätten, hätte doch jeder sofort bardollar gekauft und es hätte sofort einen crash gegeben????

  6. Jürgen Clasen

    Herr Prof. Malik, wir haben das schon mehrfach durch dekliniert. Von den Stimmungsindikatoren, Wertpapierkrediten, Cashreserven der Fonds her, ist die „Bude“ sturmreif. Jetzt kommen die Dinge dazu die Sie aktuell anführen. Weiteres die stürmischen IPOs der letzten Tage. Weitere sind im Rohr. Der Turm der wackelt, der Turm der wackelt- aber er fällt nicht um. Was mich umtreibt ist, die Einflussfaktoren zu finden, die den baufälligen Bau am Leben erhalten. Wir haben historisch den Anleihenmarkt als Gegenspieler des Aktienmarktes. Und die Renditen sind hier so niedrig, wie nie zuvor in der Börsengeschichte. Aus einer Aktie zu gehen, die sich mit 2-3 % verzinst, um sie in eine Anleihe mit 0,19%/5Y oder 1,01 %/10Y zu tauschen, macht keinen wirklichen Sinn. Daneben haben wir unsere bestimmenden Notenbanken, FED/EZB. Ihre langfristigen Zusagen über eine weiteres sehr niedriges Zinsniveau, ankern und verstreben das Gebilde zusätzlich. Wir wissen einfach nicht wie strapazierfähig diese Konstellation ist. Es gibt keine historische Parallele. Es braucht einen Zünder, der die gesamte Ladung in die Luft jagt. ISIS Terror im Westen ? Unkontrollierte Ebola Verbreitung ? Irgendetwas was überrascht

    • F. Malik

      Einen Zünder im engeren Sinne braucht es nicht, so wie es bei Materialermüdungen auch keinen braucht. Aber es wird schon irgendein Ereignis geben, dem die Zündung zugeschrieben werden kann und wird, denn die meisten Menschen denken kausal. Systemkollapse sind aber in der Regel nicht kausal – d. h. monokausal im Sinne klassischer Physik.

  7. Jürgen Clasen

    Kein einziger Waffenfund in acht Jahren Einsatz. Auf dem türkisblauen Mittelmeer wird Deutschland zuweilen mit Sonnenbrille verteidigt. Wie sinnvoll ist die Unifil-Mission der Bundeswehr? Ja, das habe ich auch erwartet. Welches Schiff meldet dieser Truppe, ja wir haben Waffen an Bord und bringen sie der Hisbollah. Soviel Naivität grenzt an Blödheit. Zeit da-rüber nachzudenken, was geschieht eigentlich weltweit mit den Rüstungs-ausgaben ? Welche ökonomischen Wirkungen gehen davon aus. Die USA geben zweifellos am meisten aus. Wie ich lese, 1 Billion in 30 Jahren für neue Atombomben. Sowas braucht man, um gegen andere Atommächte zu rüsten, die wiederum gegenrüsten. Diese militärischen Güter erzeugen keinerlei eigene Güter oder sind irgendwie produktiv. Das Geld dafür ist im A….. Im Gegenteil, die Unterhaltung kostet letztlich sehr viel mehr als die An-schaffung. Die Bestellung kurbelt die Wirtschaft an. Das alte Modell, Kredit dafür, puscht. Politisch mag man dadurch Sicherheit gewinnen. Ökonomisch wirkt es wie Geldvernichtung = Schuldenstreichung = deflationär. Militär = reine Leistungsempfänger. Am Ende wird alles verschrottet. Siehe Starfighter usw.

  8. Jürgen Clasen

    Es knarzt im Gebälk…

    Weltonline:

    „In Deutschland geht die Angst vor der Rezession um

    Beim Musterschüler der Euro-Zone bricht im August nach der Zahl der Auftragseingänge auch die Industrieproduktion um vier Prozent ein. So schlimm war es seit Januar 2009 nicht mehr.“

    Es zahlt sich auch nicht aus, in der verlorenen Ukrainesache den dicken
    Otto zu machen. Am Ende einigen sich beide Seiten und wir haben den Schaden. Es ist auffällig ruhig geworden und auf die letzte Seite verbannt worden Dabei könnte unsere Investitionsgüterindustrie ohne Ende nach Russland liefern. Die alternativlose Politik fährt gerade gegen die Wand.

    • F. Malik

      Das war programmiert. Wieso sind nun „alle“ so überrascht?

  9. Herbert Saurugg

    Der Dax ist aktuell (15.03.15) bei 11.945 Punkten. Die akute Sturmwarnung wurde hier bei 9.600 Punkten ausgegeben. Unglaublich, wie überdehnbar dieses System zu sein scheint. Die 12.000 Punkte werden wohl noch erreicht werden … aber dann?
    Dazu wird auch der kommende Freitag, 20. März, spannend. Die Sonnenfinsternis dürfte unser Stromversorgungssystem ziemlich an die Belastungsgrenze bringen. Es laufen zwar umfangreiche Vorbereitungen, um das Worst-Case-Szenario zu verhindern, aber es bleibt ein signifikantes Restrisiko (mehr dazu auf http://www.saurugg.net/2015/blog/newsletter/vuk-sonderinformation-1-20-maerz-2015). Ein Blackout würde wohl auch die Börsenrally beenden.

    Hier wie dort gilt die Frage, wären wir darauf vorbereitet?

    • Jürgen Clasen

      Die gleichgültige und ignorante Gesellschaft erkennt immer nur die Probleme, wenn sie auftreten. Das ist generell so. Obwohl es das Buch „Blackout“ auf die Bestellerliste geschafft hat, und somit ein Problembewußtsein vorhanden sein müßte, werden die Politiker von diesen Leuten nicht richtig gefordert. Die da „Oben“ werden es schon richten. Als Laie kann ich nicht beurteilen, wie umfangreich Solaranlagen durch die Netzleittechnik in solchen Fällen einfach abgeschaltet oder gedrosselt werden können. Nach einigen Tagen wird aber wieder Normalbetrieb herrschen. Die Börsen dürften auch nicht unbeschadet davon kommen. Heißt also, am 20.03. sollte man in größerem Umfang Cash sein. Das kostet zwar was, aber es dürfte weit geringer sein als der Kursrückschlag. Als sensitiver vorrausschauender Anleger würde man dann belohnt. Muss jeder selbst wissen. Die eigentliche Katastrophe sehe ich in gezielten Anschlägen auf ausgewählte Strommasten, die dann eine ganze Trasse herunterlegen. Ich kann mir vorstellen, das 100 Anschläge reichen, D oder sogar weite Teile Europas in die Steinzeit zu beamen. Sehr lange Zeit. Die Frage ist, warum hat man es, wegen Kuffār murksen, noch nicht unternommen.

      • Herbert Saurugg

        „Blackout“ ist ein Erfolg, aber „die da oben“ haben leider nicht viel gerichtet … Ich kenne Marc Elsberg persönlich ;-). Die PV-Anlagen können von der Netzleittechnik nicht abgeschaltet werden, da das nicht vorgesehen ist. Es gab/gibt die Möglichkeit, die Wechselrichter bei 50,2 Hz vom Netz zu trennen – aber da hat man lange verschlafen und eine brandgefährliche Sollbruchstelle geschaffen. Wenn nämlich x GW zeitgleich vom Netz gehen und kurze Zeit darauf wieder zuschalten, war es das. Und dies ist eines der größten Risiken, auch wenn in Deutschland viele Anlagen nachgerüstet wurden – aber nicht im restlichen Europa.

        > Nach einigen Tagen wird aber wieder Normalbetrieb herrschen.
        Beim Strom hoffentlich, was da sonst alles in die Hose geht, lässt sich kaum abschätzen. „Blackout“ ist sehr realistisch recherchiert/geschrieben.
        Ein Wiener Risikoforscher kommt zur Einschätzung, dass es statistisch gesehen schon innerhalb von 24 Stunden Stromausfall zu AKW-Störfällen kommen könnte …

        > gezielten Anschlägen
        Leider reicht wesentlich weniger dazu aus … http://www.ploetzlichblackout.at/2014/03/14/s-risks-national-blackout-from-small-scale-attack – ja warum? Gilt das morgen auch noch?

        • Jürgen Clasen

          Eine realistische Zahl nenne ich hier nicht, weil sie so unglaublich gering ist und deshalb in meinen Augen die Wahrscheinlichkeit zunimmt, das es passiert. Aus diesem Blickwinkel haben wir ein völlig falsches Netz, ohne die nötige Redundanz gebaut bzw Dezentralisierung. Das kommt dabei heraus, wenn man den Experten aufgibt möglichst billig zu bauen. Sicherheit kostet aber Geld, ohne jede Ausnahme. Billig wird am Ende meist teuer, das dürfte schon jeder im Leben erfahren haben.

          • Jürgen Clasen

            Defekt in Hochspannungstation Stromausfall in Niederlanden stoppt Flüge und Züge
            Weite Teile der Niederlande sind ohne Strom. Betroffen ist auch die Hauptstadt Amsterdam und der dortige Flughafen sowie mehrere Krankenhäuser, auch der Zugverkehr steht teilweise still. Epizentrum ist eine Hochspannungstation.
            Wenn selbige zerstört wird, braucht es Tage, Monate bis es wieder läuft. Es ist keine VT, wenn man wenigstens einen kleinen Vorrat hält, den man laufend verbraucht und wieder ersetzt.

            • Herbert Saurugg

              Ja, die Eilmeldung hat bei einigen Teilnehmern des World Cafés zum Thema „Vorbereitung auf ein Blackout“ Gänsehaut hervorgerufen.

              Es ist wieder mal glimpflich ausgegangen. Mich hat die Einstellung des Flugverkehrs nach so kurzer Zeit überrascht, da man mir bisher aus diesem Bereich versichert hat, dass man wochenlang den Flugbetrieb aufrecht erhalten könne … man hat wohl zu wenig die Auswirkungen auf dem Boden mitbedacht … Flughäfen werden rasch zum Hotspot von gestrandeten Passagieren.

              Vorbereitet sein … ist sicher nicht verkehrt.

    • F. Malik

      Besten Dank für den Hinweis auf die Sonnenfinsternis und welchen Einfluss diese haben könnte. Das war mir so erst andeutungsweise bekannt. Ein Überschiessen einzelner Systemparameter zum Guten wie zum Schlechten ist immer möglich, daher sind die Patterns des Systemverhaltens so wichtig. Einem Überstretchen des Systems folgt fast immer eine entsprechende Bewegung in die Gegenrichtung, so wie Sie es andeuten.